Plagegeister : Invasion - Jäger gehen in Stellung

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Plagegeister : Invasion - Jäger gehen in Stellung
vom 22. Juli 2015
Aus der Redaktion der Zeitung für Lübz – Goldberg – Plau
Gänsejagd am Westufer des Plauer Sees noch bis Januar 2017 möglich. Jagdpächter
wollen Vergrämung nun ernsthaft angehen
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Als die Obere Jagdbehörde im Sommer vergangenen Jahres den Plauer See (Westufer
zwischen Leisterner Lanke und Villa Vita) aus dem Bejagungsverbot für Graugänse
herausgenommen hatte, zeigte sich Jürgen Gebert erleichtert. Immer wieder hatte der Plauer
bei den zuständigen Stellen von Stadt, Landkreis, Landesregierung, Umweltschutzverbänden
und Jägerschaft insistiert, dass die Schwärme der im Frühjahr in Plau einfallenden Gänse
immer größer werden und die Tiere enorme Fraß-Schäden am einst üppigen Schilfgürtel
des Westufers verursachen. So üppig, dass der heute zu weiten Teilen gar nicht mehr
existiert. Mit Folgen (auch darüber berichteten wir bereits).
Die Aufhebung des Jagdverbotes zu erlangen, verlangte einige Penetranz und ist vor allem
deshalb ein kleines Husarenstück. Um so mehr ärgert es Jürgen Gebert nun, dass die
Jagdpächter vom Plauer See diesen „Freibrief“ vom Schweriner Umweltministerium nicht
nutzen. Das aufgehobene Bejagungsverbot gilt bis zum 15. Januar 2017 (Ausnahme die
Badestrände); ist also nach heutigem Stand nicht für die Ewigkeit gemacht. „Insgesamt
waren es drei Jahre und das erste ist schon um“, warnt Gebert dringend vor einer vertanen
Chance.
Innerhalb der drei Jahre genießen die Tiere auch weiterhin Schonzeiten. Das nächste
Fenster zur Jagd/Vergrämung öffnet sich am 1. August und bleibt offen bis zum 31. August
(dann wieder vom 1. November bis 15. Januar). Gebert hofft, dass die Jäger jetzt endlich
Flagge zeigen. Ähnlich wie im benachbarten Ganzlin, wo die Bemühungen zur
Vergrämung der Grauen sehr viel offensiver angegangen worden sind. Dabei hat der
Plauer, der selbst eine Jagdpacht hat, Verständnis für eventuelle Skrupel bei den
Grünröcken. Immerhin ist das Westufer bebaut, hat mehrere Badestellen… „Aber“,
argumentiert Gebert, „die Jäger sollen ja auch nicht tausende Graugänse vom Himmel
holen.“ Vielmehr gehe es darum, die Tiere zu vergrämen. Denn Fakt ist: Graugänse sind
schlau, sie reagieren auf jagdliche Störung und Nachstellung. „An unserem See, das haben
die Tiere gelernt, sind sie unbehelligt“, hat der Plauer über Jahre beobachtet. Das würde sich
ändern, sobald die Jäger zwei, drei gezielte Schüssen abgegeben. Für den Moment würden
die Vögel die Flucht ergreifen. „Weshalb für eine dauerhafte Vergrämung natürlich vermehrte
Einsätze der Jäger zwingend wären“, so Gebert.
Tatsächlich scheint die Pächtergemeinschaft kein zweites „Ausnahme-Jahr“ ungenutzt
verstreichen lassen zu wollen. Steffen Hellwig, der seit knapp vier Wochen ihr zuständiger
Obmann ist, erklärte gegenüber SVZ: „Maßnahmen unsererseits sind in der Planung,
allerdings müssen wir uns in der Pächtergemeinschaft noch im Detail abstimmen.“
Außerdem, kündigte Hellwig an, werde man einen Jäger aus dem SchleswigHolsteinischen hinzuziehen. „Die Gänsevergrämung wird unser nächstes Projekt. Das
wollen wir richtig angehen und dazu brauchen wir ganz einfach jemanden mit Erfahrung in
der Gänsejagd.“ Hellwigs Einwand leuchtet ein. Denn während die Jagd auf Wildgänse zu
DDR-Zeiten gepflegt wurde, griff nach der Wende nicht nur das Bundesjagdgesetz, sondern
auch das Wildmanagement des Landes. Danach gehörte der Plauer See zu den 100 Seen, die
als Schlafgewässer ausgewiesen sind und nicht bejagt werden dürfen. Das hat nicht nur zu
einer Explosion der Gänse-Population geführt. Hiesige Jäger sind bei der Jagd auf
wasserndes Federvieh auch reichlich ungeübt.
Bei der Unteren Jagdbehörde sieht man jüngste Entwicklungen mit Freude. „Wir werden
die Jäger und Verpächter nochmals auf die Notwendigkeit der Umsetzung der Genehmigung
hinweisen, um Unsicherheiten, die es bei einzelnen Jägern gab, abzubauen“, so Leiterin
Brigitte Bliemeister.
von Simone Herbst
erstellt am 22.Jul.2015 | 19:32 Uhr