Wo der Spaß aufhört

Rsenger
Wo der Spaß aufhört
Theaterstück klärt Jugendliche der Realschule Enger über sexuelle Gewalt auf
E n g e r (EA). Dass sie sich nicht immer auf ihr Handy ver- lassen können, haben die Neuntklässler der Realschule Enger
gestern gemerkt. Auf die Frage »Ich wurde vergewaltigt, was soll ich tun?« hatte die Sprach- und Suchfun tion des
iPhones eine weniger hilfreiche Antwort parat.
»›Teile es mit deinen Freunden in sozialen Netzwerken‹ war da nur zu hören«, erzählte Christian Hannig
Keine gute Lösung also, um sich für so ein ernstes Problem Hilfe zu suchen. Der Schauspieler der Theaterpädagogischen
Werkstatt Osnabrück war mit drei sei- ner Kollegen zu Gast an der Real- schule in Enger und hat dort das Theaterstück
»Ein Tritt ins Glück« aufgeführt«. In der Geschichte begegnen sich Paul, Ole, Alex und Sarran. Die vier Jugendlichen
verlieben sich, reden, streiten. Doch dann eskaliert die Situation und Sarran wird vergewaltigt.
Im Anschluss an das Stück nahmen sich die Christian Hannig, Niklas Marc Heinecke, Heidrun Fiedler und Stefanie
Wennmann die Zeit, um gemeinsam mit den Schülern über das Thema zu sprechen. Was genau ist eine Vergewal- tigung?
Wer trägt die Schuld? Fragen, mit denen sich die Schüler auseinandersetzten. »So eine Dis- kussion kann manchmal
richtig hoch hergehen«, berichtete Stefanie Wennmann. Dass sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen ein aktuelles Thema
sind – ganz unabhängig von den Silvesterübergriffen in vielen deutschen Städten – weiß Ulrike Harder-Mölle
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Sie hat das Präventions- und Stärkungsprojekt abermals nach Enger geholt. »Das
Theaterstück macht deutlich, wo es um Grenzverletzungen geht«, betonte sie. Seit 2014 wird das Projekt an der
Realschule durchge- führt. »Es gibt einen großen Redebedarf«, wusste Konrektorin Beatrix Diel. Häufig gehöre verbale sexuelle Gewalt zum Alltag der Jugendlichen. Das Thema Sex könne die Schule aber nur begrenzt im Unterricht
besprechen.
Möglich gemacht hat das Projekt in diesem Jahr das Unternehmen Multivac. »Wir unterstützen bereits Grundschulen und
finden, dass das Thema auch an weiterführenden Schulen besprochen werden sollte«, sagte Julia Timpe vom
Unternehmensstandort in Enger. Auch Bürgermeister Thomas Meyer begrüßte das Projekt und bescheinigte eine große
Nachwirkung. »Lernen, Nein zu sagen, ist ganz wichtig«, sagte er.Übrigens: Die Sprach- und Such- funktion des Handys
kann zwar nicht immer helfen, dafür aber vielleicht eine Broschüre zum Thema »Sex – wo hört der Spaß auf?«. Sie
wurde von den Schauspielern an die Schüler verteilt und enthält Hilfestellungen und wichtige Tele- fonnummern, an die
sich die Ju- gendlichen wenden können. Weitere Informationen unter: www.theaterpaed-werkstatt.de
http://www.rsenger.de
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_PDF_GENERATED 22 April, 2016, 21:01