Geht’s der Esche an den Kragen? Seit einigen Jahren werden in den Wäldern des Forstreviers Allschwil/vorderes Leimental vermehrt Schäden an Blättern und Zweigen bei Eschen festgestellt. Ursache davon ist das Auftreten einer neuartigen Pilzkrankheit, genannt Eschentriebsterben oder Eschenwelke. Bei jungen Eschen führt die Krankheit meist zum Absterben, bei alten Eschen sind starke Kronenverlichtungen zu beobachten. Die Esche ist mit einem Anteil von knapp 25% momentan noch eine der häufigsten Baumarten in unseren Wäldern. Bei einer weiteren Verschlimmerung der Krankheit werden eine drastische Dezimierung unserer Eschenbestände sowie Ertragseinbussen bei den Waldeigentümern befürchtet. Die Eschenwelke wird verursacht durch einen Schlauchpilz, dem „Falschen Weissen Stengelbecherchen“. Erstmals wurde der parasitäre Pilz in den 90er Jahre in Polen entdeckt und bis heute ist er über weite Teile Europas verbreitet. In der Schweiz wurden die ersten Fälle im Jahr 2008 bekannt. Betroffen von der Krankheit ist die in der Schweiz einheimische und weit verbreitete „Europäische Esche“ (Fraxinus excelsior). Der Krankheitsverlauf der Eschenwelke lässt sich folgendermassen beschreiben. Im Frühsommer befallen die Pilzsporen die Eschenblätter. Der Erreger dringt in die Blätter ein und bildet ein Pilzgeflecht in den Leitgefässen der Blätter und Triebe. Dadurch werden die betroffenen Baumteile nicht mehr mit Wasser versorgt, welken und sterben ab (Abb. 1). Im Holz ist der Pilz durch eine grau-braune Verfärbung erkennbar. Am Boden auf den abgestorbenen Blättern bilden sich im Laufe des Sommers dann die etwa 1-5mm grossen und weissen Fruchtkörper des Pilzes. Diese Entwickeln die infektiösen Pilzsporen, welche mit dem Wind über grosse Distanzen rasant verbreitet werden und wieder neue Eschen besiedeln. Die Auswirkungen der Krankheit auf unsere Eschenbestände können bis heute noch nicht abschliessend beurteilt werden. In Jungwaldbeständen sind über 90% der Eschen befallen. Das heisst aber nicht, dass alle absterben. Teilweise reagieren die Bäume in den Folgejahren mit der Bildung von neuen Trieben unterhalb der Befallsstellen. Dies führt zu einer Verbuschung und gegebenenfalls zu einem erneuten Befall (Abb. 3). Bei älteren Eschen beobachtete man bislang lediglich das Absterben einiger Triebe, jedoch nicht ganzer Bäume. In diesem Frühsommer ist aber eine erschreckende Zunahme der Krankheit auch bei älteren Eschen feststellbar. Dies zeigt sich vor allem durch starke Kronenverlichtungen der betroffenen Bäume (Abb. 2). Abb. 1: Frisch befallener Eschenzweig. Der Pilz breitet sich von der Spitze her aus und die Blätter verwelken. Wenn auch die betroffenen Bäume nicht sofort absterben, werden sie dennoch geschwächt. Dies bietet einerseits Folgeschädlingen wie z.B. dem Hallimasch eine günstige Ausgangslage. Andererseits sind geschwächte Bäume weniger Widerstandsfähig gegen Witterungsextreme wie z.B. Trockenperioden. Abb. 3: Abgestorbene Äste im ganzen Kronenraum und Bildung von neuen Trieben. Abb. 2: Starke Kronenverlichtung bei einer alten Esche. Nebst den ökologischen Schäden der Pilzkrankheit, sind auch negative Folgen für die Waldeigentümer absehbar. So wird das Forstrevier Allschwil/vorderes Leimental in den von ihm betreuten Wäldern vermehrt mit Kontrollgängen beschäftigt sein, um absterbende Bäume, welche ein Sicherheitsrisiko für Wege oder Erholungseinrichtungen darstellen, frühzeitig zu erkennen und wenn nötig zu entfernen. Auf die Waldbewirtschaftung bezogen führt die Pilzkrankheit zu Qualitäts- und Werteinbussen der betroffenen Eschenbestände und schlussendlich zu Zwangsnutzungen. Damit verbunden sind Ertragsausfälle bei der Holznutzung sowie erhöhte Pflegeaufwendungen in den Jungwaldbeständen. Die Mitarbeiter des Forstreviers Allschwil/vorderes Leimental werden die Entwicklung der Eschenwelke weiterhin beobachten, Massnahmen zur Verhinderung von Folgeschäden treffen und neue Erkenntnisse aus der Forschung umsetzen. Wie sich die Eschenwelke in Zukunft in unserer Region und in der ganzen Schweiz auswirken wird, ist noch unklar. Zurzeit laufen wissenschaftliche Untersuchungen durch das Institut für angewandte Pflanzenbiologie IAP in Schönenbuch, finanziert u.a. vom Kanton BL. Ein flächiges Absterben ganzer Eschenbestände kann momentan aber noch nicht beobachtet werden. Ein kleiner Teil der Eschen scheint sogar resistent gegen den Pilz zu sein. Sicher ist aber, dass die Esche in unseren Wäldern in Zukunft nicht mehr so häufig anzutreffen sein wird.
© Copyright 2024 ExpyDoc