Deutsche Solarindustrie fasst langsam wieder Tritt

Ab Seite 32: Karriereberatung und Stellenmarkt für technische Fach- und Führungskräfte
T E C H N I K W I RT S C H A F T G E S E L L S C H A F T
19. Juni 2015 · Nr. 25/26
www.vdi-nachrichten.com
Einzelpreis 3,00 Euro
Die nächste Ausgabe
erscheint am 3. Juli 2015
6867
Foto: VDI nachrichten
Foto: Volvo Ocean Race
Poststreik umgehen:
Auf E-Paper umstellen
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
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Technik & Gesellschaft
Milliarden für die
Forschung im Mittelstand
-Seite 4
Eine letzte Chance für
Europas Industrie
-Seite 9
Foto: Messe München
Technik & Wirtschaft
Laser sind flexible
Produktionswerkzeuge
-Seiten 14 und 15
„Dumme Terminals“ auf
dem Schreibtisch
-Seite 21
Technik & Finanzen
Mit Zertifikaten auch bei
Kursverfall gewinnen
-Seite 31
Management & Karriere
Weniger Geld für den Chef,
mehr für die Angestellten
-Seite 32
Technik & Kultur: Emil
Rathenau und Berlin
-Seite 42
Aus dem VDI -Seite 44
VDI Verlag GmbH, Postfach 10 10 54, 40001 Düsseldorf
Schweiz CHF 5,00; Österreich 3,00 Euro
Uhrwerke auf
dem Ozean
VDI nachrichten, Lissabon, 19. 6. 15, mah
Volvo Ocean Race: Wenn die
Boote beim Volvo Ocean Race sich in
diesen Tagen nach Hunderten von Seemeilen erneut auf den Weg Richtung
Zieleinlauf in Göteborg machen, dann
haben sie einen Generalcheck hinter
sich. In Lissabon haben Techniker die
Boote genau unter die Lupe genommen. Denn das härteste Hochseerennen der Welt geht nicht spurlos an den
Hightech-Jachten vorbei. Ein Besuch
zwischen Schwingschleifern und Wartungscontainern. mah
- Seiten 6 und 7
Deutsche Solarindustrie
fasst langsam wieder Tritt
Energie: Und sie bewegt sich doch – mit ihrer Weltleitmesse
Intersolar stellte die Solarindustrie ihre Anpassungsfähigkeit
wieder unter Beweis. Während die Geschäfte im Inland schwierig bleiben, setzt die Branche auf internationale Geschäfte und
Systemtechnik.
VDI nachrichten, München, 19. 6. 15, rb
Die fetten Jahre sind vorbei und
kommen auch nicht wieder. Untergehen oder neu erfinden? Das
muss sich die deutsche Solarbranche fragen lassen ebenso wie ihre
großen Veranstaltungen. Die Intersolar (10. bis 12. 6.) findet den
Mittelweg und passt sich den Veränderungen an, wie Veranstalter
Markus Elsässer betonte: „Über
Jahre hinweg ging es darum, im
Bereich Zellen und Module einige
Kostensenkungen und Wirkungsgradsteigerungen zu erreichen.
Das hat sich stark zur Systemtechnik hin verschoben.“
Nach den vergangenen Turbulenzen und massenhaften Pleiten
hat sich die Branche konsolidiert.
Das liegt weniger am weiterhin
rückläufigen Inlandsmarkt als
vielmehr an der Internationalisierung des operativen Geschäfts
und dem Engagement ausländischer Investoren.
Die verkannte Asbestgefahr
hinter Tapete und Fliesen
Am letzten Messetag versprach
Bundeswirtschaftsminister
Sigmar Gabriel, mit der geplanten
Neuordnung des Strommarktes
die Solarbranche auch im Inland
weiter zu unterstützen. Der sogenannte „Strommarkt 2.0“ soll die
marktwirtschaftlichen Mechanismen stärken. So soll die Preisbildung den Akteuren am Strommarkt überlassen werden – ohne
Eingriff per Gesetz.
Außerdem setzt das Konzept auf
den Netzausbau in Nord-Südrichtung. Zusätzlich soll eine „absolute Notfallreserve“ die fluktuierende Stromerzeugung aus Wind und
Sonne unterstützen. Gabriels Optimismus zum Strommarkt 2.0
teilt die Branche nicht. Zu sehr
Neues Triebwerk könnte Airbus
A380 die Zukunft sichern
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, kur
VDI nachrichten, Paris, 19. 6. 15, har
Bausanierung: Bisher galten
asbesthaltige Putze, Spachtelmassen und Fliesenkleber – wie alle
stark gebundenen Asbestprodukte
– als relativ ungefährlich. Durch
Fortschritte in der Analytik zeigen
heutige Testverfahren aber, dass
bei Sanierungs- oder Abbrucharbeiten große Mengen der gefährlichen Faser freigesetzt werden
können.
Wie diese Asbestprodukte erkundet, bewertet und saniert werden können, wurde am Donnerstag dieser Woche in einem Diskus-
Luftfahrt:
Airbus-Gruppenchef Tom Enders bezeichnete sie
als eine der schwierigsten Produktentscheidungen seit Jahren:
die künftige Gestalt des Riesenfliegers A380. Besonders die Frage
nach neuen, effizienteren Triebwerken blieb bislang offen.
Laut Airbus-Einkaufsvorstand
und -Deutschlandchef Klaus Richter kommt eine Neuentwicklung
nicht infrage. „Eine Option ist das
Triebwerk der A350 XWB“, sagte er
dieser Zeitung (S. 18) auf der weltgrößten Luft- und Raumfahrtmes-
Schutzanzug: Ohne ihn sammeln
sich krebserregende Fasern in der
Lunge. Foto: Arcadis Deutschland/Martin Kessel
sionspapier des Vereins Deutscher
Ingenieure und des Gesamtverbands Schadstoffsanierung darge-Seite 24
stellt. kur
steckt ihr die EEG-Umlage auf eigengenutzten Solarstrom im Hals.
Der Minister lehnt jede Änderung
an dieser Umlage ab.
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) kritisierte diese Haltung. Damit würden all diejenigen
bestraft, die aktiv an der Energiewende mitarbeiteten. Indirekt
machte der BSW Gabriel für den
rückläufigen Binnenmarkt verantwortlich. „Der Ausbau der Solarenergie im Inland ist seit Jahren
rückläufig und wird 2015 erneut
die Regierungsziele verfehlen“, erklärte Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. „Hier muss Gabriel im
Sinne der Energiewende jetzt gegenlenken.“
JÖRN IKEN
-Seiten 12 und 13
se in Paris. „Das ist naheliegend,
wenn Sie sehen, welche Schubklassen überhaupt auf dem Markt
sind.“ Das Triebwerk, das Trent
XWB, wurde von Rolls-Royce entwickelt.
Airbus-Chefentwickler Charles
Champion hält die Ausstattung
des A380 mit dem Trent XWB binnen vier Jahren für realistisch.
Ähnlich lang habe die Anpassung
der Triebwerke für die A320neo gedauert. „Eine A380neo ist nicht
komplizierter als eine A320neo“,
sagte Champion in Paris. har
dSeiten 18 und 19
MEINUNG
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Politisches Prisma
Nichts als Worthülsen
Alexander Dobrindt:
Will Emotionen für
E-Mobilität wecken.
Foto: Henning Schacht
In Berlin berieten E-Mobilitäts-Fans Anfang
der Woche, wie Elektrofahrzeuge besser an
den Mann zu bringen seien. Denn ihr Traum
von 1 Mio. elektrisch betriebener Fahrzeuge
auf Deutschlands Straßen im Jahr 2020 droht
zu platzen. Da kam ein Mann auf die Bühne
und verkündete: „Elektromobilität muss emotional sein und Leidenschaft wecken für den
Antrieb der Zukunft.“ Der Herr war Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und er
hatte noch ein Schmankerl für die Industrie in
der Tasche: Mit dem neuen Elektromobilitätsgesetz helfe die Bundesregierung, Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr zu privilegieren.
Emotionalität weckt er durch solche Aktionen
nicht. Die lässt sich nämlich nicht verordnen.
Außer Worthülsen und den Rat an die Kommunen, Elektrofahrzeugen Sonderrechte zu gewähren, hat Dobrindt nichts im Gepäck.
lis
Anti-Establishment
Harald Vilimsky:
Feiert neue EUOpposition.
„Das beste Konzept wäre die
Migration und Bildung: Das Klischee, Zuwanderer legten
keinen Wert auf Bildung, sei schlichtweg falsch, weiß der Düsseldorfer Bildungsforscher Heiner Barz. Es hake eher auf der
anderen Seite der Bildung. Migrantenkinder stießen bereits in
der Schule auf Ungleichbehandlung. „Sie erfahren überdurchschnittlich viele Fehleinschätzungen bei den Leistungsfähigkeiten und Begabungen.“
Serie
Migration
Foto: imago
2
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ws
VDI nachrichten: Herr Barz,
Sie haben im Auftrag der Vodafone Stiftung und der Stiftung
Mercator eine Studie über die
Bildungserfahrungen und Bildungsziele von Migranten in
Deutschland erstellt. Gibt es
überhaupt den typischen Migranten?
Barz: Nein, deshalb heißt die
Studie auch „Große Vielfalt, weniger Chancen“. Wir sind von acht
unterschiedlichen Milieus ausgegangen, die sich von konservativ,
traditionell und religiös-verwur-
zelt über bürgerlich bis zu kosmopolitisch-intellektuell
einteilen
lassen. Die lassen sich nicht alle
über einen Kamm scheren.
In Deutschland hat sich das Bild
des „Gastarbeiters“ aus Südeuropa
verfestigt. Dabei sind in den vergangenen Jahren immer mehr
Russen, Polen und aktuell Flüchtlinge aus Afrika und Asien immigriert. Und natürlich bringt ein
Bauer aus Portugal andere Voraussetzungen mit als ein Akademiker
aus Syrien.
Die Vielfalt betrifft doch nicht
nur die Milieus, sondern auch
die Generationen.
Ja, auch wir haben uns gefragt:
Gibt es in der zweiten oder dritten
Generation eigentlich noch maßgebliche Unterschiede zu deutschen Kindern? Aber die gibt es,
Foto: fpoe
Marine Le Pen hat es geschafft. War sie nach
den Europawahlen vor einem Jahr noch mit
der Bildung einer Fraktion gescheitert, gründete sie nun die Fraktion „Europa der Nationen und der Freiheit (ENF)“. Deren künftiger
Vizepräsident und FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky feiert: „Nunmehr ist der Grundstein gelegt für eine politisch kohärente EUkritische Gruppe, die eine starke Opposition
gegenüber dem EU-Establishment bilden
wird.“ Die ENF tritt an, die europäische Integration, die EU-Erweiterung sowie die Zuwanderung zu stoppen und die Arbeitnehmerund Niederlassungsfreiheit einzuschränken.
Der Vizepräsident des Europaparlaments, Alexander Graf Lambsdorff, prophezeit: „Islamhasser, Homophobe, Antisemiten – die LePen-Fraktion wird scheitern.“ Das ist nicht gesagt. Die ENF-Verbündeten haben alle starken
Rückhalt in ihren Ländern. An Tagen wie diesen ist Demokratie schwer zu ertragen.
lis
Bildungsforscher mit Migrationsschwerpunkt
- Heiner Barz ist Professor für
Erziehungswissenschaft und
Leiter der Abteilung für Bildungsforschung und Bildungsmanagement an der
Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf.
erschienenen Buches „Ausländische Fachkräfte gesucht
– Voreilig? Notwendig? Willkommen?“.
ws
- Barz ist Mitautor der Studie
„Große Vielfalt, weniger
Chancen“, die die Universität
Düsseldorf in diesem Jahr im
Auftrag der Stiftung Mercator
und der Vodafone Stiftung
Deutschland erstellte.
Heiner Barz: „In Deutschland
- Der Bildungsforscher ist zudem Mitherausgeber des 2015
gibt es zu wenige Lehrer mit Migrationshintergrund.“ Foto: HHU
etwa in der Sprache. In vielen Familien ist es üblich, sich in der
Herkunftssprache zu unterhalten.
Was prägender und schädlich ist,
sind die Benachteiligungen, die
Migrantenkinder im Alltag und in
der Schule erfahren, in Form rassistischer Entgleisungen oder
durch überdurchschnittlich viele
Fehleinschätzungen bei den Leistungsfähigkeiten und Begabungen
von Schülern. Migrantenkinder
werden eher ans Ende des Leistungsspektrums eingeordnet als
deutsche Schüler. Für Migranten
ist der Zugang zum Gymnasium
daher schwieriger.
Welche Bedeutung hat Bildung
für Migranten?
Das Klischee, Migrantenfamilien
legten wenig oder keinen Wert auf
Bildung, ist schlichtweg falsch.
Solche Vorurteile treffen weder auf
Türken und Muslime noch auf andere Migranten zu. Im Gegenteil:
Sie haben eine hohe Bildungsaffinität. Den Kindern soll es besser
Gescheiterte Rettung
Hans-Werner Sinn:
Fordert Rückkehr
zur Drachme.
