Ausgabe | 02 15. Januar 2016 powered by Wirtschaft Zukunftsmarkt Krebs: Konzerne erhöhen Investitionen Die Zahl der an Krebs Erkrankten steigt stetig und die Behandlungsmethoden werden immer vielfältiger C Mark Fishman von Novartis anlässhemotherapie, Tabletten, OPs, Immuntherapie und lich der neuen Zusammenarbeit. Ernährungsumstellung – das Die Allianz sei ein weiterer Baustein sind nur wenige der diversen in der Planung, ein Portfolio an LöBehandlungsansätze, die im Fall sungen zu entwickeln, die zu einer einer Krebserkrankung erwogen Reihe von immunonkologischen werden. Je nach Krebsart werden Medikamenten führen könnten. davon aber meist sehr schnell Aber auch die Konkurrenz einige ausgeschlossen. Mit dem von Novartis und Sanofi schläft Älterwerden der westlichen Genicht. Erst Ende November hatte Roche die Zulassung der Europäisellschaften steigt auch die Zahl der an Krebs Erkrankten. Für schen Kommission für ein neues Pharmakonzerne ist dies ein guHautkrebsmedikament erhalten. Die Zahl der zugelassenen Krebsmedikamente ist groß. Heilbar ist die Die Europäische Kommission tes Geschäft. Doch sie müssen Krankheit jedoch noch lange nicht. Der Markt für Neuentwicklungen habe dem Medikament Cotellic schnell und innovativ bleiben, ist groß. Foto: Flickr/Steven Depolo/CC by 2.0 in Kombination mit dem Rochedenn Start-ups und TechnoloPräparat Zelboraf die Zulassung gieunternehmen wie Google haben sich ebenfalls des Themas ange- rapie werden auch knapp 690 Millionen zur Behandlung von Patienten mit nicht Euro in das junge US-Unternehmen Warp operierbarem oder metastasierendem Menommen. Sowohl Novartis als auch Sanofi haben Drive Bio gesteckt. lanom erteilt, verkündete der Schweizer Novartis wird zukünftig im Krebsge- Pharmakonzern am Mittwoch. in dieser Woche angekündigt, sich verstärkt auf die Krebsforschung konzentrieren zu schäft mit dem US-Unternehmen Surface Google hat sich ebenfalls mit dem wollen. Das französische Unternehmen Oncology zusammenarbeiten. Ein Lizenz- Thema Krebs beschäftigt. Das UnterSanofi will insgesamt 1,1 Milliarden Euro abkommen ermöglicht es Novartis nun, nehmen arbeitet an Nanopartikeln, die in Biotechfirmen investieren und damit Zugang zu vier vorklinischen Forschungs- Krebs im Körper aufspüren können. Ein seine eigene Krebsforschung voranbringen. programmen zu erhalten. „Wir haben jetzt magnetisches Armband soll die Partikel Neben einer Zusammenarbeit mit Innate mehrere Programme, die aggressiv mit der an das Handgelenk rufen, hier sollen dann Pharma bezüglich einer neuen Immunthe- Mikroumgebung der Tumore agieren“, sagte diejenigen, die Krebszellen geortet haben, Analyse Pflegebranche wird zum Arbeitsmotor für Deutschland Im vergangenen Jahr ist es keiner Branche gelungen, so viele neue Arbeitsplätze zu schaffen, wie der Pflegebranche. Die Branche Pflege und Soziales zeigte im Oktober die absolut besten Zuwachsraten bei neu geschaffenen Arbeitsplätzen. Das geht aus dem aktuellen Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit vom Oktober hervor. Die Zuwächse lagen hier bei 93.000 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Plus von immerhin 4,5 Prozent. Auch die Branchen Handel, wirtschaftliche Dienstleistungen und qualifizierte Unternehmensdienstleistungen erzielten Zuwächse, konnten aber das Plus der Pflegebranche nicht annähernd erreichen. Im gesamten Berichtsjahr ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bei der Pflege sogar um 713.000 Arbeitsplätze gestiegen. Die größten Zuwächse gab es dabei in Berlin (+3,5 %). Diese Entwicklung wird noch einige Zeit andauern. Die