Multiscale Two-Dimensional Modeling of a Motile Simple-Shaped Cell B.Rubinstein, K.Jacobson, A.Mogliner zusammengefasst von Irene Heiser Abstract Dieser Artikel möchte die Frage nach der Beziehung zwischen der Actindynamik und der Zellform und -bewegung beantworten. Als geeigneste Zelle erschien der Fischkeratocyt. Dieser zeichnet sich durch schnelles und ausdauerndes Kriechen aus und verändert dabei kaum seine Form. Der bewegliche Teil dieser Zelle ist das Lamellipodium. Dieses ist nur wenige Zehntel eines Mikrometers dick, ca. zehn Mikrometer von der Vorderseite zur Rückseite und einige zehn Mikrometer breit. Es gibt nur wenige quantitative Studien über die Form des Lamellipodiums. Das GRE (graded radial Extension) Modell wirft Licht auf die kinematischen Prinzipien und die Form des Keratocyten. Zusammen mit experimentellen Beobachtungen zeigt das GRE Modell, dass das Ausdehnen/Zusammenziehen lokal normal zum Zellrand ist und das die Rate des Ausdehnens/Zusammenziehens vom Zentrum zu den Seiten ansteigt. Die zweidimensionale stabile Zellform entwickelt sich als Funktion dieser Rate. Das hier entwickelte 2D Computermodell borgt sich die Methodik vom Modell der nematoden Spermazelle aus, da diese Bewegung der sich auf Actinbasis bewegenden Zelle ähnlich ist. Hier wird ein selbstkonsistentes 2-D Modell der Mechanochemie des Lamellipodiums vorgeschlagen sowie mathematisch und nummerisch analysiert. Das Modell • unterstreicht die Selbstorganisation des Lamellipodiums • bietet einen dynamischen Mechanismus für das GRE Modell an • erklärt die Stabiliät und Ausdauer des Zellkriechens Nach dem Wissen der Autoren ist dies das erste zweidimensionale mathematische Modell, welches den Mechanismus des Voranstreckens, Anhaftens und Heranziehens mit Actinaustausch kombiniert und zeigt wie diese Verbindung die dauerhafte, stabile und schnelle Fortbewegung von Zellen auf Actinbasis erzeugt. Das hier vorgestellte Modell basiert auf sieben Annahmen: 1. die Voranstreckrate ist lokal normal zur führenden Kante und proportional zur lokalen Konzentration von G-Actin (entweder frei oder an Profilin gebunden) 1 2. die Actin-Myosin Konvektionen, welche am hinteren Rand erzeugt werden, deformieren das elastische Actinnetzwerk des Lamellipodiums und vermindern die Anhaftung und das Voranstrecken der führenden Kante 3. die Voranstreckrate ist eine steigende Funktion der Anhaftungsdichte und eine fallende der Größe der elastischen Deformationskraft 4. die F-Actindichte an der führenden Kante ist eine fallende Funktion der Größe der elastischen Deformationskraft 5. eine konstante Anzahl von Anhaftungsmolekülen, die gleichverteilt entlang der führenden Kante sind, ist der begrenzende Faktor der die Größe des Lamellipodiums bestimmt 6. das lamellipodiale Netzwerk wird mit einer konstanten Rate zerlegt 7. die hintere Kante wird von einer konstant niedrigen F-Actindichte bestimmt, an der das Actinnetzwerk in das Actin-Myosin Bündel kollabiert Das Modell wird außerdem in vier Teilmodelle zerlegt. Diese beschreiben immer einen Teil der Kräfte, die für das Zellkriechen verantwortlich sind. Da die Komplexheit der Wechselwirkungen und die Geometrie eine direkte mathematische Analyse des Modells ausschließen wird ein finite-Elemente Modell verwendet werden um die unten beschriebenen Dynamiken zu untersuchen. Teilmodelle: 1. Mathematisches Modell des Voranstreckens an der Vorderseite 2. Mathematisches Modell der Actin-Myosin Konvektion an der Rückseite 3. 