DIS - Orthopädie Sonnenhof

Patienteninformation
Dynamische Intraligamentäre Stabilisierung (DIS)
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Patienteninformation zur neuen Operationsmethode
nach Ruptur des vorderen Kreuzbandes
Einleitung
Die Funktion des vorderen Kreuzbandes
Die Hauptfunktion des vorderen Kreuzbandes ist die Stabilisierung des
Kniegelenkes. Insbesondere wird die Bewegung des Unterschenkels nach
Der Riss des vorderen Kreuzbandes stellt die häufigste Bandverletzung des Kniegelenkes dar. Der
vorne durch das Kreuzband limitiert. Zusätzlich ist das vordere Kreuzband
Unfallmechanismus besteht meistens aus einer belasteten Beugung und Aussenrotationsbewegung
"die Antenne" des Kniegelenkes. So befinden sich zahlreiche sensible
des Unterschenkels, so dass es zu einer kurzfristigen Überlastung des vorderen Kreuzbandes
Nervenfasern in diesem Band, welche der angrenzenden Oberschenkel- und
kommt. Treten dabei Kräfte von über 200 kg auf, kommt es zum Riss des vorderen Kreuzbandes.
Unterschenkelmuskulatur dauernd die Positionierung des Kniegelenkes
In der Schweiz alleine werden pro Jahr über 7000 Risse des vorderen Kreuzbandes operiert,
rückmelden und somit die Steuerung des normalen Bewegungsablaufes
die insbesondere beim Skifahren oder Fussballspielen zugezogen werden. Interessanterweise
massgeblich unterstützen. Bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes kommt
verunfallen Frauen dabei bei gleicher sportlicher Tätigkeit häufiger als Männer. Bis zum jetzigen
es auch zu einem Verlust dieser Steuerungsfunktion mit Unsicherheitsgefühl
Zeitpunkt galt, dass das Kreuzband von alleine nicht mehr zusammenheilt und das Kniegelenk
und muskulär bedingter Instabilität des Kniegelenkes.
somit instabil bleibt. Dies konnte bis anhin nur durch den Ersatz des Kreuzbandes mit einer
Sehnentransplantation behoben werden.
Eine Forschungsgruppe der Orthopädie Sonnenhof, unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Eggli, hat
nun ein Verfahren entwickelt, welches das gerissene Kreuzband zur Selbstheilung bringen kann.
Riss des vorderen Kreuzbandes
Herkömmliche Behandlungsmethoden
Die Selbstheilung des Bandes
Dynamische Intraligamentäre Stabilisierung (DIS)
Bis zum heutigen Zeitpunkt war es nicht möglich, das eigene Kreuzband nach
Die Kniegelenkschirurgie an der Orthopädie Sonnenhof unter der Leitung
einem Riss zu erhalten. Es wurde deshalb bis auf die Stümpfe entfernt und
von Prof. Dr. med. Stefan Eggli hat nun an Patienten zeigen können, dass
durch eine Spendersehne aus dem gleichen Bein ersetzt. Zwar stabilisiert
bei einer so genannten dynamischen Stabilisierung des Kniegelenkes das
dieses Band das Kniegelenk wieder, jedoch kann es die Steuerungsfunktion
gerissene Kreuzband auf eine neue Art und Weise ruhiggestellt werden kann,
des originalen Kreuzbandes nicht mehr übernehmen, da es keine
dass es zur Spontanheilung kommt. Das Kernelement dieser "dynamischen
Nervenfasern mehr enthält und de facto tot ist. So ist es aus der Literatur
intraligamentären Stabilisierung" (DIS) wurde in Zusammenarbeit mit der
bekannt, dass zwar die Kniegelenkstabilität wiederhergestellt werden kann,
Innovationsgruppe der Medizinaltechnik Firma Mathys AG Bettlach entwickelt.
die Funktion und das Gefühl für das Kniegelenk jedoch nur selten wieder als
Es besteht aus einem Polyethylenfaden, der im Oberschenkel verankert
normal von den Patienten empfunden wird.
wird und durch ein Federsystem im Unterschenkel das Kniegelenk bei jeder
Bewegung stabilisiert. So wird die notwendige Ruhe gewonnen, die es zur
Ausheilung des Kreuzbandrisses braucht. Zusätzlich wird ein sogenanntes
Herkömmliche Ersatzplastik mit
Spendersehne aus dem grossen
Kniescheibenband
"Microfracturing" durchgeführt, welches Stammzellen an die Rissstelle
transportiert und somit die Heilung des Bandes fördert.
