Mit Harnsäure-Therapie den Bluthochdruck angehen

20
Medizin
Medical Tribune · 50. Jahrgang · Nr. 38 · 18. September 2015
Mit Harnsäure-Therapie den Bluthochdruck angehen
Hyperurikämie häufig mit Hochdruck, Zuckerstoffwechselstörung, Übergewicht und Nierenschäden verbunden
Medical Tribune CME-Fortbildung
Ü
BERLIN – Die Hyperurikämie stellt
auch einen wesentlichen Risikofaktor für Herz und Nieren dar. Daher
kann es in Einzelfällen sinnvoll sein,
eine Harnsäuresenkung in Erwägung zu ziehen, auch wenn noch
keine Tophi oder Gichtarthritiden
aufgetreten sind.
Zur Gicht kommt es, wenn der
Harnsäurespiegel die Löslichkeitsschwelle überschreitet. Bei 37 °C
geschieht das bei Werten knapp unter 7 mg/dl (420 µmol/l), bei niedrigeren Temperaturen, wie sie an
den Extremitäten herrschen, aber
schon früher. Deshalb empfehlen
die aktuellen Leitlinien zur Gichttherapie, den Harnsäurespiegel konsequent unter 6 mg/dl (360 µmol/l)
zu halten. In schweren Fällen könne auch ein Zielwert unter 5 mg/dl
(300 µmol/l) sinnvoll sein, um die
Medical Tribune
CME Fortbildung
Harnsäuredepots in den Geweben
rascher zu entleeren, erklärte Dr.
Joachim Heisters, Internist und
Kardiologe aus Kamp-Lintfort.
Bereits bei Kindern korreliert
Hochdruck mit Harnsäurespiegel
Doch schädigt die Hyperurikämie
nicht nur Gelenke. Zur Gicht gesellen sich häufig die übrigen Facetten des metabolischen Syndroms
– Hochdruck, Zuckerstoffwechselstörung, Übergewicht – sowie progrediente Nierenschäden. Bereits bei
Kindern korreliert der Harnsäure-
spiegel mit dem Blutdruck. Probanden mit essenzieller Hypertonie
weisen Studien zufolge häufiger eine
Hyperurikämie auf als jene mit Normotonie oder Weißkittelhochdruck.
Dies liegt vermutlich daran, dass
Harnsäure die Arteriosklerose in
den Widerstandsgefäßen der Nieren
fördert, indem sie die NO-vermittelte Vasodilatation abschwächt, die
Endothelzell-Proliferation stimuliert
und das Renin-Angiotensin-System
hochfahren lässt.
Tatsächlich reduziert harnsäuresenkende Therapie den Blutdruck
um wenige mmHg, wie Studien mit
Xanthinoxidase-Inhibitoren (XOI)
zeigten. Doch könne bereits geringfügige Drucksenkung erhebliche
Auswirkungen auf das zerebro- und
kardiovaskuläre Risiko haben, erinnerte Dr. Heisters. Die ungünstigen
Effekte starten übrigens schon im
Mutterleib: Kinder, die pränatal er-
höhten Harnsäurekonzentrationen
ausgesetzt sind, kommen mit niedrigerem Gewicht und einer geringeren Zahl an Nephronen zur Welt,
was wiederum die Hypertonieentstehung begünstigen kann.
Risiko von Nierenschäden
steigt enorm an
Und nicht zu vergessen die möglichen Nierenschäden: Das Risiko
terminalen Nierenversagens steigt
bei hohen Harnsäurespiegeln steil
an. Es gibt also gute Gründe, eine
Interesse an CME-Fortbildung
mit Medical Tribune?
Termine, Themen und Anmeldung unter:
www.medical-tribune.de/fortbildung
oder per E-Mail:
[email protected]
Hyperurikämie frühzeitig anzugehen. Nach der EULAR*-Leitlinie
sollte man die Wahl des XOI von der
Nierenfunktion abhängig machen.
Allopurinol sollte Nierengesunden
vorbehalten bleiben. Bei Nierenfunktionsstörung gilt Febuxostat
als bessere Wahl, zudem ist der harnsäuresenkende Effekt stärker. ara
*
European League Against Rheumatism
Vortrag „Symptomatische Hyperurikämie
– Harnsäure als Risikofaktor für Herz und
Niere“, Medical Tribune CME-Fortbildung,
unterstützt durch Berlin-Chemie AG