2-D elastisches Modell des lamellipodialen Actinnetzwerkes 4. 2-D Konvektion-Reaktion-Diffusion Modell des Actintransports 1 Erstes Teilmodell Hier wird das Voranstrecken an der führenden Kante modelliert. Der schwache Membranwiderstand und die langsame Zerlegungsrate der barbed Ends an der führenden Kante werden vernachlässigt. Die Voranstreckrate ist gegeben durch: V (x) = δkon a(x)g(x) (1) wobei δkon a(x) die Polymerisationsrate ist. Die Voranstreckrate ist die Polymerisationsrate modifiziert mit ( F (x) Fcr − eF 0 e − e− F0 Fe (x) ≤ Fcr g(x) = (2) 0 Fe (x) > Fcr 0 Fcr = Fcr L Lle (3) Fcr ist die kritische Kraftkonstante an der Voranstrecken stoppt. Diese kritische Kraft wird durch die effektive Dichte von transmembranen Integrin Molekülen 2 bestimmt. Wenn die Kraft Fe unter diesen kritischen Wert ist, wird das Voranstrecken exponentiell gebremst. Die Voranstreckgeschwindigkeit fällt symmetrisch vom Zentrum zu den Seiten. Die Form der führenden Kante entwickelt sich über ein kurzes Zeitintervall. Ist die Voranstreckrate stationär, so entsteht eine feste, stabile, konkave Form, sodass der Anstieg der führenden Kante durch die Funktion θ(x) = arccos VV (x) (0) gegeben ist. Es wird angenommen, dass die FActindichte durch die gleiche Funktion modifiziert wird wie die Voranstreckrate und durch die folgende Gleichung gegeben ist: f (x) = fcr − (f0 − fcr )g(x) (4) fcr ist die kritische niedrige F-Actindichte, an der das Myosin das Actinnetzwerk ins bipolare Bündel zieht. Hier wird angenommen, dass fcr erreicht wird, wenn die Deformationskraft das Voranstrecken stoppt. 2 Zweites Teilmodell Es wird angenommen, dass sich die Actin-Myosin Kontraktion auf den hinteren Rand beschränkt. Deshalb ist das zugehörige Modell eindimensional. Das Actin-Myosin Bündel wird durch drei Dichten beschrieben. Das Modell für das Bündel wird mit konstanter Länge −L < x < L (wobei x = 0 das Zentrum des Bündels beschriebt) angegeben: ∂ ∂r = nr (x) − γb r + (vr r) ∂t ∂x ∂ ∂l = nl (x) − γb l − (vl l) ∂t ∂x ∂m ∂ = nm − γm m − (vm m) ∂t ∂x (5) (6) (7) Die F-Actindichte an der hinteren Kante ist konstant, deshalb sind auch die Vorkommen von rechts- bzw. linksorientierten Filamenten konstant, also nr (x)+ nl (x) = const. Auch das Myosinvorkommen ist konstant. Diese Vorkommen können einer zeitlichen Änderung unterliegen, je nach dem wie schnell sich die hintere Kante bewegt. Der Einfachheit halber wird dies jedoch vernachlässigt. Die Polarisation der Filamente im Bündel ist jedoch nicht konstant. Es wurde beobachtet, dass auf der rechten (linken) Seite die meisten Filamente rechts(links-)orientiert sind, während in der Mitte die Orientierung durchmischt ist. Eine mögliche Erklärung für diese Polarität ist, dass die Orientierung der Filamente lokal normal zur vorderen Kante ist. Die konkave From würde dann durch die Orientierung der Filamente entstehen, die diese nicht mehr ändern wenn sie gekappt werden. Es wird angenommen, dass die Anzahl der rechtsbzw. linksorientierten Filamente linear zur Rechten bzw. Linken steigen: nr = n0 x+L L nl = n0 3 L−x L (8) Es wird angenommen, dass sich multiple Motorbereiche im Bündel befinden. Diese sind an einen Myosincluster gebunden und wirken mit gleicher Wahrscheinlichkeit auf jedes Actinfilament in der Nähe des Clusters. Sie erzeugen eine konstante durchschnittliche Kraft Fm . Die Myosindichte ist der begrenzende Faktor bei dieser