Medienmitteilung Aarau, Januar 2016 Camille Graeser und die Musik 30. Januar – 10. April 2016 Aargauer Kunsthaus, Aarau Dynamisch und rhythmisch reihen sich die bunten Quadrate und Balkenelemente in den Gemälden und Skizzen aneinander. Die Arbeiten des gebürtigen Schweizers Camille Graeser (1892 – 1980) wirken mal streng geometrisch, mal erscheinen sie als ein tanzendes Gefüge bewegter Bildelemente. Mit der Ausstellung Camille Graeser und die Musik rückt ein wichtiger, bisher wenig erforschter Aspekt im Schaffen des Künstlers in den Blick: Camille Graesers Verhältnis zur Musik. Im Fokus der Ausstellung stehen die zwischen 1946 und 1955 entstandenen "Loxodromischen Werkgruppe zeigt Klangmuster auf den das Kompositionen" 1. Einfluss, bildnerische den Die rund musikalische Schaffen von 70-teilige Rhythmen Camille und Graeser ausübten. Der in Carouge bei Genf geborene Camille Graeser (1892 – 1980) gilt als wichtiger Wegbereiter der konstruktiv-konkreten Kunst der Nachkriegszeit. 1933 emigriert er von Stuttgart nach Zürich, wobei er sich als ehemaliger Möbeldesigner, Grafiker und Innenarchitekt gänzlich der bildenden Kunst verschreibt. Als Mitglied der "Zürcher Konkreten" zählt er zu den zentralen Sammlungspositionen des Aargauer Kunsthauses. Immer wieder sind seine Arbeiten im Verbund mit Zeitgenossen wie Sophie Taeuber-Arp (1889 - 1943), Max Bill (1908-1994), Richard Paul Lohse (1902-1988) oder Verena Loewensberg (1912-1986) zu sehen. 2013 – im Rahmen der thematischen Gruppenausstellung Rhythm in it - machte das Aargauer Kunsthaus erstmals 1 Der Begriff "Loxodrom" stammt aus der sphärischen Trigonometrie und benennt eine kurvige, schiefverlaufende Linie auf einer Kugeloberfläche, die in gleichem Winkel durch alle Längsachsen schneidet. Bei Graeser steht der Begriff als Metapher für ein Verlassen von bildkünstlerischen Idealen, wie der kompositionellen Unterscheidung von Vorder- und Hintergrund. auf Camille Graesers Bezug zur Musik aufmerksam. In der Ausstellung Camille Graeser und die Musik wird der Ansatz zum Programm. Als konkreter Künstler pflegt Camille Graeser eine nüchterne Formensprache, die auf erzählerische Inhalte verzichtet. Im Gegensatz zu seinen Weggefährten Max Bill (1908-1994) und Richard Paul Lohse (1902-1988), die einen streng theoretischen Ansatz verfolgen - wählt Graeser eine freiere und poetischere Herangehensweise, indem er das Schaffen von Bildern mit dem virtuosen Komponieren von Musik vergleicht. So umschreibt er die konkrete Kunst nicht nur mit "Reinheit, Gesetz und Ordnung", sondern ebenso mit "sichtbar gestaltetem malerischem Klang, ähnlich der Musik". Seine ersten Überlegungen zur Analogie von Kunst und Musik macht er in den Vorlesungen von Adolf Hölzel (1853-1934) an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Des Weiteren dienen ihm Johann Sebastian Bachs (1685 – 1750) Zyklus "Kunst der Fuge" aus den 1740er-Jahren, die freie Tonalität Paul Hindemiths (1895 – 1963), wie auch die Zwölftontechnik von Arnold Schönberg (1874 – 1951) als Inspiration, konkrete Kunst kompositionell neu zu denken. Zwischen 1946 und 1955 entsteht die Werkgruppe der "Loxodromischen Kompositionen" 2. In ihnen fügen sich geometrische Formen, rhythmisierte Winkel- und Balkenkonstruktionen zu dynamischen Kompositionen. Titel wie Sinfonie der Farbe oder Zarte Fuge in Rot-Grün-Schwarz verdeutlichen den Bezug zur Musik. Für seinen virtuosen