Workshop „Mehr Konkurrenz am Arbeitsmarkt & im Betrieb

24.02.2016
Workshop
„Mehr Konkurrenz am Arbeitsmarkt
& im Betrieb – solidarische
Antworten
Volker Hinck (Die LINKE),
Frank Lipschik (DGB Bildungswerk),
Christiane Götze, (IBS gGmbH)
These 1: Die Konkurrenz am Arbeitsmarkt beginnt
lange vor Ankunft der Flüchtlinge
These 2: Die Diskussion um die Flüchtlinge ist im
Kern eine um die soziale Frage, weniger um
kulturelle Identitäten
1
24.02.2016
Seit den 1990er Jahren Aufsplitterung von Belegschaften
Atypische Beschäftigung in Thüringen:
1996: 20% jedes fünfte Beschäftigungsverhältnis
2013: 34% jedes dritte Beschäftigungsverhältnis
Anstieg insbesondere seit 2006
Atypische Beschäftigung ist nicht geschlechtsneutral
Teilzeit: 4 von 5 Teilzeitbeschäftigten in Thüringen sind weiblich
Atypisch Beschäftigte insgesamt:
Männer:
2005: 15%
2013: 16%
Frauen
2005: 41%
2013: 51 (!) %
2
24.02.2016
Befristungen: Treffen insbesondere Jüngere und neu
Eingestellte
1. Hj. 2012: 44 Prozent aller Neueinstellungen befristet
Wer nutzt Befristungen?
• kleine Unternehmen: 4%
• mittlere Unternehmen: 67%
• Großbetriebe 96 %
Leiharbeit in Thüringen
2013: 2,2 %
aber: Domäne des produzierenden Gewerbes:
10% aller produzierender Betriebe nutzte 2013 Leiharbeit
80% aller Leiharbeitsbeschäftigten im produzierenden Gewerbe
Wer nutzt Leiharbeit?
kleine Unternehmen: 2%
mittlere Unternehmen: 20%
Großbetriebe: knapp 50%
3
24.02.2016
Werkverträge
•
Unternehmen mit anderen Unternehmen
(Subunternehmen)
Beispiel: Automobilindustrie
• mit ausländischen Subunternehmen
Beispiel: Fleischindustrie
• mit (ausländischen) Solo-Selbständigen (1995: 1,5 Million,
2015: 2,5 Millionen)
Beispiel: Reinigung und Logistik
Lohnentwicklung: Spaltung in Ost und West
Angleichungsquote in Thüringen
2013: 75% vom Westlohn
verarbeitendes Gewerbe:
2013: 64 (!)% vom Westlohn
4
24.02.2016
Vorsicht beim Normalarbeitsverhältnis!
•
•
•
niedrige Entlohnung
überlange Arbeitszeiten
fehlende Tarifbindung
Gastgewerbe 57 Prozent aller Normarbeitnehmer hatten 2010
einen Niedriglohn.
Betroffen vor allem Normalarbeitnehmer ohne abgeschlossene
Berufsausbildung.
5
24.02.2016
Zwischenfazit:
•
•
•
•
Belegschaften sind zerstückelt
Zugehörigkeiten sind unklar
(gefühlte) Unsicherheit wächst: Dominoeffekt
Betroffen sind vor allem Geringqualifizierte
Solidarische Antworten?
Beispiel:
Tarifauseinandersetzung Deutsche Post 2015
Kita-Streik 2015
Kämpfe finden unter veränderten Bedingungen statt
Spartengewerkschaften
erfordern neue Formen (Kundenstreik)
6
24.02.2016
Flüchtlinge sind noch nicht in den Betrieben angekommen
Erfahrungen gibt es mit EU-Ausländern (Spanien,
Osteuropa)
Die Debatte über Flüchtlinge wird auch in den Betrieben
geführt, ist aber keine Betriebliche Debatte
7
24.02.2016
Drittstaatsangehörige
= Angehörige von Staaten, die nicht der EU bzw. dem
EWR angehören.
Für sie regelt das Aufenthaltsgesetz die rechtmäßige
Einreise und den rechtmäßigen Aufenthalt in
Deutschland sowie die Beschäftigungsverordnung den
Arbeitsmarktzugang
in der Regel nur mit „Eintrittskarte“
8
24.02.2016
Niederlassungserlaubnis
Aufenthaltserlaubnis
Visum
Fiktionsbescheinigung
Uneigentlicher
Aufenthalt
Duldung
Aufenthaltsgestattung
„Illegal“
z.B. bei positiver Entscheidung
oder bei Duldung mit
Arbeitsmarktintegrationskriterien
(§§ 18a, 25a und b AufentG)
Eigentlicher Aufenthalt
Einbürgerung
9
24.02.2016
„(vorübergehende) Eintrittskarte“ Asyl
„Asyl“
Verteilung in die Bundesländer nach dem Königsteiner
Schlüssel (TH: 2,77%)
BÜMA – Bescheinigung über Meldung als Asylsuchender)
Asylantragstellung: Aufenthaltsgestattung – Jobsuche eingeschränkt
Entscheidung des BAMF: positiv
Aufenthaltserlaubnis
!!(Jobsuche uneingeschränkt)!!
negativ
Duldung
(Jobsuche eingeschränkt)
Entscheidungsquoten, Quelle: IAB
10
24.02.2016
11
24.02.2016
Konkurrenz am Arbeitsmarkt?
• Arbeit ist nicht homogen (untersch.
Voraussetzungen)
• D.h. Gewinn für diejenigen, die „passen“ und
Verlust für diejenigen, die „nicht passen“
Forderungen
•
Reguläre Bildungsberatung und –förderung von Beginn an
•
Aufbau modularer Angebote bei Sprache und Qualifizierung
•
Rechtssicherheit für Arbeitgeber und –nehmer
•
Keine Absenkung des Mindestlohnes
•
Unabhängige Beratungsmöglichkeiten (Faire Mobilität)
12
24.02.2016
Forderungen
•
Gesetzgebung Werkverträge
•
konsequente Kontrollen
•
Prekarität in allen Arbeits- und Lebensverhältnissen zum Thema machen
•
langen Atem beweisen bei Integration und Förderinstrumente schaffen
•
Aufklärung (auch) im Betrieb
…und was bewegt euch bei
diesem Thema?
13