Krafterzeugung. Fm m(x) ist die totale Kraft, die vom Myosin auf x angewendet wird. Diese Kraft wird zwischen den rechts- bzw. linksorientierten Filamenten verteilt. Die Kraft, die auf die rechts- (links-)orientierten Filamenten wirkt, wird nach Links (Rechts) geleitet, da die Myosinmotoren zu m m(x)r(x) m m(x)r(x) Fl = Fr(x)+l(x) . Die den barbed Ends gerichtet sind und Fr = − Fr(x)+l(x) zugehörige Kraft pro Filament ist windigkeiten: vr = − Fr r und Fr Fm m =− ζa r ζa (r + l) Fl l mit den entsprechenden Gesch- vl = Fl Fm m = ζa l ζa (r + l) (9) Die Kraft die auf auf einen Myosincluster wirkt ist gegeben durch −(Fr +Fl )mit der zugehörigen Geschwindigkeit; vm = − Fm m r − l Fr + Fl = ζm ζm r + l (10) Der absolute Wert der totalen Kraft, die von den gebündelten Filamenten und den Myosinclusters auf das F-Actinnetzwerk angewendet wird ist: Fnet = |Fr | + |Fl | + |Fr + Fl | = Fm m(1 + |r − l| ) r+l (11) Substituiert man die Gleichungen (8-10) in die Gleichungen (5-7) mit den folm x ≈ L t ≈ γ1b für −1 ≤ x ≤ 1 so genden Skalierungen r ≈ l ≈ nγb0 m ≈ nγm ergeben sich die folgenden Gleichungen: ∂r ∂ mr = (x + 1) − r + 1 ( ) ∂t ∂x r + l ∂l ∂ ml = (1 − x) − l − 1 ( ) ∂t ∂x r + l ∂ r−l ∂m = 1 − m − 2 ( m) ∂t ∂x r + l (12) (13) (14) Unter Verwendung der singulären Störungstheorie lassen sich die Gleichungen lösen: r ≈ x + 1 l ≈ 1 − x r + l ≈ 2 m ≈ 1 Fnet ∼ 1 + |x| (15) Diese approximierten analytischen Lösungen berücksichtigen nicht das Verhalten der Actin und Myosin Dichten und ihre Geschwindigkeiten am Rand. Als Randbedingung wird r(1) = l(−1) = 0 gewählt. Die Actindichte fällt am Rand exponentiell gegen null ab, während die Myosindichte sich kaum ändert. Dieses Modell ist wichtig für die Erklärung der Form des Lamellipodiums. Eine wichtige qualitative Vorhersage dieses Modells ist, dass der absolute Wert des Myosins, der die Kraft erzeugt, die auf das F-Actinnetzwerk wirkt, linear vom Zentrum zu den Seiten wächst. 4 3 Drittes Teilmodell Hier wird das Lamellipodium als dünne elastische Scheibe behandelt. Es wird das zugehörige linear elastische Problem modelliert, unter der Verwendung von ebener Spannung und Verzehrung als Variablen. Dieses Problem wird für zwei unbekannte Komponenten des Verschiebungsvektors gelöst, mit Hilfe der potentiellen Energieannäherung (15). Die potentielle Energie des linearen, elastischen Körpers ist gegeben durch: Z Z 1 Tr (σ) dΩ − uT dΓ σ =Y (16) Π= 2 Ω Γ ∂u ∂ui + ∂xji ) σ ist der Spannungstensor, der tensor mit den Komponenten ij = 21 ( ∂x j und u(x) ist der Verschiebungsvektor. Y ist die sogenannte Elastizitätsmatrix und T die Zugkraft, die auf den hinteren Rand angewendet wird. Die Randbedingung ist keine Verzehrung an der vorderen Kante. Im vorigen Abschnitt wurde die Orientierung der Kräfte, die auf das FActinnetzwerk angewendet werden, nicht untersucht. Komponenten dieser Kräfte parallel zur hinteren Seite heben sich auf, während dies Komponenten normal zur hinteren Kante nicht tun. Eine weitere Annahme ist, dass aus der Kontraktionskraft, die am hinteren Rand erzeugt wird, die Zugkraft resultiert, die das F-Actinnetzwerk zurück ins bipolare Bündel lokal normal zur vorderen Kante zieht. Die Größe dieser Kraft ist proportional zu (15) und wird nicht auf die Unterlage angewendet. 