Sport Fahrrad Der mit dem Bart: Rad-Profi Simon Geschke kommt aus Berlin, lebt aber in Freiburg. Bei der Tour de France im Sommer hat er es allen gezeigt. »Heute mit der Brechstange« Tour-de-France-Held Simon Geschke über Siege, Doping und Freiburg D er Tagessieg bei der Tour de France 2015 war sein Durchbruch: Simon Geschke fuhr bei der 17. Etappe allen anderen davon. Der Vollbartträger aus Berlin fährt für das Team Giant Alpecin und wohnt in Freiburg. chilli-Autor Anton Moser hat mit dem 29-Jährigen über die Tour, den Schwarzwald und seinen Vater gesprochen. Fotos: © tln/CorVos/Team Giant-Alpecin chilli: Herr Geschke, Sie sind Berliner und haben sich das Wappentier der Stadt – den Bär – auf den Bauch tätowieren lassen. Warum? Geschke: Auf die Rippen (lacht). Das habe ich letztes Jahr mit meinem besten Freund gemacht, der lebt jetzt in den USA. Wir haben uns in Berlin kennengelernt, also so ein bisschen heimatverbunden war das schon. chilli: Vor zwei Jahren ging es vom „Alex“ in die „Berge“. Wie kam’s? Geschke: Hauptgrund waren die Trainingsbedingungen und das Klima, in Freiburg regnet es ja selten. Und dann habe ich einen Teamkollegen, der hier wohnt. Das war ganz praktisch, weil ich so schon ein paar Leute gekannt habe. Hier ist es auch echt abwechslungsreich, Brandenburg ist nicht so schön (lacht). 16 CHILLI november 2015 chilli: Ihr Vater war Bahnweltmeister im Sprint. Welchen Anteil hat er an der Karriere? Geschke: Schon einen sehr großen. Am Anfang war er ja noch Nationaltrainer. Er hat mich ein bisschen rangeführt und wir sind öfter zusammen Mountainbike gefahren. Als ich vom Mountainbike auf die Straße wechseln wollte, hat er mich in seinen alten Verein gebracht. Später hat er geguckt, dass ich nicht zu falsch trainiere. chilli: Ihr Triumph bei der Tour hat Sie bekannt gemacht. Mit dem Motto ‚Herz in die Hand und den Berg hoch‘? Geschke: Ich war relativ gelassen an dem Tag, auch nicht übermotiviert. Am Anfang war ich noch ein bisschen eingestaubt, weil der Körper am Ruhetag runterfährt. Dann war ich in einer großen Spitzengruppe und dachte mir: Vierter war ich vorgestern, jetzt versuche ich es heute mal mit der Brechstange. Ich wollte mit viel Vorsprung zum vorletzten Berg kommen, weil in der Gruppe stärkere Bergfahrer waren. Am Ende hat es zum Glück gereicht. chilli: Wurde Ihnen schon mal Doping: angeboten? Haben sie da Dinge erlebt? Geschke: Erlebt bis jetzt nicht. Ich bin seit sechs Jahren im gleichen Team (Giant Alpecin), da wurde mir nichts angeboten … chilli: … bis auf Doping für die Haare … Geschke: (lacht) … genau. Ich weiß nicht, wie es in anderen Teams ist. Die großen Zeiten von Doping sind zum Glück vorbei. Das ist jetzt die letzten Jahre alles aufgedeckt worden, was zum Beispiel im Team Telekom passiert ist. Das hatte zur Folge, dass Sponsoren komplett abgesprungen sind. Auch die Kontrollen sind nach diesen Skandalen immer besser. Es war gut, dass alles rausgekommen ist. Den Sportlern heute hilft es, saubere Erfolge zu haben. Komplett sauber ist der Radsport noch nicht, aber da kommt nicht mehr wie in den 90ern der Teamchef und sagt: „So und so viel nimmst du jetzt.“ Das habe ich so nie erlebt. Die Leute, die das noch machen, müssen das privat tun. chilli: Wie ticken Sie privat? Geschke: Ich versuche, die wenige Freizeit, die ich habe, so gut es geht zu genießen. Ich habe mir letztes Jahr ein Motorrad gekauft, mit dem ich ganz gerne fahre. Bin aber privat ein echt entspannter Typ und probier, so gut es geht abzuschalten, mit Freunden auch mal grillen oder ein Bier zu viel trinken, wenn es nicht vor einem wichtigen Rennen ist. Außerdem bin ich großer Rockfan und versuche, ein wenig Gitarre zu spielen. Mit Musik trainiere ich aber nicht, weil man den Verkehr dann schnell überhört. SpOrt FuSSball ein bisschen