Elektronische Archivierung macht viele Prozesse unnötig Statt einen Tag Wartezeit – jetzt die Anzeige sofort Wenn IT wirklich Unterstützung sein will, muss sie einfach zu bedienen und anwenderorientiert sein. Sie muss die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter und Redundanzen gleichermaßen reduzieren. Schließlich muss sie die Verfügbarkeit von Informationen genau so erhöhen wie die Transparenz der Prozesse. Am Beispiel der elektronischen Archivierung markiert Frank Kriege, Leiter Informationstechnologie Elisabeth-Krankenhaus Essen gGmbh, dazu wichtige Eckpunkte. Dabei gerät die IT-Healthcare-Industrie als technischer Innovator in die Kritik. Was kann ein Archivierungssystem zur Prozessoptimierung hauptsächlich beitragen? Frank Kriege: Beginnend mit der Digitalisierung der Altakten bis hin zum digital erzeugten und signierten Dokument können alle Akten gemanagt werden. Diese Bestände werden in das Krankenhausinformationssystem integriert. Indem die Daten im Archivsystem bereitstehen, ist es möglich, die gesuchten Patienteninformationen über vorherige Aufenthalte und Untersuchungen kurzfristig zur Verfügung zu stellen. Diese Maßnahme kann die Qualität und die Dauer der Behandlung positiv verändern. Welches sind wichtige Anforderungen an eine effiziente Archiv-Organisation? Frank Kriege: Die Anforderungen an eine effiziente Archiv-Organisation sind einerseits, digitale Akten schnell verfügbar zu halten und anderseits Ak- Frank Kriege, Leiter Informationstechnologie ElisabethKrankenhaus Essen gGmbh: „Der eigentliche Kostenblock besteht aus den Wiederbeschaffungs- und Suchzeiten. Diese verteilen sich auf das pflegerische Personal, den Mediziner und den Verwaltungsmita r b e i t e r. “ FOKUS-THEMA ten einfach auffinden zu können. Durch die Einführung einer digitalen Archivierung werden die Prozesskosten gesenkt. Aufgrund der veränderten Bedingungen sind die Lager- und Wiederbeschaffungskosten einer Akte minimiert. Eine weitere Anforderung an ein Archivsystem muss sein, den Aufwand, alle benötigten Informationen und Dokumentationen zu einem Patienten wiederzufinden und verarbeiten zu können, zu reduzieren. Wie lässt sich die Akzeptanz der beteiligten Nutzer erzielen und auch halten? Frank Kriege: Die Akzeptanz eines solchen Archivsystems lässt sich erzielen, indem an das vorhandene Krankenhausinformationssystem gekoppelt wird. Der Anwender sollte nicht gezwungen sein, sich an ein weiteres Programm oder an ein zusätzliches System gewöhnen zu müssen. Alle Informationen, die es über einen Patienten gibt, kann der Anwender durch das ihm bereits bekannte Krankenhausinformationssystem aufrufen. Aufgrund der Kombination des Krankenhausinformationssystems mit dem Archivsystem ist der Anwender in der Lage, alle digitalisierten Papierakten mit den dazugehörenden elektronisch erzeugten Daten einzusehen. Früher musste der Anwender mindestens einen Tag auf die bestellte Akte warten, heute erfolgt die Anzeige nach der Digi- talisierung sofort. Eine Digitalisierung muss innerhalb weniger Stunden nach Freigabe durch die medizinische Fachabteilung erfolgen. Wie lassen sich beim Einsatz eines Archivierungssystems Kostensenkungsmaßnahmen konkret ermitteln und realisieren? Frank Kriege: Der eigentliche Kostenblock besteht aus den Wiederbeschaffungs- und Suchzeiten. Diese verteilen sich auf das pflegerische Personal, den