PP11 PHOTO PRESSE DAS INSIDERMAGAZIN FÜR ERFOLGREICHES FOTOBUSINESS N–11 20–08–2015 SEIT 1945 FOKUS WIE WAHR SIND FOTOGRAFIEN? PORTFOLIO PROFESSIONELLE NATURFOTOGRAFIE BUSINESS EINSCHULUNGEN FOTOGRAFIEREN – TRAUMBERUF FOTOGRAF? PRODUKTE TAMRON 18-200MM SONY ALPHA 7RII PRAXIS START IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT – MIT DER FUJIFILM X-T10 UNTERWEGS FOKUS DIE WAHRHEIT ÜBER DIE WAHRHEIT DER BILDER TEIL I – FOTOJOURNALISMUS Bildmanipulationen beim World Press Photo Award, tendenziöse Bildausschnitte, fragwürdige tonale Überhöhungen: Bilder lügen wie gedruckt – seit Photoshop öfter und geschickter als je zuvor. Doch die Demarkationslinie zwischen Bildgestaltung und -manipulation verschwimmt. Plädoyer für einen subjektiven, autorenorientierten Blick auf den Bildjournalismus. T – Peter Schuffelen Eine Trauerprozession: Zwei Väter tragen ihre toten Kinder durch GazaStadt. Ein Bild voller Tragik, für das der schwedische Fotograf Paul Hansen 2013 den World Press Award gewann. Das Problem: Hansen hatte die Tragik weiter verstärkt, und plötzlich standen Manipulationsvorwürfe im Raum. Von falschen Schatten war die Rede und vom Verschmelzen mehrerer Bilder. Die World Press Photo Foundation reagierte, leitete eine Reihe fotoforensischer Untersuchungen ein. Die abschließende Diagnose: Farbentsättigung und HDR-artige Nachbearbeitungen des Lichts. Hinweise auf eine signifikante Foto-Manipulation oder ein Composing fanden sich weder in der JPEG- noch in der RAW-Datei – Hansen durfte den Preis behalten. Ein Grenzfall sicherlich, denn einerseits ließe sich argumentieren, Hansen habe sein Bild über die Maßen dramatisiert und damit einen tendenziösen Dreh gegeben. Andererseits spricht man dem Bildautor damit vorschnell die Autorenschaft ab. Denn wer will beurteilen, wie der Fotograf das Bild in diesem Augenblick gesehen hat? Hinzu kommt die Subjektivität jeglichen fotografischen Materials: Dass Kunstlicht für das menschliche Auge weiß wirkt, auf analogem Film aber gelblich oder grünlich wurde in der Vergangenheit ebensowenig beanstandet wie die Tatsache, dass der Himmel in Schwarzweißbildern nun mal grau ist und nicht blau. Mehr noch: Das Schwarzweiße gilt bis heute als besonders authentisch und wahrhaftig. »Je mehr über Begriffe wie ,Wahrheit‘, ,Realität‘ und ,Objektivität‘ diskutiert wird, desto mehr wird vielen bewusst, dass Glaubwürdigkeit weniger mit Chemie oder Physik zu tun hat als vielmehr mit den Personen, die die Fotos machen und veröffentlichen«, so Alfred Büllesbach, Landschaftsfotograf und Geschäftsführer der Bildagentur VISUM, in einem Aufsatz. Und weiter: »Jetzt, da Fotos aus binären Codes bestehen, die sich einfach verändern lassen wie Sätze mit Wörtern, ist die Glaubwürdigkeit auf das Engste an eine Autorenschaft geknüpft. Eine Folge ist, dass sich Fotojournalisten mehr Gedanken machen müssen über publizistische Verantwortung, Berufs- und Ausbildungsnormen, so wie es bei schreibenden Kollegen schon lange vorher geschehen ist.« Wohl war: Einen Leitartikel in der SZ wird jeder einigermaßen geschulte Leser anders lesen als einen in der Welt oder der Jungle World. Beim Betrachten eines Bilds fällt diese kritische Einordnung meist unter den Tisch. Warum eigentlich? PP11 6 DAS TRÜGERISCHE WIRKLICHKEITSVERSPRECHEN DER FOTOGRAFIE Die Hand der Natur habe abgedrückt, schreibt der englische Naturwissenschaftler und Miterfinder der Fotografie William Fox Talbot mit Blick auf seinen 1844 erschienenen Bildband »The Pencil of Nature«. Die Bilder seien »allein durch die Einwirkungen des Lichtes hervorgerufen worden, ohne irgendeine Mithilfe von Künstlerhand«. Karen Fromm, heute Professorin an der auf Fotojournalismus spezialisierten Hochschule Hannover, spricht in ihrer »Das Bild als Zeuge« betitelten Dissertation von einem unterstellten »Automatismus der Kamera«. Auch deshalb sei die