DIE RHEINPFALZ DIE RHEINPFALZ — NR. 54 FREITAG, 4. MÄRZ 2016 Donnersberger Rundschau A KTU E LL Museumsabend über Herzog Wilhelm I. von Nassau KIRCHHEIMBOLANDEN. Am Donnerstag, 10. März, startet um 19.30 Uhr eine kleine Folge von Vorträgen zur Geschichte des einst in Kibo residierenden Herrscherhauses Nassau. Den Auftakt macht der Vorsitzende des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, Rolf Faber aus Wiesbaden. Er referiert im Rahmen der Museumsabende über den 1792 in Kirchheimbolanden geborenen Wilhelm Georg August Heinrich von Nassau. Noch in der fürstlichen Residenz der NassauWeilburger hier zur Welt gekommen, wurde er 1816, in der Zeit des Deutschen Bundes, Regent des neuen, unter der Vorherrschaft Napoleons geschaffenen Herzogtums Nassau. Dieses führte der von Zeitgenossen als hochbegabt, witzig und geschäftstüchtig charakterisierte Herzog in autokratischer Manier, was ihm selbst im Familienkreis den Titel eines „Herren und Gebieters“ einbrachte. Alle Interessierten sind zu diesem kostenfreien Vortrag bei einem Gläschen Wein, gereicht vom Verein Heimatmuseum, eingeladen. (red) BL AU L IC HT Zwei Autos mit Farbe beschmiert KIRCHHEIMBOLANDEN. Am Mittwochabend wurden zwei Fahrzeuge, die am Schillerhain geparkt waren, mit Farbe beschmiert. Nach Angaben der Geschädigten lässt sich die auch nicht einfach abwaschen. Die Ermittlungen hinsichtlich der Tat und der Täter dauern noch an, so die Polizei gestern. Zeugen, die sachdienliche Hinweise machen können, wenden sich an die Polizei in Kirchheimbolanden unter Telefon 06352 911-0. (red) B I T TE U M BLÄT TE RN Kandidaten auf den Zahn gefühlt KIRCHHEIMBOLANDEN: Soziale und Arbeitnehmerthemen standen im Fokus der DGBPodiumsdiskussion mit Donnersberger Landtagskandidaten. LOKALSEITE 2 Leidenschaft gefordert LOKALSPORT: Zwei Spieltage haben die Basketballer des TV Kirchheimbolanden noch vor sich. Für den sicheren Klassenerhalt braucht das Team zwei Siege. LOKALSEITE 5 An der Zukunft arbeiten WINNWEILER: Das Büro Entra entwickelt Regionen und Unternehmen über Rheinland-Pfalz hinaus Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Regionen, aber auch Unternehmen zu entwickeln: die Mitarbeiter des Winnweilerer Büros Entra. Experten sind sie unter anderem, was das EU-Förderprogramm Leader betrifft. Für die Lokale Aktionsgemeinschaft (LAG) Donnersberger und Lauterer Land übernimmt das Büro die Geschäftsführung. Stefan Dietz nimmt einen Schluck aus der Kaffeetasse und blickt aus dem Fenster der Villa Scheurer in Winnweiler. Schön haben sie es hier, die Mitarbeiter des Büros Entra. „Wenn ich an die erste Zeit denke“, sinniert der Geschäftsführer. In diesem Moment redet er über die Anfänge, auch seine Anfänge als Dorfentwickler. Noch gut kann er sich daran erinnern, wie er beispielsweise im Bürgerhaus in Marienthal mit Kindern und Erwachsenen darüber redete, wie sich der Rockenhausener Stadtteil entwickeln könnte. Damals noch mit seiner AufwindAgentur. Jahrzehnte ist das her. Damals waren es erste Überlegungen, die aufgestellt wurden. Wenn er nun durch Marienthal fährt, wenn er sich nun Projekte wie die erst im vergangenen Jahr eingeweihte Spielscheune betrachtet, dann freut ihn das. Auch wenn er damals nur beim Anstoß dabei war. „Man kann viel dafür tun, sein Bild als Arbeitgeber zu verbessern“, sagt Dietz. Dass Projekte nicht nur angestoßen werden, sondern auch umgesetzt, so etwas wünschen sich Dietz und auch Sandra Heckenberger, die gemeinsam die Geschäftsführung des Firmenbereichs Regionalentwicklung innehaben. Das gilt auch für das Leader-Fördergebiet Donnersberger und Lauterer Land. Hinter dem Begriff Leader verbirgt sich ein Förderprogramm der Europäischen Union. Ziel ist es, den ländlichen