Freitag, 11. Dezember 2015 / Nr. 286 Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Stadt warnt auf Schulhausplätzen J Bild Robert Knobel WINTER rk. Seit einigen Wochen sind auf sämtlichen Schulhausplätzen der Stadt Luzern Schilder angebracht. Dort heisst es: «Reduzierter Winterdienst – Betreten auf eigene Gefahr.» Bedeutet das, dass die Stadt den Schnee nicht mehr wegräumt – und dass die Kinder «selber schuld» sind, wenn sie in der Pause ausrutschen? Eine Nachfrage bei der städtischen Abteilung Immobilien bringt Klärung: Die Warnung betreffe nur die Zeiten ausserhalb des Schulbetriebes. Das heisst: Am Wochenende und während der Schulferien gibt es keine Schneeräumungen. Rund um die Uhr zugänglich Die Schulhausplätze sind zwar rund um die Uhr öffentlich zugänglich, doch wer sie ausserhalb des Schulbetriebs betritt, tut dies auf eigene Gefahr. Das sei zwar schon immer so gewesen, man wolle aber die Leute mit den neuen Schildern explizit darauf aufmerksam machen, heisst es bei der Stadtverwaltung. Während der Schulzeit gilt nach wie vor: Der Schulhausabwart räumt die Gehwege frei, wenn es in der Nacht geschneit hat. Auf dem restlichen Schulhausplatz bleibt der Schnee hingegen liegen – was die Kinder allerdings kaum stören wird. NACHRICHTEN Mutter und Kind angefahren LITTAU red. Am Mittwoch kurz vor 18 Uhr fuhr eine Velofahrerin mit ihrem Kind auf dem Kindersitz auf dem Ruopigenring Richtung Ritterstrasse. Zur selben Zeit fuhr ein 26-jähriger Autofahrer in die gleiche Richtung. Aus noch ungeklärten Gründen kollidierten die beiden Fahrzeuge. Dabei wurden die 44-jährige Velofahrerin und ihre 4-jährige Tochter verletzt. Sie wurden durch den Rettungsdienst ins Spital gefahren. Die Luzerner Polizei sucht Zeugen, die Angaben zum genauen Unfallhergang machen können (041 248 81 17). Pfarreien sammeln Geld LUZERN red. Die neun Pfarreien der Stadt Luzern haben in der diesjährigen Fastenzeit 283 302 Franken gesammelt. Mit diesem Geld leisten sie Hilfe für ein Projekt des Fastenopfers zu Gunsten benachteiligter Menschen in Nepal. Konzert für den Frieden REUSSBÜHL red. Mehr als 100 Mitwirkende des Chors und des Orchesters der Kantonsschule Reussbühl singen und spielen heute um 20 Uhr in der Pfarrkirche Reussbühl Lieder zum Thema Frieden. Der traditionelle weihnächtliche Friedenswunsch habe 2015 durch den Konflikt in Syrien und die dadurch verursachten Flüchtlingsströme «tragische Aktualität erlangt», teilt die Schule mit. 27 So fit sind die Parteien fürs Wahljahr etzt sind die Leitplanken für die städtischen Wahlen im Mai 2016 gesetzt. Vergangene Woche hat die SP Beat Züsli als Kandidaten für den Stadtrat nominiert (Ausgabe vom 5. Dezember). Bereits Anfang November gab die SVP bekannt, dass sie mit ihrem Präsidenten Peter With ins Rennen steigt. Die Bisherigen Stefan Roth (CVP), Manuela Jost (GLP), Martin Merki (FDP) und Adrian Borgula (Grüne) treten zur Wiederwahl an. Ferner wollen Denis Kläfiger (BDP) und Yannick Gauch (Juso) in den Stadtrat. Mit diesem Schild wird bei Schulhäusern gewarnt. Stadt/Region Luzern Die SP geht aus einer Position der Stärke in die Wahlen – nicht nur hat sie ihren Sitz im Stadtrat als grösste Stadtpartei praktisch auf sicher, auch im Parlament (heute 12 Sitze) könnte sie zulegen. Zumal der Wähleranteil der SP seit Jahren steigt. Bei den Nationalratswahlen vom Oktober wählten fast 26 Prozent der Stadtluzerner SP. Entsprechend selbstbewusst tritt die Partei zurzeit auf. Das kommt allerdings nicht überall gut an. Vor allem nicht bei den Grünen (7 Sitze), die zurzeit in der ganzen Schweiz mit Wählerverlusten kämpfen. In der Stadt Luzern sehen sie sich von der SP bedrängt, weil diese zunehmend grüne Kernthemen besetzt. So ist etwa die Verkehrspolitik im Moment das wichtigste SP-Thema. Entsprechend omnipräsent waren die Genossen bei der Kampagne gegen die SVP-Initiative «für einen flüssigen Verkehr», während die Grünen viel weniger wahrgenommen wurden, obwohl sie dasselbe Ziel verfolgten. Schon