Salmonellen gemeinsam angehen!

SONDERDRUCK aus
Überreicht durch:
6/2015
[1] Maternale und aktive Immunität
Salmonellen
gemeinsam angehen!
Um das Salmonellen-Risiko weiter zu mindern, müssen die Mäster schneller reagieren.
Dabei sind zunehmend auch die Ferkellieferanten mit ins Boot zu holen.
Text: Heinrich Niggemeyer, SUS
Management
Salmonellen
gemeinsam angehen!
Um das Salmonellen-Risiko weiter zu mindern, müssen die Mäster schneller reagieren.
Dabei sind zunehmend auch die Ferkellieferanten mit ins Boot zu holen.
Text: Heinrich Niggemeyer, SUS
D
as Salmonellen-Monitoring im
QS-System ist seit über 13 Jahren installiert. 2007 trat die Salmonellen-Verordnung in Kraft.
Mit beiden Instrumenten soll die Salmonellen-Belastung in der Produktionskette nachhaltig gesenkt und damit
zur Qualitätssicherung von Lebensmitteln beigetragen werden.
Das Monitoring hat seinen Zweck
erfüllt und es sind Teilerfolge erzielt
worden. Bundesweit erkranken mittlerweile weniger Menschen an Salmonellose. Doch dieser Rückgang ist vor allem
auf die Erfolge der Geflügelproduktion
zurückzuführen.
So ist inzwischen der hauptsächlich
mit Schweinen in Verbindung stehende
Stamm „Salmonella Typhimurium“ mit
41 % die häufigste Ursache für Salmonellen-Infektionen beim Menschen.
Das Risiko des Salmonellen-Eintrags in
die Prozesskette „Schwein“ muss also
weiter vermindert werden.
Um die Salmonellen-Belastungen im Flatdeck zu
klären, werden häufig
Analtupferproben bakteriologisch untersucht.
Foto: Heil
Mehr Risikobetriebe?
SUS
Leider gibt es kein durchschlagendes
Konzept der Vorsorge, denn die Problemlagen in den Betrieben sind sehr
unterschiedlich. So war es möglich,
dass der Anteil der Betriebe mit erhöhter Salmonellen-Belastung in den letzten drei Jahren sogar leicht zugenommen hat.
Dies gilt für Betriebe der Kategorie 2,
deren Anteil mittlerweile deutlich über
20 % liegt (s. Übersicht 1). Hinzu kommen knapp 5 % Mastanlagen, die in die
höchste Risikoklasse 3 eingestuft sind.
Wobei einige Betriebe über ein Jahr und
länger in dieser Risikoklasse verharren.
Druck durch Malussystem
Damit die Bemühungen nicht nachlassen bzw. verstärkt werden, haben die
Schlachtereien kürzlich Bonus- oder
Malussysteme eingeführt, die den
Druck auf die Risikobetriebe erhöhen.
Die Kategorisierung schlägt sich mittlerweile auch auf den Erlös nieder oder
die Tiere aus Kategorie 3-Betrieben werden erst gar nicht abgenommen.
In den meisten Fällen rutschen die
Betriebe nicht über Nacht in die Kategorie 3, sondern die Anzahl positiver
Proben erhöht sich schleichend. Daher
ist ein regelmäßiges Monitoring der
Daten zu empfehlen. Um dies zu erleichtern, sollte die Datenbank weitere
zielgerichtete Auswertungsmöglichkeiten für Schweinehalter, Tierärzte und
Berater anbieten. So könnte eine Trendkurve der OD-Werte bereits frühzeitig
Hinweise auf ein Absacken der Werte
geben (siehe Übersicht 2).
[1] Betriebe verbleiben immer länger in Kategorie 3
Seit wann in Kategorie 3?
> 9 Monate
Kategorie 3
4,7%
Kategorie 2
23,0%
> 12 Monate
20%
11 %
33%
21%
> 6 Monate
n = 22058 Betriebe
neu
15 %
Kategorie 1
72,3 %
Grafik: M. Höner
Den Anstieg der Risikobetriebe erklären sich die Experten wie folgt:
■ Die Betriebe sind umfangreicher und
unübersichtlicher geworden. Unentdeckte Schwachstellen im Betrieb
gefährden eine größere Anzahl Tiere.
■ Mit Einzelmaßnahmen wie dem Reinigen und Desinfizieren vergessener
Bereiche oder dem Säurezusatz zum
Futter lassen sich die Probleme oft
nicht lösen. Verbesserungen setzen
i. d. R. eine Kombination aus optimiertem Management, Hygiene und gezielter Fütterung voraus. Die Ansprüche an
die Beratung sind gestiegen.
