Bericht in der Kirchenzeitung - EKBO-Hahn

8
A u s
S t a d t
u n d
L a n d
www.die-kirche.de | Nr. 47 | 22. November 2015
Gewinner des EKBO-Hahns
ähnliche Ideen im Kopf, doch kein
Objekt, nicht den passenden Partner. Und Freudenberg fand Netzwerke und überdurchschnittliches
Engagement, was er bei einer Behörde wohl nicht erwartet hatte.
Der
Integrationsbeauftragte
wollte, dass ein Modellprojekt mit
medialer Begleitung „gestrickt“
würde. Das musste Jörg Freudenberg dem GKR erstmal vermitteln.
Doch der zog mit. Der Verein „Baufachfrau“ wurde hinzugezogen, der
kürzlich verstorbene Bezirksstadtrat Andreas Höhne war Schirmherr
des Projekts „better place – leben
teilen“. Ab Mai 2015 beherrschten
Pinsel, Kleister und Tapeten die
Wohnung über der von Pfarrer Jörg
Egbert Vogel. Gemeindeglieder und
Baufachfrauen arbeiteten mit dem
Vater einer vierköpfigen Flüchtlingsfamilie aus Turkmenistan.
„Zum Glück ist Timor handwerklich begabt“, sagt Jörg Freudenberg
lachend. Der große Presserummel
überwältigte ihn und er war froh,
dass Pfarrer Vogel ihn mit der
Flüchtlingsfamilie als Mieter und
den Projektbeteiligten routiniert absolvierte. Dann kamen die Rückmeldungen der Medienarbeit: Kirchengemeinden, Privatiers, sogar
eine Wohnungsgesellschaft wollten
Genaues wissen. Inzwischen laufen
in Reinickendorf und Lübars neue
Projekte. Auch der Flüchtlingsvater
hilft mit. „Mit wenig Aufwand und
viel gutem Willen von allen Seiten
ist so was machbar!“, ist Jörg Freudenbergs Resümee.<
2. Preis: Verborgene Schätze
Von Andrea von Fournier
Die Gewinner des EKBO-Hahns konnten ihre Preise auf der Synode entgegennehmen.
Foto: Thorsten Wittke/EKBO
Der EKBO-Hahn 2015 wurde vergeben – der Preis für gelungene und innovative Öffentlichkeitsarbeit, den die Öffentlichkeitsarbeit der EKBO, Radio Paradiso und der Wichern-Verlag seit 2007
alle zwei Jahre gemeinsam vergeben. 22 Projekte haben sich beworben. Die Entscheidung fiel
der Jury schwer, doch nun stehen die Gewinner fest.
1. Preis: Ein besserer Platz
Von Andrea von Fournier
4„Wenn man nachdenkt, was man
in Gang gesetzt hat, ist man völlig
sprachlos“, sprudelt es aus Jörg
Freudenberg heraus. Wie bei einem
Schneeball, dem man einen Schubs
gibt. Rasch hat man Menschen kennengelernt, Freunde und Verbündete gewonnen, Netzwerke geknüpft.
Jörg Freudenbergs Lawine gleicht
eher einem Iglu, das man nun bewohnen kann. Darin war zunächst
Platz für eine Familie, doch nun sollen es hoffentlich viel mehr werden.
„better place – leben teilen“, heißt
das Projekt, das den ersten Platz des
EKBO-Hahns 2015 gewann. Mit
Hilfe von Presse, TV, Flyern, durch
Netzwerke und Mund-zu-MundPropaganda will die Berliner Hoffnungskirche Neu-Tegel erreichen,
dass Flüchtlinge leerstehende Wohnungen inmitten der Bevölkerung
beziehen können. An der Herrichtung der Wohnungen beteiligen sie
sich und können sie dann zu den
üblichen Konditionen mieten. Kein
Beteiligter muss sich als Schuldner,
keiner als Gönner fühlen. Und
wenn man, abgesehen von den sozialen Vorteilen, eine Kostenrechnung aufmacht, kommt diese
3. Preis: Gute-Laune-Lied
Von Susanne Liedtke
4Überrascht und glücklich sind
die Preisträger Nummer drei des
diesjährigen EKBO-Hahns. Mit ihrem fröhlich-frischen Lied „Alright
Brandenburg“ und dem dazugehörigen YouTube-Video hatten die 60
Jugendlichen und Jugendmitarbeiter
aus dem Kirchenkreis OderlandSpree nicht nur die Jurymitglieder
überzeugt. Schon zwei Wochen
nach dem Hochladen des Films auf
der Videoplattform im Internet
zählten sie 2 760 „Klicks“ – so viele
Menschen hatten sich die musikalische Liebeserklärung an ihre Heimat Brandenburg bereits angeschaut.