Umgang mit Farbe, Form und Material schöpft Graeser nicht zuletzt aus seiner medial vielseitigen Erfahrung als Innenarchitekt, Möbeldesigner und Werbegrafiker. Die Ausstellung Camille Graeser und die Musik ist eine Kooperation zwischen der Camille Graeser Stiftung, dem Kunstmuseum Stuttgart und dem Aargauer Kunsthaus. Schlüsselwerke aus den Sammlungsbeständen der drei Institutionen treten in Dialog mit hochkarätigen Leihgaben. Zu sehen sind rund 70 Gemälde, Zeichnungen und Ideenskizzen, welche Graesers Affinität zur Musik veranschaulichen. Bevor die Ausstellung am 29. Januar 2016 im Aargauer Kunsthaus eröffnet, ist sie vom 19. September 2015 bis zum 3. Januar 2016 im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen. Camille Graeser wird 1892 in Carouge bei Genf geboren. 1898 übersiedelt er mit seiner Mutter und Schwester nach Stuttgart, wo er eine Schreinerlehre absolviert und an der Königlichen Kunstgewerbeschule bei Bernhard Pankok studiert. 1915 besucht er Vorlesungen von Adolf Hölzel (1853-1934), die ihn für sein späteres Schaffen als konstruktiv-konkreten Maler prägen. Besonders fasziniert ihn Hölzels Versuch, in Analogie zur symphonischen Musik eine neue abstrakte "absolute Malerei" zu schaffen. Später führt er ein Atelier für Inneneinrichtung, Grafik und Produktgestaltung in 2 Siehe FN 1 Stuttgart, womit er sehr erfolgreich ist. 1927 wird er beauftragt, in der Weißenhofsiedlung eine Musterwohnung im Wohnblock von Mies van der Rohe (1886-1969) mit eigenen Möbeln einzurichten. Im Zuge der diffamierenden Kunstdoktrin in Deutschland wandert er 1933 in die Schweiz aus. Während die politische Lage die Weiterentwicklung der konstruktiv-konkreten Kunst in weiten Teilen Europas unterdrückt, bildete die Schweiz, insbesondere Zürich, ein nahezu biotopisches Gefäss für künstlerisches Arbeiten und Experimentieren. In Zürich erhält Graeser zu wenig Arbeit als Designer und wendet sich zunehmend der Malerei zu. Er wird Mitglied der "Zürcher Konkreten", die sich mit ihrer nüchternen Formensprache gänzlich der Linie, Farbe, Oberfläche verschreiben. Es entstehen erste konkrete Ölbilder und konkrete Holzreliefs. Zwischen 1947 und 1951 entstehen die Loxodromischen Bildkompositionen, mit denen er strukturelle und formale Analogien zwischen Musik und Kunst aufzeigt. Dieser Werkgruppe widmet er 1951 seine erste Einzelausstellung unter dem Titel "Optische Musik" in der Galerie 16 in Zürich. Es folgen Ausstellungen in Europa und der USA und öffentliche Aufträge wie die farbig hölzerne Wandgestaltung im monumentalen Postamt Zürich-Enge. 1972 erhält er die Ehrengabe aus dem Kulturkredit des Kantons Zürich und 1975 den Kunstpreis der Stadt Zürich. 1977 wird er zur "documenta 6" in Kassel eingeladen. Kurz darauf wird er zum Ehrenmitglied der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ernennt. Nach längerer Krankheit stirbt er 1980 in Wald, ZH. Kurator: Dr. Thomas Schmutz, Kurator / Stv. Direktor, Aargauer Kunsthaus Kuratorische Assistenz: Julia Schallberger, Wissenschaftliche Volontärin Katalog Begleitend zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter, Katalog. hrsg. von der Camille Graeser Stiftung, Zürich, dem Kunstmuseum Stuttgart und dem Aargauer Kunsthaus, Aarau. Mit einem Vorwort von Ulrike Groos und Madeleine Schuppli und Essays von Vera Hausdorff, Eva-Marina Froitzheim, Rudolf Koella, Roman Kurzmeyer und Fabian Czolbe. Publiziert im Wienand Verlag, Köln, 2015, 168 Seiten. CHF 29.