Anhaltender Trend bei den KMU in der MEM

Medienmitteilung
19. August 2015
Halbjahres-Bilanz
Anhaltender Trend bei den KMU in der MEM-Branche
Die KMU in der MEM-Branche befinden sich nach wie vor in einer heiklen Situation. Wie die aktuellen Halbjahreszahlen von Swissmechanic zeigen, ist der Druck auf die Margen unverändert hoch.
Im Vergleich zum 1. Quartal mussten nochmals rund 500 Stellen abgebaut werden. Insgesamt sind
es seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses rund 2‘500 Stellen. Fachkräfte finden jedoch nach
wie vor Stellenangebote. Enttäuscht zeigen sich Mitgliedsunternehmen und Verband über die fehlende öffentliche Diskussion. Bundesbern zeigt zu wenig Interesse an der Zukunft des Industriestandortes Schweiz.
Für die KMU in der MEM-Branche (Maschinen-, Elektro- und Metall) bleibt die wirtschaftliche Situation ungemütlich. Der schwache Euro und der gleichzeitig massiv überbewertete Franken sorgen für
anhaltend sinkende Margen Dies geht aus der repräsentativen Umfrage von Swissmechanic, dem
führenden Arbeitgeberverband der KMU-MEM, zu den Halbjahreszahlen hervor. Rund 62% der befragten Unternehmen beurteilen die Erträge als „nicht befriedigend“. Ebenso sind die Umsätze wegen des Franken-Schocks unter Druck geraten, diese werden von 40% der befragten Unternehmen
als „nicht befriedigend“ beurteilt. „Es ist keine Floskel, wenn wir sagen, dass bei vielen Unternehmen
die Zitrone ausgepresst ist“, kommentiert Swissmechanic-Direktor Oliver Müller die Quartalsumfrage. Seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses mussten rund 20% befragten Unternehmen Stellen
abbauen. Swissmechanic geht davon aus, dass bisher rund 2‘500 Stellen abgebaut wurden, um in
stark betroffenen Unternehmen die massive Verteuerung von Produkten und Dienstleistungen abzufedern. Derzeit können für Fachkräfte dank der Nachfrage innerhalb der Branche neue Stellen gefunden werden. Rund 15% der befragten Unternehmen geben an, im zweiten Quartal 2015 Personal
eingestellt zu haben. „Unsere Unternehmer sind Patrons und auf motivierte und gut ausgebildete
Fachkräfte angewiesen. Es wird alles unternommen, um den Personalbestand zu schützen“, sagt
Oliver Müller. Bei den Massnahmen gegen den schwachen Euro und den starken Franken stehen
nach wie vor Produktionsoptimierungen (75% der befragten Unternehmen) und Vorteile beim Einkauf (62%) im Zentrum. Kurzarbeit (9%) und die Erhöhung der Wochenarbeitszeit (13%) sind für die
Mitgliedsunternehmen keine langfristigen Massnahmen. Sie werden für die Überbrückung von Engpässen entweder auf der Auftragsseite oder für die Steigerung der Produktivität eingesetzt.
Frankenkurs bringt keine Entspannung
Die leichte Abschwächung des Schweizer Frankens ist zwar ein positives Signal, sorgt jedoch bei den
stark exportierten KMU in der MEM-Branche für wenig Entspannung. Um den hohen Kostendruck
und die vielerorts verschwundenen Margen auszugleichen, bedarf es mehr als einer kurzzeitigen
Erholung sagt Oliver Müller, Direktor von Swissmechanic. „Wir sind noch weit von einem guten Kursverhältnis entfernt. Die leichte Abschwächung des Frankens ist für betroffene Firmen ein Tropfen auf
den heissen Stein“. Die rund 1‘400 Mitgliedsunternehmen verfügen über eine durchschnittliche Exportquote von 85% (direkt oder indirekt). Hauptmarkt ist und bleibt die Europäische Union, insbesondere Deutschland, Frankreich und Italien. Im Herbst wird sich zeigen, in welchem Ausmass weitere Massnahmen getroffen werden müssen. Rund 32% der befragten Unternehmen gehen von einer
Abnahme der Auftragseingänge im kommenden Quartal aus. Damit sich die Lage entspannt, müsste
sich Franken weiter abschwächen und der Kurs mittelfristig stabil bleiben.