Nachfrage nach Pflegepersonal ist hoch. „Selbst wenn die Quote der familiär gepflegten Menschen stabil bleibt, müssen einem Gutachten zufolge bis zum Jahr 2030 mehr als 10.000 neue stationäre Pflegeplätze entstehen, um die Nachfrage zu decken“, erklärte der hessische Landesvorsitzende des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e. V., Jochen RindfleischJantzon, mit Blick auf sein Bundesland. Doch auch in Schleswig-Holstein ist die Situation ähnlich dramatisch. Schon jetzt ist fast jedes fünfte Krankenhaus beispielsweise in Sachen Pflegepersonal auf Kräfte aus dem Ausland angewiesen. Die größte Zahl der Pflegekräfte kommt dabei aus dem EU-Ausland, aus Ländern wie Polen, Spanien und den ehemaligen Staaten Ex-Jugoslawiens. 1 powered by Ausgabe | 02/16 aufleuchten. Das Lichtsignal wird dann durch die Haut hindurch ausgelesen. Die Nanomedizin funktioniert nach einem Bericht des Business Insider folgendermaßen: Ein Patient schluckt eine Pille, die Millionen Nanopartikel enthält. Diese sind so klein, dass mehr als tausend davon in ein einziges Blutkörperchen passen. Je nachdem, welche Krankheit gesucht oder behandelt werden soll, sind die Nanopartikel mit Antikörpern beschichtet, die wie Magneten auf bestimmte Zellen, Proteine oder andere Moleküle reagieren, beispiels- weise nur auf Krebszellen. Bei Kontakt mit ihrem Gegenpart beginnen die Nanopartikel zu leuchten. Dieses Lichtsignal soll nun durch ein spezielles magnetisches Armand ausgelesen werden, dass die Partikel am Handgelenk „scannt“. Das Biotechnologie-Unternehmen ViaTherapeutics aus Österreich hingegen arbeitet derzeit an einem Impfstoff gegen Krebs. Ziel sei es, eine „weltweit neue Behandlung von Tumoren auf Basis krebstötender (onkolytischer) Viren“ zu entwickeln. Das Virus VSV-GP ist eine Kombinati- 15. Januar 2016 on zweier für den Menschen als harmlos geltender Viren. Dabei wurde das Hülleiweiß des Vesikulären Stomatitisvirus (VSV) dazugegeben, das Glykoprotein (GP) des Lymphozytären Choriomeningitisvirus (LCMV) dagegen ausgetauscht. „Diese Hülle fungiert wie eine Tarnkappe. Sie schützt VSV-GP teilweise vor der Erkennung durch das Immunsystem. Auch bei wiederholter Gabe kann dieses onkolytische Virus daher Krebszellen zerstören“, erklärt Lisa Egerer, die Leiterin des neuen Labors. Verabreicht werden soll das Virus dann als Impfung. Wirtschaft Deutschlands Biotechindustrie boomt Die deutsche Biotechbranche konnte im vergangenen Jahr fast 40 Prozent mehr Kapital einsammeln als noch im Jahr zuvor D er angekündigte Börsengang des deutschen Biotechunternehmens Brain war bereits ein Vorgeschmack auf den guten Ausblick der Branche. Investoren setzen auf das Potential der Biotechfirmen. Im vergangenen Jahr konnten die deutschen Biotechunternehmen Kapital in Höhe von 553 Millionen Euro einnehmen. Das sind 38 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Ein neuer Höchststand seit 2010. Der Umsatz der deutschen Biotechnologiebranche lag 2014 bei drei Milliarden Euro. Neben institutionellen Investoren haben besonders Privatinvestoren in größerem Umfang als zuvor zugegriffen. Diese investierten 2015 immerhin 163 Millionen Euro in die deutschen Biotechunternehmen. Eine Umfrage des Verbandes der BiotechnologieIndustrie BIO Deutschland zeigt, dass 60 Prozent der Unternehmen auch für dieses Jahr noch eine Verbesserung der aktuellen Situation erwarten. Aus diesem Grund will die Mehrheit der Befragten in den kommenden Monaten die Investitionen in Forschung und Entwicklung erhöhen. Auch eine Steigerung des Personals wird von vielen Biotechunternehmen geplant. „Die deutsche Biotech-Branche setzt ihr Wachstum fort, stärkt ihre Bedeutung sowohl durch Pharma-Partnerschaften als auch durch zunehmend internationale Investoren und unterstreicht damit ihre Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, betonte Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland. „Der Aufschwung und die Internationalisierung werden sich jedoch nur fortsetzen, we n n s i c h d i e politischen Rahmenbedingungen gerade für die mittleren und kleinen Unternehmen und auch für die Investoren deutlich verbessern.