Foto: ifo
„Das Experiment ist gemacht und es ist fehlgeschlagen.“ Lakonisch kommentiert HansWerner Sinn, Präsident des Münchner Ifo-Instituts, die Rettungspolitik für Griechenland
von EU, IWF und EZB. Die Massenarbeitslosigkeit zeige, dass die Rettungspolitik die Wettbewerbsfähigkeit des Landes nicht verbessert habe. Sinn empfiehlt die Rückkehr zur Drachme,
damit würden sich die Verhältnisse schlagartig
bessern, weil die heimische Nachfrage, vor allem im Bausektor, steige. Dieser Optimismus
ist sicher übertrieben, die Folgen eines Grexits
für Griechenbland und die anderen Staaten
der Eurozone sind kaum vorhersehbar. Recht
hat der Ökonom aber mit seiner Warnung vor
den Folgen der Kürzungspolitik für die Demokratie. Eine wirtschaftliche Überforderung
würde radikale Parteien begünstigen. Das gilt
nicht nur für Griechenland.
has
[email protected]/[email protected]
„Der Weg zur gelebten Willkommenskultur ist weit“
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ws
Soll heißen: Nicht nur die „da
Migration: Bei der Zuwanderungs- oben“, sondern die gesamte Gesellpolitik verlören sich die Verantwortlischaft muss überzeugt sein, dass Zuchen in „politischem Gesäusel“. Zwar
wanderung nicht nur eine wirtschaftsei in Deutschland die Migrationspoliliche, sondern auch eine kulturelle Betik unter dem Druck des demografireicherung ist. Bislang öle eine elitäre
schen Wandels mit SiebenmeilenstieWillkommenskultur „in erster Linie
feln vorangeprescht und nach Auffasdie bedarfs- und arbeitsmarktoriensung der OECD anderen Staaten enttierte Eingliederungsmaschinerie für
eilt, „der Weg zu einer gelebten
Willkommenskultur ist aber
noch sehr weit“.
„Freundliche Begrüßungsrituale
Klaus J. Bade, Politikberater
und ehemaliger Vorsitzender
reichen nicht aus. Das Innenleben
des
Sachverständigenrates
im Haus muss stimmen.“
deutscher Stiftungen für InteKlaus J. Bade, Migrationsforscher
gration und Migration (SVR),
nahm anlässlich des Deutschen Diversity-Tages im Düsqualifizierte Neuzuwanderung“. Das
seldorfer Vodafone-Haus vor allem
sei grundsätzlich nachvollziehbar, so
Politik und Wirtschaft in die Pflicht.
Bade, damit ließe sich aber die tief sit„Freundliche Begrüßungsrituale reizende „German Kulturangst“ bis hin
chen nicht aus. Das Innenleben im
zum Fremdenhass nicht beseitigen.
Haus muss stimmen.“
„Es fehlen Visionen für eine gemeinsame Zukunft. Wir brauchen dringend
ein Wir-Bild.“
Die Deutschen müssten sich von
dem Gedanken verabschieden, qua
Geburt Anrecht auf Arbeitsplätze zu
haben. In zunehmenden Maße entscheide nicht mehr die Nationalität,
sondern Qualifikationen und Kompetenzen. Auch der Wirtschaft obliege es, Antworten auf die dadurch entstehenden sozialen
Ängste zu finden.
Die Unternehmen seien mit
ihren Strategien vielfach weiter
als Politik und Gesellschaft.
Konzepte, wie sie sich im Manifest „Charta der Vielfalt“ finden
ließen, zeugten von vielversprechenden integrativen Ansätzen.
Mit ihren guten interkulturellen Kontakten seien Unternehmen prädestiniert, Vorreiterrollen zu übernehmen.
ws
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
MEINUNG
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interkulturelle Schule“
INGENIEUR.de WISSEN
Das digitale Magazin des
VDI Verlags zu Themen
aus Technik und Wissenschaft
Lesen Sie diese Woche:
Lernen auf Augenhöhe. So sollte
es sein. Häufig werden die Leistungen von Migrantenkindern in
Deutschland jedoch schlechter benotet als die Arbeiten von deutschen Kindern. Foto: imago/epd
- Seite 5: Im Test: Hybrid-Lkw mit Oberleitung
- Seite 11: Hauchdünne Hülle verleiht Batterien achtmal längere Lebensdauer
- Seite 16: Ein Pflaster ersetzt den Austausch defekter Bauteile
- Seite 19: Treibhaus Erde erwärmt sich noch schneller als gedacht
- Seite 38: Simulation für eine präzisere Herstellung von Keramikfolien
- Kostenfreies Probe-Abo unter: www.ingenieur.de/Wissen
sträubend sind Unterrichtsmaterialien, in denen Vorurteile verstärkt werden: Migranten als Putzkräfte oder bei der Müllabfuhr.
gehen als den Eltern. Ein großes
Handicap ist weniger die akademische Bildung als das mangelnde
Wissen über das deutsche Berufsbildungssystem, da es eine deutsche Besonderheit ist. Hier gibt es
viel Informationsbedarf.
Wo ließe sich der Hebel am
effektivsten ansetzen?
Das beste Konzept wäre die interkulturell geöffnete Schule. Es gibt
solche Modelle, in der Fläche sind
sie aber selten. Das Problem ist,
dass wir in Deutschland über zu
wenige Lehrer mit Migrationshintergrund verfügen. In Stadtteilen
mit bis zu 90 % Schüleranteil aus
Migrantenfamilien beträgt ihr
Lehreranteil im Durchschnitt nur
5 %. Diese Lehrer sind nicht
zwangsläufig die besseren Fachkräfte, sie sind aber in ihrer Vorbildfunktion für die Migranten
wichtig, damit die Kinder sehen:
Als Türke muss ich nicht am Fließband stehen, ich kann einen akademischen Beruf ergreifen. Haar-
In den meisten Bundesländern
werden Schüler bereits nach vier
Grundschuljahren auf weiterführende Schulen verteilt. Ist das
für Migrantenkinder zu früh, um
Fuß zu fassen?
Die Möglichkeit des längeren gemeinsamen Lernens wird von Bildungsforschern schon lange gefordert. Andererseits stellen wir eine zunehmende Entkopplung der
Schulkarrieren fest, da Hauptschüler über andere Bildungswege
höhere Abschlüsse erzielen können. Damit muss sich die frühe
Spaltung nach der vierten Klasse
nicht zwangsläufig verheerend
auswirken.
Gibt es Migrantengruppen, deren Bildung auf technisch-mathematische Fächer fokussiert
ist?
Die Fächer, denen man als Grundlage mathematisches Verständnis
und ein besonderes Maß an Fleiß,
Gründlichkeit und Intelligenz zuschreibt, gelten als Domäne des
osteuropäischen
Bildungssystems. Mathematik und Naturwissenschaften stehen bis zum Abschluss auf den Stundenplänen
der Schüler. Ähnliches gilt für asiatische Länder. Eine meiner Mitarbeiterinnen ist Vietnamesin. Sie
kennt sich exzellent mit IT und
Statistik aus. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen, ist dem Fachkräfteruf nach Deutschland gefolgt und hat sich hier erfolgreich
durchgebissen. Wie andere Migranten war sie bereit, Durststrecken zu durchleben.
Bereichern Migranten unseren
Alltag und unsere Bildungslandschaft?
Ja, sicher. Und das nicht allein mit
Döner, Zuckerfest und Borschtsch,
sondern auch, weil die Deutschen
zwar hervorragende Autos herstel-
len, aber nicht unbedingt für ihre
schiere Lebensfreude bekannt
sind. Die Bildung kann von der Individualisierung der Lernformen
profitieren, um besser auf Stärken
und Schwächen der einzelnen
Schüler einzugehen.
Sind uns andere Länder bei der
Bildungsintegration von Migranten voraus?
Finnland wird seit Pisa oft als Vorbild genannt, dabei ist speziell im
Fall von Migranten kein Vergleich
zulässig, weil die Finnen nur eine
geringe Migrantenquote aufweisen. Sinnvoll ist sicherlich, dass
dort zusätzliches Personal wie Sozialarbeiter für flankierende Maßnahmen eingesetzt wird. Die Niederlande sind auf manchen Feldern auch gut aufgestellt, unterliegen jedoch einem Regelungswahn, der sie als Vorbild nur bedingt tauglich macht. Wir sind gut
beraten, auf uns selbst zu schauen und unser System weiterzuW. SCHMITZ
entwickeln.
Leserbriefe
Was soll das Jammern
„Wir verlieren den Komponentenbau für Neukraftwerke“ (Nr. 19/15,
har, swe)
Technologien haben sich immer
wieder erneuert. Hans Fechner
(Geschäftsführer der Firma Siempelkamp, Anm. d. Red.) soll sich
auf den Rückbau konzentrieren.
Damit kann er richtig Geld verdienen. Ich finde es nicht gut, dass
ausgerechnet die VDI nachrichten
so einen Jammer-Artikel als Titel
bringen. Machen Sie lieber den
Leuten Mut, neue Technologien
zu entwickeln und zu nutzen. Erstens hilft das Jammern keinem,
und es ist ein schlechtes Vorbild.
Dr.-Ing. F. Heinrich Lehn
E-Mail
Stromerträgen zu zahlen. Diese
Kosten fallen z. B. für Umweltschäden an. 2014 lag deren Höhe
bei 10,6 Cent/kWh, für 2015 werden ca. 11 Cent/kWh erwartet.
Die Gelder, die heute verdeckt für
die externen Kosten fließen, können dann auf alle Erzeugungsarten verteilt werden. Für die Verbraucher ist das ein Nullsummenspiel. Aber erst dann wird ersichtlich, dass Erneuerbare schon heute preiswert sind. Vermutlich
kennt IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis diese Situation. Bei Anwendung seines Vorschlages würde die Politik die dringend notwendige Energiewende noch zögerlicher umsetzen.
Andreas Marx
Engstingen
Kontakt
Externe Kosten
transparent zuordnen
„Steuern statt Umlage für die Energiewende“ (Nr. 10/15, swe)
Die EEG-Umlage als Steuer zu finanzieren, hört sich zunächst gut
an. Aber damit geht die Transparenz für die Allgemeinheit vollständig verloren. Der größere
„Brocken“ verbirgt sich ohnehin
bei den konventionellen Energien.
Im Sinne der Transparenz sollte
man anders herum vorgehen. Die
externen Kosten der konventionellen Energien sind verursachergerecht zuzuordnen und aus den
- Täglich erreichen uns interessante
Zuschriften auf Artikel in den VDI nachrichten. Leider können wir von den
vielen Briefen, die uns wertvolle Anregungen für unsere Arbeit geben, nur
einen kleinen Teil veröffentlichen. Oft
müssen wir kürzen, damit möglichst
viele Leser zu Wort kommen. Alle
Briefe werden beachtet, auch wenn
wir nicht alle beantworten können.
- Redaktion VDI nachrichten,
Fax: 0211/6188–306,
Postfach 101054, 40001 Düsseldorf,
E-Mail: [email protected]
- www.vdi-nachrichten.com
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4
TECHNIK & GESELLSCHAFT
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Grünes Licht
für Kreativität
Forschung: In Deutschland
gibt es ein Förderinstrument,
das so bunt ist wie die Innovationsideen des Mittelstands
selbst. Nach sieben erfolgreichen Jahren wurde es nun
nach einer längeren Pause
neu aufgelegt. Ein Blick auf
das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM).
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, lis
Ob Trink- oder Prozesswasser desinfiziert werden soll, ist ein grober
Unterschied. Ob ein Schlitten über
Schnee oder Sand gleiten wird,
ebenfalls. Den Blickwinkel zu ändern und Wissen in die Entwicklung innovativer Technologien
und Produkte zu gießen, ist das Erfolgsrezept des deutschen Mittelstands.
„Um das immense kreative Potenzial des Mittelstands ausschöpfen zu können, bleibt das Zentrale
Innovationsprogramm
Mittelstand konsequent technologieund branchenoffen“, versicherte
Staatssekretär Matthias Machnig.
Auf dem Innovationstag Mittelstand des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Energie (BMWi)
am vergangenen Donnerstag
konnte er endlich den ersehnten
Neustart des ZIM verkünden. Damit können kleine und mittlere
Unternehmen sowie kooperierende Forschungseinrichtungen nun
nach knapp sechsmonatiger Wartezeit wieder Anträge auf ZIM-Förderung einreichen.
So wie die Pauly GmbH. Sie entwickelt seit 2004 Reaktoren zur
Entkeimung von Trinkwasser. Vor
zweieinhalb Jahren beschlossen
die Chefs, ihr Geschäft um Reaktoren zur Prozesswasseraufberei-
tung zu erweitern. „Die Herangehensweise ist eine ganz andere, da
Prozesswasser stark verschmutzt
ist durch Rost, Öle, Fette usw“, erklärt Firmenchef Alexander Pauly.
Dennoch kann er heute einen patentierten Reaktor zur Elektrodiaphragmalyse mit hauseigenem
Entkeimungsmittel präsentieren.
„Das entkeimte und gereinigte
Kühlwasser hat fast Trinkwasserqualität“, berichtet Pauly stolz.
Ein wenig länger hat die KHW
Kunststoff- und Holzverarbeitungswerk GmbH gemeinsam mit
ihren Kooperationspartnern daran
gearbeitet, einen Schlitten zu entwickeln, der sich zum Rodeln auf
Dünen eignet. Das Fachgebiet
Kunststofftechnik der TU Ilmenau
fand heraus, dass hochfeste Kohlenstoff-, Glas- oder Aramidfasern
die Kufen verschleißfester machen
und Polymere wie Teflon oder Silikonöle die Reibungskräfte vermindern. Das Fraunhofer-Institut
Zahlen & Fakten
- Das Förderinstrument
„Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“
(ZIM) ist branchen- und
technologieoffen.
- Über 75 % der 30 554
bewilligten Projekte kamen von Unternehmen
mit bis zu 50 Mitarbeitern, 73 % waren Kooperationsvorhaben.