■ Diskussionen um Antibiotika und
Tierwohl standen zuletzt im Vordergrund. In puncto Salmonellen werden
viele Betriebsleiter erst bei einem Abrutschen in die Kategorie 3 und damit viel
zu spät aktiv.
■ Erforderliche Maßnahmen kosten
Geld, das zurzeit nicht vorhanden ist.
Das führt dazu, dass die eine oder
andere Maßnahme nur verzögert umgesetzt wird. Oder der Landwirt sieht keinen Erfolg und resigniert.
■ Bei der Salmonellen-Bekämpfung
war der Fokus bislang nur auf die Mast
gerichtet. Erst seit Kurzem werden die
Ferkelerzeuger- und die Zuchtstufe eingebunden.
■ Die Infektionsgefahr in der Sauenherde ist mit der Umstellung auf die
Gruppenhaltung gestiegen.
■ Eng belegte Flatdecks oder Managementdefizite z. B. bei der Ammenhaltung oder Jungsauen-Eingliederung können ebenfalls unbemerkt zu
einem höheren Infektionsdruck führen.
> 3 Monate
Quelle: QS, Stand Herbst 2015
Bei der jüngsten Quartalskategorisierung betrug der Anteil Kat-3-Betriebe knapp 5 %.
Hiervon waren 33 % der Betriebe neu und 67 % wiederholt in dieser Risikogruppe.
Die Betriebe werden heute oft von
mehreren Experten auf einzelnen Spezialgebieten beraten. Um sie mit ihrem
Know-how im Kampf gegen Salmonellen einzubinden, bedarf es einer straffen Koordination und einer offenen
Kommunikation untereinander.
Im ersten Schritt geht es darum, vermeintliche Problemzeiten oder -zonen
im Betrieb aufzudecken. Dabei können
Blutuntersuchungen helfen, wobei drei
mal acht Proben aus der Anfangs-,
Mittel- und Endmast zu entnehmen
sind. Auch der sog. Sockentest ist zu
empfehlen, um die Salmonellenlast
in einzelnen Bereichen und auf
Gängen zwischen den Gebäuden zu
prüfen.
Danach wird je nach Schwachstellen
ein betriebsindividueller Maßnahmenplan erstellt. Dabei sind die wichtigen
Punkte schriftlich festzuhalten sowie
eine Prioritätenliste zu erstellen. Denn
alle Maßnahmen wird man kaum sofort
umsetzen können. Auch sollte sofort
ein Termin für den Nachbesuch festgelegt werden. Oft gelingt die Reduzierung der Salmonellenlast erst nach
mehrmaligen Anläufen.
Unbelastete Ferkel gefragt
Doch es bringt wenig, wenn ein Mäster mit großen Kraftanstrengungen die
Salmonellen eliminiert, mit der nächsten Ferkellieferung aber wieder neue
Erreger reinkommen. Deshalb fordern
die Mastbetriebe zunehmend Salmonellen-unverdächtige Ferkel. Sie konfrontieren ihre Lieferanten mit Untersuchungsergebnissen von gelieferten
Ferkeln. Diese werden oftmals bereits
beim Einstallen beprobt.
In der Folge wird der Ferkelerzeuger
seinerseits Proben zur Untersuchung
schicken. Diese sollten von schweren
Flatdeckferkeln genommen werden.
Häufig wird Blut gezogen, da diese
gleichzeitig auch z. B. für den
PRRSV-Nachweis verwendet werden
können. Neben der Serologie können
z. B. auch Analtupferproben bakteriologisch untersucht werden.
Die so unter Druck geratenen Ferkelerzeuger fragen sich dann, ob die Salmonellen nicht über die Jungsauen in
den Bestand gekommen sind. Auch in
der Zucht- und Vermehrungsstufe gibt
es keine Salmonellen-Freiheit. Das
heißt, dass die angelieferten Jungsauen
bereits belastet sein können, wie Untersuchungen in Weser-Ems bestätigen
(siehe Übersicht 3).
Auf unterschiedlichen Betrieben sind
Proben von jeweils fünf gerade gelieferten Jungsauen gezogen und auf Salmonellen-Antikörper untersucht worden. Bei einem mittleren OD-Wert von
über 20 können Vorkehrungen sinnvoll
sein, z.B. der Säurezusatz zum Jungsauenfutter bis hin zu Impfmaßnahmen.
Altsauen in die Untersuchung mit
einzubeziehen macht wenig Sinn.