“ Die deutschen BiotechunternehIm Jahr 2016 planen 66 Prozent der befragten Unternehmen, Personal aufzumen profitieren bauen. Grafik: BIO Deutschland insgesamt von dem Boom der Branche. Die europäischen Biotechfirmen hierzulande ein Eisbrecher sein und für haben insgesamt 6,26 Milliarden Euro im noch mehr Aufwind sorgen.“ Damit spielt vergangenen Jahr an der Börse einsammeln Wirsching auf den angekündigten Börsenkönnen. 2014 waren es noch 3,44 Milliarden gang der Brain AG an. Mit der BRAIN AG aus Euro. Das entspricht einem Plus von über dem hessischen Zwingenberg will nun das 80 Prozent. 25 Börsengange fanden 2015 in erste Mal seit neun Jahren ein deutsches Europa statt. Im vergangenen Jahr wagte Biotechunternehmen an die Frankfurter die Schwäbische Curetis den Sprung an die Börse gehen. Das so generierte frische Kapital soll Amsterdamer Börse Euronext, ebenso Probiodrug aus Hamburg. An der New Yorker überwiegend in den Bereich der Forschung Nasdaq versuchte dagegen der Tübinger und Entwicklung fließen. Besonders in der Chemiebranche sieht das Unternehmen Krebs-Spezialist Affimed 2014 sein Glück. „Die Finanzierungssituation für die seine Zukunft. Ein Fokus liegt auf der NutzBiotechnologie hat sich in den vergangenen barmachung von Enzymen und anderen zwei Jahren spürbar verbessert“, so Sandra Wirkstoffen für die Anwendung in der Wirsching von der BIOCOM AG. „Der nun für Medizin-, Nahrungsmittel- und ChemieFrankfurt angekündigte Börsengang könnte Industrie. 2 powered by Ausgabe | 02/16 15. Januar 2016 Forschung Funktionsfähige Blutgefäße mit 3D-Drucker geschaffen Nach dem Druck verbinden sich die Blutgefäße und versorgen die dazwischen befindlichen Zellen Nach dem Druck verbinden sich die einzelnen Blutbahnen. Foto: Lawrence Livermore National Lab N ieren, Haut und nun auch Blutgefäße – die 3D-Drucktechnologie ist längst in der Medizin angekommen. Wissenschaftler weltweit nutzen die Technologie, um mit ihren Forschungen voranzukommen. Die Anwendungsgebiete werden immer größer. Forschern des amerikanischen Lawrence Livermore National Labs ist es nun gelungen, funktionsfähige Blutgefäße herzustellen. Dafür griffen die Wissenschaftler für den 3D-Druck auf eine so genannte Biotinte zurück, die aus Materialien besteht, die mit dem menschlichen Körper kompatibel sind. Eine „Tinte“, in der sowohl die Gerüstbausteine als auch die lebenden Zellen schon enthalten sind. Dafür eignen sich einige Materialien. Im vergangenen Jahr beispielsweise testeten Forscher der Universität Würzburg und Bayreuth eine Biotinte aus Spinnenseide. gie ändern“, sagt Monica Moya, die Leiterin „Spinnenseide hat keine zelltoxischen Wir- des Projekts. Die 3D-Technologie könne die kungen, wird nur langsam abgebaut und Biologie weg von der Petrischale hin zu eilöst keine Immunreaktionen aus“, so die nem 3D-gedruckten physiologischen Gewebe Wissenschaftler: mit einem funktionsfähigen Gefäßsystem „Ein Gel, in dem Spinnenseidenmoleküle führen. Am Ende wollen die Wissenschaftler und lebende Zellen gemischt sind, ,fließt’ im in der Lage