Europa entsteht durch Begegnung Projekthintergrund: Angesichts des fehlenden Willens eine gemeinsame Asyl- und Migrationspolitik zu gestalten, erleben wir in diesen Tagen europaweit den Aufbau neuer Grenzen – sowohl physischer, als auch mentaler Natur. 30 Jahre nach der Schaffung des Schengenraums droht dieser in kleine, abgeschirmte Gebiete zu zerfallen. Eine besorgniserregende Entwicklung, die zentrale Errungenschaften des Europäischen Einigungsprozesses in Frage stellt. Insbesondere die Förderung des grenzüberschreitenden Austauschs hat in der Vergangenheit zur Verständigung der Völker beigetragen und es gehörte zum gemeinschaftlichen Konsens, dass nur mit mobilen, den Nachbarn gegenüber aufgeschlossenen Bürgern eine enger zusammenwachsende Gemeinschaft geschaffen und die europäische Idee erfolgreich gestaltet werden kann. Nicht nur mit Blick auf das Agieren gegenüber Schutzsuchenden und Migranten sieht die Gegenwart jedoch alles andere als erfolgreich aus. Ausgrenzung, Empörung, Polarisierung: Links- wie Rechtspopulisten profilieren sich immer stärker mit scheinbar einfachen Antworten: Grenzen zu, weniger Einwanderer, mehr Schutz für heimische Unternehmen, Kampf gegen die Politik der „Eliten“, weniger Einmischung aus Brüssel oder gleich raus aus der Union. Die Rezepte euroskeptischer Populisten verfangen in großen Teilen der Bevölkerung, bedienen sie doch die Sehnsucht nach einem Rettungsanker in einer immer komplexer werdenden Welt. Europamüdigkeit sowie die Tendenz zu Ausgrenzung und Nationalismus haben - auch bei jüngeren Generationen - in den letzten Jahren europaweit in alarmierender Weise zugenommen. Um dieser Radikalisierung und Polarisierung entgegenzuwirken und die Zukunft miteinander zu gestalten, benötigen pluralistische, demokratische Gesellschaften als essentielles Element eine aktive Zivilgesellschaft. Bürgerschaftliches Engagement und politische Teilhabe sind die Säulen für das Funktionieren einer Demokratie. Dies gilt umso mehr in einem Europa, in dem angesichts der kontinuierlichen und stetig wachsenden Herausforderungen die grundlegenden Werte und Ideen ins Abseits zu geraten scheinen. Dabei kommt jungen Menschen als Trägern progressiver Ideen eine Schlüsselrolle zu. Eben diese engagierten jungen Erwachsenen möchte das vorliegende Projekt darin stärken, weiterhin Verantwortung zu übernehmen, sich aktiv in der Zivilgesellschaft zu engagieren und ihren Teil dazu beizutragen, mit der verbindenden Kraft des zivilgesellschaftlichen Engagements den europäischen Gedanken zu stärken. Der Deutsch-Französische Motor und der westliche Balkan als europäischer Krisen- und ChancenRegion sind in dieser Hinsicht von zentraler Bedeutung. Daher zielt das Projekt darauf ab, zivilgesellschaftlich engagierte Jugendliche aus diesen Regionen zusammenzubringen, sie in ihren Kompetenzen zu stärken, die Koordinierung bestehender Initiativen zu fördern und die Entwicklung von gemeinsamen transnationalen Projekten zu initiieren. Schließlich kommt der Europäisierung bei der Entwicklung eines europäischen Bürgerbewusstseins eine entscheidende Rolle zu. Projektziele: ‐ Empowerment: durch den mehrjährigen Ansatz (Projektlaufzeit: 2016-2018) der Aus- und Fortbildung auf inhaltlicher, methodischer und organisatorischer Ebene, sollen die jugendlichen Teilnehmenden langfristig in ihrem transnationalen, zivilgesellschaftlichen Engagement gestärkt und belastbare Kooperationen zwischen den durch sie vertretenen Organisationen und Ländern etabliert werden. ‐ Austausch, Vernetzung und Koordinierung: die Begegnungen und die kontinuierliche Projektarbeit haben das Ziel, die Vernetzung und Koordinierung regionaler, interethnischer und internationaler Jugendarbeit zwischen den Ländern des westlichen Balkans sowie zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren aus Deutschland und Frankreich nachhaltig zu fördern. ‐ Projektentwicklung: bestehende Kompetenzen junger, engagierter Erwachsener sollen gestärkt und bei der gemeinsamen Entwicklung von Kooperationsprojekten eingesetzt werden. 2 Projektaufbau: ‐ Beginnend vom 1.-8. Mai 2016 finden über drei Jahre hinweg jeweils achttägige Präsenzveranstaltungen mit Expertengesprächen, inhaltlichen und methodischen Workshops, sowie thematischen Exkursionen an der Europäischen Akademie Otzenhausen statt. ‐ Die inhaltlichen Schwerpunkte sind modular aufgebaut und werden von den Teilnehmenden unterjährig in kleineren Projektarbeitsgruppen vertieft. Zu diesem Zweck wird eine kollaborative online-Plattform genutzt, die nach der Auftaktveranstaltung dem kontinuierlichen Austausch dient. Die Teilnehmenden treffen sich hier zu regelmäßigen jourfixes in Form von Video-Konferenzen (einmal im Quartal) und arbeiten im Rahmen zeitlicher und inhaltlicher Meilensteine zu ausgesuchten Themen. Die Projektpartner bestücken die Plattform ferner mit Experteninfos, Fachartikeln und Best Practice-Beispielen zu den behandelten Arbeitsfeldern. Darüber hinaus dient diese Plattform den jungen Erwachsenen zum gegenseitigen Austausch hinsichtlich neuer Projektideen, der Umsetzung erlernter Inhalte sowie über den Einsatz neuer Methoden. Sowohl das