Schule knüpft Bedingung an Einheitsgemeinde

ZO/AvU
Dienstag, 14. Juli 2015
Bezirk Hinwil l 3
Schule knüpft Bedingung an Einheitsgemeinde
GOSSAU Im Herbst 2009 führte das Thema
Einheitsgemeinde in Gossau zu politischen Querelen und
Scharmützeln zwischen Gemeinderat und Schulpflege.
Nun kommt das Thema zum zweiten Mal auf den Tisch –
dieses Mal soll die Schulbehörde mit im Boot sein.
Einheitsgemeinde. Das Schlagwort hat das Potenzial, in Gossau alte Wunden aufreissen zu
lassen. Im September 2009 erlitt der Gemeinderat mit seinem
Ansinnen, die Einheitsgemeinde in Gossau einzuführen, eine
knappe Niederlage. Die Schulpflegen und mehrere Parteien
hatten sich im Abstimmungskampf gegen die Vorlage gestellt. Trotzdem hat der Gemeinderat das Thema nun –
sechs Jahre später – erneut angestossen.
Im September 2009 drohte die
Stimmung in Gossau zu eskalieren. Der Gemeinderat hatte in
Inseraten und im Abstimmungsbüchlein klar für die Einheitsgemeinde geworben. Die Vorlage
kam damals über eine SVP-­
Initiative zustande.
Unter dem Titel «Unfairer Gemeinderat!» verschickten die
beiden Schulbehörden einige
Wochen vor der Abstimmung in
sämtliche Haushalte ein Flugblatt, in dem sie den Gemeinderat anprangerten, er hätte einseitig über die Vorlage informiert. Alsbald schaltete sich
auch alt Nationalrätin Barbara
Marty-Kälin (SP) ein. Sie legte
Rekurs gegen den Abstimmungskampf des Gemeinderats ein.
Zwar wurde ihr Rekurs abgewiesen. Ihr Ziel erreichten die Gegner aber trotzdem: Sie errangen
den Sieg an der Urne.
Kommunikationsversäumnis
Nun hat sich der Gemeinderat
auf die Fahne geschrieben, in der
laufenden Legislatur das Thema
Einheitsgemeinde wieder aufzunehmen. Das wirft die Frage auf,
ob sich die unschönen Szenarien
vor sechs Jahren schon bald wiederholen – zumal der zweite
­A nlauf nicht unbedingt ideal begann. An einem Wachtenabend
im letzten Herbst sprach der Gemeinderat erstmals öffentlich
über das Ansinnen – ohne vorab
die Schulbehörden darüber zu
informieren.
Schulpräsidentin Katharina
Schlegel (Frauenpodium) sagt:
«Wir waren etwas überrascht,
dass der Gemeinderat ohne
unser Wissen damit an die Öffentlichkeit ging. Für uns wäre
es angenehmer gewesen, vorab
informiert zu sein.» Gemeindepräsident Jörg Kündig (FDP)
räumt ein: «Die Information war
sicherlich etwas einseitig. Allerdings habe ich jeweils klar ausgeführt, dass wir das Unterfangen
nur gemeinsam mit der Schul­
behörde umsetzen können – als
Lehre aus der Vergangenheit.»
Laut Katharina Schlegel hat sich
der Gemeinderat nachträglich
wegen des Kommunikationsversäumnisses entschuldigt. «Für
uns ist die Sache damit in Ordnung.»
Die Schulbehörde beriet nun
kürzlich über die Sache und beschloss, für weitere Gespräche
Bereitschaft zu signalisieren.
«Was daraus resultiert, ist für
uns offen. Die Gespräche müssen nicht zwangsläufig zur Vereinigung der beiden Güter führen», sagt Schlegel. Die Schulpflege habe auch schon erste
Vorstellungen skizziert, die erfüllt sein müssten, dass für sie
eine Einheitsgemeinde überhaupt infrage kommt.
Eine Bedingung sei, dass die
Schule eigene Verwaltungs­
befugnisse behält. Eine zweite,
dass die finanziellen Kompetenzen der Schulbehörde in vergleichbarem Rahmen bleiben
wie heute. «Natürlich muss man
diese Themenbereiche dann
­detaillierter ausgestalten. Es ist
auch erst eine Skizze der
Voraussetzungen aus unserer
­
Sicht.»
«Keine vorgefasste Meinung»
Kündig sagt, der Gemeinderat
gehe neutral an die Sache heran.
«Wir haben keine vorgefasste
Meinung, welche Konditionen
wir an die Einheitsgemeinde
knüpfen.» Im Vordergrund stehe
vielmehr das Ziel, überhaupt
«Die Gespräche
müssen nicht
zwangsläufig zur
Vereinigung der
beiden Güter
führen.»
