Abstract - Kongress Armut und Gesundheit

Beitragstitel: Sektorenübergreifende Versorgung - Zukunftsvision mit Schattenseiten?
Kurzbeschreibung:
Angesichts des hohen Differenzierungsgrades des deutschen Gesundheitssystems gilt die bessere
Integration und Kordination von Hilfsangeboten im Sinne Schnittstellen-überbrückender, interprofessioneller, personenzentrierter Versorgungspfade seit Jahrzehnten als zentrale gesundheitspolitische
Herausforderung.
Dennoch scheint die Umsetzung einer wirklich „nahtlosen“ Versorgung schwierig. Das Ziel, auch Patientinnen und Patienten mit komplexen Bedarfen, einen gesicherten und gut abgestimmmten Zugang
zu Hilfeleistungen zu ermöglichen, ist längst nicht erreicht.
Gegenwärtig scheint jedoch etwas mehr „Bewegung“ in die Sache zu kommen: Diverse Gesetzesänderungen in der aktuellen Legislaturperiode zielten auf eine bessere Verknüpfung von Sektoren (zuletzt im GKV-Versorgungsstärkungsgesetz z.B. das Entlassungmanagement aus dem Krankenhaus
bzw. die Gründung eines Innovationsfonds zur Entwicklung sektorenübergreifender Versorgungskonzepte).
Die geplante Veranstaltung setzt am Kongressmotto an, welches diesmal u.a. die Impulse in den Blick
nimmt, die von gesetzlichen Grundlagen auf das Handlungsfeldes Gesundheit ausgehen.
Wir möchten die aktuelle Perspektive auf die - hoffentlich - kommende stärkere Umsetzung sektorenübergreifender Versorgungsansätze nutzen, um einerseits eine positive Zielbestimmung des Konzepts
zu diskutieren und zu schärfen (Wie muss sektorenübergreifende Versorgung gedacht, geplant und
umgesetzt werden, damit sie „erfolgreich“ sein kann, z.B. um Zugangsbarrrieren abzubauen? Welche
Kriterien sind hier wichtig?).
Andererseits ist uns die hohe Strahlkraft, die diese Vision auf verschiedene Professionen, politische
Lager und Akteure im Gesundheitswesen ausübt, Anlass, das Konzept der sektorenübergreifenden
bzw. integrierten Versorgung einer kritischen Analyse zu unterziehe (Hat die Vision einer sektorenübergreifenden, integrierten Versorgung auch Schattenseiten? Wie kann die Autonomie der Lebenspraxis gegenüber dem Zuständigkeitsanspruch von Professionen gewahrt werden? Droht hier eine
„Kolonialisierung von Lebenswelten“? Wie kann eine mögliche Selbsttechnokratisierung von Patientinnen und Patienten verhindert werden? Sind sozial schlechter gestellte Bevölkerungsgruppen durch
eine dezidiert in die Lebenswelten eingepasste niedrigschwellige Versorgung ganz besonders auch
von Aspekten sozialer Kontrolle betroffen? Aber wie kann dennoch gehandelt und die fraglos bestehenden Zugangsbarrieren und Kooperationsprobleme zwischen Sektoren und Berufsgruppen bearbeitet werden?
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