vor zwei Jahren gelang der SP mit ihrer Initiative für eine autofreie Bahnhofstrasse ein eigentlicher Coup mit einem Robert Knobel, Leiter Ressort Stadt/Region, über die städtischen Wahlen 2016. ANALYSE grünen Thema. Dasselbe Bild zeigt sich beim städtischen Sparpaket. Zwar sind sich auch hier SP und Grüne inhaltlich einig, weshalb beide das Referendum ergriffen. Allerdings schaffte es die SP auch hier, sich als treibende Kraft in Szene zu setzen. Dies ungeachtet der Tatsache, dass sie mit ihrer Strategie, die Bürgerlichen zu einem Kompromiss zu bewegen, grandios scheiterte. Im Aufwind ist auch die SVP (7 Sitze). Zwar kann sie in der Stadt Luzern längst nicht im selben Ausmass punkten wie auf dem Land. Und ihre Verkehrspolitik kommt nur bei einer Minderheit der Stadtbevölkerung an. Ihren grössten Erfolg konnte die SVP mit der Annahme ihrer Initiative «200 000 Franken sind genug» erzielen. Damit versetzte die Oppositionspartei der Stadtregierung eine empfindliche Niederlage. Und seit der Nomination von Peter With scheint es auch nicht mehr völlig abwegig, dass die SVP den Sprung in die Stadtregierung schafft. Und wenn nicht, dann liegt es wohl weniger am Kandidaten als an der Konstellation, gegen vier Bisherige und einen SP-Kandidaten antreten zu müssen. Spätestens wenn es 2020 zu Rücktritten im Stadtrat kommt, wird eine Wahl von With realistisch. Sollte es die SVP schon diesmal schaffen, wird sie wohl nicht den vakanten SP-Sitz beerben, sondern einen bisherigen Stadtrat vom Sockel stossen. Im Visier hat die SVP vor allem den Sitz von Manuela Jost (GLP). Die kleinste Parlamentspartei steht heute isolierter da als vor vier Jahren. In den Augen der CVP sind die Grünliberalen «zu links» geworden. Die GLP habe sich für die Mitte als unzuverlässiger Partner erwiesen, sagen viele CVP-Exponenten. Schlechte Vorzeichen für die GLP sind auch die Verluste auf nationaler Ebene. Ist es deshalb Zufall, dass sich die Luzerner Grünliberalen in letzter Zeit auffallend «bürgerlich» geben? Beim Sparpaket fuhren sie einen kompromisslosen Kurs, der demjenigen von FDP und SVP entspricht. Und beim Kampf gegen die SVP-Verkehrsinitiative stellten die Grünliberalen demonstrativ ihre Mitgliedschaft im bürgerlichen Gegenkomitee zur Schau. Dass sie gleichzeitig auch im linken Gegenkomitee sassen, wollten sie lieber nicht an die grosse Glocke hängen – es zeigt aber das grünliberale Dilemma sehr gut auf. Und die grossen Mitteparteien? Bei Entscheidungen im Stadtparlament bildet häufig die FDP (9 Sitze) einen Block mit der SVP. Auch bei der Initiative «für einen flüssigen Verkehr» schlugen sich die Freisinnigen als Einzige auf die Seite der SVP. Generell kommt der FDP in der Verkehrspolitik eine Schlüsselrolle zu – als Gegenpol zur SP. Zahlreiche FDP-Vorstösse betreffen den Verkehr, auch wenn es sich meist bloss um Interpellationen han- delte, die keine konkrete Änderung mit sich bringen. Mit ihrer jüngsten Motion, die sie zusammen mit der CVP einreichten, wollen die Liberalen nun aber Nägel mit Köpfen machen: In einer Art «Gegenvorschlag» zur abgelehnten SVP-Initiative fordern sie, die Plafonierung des Autoverkehrs abzuschwächen. Die Chancen, dass die Motion überwiesen wird, sind intakt. Das wäre ein wichtiger strategischer Sieg des Bürgerblocks, zu dem auch die CVP (9 Sitze) gehört. Die Rolle der CVP war in der vergangenen Legislatur vielschichtig. Je nach Thema tendiert die CVP nach links oder rechts, wobei die Fraktion im Parlament nicht immer geschlossen auftritt. Eine wichtige Rolle in der CVP spielen einzelne markante Figuren, die jeweils individuell klare Schwerpunkte setzen: So etwa Markus Mächler und Roger Sonderegger im Bereich Verkehr, oder Albert Schwarzenbach beim Bestreben für eine lebendige Innenstadt. Bei den Parlamentswahlen will die CVP den verlorenen zehnten Sitz zurückerobern. Gleichzeitig muss sie das Stadtpräsidium gegen Beat Züsli verteidigen. Muss Stefan Roth deshalb zittern? Fakt ist, dass er als Kantonsrat