Fotografie zur »zentralen Metapher für das Dokumentarische« avanciert und werde im Gegensatz zu Sprache und Malerei nicht in erster Linie als Zeichensprache wahrgenommen, sondern als unmittelbarer Abbildungsweise. Ein Deutungsproblem also, eine Art visueller Analphabetismus, der trotz vielfacher Dekonstruktionen bis heute weitverbreitet ist. Erkannt ist dieses gerade für den Bildjournalismus fatale naturalistische Verständnis von Fotografie schon lange, wie ein Blick in das »Handbuch Zeitungslehre« aus den 1970er-Jahren zeigt. »Nichts ist falscher als der Glaube, das Zeitungsbild sei ein objektiver Tatsachenbeweis«, konstatierten die Autoren Emil Dovifat und Jürgen Wilke. Lars Bauernschmitt, heute Editor in Chief bei der Bildagentur imagetrust und Lehrbeauftragter für Fotojournalismus, und Alfred Büllesbach stoßen 1995 in das gleiche Horn: »Wer als Fotojournalist glaubt, objektive Zeugnisse zu liefern, sollte nicht als Chronist auf die informationssuchende Menschheit losgelassen werden«, schreiben sie in einem Artikel für das Freelens-Magazin. Und weiter: »Fotos müssen nicht beschnitten, verfremdet oder montiert werden, um Falschinformationen zu transportieren.« Manipulationsvorwürfe entkräftet. Paul Hansen, dem zwischenzeitlich ein Composing unterstellt wurde, durfte den World Press Award 2013 behalten. F – Paul Hansen Beispiel eines nicht deklarierten Compsoings: Das Bild oben schaffte es auf den Titel der Los Angeles Times, ehe es als Montage entlarvt wurde. F – Brian Walski DER SCHMALE GRAD ZWISCHEN MANIPULATION UND SUBJEKTIVEM BLICKWINKEL Vordergründig einfacher verhält sich die Beurteilung von Bildern, bei denen eindeutig etwas hinzugedichtet oder weggenommen wird, bei denen die Größenverhältnisse wissentlich verändert wurden, der Bildausschnitt eine Information bewusst ausklammert oder die Bildunterschrift den Betrachter auf eine falsche Fährte lockt. Die Geschichte der Fotomanipulationen ist so alt wie die Geschichte der Fotografie selbst. Und doch, ein viertel Jahrhundert nach Erscheinen der ersten Photoshop-Version, der Möglichkeit also, theoretisch jeden einzelnen Pixel eines Bilds zu ändern, ist diese Möglichkeit (er-)greifbarer als je zuvor. Zwei besonders drastische Beispiele: Das Titelbild, das der Spiegel zuspitze, in dem er zwei BundesgrenzschutzBeamte in das Bild einer Schlange von Asyl-Antragstellern einmontierte. Oder das Bild, das der »Los Angeles Times«-Fotograf Brian Walski aus zwei Shots fertigte, um »den perfekten Moment« zu kreieren und damit das reale Geschehen tendenziös verdrehte. Beispiele, die deutlich machen, dass eindeutige Regeln über das, was im Fotojournalismus zulässig ist und was nicht, unverzichtbar sind. Unterstrichen wird diese Notwendigkeit von der hohen Zahl an Bildern, die beim letzten World Press Photo Award aufgrund manipulativer Indizien ausgesiebt wurden (siehe Interview). FOKUS Irakischer Soldat, umgeben von amerikanischen Soldaten, im Irak-Krieg 2003. F (Mitte) – AP Photo/Itsuo Inouye, Montage Ursula Dahmen, Der Tagesspiegel. Und doch bleibt die Frage der Grenzziehung eine relative, eine, die nur von Fall zu Fall neu entschieden werden kann. »Our pictures must always tell the truth«, konstatiert die Associated Press. Schön und gut, die Frage ist nur: Welche? Ein Beispiel: Der AP-Fotograf Itsuo Inouye fotografierte im IrakKrieg 2003 einen US-Marine, der einen am Boden liegenden, erschöpften irakischen Soldaten von rechts mit Wasser aus seiner Feldflasche versorgt, während ein links davon stehender US-Soldat ihm den Lauf seines MG an die Schläfe hält (siehe Bild). Hätte sich der Fotograf auf die rechte Bildhälfte beschränkt, er hätte auf die amerikanische Hilfsbereitschaft fokussiert, bei der linken Fotohälfte auf die willkürliche Gewalt gegen einen Wehrlosen. Inouye entschied sich, den ganzen Bildausschnitt zu zeigen. Eine ausgewogene, nachvollziehbare