berichtete pv digest vom Jahrestreffen des Abowerberverbandes BMD

ZEITUNGEN, ZEITSCHRIFTEN, PAID CONTENT
INFORMATIONEN FÜR DEN VERLEGERISCHEN ERFOLG IM VERTRIEBSMARKT
Ausgabe 6/2015
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Handel und Absatzwege
Jahrestagung von AGA und BMD wirft sehr grundsätzliche Frage auf
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BMD&AGA Jahrestagung
Die Jahrestagungen der vier deutschen Pressevertriebsverbände haben – sieht man von
den immer sehr ähnlichen Abendveranstaltungen ('Networking') einmal ab – jeweils
ihren ganz eigenen Charakter. Das spätsommerliche Treffen der Grossisten kommt mit
den zahlreichen traditionellen Nebenher-Terminen noch am ehesten einem Arbeitstreffen
nahe. Die Bahnhofsbuchhändler veranstalten einmal im Jahr eine feuilletonistisch
ausgerichtete Vortragsveranstaltung nebst begleitender Aussteller-Messe. Eine
Lesezirkel-Tagung erinnert an ein Familientreffen.
Und wenn der Abowerberverband BMD und die eng verwandte Arbeitsgemeinschaft
Abonnementwerbung (AGA) einladen, dann darf der Besucher ein unterhaltsames und
manchmal auch showreifes Event erwarten. Nicht nur, weil die Vertriebsmanager aus
den Verlagen hier auf die bunte und zuweilen als halbseiden empfundene Gesellschaft
der Abowerber treffen, die selber gerne damit kokettieren, dass die Veranstaltung früher
auch dazu diente, interne Streitigkeiten per Faustrecht zu klären. Sondern auch, weil der
nach Presse-Umsatz gemessen zweitwichtigste deutsche Pressevertriebs-Verband
(vgl. pv digest #5/2015) und seine Schwester AGA in ihren Mitgliederversammlungen
diesmal den Eindruck hinterließen, hier werde das Bestehen gemeinsamer Interessen
an einem Verband nur noch inszeniert.
Eindruck: hier wird ein
Verband (als etwas verbindendes) nur noch inszeniert
Am 19.5. tagten die Mitglieder der AGA. An den Rechenschaftsbericht des Vorstands
schloss sich eine äußerst polemisch geführte Diskussion zur Rolle und zur
Finanzierung dieser Organisation an. Die Konfliktlinie verlief dabei glasklar zwischen
Podium (Vorstand) und Auditorium (wenn auch nur einige wenige Mitglieder daraus).
Die einzige Publikumsstimme, die sich hinter den Vorstand stellte, wechselte im Verlauf
der Vorstandswahlen die Seiten und sitzt nun auch am Vorstandstisch. Das ist angesichts
der durchaus hörbaren Meinung, dass der AGA-Vorstand vor allem von Personen besetzt
ist, denen an den Funktionärs-Schulterklappen gelegen ist, einerseits bezeichnend.
Andererseits ist es unverständlich, dass keiner der im Publikum vorhandenen AGABefürworter [und wir wissen, dass es sie gibt!] mit einem eigenen Beitrag diesem
fatalen Eindruck entgegengewirkt hätte.
AGA: wenig produktive
Diskussion
Podium gegen Auditorium
das passt Manchen ins Bild
die Anderen äußerten sich
nicht
Am nächsten Tag fand die Hauptversammlung des Abowerberverbandes BMD statt.
Der scheidende Präsident Gisbert Komlóssy hielt noch einmal ein eindrückliches
Plädoyer für seine Vision einer Neu-Aufstellung. Eine programmatische Rede, die besser
zu einem Amts-An- statt Amts-Ab-Tritt gepasst hätte. Eine aufkeimende Diskussion zur
Ausrichtung des Verbandes wurde dann aber mit Blick auf die Uhr unterbrochen, um das
vereinsrechtliche Pflichtprogramm in der geplanten Zeit über die Bühne zu bekommen.
BMD: keine Zeit für aufkommende programmatische
Diskussion
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Ausgabe 6/2015
Handel und Absatzwege
Dazu gehörte der Bericht der Kassenprüferin. Dieser enthielt eine durchaus markant
hervorgehobene Passage: "Wir haben deutliche Abweichungen zwischen dem
Abschlussbericht des Steuerberaters und der Buchführung der Geschäftsführung
festgestellt." Allerdings seien die Unterlagen der Geschäftsführung nachvollziehbar und
die überprüften Belege stichhaltig gewesen und darum empfehle man die Entlastung von
Vorstand und Geschäftsführung. Schon zuvor hatte allerdings die Geschäftsführung
etwas unglücklich die Klärung von Rückfragen zum Etat auf einen späteren Zeitpunkt
nach der Versammlung verschieben müssen.
Kassenprüfung ergab
ungenannte Unstimmigkeiten
Nun sollte man meinen, dass finanzielle Unstimmigkeiten ein Thema von größter
Sprengkraft selbst für einen in sich gefestigten Verband wären. Um wie viel mehr gilt
das für eine Gesellschaft, die sich am Tag zuvor noch unter der Gürtellinie zur Frage der
Finanzierung von Verband und Geschäftsstelle zerstritten hat ('AGA-Groschen')?
Tatsächlich gab es aber keine [in Worten "null"!] Rückfragen zum Bericht der
Kassenprüferin. Und die beantragte Entlastung der Geschäftsführung erfolgte wie
üblich binnen 30 Sekunden ohne eine einzige Gegenstimme.
dazu gab es keine (!)
Rückfragen
[pvd meint: ein abgekartetes Spiel? Nicht einmal das! Eine Blitzumfrage unter einem
halben Dutzend durchaus einflussreicher BMD-Mitglieder hat uns gezeigt: das Thema
war vorab nicht bekannt und wurde etwa aus taktischen Gründen gezielt unter der Decke
gehalten. Vielmehr ist es das nackte Desinteresse und die schiere Gleichgültigkeit der
BMD-Mitglieder, die dazu führen, dass eine pünktliche Abfahrt höher priorisiert wird als
ein Thema, das in jedem Kaninchenzüchterverein zu einem Sturm empörter Nachfragen
geführt hätte.
[ein abgekartetes Spiel?
Nein! nacktes Desinteresse.
Es geht hier nicht um den Sachverhalt an sich. Wie uns BMD-Geschäftsführer Ludwig
von Jagow versichert, resultieren die Differenzen aus geringfügigen (zwei- und kleinen
dreistelligen) Abweichungen bei der umsatzsteuerlichen Beurteilung von Zahlungseingängen. Es geht darum, dass niemand genug Interesse für seinen eigenen Verband
aufbringt, um sich (eventuell auf Kosten einer vorzeitigen Abreise) einen solchen
Vorgang erläutern zu lassen. Dieser Verband wirkt nur noch wie eine untote Körperschaft. Der wiedergewählte Vorstand mit seinem neuen Präsidenten Winfried Paepcke
haben viel Arbeit vor sich, wenn sie dem BMD wieder Leben einhauchen wollen.]
der Sachverhalt ist zwar
unbedeutend
aber der Umgang mit dem
Vorgang dennoch äußerst
bezeichnend
der Verband lebt nicht mehr]
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