Weniger Schädlinge und gute Ernte

Pflanze
■ BAUERNBLATT l 10. Oktober 2015
Pellkartoffeltage in Hohenlockstedt
Weniger Schädlinge und gute Ernte
Am südlichen Rand vom Naturpark
Aukrug liegt eines der größten Kartoffelanbaugebiete Schleswig-Holsteins mit der „Hochburg“ Hohenlockstedt.„Die20.Pellkartoffeltage
sind eröffnet“, startete Bürgermeister Jürgen Kirsten jetzt in der
Kartoffelhalle der Firma Pohl-Boskamp die Eröffnungsfeier.
Er begrüßte zahlreiche Gäste aus
Politik und Wirtschaft zur Auftaktveranstaltung der Festtage und
dankte den Sponsoren, Helfern und
Unterstützern sowie Spendern für
die Kinderspielmeile. Das Organisationsteam Elke Behm und Jürgen
Kruse hatte im Landfrauenverein
Hohenlockstedt und ortsansässigen
Firmen tatkräftige Helfer gefunden,
die den zahlreichen Besuchern
Quark-Kartoffeln, Käsespieße, Kartoffelbrötchen mit Matjes und die
passenden Getränke servierten. „Es
gibt republikweit keine zweiten Pellkartoffeltage und keine Pellkartoffelkönigin“, verkündete Kirsten
stolz und sprach damit den Höhepunkt des Abends an. Nadine Siebert gab ihr Amt als Pellkartoffelkönigin 2014 ab und wurde an diesem
Abend entthronisiert, bevor die
neue Pellkartoffelkönigin 2015 gekrönt wurde.
Landrat Torsten Wendt hatte die
Schirmherrschaft der Pellkartoffeltage 2015 übernommen und hieß neben seinen politischen Kollegen
auch die zahlreichen amtierenden
Majestäten, wie die Dithmarscher
Kohlregentin, willkommen. „Diese
Veranstaltung bietet viel Abwechslung und Geselligkeit rund um die
Kartoffel“, warb er für die Teilnahme an Kartoffellauf, Ernteumzug
und Bauernmarkt. Wendt schilderte
die Geschichte der Kartoffel und ihren Einzug in Europa mit der Vermarktung direkt vom Erzeuger. Er
gab einen Kartoffelwitz zum Besten
und erzählte von seinen eigenen Erfahrungen mit der Kartoffelernte
auf dem väterlichen Kartoffelacker.
Hohenlockstedt. Die Zahlen hatte
Thurau aktuell von der KartoffelHerbstbörse in Hamburg mitgebracht. So hat sich in Schleswig-Holstein die Anbaufläche um 9 % verringert. „Das ist den niedrigen Preisen im letzten Jahr geschuldet, viele
Erzeuger versuchen, ihr Geld anders
zu verdienen“, erklärte Siegfried
Thurau. Trotz der Wetterkapriolen
gab es in diesem Jahr aber kaum
Schädlinge und man könne von einer guten Ernte ausgehen. „Wir hatten in unserer Region genügend
Wasser, die Spätsorten können allerdings in den Erträgen leicht geringer
ausfallen.“ Das größte Kartoffelanbaugebiet bundesweit liegt in Niedersachsen und bestimmt den Preis.
Thorsten Wendt und Siegfried Thurau (v. li.).
Fotos: Sabine Kolz „Aber auch da wird die Ernte gut,
einzig die Westküste kann durch Rodungsprobleme teilweise Fäulnisprobleme bekommen“, so Siegfried
Thurau.
Die größere Aufgabe sieht der
Kartoffelanbauer darin, die Erdäpfel
dem Verbraucher wieder schmackhaft zu machen. „Es werden kaum
noch Kartoffeln eingekellert und mit
den Aktionen der Supermärkte kann
der Direktvermarkter nicht mithalten“, sagt Siegfried Thurau. Durch
immer mehr Singlehaushalte wird
die Nachfrage nach kleinen Gebinden immer größer, der Absatz auf
den Kartoffelhöfen geht zurück.
„Wenn das so weiter geht, kommen
die Erzeuger in Schwierigkeiten“,
Jürgen Kirsten, Nadine Siebert, Pellkartoffelkönigin 2015 Frederike Moldrecht, sieht er die Gefahr aus Richtung VerPellkartoffelprinzessin 2015 Sarah Hauschildt, Thorsten Wendt (v. li.).
braucher auf die Erzeugergemeinschaft zukommen. Dass die Kartoffel
trotzdem in aller Munde ist, bewiesen die Landfrauen. Schon vor Ende
der Veranstaltung meldete die Vorsitzende Elisabeth Manthey „Ausverkauft“ – die Landfrauen hatten
gut 80 Kartoffeln verkauft.
Pellkartoffeltage sind
gute Öffentlichkeitsarbeit
Wenig Schädlinge
und gute Ernte
Nachdem die Klasse 4c der Grundschule Hohenlockstedt mit dem Lied
„Wenn die Kartoffel nicht wär, blieb
die Pommes-Bude leer und der Kartoffelkäfer hätte keine Heimat
mehr“, auf eine ganz andere Problematik hingewiesen hatte, berichtete
Gastmajestäten aus ganz Deutschland waren nach Hohenlockstedt gekommen.