und doch nicht zwingend die einzige Entscheidung, zumindest nicht, wenn das Bild Teil einer vielschichtigen Reportage gewesen wäre. Frosch- oder Menschenperspektive, Brennweite, Cropping, dieser oder jener Augenblick ein paar Sekunden später: Fotografien, daran müssen sich auch geschulte Betrachter immer wieder aufs Neue erinnern, sind sekundenbruchteilige Realitäts-Schnipsel, aufgenommen aus einem subjektiven Blickwinkel, »entwickelt« und nachbearbeitet mit verschieden wirkenden RAWConverter- und Bildediting-Tools und damit weit davon entfernt, ein umfassendes und objektives, kurz: das wahre Bild eines Geschehens zu liefern. PP11 7 PORTFOLIO NATURFOTOGRAFIE NATÜRLICH. SCHÖN. Die ersten Filmaufnahmen entstanden mit gerade einmal elf Jahren in der weiten Natur Europas – unterwegs im alten Unimog seiner Eltern und wenig Kameraequipment. Mittlerweile ist seine Ausstattung etwas größer geworden und er zählt zu den aufstrebenden Naturfotografen, die eben einen ganz besonderen Blickwinkel für ihre Motive haben – eben das natürlich Schöne. Die Rede ist von Florian Smit. T – Linda Schröder F – Florian Smit »Meines Erachtens erreicht ein Foto erst dann höchste Qualität, wenn es bei seinem Betrachter eine Emotion hervorruft. Es geht nicht um die Technik, die ist ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck. Die Natur ruft in mir immer Emotionen hervor.« Mit dieser Liebeserklärung an die Natur beschreibt Smit seine Arbeit als Naturfotograf. Und eben diese liebt er, da die Natur ihn immer wieder vor neue Aufgaben und Herausforderungen stelle, für die man keineswegs weit reisen müsse. Viele von Smits Motiven sind in seiner Heimat in Norddeutschland entstanden. Mit 19 Jahren und unmittelbar nach Abschluss der Fachhochschulreife stellte sich für Smit die Frage nach der Zukunft. Seine eigentliche Ausbildungsrichtung der Metalltechnik lockte kaum, war die Fotografie doch schon ein viel zu großer und bedeutender Teil seines Lebens geworden. »Manchmal musst du tun, was dein Herz dir rät«, beschreibt Smit seine Entscheidung, Fotograf zu werden. Die Ausbildung zum selbigem brachte nicht immer nur Positives mit sich, was Smit aber nicht davon abbrachte, sich stetig weiterzubilden und seine Arbeiten immer wieder zu verbessern. Und das wird auch in seinen Bildern deutlich. Die Liebe zum Detail prägt jedes seiner Werke. Der Schönheit der Natur wird Florian Smit in all seinen Aufnahmen gerecht. Wir erkennen hier einen jungen, ambitionierten Fotografen, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat und dies lebt. Ein Mann, der irgendwann im Leben eine Entscheidung getroffen hat – die Entscheidung, Naturfotograf zu werden. Dass dies der richtige Entschluss für ihn war, sieht man in seinen Bildern. Lesen Sie hierzu auch unseren Praxisteil: »Mein Start in die Selbstständigkeit«. FLORIAN SMIT ist gerade einmal 22 Jahre jung, fotografiert seit seinem elften Lebensjahr, absolvierte die Fachholschulreife im Bereich Metalltechnik, hat vor einigen Wochen die Gesellenprüfung zum Fotografen als Innungsbester bestanden und beginnt nun seinen spannenden Weg als selbstständiger Naturfotograf. PP 11 10 PORTFOLIO PP11 11 BUSINESS FOTORECHT EINWILLIGUNGSERKLÄRUNG BEI MITARBEITERFOTOS Ein wichtiges Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts zum Recht am eigenen Bild im Beschäftigungsverhältnis vom Dezember 2014 ist Gegenstand dieses Beitrags im Rahmen unserer neuen Fotorechts-Serie. T – David Seiler Zahlreiche Fotografen dürfen sich über Aufträge von Firmen freuen, deren Mitarbeiter zu fotografieren. Die Fotos werden dann in Broschüren, Veranstaltungsunterlagen oder auf der Webseite verwendet, teils zur Information über den Ansprechpartner oder Referenten, teils zu Werbezwekken. Nach einem aktuellen Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG, Urt. v. 11.12.2014 - 8 AZR 1010/13) ist von