Katharina Schlegel,
Schulpräsidentin
zur Einheitsgemeinde zu kommen. «Wir freuen uns über die
Bereitschaft der Schulen, das
Gespräch aufzunehmen, und
hoffen, dass wir einen gemeinsamen Nenner finden können.»
Würde es zum Gegeneinander
kommen, könne viel Geschirr
zerschlagen werden – Kündig
und Schlegel wissen, wovon sie
sprechen. Sie hatten vor sechs
Jahren die Klingen im Abstimmungskampf gekreuzt.
Wann das Thema richtig lanciert wird, ist noch offen. Laut
Katharina Schlegel werden sie
und Kündig sich zunächst zusammensetzen, um das weitere
Vorgehen zu besprechen. «Erste
Sitzungen einer Arbeitsgruppe
werden frühestens nach den
Schulferien stattfinden», sagt
Kündig.
Vielleicht per 2018
Der Prozess könnte einige Jahre
in Anspruch nehmen. Kündig
sagt allerdings: «Wir müssen
das Rad nicht neu erfinden, sondern lediglich eine für Gossau
passende Lösung suchen.» Im
Vordergrund stehe diese und
nicht der Zeitplan. «Vielleicht
reichts auf den Beginn der
neuen Legislatur – also auf
­
2018. Vielleicht auch nicht. Eine
Prognose ist schwierig.»
David Kilchör
WAS SPRICHT FÜR DIE EINHEITSGEMEINDE?
Jörg Kündig: «Viele Nahtstellen würden wegfallen»
Einheitsgemeinde oder nicht? Die
Diskussion über die Fusion der
Schulgüter mit der Politischen Gemeinde hat schon die Gemüter
vieler Gemeinden erhitzt. Dennoch würden die meisten Einheitsgemeinden nicht zum alten
Modell zurückwollen. Doch wo sehen die Präsidenten der betroffenen Gossauer Behörden die Vorteile einer Einheitsgemeinde?
Schulpräsidentin Katharina
Schlegel sagt: «Viele Dinge fordern eine Gesamtbetrachtung.
In einer Einheitsgemeinde
sieht man das grosse Bild besser. Deshalb kann sie Sinn ma-
chen.» Laut Gemeindepräsident Jörg Kündig gibt es zwischen Schule und Politischer
Gemeinde viele Nahtstellen.
«Sie kosten Zeit und Energie.
Man macht oftmals Dinge doppelt, muss zusätzliche Sitzungen einberufen und ähnliches.
Viele dieser Nahtstellen würden durch die Fusion der Güter
wegfallen.»
Zudem würden die beiden Güter ohnehin von aussen als Einheit wahrgenommen. «Man
spricht ja nicht über zwei Steuerfüsse. Manchmal werde ich auch
auf Schulzuteilungen angespro-
chen, obwohl das klar Aufgabe
der Schulbehörde ist», so Kündig.
Die Einheitsgemeinde sei letztlich also auch eine Anpassung an
diese Aussenwahrnehmung.
Kostenersparnisse stehen derweil nicht im Vordergrund, da
sind sich die beiden einig. Katharina Schlegel sagt: «Zu Beginn
werden die Kosten möglicherweise sogar ansteigen. Wir sahen das
schon bei der Fusion der beiden
Schulgüter.» Die Fusion der beiden Schulgüter kam per Sommer
2012. «Bis sich alles eingespielt
hat, kann es einige Jahre dauern», so Schlegel. kö
Zahlreiche Bewerber für Ausliker Strandbadkiosk
Präsidentin
wird entlastet
WETZIKON Ende Jahr hört
Pächter Hans-Peter Poli im
Strandbad Auslikon auf. Um
seine Nachfolge muss sich die
Stadt Wetzikon keine Sorgen
machen. Über 20 Bewerber
interessieren sich für die
Pacht des Gastrobetriebs.
RÜTI Die Kirchenpflege Rüti hat
sich an ihrer Sitzung für den Rest
der Amtsdauer 2014 bis 2018 neu
konstituiert. Das Präsidium hat
Karin Meier Oberli inne, ihre
Stellvertreterin ist Regine Welti.
Meier kümmert sich ausserdem
um die Finanzen. Das Ressort
Liegenschaften, Planung und Bau
geht an Peter Jucker. Jucker
nimmt zudem als Delegierter der
Kirchenpflege Einsitz in die Planungs- und Baukommission. Um
Diakonie, Allianz und Personelles ist Ursula Stämpfli besorgt,
das Ressort OeME, Erwachsenenbildung, Freiwilligenarbeit
und Kommunikation hat Regine
Welti inne. Für Gottesdienst und
Musik ist Karl Gebert zuständig,
für die Jugend und das religionspädagogische
Gesamtkonzept
Regina Ehrensperger.
