Interview » Hohe Preise – aber nicht um jeden Preis« chilli-Interview mit Roland Butz und Thorsten Joos vom Immobilienvertrieb der Volksbank Freiburg Experten: Roland Butz (l.) und Thorsten Joos. chilli: Hat sich der Immobilienmarkt in Freiburg entspannt – oder eher nicht? Butz: Der Markt hat sich nicht entspannt. Bei den Gutleutmatten gibt es Verzögerungen. Hinzu kommt: Von den Flüchtlingen soll ein großer Teil langfristig integriert werden, und diese Menschen werden auch irgendwann einmal normale Wohnungen benötigen. Joos: Die Zahl der Neubauprojekte ist eher überschaubar, und viele Wohnungen sind auf Studenten und Singles ausgelegt. chilli: Wie viele neue Wohnungen braucht es pro Jahr? Butz: Circa eintausend. In den letzten Jahren hat man das nie geschafft, den Saldo schleppt man mit sich herum. Es fehlen unterm Strich viel mehr Wohnungen als nur ein paar Hundert. Fotos: © Volksbank Freiburg chilli: Bezahlbarer Wohnraum für Normalverdiener – wo gibt es den? Butz: Im Freiburger Umland gibt es noch viele Objekte. Bad Krozingen etwa hat erschwingliche Immobilienpreise, sie liegen rund 1000 Euro pro Quadratmeter unter den Freiburger Preisen. Dort gibt es eine gute Infrastruktur wie die Bahnanbindung. Aber auch dort und anderswo im Umland haben die Preise angezogen. chilli: Was kostet der Quadratmeter heute? Joos: Bei einer gebrauchten Immobilie: 2014 wurden in Freiburg durchschnittlich rund 2600 Euro für den Quadratmeter bezahlt, 988 Objekte haben den Besitzer gewechselt. 2015 gibt es bei Gebrauchtimmobilien noch einmal einen ordentlichen Preisschub in Höhe von bis zu 20 Prozent. Das Angebot ist seit Jahren in etwa gleich geblieben, das wird oft vergessen. Nur die Nachfrage ist gestiegen. chilli: Und im Neubaubereich? Butz: Bei Neubauprojekten liegen die Preise mittlerweile im Schnitt bei 4500 bis 5000 Euro pro Quadratmeter. Joos: Der Käufer weiß, dass die Preise am Markt sehr 30 | chilli | bauen & wohnen | 09.2015 hoch sind und er ist auch bereit, dieses Geld auszugeben – aber nicht um jeden Preis. Es muss alles passen. Objekte, die gewisse Nachteile haben, werden nicht so schnell verkauft wie noch 2013 und 2014. chilli: Im Juli gab es eine Debatte um die schwer verkäuflichen Neubauten am Ortsausgang von Günterstal. Butz: Ehrlich gesagt, mich hat nicht gewundert, dass es hierfür keinen Käufer gab. 800.000 Euro für ein Reihenhaus in der Nähe einer Straße – wer so viel Geld ausgeben will, der hat höhere Ansprüche. Der will keine Kompromisse eingehen. Joos: Man muss den Kunden aber auch sagen, dass es die Traumimmobilie nur recht selten gibt. Sie sollten sich an nur drei wesentlichen Faktoren orientieren, etwa Lage, Größe und altersgerechter Standard, bei den restlichen aber flexibler und offen für Kompromisse sein. Sonst findet man nichts am knappen Markt. chilli: Oft wird einem die Immobilie vor der Nase weggeschnappt. Was raten Sie den Kunden? Butz: Sich schon im Vorfeld gut informieren und wissen, wie viel »Immobilie« man sich überhaupt leisten kann und will. Wenn man sich über die Finanzierung im Klaren ist, kann man schneller »Ja« sagen. Früher gab es eine längere Bedenkzeit. chilli: Was unterscheidet die Volksbank von anderen Maklern? Butz: Eine Bank steht für Seriosität und Diskretion. Wir haben einen großen Kundenstamm und können alles unter einem Dach abwickeln. chilli: Woher bekommen Sie Ihre Objekte? Butz: Über unser dichtes Filialnetz, über die Kundengespräche unserer 300 Berater. Derzeit haben wir im Gebiet Freiburg-Schwarzwald, Kaiserstuhl rund 80 Immobilien im Angebot, das meiste davon Neubauten. Das Interview führte Dominik Bloedner.
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