4 Viertes Teilmodell Eines der wichtigsten Merkmale der schnellen Fortbeweung des Keratocyten ist die regelmäßige und effektive Wiederverwertung von Actin. Ein schneller und regelmäßiger Transport von G-Actin an die Vorderseite ist wesentlich. Da FActin zerlegt wird und sich G-Actin zu F-Actin entlang der Vorderseite aufbaut. Einfache Diffusion ist für diesen Transport verantwortlich, aber eine Rolle spielt auch der direkte Transport durch die Konvektion des flüssigen Cytoplasmas. Der Effekt des Actintransportes bestimmt die G-Actinkonzentration, a(x), entlang der Vorderseite. Der Einfachheit halber wird der schnelle Austausch von ADT/ATD und ADF/Kofilin-Profilin gegen F-Actin weggelassen. Es wird der Fall berücksichtigt, wenn die Konzentrationen von Thymosin und Profilin signifikant sind, sodass fast alles G-Actin an Thymosin oder Profilin gebunden ist. Die G-Actin-Thymosin Dichte b(x, t) und die G-Actin-Profilin Dichte a(x, t) folgen den folgenden Reaktion-Diffusion-Konvektion Gleichungen: ∂b = −k1 b + k2 a + D∆b − ∇(Vc b) ∂t (17) ∂a = k1 b − k2 a + γl f + D∆a − ∇(Vc a) ∂t (18) 5 Die F-Actindichtedynamik wird durch die folgende Gleichung gegeben: ∂f = −γl f ∂t (19) Randbedingungen: • kein Fluss von G-Actin-Thymosin am Rand • kein Fluss von G-Actin-Profilin am hinteren Rand An der vorderen Kante polymerisiert G-Actin-Profilin zu den barbed Ends; die zugehörige Randbedingung ist, dass der Fluss von G-Actin-Profilin (linke Seite) ist gleich der Rate, mit der sich G-Actin-Profilin an den Filamentspitzen aufbaut. V (x)f (x) (20) ([−D(∇a) + Vc a]n)(x) = − δv Um die Geschwindigkeit der flüssigen Phase des Cytoplasmas zu finden wird die D Arcy Flussgleichung gelöst: (Vc − Vf ) = − K ∇P, φη φ ≈ 1 − 0.1f, K≈ d2 φ3 (1 − φ)2 (21) gekoppelt mit der Inkompressibilitätsgleichung: ∇[Vc φ + Vf (1 − φ)] = 0 (22) Die Randbedingung ist, dass die Zellmembran wasserundurchlässig ist. 5 Das Computermodell Der Code dieses Programmes ist als Kombination von C, Femlab und Matlab geschrieben. Die Simulation berechnet ein Video, dafür werden einige Stunden benötigt. Dieses Video ist von http://www.math.ucdavis.edu/mogilner/ CompKerat1.mpg downloadbar. In die numerischen Simulationen wurden folgende Schemata implementiert: • Triangulation des Lamellipodiums unter Verwendung des externen Triangle Package geschrieben von J.R. Shewchuck. • Lösen der Gleichung (19). • Lösen der Gleichungen (15,16) mit dem externen LASPack Package, geschrieben von TomásSkalický. • Lösen der DArcy Flussgleichung (22) mit Femlab. • Lösen der Konvektion-Reaktion-Diffusion Gleichungen (17,18,19) mit Femlab. 6 • Bestimmung der Endpunkte der vorderen Kante. • Bestimmung der Position der hinteren Kante. • Die Bewegung der führenden Kante hängt von den Deformationskräften ab. Die lokale Voranstreckgeschwindigkeit wird durch die Gleichungen (13) bestimmt. Die F-Actindichte in der Nähe der führenden Kante wird mit Gleichung (4) gefunden. • Die Größeneinheiten werden wie folgt gewählt: – Längeneinheit: L = 10γm – konstante Dicke des Lamellipodiums: 0, 2γm dadurch wird eine Reduktion des 3-D Modells auf das 2-D Modell erreicht – charakteristischer Wert der Zugkraft für eine Einheitslänge: ∼ 1nN/γm2 – skalierter Wert der Young Module: 10 – Die Zugkraft, die auf die hintere Kante angewendet wird ist in Bezug auf 1nN/γm skaliert. – charakteristische Fortbewegungsgeschwindigkeit: V = 0, 25γm/sec – Zeitskala: 40sec = L/V Das Modell simuliert einen breiten Bereich der Merkmale der lamellipodialen Beweglichkeit. Es reproduziert den beobachteten beharrlichen, festen Zustand der Bewegung mit der charakteristischen Mondsichelform. Das Modell wurde mit verschiedenen Anfangsformen getestet und man hat herausgefunden, dass es im Allgemeinen dieselbe Endform produzierzt. Es ist nicht gelungen, die Mondsichelform aus der Scheibenform wegen rechenbetonder Schwierigkeiten zu reproduzieren. 