Denn die Serologie würde keine konkreten Hinweise auf Problemzonen und
-zeiten geben. Deuten hingegen serologische oder bakteriologische Untersuchungen im Flatdeck auf Salmonellen-Infektionen hin, sollte reagiert
und die Bereiche Hygiene, Futter, Fütterung sowie Management optimiert
werden. Dabei ist wiederum der Fachverstand aller auf dem Betrieb tätigen
Berater zu nutzen und zusammenzuführen.
SUS
Management
[2] QS-Kategorisierung: Abstufung läuft oft schleichend
Sauen impfen?
Ein Ansatz in der Ferkelerzeugung
und Zuchtstufe ist die Impfung gegen
Salmonellen, um den Eintrag von Salmonellen in weitere Stufen der Kette zu
vermeiden. Die Behandlung der Sauen
mit einer Lebendvakzine zielt darauf
ab, die Salmonellen-Ausscheidung der
Muttertiere und damit den Erregerdruck im Bestand zu reduzieren.
Gleichzeitig werden die Saugferkel
durch die Aufnahme maternaler Antikörper besser gegen Infektionen
geschützt. Bei entsprechendem Impfschutz besteht durchaus die Chance,
dass die Ferkel unbelastet in die Aufzucht gehen.
Bei hohem Infektionsdruck können
zusätzlich zu den Sauen auch die Ferkel
ab dem dritten Lebenstag zweimalig im
Abstand von drei Wochen vakziniert
werden. Die Impfung erfolgt oral z. B.
über einen Drencher. Die Impf-Antikörper selbst würden laut Hersteller bis zur
Schlachtung wieder abgebaut und erhöhen dort nicht die Zahl der „Positivproben“ beim Fleischsaft-Monitoring.
Bei den Tests können Feldvirus- und
Impftiter nicht unterschieden werden.
Zudem kommen nicht unerhebliche
Impfkosten auf die Betriebe zu.
Zu beachten ist auch, dass es einige
Monate dauert, bis die Antikörper- Nachweise am Schlachtband deutlich zurückgehen und der Betrieb in eine bessere
Kategorie eingestuft werden kann. Denn
trotz Impfung kann es in der Anfangszeit
noch zu Feldinfektionen durch Salmonellen-ausscheidende, noch nicht
geimpfte Tiere kommen. Diese treiben
die Antikörpertiter auch der geimpften
Tiere in die Höhe und der Betrieb verbleibt in der schlechteren Kategorie.
Die Situation verbessert sich in der
Regel erst dann, wenn nur noch
geimpfte Ferkel im Stall sind und durch
die stark verminderte Ausscheidung
keine Feldinfektionen mehr stattfinden. Auch bei der Bekämpfung mittels
Impfung ist somit Geduld gefragt.
140
Kat. 1
Kat. 3
Kat. 2
120
Schlachttag
Trend
100
80
60
Quelle: QS
40
20
0
2013
2014
2015
Dieser Betrieb wurde Mitte 2014 in Kategorie 2 und ein Jahr später in Kategorie 3
abgestuft. Die Trendkurve zeigte bereits früh den negativen Trend an.
■ Bei massiven Problemen ist neben
der Optimierung der Betriebshygiene
und des Managements auch zu prüfen,
ob der Salmonellen-Druck mithilfe von
Sauen-Impfungen nachhaltig gesenkt
werden kann.
OD-Wert und Salmonellen-Kategorie
■ OD-Wert: Antikörper in Blutoder Fleischsaftproben werden mithilfe eines ELISA-Tests ermittelt.
Dabei wird die Höhe der optischen
Dichte (OD) bestimmt. Je höher
dieser Wert ist, desto mehr Salmonellen-Antikörper liegen vor.
■ Positive Probe: Von einem
positiven Befund spricht man erst
bei einem OD-Wert von 40 oder
höher. OD 40 ist der zurzeit angewendete Cut-off-Wert im QS-System.
■ Salmonellen-Kategorie: Bei der
vierteljährlichen Einstufung der
Betriebe fließen die Befunde der letzten zwölf Monate ein. Bei mehr als
40 % positiver Proben rutscht der
Betrieb in die Kategorie 3 (hohes
Risiko). Bei unter 20 % positiver
Proben verbleibt der Betrieb in
Befundkategorie 1 (niedriges Risiko).
Liegt der Anteil positiver Proben
zwischen 20 und 40 %, wird der
Betrieb der Kategorie 2 zugeordnet.