sein, mit dem neuen DruckverDruckkopf eines 3D-Druckers, so dass auch fahren ganze Blutbahnen zu entwickeln, so feine Gerüststrukturen auf eine Oberfläche dass diese irgendwann tatsächlich eingesetzt aufgetragen werden können. Dort verfestigt werden können. sich das Gel sofort. Der Grund für diesen „Auch wenn das Drucken von implanblitzschnellen Wechsel von flüssig zu fest tierbaren Organen nicht in unmittelbarer liegt darin, dass sich die Spinnenseiden- Zukunft geschehen wird, so können unsere moleküle in ihrer Struktur umlagern – ein Gewebeflicken für toxikologische Studien, Mechanismus, den auch die Spinne bei der Arzneimitteltests und für die GrundlagenFaserproduktion nutzt.“ forschung eingesetzt werden“ , so Moya. Auf etwas Ähnliches griffen auch die US-Forscher zurück. Sie drucken mit der Biotinte zuerst Rohre aus Zellen und anderen Biomaterialien, um anschließend Nährstoffe an die sie umgebende gedruckte Umgebung zu transportieren. „Es geht um die Die Biotinte wird in mehreren Prozessen gedruckt. Art, wie wir die BioloFoto: Lawrence Livermore National Lab Forschung China baut weltgrößte Klon-Fabrik In Tianjin entsteht dazu die weltgrößte Fabrik zur industriellen Produktion identischer Haus- und Nutztiere D ie weltgrößte Fabrik zum industriellen Klonen von Haus- und Nutztieren wird derzeit in China gebaut. Die 200 Millionen Yuan (29,4 Millionen Euro) teure Anlage werde Klon-Labore und eine Gen-Datenbank beherbergen, hieß es am Dienstag in einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Die KlonFabrik in der nordchinesischen Hafenstadt Tianjin soll ab nächstem Jahr vor allem Hunde, Rennpferde sowie massenhaft Rinder klonen. Zunächst sollen 100.000 Klon-Rinder erzeugt werden. Die Produktion solle aber auf eine Million Tiere steigen, wurde der Chef der beteiligten chinesischen Biotech-Firma Boyalife, Xu Xiaochun, in dem Xinhua-Bericht zitiert. Schließlich hätten chinesische Bauern derzeit Mühe, genügend Rinder zu züchten, um der großen Nachfrage zu begegnen. Die neue Fabrik will darüber hinaus das Klonen von Hunden als Haustiere oder zum Einsatz bei der Polizei anbieten. Laut Xinhua werden in China bereits seit dem Jahr 2000 Tiere geklont. Zhu Yi, Professor für Lebensmittelkunde an Chinas landwirtschaftlicher Universität, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es gebe „fast keinen Unterschied“ zwischen geklontem und natürlich gezeugtem Vieh. Dennoch dürften Unternehmen Klon-Fleisch nicht ohne eine „rigorose Risikoeinschätzung“ und wiederholte Tests zum Verzehr anbieten. An der Anlage ist neben Boyalife auch das südkoreanische Unternehmen Sooam Biotech beteiligt. Dessen Gründer Hwang Woo Suk war im Jahr 2004 zu Berühmtheit gelangt, nachdem er in der Fachpresse behauptet hatte, erstmals Stammzelllinien aus einem geklonten menschlichen 3 powered by Ausgabe | 02/16 Mit herkömmlicher Zucht hat die neue riesige Klon-Fabrik kaum noch etwas gemeinsam. Foto: Flickr/David Woo/CC by nd 2.0 Embryo entwickelt zu haben. 2005 wurde er durch das erste Klonen eines Hundes bekannt. Sein Ruhm verblasste jedoch, als ein Untersuchungsausschuss der Universität Seoul im Jahr darauf seine gesamte Forschung mit menschlichen Stammzellen als gefälscht entlarvte. Das gemeinsame Unternehmen 15. Januar 2016 von Boyalife und Sooam bietet seit vergangenem Jahr in China Klonen an. Es reproduzierte bereits drei Hundewelpen der Rasse Do Khyi, auch als tibetanische Dogge bekannt. In sozialen Netzwerken äußerten sich Nutzer beunruhigt über die geplante Klon-Fabrik. „Wird dieses Fleisch in Südkorea oder China verkauft? Wenn in China, bitte