Vor welchen Verletzungen kann ich mich in der Vorbereitung zum Marathon schützen Retropatelläres Schmerzsyndrom, Achillodynie, Tractus-iliotibialis-Syndrom, Schienbeinkantensyndrom, Plantarfascitis – die Liste von chronischen Beschwerden im Laufsport ist lang! Im Gegensatz zu den akuten Verletzungen wie beispielsweise eine Bänderverletzung des oberen Sprunggelenks nach einem Misstritt treten diese viel häufiger und beinahe regelmässig auf. Chronische Verletzungen können entstehen, weil entweder zu viel und intensiv trainiert wird bei gleichzeitig fehlenden Trainingspausen zur Regeneration des Körpers oder wenn wir zu schwache Muskeln an den Beinen und Hüftgelenken haben. Während eines Marathons absolvieren wir ca. 40'000 Schritte, d.h. unsere Gelenke erfahren ca. 40'000 Kompressionen. Ist also unsere Muskulatur zu schwach um diese Kompressionen zu stabilisieren, dann knickt beispielsweise unser Fuss und/oder Kniegelenk bei jedem Schritt nach innen ein. Geschieht das ebenfalls 40'000 mal, dann wird jedem klar, warum plötzliche Schmerzen auftreten, die am Anfang nicht vorhanden waren. Häufig ist zum Beispiel das Tractus-iliotibialis-Syndrom, in der Umgangssprache als „Läufer Knie“ bekannt. Dies ist eine Sehnenüberlastung auf der Aussenseite unseres Kniegelenkes. Es gilt zuerst die Ursache dieser Überlastung zu identifizieren, bevor man sie erfolgreich therapieren kann. Mögliche Ursachen können sein: Muskelschwäche, Muskelverkürzung, Muskelzusammenspiel, Fehlstellungen des Fusses oder des Kniegelenks. Solche „funktionellen Fehlbelastungen“ können im Rahmen einer Laufanalyse aufgedeckt werden. Mehr dazu unter: https://www.luks.ch/fileadmin/_migrated/content_uploads/Sportmedizin_Flyer_A5_Laufanaly se.pdf Aber auch an eine Überlastung der Knochen muss man denken. So wie die Pfeiler einer viel befahrenen Brücke regelmässig auf kleine Risse untersucht werden müssen, so können bei Überlastung durch das Laufen auch einzelne Knochenbälkchen „einreissen“; wir sprechen dann von einem Ermüdungsbruch. Wir beobachten das typischerweise, wenn bei hohen Laufintensitäten plötzlich auf Tempo trainiert wird. Der Schmerz entsteht dann langsam, da es ein „chronisches“ und nicht ein akutes Geschehen ist. Beim Läufer kann das Fussskelett, das Schienbein, der Oberschenkelknochen oder auch selten mal der Hüftknochen betroffen sein. Je nach Lokalisation bedeutet ein Ermüdungsbruch eine Sportpause von 10 bis 16 Wochen. Um das Risiko für diese chronischen Verletzungen zu senken ist ein Training für die Rumpf-, Becken- und Beinachsenstabilisation sowie Fussgymnastik von entscheidender Bedeutung. Hierzu verweisen wir auf die Übungssammlung "Füsse, die Stützen der Leistung" von Swiss Athletics: https://www.swissathletics.ch/files/ausbildung/Ausbildungsunterlagen/bungssammlung_Fsse _deutsch.pdf Die daraus resultierende Optimierung der körperlichen Rahmenbedingungen unterstützt den harmonischen Bewegungsablauf und eröffnet die Möglichkeit, den Umfang und die Intensität beim Laufen kontinuierlich zu steigern. Zusammengefasst gilt es festzuhalten: Gehen sie ausgeruht ans Training, damit sie keinen Misstritt machen. Dies schützt vor akuten Verletzungen. Kräftigen sie Muskeln, die die Füsse, die Kniegelenke und die Hüften stabilisieren. So schützen sich vor Überlastungen der Sehnen an den gleichen Gelenken und damit vor chronischen Verletzungen. Trainingssteuerung bedeutet mit dem richtigen individuellen Mass an Belastung und Pause zu trainieren, damit es zu keiner Überlastung der Muskeln, Sehnen und des Knochens kommt. Luzern, im August 2015 Dr. sc. ETH Elmar Anliker Bewegungswissenschaftler Sportmedizin Zentralschweiz Luzerner Kantonsspital Dr. med. Kerstin Warnke Leitende Ärztin Sportmedizin Zentralschweiz Luzerner Kantonsspital
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