nur knapp wiedergewählt wurde. Zudem gibt es etwa in der SVP Stimmen, die mit einem linken Stadtpräsidium pokern. Dies aus Unzufriedenheit über Stefan Roth, und weil man einen SP-Stapi mit kompromissloser Oppositionspolitik gezielt in Bedrängnis bringen könnte. Mehrheitsfähig sind solche Gedankenspielereien beim SVP-Wahlvolk allerdings kaum. Und selbst bei den linken Wählern werden wohl längst nicht alle so weit gehen, einen amtierenden Stadtpräsidenten abzuwählen. [email protected] Verschwendung um über 50 Prozent reduziert MONOPOL Mit ihrem Kampf gegen Lebensmittelverschwendung löste die «Monopol»-Chefin Brigitte Heller unzählige Reaktionen aus. Nun hat sie sich das Thema zur Lebensaufgabe gemacht. einen höheren vierstelligen Betrag an zwei Hilfsorganisationen in Kamerun zu spenden.» Das afrikanische Land liege ihr am Herzen. Hellers Gotte unterstützte als Krankenschwester die Hilfsorganisation Lambarene vor Ort – verstarb aber frühzeitig an einer Krankheit. Zwei Millionen Tonnen pro Jahr Zum Handeln bewogen hat Heller auch die Tatsache, dass rund ein Drittel der in der Schweiz produzierten Lebensmittel verschwendet werden. «Das entspricht pro Jahr rund 2 Millionen Tonnen Nahrungsmitteln oder der Ladung von rund Mittels Tischstellern kämpfte die Direktorin des Luzerner Hotels Monopol, Brigitte Heller, zunächst gegen die Essensverschwendung in ihrem Frühstücksrestaurant (Ausgabe vom 8. Mai). Nun hat sich die 52-Jährige das Thema Foodwaste in der Hotellerie zur Lebensaufgabe gemacht und unterstützt zwei Hilfsorganisationen in Kamerun mit Geldspenden. «Als Hoteldirektorin musste ich tagtäglich die Verschwendung von Lebensmitteln, insbesondere am Frühstücksbuffet, mit ansehen», sagt Heller. Sie habe feststellen müssen, dass dieses Problem in der Hotellerie seit geraumer Zeit bekannt ist. Aus Angst, Gäste zu verlieren, wagte man aber nicht, aktiv dagegen vorzugehen, so die Direktorin. «Dies hat mich dazu bewogen, selber dagegen vorzugehen.» Durch die Tischsteller und eine Anpassung ihres Buffetangebots konnte Heller die Lebensmittelverschwendung in ihrem Hotel um 50 bis 70 Prozent eindämmen. «Genaue Zahlen kann ich nicht nennen. Doch wenn weniger auf den Tellern zurückbleibt, müssen wir auch weniger Lebensmittel einkaufen», erklärt sie. «Wir haben Lebensmittel im Überfluss.» B R I G I TT E H E L L E R , D I R E KTO R I N H OT E L M O N O P O L 140 000 Lastwagen, die aneinandergereiht eine Kolonne von Zürich bis Madrid ergeben würden», betont Heller. «Pro Person landen hier täglich 320 Gramm einwandfreie Lebensmittel im Abfall – das entspricht fast einer ganzen Mahlzeit.» Andere Hoteliers ermutigen Für Swiss Award nominiert Hellers Einsatz und die Berichterstattung in unserer Zeitung sorgten in der ganzen Schweiz und international für Schlagzeilen. Sie erntete so viel Sympathie, dass die Luzerner Direktorin für einen Swiss Award in der Kategorie Gesellschaft nominiert wurde. Der Award wird am 9. Januar vergeben. «Die zahlreichen positiven Rückmeldungen haben mich sehr bewegt und zusätzlich zum Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung motiviert.» Unter anderem wurde die Direktorin von Hilfsorganisationen kontaktiert. «Ich habe mich entschieden, «Bitte nehmen Sie nur auf den Teller, was Sie auch essen können.» Mit diesem Schild auf Englisch und Chinesisch kämpft das Hotel Monopol gegen Lebensmittelverschwendung. Bild Pius Amrein Sie habe sich ihre Herzenssache zur Lebensaufgabe gemacht und will möglichst viele Menschen in der Schweiz und weltweit dazu bewegen, die Lebensmittelverschwendung einzuschränken, sagt Heller. Von ihren Gästen im Hotel habe sie nur positive Rückmeldungen erhalten, und gerade wegen ihres Kampfes seien neue dazu gekommen. «Ich hoffe, auch andere Hoteliers ermutigen zu können. Wir haben Lebensmittel und Reichtum im Überfluss und nicht das Recht, diese Ressourcen kaputt zu machen.» SARAH WEISSMANN [email protected]
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