- Seit 2008 wurden Fördermittel in Höhe von
4,1 Mrd. € bewilligt.
- Im Jahr 2015 stehen ZIM
insgesamt 543 Mio. € zur
Verfügung.
lis
Beim Rundgang erklärt Entwicklungsingenieur Christian Scholz (v.l.) Ole Janssen vom BMWi und AiF-Vizepräsident Eduard Neufeld eine Vitrinensicherung von Schmeissner und der TU Dresden. Foto: AiF Projekt GmbH
Umsicht überprüfte die tribologischen Eigenschaften. Die 90 Mitarbeiter starke KHW wird das Produkt in den kommenden Wochen
fertigstellen – Interessenten, v. a.
aus Nordafrika und Arabien soll es
reichlich geben.
Beide Projekte wurden durch
das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert. Das 2008 ins Leben gerufene
Förderinstrument kam bisher
13 300 kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und 1650 Forschungseinrichtungen
zugute.
Insgesamt wurden Mittel in Höhe
von 4,1 Mrd. € bewilligt. ZIM war
damit das finanzstärkste Förderinstrument für Forschung und Entwicklung des Mittelstands – bis
das Programm Ende 2014 auslief.
Die Neuauflage ließ auf sich
warten. „Seit dem 15. Mai können
wieder Anträge gestellt werden“,
verkündete Regierungsdirektorin
Carmen Heidecke auf dem Innovationstag Mittelstand des BMWi
und erntete weitgehend Stille. Die
neue ZIM-Richtlinie schmeckt
nicht jedem.
Während Machnig mitteilte,
dass die Mittelausstattung ausgeweitet und der Zuschnitt verbessert worden sei, wies der Ge-
schäftsführer des Projektträgers
AiF Projekt GmbH, Klaus-Rüdiger
Sprung, darauf hin, dass „nicht alles, was eine Richtlinie erfordert,
sich mit den Interessen von Unternehmen verträgt“. So akzeptiert
die neue ZIM-Richtlinie, nur noch
zwei Anträge pro Unternehmen in
einem Zeitraum von zwölf Monaten. Dieser Schritt könnte einigen
Unternehmen weh tun, die bisher
beliebig viele Projekte einreichen
konnten. Auch Boni für Firmen
mit Sitz in den neuen Bundesländern fallen künftig weg.
Ansonsten bringt die neue
Richtlinie bei genauem Hinsehen
vor allem Verschiebungen: Freuen
dürfen sich zunächst Unternehmer mit bis zu 500 Mitarbeitern.
Entgegen der EU-Auslegung und
der vorigen Richtlinie (bis 250 Mitarbeiter) zählen diese nun zum
Mittelstand. Forschungseinrichtungen können zudem ab sofort
zu 100 % gefördert werden. Deren
maximal förderfähige Kosten wurden allerdings auf 190 000 € beschränkt. Für Unternehmen dagegen wird die neue Obergrenze der
Fördersumme bei 380 000 € liegen, 30 000 mehr als in der ersten
Förderperiode. Das ändert wiederum nichts an der maximalen Zu-
wendungshöhe von Kooperationsprojekten. Sie verharrt unverändert bei 2 Mio €.
Eine große Überraschung ist die
neue Richtlinie somit nicht. Vielen
Mittelständlern dürfte das auch
egal sein. Sie haben ihre Projektanträge vorsorglich vor Ladenschluss abgegeben. Im Dezember
2014 gingen noch einmal 3800 Anträge zu den alten Förderbedingungen ein. Das sind im Schnitt
siebenmal so viele wie in den vorangegangenen Monaten. Der
deutsche Mittelstand ist nicht nur
innovativ, er kann auch Klippen
geräuschlos umschiffen.
lis
Top-5-Technologiefelder
Produktionstechnologie
Bewilligte
Fördermittel
943 Mio. €
Elektrotechnik,
Messtechnik, Sensorik
Werkstofftechnologie
475 Mio. €
IuK-Technologien
435 Mio. €
Gesundheitsforschung,
Medizintechnik
303 Mio. €
472 Mio. €
Quelle: www.zim-bmwi.de, Stand: 8. 6. 15
Das Internet bringt Wähler nicht zurück
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, has
„Die neuen elektronischen Medien, insbesondere das E-Voting,
haben nicht zu einem Anwachsen
der Wahlbeteiligung geführt“, fasst
WZB-Experte Wolfgang Merkel
seine gerade erschienene Analyse
„Nur schöner Schein? Demokratische Innovationen in Theorie und
Praxis“ zusammen. Vor allem junge Menschen machten von dem
Angebot
der
elektronischen
Stimmabgabe Gebrauch, aber nur,
wenn sie ohnehin an Politik interessiert sind. Die Hoffnung, dass
dank der digitalen Kommunikation sich mehr Bürger der Politik zuwenden, habe sich nicht erfüllt,
erklärt der Politikwissenschaftler.
„Neue technologische Möglichkeiten öffnen noch keine neuen
demokratischen Sphären“, sagt
Merkel. Dabei bietet das Internet
nach seiner Ansicht durchaus Vorteile, zum Beispiel durch neue
Formen der Informationsbeschaffung. Allerdings sieht er die Gefahr, dass in den elektronischen
Medien Information und Meinungsbildung stärker miteinander
verschmelzen als in den klassischen. Manipulation, Desinformation und Shitstorms könnten
eine Folge davon sein.
Große Potenziale für die Mobilisierung der Bürger zu Demonstrationen oder Online-Petitionen
bergen für ihn Kommunikationskanäle wie Twitter oder Facebook.
Doch die würden in autoritären
Regimen mehr Bedeutung erlangen als in demokratischen.
Von Nicht-Regierungsorganisationen vorangetriebene online-
basierte Kampagnen wie „Move
on“ oder „Campact“, deren Akteure sich direkt in politische Entscheidungsprozesse einmischen,
zeigen laut der Studie, dass das
Netz die Palette politischer Beteiligung durchaus verbreitert. Dies gelte
derzeit aber nur für
junge, relativ gebildete und politisch interessierte Bürger. Über
sogenannte „Watchdogs“, Initiativen wie
„Transparency International“ oder „Human Rights Watch“,
könne das Internet
zudem für mehr
Transparenz und eine
bessere Kontrolle gewählter Vertreter sorgen.
„Neue Formen digitaler Repräsentation können aber Parteien
und Parlamente nicht ersetzen“,
ist Merkel überzeugt. Beispiele wie
der gescheiterte „große Freilandversuch“ der Piratenpartei zeigen
Foto: WZB/David Ausserhofer
Politische Beteiligung: Auch die Digitalisierung hilft der
repräsentativen Demokratie nicht auf die Sprünge. Das zeigt
eine Studie, die das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) für die Otto-Benner-Stiftung durchgeführt hat.
für ihn auch die Grenzen der „Liquid Democracy“ auf, mit ihrem
Versuch, Menschen an Parteien
vorbei zu politischer Gestaltung
zusammenzuführen. Allerdings
könnten digitale Plattformen
mittel, die der repräsentativen Demokratie wieder auf die Beine helfen könnten, haben nach seiner
Beobachtung keinen Erfolg. So bilden zum Beispiel Volksabstimmungen vor allem die Meinung
mittlerer und höherer
Schichten ab und erhöhen die politische Beteili„Neue Formen digigung nicht. Auch sogenannte deliberative Vertaler Repräsentation
fahren, die auf mehr öfkönnen Parteien
fentliche Diskurse und
und Parlamente
Teilhabe der Bürger setzen, fördern vor allem die
nicht ersetzen.“
Partizipation der MittelWolfgang Merkel, Wissenschicht. Und das Demoschaftszentrum Berlin
kratiepotenzial des Europäischen
Parlaments
wird nach Merkels Andurchaus für eine bessere Beteili- sicht schlicht überschätzt.
gung der Mitglieder sorgen, wenn
Die Wirkung der digitalen Politik
sie „diszipliniert, kontrolliert und auf die Demokratie jedenfalls
solidarisch“, angewendet würden. müsse sich auch daran messen
Dass man mit einem Mausklick lassen, „wie die Netzgemeinde
schon politisch gestalten kann, und die gesamte Zivilgesellschaft
hält Merkel für eine Illusion. Doch mit der schweigenden Mehrheit
auch andere vermeintliche Heil- umgeht“.
JUTTA WITTE
6
TECHNIK & GESELLSCHAFT
Volvo Ocean Race: Wenn die
Boote beim Volvo Ocean Race nach
hunderten Seemeilen ins Etappenziel einlaufen, haben die Sportler
Pause. Und die Logistiker und Techniker alle Hände voll zu tun. Zu
Besuch in der Boxengasse, beim härtesten Hochseerennen der Welt.
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Uhrwerke
auf dem Ozean
VDI nachrichten, Lissabon, 19. 6. 15, mah
Wenn Marco am Ende seines Arbeitstages im Hafen von Lissabon
ein Teil übrig hat, dann hat er etwas falsch gemacht. Er ist verantwortlich für die Wartung der Winschen, wenn die Boote beim Volvo
Ocean Race im Etappenziel einlaufen. Marco kennt das Innenleben dieser Mechanik wie seine
Westentasche. Sie dient dazu, die
tonnenschweren Zugkräfte umzulenken, die an der Segelfläche von
maximal 451 m² anliegen. Meist
reicht ihm eine Sichtprüfung, um
sich vorstellen zu können, wie es
innen drin aussieht, erzählt er,
während er sich das WD 40 Multifunktionsöl vom Handrücken
wischt.
Auf Marco & Co. wartet auch in
Lissabon Arbeit. Viel Arbeit. Er ist
einer von 35 Wartungstechnikern,
die beim Zwischenstopp in Lissabon dafür sorgen, dass die Rädchen ineinandergreifen und alles
wie geschmiert läuft.
Sobald die Teams nach mehrwöchiger Etappe auf See unter
dem Jubel der Zuschauer einlaufen, geben sie – bildlich gesprochen – den Schlüssel ab. Ab jetzt
übernehmen die „Shore-Crews“
genannten Wartungsteams das
Ruder. „Wir haben unser eigenes
Rennen“, sagt Arjen van Gend,
Technical Shore Manager beim
Etappensieger Team Brunel.
Aufgebockt: Stunden nach ihrer
Ankunft im Etappenziel von Lissabon werden die 20-m-Jachten an
Land gehievt. Jetzt beginnt das,
was die Techniker „unser eigenes
Rennen“ nennen. Foto: R. J. Metselaar/Brunel
Schwingschleifer und
Polierpaste
Was Arjen und seine fünf Kollegen
von der teameigenen Shore-Crew
dazu brauchen, liegt in einem der
beiden Überseecontainer parat,
die die mobile Werkstatt für die
Shore-Crew beherbergen – gleich
neben dem gelben Teampavillon.
Da Containerschiffe nun mal bauartbedingt wesentlich langsamer
unterwegs sind als die auf maximale Rennperformance getrimmten Ocean-Race-Jachten, die mit
bis zu 40 Knoten durch die Wellen
der Weltmeere pflügen, reisen je
zwei Container im Wechselschichtbetrieb um die Welt.
Noch ist es früh am Tag. Doch
am Pier von Lissabon herrscht
Hochbetrieb: Der Klang von
Schwingschleifern und der Ge-
ruch von Polierpaste liegen in der
Luft. Hydraulische Hebebühnen
sausen fiepend auf und ab.
Ungewohnt freimütig für einen
Rennzirkus lassen sich die Techniker dabei von Schaulustigen über
die Schulter sehen. Alles easy. Abgucken bringt eh nichts. „Wir ha-
Gut im Rennen: Das Team Brunel
Das Team Brunel bringt nicht
nur beim Rennen über die
Weltmeere viel Technik-Kompetenz mit.
- Sponsor des Teams ist der
internationale Ingenieurdienstleister Brunel mit
Hauptsitz in Amsterdam.
- Mehr als 13 000 Mitarbeiter
an 109 Standorten in 37
Ländern erwirtschafteten
2013 ca. 1,3 Mrd. €/Jahr.
- Derzeit nehmen die Boote
mit Brunel an zweiter Stelle
im Gesamtklassement Kurs
auf die Ziellinie in Göteborg, wo sie am 22. oder
23. 6. erwartet werden.
- Zuvor gibt es vom 18. bis
19. 6. noch einen „Pit-Stop“
in Den Haag, der aber nicht
in die Wertung eingeht.
- Mehr zu Rennverlauf und Technik: volvooceanrace.com
ben alle das gleiche Spielzeug“,
sagt Arjen lachend, der seine
Druckluftpistole wie einen Colt im
Bund der Cargohose trägt.
Während die Crewmitglieder irgendwo an Land ihre geschundenen Körper pflegen, rücken jetzt
Männer der US-Spezialfirma „Q1
Test“ dem Bootsrumpf mit ihrem
Ultraschallgerät zu Leibe. „Nichts
Besonderes“, erläutert Arjen. „Nur
NDT. Non Destructive Testing.“
Routine nach jeder Etappe. Mit
Wasser aus der Sprühflasche, Ultraschallgerät und viel Geduld machen sie sich daran, die CFK-Außenhaut der Boote quadratzentimeterweise auf Gleichmäßigkeit
zu überprüfen.
Sollten sie fündig werden und
ein Teil auf dem Monitor ein seltsames Bild abgeben, schicken sie
die Bilder an die Ingenieure von
Farr Yacht – ein Unternehmen, das
für die Rumpfkonstruktion zuständig war. Sie entscheiden über
die notwendigen Reparaturschritte. Auf ihr Geheiß macht sich ein
Reparaturteam auf den Weg und
bessert die betroffene Stelle aus.
