Zur Pressemitteilung

PRESSEINFORMATION
Dringender Nachbesserungsbedarf beim Effektivkostenausweis
Jüngste DIA-Studie belegt: Die derzeit von Lebensversicherern ausgewiesenen Werte schaffen
weniger statt mehr Transparenz / Gesetzgeber muss Berechnungsstandards vorgeben
Mit der Verpflichtung der Lebensversicherer, ab dem 1. Januar 2015 die Effektivkosten ihrer
Tarife in den Produktunterlagen auszuweisen, wurde nicht mehr, sondern weniger Transparenz geschaffen. Das ist ein Fazit der jüngsten Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), die in der vergangenen Woche veröffentlicht worden ist. „Das liegt allerdings
nicht an der Kennziffer selbst, sondern am schlechten Handwerk des Gesetzgebers. Er hat es
versäumt, eine einheitliche Berechnungsmethode vorzugeben. Daher sind die ausgewiesenen Ergebnisse in keiner Weise vergleichbar. Dem Sparer wird eine Transparenz vorgegaukelt, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist“, kritisiert Dr. Mark Ortmann, Geschäftsführer des Berliner Instituts für Transparenz (ITA), das im Auftrag des DIA die Studie „Mehr
Transparenz, weniger Kosten? – Was hat das Lebensversicherungs-Reformgesetz gebracht?“ angefertigt hat.
Im Rahmen der Studie wurden für alle untersuchten Renten- und Riester-Tarife die von den
Anbietern ausgewiesenen Effektivkosten mit Werten verglichen, die nach einer einheitlichen
Methode berechnet wurden. „Das Ergebnis ist eine Katastrophe“, resümiert Ortmann. „Mit
den Werten der Anbieter kann niemand etwas anfangen.“ Zum Beleg für die Abweichungen
führt er ein Beispiel an: In den Produktunterlagen des Versicherers werden 0,32 Prozent Effektivkosten ausgewiesen. Die vom Analyseunternehmen Morgen & Morgen ermittelten
Effektivkosten betragen 0,63 Prozent. Das macht eine Abweichung von 97 Prozent. „Solche
Abweichungen haben wir in der Studie reihenweise festgestellt. Nur in wenigen Fällen
stimmten die Angaben des Anbieters mit den Werten von Morgen & Morgen überein.“
Die Abweichungen sind auf den fehlenden einheitlichen Standard für die Kennziffer zurückzuführen, die sich bei sachgerechter Handhabe sehr gut eignet, Versicherungstarife vergleichbar zu machen. Aber es fehlen bislang eine klare Definition, welche Parameter in der
Berechnung zu berücksichtigen sind, und welche Wertentwicklung und Gesamtverzinsung
zugrunde zu legen sind. Manche Anbieter, rechnen mit nur einer festen Wertentwicklung,
andere mit der für das Angebot vorgegebenen, andere wiederum mit mehreren Konstellationen. Manche berücksichtigen unterschiedliche Gesamtverzinsungen, andere hingegen halten die Gesamtverzinsung fest. Ein Anbieter weist zwei getrennte Quoten aus: Die Kostenquote des Versicherungsmantels und die Fondskosten. Es wird auf der Basis der Wertentwicklung vor oder nach Fondskosten gerechnet.
„Zum Teil werden Kosten im Risikobeitrag berücksichtigt. Zulagen bei Riester gehen manchmal in die Berechnung ein, manchmal aber auch nicht. Die Anbieter dynamischer Hybride
rätseln über den Umgang mit den kollektiven Kosten im Sicherungsvermögen. Diese Aufzählung ließe sich noch beliebig fortsetzen“, beschreibt Ortmann das Dilemma. Jeder Versicherer rechne nach eigenem Gusto. Der fehlende Standard lade dazu ein, an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen, um die Effektivkosten ein wenig zu schönen. „Die Dummen
sind die Kunden und jene Versicherer, die sich ernsthaft um größere Transparenz bemühen.“
Dieser Zustand darf, das fordert DIA-Sprecher Klaus Morgenstern, nicht bis zur Einrichtung
der geplanten Produktinformationsstelle Altersvorsorge, die einen Berechnungsstandard
vorgeben soll, anhalten. „Nachdem der Gesetzgeber planlos und überstürzt den Effektivkostennachweis eingeführt hat, muss er nun schnellstens eine Normierung bewirken. Wenn
damit bis zum Start der Produktinformationsstelle gewartet wird, wäre das staatliche Beihilfe zur Desinformation der Sparer.“
Berlin, 21. Mai 2015
Weitere detaillierte Ergebnisse der Studie finden Sie auch in dieser Presseinformation und auf
der DIA-Homepage.
Kontakt:
Deutsches Institut für Altersvorsorge GmbH
Charlottenstraße 68, 10117 Berlin
Klaus Morgenstern
Mitglied des Sprecherkollegiums
Chefredakteur Dienste
Tel: 030 – 201 88 583
Mobil: 0152 – 29 93 86 79
[email protected]
www.dia-vorsorge.de