sorgt dafür, dass unsere Führer es zuerst essen“, schrieb ein Nutzer mit Blick auf die Klon-Rinder. Andere verwiesen darauf, dass China schon in den vergangenen Jahren wiederholt von Lebensmittelskandalen erschüttert worden sei. „Wahnsinn“, kritisierte ein Nutzer das Vorhaben, auch Hunde zu klonen. Schon jetzt würden in China viele Hunde getötet, weil niemand sie haben wolle. Für Besorgnis sorgte im Internet auch die Tatsache, dass die Klon-Fabrik in der Nähe des Gefahrgutlagers in Tianjin liegt, das im August explodiert war. Dabei starben nach offiziellen Angaben 165 Menschen. Bei anderen überwogen die ethischen Bedenken gegen die Klon-Fabrik. „Ist der nächste Schritt das Klonen von Menschen?“, fragte ein Nutzer besorgt. Aktuell Superkeime in Deutschland gefunden Nach China wurde nun in Deutschland erstmals ein neuer Superkeim bei Tieren nachgewiesen D ie zunehmende Antibiotikaresistenz in Deutschland und in anderen Industrieländern bereitet Medizinern Sorgen. Bisher gab es zumindest für den Fall, dass herkömmliche Antibiotika nicht wirken, noch so genannte Reserve-Antibiotika wie Colistin. Doch eine aktuelle Mitteilung des Bundesinstituts für Risikoforschung (BfR) zeigt, dass auch diese möglicherweise bald nicht mehr die gewünschte Wirkung erzeugen könnten. In China wurde jüngst zum ersten Mal ein Keim entdeckt, bei dem eine bis dato unbekannte Resistenz gegen das Reserve-Antibiotikum Colistin gefunden wurde. Sowohl bei Tieren, Lebensmitteln und Menschen wurden die Keime mit dem dafür verantwortlichen Gen mcr-1 nachgewiesen. „Die Autoren führten das Vorkommen dieses Gens auf den häufigen Einsatz von Colistin in der chinesischen Tierhaltung zurück“, so das BfR. Doch die Beobachtungen in China sind kein Einzelfall. Nun haben dänische Behörden den Nachweis des Gens in Proben von deutschem Geflügelfleisch erbracht. Eine Blutstrominfektion bei einem dänischen Patienten wurde ebenfalls festgestellt. Tests in den Niederlanden und in England brachten dieselben Ergebnisse. In Deutschland kommt das Reserve-Antibiotikum vor allem in der Nutztierhaltung zur Behandlung von Darmerkrankungen zum Einsatz. Beim Menschen dient es als Antibiotikum speziell bei Carbapenem-resistenten Enterobakterien. Und zwar dann, wenn diese gegen andere, für den Menschen besser verträgliche Antibiotika eine Resistenz zeigen. Der Superkeim aus China kann aber dieses Notmittel mit seinem Gen mcr-1 zunichtemachen. „Mcr-1 ist ein Enzym der Gruppe der Phosphoethanolamin-Transferasen, wel- ches Phosphoetha-nolamin an LPS anhängt und das Bakterium somit unempfindlich gegenüber Colistin macht“, so das Robert Koch Institut. Es gebe erste Hinweise einer Der Superkeim wurde auch in deutschem Geflügelfleisch gefunden. Foto: Flickr/Alessandro Miliucci/CC by nd 2.0 4 powered by Ausgabe | 02/16 Verbreitung auch in Europa. „Die prinzipielle Gefahr des Aufkommens und der Plasmid-vermittelten Verbreitung einer neuartigen übertragbaren Colistin-Resistenz erfordert eine intensivierte Überwachung der Resistenzsitua-tion im veterinär- wie auch im humanmedizinischen Bereich, um einen Überblick über die aktuelle Lage in Deutschland zu erhalten.