Mein Auslandssemester in Utrecht, Niederlande Bevor ich nach Utrecht aufbrach, war ich noch am Zögern und habe mir sogar überlegt, nicht zu fahren und hier zu bleiben. Ich bin heilfroh, dass ich das nicht getan habe. Die bisher fünf besten Monate meines Lebens später war der Abschied umso schwerer, wissend, dass der Ernst des Lebens wieder wartet. Wir lebten zu zwölft in einem Gebäude im Studentenwohnheim-Komplex Pythagoraslaan. Dort waren unzählige Gebäude, in einem davon waren alle Auslandsstudenten untergebracht. Das Gebäude hatte 5 Stockwerke und zwei Seiten, in Summe also 10 Stockwerke zu je 12 Studenten. Das tolle daran war, dass man ständig im Austausch, nicht nur mit den eigenen 11 Leuten, sondern auch den restlichen aus den anderen Stockwerken war. Da gab es dann jede Woche eine „Stockwerksparty“, wo sich eine Menge Leute trafen, oder man ist gemeinsam zu einem der zahlreichen Clubs oder Bars gefahren, mit dem Rad natürlich. Kleiner Einschub: Als erstes unbedingt ein Rad kaufen, ist in Utrecht lebensnotwendig, denn nach 12 fahren keine Busse mehr und Taxis sind teuer. Auch ist man mit dem Rad sehr schnell in der Stadt oder in der Uni. In die Stadt sind es vom Pythagoraslaan 10 Minuten mit dem Rad, zur Hogeschool 5 Minuten. Wenn man in ein Stockwerk reinkommt, ist dort die Küche bzw. Wohnzimmer, und dahinter ein Gang nach rechts bzw. links zu den Zimmern. Das Leben dort spielt sich daher in der Küche ab, dort trifft man sich, isst und trinkt gemeinsam. In den nächsten Monaten wuchsen wir immer enger zusammen, wurden vertrauter und so etwas wie eine kleine Familie. In der vorlesungsfreien Zeit – die eigentlich fürs Lernen gedacht war – reisten wir viel umher, schauten uns alle wichtigen Städte in den Niederlanden an, von Amsterdam bis Den Haag und Rotterdam bis zum winzigen Giethoorn, dem Venedig des Nordens. Auch über die Grenzen hinweg, etwa nach Belgien oder Köln, begaben wir uns. Natürlich gab es ab und an kulturbegründete Differenzen und Meinungsverschiedenheiten, diese waren allerdings schnell überwunden. Solange sich jeder ein wenig kompromissbereit zeigte, war das kein Problem. Vom sozialen Leben zur Pflicht: Die Hogeschool war infrastrukturmäßig top ausgestattet, es gab überall WLan (ja, liebe FH Wien, das ist möglich), das auch noch super funktionierte. Überall. Die Klassen passten genau zur Unterrichtsform: Es sah aus wie zu meiner Gymnasium-Zeit. Niedrige Tische und Stühle wir in der Schule. Der Unterricht war passabel, die Aufgaben und Projektarbeiten hatten einem bestimmten Schema zu folgen, das genau vorgegeben und einzuhalten war. Viel Platz für Kreativität blieb nicht. Ich hatte zwei „Multiple Choise“-Tests, die allerdings keine solche waren. Es war nur eine Antwort von vier Antwortmöglichkeiten richtig. Single Choise also. Sehr einfach und, wie ich finde, einer Hochschule nicht würdig. Jeweils ein intensiver Lerntag reichte für jeweils 8 von 10 Punkte. Was soll davon hängenbleiben? Zusammenfassend waren es sehr intensive und schnell vergangene fünf Monate, die mich sicher noch bis an mein Lebensende prägen werden. Ich habe tolle Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt und denke, auch meinen Horizont etwas erweitert. Letztendlich sind wir doch alle gleich, egal woher wir kommen.
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