Heute wartet noch eine Sonderaufgabe auf sie, die den Einsatz
von schwerem Gerät erfordert.
Der Ersatz einer leicht korrosionsgeschädigten Finne, die fest verzurrt mit Spanngurten auf einem
separaten Haltegestell auf ihren
Einsatz wartet. Das Schmiedestahlteil muss nun noch passgenau in den Schaft der Aufnahmevorrichtung eingesetzt werden.
Ein Kran-Hebemanöver, das auch
erfahrene Shore-Crew-Mitglieder
nicht alle Tage mitmachen. „Das
haben wir im ganzen Rennverlauf
vielleicht dreimal gemacht bisher“, sagt Arjen.
Entsprechend groß ist die Anspannung der Boden-Crew, als die
7 Mio. € teure Hightech-Jacht ohne den 2 t schweren Kiel und somit ohne klar definierten Schwer-
punkt, nur mithilfe von vier Leinen dirigiert, über ihren Köpfen
baumelt. „Wie ist es bei euch?“,
quäkt es aus dem Funkgerät.
„Noch 20 mm und ich bin happy“,
tönt es zurück. Ein Beschreibung,
die am Morgen danach auch auf
Etappensieger-Skipper
Bouwe
Bekking zutrifft. Ein stämmiger
Niederländer mit noch beeindruckenderer Renn-Vita, der nach
dem Zieleinlauf bester Laune ist.
Auf Klang schlafen: An Bord
sieht man mit den Ohren
Wir sitzen bei 27 oC auf der Terrasse eines Lissabonner Sporthotels,
Crewquartier von Team Brunel, für
die wenigen Tage, die beim Stopover zur Erholung bleiben. Reden
über den Rennverlauf, das neue
Einheitsboot und Brunels Weg
zum Erfolg. „Eher eine Kreuzfahrt
zum Sieg“, gibt Skipper Bekking zu
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK & GESELLSCHAFT
7
Hightech: Die Jachten sind bis in
„Halte vorher nach Schwachstellen im System
Ausschau und gehe ihnen direkt nach. In 90 % der
Fälle liegt der Fehler dort begraben.“
den letzten Winkel auf maximale
Rennperformance ausgelegt. Sie zu
warten kostet Geld und vor allem
Zeit: 40 000 h pro Rennen und
Team. Foto: R. J. Metselaar/Brunel
Jens Dolmer, Ocean-Race-Segler,
Ex-Farmer und Bootsmann beim Team Brunel.
Protokoll. Das größte Kompliment, das man einer Crew machen kann. Besonders für Jens
Dolmer, der als Bootsmann für die
Technik verantwortlich ist.
Ein Job mit viel Verantwortung.
Abschalten und sich auf die Systeme verlassen und auf die CrewKollegen, die sie bedienen. Bei
Windstärke 7 und meterhohen
Wellen, nur getrennt durch eine
36 mm breite Carbonaußenhaut,
an die die Brecher klatschen wie
Kanonenschläge. Wie kann man
da überhaupt ein Auge zu tun?
Kein Problem. „An Bord schläft
man ja auf Klang“, sagt Dolmer.
„Aber wenn es ein guter Sound ist,
der aus normalen Geräuschen besteht, dann schläfst du wie ein Baby.“ Und wenn es schlechter
Sound ist? „Dann hörst du das sofort an den hektischen Schritten
auf Deck“, sagt der Bootsmann
und lässt die Fingerspitzen lautstark über die Tischplatte trippeln.
„Dann bist du sofort hellwach.
Vielleicht ist es der Stress von den
Leuten, die sich schnell bewegen,
vielleicht ist es auch die Tonlage
ihrer Stimmen, die plötzlich hoch
geht. Dann weißt du sofort, dass
gerade was schief läuft. Die besten
Sensoren sind ohnehin die eigenen Sinne“, meint Dolmer. „Wenn
ich an Bord etwas höre, das nicht
stimmt, werde ich sofort wach.“
„Mit dem Boot geht es dir
als Ingenieur
wie mit jeder Maschine“
So wie neulich, als er es schaffte, in
60 s einen Elektronikausfall durch
Überbrücken des Systems zu beheben. Das geht nicht ohne sich
im Vorfeld intensiv mit der Technik befasst zu haben. Und nicht
ohne das, was Dolmer, der vorher
Farmer von Beruf war, seine
„What-if-Liste“ nennt.
Sprich: Eine Was-wäre-wennLösung, die hilft, im Ernstfall richtig und schnell zu reagieren. „Mit
dem Boot und seinen Teilen geht
es dir als Ingenieur wie mit jeder
Maschine“, sagt er. „Sobald man
dir erlaubt, ein Teil ausbauen und
anschauen zu dürfen, verstehst du
das Konstruktionsprinzip der Maschine.“ Sein Tipp aus langjähriger
Erfahrung als Farmer und als Ocean Racer: „Halte nach Schwachstellen im System Ausschau und
gehe ihnen direkt nach. In 90 % der
Fälle liegt der Fehler dort begraben.“ Ins Detail gehen will er nicht.
„Betriebsgeheimnisse“, sagt er.
Auch an Land treibt ihn die Unruhe um. „Mein Telefon liegt hier
und ist immer an. Sollte es ein größeres Problem geben, bin ich sofort zur Stelle.“ Könnte ja schließlich ein Problem sein, „für das ich
mir noch keine Back-up-Lösung
überlegt habe“. Eine Horrorvorstellung für einen wie Dolmer.
Ocean Racer – egal ob an Bord
oder an Land: Ein Job für Perfektionisten. Und für Spezialisten.
So wie Winschenchecker Marco
einer ist. Er hat sich inzwischen zu
Winsche Nr. 5 vorgearbeitet. Aufgemacht, auf Gängigkeit und Materialermüdung geprüft wird auch
sie. Das gebietet nicht nur die
Sorgfaltspflicht des Mechanikers,
sondern das Pflichtenheft. Geschrieben wurde es von Nick Brice. Nach Vorbild eines Wartungsheftes für den Volvo XC 60.
Überhaupt geht es hier zu wie in
einer Autowerkstatt. Zumindest
vom Prinzip her. „Das läuft ganz
ähnlich wie beim Auto. Du bist
fürs Waschen, den Reifenluftdruck
und die Scheibenwischanlage verantwortlich.“ Alles, was mit Performance und Sicherheit zu tun
hat, wird hier zentral für alle
Teams im Boatyard genannten
XXL-Wartungszelt erledigt. Mit der
zentralen Wartung und Instandhaltung wolle man sicherstellen,
dass das zur Verfügung stehende
Budget keinen Einfluss auf das
sportliche Abschneiden habe.
Der Einheitsansatz für Boote
und ihre Wartung spart zwar Geld
und Zeit, erfordert aber eine minutengenaue Ersatzteil-, Liefer-,
Wartungs- und Personal-Logistik.
Überseecontainer mit 150 t Werkzeug und Material wollen just-intime geliefert werden. „Damit das
reibungslos klappt, sind wir zwingend auf rechtzeitige Rückmeldung von den Booten angewiesen,
während sie noch auf See sind“,
sagt Boatyard Manager Brice.
Zurück am Pier. Hier hat Brunels Cheftechniker Arjen gerade
andere Sorgen. Der gestern in Extraschicht montierte Kiel muss
wieder runter. Bei der Endabnahme wurde eine Normabweichung
an der Torpedobefestigung detektiert, die in extremer Schräglage
als Gegengewicht fungiert.
Also: alles wieder auf Anfang.
Den armlangen Drehmomentschlüssel mit dem 22er-Aufsatz
zur Hand nehmen. 16 Muttern lösen. Teil austauschen. Festziehen.
Kleben. Trocknen lassen. Neu lackieren.
„Es ist, wie es ist“, sagt er, während er breitbeinig auf dem BleiTorpedo hockt, der im Neigekielkonzept der Einheitsboote als Gegengewicht dient. „Das hier“, sagt
Arjen, „ist wie ein kleines Uhrwerk. Alle Rädchen müssen ineinander greifen – und irgendwann
macht es Ping“. Der Rest ist Routine. Klebeband entfernen, polieren, Strichliste checken. Haken
dran. Leinen los.
Nur wenige Tage nach der Ankunft im Etappenziel ist die Crew
von Brunel wieder klar zum Auslaufen. Und am Pier von Lissabon
steht ein einsamer Technikmanager. Arjen hat die Sonnenbrille auf
die Stirn geschoben, schaut mit
verschränkten Armen dem Boot
mit den schwarz-gelben Segeln
hinterher. Seine Augen sagen:
„Macht’s gut, ihr Streuner.“ Bis
zum Wiedersehen im nächsten
Hafen.
MARKUS HENRICHS
Optischer Feinschliff: Polieren
gehört für die Mitglieder der
Shore-Crew nach Abschluss der
Wartungs- und Ausbesserungsarbeiten zum Tagesgeschäft.
Den Ablauf der Arbeiten der
Wartungscrews regelt ein minutiöser Zeitplan.
Foto: R. J. Metselaar/Brunel
Hängepartie: Wegen
des Austauschs einer
korrosionsgeschädigten
Finne muss das BrunelBoot außerplanmäßig
an den Haken. Auch für
erfahrene Techniker ist
das Hebemanöver ohne
Kiel und ohne definierten Schwerpunkt kein
Alltag. Foto: R. J. Metselaar/Brunel
Präzisionsarbeit: Nach dem
Austausch der Finne muss der
tonnenschwere Schwenkkiel
millimetergenau in die Aufhängung bugsiert werden. Auf See
kann er hydraulisch um bis zu
40 Grad zur Seite geneigt werden. Das ermöglicht bessere
Wasserlage und höhere Endgeschwindigkeit. Foto: R. J. Metselaar/Brunel
Wanderwerkstatt: Im „Boatyard“
genannten XXL-Wartungszelt werden größere Arbeiten für alle
Teams zentral erledigt. Dazu gehört
auch ein Komplettcheck der Segel.
Dieses Wartungskonzept soll den
Logistikaufwand in Grenzen halten
und für technische Chancengleichheit sorgen. Foto: A. Sanchez/Volvo Ocean Race
Non Destructive Testing: Mit
dem Ultraschallgerät sucht ein
Messtechniker der Firma Q1
Test Inc. den Bootsrumpf akribisch nach Strukturveränderungen ab. Auch bei der Reparatur
der havarierten Vestas Jacht
(Bild) spielte das Verfahren für
die Schadensanalyse eine wichtige Rolle. Foto: R. Deppe/Volvo Ocean Race
8
TECHNIK & GESELLSCHAFT
Neues IT-Sicherheitsgesetz
sanktioniert mit Bußgeldern
Bundestag
monatelang
ohne Internet?
VDI nachrichten, Berlin, 19. 6. 15, pek
Foto: Open Source Press
IT-Sicherheit: Mitte Mai, genauer gesagt am 15. Mai, wurde
bekannt, dass mehr als 1000
Computer im Bundestag von einem Trojaner infiziert sind. Experten sind der Ansicht, dass die
Schadsoftware durch einen Link
in einer verseuchten E-Mail in
das Netzwerk gelangte. Der Link
führte zu einer Webseite, die mit
Schadsoftware präpariert war,
worauf sich der Trojaner dann
heimlich auf den Bundestagscomputern installiert hat.
Das Ausmaß ist weiterhin unklar. Weder ist eindeutig erwiesen, wie viele Rechner betroffen
sind, noch, welche Daten ausspioniert wurden. Ging man
noch in der vergangenen Woche
davon aus, dass viele Rechner
im Bundestag von der Schadsoftware betroffen waren – man
sprach sogar vom „Totalschaden
der Bundestagssysteme“ –, relativierte der Digitalexperte der
Unionsfraktion, Thomas Jarzombek, vor wenigen Tagen,
dass lediglich 15 Rechner infiziert seien sollen.
Fest steht nach den bisherigen Erkenntnissen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), dass es
sich bei der Schadsoftware um
einen Trojaner handelt, der in
ähnlicher Form bereits seit Monaten bei Hackerattacken in
mehreren Ländern zum Einsatz
gekommen sein soll. Dieser
wurde mutmaßlich von russischen Hackern entwickelt und
soll auch beim Cyberangriff auf
den französischen TV-Sender
TV5 Monde im April eingesetzt
worden sein.
Laut
Bundestagspräsident
Norbert Lammert (CDU) sind
aus dem Bundestagsnetz in den
vergangenen Wochen keine Daten mehr abgeflossen.
Vielfach war davon die Rede,
das gesamte Netzwerk des Bundestages völlig neu aufzusetzen.
Für Sandro Gaycken vom Institut für Computerwissenschaft
der FU Berlin ist das purer Aktionismus. In einem Interview
mit dem Nachrichtenportal
Wired bezweifelt er, dass der
Bundestag ein Projekt dieser
Größe stemmen kann, ohne
dass monatelang das Internet
ausfällt: „Ich kenne das von
Großkonzernen. Das war ein
Prozess, der Monate gedauert
hat. Da hatten ganze Standorte
kein Internet. Das hat zig Millionen gekostet. Das ist auf keinen
Fall trivial. Wenn man ein Problem in der Größenordnung
hat, tut das richtig weh.“
pek
Sandro Gaycken vom Institut
für Computerwissenschaft der
FU Berlin zweifelt daran, dass
sich das Bundestagsnetzwerk
einfach neu aufsetzen lässt.