der weit verbreiteten Praxis, die Mitarbeiter ohne nähere Vereinbarungen lediglich zum Fototermin zu bitten, abzuraten. DAS RECHT AM EIGENEN BILD UND DAS DATENSCHUTZRECHT Aufnahmen einer Person, auf denen diese Person als solche zu erkennen ist, werden als »Bildnisse« bezeichnet. Für diese gilt das Recht am eigenen Bild, welches im Kunsturhebergesetzes (KUG) geregelt ist. Daneben regelt das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG), wie mit Informationen über natürliche Personen umgegangen werden darf. Wie eine Person aussieht, Haar oder Augenfarbe sind personenbezogene Daten, die unter das BDSG fallen. Veröffentlichungen von Bildnissen nach dem Kunsturhebergesetzes bedürfen grundsätzlich der vorherigen Zustimmung (=Einwilligung, Model Release) der abgebildeten Person, wenn kein gesetzlicher Ausnahmefall vorliegt. Die Einwilligung nach KUG kann formfrei erfolgen. Das BDSG hingegen fordert grundsätzlich die Schriftform für eine wirksame Einwilligung sowie einer verständliche Informationen darüber, worin eingewilligt wird und die Freiwilligkeit dieser Einwilligung. Gerade im Arbeitsverhältnis wird an der Freiwilligkeit der Einwilligung aufgrund des bestehenden Abhängigkeitsverhältnisses und der Weisungsabhängigkeit der Arbeitnehmer gezweifelt. Ausgangsfall war ein Videoclip, den ein Unternehmen mit Mitarbeitern als Models hat drehen und zu Werbezwecken auf seiner Webseite stellen lassen. Die Mitarbeiter haben hierzu auf einer Namensliste unterschrieben, der einen Einwilligungstext mit konkreter Angabe des Verwendungszweckes der Aufnahmen vorangestellt war. In dem Videoclip war der Mitarbeiter in DAVID SEILER ist seit 1997 als Rechtsanwalt zugelassen. Nach über 18 Jahren Tätigkeit in Mainz und Frankfurt a. M. ist er seit März 2015 Partner in einer Rechtsanwaltskanzlei in Cottbus. RA Seiler ist Autor zahlreicher Beiträge zum Urheberund Fotorecht und Mitautor des Buchs »Internet-Recht im Unternehmen«. Er hält Vorträge zu Foto-, Urheber- und Bildnisrecht sowie Kreditkarten- und Datenschutzrecht. Seit 1988 fotografiert RA Seiler nebenberuflich. Er ist Mitglied bei Freelens e.V. und im Verwaltungsrat der VG Bild-Kunst. PP 11 20 einer Sequenz kurz am Steuer eines Fahrzeuges, in einer für mehrere Sekunden auf einer Gruppenaufnahme zu sehen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen stellte sich der Mitarbeiter auf den Standpunkt, dass er keine wirksame Einwilligung zur Veröffentlichung der Aufnahmen gegeben habe. Vorsorglich widerrief er seine Einwilligung und forderte ein Schmerzensgeld in Höhe von mindestens drei Brutto-Monatsgehältern. Das BAG hatte nun über die Frage zu entscheiden, ob und in welcher Form eine Einwilligung zu erteilen ist, ob die Aufnahmen auch ohne Einwilligung hätten verwendet werden dürfen und ob der Widerruf der Einwilligung nach dem Ausscheiden wirksam war. Anders als die Datenschutzaufsichtsbehörden hat sich das BAG auf den Standpunkt gestellt, dass auch im Arbeitsverhältnis eine Einwilligung von Mitarbeitern wirksam erteilt werden kann. Zwar erklärt das Gericht, dass das Recht am eigenen Bild im KUG als das speziellere Recht dem BDSG vorgeht. Anders als das BDSG enthält das KUG keine Forderung, dass eine VERANSTALTUNGEN FOTOWERKSTATT LETZTE PORTRAITTAGE MIT STARBESETZUNG Die FotoWerkstatt präsentiert am 13. und 14. September 2015 zum letzten Mal die beliebten Portraittage – diesmal in Bad Boll bei Stuttgart. Mit dabei: Dan Hecho, einer der besten Fotografen der Ukraine, der sich auf die Bereiche Nude und Wedding Photography spezialisiert hat, sowie der Hasselblad Master Kevin Then aus Malaysia, einer der erfolgreichsten Hochzeits- und Fashionfotografen Asiens. T – Linda Schröder Einer der beiden hochkarätigen Referenten ist Kevin Then. Er gehört zu den bekanntesten Fotografen Asiens. Der heute 36-Jährige wurde bereits 2008 mit dem Hasselblad Master für seine überzeugende Arbeit ausgezeichnet. Wie begehrt aber auch der geschäftstüchtig Kevin als Hochzeitsfotograf ist, verdeutlicht die Tatsache, dass er im Jahr 2014 120 Brautpaare fotografiert hat, die durchschnittlich 4.000 Euro für eine Fotosession mit ihm bezahlt haben. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt neben der Hochzeitsfotografie auch im Bereich der Modefotografie. Direkt im Anschluss an die Portraittage findet am 15. und 16. September ein Intensivworkshop mit Dan Hecho statt: Der 41-Jährige zählt in seiner Heimat Osteuropa zu den besten und anerkanntesten Fotografen, der sich schwerpunktmäßig mit den Gebieten der Aktfotografie und der Hochzeitsreportage beschäftigt. Der gebürtige Ukrainer lebt und arbeitet in Kiew. Er studierte Fotografie bei verschiedenen internationalen Master Class-Fotografen. Sein Hauptaspekt in der Fotografie: die Schönheit und Sinnlichkeit der Frauen darzustellen. Die stilvolle Aktfotografie einerseits und die gefühlvolle Hochzeitsfotografie andererseits bilden dabei seine kreative Schaffensgrundlage. 2011 gewann er den National Russian Photography Award in der Kategorie Nude. Gleichzeitig gehörte er bei den ersten Photoshoot Awards Nude 2013/2014 zu den Finalisten. In seinem ganztägigen Seminar wird Dan Hecho intensiv auf seine beiden Arbeitsbereiche Nude und Wedding eingehen und in einem ausführlichen Live-Shooting im Bereich der Aktfotografie praktisch veranschaulichen. Die Portraittage dienen vor allem der professionellen Weiterbildung, aber auch der Steigerung des wirtschaftlichen Erfolgs der Teilnehmer. Mit nach Hause genommen werden sollen laut Veranstalter neue Ideen und Inspiration für die tägliche Arbeit im eigenen Studio. Auch der professionelle Austausch mit den Referenten und das »Netzwerken« unter den teilnehmenden Berufsfotografen stehen bei den Portraittage-Veranstaltungen besonders im Fokus. Begleitet werden die Seminartage von Fachausstellungen namhafter Firmen der Fotobranche, die ihre Neuheiten präsentieren. F – Dan Hecho PP 11 24 F – Kevin Then PRODUKTE SONY ALPHA 7R II VOLL AUF DIE ZWÖLF Zur Einführung der neuen Alpha 7R II wurde uns die Möglichkeit gegeben, in einem Boxschuppen in Berlin-Kreuzberg bei ein paar Trainingskämpfen zu fotografieren. Und es ist uns bereits nach der ersten Runde klar geworden, warum uns Sony bei 36°C Temperatur in eine kleine Halle gelockt hat, damit wir prügelnde junge Männer ablichten: Das gute Stück Alpha 7RII ist tatsächlich der ideale Begleiter für jeden Sportfotografen. T / F – Bastian Heinen Denn man ist sofort gebannt von der schier unglaublichen Schnelligkeit und Qualität. Jede verbissene Regung in der Mimik, jeder fliegende Schweißtropfen – wer einmal den Sucher an die Augen setzt, kann sich sicher sein, dass er keine wichtige Szene verpasst. Gerade bei der Nachbereitung der Bilder ist uns die beeindruckende und durchgängig hohe Auflösung der Serienaufnahmen, die bis ins allerkleinste Detail knackig wirkt, positiv aufgefallen. Auf den ersten Blick wirkt sie nicht direkt wie eine 3.500 Euro teure Vollformatkamera. Zwar erkennt man klar, dass es sich um eine Sony Alpha handelt. Doch erst mit Blick auf die technischen Daten schaut man zunehmend verblüfft auf diese kleine Wunderkiste. Sie ist mit einer Vielzahl von sinnvollen Neuerungen gespickt, zu denen unter anderem ein fortschrittlicher 1-Zoll Exmor CMOS Sensor gehört, mit dessen Power eine um Faktor 3,5 schnellere Signalverarbeitung und die volle Unterstützung der beachtlichen 42,4 Megapixel möglich ist. Aufgefallen ist uns auch der neue Fünf-Achsen-Bildstabilisator, der in Kombination mit der brutal kurzen Verschlusszeit von 1/32.000s für stets gestochen scharfe Bilder selbst bei sich stark bewegenden Objekten sorgt. Im Bereich Video ist die 7RII die erste Kamera der Alphafamilie, die 4K-Auflösung voll unterstützt. Die Clips