Tanzende Jugendliche inmitten
wogender Kornfelder oder badend
in einem der zahlreichen Seen der
Region: Die Bilder sind bunt und lebendig. Der Text auf Deutsch und
Englisch erzählt von Liebe und
christlichem Glauben. Ein Musikvideo, das völlig andere Eindrücke
vermittelt, als es den negativen Stereotypen entspricht, Brandenburg
sei ein graues tristes Land der alten
Menschen.
„Dem wollten wir bewusst etwas
entgegensetzen“, sagte Collins Kiborek. Der junge Kenianer ist Jugendmitarbeiter im Kirchenkreis. Er
hat die Musik komponiert und mit-
gesungen. Vor fünf Jahren kam er
durch ein Musik-Austauschprojekt
nach Grünheide und hat Brandenburg seitdem lieben gelernt. Im Text
vertonte er auch eigene Erlebnisse
in seiner Wahlheimat auf Zeit. „Das
Land ist so schön, da kann man nur
gute Lyrics zu machen“, sagt Collins
Kiborek. Gemeinsam mit vier Jugendlichen hat er den Text für das
Lied geschrieben.
Die Leidenschaft des Kenianers
für Musik ist ansteckend: Bereits
2013 hatte er mit der Evangelischen
Jugend in der Region Fürstenwalde,
Strausberg, Müncheberg, Erkner
und Storkow ein Musical einstudiert, die dabei „unglaublich viele
Talente“ gezeigt haben, erzählt er
begeistert. Die Jugendlichen hätten
gleich mit dem nächsten Projekt
weitermachen wollen. So entstand
die Idee für das Videoprojekt, das
Jugendmitarbeitende und junge
Christen gemeinsam entwickelten.
Im Juli drehten sie dann einen Tag
lang mit den Jugendlichen, Anfang
Oktober veröffentlichten sie das Resultat als Video auf YouTube. Mit einem so großen öffentlichen Echo
hatten sie gar nicht gerechnet, so
Collins Kiborek. „Dieser Erfolg hat
uns echt überrascht und der dritte
Platz beim EKBO-Hahn motiviert
uns sehr.“<
Flüchtlings-Unterbringung
den
Steuerzahler sogar billiger, als jene
in großen Heimen.
Die Idee brachten Steffi Zotzmann und Jörg Freudenberg 2014 in
die Sitzung ihres Gemeindekirchenrates (GKR) ein: Im Pfarrhaus der
Hoffnungskirche steht eine Wohnung leer, die könne man doch renovieren und eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen. Jörg Freudenberg,
Lebensmitteltechnologe und gänzlich ungeübt in dem Metier, übernahm die Koordination und suchte
den Reinickendorfer Integrationsbeauftragten Oliver Rabitsch auf.
Das Gespräch muss wie ein elektrischer Funke auf beiden Seiten gewirkt haben: Rabitsch hatte längst
4„Stellen Sie sich das bloß mal
vor: Sie greifen an die Türklinke
und dahinter steckt eine dicke Rolle. Sie rollen sie gespannt ab und
nach und nach gibt ein dunkles Ölbild auf Leinwand den Gekreuzigten frei.“ Pfarrer Helmut Kautz aus
Brück im Fläming ist das passiert.
Und sowie sich die erste Überraschung gelegt hatte, verlangte sein
Kopf energisch, das „Warum?“ und
„Woher?“ zu erfahren.
Dieses Ereignis Anfang 2014, die
Neugier des Pfarrers und seine Fähigkeit, Menschen zu begeistern,
sind Ursache dafür, dass in Brück
zurzeit christliche Kunst aus den
Wohn- oder Dachstuben der Bürger
den Weg ins Pfarrhaus findet und
im kommenden Jahr in einer Ausstellung in der Kirche gezeigt wird.
Mit dieser Geschichte und der
Öffentlichkeitsarbeit dazu hat die
Kirchengemeinde Brück den zweiten Preis beim EKBO-Hahn 2015
gewonnen. Übrigens bereits der
zweite für die Brücker nach 2013 –
der Fläming muss ein öffentlichkeitswirksames Fleckchen Erde
sein.