–, für Mitglieder des Aargauischen Kunstvereins CHF 20.– Medienorientierung Donnerstag, 28. Januar 2016, 10.30 Uhr Begrüssung durch Madeleine Schuppli, Direktorin; Einführung durch Thomas Schmutz, Kurator / Stv. Direktor. Anschliessend Apéro. Vernissage Freitag, 29. Januar 2016, 18 Uhr 18.15 Uhr Begrüssung durch Madeleine Schuppli, Direktorin; Thomas Schmutz, Kurator / Stv. Direktor, und Vera Hausdorff, Konservatorin der Camille Graeser Stiftung. Anschliessend Apéro im Foyer 17 – 18 Uhr Vorbesichtigung für Mitglieder des Aargauischen Kunstvereins 18 – 20 Uhr Kinder-Vernissage. Besammlung um 18 Uhr im Atelier, UG Zwischen Sprache, Kunst und Musik: Camille Graesers Loxodromische Kompositionen Sonntag. 10.4. 15 Uhr "Loxodrom", komponiert vom Schweizer Komponisten Roland Dahinden, ist für Cello Solo und 4-Kanal Elektronik und wird interpretiert von Scott Roller, Cello. Das Stück setzt kunstvoll sich wiederholende Sequenzen einander gegenüber und reflektiert damit auf einer musikalischen und räumlichen Ebene die Kompositionsweise Graesers. Im Anschluss kurzer Rundgang durch die Ausstellung mit Vera Hausdorff, Konservatorin der Camille Graeser Stiftung. Ausgewählte Werke werden anhand von Skizzen Camille Graesers erläutert. Abschliessend improvisieren die Musiker Scott Roller, Cello, Felix Borel, Violine, Michael Kiedaisch, Schlagzeug, zu Werken von Camille Graeser. Anschliessend Apéro. Eintritt + CHF 12.– Führungen mit Musik 40 Minuten kunsthistorische Führung durch die Ausstellung Camille Graeser 20 Minuten Konzert "neue Töne". Der Pianist Tomas Dratva spielt kurze Klavierkompositionen von Brahms, Debussy, Schönberg, Bartók und Honegger und vermittelt damit einen hörbaren Einblick in die revolutionären Veränderungen aus der Welt der Musik von 1890 – 1920. Donnerstag 18.30 Uhr 17.3. mit Thomas Schmutz 31.3. mit Brigitte Haas Sonntag 11 Uhr 31.1. mit Astrid Näff 14.2. mit Astrid Näff 28.2. mit Brigitte Haas Kombiführungen Camille Graeser / Ceal Floyer Donnerstag 18.30 Uhr 11. 2. mit Brigitte Haas, 7. 4. mit Brigitte Haas Sonntag 11 Uhr 21. 2. mit Astrid Näff, 27. 3. mit Astrid Näff Kunstvermittlung Offenes Atelier Sonntag 31.1. / 28.2. / 27.3. 11 – 16 Uhr Das Atelier steht für kleine und grosse kreative Köpfe offen. Einführung für Lehrpersonen Mittwoch 3.2. 14.30 – 16.30 Uhr Familiensonntag Sonntag 14.2. 11 / 13 und 15 Uhr Interaktive Führung und Workshop zur Ausstellung Camille Graeser. Für Familien mit Kindern ab 5 J. Kunst-Pirsch Samstag 20. / 27.2. und 5. / 12. / 19.3. 10 – 12.30 Uhr (9 – 13 Jahre) 13.30 – 15.30 Uhr (5 – 8 Jahre) Kinder lernen Kunst kennen. Weitere Veranstaltungen für Schulen, Familien, Kinder und Jugendliche sowie barrierefreie Angebote siehe separater Flyer. Medienbilder Bilder stehen auf unserer Website www.aargauerkunsthaus.ch > Medien zum Herunterladen bereit. Bitte beachten Sie den Bildnachweis. Öffnungszeiten Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr Öffnungszeiten Feiertage Geöffnet 10 – 17 Uhr: Gründonnerstag 24.3., Karfreitag 25.3., Karsamstag 26.3., Ostern 27.3., Ostermontag 28.3. Für weitere Informationen: Dr. Thomas Schmutz, Kurator / Stv. Direktor Tel. +41 (0)62 835 23 22, E-Mail: [email protected] Filomena Colecchia, Kommunikation / Medien, Tel. +41 (0)62 835 23 34, E-Mail: [email protected]
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