sind allerdings auf maximal fünf Minuten begrenzt, was vielen Profis vielleicht nicht reichen wird. Dieses kleine Manko nehmen wir aber nicht so ernst und erfreuen uns an der wirklich herausragenden Qualität der Aufnahmen. Die 40-fache Superzeitlupe bietet viel kreativen Spielraum für beeindruckende Slow-MotionVideos: Zwar sind diese in voller Auflösung zeitmäßig begrenzt, machen dies aber durch wirklich spektakuläre Qualität wieder wett. In der Sportfotografie allerdings macht die kompakte 7R II wie oben erwähnt eine noch bessere Figur. Sofort bemerkt man, dass hier Sony wirklich an den richtigen Schrauben gedreht hat: Der spürbar schnellere und qualitativ hochwertigere Bildprozessor, kombiniert mit zackiger Verschluss- und Autofokuszeit, lassen uns gar nicht mehr den Finger vom Auslöser nehmen. ● WAS WIR MEINEN Am Ende vom Lied können wir nur ein Kompliment an Sonys Techniker geben und sind gespannt, ob sich die Alpha 7R II in einem ausgiebigen Test immer noch so herausragend gut schlägt wie an diesem Nachmittag. Nur im Bereich 4K wirkt sie mit Hinblick auf die unfassbar großen Datenmengen noch ein wenig überfordert, doch ist dies ja auch nicht ihre Kernkompetenz. PP 11 26 PRAXIS FOTOGRAFEN UND BEWEGTE BILDER UND ACTION – DAS FILMPROJEKT KANN STARTEN Die DSLR-Filmausrüstung ist zusammengestellt, der Umgang mit Follow-Focus, Steady und Rig wurde bis ins Detail geübt und die Story für die erste, eigene Filmproduktion steht. Obwohl zwischen der Welt des stehenden und der des bewegten Bildes durchaus technische Parallelen vorhanden sind, erfordert das Arbeiten mit dem bewegten Bild eine andere Vorgehens- und Denkweisen. Im vorherigen Teil dieser Serie stand die Vorbereitung im Fokus. In diesem Teil befassen wir uns mit der Umsetzung des Projekts im Dreh. T – Michael Nagel, Dozent, Trainer und Projektleiter Photo+Medienforum Kiel Größere Fotoshootings oder Hochzeiten werden in der Praxis mit mindestens einem zusätzlichen Assistenten durchgeführt. Und beim Film? Nehmen Sie sich bei Ihrem nächsten Kinobesuch die Zeit und werfen Sie einen langen Blick auf den Abspann des Films. Selbst bei der Produktion eines Kurzfilms stehen dem Filmemacher deutlich mehr Assistenten zur Verfügung als bei einem professionellen Fotoshooting. Während eine Filmdokumentation ohne weitere Assistenz auskommt, wird bei größeren Produktionen und Hochzeiten mindestens eine weitere Person benötigt, die sich um Ton oder/und Licht kümmert. Wie in der Fotografie auch, setzt der verfügbare Zeit- und Kostenrahmen die Grenze von Personal- und Materialeinsatz. Filmen im Team. Sofern nur eine Hauptkamera, die zeitgleich den Ton aufnimmt, eingesetzt und ohne zusätzliches Licht gefilmt wird, können Sie in der Regel ohne Assistenz drehen. Nach meiner Erfahrung ist jedoch der Einsatz einer weiteren Kamera, um z. B. aus anderen Perspektiven und von anderen Standorten aus zu filmen, von Vorteil. Auch zeitgleiche Situationen oder eine »SchussGegenschuss«-Aufnahme (bei sich gegenüberstehenden Personen), können nur mit einer zweiten Kamera umgesetzt werden. Wird eine Klappe zwecks »Markierung« der einzelnen Einstellungen und Takes benötigt, muss ein weiterer, dritter Assistent eingeplant werden. Dieser »Multi-Assistent« kümmert sich außerdem um die Aussteuerung des separat aufgezeichneten Tons und setzt das Licht am Set. Zusätzlich übernimmt er die Sicherung und Verwaltung der Video- und Audiodaten auf einem mitgeführten Backup-Rechner und sichtet die Filmsequenzen in den Drehpausen. PP 11 30 KAMERAEINSTELLUNGEN Sehr gut geeignet sind lichtstarke Festbrennweiten mit manueller Fokussierung und einem langen Fokusweg. Standard-Zooms eignen sich eher weniger. Im Grunde unterscheiden sich die Grundeinstellungen einer DSLR- oder Systemkamera im Filmmodus nicht von denen in der Fotografie. Hier gilt: manuelle Einstellung von Weißabgleich, Belichtung, ISO-Wert, Fokus