Kinderdorf in Peru Herzen schlagen kräftig

Frankfurter Neue Presse -­‐ Regionale Nachrichten aus dem Rhein-­‐Main Gebiet
Kinderdorf in Peru Herzen schlagen kräftig
11.08.2015 Von Stefan Jung
Die „Neuen“ sind da und sicher voller Tatendrang. Im Kinderdorf „Munaychay“ in den peruanischen Anden
haben die neuen Freiwilligen des Trägervereins „Herzen für eine neue Welt“ ihren einjährigen Dienst im
Zeichen der guten Sache angetreten. Eingearbeitet wurden sie noch von ihren Vorgängern, von deren
vorbildlichem Einsatz sich Vereinschef Gerhard Benner bei seinem letzten Besuch überzeugen konnte.
Königstein.
Elf Tage Aufenthalt gleich um die Ecke von Machu Picchu – was nach spannenden Urlaubserlebnissen im Reich
der Inka klingt, ist für Gerhard Benner vor allem eines: intensive ehrenamtliche Arbeit mit vollgepacktem
Zeitplan.
So kennt es Benner, und so will er es auch. Schließlich fliegt der Oberurseler mit Kurstadt-Wurzeln nicht nach
Peru, um dort Urlaub zu machen. Der Vorsitzende des Königsteiner Vereins „Herzen für eine Neue Welt“ reist
in die Anden, um dort nach dem Rechten zu schauen, um sich ein Bild davon zu machen, wie die Arbeit im
Kinderdorf und den anderen Projekten des rührigen Vereins vorankommt. Und was Benner dort bei seinem
jüngsten Aufenthalt gesehen und gehört hat, stimmt ihn mehr als zuversichtlich, was die Zukunft der „Herzen“
angeht.
Zum Thema: Vom Gasherd bis zum Computerzentrum – ...
Die Bücher im Kinderdorf Munaychay sind geprüft, die Mitarbeitergespräche geführt, dazu zwei neue Speisesäle
für Schulspeisungen auf 4000 Metern Höhe in den Orten Chupani und Chaullaccocha im
clearing
Auch im Jahr eins nach dem Tod des Vereinsgründers und Vaters der „Herzen“, Dr. Dieter Arnold, läuft alles so,
davon ist Benner überzeugt, wie es sich sein Freund aus Kindertagen und langjähriger Weggefährte zu Lebzeiten
wohl gewünscht hätte.
Dass die Wahrung des karitativen Erbes Arnolds dem neuen Vorsitzenden ein großes Anliegen ist, das merkt
man schnell, wenn man mit Bennert in der Geschäftsstelle der „Herzen“ am Kurpark über das Projekt spricht.
„Dr. Dieter“ ist immer irgendwie dabei – nicht nur ob des Bildes des Gründers, das nach wie vor seinen
Ehrenplatz an der Wand hat.
Leidinger als große Stütze
Dennoch wollen und werden die heutigen Vereinsverantwortlichen nicht umhinkommen, auch neue Wege
einzuschlagen und vom Gründer vorgegebene Routen zu justieren, wenn es darum geht, den Projekten eine
Zukunft zu geben. Das weiß auch Benner. Entsprechend froh ist er, dass ihn auf der jüngsten Reise ins Projekt
mit Vorstandsmitglied Dr. Walter Leidinger ein Mann begleitet hat, dessen Vita wie gemalt scheint, um als
Sachwalter der „Herzen“ in Peru vorstellig zu werden.
Leidinger hat peruanische Wurzeln, spricht perfekt Spanisch, war lange als in führender Funktion für Bayer in
Südamerika tätig: „Er blickt auch als Manager auf alle Abläufe, durchforstet alles sehr genau – das ist genial für
uns“, schwärmt Benner, der zudem um die Qualitäten seines Vorstandskollegen weiß, wenn es um das
Vermitteln und Öffnen von Türen geht. Wer seinen Freund Dieter gekannt habe, so Benner schmunzelnd, der
habe ihn als unheimlich einsatzfreudigen, überzeugten, aber auch streitbaren Kopf kennengelernt. Dass das – bei
aller Wertschätzung für den Vater der „Herzen“ in und um Urubamba – nicht bei allen Gesprächspartnern in
Peru immer gut angekommen sei, sollte da nicht überraschen.