Raum zu stärken. „Die bürokratischen Abläufe sind extrem kompliziert“, sagt Heckenberger mit Blick darauf, wie man an die Fördergelder kommt. Die Entra-Mitarbeiter stehen in diesem Fall mit Rat und Tat zur Verfügung. Was alles Leader-förderfähig ist, lasse sich so genau übrigens nicht sagen. „Das ist total breit. Es geht um den Innovationsgrad des Projektes und die Wirkung für die jeweilige Unternehmensberatung und Regionalentwicklung sind Felder, um die sich das Büro Entra kümmert. Auf dem Bild oben ist das Winnweilerer Team zu sehen. Zweite von rechts in der zweiten Reihe ist die RegionalentwicklungsGeschäftsführerin Sandra Heckenberger. Unten ist Firmen-Chef Stefan Dietz bei einer Moderation zu sehen. FOTOS: PRIVAT/ENTRA Gemeinde und die Region“, berichtet die Geschäftsführerin. Im Bereich Regionalmanagement ist Entra nicht nur für die LAG Donnersberger und Lauterer Land tätig, sondern hat Konzepte für weitere Regionen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg erstellt. Grundsätzlich handele es sich bei Regionalentwicklung um ein „partizipatives Modell“. Es gehe darum, die Bürger mit einzubinden, sie für den Prozess zu begeistern, sagt Heckenberger. „Es gibt gute und schlechte Moderationsmethoden“, weiß Dietz. „Das sieht einfach aus, ist aber eine Technologie für sich.“ Er ist froh, in seinem zehnköpfigen Team in Winnweiler mittlerweile auch Fachleute aus verschiedenen Bereichen zu haben. Die sind auch nötig in anderen Gebieten. Beispielsweise Stadtentwicklung oder Wirtschaftsförderung für Städte. Auch hier ist Entra aktiv. Und bei der Zukunftsinitiative des Landes „Starke Kommunen – Starkes Land“ be- treut das Büro drei Modellregionen – unter anderem die Verbandsgemeinden Meisenheim und AlsenzObermoschel. Mit Blick auf die Zukunft kann sich Heckenberger zudem vorstellen, dass Entra noch stärker für Kommunen tätig sein wird. Etwa, um bestimmte Projekte umzusetzen. Die Entwicklung von Regionen oder Kommunen ist nur ein Teilbereich, um den sich Entra kümmert. Ein anderer ist die Unternehmensberatung. Das wird nicht nur in Winnweiler, sondern auch im nordrhein-westfälischen Lengerich betrieben. Ein großes Feld ist hier laut Dietz die Personalentwicklung. „Das wird in den Unternehmen immer wichtiger.“ Der Fokus liege auf mittelständischen Unternehmen zwischen 30 und 500 Mitarbeitern. „Man kann viel dafür tun, dass man sein Bild als Arbeitgeber verbessert“, sagt Dietz. Von Workshops bis hin zu intensiven Coachings reiche die Palette. „Es gibt viele Leute, die heute Führungskraft sind, aber nie gelernt haben, richtig zu führen“, erzählt der Geschäftsführer. Weitere Themen bei der Unternehmensberatung seien Stressresistenz oder Gesundheit. „Man kann eine Menge dafür tun, dass das weniger oft passiert“, berichtet Dietz mit Blick auf stressbedingt erkrankte Mitarbeiter. Ganz wichtig in einem Unternehmen sei das Betriebsklima. „Wenn man sich für seine Mitarbeiter engagiert, zahlen diese einem das auch zurück“, sagt der Geschäftsführer. Wenn man es dann auch noch schaffe, dass diese weitere Mitarbeiter für das Unternehmen werben, sei das der ideale Weg. Rund 25 Berater arbeiten freiberuflich für Entra. Für Stefan Dietz und Sandra Heckenberger ist das, was sie mit ihrem Unternehmen machen, ein spannendes Feld. Gerade, weil sie die Möglichkeit haben, an der Zukunft mitzuwirken – von Unternehmen und Regionen. (ssl) Brand: Mädchen „zündelt“ im Kinderzimmer OBERMOSCHEL. Vier Personen sind bei einem Brand in einem Wohnhaus in der Obermoscheler Bienenstraße am Mittwochabend verletzt worden. Die Polizei schätzt den Schaden auf zirka 20.000 Euro. Laut den Beamten hat ein sechsjähriges Mädchen mit einem Feuerzeug „gezündelt“ und dadurch den Brand