und Blende. Bedenken Sie bitte, dass Sie den Bildstil, also die Parameter für Sättigung, Farbe, Kontrast, Schärfe usw., möglichst exakt für alle verwendeten Kameras festlegen! Die MPEG-Komprimierung beim Film entspricht im weitesten Sinne der bei einem JPEG-Bild. Kleinere Korrekturen sind in der späteren Filmbearbeitung möglich, umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten ohne sichtbaren Qualitätsverlust jedoch nur in einem unkomprimierten Video-RAW-Format. Insbesondere bei Aufnahmen von Bewegungen oder bei Kameraschwenks bzw. Kamerafahrten auf einer Schiene (Slider) sollte sich die Verschlusszeit in einem Bereich von 1/50 bis ca. 1/100 sec bewegen. Zu kurze Verschlusszeiten verhindern flüssige Bewegungen und sorgen für unschönes Ruckeln im Film. Verschiedene ND-Graufilter gehören unbedingt ins Kameragepäck, um die Lichtmenge zu begrenzen, wenn die Möglichkeit über die Blende und den ISO-Wert ausgereizt ist. Ob in Full-HD- oder 4K-Aulösung gefilmt wird, entscheidet u. a. der Auftraggeber oder/und das Ausgabemedium. In den meisten Fällen wird eine Aufnahme mit 25 Bildern/sec (25 fps) in Full-HD (1080p), MPEG-4 / H.264, gespeichert im MOV-Container, den Ansprüchen genügen. KOMMERZIELLE VIDEOAUFNAHMEN Mit dem Kauf der Kamera bzw. der Videoschnittsoftware ist die Nutzung nur für private Zwecke gestattet. Dieser Hinweis versteckt sich in den Handbüchern und Bedienungsanleitungen der Hard- und Softwarehersteller. Grund: Die MPEG LA hat die Patentrechte für den Videocodec MPEG4/H.264. Bisher erhebt der Lizenzgeber jedoch nur für große Verbreitungsauflagen entsprechende Gebühren. Doch die Sachlage ist nicht ganz klar geregelt und hängt von der Interpretationsbreite des US-Unternehmens ab. Im Zweifel: vorher informieren! Weitere Infos hierzu: www.mpegla.com EINSTELLUNG, SZENE UND TAKE Vereinfacht dargestellt, setzt sich eine Filmeinstellung (Sequenz) aus einzelnen Szenen zusammen, die wiederum aus mehreren Takes (Durchgängen) bestehen. Diese Informationen werden meist handschriftlich PRAXIS SOFTWARE DURCHGEHENDE SCHÄRFENTIEFE FÜR PRODUKTFOTOS Die Software Focus projects professional vollführt Focus-Stacking vom Feinsten. Dabei ist Focus-Stacking nicht nur bei Makroaufnahmen zu empfehlen. Vor allem Produktfotografen können in puncto Ergebnis und Zeitersparnis extrem profitieren. T – Adriana Reuter Die Ein-Klick-Lösung erzeugt aus einer beliebigen Schärfereihe ein einzelnes Bild mit durchgehender Schärfentiefe in Perfektion. Dabei wendet sich die Anwendung nicht nur an Hobby-, sondern auch explizit an Profifotografen, beispielsweise aus dem Werbe- und Industriebereich. Die Software ist über den Onlineshop herunterzuladen, als BoxVersion bei Franzis zu bestellen oder im Fachhandel zu erwerben. Da die Software nicht mehr brandneu ist, kann sie sogar recht günstig für 69 Euro (vorher 129 Euro) gekauft werden. Das aus der Makrofotografie bekannte Focus-Stacking dient zur Schärfentiefeerweiterung und bedient sich aus fotografischer Aufnahme- sowie digitaler Bildbearbeitungstechnik. Dabei werden Serienaufnahmen hintereinander gestapelt. Allerdings handelt es sich nicht um Belichtungsreihen, sondern um Bildfolgen, bei denen lediglich die Fokussierung verändert wurde. Focus projects professional ist darauf abgestimmt, Motive aus Bildreihen mit unterschiedlichen Schärfeebenen automatisch herauszuarbeiten und in einer einzelnen Aufnahme abzubilden. Dafür verwendet die Software acht speziell entwickelte Focus-Stacking-Algorithmen, die mit einer 32-Bit Genauigkeit arbeiten und die einzelnen Aufnahmen nach automatischer oder individueller Gewichtung der Schärfegrade deckungsgleich anpassen. Dabei können bis zu 400 Fotos mit unterschiedlichen Schärfeebenen im RAW-, TIFF- oder JPEG-Format zu einem einzelnen Stack verrechnet werden. INSTALLATION UND ERSTE SCHRITTE Mausklick auf den