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
IT-Sicherheit: Das vom Bundestag verabschiedete IT-Sicherheitsgesetz verlangt von Unternehmen in
kritischen Bereichen Sicherheitsmindeststandards und Meldungen
von Sicherheitsvorfällen.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, pek
Das Gesetz, das für mehr IT-Sicherheit
sorgen soll, wurde vergangenen Freitag
im Bundestag überraschend flott mit den
Stimmen der Großen Koalition verabschiedet. Wohl sensibilisiert durch den
noch immer nicht gestoppten TrojanerAngriff auf das hauseigene Computernetzwerk (s. links), verschärften die Abgeordneten sogar noch die Vorlage der Bundesregierung mit Sanktionsmöglichkeiten. Eine Überprüfung der Regelungen
steht in vier Jahren an.
Internetprovider müssen ihre Angebote
mit Sicherheitsmaßnahmen nach dem
„Stand der Technik“ schützen. Telekommunikationsanbieter müssen ihre Kunden warnen, wenn ihnen ein Missbrauch
etwa durch ein Botnetz auffällt. Internetund Telekommunikationsanbieter dürfen
überdies IP-Verbindungsdaten zwischen
drei Tagen und sechs Monaten speichern,
um überhaupt die Ursache einer Störung
lokalisieren zu können. Obgleich diese
Vorgabe zuvor vom Bundesrat kassiert
worden war, hat der Bundestag wohl angesichts der eigenen Probleme mehr Verständnis für diese „freiwillige Vorratsdatenspeicherung“ gezeigt.
Haftungsregeln für Computertechnik
führt auch dieses Gesetz nicht ein, es will
Kritische Infrastrukturen, wie hier bei einem Wasserwerk, stehen besonders im Fokus
des neuen IT-Sicherheitsgesetzes. Foto: dpa/Gaetan Bally
tischen Betrachtung zu unterziehen“, erwartet nun Claus Schünemann vom Sicherheitsdienstleister CSC.
Wie das Mindestniveau konkret aussehen soll, wird zwischen den einzelnen
Unternehmen, Branchenverbänden und
dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) verhandelt und
über eine Rechtsverordnung festgelegt.
Oliver Süme, Vorstand des Internetverbands Eco, sagt dazu: „Es kommt entscheidend darauf an, im Rahmen der
Rechtsverordnung die kritischen Sektoren und deren Branchen präzise zu definieren und so den Fokus eindeutig auf
kritische
Versorgungsdienstleistungen
und auf die Betreiber kritischer Infrastrukturen zu le„Bußgelder gehen in die falsche Richtung,
gen.“ Süme stellte jedoch
da Unternehmen ohnehin ein starkes
klar: „Die weitere Belastung
Eigeninteresse an sicherer Infrastruktur haben.“ von Internet- und Telekommunikationsunternehmen
Iris Plöger, Leiterin der Abteilung für Digitalisierung und
lehnen wir ab.“
industrielle Wertschöpfungsstrukturen beim Bundesverband
Auch müssen die Anbieter
der Deutschen Industrie
künftig erhebliche Störungen
an das BSI melden. Von der
aber ein Sicherheitsmindestniveau bei
Meldepflicht betroffen sind auch die ITAnbietern kritischer Infrastrukturen
Stellen von Bundesbehörden. Die Meldurchsetzen. Zu diesen gehören etwa
dungen dürfen anonym erfolgen, wobei
Wasser- und Energieversorger, Telekomaus ihnen entnommen werden soll, in
munikationsunternehmen und Banken.
welcher Art von Einrichtung oder Anlage
„Die Umsetzung des neuen IT-Gesetzes
die betroffene IT-Technik eingesetzt wird.
werden viele Unternehmen in DeutschVerstoßen Unternehmen gegen die geland zum Anlass nehmen, die eigene Sisetzlichen Auflagen, drohen Bußgelder
cherheitsstrategie sowie Risiken einer kribis zu 100 000 €.
Genau dies stößt in der Wirtschaft auf
Kritik: Iris Plöger vom Bundesverband der
Deutschen Industrie sagte auf der Potsdamer Konferenz für nationale Cyber-Sicherheit, dass die Bußgelder in die falsche
Richtung gingen, da Unternehmen ohnehin bereits ein starkes Eigeninteresse an
sicherer Infrastruktur hätten. Wilhelm
Dolle von der Unternehmensberatung
KPMG erwartet vom Staat mehr Unterstützungsleistungen vor allem für kleine
und mittelständische Unternehmen bei
der Absicherung ihrer IT.
Das BSI soll außerdem Produkt- und
Systemhersteller „in zumutbarem Umfang“ dazu verpflichten können, mit Sicherheitsupdates bei der Problemlösung
zu helfen. Für die erweiterten Pflichten
soll das BSI mit zusätzlichen 216 Stellen
ausgestattet werden, was faktisch eine
Aufstockung des Personals um rund ein
Viertel bedeutet.
Das Bundeskriminalamt wird neue Zuständigkeiten und damit verbunden 78
neue Stellen erhalten. So soll es bundesweit Internetkriminalität wie das Ausspähen, Abfangen oder Verändern von Daten
ahnden dürfen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz erhält 48 neue Stellen, da
es dem BSI bei der Analyse helfen soll.
Der Bundesnachrichtendienst wird künftig ausländische Datenstrecken auf Malware-Signaturen hin überprüfen dürfen
und erhält dafür 30 neue Stellen.
CHR. SCHLULZKI-HADDOUTI
EU-Datenschutzregelung rückt näher
Datenschutz: In Brüssel
haben sich Innen- und Justizminister der EU auf einen
Kompromiss geeinigt. Noch
müssen Streitpunkte mit dem
Parlament geklärt werden.
VDI nachrichten, Brüssel, 19. 6. 15, rb
Nach jahrelangen Verhandlungen
haben sich die Innen- und Justizminister der EU auf eine gemeinsame Datenschutzregelung geeinigt. „Das ist ein großer Schritt für
die Bürgerinnen und Bürger, für
die europäische Wirtschaft und für
Europa selbst“, sagte Innenminister Thomas de Maizière am Mon-
tag in Luxemburg. Es ergebe keinen Sinn, angesichts des weltumspannenden Internets für jedes
der 28 EU-Länder eine eigene Regelung zu haben. Justizkommissarin Vera Jourova sprach von einem
wichtigen Schritt, um Europa fit
für das digitale Zeitalter zu machen. Notwendig seien moderne
Datenschutzregelungen, die mit
den technologischen Veränderungen Schritt hielten.
Über die Grundverordnung war
40 Monate lang verhandelt worden. Der endgültige Abschluss
steht noch aus. Als Nächstes wird
es Verhandlungen mit dem EUParlament geben. Dabei müssen
laut de Maizière etliche Streit-
punkte besprochen werden. Das
Ziel aller sei eine Datenschutzgrundverordnung für Europa bis
Ende des Jahres. Die Gespräche
zwischen EU-Staaten, -Parlament
und -Kommission sollen Ende Juni beginnen.
Durch das Marktortprinzip sollen für alle Verbraucher in der EU
dieselben Standards gelten. Außerdem erhalten Bürger gesteigerte Informations- und Auskunftsrechte. Mit dem sogenannten
One-Stop-Verfahren sollen die lokalen Aufsichtsbehörden gestärkt
werden. Jeder Bürger kann sich in
seinem Land und in seiner Sprache bei Verstößen gegen den Datenschutz an die für ihn zuständi-
ge Behörde wenden. Auch die
Sanktionen bei Datenschutzvergehen werden verschärft. Als Strafe
sind bis zu 2 % des weltweiten
Umsatzes möglich. Zudem soll das
Recht des Einzelnen gestärkt werden, die Löschung seiner Daten zu
verlangen und Widerspruch gegen
die Datenverarbeitung einlegen zu
können.
An das neue Recht ist jedes Unternehmen gebunden, das Waren
und Dienstleistungen auf dem
EU-Markt anbietet, auch wenn es
in den USA oder anderswo sitzt.
Europäische Firmen sollen dadurch keinen Nachteil gegenüber
Unternehmen aus Drittstaaten haben.
rtr/rb
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK & GESELLSCHAFT
9
Eine letzte Chance für Europa
Industrie 4.0: Die Elektrobranche steht vor einer historischen
Zäsur. Industrie 4.0 verändert die Produktionsprozesse vollständig. Das attestierte der Zentralverband Elektroindustrie (ZVEI)
auf seiner Jahrestagung in Berlin. Dabei geht es um Deutschlands Zukunft und den Wettbewerb mit US-IT-Unternehmen.
VDI nachrichten, Berlin, 19. 6. 15, rb
Kein Zweifel: Deutschlands Elektroindustrie hat etwas zu sagen.
Das machte sie erneut auf dem
Jahreskongress des ZVEI letzte
Woche in Berlin deutlich. Die aktuellen wirtschaftlichen Ergebnisse lassen zunächst die Brust der
Branche schwellen. Der Branchenumsatz von Januar bis April
2015
kam
kumuliert
auf
56,7 Mrd. €. Das war ein Plus von
3,9 % gegenüber Vorjahr – Auftragseingänge aus dem Euroraum
und Drittländern sorgten dafür.
Zeit sich auszuruhen? Mitnichten. Schließlich hängen 840 000
Arbeitsplätze in Deutschland und
70 000 im Ausland an genau dieser
Branche. Hinzu kommt, dass die
deutsche Elektroindustrie – und
nicht nur sie – vor einer großen
historischen Zäsur steht, vor Industrie 4.0 und damit vor einer
völligen Veränderung der Produktionsprozesse. „Das Verschmelzen
der digitalen und realen Welt führt
zu völlig Neuem“, so formulierte
es Infineon-Chef Reinhard Ploss.
„Aus dem Systemgedanken heraus
entstehen neue Wertschöpfungen.“ Ein hoher Anspruch, der
Chancen und Risiken zugleich in
sich birgt.
Die Branche weiß, dass ihre Zukunftsfähigkeit auf dem Prüfstand
steht. „Die Ausgangslage ist gut“,
erklärte in Berlin ZVEI-Präsident
Michael Ziesemer. Doch jetzt gehe
es um die Wettbewerbsfähigkeit
der deutschen und der europäischen Industrie. Dort, wo es um
die Welt der Sensorik, der eingebetteten Systeme gehe, verfüge
Deutschland über die höchste
Softwarekompetenz der Welt.
Doch – und Ziesemers Stimme
nahm einen warnenden Ton an:
„Wir bekommen neue Mitspieler:
amerikanische IT-Unternehmen,
die sich mit Big Data bereits gut
auskennen.“
Im großen „Internet der Dinge“
sei Deutschland, so der ZVEI-Präsident, zwar Spitze bei der Entwicklung der Dinge, aber eben
nicht bei der Software allgemein.
Dort könne man mit Google, Microsoft & Co. nicht mithalten.
Peter Köhler, Chef des ostwestfälischen
Steckerspezialisten
Weidmüller, formulierte es noch
deutlicher: „Industrie 4.0 ist vielleicht die letzte Chance für
Europa, Softwarekompetenz zurückzugewinnen.“ Das sei auch eine Frage des Tempos, glaubt Köhler. Schließlich sei man „Ausrüster
der Welt“ und wolle das in Zukunft
auch bleiben.
Die deutsche Industrie setzt
sich unter Zeitdruck. „Der Weg ist
irreversibel – wir müssen uns dem
Wettbewerb mit den USA und China stellen“, erklärte Ziesemer. Und
versuchte zugleich zu beruhigen:
Die deutsche Plattform dafür sei
auf einem guten Weg. Mit Rami 4.0
habe man ein Referenzmodell, das
eine schrittweise Migration aus
der heutigen in die digitale Welt
erlaube. Schade nur, das beinahe
zwei Drittel der Anwesenden im
Raum dieses Referenzmodell bei
einer Umfrage gar nicht kannten.
Da konnte manch ein Industrievertreter selbstkritisch werden:
„Vielleicht agieren wir in Deutschland zu ingenieurlastig“, sagte
Gunther Kegel, Chef des Sensorspezialisten Pepperl+Fuchs. Man
habe zuerst eine Referenzarchitektur entwickelt und schaue sich
jetzt Praxisfälle an. Doch Kegel
bleibt auch Optimist: „Jetzt läuft
alles Richtung Normung.“
Schließlich geht es auch darum,
die vierte industrielle Revolution
zu mehr als einem deutschen Thema zu machen. Industrie 4.0 sei ei-
ne europäische Initiative, das betonten in Berlin Industrievertreter
ebenso wie die geladene Politik –
von
Bundeswirtschaftsminister
Sigmar Gabriel über Bundesinnenminister Thomas de Maizière
bis hin zu EU-Kommissar Günther
Oettinger.
Europa ist wichtig, denn die hiesige Elektrobranche braucht eine
weltweite Machtposition. Schließlich geht es auch darum, im Wettbewerb mit dem US-dominierten
Industrial Internet Consortium
(IIC) zu bestehen. Industrie 4.0
und IIC ringen längst um die Poleposition im Standardisierungsprozess. Oder doch nicht? IIC-Technikchef Stephan Mellor versuchte
die deutsche Gemeinde in Berlin
zu besänftigen: „Wir kommen von
der einen Seite, der Software, und
Industrie 4.0 von der anderen, den
Dingen. Kurzum: Wir ergänzen
uns“, betonte er in Berlin und
ZVEI-Präsident Ziesemer:
„Wir bekommen neue Mitspieler: amerikanische IT-Unternehmen, die sich mit Big
Data gut auskennen.“ Foto: ZVEI
kündete dem teils erstaunten Publikum von trauter Einigkeit. „Wir
müssen den transatlantischen
Kampf beenden“, forderte Mellor
hemdsärmelig und rief zur Harmonisierung des Marktes sowie
offenen Architekturen auf. Standards würden ohnehin weder in
der Industrie-4.0-Plattform noch
beim IIC festgelegt. Mittlerweile
sei das IIC mit seinen 150 Mitgliedern auch nicht mehr US-dominiert. Ob das Auditorium dem
Glauben schenkte?