Mediziner und den Verwaltungsmitarbeiter. Nach Einführung der elektronischen Archivierung waren viele dieser Prozesse unnötig. Hierdurch reduzieren sich die Personalkosten. Auch wurden Räume und logistische Verfahren nicht mehr gebraucht, da die Akten nicht mehr gelagert werden müssen. Daher lösten wir die Archivabteilung bei dieser Maßnahme komplett auf. In unserem Fall begleitete diese Maßnahme eine Diplomarbeit, die die Ergebnisse zusammengetragen hat. Wie wird die IT-Healthcare-Industrie der Rolle als technischer Innovator, etwa bei Archivierungssystemen, gerecht? Frank Kriege: Im Moment gibt es wenig Krankenhausinformationssystemhersteller, die eine herstellerunabhängige Archivierungsschnittstelle unterstützen. Von Seiten der Archivsystemhersteller werden in Die Millionen-Rechnung Prozessunterstützung/Prozessoptimierung – Beispiel elektronische Archivierung Elisabeth-Krankenhaus Essen und Contilia GmbH Die Contilia Gruppe, Dienstleister rund um Gesundheit und Medizin, beschäftigt 2.395 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jährlich werden im Elisabeth-Krankenhaus Essen und im St. Marien-Hospital Mülheim an der Ruhr ca. 36.000 stationäre und 45.000 ambulante Patienten betreuen. Zwei ambulante Pflegedienste – AKB und die Ambulante Kinderkrankenpflege – unterstützen Pflegebedürftige und Pflegende zu Hause. In acht Senioreneinrichtungen stehen 900 Plätze und 230 seniorengerechte Wohneinheiten zur Verfügung. Die Gesellschaft für Labormedizin versorgt 2.300 Krankenhausbetten. Die Contilia GmbH wurde 2006 von den Gesellschaftern: St. Elisabeth-Stiftung Essen, Stiftung St. Marien-Hospital zu Mülheim an der Ruhr, Caritas-Trägerwerk im Bistum Essen e.V. gegründet. der Regel nur Schnittstellen angeboten, die weitgehend inkompatibel zu Krankenhausinformationssystemen sind. Zwar ist das Innovationsverhalten der IT-Healthcare-Industrie vorhanden, aber häufig kämpft man noch mit den Kinderkrankheiten der Systeme. Durch diese Situation lassen sich die angepriesenen Innovationen meistens nicht nutzen. Weiterhin sollten die Krankenhäuser frühzeitig in die Entwicklung neuer Ideen ebenso wie Produkte eingebunden werden. Hierdurch ist gewährleistet, dass die Ideen durch die Anwender auch akzeptiert werden. Welche strategischen Impulse kann die Krankenhaus-IT der Industrie mit auf den Weg geben? Prozesskostenrechnung Ersparnis der einzelnen Berufsgruppen pro Tag Ärzte (140) 467 Sekretariat/Schreibdienst (45) 28 Medizin-Controlling (7) 23 Archiv (2) 16 Ersparnis der einzelnen Berufsgruppen pro Jahr Ärzte Sekretariat/Schreibdienst Medizin-Controlling Gesamtersparnis im Jahr 20 Ausgabe 3/2008 Std. oder 15500,00 Std. oder 562,00 Std. oder 456,00 Std. Euro Euro Euro 4.044.068,89 146.129,72 118.597,28 Euro Euro Euro 4.071.601,33 Euro Frank Kriege: Meiner Meinung nach muss die IT-Healthcare-Industrie Standards der Informationsverarbeitung nutzen und die eigenen Vorgaben entsprechend anpassen. Dieses gilt vor allen Dingen im Hinblick auf Schnittstellen zu Subsystemen, da hier sehr schnell Daten allen Anwendern zur Verfügung gestellt werden können. Auch sollten alle Healthcare-IT-Systeme offene Systeme für das Krankenhaus sein. Das bedeutet, die IT-Abteilungen der Krankenhäuser müssen unabhängig vom Hersteller in der Lage sein, Daten zu nutzen. www.elisabeth-essen.de
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