entfacht. Dieser habe sich auf das gesamte Kinderzimmer ausgebreitet, berichten die Beamten weiter. Gegen 22.30 Uhr wurde die Rettungsleitstelle alarmiert. Beim Eintreffen der Feuerwehr hatte sich die vierköpfige Familie bereits selbst aus dem brennenden, verqualmten Haus ins Freie retten können. Die 37-jährige Mutter, ihr siebenjähriger Sohn, die sechsjährige Tochter und der 39-jährige Lebensgefährte der Frau wurden durch den Rettungsdienst erstversorgt. Alle mussten mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus nach Bad Kreuznach gebracht werden. Auch ein Feuerwehrmann wurde vor Ort vom DRK betreut. Der Brand war im Kinderzimmer ausgebrochen, wo sich durch die Hitze der Putz von den Wänden ablöste und die Decke absenkte. Beim Eintreffen der Feuerwehren drang dicker Rauch aus dem Haus. Mit drei Atemschutztrupps wurde der Zimmerbrand zügig unter Kontrolle gebracht. Um Schlangen in diversen Terrarien kümmerte sich ein Verwandter. Nachdem mit einer Wärmebildkamera letzte Glutnester aufgesucht wurden und das Haus polizeilich gesichert war, konnte der Einsatz gegen 2 Uhr beendet werden. Das Haus ist derzeit nicht bewohnbar. Die Kripo Kaiserslautern führt die weiteren Ermittlungen. (tnt) Nach dem Brand im Kinderzimmer ist ein Haus in Obermoschel derzeit nicht bewohnbar. REPRO: NOBI „Feststeht, dass alles mit allem zusammenhängt“ DIREKTKANDIDATEN ZUR LANDTAGSWAHL: Helmut Schmidt (Linke) fordert Umverteilung des Reichtums und mehr soziale Gerechtigkeit VON THOMAS BEHNKE SO ER RE IC HEN S IE UNS DONNERSBERGER RUNDSCHAU Verlag und Geschäftsstelle Pariser Str. 16 67655 Kaiserslautern 0631 3737-0 0631 72460 [email protected] Telefon: Fax: E-Mail: Abonnement-Service Telefon: 0631 3701-6300 Fax: 0631 3701-6301 E-Mail: [email protected] Privatanzeigen Telefon: Fax: E-Mail: 0631 3701-6400 0631 3701-6401 [email protected] Geschäftsanzeigen Telefon: Fax: E-Mail: 0631 3701-6800 0631 3701-6801 [email protected] Lokalredaktion Standort Kirchheimbolanden Telefon: Fax: E-Mail: Schlossstr. 8 67292 Kirchheimbolanden 06352 7035-19 06352 7035-20 [email protected] Standort Rockenhausen Telefon: Fax: E-Mail: Luitpoldstr. 20 67806 Rockenhausen 06361 91319 06361 3359 [email protected] ZUR PERSON BOLANDEN. Für die Linke ist Helmut Schmidt im Rennen ums LandtagsDirektmandat. Die Wettkampfsituation, die so einem politischen Kräftemessen innewohnt, ist ihm vom Sport vertraut: Seit er zwölf ist, spielt der heute 60-Jährige Tischtennis und ist nach wie vor aktiv beim TuS Bolanden. Zum „Sondertraining“ mit politischen Ballwechseln traf er sich mit einem Kreisklasseveteranen der Lokalredaktion. An der Platte setzt er eher auf die Defensive, wartet geduldig auf Fehler des Gegners, den er aber auch mal mit Kontern überrascht. Tischtennis verbindet Schmidt mit seiner Jugend in dem nordhessischen Dorf bei Alsfeld, in dem er aufgewachsen ist. „Da gab es nur die Freiwillige Feuerwehr und den Tischtennisverein“, erzählt er. Trotz mancher mehrjährigen Unterbrechungen etwa durch das Studium in Gießen oder familiäre Belastungen hat er am Spiel mit den Celluloidbällchen festgehalten. Seit 1985 ist er Lehrer für Deutsch und evangelische Religion am Gymnasium Weierhof – seit 1987 für den TuS auf Punktejagd. Schon in der Jugend politisch interessiert und aktiv, seien für ihn vor allem die Anti-Atomkraft- und die Friedensbewegung der 70er Jahre richtungweisend geworden. Der Protest gegen den Bau der Startbahn West am Frankfurter Flughafen oder der Volkszählungsboykott Mitte der 80er Jahre sind weitere Stichworte. In einer Partei aktiv ist er aber erst seit 2005. Damals trat er in die WASG ein, aus der 2007 nach der Fusion mit der PDS die Helmut Schmidt Spielt seit seinem zwölften