Fest steht: Das IIC plant am
Mittwoch dieser Woche – nach Redaktionsschluss – in Berlin auch
eine Referenzarchitektur vorzustellen. Man darf gespannt sein,
inwieweit dort der Name Rami
auftaucht.
Und ob das Konsortium sich
auch mit einer der wohl wichtigsten Fragen rund um Industrie 4.0
beschäftigt hat: „Wem gehören die
Daten – dem Hersteller, dem Nutzer, dem Auswerter?“. Denn nur
wenn der Umgang mit den hochsensiblen Daten geklärt ist, dürften auch kleine und mittlere Unternehmen bei der historischen
industriellen Wandlung dabei sein
– egal welchen Namen sie letztlich
trägt.
REGINE BÖNSCH
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10
TECHNIK & GESELLSCHAFT
Länderspiegel
Rheinl.-Pfalz: Größte
Investition von BASF
Im BASF-Werk Ludwigshafen
laufen die Vorbereitungen zur
Inbetriebnahme der größten
Einzelinvestition in der Geschichte des Chemieriesen. Es
geht um eine Anlage für das
Kunststoffgrundprodukt Toluoldiisocyanat (TDI). Das Unternehmen investiert 1 Mrd. € in
die Anlage, die laut BASF mit einer Jahresproduktion von
300 000 t die weltweit größte ihrer Art ist. Für das Projekt müssten 48 km Rohrleitungen neu
verlegt und in das bestehende
Verbundsystem eingepasst werden, erklärte BASF-Manager
Werner Regenberg. Für die Herstellung von TDI werden künftig
weniger Energie und Rohstoffe
benötigt.
dpa/has
NRW: Daimler will mit
Riesen-Lastern fahren
Der Autobauer Daimler will in
Nordrhein-Westfalen mit Riesen-Lastwagen auf bestimmten
Autobahnen unterwegs sein.
„Wir haben beim Verkehrsministerium NRW eine Genehmigung für den Einsatz von LangLkw auf 23 Strecken eingereicht“, sagte Daimler-Vorstand
Wolfgang Bernhard der „Rheinischen Post“. Die Lang-Lkw sind
bis zu 25,25 m lang – über 7 m
länger als derzeit in dem Bundesland erlaubt.
dpa/has
Foto: Bernd Settnik/dpa
Brandenburg: 6500
Unternehmen angesiedelt
Rund 6500 Unternehmen haben
sich in Brandenburg seit der
Wende mit Unterstützung der
Zukunftsagentur (ZAB) des Landes angesiedelt. Rund 125 000
Arbeitsplätze seien entstanden,
sagte der ZAB-Geschäftsführer
Steffen Kammradt am Montag
in Potsdam. Firmen schätzten
den Standort wegen der Infrastruktur, rascher Entscheidungen von Behörden und der
Fachkräfte.
dpa/has
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Fehler
auf Rezept
Gesundheit: Das falsche Medikament, eine zu hohe
Dosis oder übersehene Nebenwirkungen führen bei
vielen Kranken zum vorzeitigen Tod. Mediziner fordern
daher eine bessere Kontrolle der Medikamententherapie.
IT soll helfen. Doch die Fehlerquellen sind zahlreich.
VDI nachrichten, Berlin, 19. 6. 15, ber
In Deutschland sterben mehr Menschen
durch fehlerhafte Arzneimitteltherapien als
im Straßenverkehr, hieß es vergangene Woche beim ersten E-Health-Gipfel in Berlin.
Schätzungen gehen von 20 000 bis 40 000
Todesfällen pro Jahr aus. Die Weltgesundheitsorganisation WHO führt zudem 10 %
aller Krankenhausaufenthalte darauf zurück. Für Deutschland spricht das Bundesgesundheitsministerium (BMG) von 5 %,
von denen ein Viertel auf Medikationsfehler
zurückginge. Das Ministerium hatte deshalb 2013 seinen dritten Aktionsplan Arzneimitteltherapiesicherheit beschlossen,
der nun zum Jahresende ausläuft. Danach
werde es einen weiteren Aktionsplan geben,
wie das BMG auf Nachfrage mitteilte.
Die Ursachen für Fehlerfälle sind vielfältig, wobei Patienten eine Mitschuld tragen.
„10 % der ausgestellten Rezepte werden
vom Patienten gar nicht eingelöst“, sagte
Walter Haefeli, ärztlicher Direktor am Uniklinikum Heidelberg, auf dem Gipfel. Schon
eine verspätete Einlösung kann das Todesrisiko erhöhen. Wenn etwa das Herzmittel
Clopidogrel nicht am Tag der Verschreibung
eingenommen werde, „steigt die Mortalität
um ein Drittel“, sagte der Mediziner.
Doch auch die Ärzte sind in der Verantwortung, denn „jede zehnte Verordnung ist
fehlerhaft“, sagte Haefeli. Das beginne mit
dem Ausstellen eines Rezepts, das bei über
einem Drittel der Mediziner noch handschriftlich erfolgt. Haefeli berichtete von
den Erfahrungen der Heidelberger Uniklinik: „Oft ist die Handschrift unleserlich, bei
uns war jedes Dritte missinterpretierbar.“
Zudem würde die Einnahmedosis nicht
immer genau angegeben oder Wechselwirkungen mit anderen Arzneien nicht berücksichtigt. In Zahlen ausgedrückt: „Bei jedem
Pillen ohne Ende: An den
Folgen fehlerhafter Arzneimittelgaben sterben jedes
Jahr in Deutschland bis zu
40 000 Menschen – deutlich
mehr als im Straßenverkehr.
Foto: PantherMedia/Robert Neumann
Hersteller von Problemen, etwa „wenn wir
ein Medikament auf den Markt bringen, das
komplett anders funktioniert, als es die Ärzte gewöhnt sind“, erzählte Kristian Löbner,
Geschäftsführer Medizin beim Pharmahersteller MSD.
Diese Erfahrung habe das Unternehmen
unlängst mit einem neuen Krebsmittel gemacht, einem Immun-Onkologikum. Im
Kampf gegen Krebs werden auf diese neuen
Präparate große Hoffnungen gesetzt, da sie
das körpereigene Abwehrsystem stimulieren, gezielt Krebszellen anzugreifen. Deshalb intensivieren alle Hersteller ihre Forschungsaktivitäten dazu. „Unser neues Präparat hat komplett andere Nebenwirkungen, beispielsweise wird der Tumor erst einmal größer“, sagte Löbner. Das irritiere viele
Ärzte, deshalb sei es wichtig, dass alle Infor-
Bad.-Württ.: Businesspark
in der Schlecker-Zentrale
Drei Jahre nach der Insolvenz
des Drogeriekonzerns Schlecker
soll die ehemalige Firmenzentrale in Ehingen wiederbelebt
2
werden. Die rund 20 000 m Bürofläche sollen Firmen, Startups und Hochschulen anziehen, wie der Geschäftsführer
des Businessparks Ehingen Donau (BED), Michael Geißner,
sagte. Der BED, an dem die
Stadt Ehingen 51 % hält, habe
die Zentrale vom Insolvenzverwalter gekauft. Der Kaufpreis
wurde nicht genannt. dpa/has
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
[email protected]
IT solls richten: Der Packungscheck über die Hausapotheke-App ermittelt,
wie viele Pillen wann genau einzunehmen sind. Foto: PantherMedia/Vitaliy Pakhnyushchyy
zehnten Mal machen wir einen Fehler“, sagte Haefeli. Und soweit es Patienten in Krankenhäusern betrifft: „Die meisten Fehler
machen wir schon am ersten Tag.“
Haefeli fordert eine stärkere Kontrolle der
gesamten Arzneimitteltherapie. „Es ist zu
wenig, wenn der Arzt nur ein Rezept ausstellt und der Apotheker nur das Medikament ausgibt“, kritisierte er. Neben Ärzten,
Apothekern und Patienten sind auch die
Pharmahersteller involviert, die die Beipackzettel verfassen. Besonders bei neu
entwickelten Medikamenten berichten die
mationen auch bei den Ärzten ankommen.
Noch dramatischer schilderte Wolfgang
Rascher die Situation bei Kindern. Er leitet
den Kinder- und Jugendbereich am Uniklinikum Erlangen und bezifferte die Fehlerquote in seinem Fachgebiet mit 35 %. „Damit haben wir dreimal so viele Medikationsfehler wie bei Erwachsenen“, betonte Rascher. Zusätzlich komme es zu wesentlich
schwerwiegenderen Fehlern: „Oft wird eine
bis zu zehnfach höhere Dosis verordnet.“
Das läge zum Teil daran, dass je nach Gewicht der kleinen Patienten eine andere Do-
sis angezeigt sei. „Beim Gewicht haben wir
eine Spanne von 500 g bis 100 kg“, erklärt
Rascher. Dadurch entstünden teilweise bis
zu zehn Dosierungsunterteilungen.
Von der IT verspricht er sich Abhilfe: „Das
kann keiner alles kennen, aber ein Computer kann das ausrechnen.“ Auch Haefeli plädierte für den Einsatz von mehr Informationstechnik. Er fordert eine Überwachung
des gesamten Prozesses. Ähnlich einer Bestellung in Online-Shops soll vom Versand
bis zur Zustellung der aktuelle Stand jederzeit abrufbar sein. Dazu hat er an der Heidelberger Uniklinik ein Softwaresystem entwickelt, das die Therapie mit Medikamenten unterstützt.
Die Computerized Physician Order Entry
(CPOE) und Clinical Decision Support
(CDSS) genannten Anwendungen warnen
automatisch, wenn ein Patient
zwei Medikamente erhält, die sich
nicht vertragen. Die Software kann
auch ermitteln, welches Medikament bei einem vergleichbaren Patienten in ähnlicher Lebenssituation gut angeschlagen hat und berücksichtigt Kontraindikationen,
also Gegenanzeigen. Das Bundesgesundheitsministerium spricht
sich im Aktionsplan ebenfalls für
mehr IT-Einsatz in der Medikamententherapie aus.
Bei MSD denkt man ebenfalls
über zusätzliche IT-Unterstützung
nach und hat eine App entwickelt,
die Medikamente erkennt. „Mit der
Hausapotheke-App können Sie die
Verpackung fotografieren, dann
wissen Sie, wofür es ist und wie es einzunehmen ist“, erklärt Löbner. Das funktioniere auch bei Medikamenten anderer Hersteller, ergänzte er.
Hinter der App stehe eine Datenbank mit
über 20 000 Medikamenten. Die könne auch
helfen, den Gesamtprozess einer Arzneimitteltherapie zu unterstützen, denn ein
großes Problem beschrieb Haefeli im Gespräch mit den VDI nachrichten: „Die Informationen zu Medikamenten liegen oft nicht
als strukturierte Daten vor.“ Dann hilft auch
die beste Software nichts.
UWE SIEVERS
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK & GESELLSCHAFT
Trotz hoher Staatsverschuldung
erholt sich Japans Wirtschaft
Außenwirtschaft: Die japanische Wirtschaft ist zu Jahresbeginn
viel stärker gewachsen als erwartet.
Trotz der weltweit höchsten Staatsverschuldung hat sich der Inselstaat
aus der Rezession gekämpft. Freihandelsabkommen sollen den Aufschwung festigen.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ps
Gute Nachrichten aus Fernost: Das japanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg
im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 3,9 %, wie die Regierung vor wenigen Tagen in Tokio bekannt gab. Vor allem
die Investitionen von Firmen hätten stark
zugelegt.
Die neuen Zahlen untermauern die
Sicht der japanischen Notenbank, dass
die Wirtschaft die Rezession des vergangenen Jahres inzwischen hinter sich gelassen hat. „Das sind ziemlich positive
Daten, die zeigen, dass die Erholung
Fahrt aufnimmt“, sagte auch Takeshi Minami, Chefvolkswirt vom Norinchukin
Forschungsinstitut. Vor allem Dienstleister steigerten ihre Ausgaben. Sie hoffen
jetzt, dass die Verbraucher wieder mehr
konsumieren.
Japan litt jahrelang unter fallenden
Preisen, was Umsätze und Löhne drückte.
Um die Deflation zu bekämpfen, pumpt
die Zentralbank seit Langem viel billiges
Geld in den Markt. Das schwächt auch
die heimische Währung, wodurch japanische Produkte auf wichtigen Exportmärkten billiger werden.
Zuletzt hatten einige Industriebetriebe
wie Panasonic und Canon Teile ihrer Produktion aus China und anderen Ländern
zurückgeholt, um vom niedrigen YenKurs zu profitieren.
Die wirtschaftliche Erholung hat das
Land bitter nötig. Manche Ökonomen
verspotten Japan seit Langem als „Land
des Schwächelns“. Nach 20 Jahren mageren Wachstums mit stetig fallenden Preisen ist der Lebensstandard unter den
OECD-Durchschnitt gesunken.
Zu den Problemen des Landes gehört
die exorbitant hohe Staatsverschuldung
von 243 % des BIP (siehe Grafik). Damit
liegt Japan weltweit an der Spitze. An
zweiter Stelle folgt Griechenland mit einem Staatsschuldenstand von 174 % seiner Wirtschaftsleistung.