Siegfried Thurau von einer Verkleinerung der Anbaufläche in Deutschland um 10.000 Hektar zum Vorjahr,
was einen geringeren Ertrag von zir-
ka 11 % bedeutet. „Aber sie brauchen keine Angst haben nicht satt zu
werden“, beruhigte der Vorsitzende
der Kartoffel-Erzeugergemeinschaft
MdL Heiner Rickers (CDU) rief
zum Danken auf. „Wir haben durch
die Erzeuger und die Strukturen in
Schleswig-Holstein genügend Lebensmittel und müssen kein Hunger leiden.“ Die Statistik zeigt, dass
der Verbraucher nicht nur Erzeugnisse aus der Region möchte, sondern sie sich auch, zum Beispiel in
den Ballungsgebieten um Hamburg, nach Hause schicken lässt. „Es
ist wichtig, die Gesellschaft und gerade die Kinder mit einzubinden
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Bildung
BAUERNBLATT l 10. Oktober 2015 ■
und bekannt zu machen, wo die Erzeugnisse herkommen“, so Heiner
Rickers. Das würden die Pellkartoffeltage in Hohenlockstedt auf das
Allerbeste in die Öffentlichkeit
transportieren.
Nach Sketch-Einlagen der Theatergruppe Poyenberg hielt die jetzt
ehemalige Pellkartoffelkönigin Nadine Siebert einen Rückblick auf ihre
Regentschaft und stellte die Gastmajestäten aus ganz Deutschland vor.
Seit fünf Jahren steht der Königin eine Pellkartoffelprinzessin zur Seite,
die nach einem Jahr Einführung das
Amt der Königin übernimmt. Nach
einer Pause und einer Tanzeinlage
der „Crazy Housewives“ von der Die Crazy Housewives aus Itzehoe sorgten für Stimmung.
Tanzschule Giesen aus Itzehoe übernahm Thorsten Wendt die Krönung
des neuen Regentinnen-Teams. Er
setzte Frederike Moldrecht die Krone auf und proklamierte sie zur Pellkartoffelkönigin 2015. An ihrer Seite
amtiert als Pellkartoffelprinzessin
2015 die 19-jährige Sarah Hauschildt
aus Winseldorf. „Moin“, grüßte die
neue Königin von der Bühne: „Hohenlockstedt braucht diese Veranstaltung und die Menschen, die dahinter stehen.“ Sie versprach, sich
mit viel Engagement für den Ort einzusetzen und Hohenlockstedter Kartoffeln weiter bekannt zu machen.
Sabine Kolz, freie Autorin
EIP-Projekte in Schleswig-Holstein – Teil 2
Optimiertes Düngemanagement an der Westküste
Vier landwirtschaftliche Betriebe
an der Westküste, denen das Thema Düngung unter den Nägeln
brennt, waren gemeinsam mit dem
Maschinenring
Dithmarschen
GmbH in Heide Initiatoren dieses
EIP-Projektes. Der Maschinenring
hat die Lead-Partnerschaft übernommen, das heißt, er koordiniert
die verschiedenen Projektschritte,
bündelt Erfahrungen bietet ein bestehendes Netzwerk und setzt das
Vorhaben verantwortlich um.
Weitere Mitglieder der Operationellen Gruppe (OG) sind Akteure aus
dem Bereich der Beratungs- und
Dienstleistungseinrichtungen. Von
Beginn an sind viele Know-how-Geber in das Projekt eingebunden, um
der Komplexität des Themas gerecht
zu werden und um die spätere Umsetzung zu gewährleisten.
Die bedarfsgerechte Düngung ist
eine gesellschaftliche Forderung, die
bei der Umsetzung gerade in der
Marsch große Herausforderungen
mit sich bringt. Die optimierte Ausbringung aller Düngemittel führt zu
einer verbesserten CO2-Bilanz. Nur
mit spezifischem Aufwand, einem
engen Praxisbezug und speziellem
Know-how sind die genannten Forderungen auch umzusetzen. Aber
nicht nur ein ressourcenschonendes
und effizientes Nährstoffmanagement ist Ziel dieses Projektes. Ganz
entscheidend ist auch, die bestehenden Bewirtschaftungssysteme weiter zu entwickeln, sie auf ein höheres Niveau zu bringen und somit die
Wettbewerbsfähigkeit
landwirtschaftlicher Betriebe weiter zu stei-
Mit diesem Gerät, ausgestattet mit GPS, Probenehmer und Kühlbox, werden in den kommenden Wochen in Dithmarschen auf den Versuchsflächen Bodenproben gezogen.
Foto: Maschinenring Dithmarschen
gern. Durch die optimierte Düngerausbringung wird eine Kostenreduktion erreicht, die mögliche entstehende Ernteverluste auffängt
und kompensiert. Das Projekt will
deshalb ein optimiertes Gesamtdüngemanagementsystem entwickeln,
das die neuen gesetzlichen Düngevorgaben ebenso berücksichtigt,
wie Ertragsverlusten gezielt vorbeugt und Einsparungen betriebswirtschaftlich kalkuliert.
Der Aufbau eines Düngungsreferenzsystems ist ein weiteres,
wichtiges Projektziel. Nachdem
Anfang September der offizielle
Förderbescheid vom Minister überreicht wurde, geht es jetzt zügig an
die Umsetzung. Bei ersten Treffen
der OG wurden die Arbeitsschritte
abgestimmt: Bei 25 Betrieben des
Projekt-Netzwerkes werden Projektflächen erfasst. Für alle Flächen
werden Grunddaten dokumentiert
und erste Bodenproben gezogen,
um einen genauen Überblick über
die Bodenart und die aktuelle Versorgungsstufe zu bekommen. Die
Ergebnisse werden in Zusammenarbeit mit den Beteiligten aus Wissenschaft und Beratung analysiert.
Daraus werden weitere Parameter
ermittelt, die die Grundlage für die
Entwicklung des neuen „Gesamtdüngemanagementsystems“ bilden.
Carola Ketelhodt
Innovationsbüro EIP Agrar
Schleswig-Holstein
Tel.: 0 43 31-94 53-114
[email protected]