[3] Salmonellen-Belastung bei Jungsauen geprüft
100
Ø OD-Wert, %
90
OD-Grenzwert
für Jungsauen
80
60
Eine erfolgreiche Salmonellen-Bekämpfung gelingt nur gemeinsam und
mit System:
■ Die Mäster müssen ihr Monitoring
verbessern und schneller auf Hinweise
reagieren. Bei den eingeleiteten Maßnahmen zur Salmonellen-Reduktion ist
jedoch Geduld gefragt.
■ Einen immer höheren Stellenwert
bekommt die Salmonellen-Bekämpfung in der Ferkelerzeugerstufe. Auch
die Zuchtstufe ist mit einzubeziehen.
50
Quelle: EVH Select, 2015
70
Fazit
SUS
Ø OD-Wert, %
40
Grafiken: M. Höner
30
20
10
0
1
4
7
10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 43 46 49 52 55 58
Jungsauengruppe
Bei der Eingangskontrolle wurden fünf Jungsauen aus der Gruppe beprobt. Fallen die
OD-Werte hoch aus, sind Infektionen vorausgegangen.
Gent (Belgien)
Infektionen mit Salmonellen bei
Schweinen sind wirtschaftlich relevant
und stellen ein Gesundheitsrisiko für
Menschen dar. In einer Studie an der
Universität Gent wurde die Wirksamkeit einer Vakzine gegen den bei
Schweinen weit verbreiteten Salmonellen-Stamm Typhimurium in drei Kombi-Betrieben geprüft.
In jeder Herde wurden 120 Ferkel
oral am 3. und 24. Lebenstag gegen
S. Typhimurium geimpft; 120 Ferkel
aus der gleichen Abferkelgruppe dienten als ungeimpfte Kontrolle. Die
Sauen waren nicht geimpft.
■ Über alle Betriebe erreichten die
geimpften Tiere eine deutlich höhere
Tageszunahme vom 3. Lebenstag bis
zum Mastende im Vergleich zu der
nicht geimpften Kontrolle (547 g vs.
509 g). Dieser Effekt fiel bei der
gemischten (Betrieb 1 und 2) und
getrennten Aufstallung (Betrieb 3)
gleich hoch aus.
Fazit: Der Effekt der Impfung zeigte
sich am deutlichsten, wenn alle Tiere
im Abteil geimpft waren. Mit den
geimpften Schweinen wurden in den
drei Betrieben bessere Zunahmen
erreicht.
Reduzierte Salmonellenlast
50
% positive Kotproben
ungeimpft
40
geimpft
30
Quelle: Uni Gent
Die Diagnose des Erregers erfolgt durch
Anzüchtung der Salmonelle im Labor.
In den ersten zwei Betrieben wurden
die Versuchs- und Kontrolltiere nach
dem Absetzen bis zum Mastende in
verschiedenen Buchten, jedoch in
einem Abteil untergebracht. Im dritten
Betrieb erfolgte eine Trennung der
geimpften und nicht geimpften Tiere
in verschiedenen Abteilen.
Zu unterschiedlichen Zeitpunkten
wurden von den Mastschweinen Kotproben entnommen und auf Salmonellen untersucht. Am Schlachthof
wurden schließlich Proben gezogen,
die auf Salmonellen-Antikörper untersucht wurden. Die Zunahmen berechnete man aus den Gewichten am
dritten Tag sowie zum Mastende.
Die wichtigsten Ergebnisse:
■ Der Anteil positiver Kotproben zum
Mastende lag in Betrieb 1 bei 15 bis
20 %. Die geimpften Tiere waren gleichermaßen betroffen. In Betrieb 2 und
3 hingegen wurden bei den geimpften
Tieren so gut wie keine positiven Kotproben festgestellt. Bei den ungeimpften Tiergruppen hingegen lag die Rate
positiver Kotproben bei 25 bis 40 %
(siehe Übersicht).
■ Auch die Ergebnisse der Serologie
zum Zeitpunkt der Schlachtung
zeigten ein unterschiedliches Bild. Bei
gleichem Fütterungs-, Hygiene- und
Ausstallmanagement schnitten die
geimpften Tiere in Betrieb 2 und 3 besser und in Betrieb 2 gleich gut ab.
20
10
0
Betrieb 1
(n=28)
Betrieb 2
(n=29)
Betrieb 3
(n=22)
Der Impfeffekt wurde anhand von
Kotuntersuchungen überprüft .
Dieser Sonderdruck wird mit besonderer Genehmigung des Landwirtschaftsverlages GmbH, Hülsebrockstraße 2 – 8, 48165 Münster, herausgegeben.
SUS
Grafik: Orb
Foto: Heil
[3] Salmonellen-Impfung getestet