Doch wie kommt es, dass Griechenland
beinahe zahlungsunfähig ist, während
das deutlich höher verschuldete Japan
wieder Tritt fasst? Warum gibt es eine
Griechenland- aber keine Japankrise?
EU-Nachrichten
Internet: EU-Kommission
genehmigt Beihilfen
Die EU-Kommission hat
3 Mrd. € für die staatliche Förderung von schnellem Internet
in Deutschland genehmigt. Die
Pläne zum Breitband-Ausbau
entsprächen im Wesentlichen
den Vorschriften für Staatsbeihilfen, teilte die Behörde am
Montag mit. Im konkreten Fall
können private Anbieter und
Gemeinden Fördermittel für
Regionen beantragen. Ziel sind
Netze, die ein Downloadtempo
von mindestens 30 Mbit/s ermöglichen, in den meisten Fällen 50 Mbit/s.
dpa/has
GB: Comeback für
britische Autobranche
Beim Konsum halten sich die Japaner noch zurück. Der Aufschwung wird vor allem von
Investitionen getragen. Unser Foto zeigt das Einkaufsviertel Shibuya in Tokio. Foto: Panthermedia/vichie 81
Nippon hat einen entscheidenden Vorformen. Angesichts der rasanten Überalteil: Es ist kaum im Ausland verschuldet.
terung der Gesellschaft gelte es, die BeGläubiger des japanischen Staates sind
schäftigung von Frauen und Älteren zu
im Wesentlichen die eigenen Bürger. Ausverstärken und ausländische Arbeitskräfländer halten nur knapp 6 % der Staatste ins Land zu holen.
anleihen – in Griechenland sind es hingePriorität hat aus Sicht der OECD auch
gen nach einer Untersuchung der Deuteine stärkere Einbindung Japans in die
schen Bank ca. 67 %.
Weltwirtschaft. Gelingen könnte dies
Bei den inländischen Investoren hilft
durch Handelsvereinbarungen, etwa eine
die japanische Regierung allerdings auch
Einigung mit den USA über gegenseitige
nach: So zwingt sie die staatlichen PensiFreihandelszugeständnisse im Rahmen
onsfonds mit strengen Richtlinien, der
des transpazifischen FreihandelsabkomRegierung zu Mini-Zinsen Kredit zu gemens TPP. Gleichen Stellenwert hätte
ben. Die Fonds investieren im Schnitt
auch ein Freihandelsabkommen mit der
55 % ihres Vermögens in heimische
Staatsanleihen.
„Die EU sollte versuchen, das FreihandelsFür Japan spricht auch das Vertrauen, das es (noch) genießt: Welt- abkommen mit Japan hinzukriegen. Die nichtweit gilt es als sicherer Schuldner. tarifären Barrieren, die die Japaner gegen
Die Gläubiger haben kaum Zweifel, Importe aufbauen, sind wirklich hinderlich.“
wieder an ihr Geld zu kommen.
Schließlich ist das Land – anders als Hubert Lienhard, Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses
etwa Griechenland – wirtschaftlich der deutschen Wirtschaft (APA)
breit aufgestellt, technologisch hoch
entwickelt bei beachtlichem Exportanteil.
EU, auf das Bundeskanzlerin Angela MerZugunsten Japans wirkt sich zudem die
kel seit Monaten drängt.
eigene Währung aus. Durch eine AbwerBei einem Besuch in Tokio sprach sie
tung des Yen ist das Land jederzeit in der
sich im März für eine möglichst schnelle
Lage, die Wettbewerbsfähigkeit seiner ExUnterzeichnung aus. „Wir haben die Erportwirtschaft zu erhöhen, mehr auszufahrung gemacht, dass durch solche Abführen und damit auch dem Staat höhere
kommen jeweils der gegenseitige Handel
Einnahmen zu verschaffen.
gewonnen hat“, erklärte Merkel.
Also alles gut in Japan? Keineswegs. Mit
Um letzteren ist es derzeit nicht allzu
Gelddrucken und Konjunkturpaketen algut bestellt. Die deutschen Ausfuhren
lein werde die drittgrößte Volkswirtschaft
nach Japan waren 2013 und 2014 sogar
der Welt auf Dauer nicht gesunden könleicht rückläufig.
nen, warnt die OECD. Wichtig seien ReDoch Hubert Lienhard, Vorsitzender
des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft (APA), äußerte in einem
Reuters-Interview vor Kurzem Zweifel,
Die höchstverschuldeten Länder der Welt
dass das Freihandelsabkommen rasch
Staatsverschuldung in % des Bruttoinlandsprodukts, Stand 2014
kommen wird. „Einen Abschluss noch
1
243
Japan
2015 halte ich nicht für realistisch. 2016
müsste er aber machbar sein“, sagte Lien174
Griechenland
2
hard, der auch der Vorsitzende der Kon140
Libanon
3
zerngeschäftsführung der Voith GmbH
140
ist.
Jamaika
4
„Wir sollten wirklich versuchen, dieses
139
Italien
5
Freihandelsabkommen hinzukriegen. Die
133
Portugal
6
nicht-tarifären Barrieren, die die Japaner
gegen alle Importe aufbauen, sind wirk129
Eritrea
7
lich hinderlich“, kritisierte der Voith126
Irland
8
Chef. Beide Seiten könnten steigende
115
Grenada
9
Handelszahlen gut gebrauchen. Lienhard: „Wir sollten die Zölle aber nur in
112
Zypern
10
.
dem Maße senken, in dem sich auch Ja.
.
pan öffnet.“ D. HEUMANN/P. SCHWARZ
78
Deutschland *
Grafik: VDI nachrichten 25/2015, Gudrun Schmidt
11
Quelle: Internationaler Währungsfonds, *Angabe für Deutschland BMF
Mit Material von Reuters und dpa
Die britische Regierung will der
schwächelnden Autoindustrie
des Landes zu neuer Stärke verhelfen. Ziel sei es, dass spätestens 2018 im Vereinigten Königreich wieder 2 Mio. Fahrzeuge
produziert werden, sagte der Vize-Chef der staatlichen Wirtschaftsförderungsgesellschaft,
Lawrence Davies, der „Welt am
Sonntag“. Nach Zahlen des britischen Branchenverbands
SMMT liefen 2014 auf der Insel
knapp 1,6 Mio. Fahrzeuge vom
Band – die meisten aus Fabriken des Nissan-Konzerns. Ausländische Autobauer sollen
künftig mit individuell zugeschnittenen „Investitionspaketen“ angelockt werden, zudem
sollen die Fahrzeuge durch eine
enge Vernetzung der Forschung
mit Zulieferern und Herstellern
schneller zur Serienreife kommen.
rtr/has
Anleihenkauf: Gauweiler
sieht „Kriegserklärung“
Peter Gauweiler sieht die Souveränitätsrechte der EU-Staaten
beschädigt. Foto: Jürgen M Pietsch
Der CSU-Politiker Peter Gauweiler hat das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH)
zur Rechtmäßigkeit von Staatsanleihenkäufen der Europäischen Zentralbank als schweres
Fehlurteil kritisiert. Gauweiler
und Mitkläger Dietrich Murswiek werteten den EuGHSpruch als schwerwiegende Verletzung der Souveränität der
EU-Mitgliedstaaten. Bedenken
des Bundesverfassungsgerichts
wurden beiseite gewischt. „Für
das Bundesverfassungsgericht
ist das Urteil des EuGH eine
Kriegserklärung“, hieß es in einer Presseerklärung. Gauweiler
hatte in Karlsruhe gegen das
Anleihenprogramm geklagt, das
Bundesverfassungsgericht hat
dann den Fall dem EuGH vorgelegt.
dpa/has
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
[email protected]
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK
& WIRTSCHAFT
Laser sind ein flexibles
Produktionswerkzeug
Foto: Messe München International
12
Die Lasertechnik erobert immer mehr
Bereiche der industriellen Fertigung,
von der Mikrobearbeitung bis hin zur
Kennzeichnung. -Seiten 14 und 15
Solarbranche:
Fortschritt in
kleinen Details
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, jdb
Energie: Mit dem Eigenverbrauch von Solarstrom, der
Energiespeicherung und dem
Energiemanagement auch für
private Solarstromanlagen setzte die dreitägige Intersolar
Europe 2015 in der Messe München neue Akzente.
Die Unternehmen zeigten,
aber auch, mit welchen Innovationen sie den allmächtigen chinesischen Volumenproduzenten Paroli bieten wollen. So gewannen mit LG und REC gleich
zwei Modulhersteller den Intersolar Award: REC für ein Halbzellenmodul. Dabei werden die
üblichen 6-Zoll-Standardzellen
noch einmal durchgeschnitten
und als Halbzellen im Modul
verbaut. Dieser einfache Eingriff
verringert die elektrischen Verluste. LG bekam den Preis für eine spezielle Form der Zellverbindung mit dünnen Drähten.
Bemerkenswert ist, dass beide
Preisträger mit bekannter Technik ins Rennen gingen. Sie wurden für die Überführung dieser
Techniken in die industrielle
Fertigung ausgezeichnet – was
einmal mehr zeigt, dass die Skalierung neuer Zell- und Modulkonzepte in der Solarbranche zu
den wichtigsten Entwicklungsschritten gehört.
Ein Topthema war erwartungsgemäß die Elektromobilität – genauer: die damit verknüpfte Batterietechnik. Die
Entwicklungsabteilungen der
einschlägigen Unternehmen befassen sich zurzeit mit der Optimierung
Lithium-basierter
Technologie.
Ein interessanter – im Zahlenwerk aber auch irritierender –
Beitrag auf dem parallel zur
Messe stattfindenden Kongress
kam aus dem kanadischen Ottawa. Julien Davy, Präsident und
COO der Stria Lithium Inc., wies
auf den steil ansteigenden Bedarf an Lithium hin, der sich bis
2020 von 150 000 t auf 550 000 t
fast vervierfachen soll – eine bislang unbekannte Dimension.
Zwei Drittel des gesamten Lithiumbedarfs entfielen dann auf
Batterien, zurzeit sei es ein Drittel, erklärte Davy.
Für den Durchbruch in der
Elektromobilität sei der Preis
des Lithiums aber zu hoch.
Davy: „Wir haben einen chemischen Weg für die Lithium-Produktion gefunden.“ Dieses neue
Verfahren könne den begehrten
Stoff in dreifach höherer Reinheit, aber zum gleichen Preis
wie der derzeitige Standard liefern. Das komme einer Kostenminderung gleich. Auch hier also ein weiterer Schritt im ewig
dauernden Wettbewerb um eine
noch günstigere Detaillösung.
JÖRN IKEN
Solarwatt aus Dresden hat sich vorgenommen, mit seinem preiswerten
und leistungsfähigen Home-Speichersystem Myreserve den Markt ordentlich aufzumischen. Foto: C. Hilgers
Elektroautos lassen die Herzen der Besucher höher schlagen.
Zum Flitzer gibt es den passenden Daimler-Stromspeicher – ähnlich
wie beim Pionier Tesla. Foto: C. Hilgers
Stromspeicher für alle
Solartechnik: Auf der Messe Intersolar Europe in München (10. bis 12.
Juni) haben die Hersteller eine neue
Generation von Stromspeichern präsentiert. Sie sind smarter, bunter und
vor allem preiswerter. Und sie machen
Photovoltaik wieder attraktiv – für die
Industrie und nicht zuletzt auch für
Verbraucher.
VDI nachrichten, München, 19. 6. 15, rb
In der Halle B1 ist was los. Hier werden mit
viel Wirbel Stromspeicher vorgestellt. Besuchertrauben sammeln sich vor den neuen,
metallicblau glänzenden Elektrofahrzeugen
von BMW und Daimler, die an stationären
Speichern Strom aus der Steckdose tanken.
Laute Werbung übertönt zeitweise die Gespräche am Messestand. Sie verspricht die
besten Speicher der Welt.
Der Rummel soll helfen, Stromspeichern
endlich den Durchbruch am Markt zu verschaffen. Sie verdienen ihn als wichtiges
Bauteil der Energiewende – egal ob sie im
Keller des Eigenheims stehen oder im riesigen Container irgendwo in der Landschaft,
um das zukünftige Stromnetz zu stabilisieren. Momentan sind Home-Speicher der
Shootingstar der Solarbranche.
Laut den Marktforschern von EuPD Research wurde 2014 bereits jede fünfte kleine
private Solarstromanlage mit einem Batteriespeichersystem verkauft. Für 2016 rechnet die Branche mit 40 000 verkauften Speichern.
US-Analysten von IHS Technology sagen
voraus, dass sich der Weltmarkt bei den privaten Photovoltaikanlagen mit Speichern
bis 2018 verzehnfachen wird. So ist es kein
Wunder, dass jeder dritte der rund 1000
Aussteller der Intersolar Speicherlösungen
vorstellt. Sie sind wichtigstes Produkt der
Messe geworden. Erst danach folgen Module oder Wechselrichter, die in den Solarboomjahren der Renner waren.
Bislang waren Heimspeichersysteme so
teuer wie die ganze PV-Anlage auf dem
Dach. Doch jetzt sinken die Preise. Begonnen mit dem Preiskampf hat das US-amerikanische Unternehmen Tesla, bisher bekannt für seine Elektroautos. Ende April
2015 kündigte es den Einstieg in den stationären Speichermarkt an und stellte die
Powerwall Home Battery vor. In Deutschland wollen den Tesla-Speicher u. a. der
Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick
und die deutsche Niederlassung des israelischen Unternehmens Solaredge Technologies Inc. vertreiben.
Der Hersteller von PV-Wechselrichtern
und Leistungsoptimierern zeigte auf der Intersolar Europe seine Powerwall-Lösung.