Button Per Klick kann Focus projects professional von der Homepage des Herstellers unter www.franzis.de heruntergeladen und installiert werden. Um einen Freischaltcode zu erhalten, ist eine Registrierung bei Franzis notwendig, woraufhin der Code per Email zugeschickt wird. Eine Bildreihe wird über den Button Bildsequenz laden oder über das Datei-Menü geladen. In dem sich öffnenden Dialogfester können Sie die Reihe auf das anschließende Stacking vorbereiten, indem Sie den Weißabgleich und die Ausrichtung angleichen sowie die Bilder ein wenig entrauschen, wenn notwendig. Mit einem Klick auf den Pfeil nach rechts bestätigen Sie die Einstellungen. Eventuell kann die Software bei großen Datenmengen eine Warnung ausgeben. Hier muss man sich entscheiden, die Bilder entweder zu verkleinern oder die Fokusreihe um einige Aufnahmen zu reduzieren. Nun rechnet die Software die einzelnen Schärfeebenen zu einem Bild mit durchgehender Schärfentiefe zusammen. DAS ZWISCHENERGEBNIS Das Zwischenergebnis erscheint im aufgeräumten und gut strukturierten Interface. Bei dem verwendeten Beispielbild wurden 22 Einzelaufnahmen verrechnet. Bis auf zwei Stellen im Bild, ist das Motiv perfekt scharf errechnet worden. Die Software bietet die Möglichkeit, diese erwähnte Unschärfe mithilfe des Pinsel-Werkzeugs manuell zu bearbeiten. Das Pinsel-Werkzeug aktiviert der Anwender in der Optionsleiste per PP 11 32 Gewichte bearbeiten. Daraufhin zeigt die Software eine Aufteilung des Bildes in den Farben Rot, Blau und Grün an. Jede Farbe symbolisiert, welcher Bildteil, aus welchem Einzelbild der Reihe stammt. Somit fällt es leichter zu erkennen, in welchem Bild die Unschärfe im Zwischenergebnis entspringt. Hier muss sich der Anwender entscheiden, welches Bild wie gewichtet und in die Berechnung einbezogen werden soll. Folgendes Vorgehen ist am effektivsten: Als ersten Schritt lokalisieren Sie ein Einzelbild, indem der unscharfe Bildteil im Zwischenergebnis perfekt scharf abgebildet ist. Haben Sie es gefunden, klicken Sie auf das Vorschaufenster und sind automatisch wieder im Bearbeitungs-Modus. Wählen Sie jetzt die entsprechende Farbe des lokalisierten Bildes und markieren Sie mit dem Pinsel-Werkzeug im großen bunten Vorschaufenster den Bereich, der im Fokus liegen soll und eliminieren somit die Unschärfe. Sollten Sie den Bereich unsauber markiert haben, können Sie die Korrekturen mithilfe des Radiergummi-Werkzeugs rückgängig machen. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden, klicken Sie auf die Malerpalette, die sich ebenfalls in der Optionsleiste befindet und kommen automatisch in den Post-ProcessingBereich. PRAXIS BERUFSWEGE START IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT Es begann wohl alles damit, dass meine Eltern in meiner Kindheit bereits weite Reisen mit mir unternahmen. Wir fuhren mit einem ausgebauten Unimog durch ganz Europa. Schweden, Norwegen, Finnland, Island, die Shetlands, Schottland, Frankreich, Österreich, die Schweiz, Belgien und Italien, um nur einige Länder zu nennen, die ich schon als Kind bereisen durfte. Es waren naturnahe, sehr einfache Urlaube ohne Hotels und Campingplätze. Wir waren immer dort, wo man weite, einsame Wanderungen unternehmen konnte und die Natur des Landes hautnah erlebte. Damals noch analog, fotografierte mein Vater die gesehene Natur und auch ich belichtete meine ersten Filme. Damals war ich ungefähr elf Jahre alt. T – Florian Smit PP 11 34 PRAXIS PP 11 35 PRAXIS FUJIFILM X-T10 FEST IM GRIFF PP 11 38 Wie nah kann man die drei Pole »Kompaktheit«, »Bedienungsfreundlichkeit« und »Bildqualität« zusammenrücken oder sogar auf den Punkt bringen? Wir haben die Fujifilm X-T10 genau darauf hin getestet. In den Bergen, wo auch sonst. Und diese Erfahrungen geben wir gerne weiter. T / F – Wolfgang Heinen PRAXIS PP 11 39
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