Wie die Kirchenpflege Rüti
mitteilt, wurde durch diese Neuverteilung das Präsidium wesentlich entlastet. Dadurch erhofft
sich die Kirchenpflege, das Amt
attraktiver zu machen, sodass
sich eher eine geeignete Persönlichkeit für das Präsidium finden
lässt. Karin Meier Oberli, die an
der Kirchgemeindeversammlung
im Juni als Präsidentin gewählt
wurde, will sich wieder ausschliesslich den Finanzen widmen, sobald eine Person für das
Präsidium gefunden ist. zo
Als die Stadt Wetzikon die Sportlerherberge und die Restaurationsbetriebe in der Meierwiesen neu verpachten wollte, lief
sie auf. «Wir fanden keinen geeigneten Pächter», sagt Cemi
Thoma, Geschäftsbereichsleiter
Bau, Infrastruktur und Sport.
Jetzt führt die Stadt die Betriebe
selbst. Im Strandbad und Campingplatz Auslikon hingegen, wo
der langjährige Pächter HansPeter Poli Ende Jahr aufhört,
dürfte dies nicht nötig sein. «Wir
erhielten über 20 Bewerbungen», sagt Thoma. Er will Ende
August, Anfang September entscheiden, wer den Kiosk nach
einer einmonatigen Pinselrenovation am 1. Februar 2016 übernehmen soll.
Thoma spricht von einem erfreulichen Echo auf die Mitte
Juni veröffentlichte Ausschreibung. Unter den Bewerbern
befänden sich professionelle
­
Unternehmen, aber auch erfahrene Einmannbetreiber, wie Poli
einer ist. Überrascht ist Thoma
nicht. «Die Anlage in Auslikon
ist nicht mit derjenigen in der
Meierwiesen vergleichbar. Auslikon ist eine Insel – ohne Verknüpfung mit anderen gastronomischen Angeboten. Auch gibt es
dort weniger Vereinsaktivitäten.
Das prädestiniert den Betrieb
für eine Verpachtung.»
Fünf in enger Auswahl
Thoma ist derzeit mit der engeren Auswahl der Bewerber beschäftigt. Fünf sind noch im
Rennen, darunter sowohl Einzelkämpfer als auch Firmen.
«Mit ihnen führen wir nun
Zweitgespräche, und wir laden
Nachfolge in Sicht: Hans-Peter Poli wirtet nur noch bis Ende Jahr im Strandbad und Campingplatz Auslikon.
sie zu einer Besichtigung vor Ort
ein.» Die Pachtdauer beträgt
zwei Jahre mit Verlängerungsmöglichkeit um weitere zwei
Jahre. Grund: 2023 läuft die
Konzession für den Strandbadund Campingplatzbetrieb mitten im Naturschutzgebiet aus.
«Während der derzeit laufenden
Legislatur soll mit dem Kanton
Klarheit geschaffen werden über
die Zukunft der Anlage.»
An den Pachtbedingungen
ändere sich nichts, auch der
Pachtzins bleibe unverändert,
sagt Thoma. Wichtig sei, dass
der Betrieb sieben Tage die
­Woche während zwölf Stunden
geöffnet sei, solange auf dem
Campingplatz Betrieb herrsche.
«Die Camper sollen konsumieren können», und im Winter
müsse der neue Pächter parat
sein für eine allfällige Seegfrörni. Das kommt häufiger vor als
viele vermuten. Letztmals wurde das Eis des Pfäffikersees
2012 freigegeben, zuvor tummelten sich die Schlittschuhläufer beispielsweise 2006,
2002 und 1991 auf der riesigen
Natureisfläche.
Hammersaison zum Schluss
Für den derzeitigen Pächter
Hans-Peter Poli, der den Betrieb 2008 von seiner seit 1989
wirtenden Mutter Margareta
Poli übernommen hatte, waren
die «Seegfröörnis» immer Höhepunkte. Er richtete jeweils
am Seeufer einen provisorischen Kiosk ein, sodass die Gäste ihre Schlittschuhe nicht ausziehen mussten, wenn sie sich
Archivbild Imre Mesterhazy
bei einem Glühwein oder einer
Wurst stärken wollten.
Poli konzentriert sich künftig
auf seine vor ein paar Jahren
gegründete Firma Casagrappa
­
GmbH, die Grappa, Wein und
Prosecco importiert und Grappa-Seminare organisiert. Nach
dem verregneten Sommer 2014
scheint in seiner letzten Saison
nun wieder vorwiegend die Sonne. «Ein krönender Abschluss»,
so Cemi Thoma, «den wir ihm
von Herzen gönnen.»
Walter Sturzenegger
In Kürze
FISCHENTHAL
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