6 Simulation des drehenden Lamellipodiums Es können nicht nur die feste, stabile Bewegungen simuliert werden, sondern auch komplexere. Es wird z.B. eine hohe Konzentration von Thymosin an der linken Seite ausgeschüttet. Dann stoppt die linke Seite und das Lamellipodium schwingt um seine Linke und vollzieht dabei eine halbe Drehung. Das Zentrum und die rechte Seite der Zelle würden fortschreiten, aber die Kontraktionen auf der Rechten und die Anhaftung auf der Linken lassen die rechte Seite nicht von der linken Seite divergieren und es kommt zu diesem Schwenkverhalten. Um dies mit dem vorliegenden Modell zu testen, müssen zuerst einige Änderungen im vierten Teilmodell vorgenommen werden. Hier wird angenommen, dass die Konzentration von Profilin vernachlässigbar ist und die von Thymosin geringer 7 als jene vom G-Actin. Für die Dichten von G-Actin-Thymosin, G-Actin und Thymosin ergeben sich die Gleichungen: ∂b = −k´1 b + k´2 aβ − D∆b − ∇(Vc b) ∂t ∂a = k´1 b − k´2 aβ − D∆a − ∇(Vc a) ∂t a ∂β = k´1 b − k´2 β − D́∆β − ∇(Vc β) ∂t (23) (24) (25) Es gibt keine Flussrandbedingung für alle Variablen auf allen Rändern. Dann sind die folgenden Erhaltungsaätze erfüllt: Z Z (a(x) + b(x))dx = a0 dx = const Ω Ω Z Z (a(x) + β(x))dx = β0 Ω dx = const Ω a0 , β0 sind die totalen Dichten von Actinmonomeren und Thymosinmolekülen. k1 << k´2 (a0 − β0 ) dh., das Thymosin bindet sich fest ans G-Actin, deshalb ist die Konzentration von freien Thymosinmolekülen sehr gering. Für diesen Grenzfall ist die Konzentrationsskalierung: b ∼ β0 , a ∼ (a0 − β0 ), β ∼ k1 β0 , β << a, b ´ k2 (a0 − β0 ) 1 k1 ist die Zeit- und L die Raumskala. Damit ergeben sich die folgenden Gleichungen: ∂b = −b + aβ − λ1 ∆b − ∇(Vc b) ∂t ∂a = λ2 (b − aβ) − λ1 ∆a − ∇(Vc a) ∂t ∂β 1 D́ = (b − aβ) − λ1 ∆β − ∇(Vc β) ∂t D λ1 = = D ∼ 0.1, L2 k´1 k´1 k´2 (a0 − β0 ∼ 0, 01 λ2 = (26) (27) (28) β0 ∼1 a0 − β0 D́ Vc ∼ 10 vc = ∼ 0, 01 D Lk´1 Die Konzentration von freiem Thymosin gleicht sich schnell mit den lokalen Konzentrationen von G-Actin und G-Actin-Thymosin aus, β ≈ a, b. Die Gleichungen für die Konzentrationen von G-Actin und G-Actin-Thymosin sind: ∂b ≈ D∆b − ∇(Vc b), ∂t ∂a ≈ D∆a − ∇(Vc a) ∂t 8 (29) In diesem Fall wird nicht das vierte Teilmodell simuliert, sondern die zweite Gleichung von (29) gelöst (mit den Randbedingungen aus dem vierten Teilmodell) und das Vorkommen von G-Actin aus dem zerlegten F-Actin hinzugefügt. Die Größe der Actin-Myosin Zugkraft am hinteren Rand (15) wird modelliert: Z a(x) ˜ , aaver = Fnet (x) = Fnet a(x)dx (30) aaver Ω Der Bruch ist die Wahrscheinlichtkeit, dass bei einer niedrigen G-Actindichte die F-Actine so schnell depolymerisiert werden, auf das hin die dadurch entstehende niedrige Anzahl von F-Actin der kraftbeschränkende Faktor werden kann. Es wird wieder ein Video berechnet, dass unter http://www.math.ucdavis.edu/ mogilner/turn.mpg downloadbar ist. Das Berechnen dieses Videos dauert ungefähr eine Stunde. Die simulierten Resultate stimmen qualitativ mit den Beobachtungen überein 7 Zusammenfassung Zwei Fragen, die in der Zukunft noch beantwortet werden müssen sind: (a) Wie ist die physikalische Natur und molekulare Basis von Voranstrecken, Heranziehen und