Nachdem Pfarrer Kautz trotz intensiver Nachfragen in Gemeinde
und Kommune den Spender des
„unbekannten Christus von Brück“
nicht finden konnte, wandte er sich
an die Presse. Gern nahm die das
ungewöhnliche und spannende
Thema auf, beschrieb das Bild, fragte nach möglichen Beweggründen,
es zum Pfarrhaus zu bringen – und
nach dem Besitzer. Dass es sich um
die Kopie eines Motivs des Malers
Salvador Dalí handelte, stand bald
fest. „Ganz Brück und Umgebung
sprach in dieser Zeit von dem Bild,
dessen Interpretation und von
Christus“, erinnert sich Kautz.
Erst nachdem mehrmals in
regionalen Medien und auch im
Radio berichtet wurde, erfuhr die
Eigentümerin von der Suche. Sie
fand das Ölbild zu dunkel. Deshalb
hatte sie es aus dem Rahmen geschnitten und stattdessen ihr Hochzeitsfoto eingefügt. Der Gekreuzigte
auf Leinwand wurde zum Pfarrhaus
gebracht. Helmut Kautz und seine
Gemeinde waren erstaunt und begeistert, welche Wellen die Suche
geschlagen hatte, wie sehr Bibel,
Kreuz und Jesus plötzlich im Gespräch waren.
„Das Thema ist uns vor die Füße
gefallen, wir hoben es einfach auf“,
sagt er. So entwickelte sich die Idee,
in Privathaushalten nach christlicher Kunst und deren Geschichte
zu suchen. Sie soll ausgestellt und
ein Video darüber gedreht werden.
Auf dem Gemeindefest 2015 wurde
der Startschuss gegeben. Inzwischen liegen mehrere Objekte im
Pfarrhaus. Wie eine geschnitzte
Skulptur des Mose, die in Afrika
aus Ebenholz gearbeitet wurde. Ein
Bischof brachte sie nach Deutschland, wo sie in einem Berliner Seniorenheim stand. Als das aufgelöst
wurde, rettete der Hausmeister sie
vor der „Entsorgung“ und stellte sie
bei sich zu Haus auf. Sicher werden
noch viele Stücke mit spannender
Geschichte den Weg in die Ausstellung finden.<
Außerdem haben sich beworben ...
4Die Kirchengemeinde Lichterfelde hat einen „Schöpfungspfad Buckowseerinne“ eingerichtet
4Die Evangelische Kirchengemeinde Saarmund gestaltete einen „Dorfkirchenadventskalender“
4Die Ausstellung „Max ist Marie“ zu Transgender wurde im Rogate Kloster in Berlin gezeigt
4Eine Plakataktion, um Gemeindeglieder zu werben, hat sich die Kirchengemeinde Berlin-Hermsdorf ausgedacht
4Die Religionslehrerin Claudia Syll hat sich mit ihren Schülern mit verschiedenen Unterrichtsprojekten beworben
4Das Projekt Cross Roads des Kirchenkreises Stadtmitte hat den Kalender „Berliner Lebenswege“ herausgegeben
4Das Projekt „Zwangsarbeiter des kirchlichen Friedhofslagers“ ist ein gemeinsames Projekt der Gedenkstätte für
NS-Zwangsarbeiter des kirchlichen Friedhofslagers und des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Stadtmitte
4Lukas Lengner aus der Gemeinde Hohenwerbig hat einen Kurzfilm zur Jahreslosung 2015 gedreht
4Die Kirchengemeinde Kroppen hat das Kunstprojekt „Was das Leben ausmacht“ durchgeführt
4Der Verein „Internetmission Berlin“ präsentierte seine Internetseite mit Beratungs- und Informationsangeboten
4Der Kirchenkreis Oderland-Spree hat mit der „Leonardo-Brücke“ ein verbindendes Symbol auf dem ersten
gemeinsamen Kirchentag 2015 errichtet
4Der Stephanusstift hat eine große Imagekampagne mit dem Namen „Echt Stephanus“ gestartet
4Der Förderkreis Voigt-Orgel zu Kirchhain setzt sich für die Restaurierung ihrer Orgel ein
4Das Familienzentrum der Gemeinden Apostel Petrus und Apostel Johannes hat ein „Haus der Familie“ errichtet
4Die Kirchengemeinde Rathenow gestaltete das Projekt „Chorfenster der Kirche Sankt Marien Andreas“
4Die Religionslehrerin Petra Lakatos bewarb sich mit ihren Schülern der Helmuth-James-von-Moltke Grundschule
mit verschiedenen Schülerprojekten
4Religionslehrerin Jutta Meutzner und ihre Schüler gestalteten das Projekt „Vorurteile – Nein Danke“
4Die Cansteinsche Bibelanstalt hat eine Legobibel herausgebracht