wie Rotwein SC-Mittelfeld-Ass Chico Höfler über saure Äpfel, Fast Food und Social Media N icolas Höfler hat sich zuletzt zu einer wichtigen Schaltzentrale des Freiburger Spiels entwickelt. Seinen Vertrag beim Sportclub hat der 23-Jährige gerade langfristig verlängert. chilli-Autor Anton Moser hat den Kicker (Spitzname Chico) aus Überlingen in dessen Freiburger Wohnung zum Interview getroffen. Er sprach mit ihm über Karriere, Nachwuchs und Familie. chilli: Herr Höfler, Sie waren mit der U19 unter Trainer Christian Streich Deutscher Meister und Juniorenpokalsieger. Mussten Sie in jungen Jahren auch mal in den sauren Apfel beißen? Höfler: Ja klar, die Zeiten gibt es immer. Gerade am Anfang hatte ich einige Anpassungsprobleme. Da habe ich fast ein halbes Jahr gebraucht, um reinzufinden und die Abläufe kennenzulernen. Dann lief es mannschaftlich super. chilli: 2011 kamen Sie zur Profi-Mannschaft des SC. Dann ging’s für zwei Jahre nach Aue. Was sagt Ihnen der 24. August 2013? Höfler. Das war mein erstes Bundesligaspiel in der Rhein-Neckar-Arena, ein tolles Erlebnis. Ich hatte in Aue nicht damit gerechnet, dass ich in Freiburg so schnell erste Liga spielen darf. chilli: Trotz guter Leistungen gibt’s auch mal Kritik. Lesen Sie sich das durch? Höfler: Ich bin mittlerweile schon so weit, dass ich das nicht mehr lese. Vieles wird mir zugetragen von einer Freundin oder einem Kollegen. Ich selbst suche nicht danach und ich brauche es auch nicht. chilli: Viele in Ihrem Alter haben auch mal Lust auf Fast Food, wie wichtig ist gesunde Ernährung? Höfler: Wir bekommen oft Essen beim Verein. Da wird natürlich extrem darauf geachtet, dass alles gesund ist. Daheim kümmere ich mich darum, dass ein ausgewogenes Essen auf dem Tisch steht. Da hilft mir meine Freundin. Ich glaube, wir bekommen das ganz gut hin. Wenn man ab und zu einen Burger isst, bringt das einen aber auch nicht um. chilli: Sie kochen auch? Höfler: (grinst) Ja, ja. Inzwischen auch mit Erfolg. chilli: Viele Fußballer twittern und posten, was das Zeug hält. Sie sind da sehr passiv. Höfler: Ja, ich bin auf diesen Seiten relativ selten unterwegs, da ich eher ein zurückhaltender Mensch bin. Social Media ist in gewisser Weise eine Ablenkung. Ich mache den Sport so gut es geht. Wenn ich daheim bin, bin ich für die Familie da. chilli: Spielen Sie momentan den besten Fußball Ihrer Karriere? Höfler: Ja, das würde ich schon so sagen. Ich habe die Zeit in Aue ganz gut nutzen können, mich als Mensch und Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Es ist vielleicht ein bisschen wie ein Rotwein: Je älter ich werde, desto besser spiele ich (lacht). chilli: Dabei wären Sie fast mal bei der Polizei gelandet ... Höfler: Ja, das habe ich mal gesagt. Ich finde, das ist ein interessanter Job. Ich könnte mir das durchaus vorstellen. Aber wer weiß, was kommt? chilli: Mit wem aus der Mannschaft verbringen Sie viel Zeit? Höfler: Wir gehen als Team immer mal wieder essen und machen was. Gerade mit Nils Petersen verstehe ich mich sehr gut. Wir sind natürlich froh, dass er da ist. Vom Charakter passt er einfach perfekt in die Mannschaft. chilli: Sie werden bald zum zweiten Mal Vater. Birgt das die Gefahr, den SC zu vernachlässigen? Foto: © Nidhard Schleier Zielstrebig: Mittelfeldmotor Nicolas Höfler hat sich beim Sportclub hochgekämpft. Dennoch übt er sich gerne in Bescheidenheit. Höfler: Nein überhaupt nicht. Ich habe ja schon eine Tochter und verbringe keinen Deut weniger Zeit beim SC als davor. chilli: Gibt’s im Frühjahr also eine Leistungsexplosion? Oder eher tiefe Augenringe? Höfler: (lacht) Beides wahrscheinlich. Nein, seit der Geburt meiner Tochter lief es sportlich eher besser. Deswegen habe ich da auch keine Bedenken. november 2015 CHILLI 17
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