Bei Botschafter und Bischof
Kontakte pflegen und Gespräche mit Behörden und Institutionen am Ort zu führen, machte beim jüngsten
Besuch der kleinen Delegation aus Deutschland – der zudem Hildegard Wagner angehörte – denn auch einen
nicht unerheblichen Teil des Programms aus. Dabei stand das Gespräch mit dem Richter von Urubamba, der
darüber entscheidet, ob Kinder in das Kinderdorf des Vereins kommen oder nicht, ebenso auf der Agenda wie
ein Treffen mit dem Bürgermeister samt Gemeindevorstand von Chicon und der deutschen Honorarkonsulin in
Cusco.
Benner: „Walter Leidinger hatte zudem noch Gespräche geführt mit dem Erzbischof von Cusco, dessen
Empfehlung wir brauchen, um die Aussicht auf Mittel aus der deutschen Sternsingeraktion zu haben, und mit
dem deutschen Botschafter in Lima, Jörg Ranau, auf dessen Unterstützung wir bauen, wenn es um Probleme mit
den derzeit in Peru geltenden Visa-Vorschriften geht.“
Die nämlich sehen bislang vor, dass Visa nur für 198 Tage und nicht für ein ganzes Jahr ausgestellt werden. Wer
länger bleiben möchte, muss erst aus Peru ausreisen – meist in eines der Nachbarländer –, um dann einige Tage
später mit neuem Visum wieder einzureisen. Das Problem dabei: Oft ist man bei der Wiedereinreise auf das
Gutdünken von Grenzbeamten angewiesen, die sich bei der Rückkehr schon mal querstellen können. Benner:
„Wir hatten so einen Fall schon mal, da stand eine unserer Freiwilligen vollkommen aufgelöst an der Grenze und
sollte nicht mehr ins Land gelassen werden.“ Ein Problem, so der Vorsitzende der „Herzen“, mit dem auch
andere Hilfsorganisationen zu leben und zu kämpfen hätten. Eine Änderung täte dringend not. Schließlich seien
die Dienste der Freiwilligen von essenzieller Bedeutung für die Arbeit – gerade auch in den Projekten der
„Herzen“.
Großes Lob für Freiwillige
Wenn der ehemalige Lehrer Benner über das Engagement der unlängst verabschiedeten Freiwilligen spricht,
dann kommt er schnell ins Schwärmen. „Von denen hätte ich gerne eine ganze Klasse voll gehabt“, erzählt
Benner lachend und meint damit junge Erwachsene wie den Königsteiner Marlon Malter, der sich mit seinen
Spanisch-Kenntnissen in Sachen PR verdient gemacht hat, oder den baumlangen Jakob Steiger aus Hünstetten,
der sich um Santa Rosa, die kleine Farm des Kinderdorfs, kümmerte und derzeit Geld sammelt, um dort eine
Fischzucht zu bauen, wie sie der Verein bereits in Huilloc aufgebaut hat.
„Mittwochs und freitags holen unsere Freiwilligen Forellen und verkaufen sie auf dem Markt in Urubamba – der
Absatz ist hier sehr gut, vermutlich auch, weil unsere jungen Leute wie Marktschreier dafür werben“,
unterstreicht der Vereinschef zufrieden lachend, zieht er doch aus diesem Einsatz der nächsten Generation einen
großen Teil der Zuversicht, dass die „Herzen“ eine Zukunft haben.
http://www.taunus-­‐zeitung.de/lokales/hochtaunus/vordertaunus/Herzen-­‐schlagen-­‐
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