Anhaften? (b) Wie werden die drei Prozesse koordiniert um die beobachtete Form und Bewegung von kriechenden Zellen zu erreichen? Der Hauptbeitrag dieses Modells ist es zeigt zum ersten Mal, dass Voranstrecken und Anhaften an der Vorderseite lokalisiert sind. Voranstrecken und Anhaften werden mechanisch von den Kräften, die an der Rückseite lokalisiert sind, und chemisch vom Actinaustausch und -transport reguliert. Dies ist hinreichend um die fan-like Form des Lamellipodiums zu erklären. Weiters zeigen quantitative Schätzungen, dass die beobachteten Konzentrationen, Reaktionsraten und Kräfte die Form und Bewegung des Lamellipodiums nicht nur qualitativ sondern auch quantitativ erklären kann. Die voraussagende Kapazität des Modells ist beschränkt, da es dem Experiment Jahre voraus ist. Die Annahmen (i) Anhaftung eher als Membranwiderstand als begrenzender Faktor für das Voranstrecken, (ii) Konzentrationen von Myosin, Arp2/3 und Anhaftungsmolekülen als begrenzender Faktor für die Größe des Lamellipodiums und (iii) die Zugkräfte an der Rückseite als Regulatoren für die Anhaftung an der Vorderseite, sind plausibel aber nicht geprüft. Andere Modelleinschränkungen werden getroffen um sich besser auf ein einfaches, sinnvolles Modell zu konzentrieren und um zu aufwendige mathematische und rechnerische Herausforderungen zu vermeiden. Diese Einschränkungen sind z.B. (i) das Lamellipodium als elastische Scheibe zu betrachten, (ii) kein Rückwärtsfluss des FActinnetzwerkes, (iii) konzentriertes Actin-Myosin gleitet am äußeren Rand des Lamellipodiums. Der Wert des Modells (neben seiner theoretischen Reproduktion der lamellipodialen Bewegung), rüht von der minimalen verwendeten Anzahl von Annahmen, die hinreichend für eine quantitative Beschreibung des Zellkriechens ist, her. 9 8 Tabellen Tabelle I: Modellvariablen Variable Bedeutung V a g Fe Fcr Lle f m(x,t) r(x,t) l(x,t) vr , vl , vm Vorstreckrate G-Actin oder G-Actin-Profilin Konzentration Kraftabhängiger Faktor Größe der elastischen Kraft kritische Kraftkonstante, an der das Vorsnstrecken stoppt Länge der führenden Kante F-Actindichte an der führenden Kante Myosindichte F-Actindichte der barbed Enden mit Rechtsorientierung F-Actindichte der barbed Enden mit Linksorientierung Geschwindigkeiten der rechts-, linksorientierten Filamente und des Myosinsclusters entlang der hinteren Kante elastische potentielle Energie elastischer Spannung elastische Verzehrung elastische Verzehrungsvektor Zugkraft an der Rückseite G-Actin-Thymosin Konzentration Thymosin Konzentration Konvektionsgeschwindigkeit hydrostatischer Druck Permeabilität Porosität Π σ u T b β Vc P K φ Tabelle II: Modellparameter Parameter Bedeutung δ kon F0 0 Fcr L fcr f0 γb , γm nr , n l , n m n0 1,2 halbe Größe der Actinmonomere Aufbaurate der barbed Enden Kraftkonstante kritische Kraftkonstante Raumskala kritsche F-Actindichte, an der das Actinnetzwerk kollabiert maximale F-Actindichte konstante Rate der Actinzerlegung im Bündel und der Myosintrennung Vorkommen von rechts-, linksorientierten Filamenten und Myosin durchschnittliches Vorkommen von F-Actin non-dimensional Actin, Myosin Geschwindigkeit an der 10 hinteren Kante Fnet Kraftverteilung an der Rückseite Y Young Modulle D G-Actin-Diffusion-Koeffizent k1 , k2 , k´1 , k´2 G-Actin Reaktionsraten η Wasserviskosität d Durchmesser der Actinfilamente ν geometrische Konvertierungsfaktor 11
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