Über den Profeten Amos

BIBELSTELLE: Amos Kapitel 6, Verse 1a.4-7
Liebe Schwestern und Brüder,
das hätte sich der Prophet Amos vielleicht nicht im Traum
gedacht: Dass seine Worte im 21. Jahrhundert noch in den
Kirchen vorgelesen werden, - gut 2750 Jahre, nachdem Amos sie
ausgesprochen hat. Sie werden deswegen vorgelesen, weil sie
heute noch aktuell, hörenswert und von Bedeutung sind.
Deswegen wollen wir uns, als 1.), einmal fragen:
Wer ist dieser Amos eigentlich?
Darf ich also vorstellen: Der Prophet Amos! Man weiß sogar
Etliches über ihn: Amos stammte aus der Ortschaft Tekoa, südlich von Bethlehem. Von Beruf war Amos ursprünglich:
Viehzüchter und Maulbeerfeigenpflanzer. Um das Jahr 750 v.
Chr. herum ist Amos, von Gott selber, zum Propheten berufen
worden. Damals war das Volk Israel in 2 Staaten aufgespalten.
Wie früher das Deutsche Volk in Bundesrepublik Deutschland
und „DDR“ aufgespalten war, so war das Volk Israel damals
aufgespalten: In das Nordreich „Israel“ und das Südreich „Juda“.
Und so, wie es im Südreich den Tempel von Jerusalem als das
zentrale Heiligtum gab, so war es im Nordreich in dem Ort Bethel
die wichtigste Kultstätte. Unser Amos wurde nun, nach seiner
Berufung, von Gott in das Nordreich an das Reichsheiligtum von
Bethel gesandt. In Bethel blieb Amos bis zu seiner Ausweisung.
Und warum ist Amos des Landes verwiesen worden? Wegen
seiner radikalen, unerhörten unerschrockenen Reden.
Liebe Schwestern und Brüder, das müssen dann doch schon sehr
interessante Worte sein, wenn dieser Amos deswegen sogar des
Landes verwiesen worden ist. Und deswegen soll unsere 2.)
Frage sein: „Was hat Amos verkündet?“. Wenn ich im
Religionsunterricht die Propheten behandle, dann sage ich den
Schülern/innen immer: Alles, was ihr über den Propheten Amos
wissen müsst, könnt ihr euch mit einer einfachen Faustregel ganz
leicht merken. Und diese Faustregel lautet:
„Amos und die Armen!“
Die ganze Sorge und Fürsprache, der ganze Einsatz des
Propheten Amos galt den Armen. Im Namen Gottes trat Amos
auf und forderte: Das Los der Armen muss verbessert werden!
Amos forderte für die Armen das (nach der Liebe) in der Bibel
zweitwichtigste: Gerechtigkeit!!!
Das wundert einen, liebe Schwestern und Brüder. Das wundert
einen, wenn man Folgendes weiß: Zur Zeit des Amos, also ca.
750 v. Chr., regierte das Nordreich der König Jerobeam II.. Und
Jerobeam war ein sehr erfolgreicher König: Politisch, wie auch
wirtschaftlich. Die Zeit von Jerobeam II. war eine wirtschaftliche
Blütezeit. Doch: Gerade in solchen guten Zeiten werden die
Armen im Land leicht übersehen. In diese Wunde legte Amos
den Finger.
Das werden wir, in einem 3.) Schritt, sehen, wenn wir jetzt noch
kurz in unsere Bibelstelle aus dem Buch Amos im AT schauen.
Als Hintergrund dieser Szene kann man sich vielleicht vorstellen:
Eines Tages haben sich in der Hauptstadt des Nordreiches,
Samaria, vornehme Herren zu einer „Fete“ versammelt. Und
mitten in diese Szene platzt der Prophet Amos hinein und
schleudert ihnen entgegen, dass sie verfressene, versoffene,
grölende und stinkfaule Schmarotzer sind. Lest nur den Wortlaut:
Ihr „faulenzt auf euren Polstern“, „grölt zum Klang der Harfe“,
„trinkt den Wein aus großen Humpen“, doch: „Das Fest der
Faulenzer ist jetzt vorbei!“. Gott droht ihnen, durch Amos, für die
Zukunft Verbannung an, es sei denn, sie bekehren sich und
sorgen für die Armen, - muss man hinzufügen.
Liebe Schwestern und Brüder,
ohne dass ich das groß ausführen muss, sehen wir doch die
aktuellen Bezüge zur Gegenwart in der Welt. Gerade auch der
Papst Franziskus macht immer wieder darauf aufmerksam: Gott
will die Armut nicht! Und die selige Mutter Theresa, eine
„Fachfrau“ auf diesem Gebiet, sagte einmal: „Meine Armen in
den Slums sind der leidende Christus“.
Amen
Über
Amos