gemeinsame Arbeiten an spezifischen Inhalten, als auch das gegenseitige Erfahrungslernen wird auf diese Weise unterstützt. ‐ Ausgehend von den bearbeiteten Vertiefungsthemen, wird die thematische Fokussierung der zweiten Präsensphase im Frühjahr 2017 seitens der Teilnehmenden initiiert. Sie selbst sind es, die sich auf inhaltliche Schwerpunktsetzungen einigen und hierfür in Teilen Veranstaltungsinhalte vorbereiten. ‐ Analog zu diesem Vorgehen wird auch die Fortführung der Projektarbeit im Jahr 2017/18 erfolgen. ‐ Die eigenverantwortliche Entwicklung von Kooperationsprojekten abseits des Programms wird bereits in der ersten Projektphase initiiert. Inhaltliche Schwerpunkte des Projektes: ‐ Projektmanagement: die Teilnehmenden erhalten methodische und inhaltliche Kenntnisse im Hinblick auf das Initiieren, Planen, Steuern, Kontrollieren und Abschließen von Projekten; ‐ Finanzmanagement: zu Beginn des Projektes steht hierbei das Fundraising (u.a. Projektförderung aus EU-Mitteln, Crowdfunding) im weiteren Verlauf auch Monitoring und Reporting von Projekten im Mittelpunkt der Aus- bzw. Fortbildung; ‐ Erreichung eines höheren Aktivierungsgrades bei den angesprochenen Zielgruppen: innovative didaktische Methoden für die Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen werden erörtert und im Rahmen von Projektgruppen in die Praxis umgesetzt. Die Auseinandersetzung mit Kommunikationsprozessen und dem zielgerichteten Einsatz von sozialen Medien findet u.a. mittels der Präsentation und des Austauschs von Best/Worst Practice Beispielen statt, wobei der Öffentlichkeitsarbeit in europäischen NGOs besondere Bedeutung zukommt. ‐ Rhetorikschulungen: fokussiert auf die unvermittelte Ansprache der Zielgruppe und die öffentliche Vermittlung der eigenen Ziele bzw. jener der Organisation (Inhalte u.a. Grundlagen der freien und öffentlichen Rede, Präsentations- und Moderationstechniken); ‐ Interkulturelle Kommunikation: interkulturelles Lernen als Kernbestandteil internationaler Jugendbegegnungen wird im Rahmen des kompletten Projektzyklus durchgehend behandelt. Neben methodischer Workshops zur reflektierten Förderung interkultureller Kompetenzen in 3 Jugendbegegnungen, wird ein besonderes Augenmerk auf dem Umgang mit Geschichte und unterschiedlichen Erinnerungskulturen im Kontext internationaler Jugendbegegnungen liegen; ‐ Hintergrundwissen zu aktuellen politischen Themen: der multiperspektivische Austausch über aktuelle politische Themen (z.B. Migration und politische Teilhabe) sowie des Europäischen Integrationsprozesses und der Geschichte des Balkans bilden den Schwerpunkt dieses Lernmoduls. Die Wissensvermittlung erfolgt durch fachliche Inputs von Experten u.a. im Rahmen von thematischen Exkursionen. Projektträger: Die Europäische Akademie Otzenhausen gGmbH (EAO) betreibt Informations-, Bildungs- und Forschungsarbeit im Bereich von Gesellschaft und Politik und fördert die Einigung Europas auf freiheitlicher und föderativer Grundlage. Ziele der politischen Bildung für eine demokratische föderale europäische Gesellschaftsordnung sind die Menschenrechte sowie Maxime der Nachhaltigen Entwicklung. Die Vernetzung mit Organisationen der Zivilgesellschaft prägt das Engagement der EAO. Konkrete Zielsetzungen der Arbeit sind die Aktivierung der Bürgerschaft: politische Partizipation möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger, die Entwicklung einer europäischen Zivilgesellschaft, sowie die kritische Begleitung des europäischen Integrationsprozesses mittels Forschung, Analyse, Information und Begegnung im Dialog. Die EAO verfügt über ein bestehendes Netzwerk in den beteiligten Ländern, umfangreiche methodische und logistische Kompetenzen. Die EAO kann auf Synergieeffekte mit etablierten Projekten mit den beteiligten Ländern zurückgreifen. Die Jungen Europäische Föderalisten (JEF) Die Jungen Europäischen Föderalisten Deutschland (JEF) engagieren sich seit über 60 Jahren für ein demokratisches, nachhaltiges, solidarisches, föderales und friedliches Europa. Mehr als 3200 Mitglieder setzen sich ehrenamtlich für ein vielfältiges und bürgernahes Europa ein und wollen dieses aktiv mitgestalten. Schwerpunkte sind die Interessenvertretung junger und föderalistischer Positionen im politischen Prozess, gleichberechtigt mit der europapolitischen Bildungsarbeit für Jugendliche und junge Erwachsene im Sinne der Völkerverständigung und Jugendhilfe. Die JEF ist nicht nur in Deutschland aktiv, sondern hat Sektionen in fast 30 Staaten Europas, Als Jugendverband der Europa-Union-Deutschland e.V. und aktivem Mitglied im Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland e.V. ist die JEF Deutschland ein Teil des größten zivilgesellschaftlichen Netzwerks für ein geeintes Europa in Deutschland. Die JEF hat mehr als sechs Jahrzehnte Erfahrung mit der Durchführung von europapolitischen Bildungsveranstaltungen, Jugendarbeit und politischer Kommunikation. Die JEF ist anerkannter Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe. Aus der Peergroup heraus kann die JEF authentisch mit den Teilnehmenden des Projektes zusammenarbeiten.
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