Dynamische Intraligamentäre
Stabilisierung (DIS) mit
Federschraube
Indikationsstellung
Nachbehandlung
Im Prinzip eignet sich jedes frisch gerissene Kreuzband für die DIS-Methode. Je sportlich aktiver
Die Operation dauert meist weniger als eine Stunde und kann in Spinalanästhesie durchgeführt
ein Mensch ist, desto mehr braucht er die Funktion des vorderen Kreuzbandes. Jungen Menschen
werden. Die Hospitalisation beträgt zwischen zwei bis vier Tagen, abhängig von den postoperativen
mit hohem Aktivitätsniveau wird deshalb die sofortige Operation empfohlen. Bei älteren Patienten,
Schmerzen.
die kein hohes Sportniveau haben, kann auch die konservative Therapie ein gutes Resultat erzielen.
Vier Tage wird das Bein gestreckt in einer Oberschenkelschiene belassen, damit die initiale
Entscheidend dabei ist, dass die Oberschenkelmuskulatur das Kniegelenk gut stabilisiert. Hierzu
Heilung beginnen kann. Die Belastung erfolgt dabei gemäss Beschwerden. Es wird eine schnelle
ist eine intensive physiotherapeutische Behandlung notwendig. Wird die Stabilität trotzdem nicht
Vollbelastung angestrebt. Ausnahme kann dabei eine Verletzung mit Meniskusriss sein. In einem
erreicht, muss sekundär das Knie mit einer Operation stabilisiert werden. Dann kommt jedoch nur
derartigen Fall wird das Kniegelenk während einer gewissen Zeit noch teilentlastet.
noch die herkömmliche Stabilisationsoperation in Frage mit Entfernung der Kreuzbandstümpfe und
Es wird sofort mit einer physiotherapeutischen Behandlung begonnen zur Mobilisation des
Ersatz durch ein Sehnentransplantat.
Kniegelenkes, Kraftaufbau sowie Kontrolle der muskulären Führung. Wichtig ist auch ein
Es muss also unmittelbar nach dem Unfall entschieden werden, ob der Versuch das eigene
Thromboseschutz während minimum 10 Tagen. Dieser wird meist gespritzt oder in Form einer
Kreuzband mit dem DIS-Verfahren zu erhalten, unternommen werden soll.
täglichen Tablette eingenommen. Die erste Kontrolle beim Operateur erfolgt drei Wochen nach der
Operation. Nach 6 Wochen Beginn mit Lauftraining – ab 12 Wochen stop and go Sportarten – ab 5
Monaten Kontaktsportarten (Fussball, Hockey) sowie Skifahren.
Vorteile und Zukunft
Der wesentliche Vorteil dieser Methode gegenüber der herkömmlichen Kreuzbandtransplantation
Prof. Dr. med. S. Eggli
Dr. med. P. Henle
liegt darin, dass das eigene, lebendige Kreuzband erhalten wird und somit die Funktion als
Leiter Kniechirurgie & Sportverletzungen
Oberarzt Kniechirurgie & Sportverletzungen
"Kniegelenksantenne" weiter behält. Zusätzlich ist es nicht mehr notwendig, dass andernorts
Orthopädie Sonnenhof
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eine Sehne entnommen werden muss, was den chirurgischen Eingriff wesentlich verkleinert.
So denken Prof. Eggli und sein Team, dass zukünftig derartige Operationen ambulant
durchgeführt werden können; im Gegensatz dazu braucht ein Patient nach einer herkömmlichen
Kreuzbandrekonstruktion circa drei Tage Hospitalisation. Ebenfalls erwartet das Berner
Forschungsteam, dass die Heilung viel schneller als bis anhin voranschreitet, was besonders
für den ambitionierten Sportler ein entscheidendes Argument sein wird. Schlussendlich zeigen
die ersten Resultate, dass die Patienten nach circa 6 Monaten praktisch keinen Unterschied
mehr verspüren zur nichtverletzten Gegenseite und praktisch eine normale Kniegelenksfunktion
aufweisen.
Höchste Auszeichnung für Berner Forschungsteam
An der Jahresversammlung der deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie, (DGOU
Berlin 2011) wurde erstmalig der am höchsten dotierte Forschungspreis ins Ausland vergeben.
Der Deutsche Innovationspreis zeichnet die neue Methode der "dynamischen intraligamentären
Stabilisierung" aus, die durch die Knieforschungsteams an der Sonnenhof Klinik und dem
Inselspital Bern unter der Leitung von Prof. Dr. med. Stefan Eggli entwickelt wurde. Insbesondere
würdigt der Preis die Forschung als zukunftsträchtige Technik, die zum Erhalt des vorderen
Kreuzbandes nach Trauma führe.
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