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Jetzt-erst-recht-Stimmung
In Bezug auf die aktuelle Situation gibt es bei den Swissmechanic-Mitgliedsunternehmen grosse Unterschiede. Einige von ihnen halten sich gut am Markt und verfügen über gut gefüllte Auftragsbücher,
andere kämpfen ums nackte Überleben. Die seit Jahren sinkenden Margen bereiten sämtlichen Unternehmen grosse Sorgen. So werden dringende Investitionen in den Maschinenpark verhindert, was
sich mittel- und langfristig rächen kann. „Wir sind froh über jene Unternehmen, denen es soweit gut
geht. Sie sorgen für einen positiven Schub und motivieren andere weiterzukämpfen“, sagt sich Roland Goethe, Präsident von Swissmechanic. Die KMU-Unternehmer in der MEM-Branche leisten derzeit einen ausserordentlich hohen Einsatz, um die massive Verteuerung ihrer Produkte und Dienstleistungen abzufedern. Innerhalb des Verbandes ist gemäss Verbandsdirektor Oliver Müller nebst
Skepsis und Verzweiflung auch eine grosse Dynamik zu spüren. „Es gibt nicht wenige Unternehmer,
die positiv in die Zukunft blicken und sich intensiv für den Werkplatz Schweiz einsetzen. Wir möchten
diese Aufbruchsstimmung als Verband nutzen und gegen aussen tragen. Es sind Unternehmen, die
den Industriestandort Schweiz mit allen Mitteln verteidigen wollen.“ Man spüre bei ihnen eine regelrechte „Jetzt-erst-recht-Stimmung“.
Ein Teil der Schweizer Industrie wird geopfert
Dennoch schwebt das Damokles-Schwert der Deindustrialisierung über dem Schweizer Industriestandort. In der aktuellen Umfrage zum 2. Quartal 2015 geben rund 19% der befragten Unternehmen
an, in den kommenden Quartalen weiter Stellen abzubauen und rund 20% sprechen von Auslagerungen ins Ausland. Angesichts dieser Zahlen bräuchte es dringend eine öffentliche Diskussion über die
Zukunft des Schweizer Industriestandorts. Die Schweizer Industrie verfügt gemäss Swissmechanic
nicht über ein Konjunktur-, sondern über ein Strukturproblem. „Wir leben auf einer Hochpreisinsel
und das wird noch länger so bleiben. Angefangen bei den Löhnen, über den Einkauf bis hin zu administrativen Aufwänden“, sagt Swissmechanic-Direktor Oliver Müller. Die runden Tische der Wirtschaft
von Bundesrat Schneider-Ammann, an denen auch Swissmechanic teilnimmt, sind ein erstes Signal.
Auch die aktuellen Bestrebungen des Wirtschaftsministers zu Gunsten der Schweizer Industrie nimmt
Swissmechanic mit Befriedigung zur Kenntnis. Dies reicht jedoch nicht aus. Es braucht eine breite
Diskussion, ist sich Swissmechanic-Präsident Roland Goethe sicher und resigniert angesprochen auf
fehlende Debatten im Parlament. „Ich bin enttäuscht vom Parlament. Da kommt wenig bis gar nichts.
Wir fühlen uns im Stich gelassen.“ Der Politik sei das Schicksal der Export-KMU anscheinend egal,
anders liesse sich die fehlende Debatte nicht erklären. Es sei höchste Zeit, über griffige Massnahmen
zu diskutieren, andernfalls sei es vielleicht zu spät. Mögliche Massnahmen würden die Bereiche
Steuern, Unterstützung von Forschung und Innovation, Aus- und Weiterbildung sowie die Exportförderung betreffen. „Genauso wichtig wie griffige Massnahmen, ist das Signal an die Unternehmer. Wir
müssen ihnen einen Grund geben, warum sie sich tagtäglich überdurchschnittlich für den Schweizer
Industriestandort einsetzen sollen“, sagt Oliver Müller. Swissmechanic fordert deshalb eine Grundsatzdiskussion, angeführt durch die Bundespolitik.
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Wir danken für die Verbreitung.
Für weitere Auskünfte
Felix Merz
Leiter Kommunikation Swissmechanic
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Swissmechanic ist der führende Arbeitgeberverband der KMU in der MEM-Branche (Maschinen-, Elektro- und
Metall-Branche). Die 1‘400 angeschlossenen Betriebe beschäftigen rund 70‘000 Mitarbeitende und 6‘000 Lernende und generieren ein jährliches Umsatzvolumen von rund 15 Milliarden Schweizer Franken. Der Verband
ist in 15 regionale Sektionen gegliedert und verfügt über ein nationales Dienstleistungszentrum (Swissmechanic
Schweiz, Weinfelden TG) sowie eine Partnerorganisation (GIM-CH). www.swissmechanic.ch.
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