“ Im Gegensatz zu den bisherigen ColistinResistenzen ist das Gen mcr-1 aber zwischen Bakterienstämmen übertragbar. Das könnte die Verbreitung beschleunigen. Aus diesem Grund hat das Robert Koch Institut deutsche 15. Januar 2016 Labore aufgerufen, ihre Colistin-resistenten, humanen Isolate an Referenzlabore zu schicken. Immerhin haben die Untersuchungen bisher gezeigt, dass das Resistenzgen wahrscheinlich bereits seit 2010 in Tieren zu finden ist. Damit hatte es immerhin fünf Jahre Zeit, sich weiter unentdeckt auszubreiten. Ernährung Plastik in Ostseefischen gefunden Wissenschaftler haben nun auch Mikroplastikartikel in Speisefischen und Meeresschnecken der Ost- und Nordsee nachgewiesen D ie Auswirkungen unserer Plastikgesellschaft werden immer deutlicher. Auch in der Nord- und Ostsee gibt es mittlerweile Mikroplastikartikel, die die Ökosysteme bedrohen und gleichzeitig aufgrund der Nahrungskette auch eine Bedrohung für die Bevölkerung darstellen. Zwei Studien, vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), belegen Mikroplastikpartikel in Kabeljau und Makrele. Selbst in Meeres- und Strandschnecken konnten derartige Partikel nachgewiesen werden. Insgesamt 290 Makrelen, Heringe, Flundern, Dorsche und Klieschen aus Nord- und Ostsee wurden auf Plastikpartikel hin untersucht. Es zeigte sich, dass je nach Fischart die Konzentration des aufgenommenen Plastiks variiert. So finden sich in Heringen nur zu bestimmten Zeiten Mikroplastikpartikel, während Makrelen noch deutlich häufiger Die Schnecken leben zum Beispiel an der Felsküste Helgolands und fressen dort Blasentang und andere im Kelpwald wachsende Großalgen. Foto: AWI Partikel aufnehmen. Die Ursache liegt den Forschern zufolge vermutlich im Fressverhalten der Fische. „Bei den gefundenen Mikroplastikpartikeln gehen wir davon aus, dass die Tiere die in der Wassersäule treibenden Fragmente ganz zufällig bei der Futtersuche mit aufgenommen haben“, sagt AWI-Biologe und Studienleiter Gunnar Gerdts. Anders sehe es bei einer Vielzahl der Plastikfasern aus, die vor allem bei den Makrelen gefunden worden seien. Makrelen verschlucken deutlich häufiger Mikroplastik„Vermutlich haben die Fische partikel als in Bodennähe lebende Fischarten wie Flunder Foto: AWI sie für Beute gehalten.“ Demnach und Kliesche. nehmen vor allem Fische, die in den oberen Meeresschichten oder an der Wasseroberfläche nach Nahrung suchen, setzten sich auf der Algenoberfläche fest“, eher Plastik auf als andere Fische. „Bei einem berichtet Lars Gutow. „Gleichzeitig konnten der untersuchten Kabeljaue fanden wir ein wir nachweisen, dass die Schnecken diese etwa 50 Zentimeter langes Gummiband Plastikfragmente ganz unbeeindruckt mitim Magen. Das Tier hatte es nicht wieder fressen.“ Im Gegensatz zu Fischen ist aber ausspucken können, war körperlich schon beispielsweise die Gemeine Strandschnecke gezeichnet und wäre vermutlich auf lange in der Lage, das aufgenommene Plastik fast vollständig wieder auszuscheiden. Dafür Sicht verhungert.“ Doch nicht nur die Lebewesen im Was- sorgen zahllose kleine Wimpernhärchen im ser sind von Plastikteilchen bedroht. Auch Magen der Schnecke. Diese sortieren TeilTiere, die am Strand leben, laufen Gefahr, chen ab einer bestimmten Größe wieder aus. Erst kürzlich fanden Wissenschaftler Plastik zu verschlucken. So konnten sogar bei Strandschnecken Mikroplastikparti- heraus, dass vor allem auch der Rhein erkel gefunden werden. Hier setzen sich die heblich unter den zahlreichen PlastikteilPlastikteilchen vor allem an Algen fest und chen aus dem Meer leidet. Der Fluss ist werden anschließend von den Schnecken voll mit Plastikpartikeln. Im Schnitt fanden die Wissenschaftler 892.777 Partikel pro aufgenommen. „Je höher die Mikroplastik-Konzentra- Quadratkilometer bzw. 4.960 Partikel pro tion im Wasser ausfiel, desto mehr Partikel 1.000 Kubikmeter. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin: Jennifer Bendele. Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 5
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