Lebensjahr Tischtennis: Helmut Schmidt, der sich für die Linke ums Direktmandat bewirbt. FOTO: STEPAN „Linke“ wurde. „Ich wollte mehr tun, als – kritisch zwar, aber im Grunde genommen passiv – bei alldem zusehen“, sagt Schmidt. Als Anlässe zum Eintritt bei der Linken nennt er Entwicklungen wie die Kriege im Irak und in Afghanistan oder die Agenda 2010, die er als eine Art „Krieg gegen die Lohnabhängigen“ sieht. Dabei teilt er seine ursprünglichen politischen Impulse durchaus mit den Grünen – zu den Öko-Sozialisten habe er sich auch hingezogen gefühlt, erzählt er, „hier hatte ich mal den Spitznamen ,Öko-Schmidt’“. Dass die Grünen in der Koalition mit der SPD den Kosovo-Krieg und den Einsatz in Afghanistan mitgetragen haben, sei aber mit seiner friedenspolitischen Haltung nicht vereinbar gewesen. Nach dem Parteieintritt ließen Mandate in Kreistag, Gemeinderat und seit 2014 auch im VG-Rat nicht lange auf sich warten. Dass er in den • geboren 1955 in Alsfeld; • Studium in Gießen (Deutsch, Geschichte, ev. Religion); • seit 1985 Lehrer am Gymnasium Weierhof; seit 8 Jahren organisiert er Afrika-Tage in der Schule, mit Schülern betreibt er einen Fairtrade-Pausenkiosk; • in zweiter Ehe verheiratet, Vater von vier erwachsenen Kindern; • 2005 Eintritt in die WASG, aus der nach Fusion mit der PDS „Die Linke“ wurde; • seit 2009 in Kreistag und Gemeinderat Bolanden, seit 2014 im VG-Rat Kibo, seit 2011 Kreisvorsitzender der Linken. Mit der Linken Mitwirkung bei Ostermärschen, Friedenstagen, Mahnwachen gegen Rechtsextremismus, für den Atomausstieg, gegen TTIP; • Hobbys: Tischtennis, Radfahren, Lesen von Blogs, Zeitungen, Büchern, politische Diskussionen. Kommunalparlamenten häufig aus größeren, auch weltpolitischen Zusammenhängen heraus argumentiert, stößt dort mitunter auf Kritik, da wird ihm schon mal unter Verweis auf die Geschäftsordnung das Wort entzogen. Aber: „Feststeht, dass alles mit allem zusammenhängt“, streicht er heraus. In der Ukraine-Politik träfen Sanktionen gegen Russland eben auch Arbeitnehmer vor Ort. Viele Konfliktherde, die Flüchtlingsströme bis in den Donnersbergkreis generieren, sieht er nicht zuletzt in westlichen Wirtschaftsinteressen und Waffenexporten mitverwurzelt. In Bundes- und Landespolitik sieht Schmidt bei Niedriglöhnern, Kleinrentnern, Alleinerziehenden und anderen an und unter der Armutsgrenze Handlungsbedarf. „Wir laufen auf eine Welle der Altersarmut zu. Viele, die im Niedriglohnsektor arbeiten, werden nicht auf eine Rente kommen, von der man leben kann. Das ist ein unhaltbarer Zustand“, mahnt er. Dieser Entwicklung hält er jährliche Einbußen von 100 Milliarden Euro durch Steuerflucht entgegen, Geld, das für eine soziale Politik gebraucht werde, sagt der Bolander und pocht auf das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes. Leiharbeit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse müssten reduziert, der Mindestlohn erhöht, eine solidarische Mindestrente von 1050 Euro eingeführt werden. Friedenspolitisch hat man aus seiner Sicht mit der US-Air Base in Ramstein ein Thema unmittelbar vor der Haustür. Es dürfe nicht geduldet werden, dass von Ramstein aus Drohnenangriffe in aller Welt geflogen würden, das verstoße gegen das Grundgesetz, so Schmidt, der sich einen Abzug aller US-Militäreinrichtungen aus Deutschland wünscht. Zu den Forderungen der Linken zählen auch ein ticketloser Nahverkehr, eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung durch Polikliniken und Gemeinschaftspraxen, mehr Personal für Kitas, Schulen, Pflege und Polizei. Und das Tischtennismatch? Das hat Schmidt mit 3:0 klar für sich entschieden – sozusagen mit links. kib_hp11_lk-stadt.01
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