Bei ihr wird die Batterie parallel zum Solaredge-Wechselrichter auf der DC-Seite
(Gleichstrom) geschaltet. Man braucht keinen zusätzlichen Wechselrichter. Bestehende Solaredge-Systeme können so problemlos mit dem Tesla-Speicher nachgerüstet
werden.
Der Speicher wiegt um die 100 kg. Die
kleinste einphasige Powerwall für eine
7-kWh-Speicherung soll 3000 $, umgerechnet 2800 €, kosten. Das ist der Preis ab Fabrik. Hinzu kommen die Kosten für Wechselrichter, weitere Komponenten, Montage,
„Ich freue mich, dass die
Hersteller zunehmend sichere
Systeme anbieten.“
Andreas Gutsch, Forscher am Karlsruher
Institut für Technologie (KIT) lobte die
Branche auf der Messe Intersolar
Handelszuschläge und mehr. Ab Herbst
wird die Powerwall erhältlich sein. Das dreiphasige Modell soll Anfang 2016 folgen.
Keinen Respekt vorm Tesla-Speicher hat
das sächsische Solarunternehmen Solarwatt aus Dresden, das mit BMW zusammenarbeitet. Es sagt mit seinem Speichersystem Myreserve der Konkurrenz den
Preiskampf an. Der Endkundenpreis des
4,4-kWh-Modells liegt bei rund 5500 €. „Wir
sind das erste wirtschaftliche System“, sagt
Solarwatt-Geschäftsführer Detlef Neuhaus.
Das Gesamtpaket, PV-Anlage plus Speicher,
kostet rund 9000 €. Zu ihm gehören neben
Myreserve noch Glas-Glas-Solarmodule
und ein Energiemanager.
Der Speicher made in Germany ist kompatibel mit allen gängigen Wechselrichtern
und kann so in fast jede Anlage eingebaut
bzw. nachgerüstet werden – ein Wettbe-
werbsvorteil. Die verbauten Zellen des Lithium-Ionen-Speichers sind keramisch beschichtet und gelten als besonders langlebig.
Im Vergleich zu anderen Speichern ist er
mit seinen 78 kg leicht. Ein Monteur allein
schafft es, ihn einzubauen. Das System ist
bei Bedarf modular erweiterbar – bis zu einer maximalen Kapazität von 11 kWh. Ab
Juni verkauft Solarwatt das Speichersystem
in Deutschland, Österreich und der
Schweiz, „Wir wollen Marktführer werden“,
lautet die Ansage von Neuhaus.
Viele Aussteller dokumentieren mit ihren
Heimspeicherstars den Beginn der Ära des
Endkundenmarktes. Hier schlägt nicht
mehr – wie bisher – der Installateur dem
Kunden eine Speichermarke vor. Der Kunde
wird selbst aktiv und wünscht sich den
Speicher, den er aus der Werbung kennt.
Beispiel: der neue Piccolino-Speicher von
Knubix aus Deutschland. Mit Holzgehäuse
und weichen Rundungen würde er besser
zu Wohnzimmermöbeln passen als zur
Technik im Keller. „Optik ist ein Entscheidungsfaktor“, unterstreicht der Mitarbeiter
am Stand.
Beim schnittigen Tesla-Modell könnte
das ebenso gelten wie bei den schicken
Batterien von Daimler, Solarwatt oder
E3/DC. Mit ihrem gefälligen Design ist es
fast schade, sie im Technikraum zu verstecken. Bunt geht es bei den Engion-Element-Speichern von Varta Storage zu. Mit
einer Kapazität von 3,2 kWh gibt es sie in
den Farben Grün, Rot, Blau, Weiß, Gelb
oder Silber. Ebenfalls bunte Modelle namens RA-Store zeigte das italienische Unternehmen Aton.
Auf der Intersolar 2014 attestierte das
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
noch, dass viele der ausgestellten Batterien
nicht sicher seien, und warnte vor Brandgefahr. (s. VDI nachrichten 21/14). Jetzt lautet
eine weitere gute Nachricht, dass Stromspeicher viel sicherer geworden sind.
Verbände und Institute erarbeiteten einen Sicherheitsleitfaden, an den sich jetzt
die Mehrheit hält. Andreas Gutsch vom KIT
sagt am Messestand: „Ich freue mich, dass
die Hersteller zunehmend sichere Systeme
anbieten.“ Dem so lange vorausgesagten
Marktdurchbruch der Home-Speicher steht
also auch das nicht mehr im Wege.
CLAUDIA HILGERS
Luftfahrtbranche will in
Paris Zeichen setzen
Foto: Airbus
Noch bis Sonntag zeigt die Branche
auf der Paris Air Show neue Produkte
und diskutiert über Zukunftstrends.
-Seiten 18 und 19
Arcadis Deutschland/Martin Kessel
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
13
Neue Gefahren durch
Asbest in Baustoffen
Viele asbesthaltige Fliesenkleber, Putze
und Spachtelmassen sind gefährlicher
als bisher gedacht. -Seite 24
Großspeicher gewinnen für die
Netzstabilisierung an Bedeutung
Energie: An verschiedenen
Orten der Bundesrepublik
wird an Konzepten für große
Energiespeicher gearbeitet.
Einerseits zur Zwischenspeicherung erneuerbarer Energien, andererseits zur temporären Entlastung des Stromnetzes und für Regelleistung.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, rb
Der kleine Ort Moosham liegt in
der Nähe von München: 51 Haushalte, viele davon mit Photovoltaik
ausgestattet. Ein typisches Dorf in
Bayern, das vielleicht bald für die
Energiewende vor Ort ausschlaggebend sein könnte. Verantwortlich dafür ist die Technische Universität (TU) München, an der eine 200-kWh-Batterie entwickelt
wird, um die erneuerbare Energie
zwischenzuspeichern.
Genutzt
werden soll sie von den Einwohnern, um lokal erzeugte Energie
auch lokal zu nutzen und damit
das Netz zu entlasten.
20 000 Zellen werden dafür zu
einem intelligenten Speicher verschaltet. Einige davon hat die Universität selbst entwickelt, um das
Verständnis für die Lithium-EisenPhosphat-Zellen zu verbessern.
„Ein Riesenthema ist auch das
Energiemanagement“,
erzählt
Projektleiter Marcus Müller. Der
Speicher an der TU sei von der Pike auf entwickelt und alles grundlegend neu betrachten worden. Etwas Vergleichbares gebe es nicht,
so Müller.
Bisher gibt es kaum
konkrete Anwendungsfälle
für Großspeicher
Bisher gebe es kaum Großspeicher, da es keine vernünftigen Anwendungsfälle gebe, so der Projektleiter. Die Münchner wollen
daher herausfinden, was passieren muss, damit stationäre Speicher in den Markt kommen. Denn
so einfach ans Netz anschließen,
könne man einen Speicher nicht.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen würden fehlen. Müller: „Es
ist heute noch nicht möglich, einen Ortsnetzspeicher vernünftig
so aufstellen, so dass er für die
Menschen ‚netzdienlich‘ ist.“
Denn die Politik habe noch nicht
formuliert, was ein Speicher sei.
20 Jahre lang spielte die Batterieforschung in Deutschland keine
Rolle. Erst mit der Elektromobilität
rückten Batterien wieder in den
Blickpunkt. Gegenüber Vorreiter
Asien hat Deutschland in der Forschung an Lithium-Ionen-Zellen
längst aufgeholt. Fortschritte gibt
es auch in der Materialforschung.
Stationärer Energiespeicher im
Was fehlt, ist eine Produktion.
„Es fehlt der Mut, diese aufzubauen“, sagt Werner Tillmetz vom
Zentrum für Sonnenenergie- und
Wasserstoff-Forschung
BadenWürttemberg (ZSW). Die Asiaten
seien schon sehr lange und gut im
Geschäft und hätten eine strategische Agenda, so der Experte. „Sie
liefern heute Zellen an Automobilhersteller in guter Qualität und zu
günstigen Preisen und binden damit die Industrie an sich – auch
wenn sie in den nächsten Jahren
damit keinen Gewinn machen.“
Diese Denkweise, so Tillmetz,
gebe es in Deutschland nicht.
Wenn aber die Industrialisierung
nicht funktioniere und die Zellen
nur in Asien produziert würden,
könne die Forschung nicht dauerhaft mithalten, macht Tillmetz
deutlich, der beim ZSW den Geschäftsbereich Elektrochemische
Energietechnologien leitet.
Während bei Batterien für Autos
der Haupttreiber die Energiedichte ist, kommt es beim stationären
Speicher auf die kalendarische Lebensdauer an: Sie sollte 20 Jahre
erreichen. Dies aber kann niemand garantieren, da dafür die Erfahrungen fehlen. Tillmetz: „Das
ist die größte Herausforderung.“
Bisher sei das Interesse der Industrie an Großspeichern begrenzt.
Aber Länder wie Japan oder die
USA, die schlechte Netze haben,
sind in dem Bereich sehr aktiv.
In Deutschland hängt alles von
der Bundesnetzagentur ab. Sie
muss den Speicher als Netzbetriebsmittel genehmigen. Bisher
wurde das abgelehnt. „Dürften die
Kosten für den Speicher auf die
Netzentgelte umgelegt werden,
dann wäre der Markt da“, ist Olaf
Wollersheim vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), über-
zeugt. „Bisher muss der Speicher
bezahlt werden, obwohl man
weiß, dass er sich niemals rentieren wird. Ich sehe kein einziges
Geschäftsmodell für Großspeicher
im Netz, für das es nur die Chance
gibt, sich zu rechnen“, so der Leiter des Projekts zur Speicherung
elektrischer Energie für mobile
und stationäre Anwendungen.
Den Forschungsbedarf hat auch
der Bund erkannt. Ein vom KIT koordiniertes Forschungsprogramm
der Helmholtz-Gemeinschaft hat
ein Fünfjahresbudget von rund
310 Mio. €. Entwickelt werden
technische Lösungen für eine
Energieversorgung, die auf erneuerbaren Energien basiert: Neben
Energiespeichersystemen, mit denen sich die Schwankungen in der
Stromerzeugung überbrücken lassen, sind dies effiziente Infrastrukturen für die Energieübertragung
sowie eine sektorübergreifende
Vernetzung, um die Flexibilität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit der
Energiesysteme zu erhöhen.
Zwei Batterietechnologien
speichern im Windpark
Ansätze gibt es in Braderup – einem kleinen Ort an der schleswigholsteinischen Nordsee. 2014
stellte die Robert Bosch GmbH an
einem Windpark einen stationären Speicher mit einer Gesamtkapazität 3,4 MWh auf. Eine Hybridbatterie: Ein Lithium-Eisen-Phosphat-Akku dient für kurzfristige,
eine Vanadium-Redox-Flow-Batterie für langfristige Energiespeicherung von vier bis fünf Stunden.
Die Steuerung über das Batteriemanagement sei so gestaltet, dass
die Vorteile beider Systeme ausgespielt werden könnten, erklärt Ro-
Windpark Braderup. Hier die Racks
mit Lithium-Ionen-Akkus, die mit einer weiteren Batterietechnologie
gepaart werden. So kann Energie
sowohl kurz- als auch langfristig gespeichert werden. Foto: Bosch
bert Bubeck, Produktmanager für
stationäre Batteriespeicher.
Durch eine intelligente Steuerung einzelner Packs liefert die
Großbatterie im Nennbetrieb eine
Leistung von 300 kW. Mehr, als Bubeck prognostiziert hatte. Technisch gesehen gibt es nach oben
hin keine Grenze. Die Batteriesysteme bestehen aus modularen Teilen, die hochskaliert, intelligent
verschaltet und von einem Energiemanagement gesteuert werden
müssen.
Solange der Strom nur zwischengespeichert wird, gibt es keine Probleme mit dem Netzbetreiber, da die Einspeisung nur zeitlich verzögert wird. Genutzt werden soll der Speicher aber auch
zur temporären Entlastung des
Netzes und für Regelleistung.
„Wir sind gerade im Präqualifizierungsprozess“, so der Produktmanager. Einfach sei das nicht.
Das Verfahren sei sehr langwierig,
diene aber als zusätzliche Einnahmequelle. Die Übertragungsnetzbetreiber haben für Primärregelleistung deutschlandweit einen
organisierten Markt. Das heißt: Sie
zahlen eine spezielle Abgabe,
wenn Strom für die Stabilisierung
des Netzes bereitgestellt wird. Primärregelleistung sorgt dafür, dass
ein Ungleichgewicht zwischen
Stromerzeugung und -verbrauch
innerhalb weniger Sekunden automatisch geregelt und damit das
Stromnetz stabilisiert wird. Bislang übernehmen das vorwiegend
thermische Kraftwerke.
Auch die RWTH Aachen setzt
auf Hybridspeicher. Zusammengesetzt sind sie aus einer LithiumIonen-, einer Blei- und einer Natrium-Nickel-Chlorid-Batterie, die
in wärmeren Ländern hohe Temperaturen gut aushalten kann.
Hybridspeicher versus reine
Lithium-Ionen-Batterien
„Wir erhoffen uns von dem Hybridspeicher wirtschaftliche Vorteile“, so Projektleiter Tjark Thien.
Ob er letztendlich günstiger als ein
reiner Lithium-Ionen-Speicher ist,
ist aber noch offen. Denn durch
die Elektromobilität hat gerade bei
Lithium-Ionen-Batterien
ein
Preisverfall stattgefunden. Im
Sommer wird der weltweit erste
modulare
Batteriegroßspeicher
mit einer Leistungsklasse von
5 MW in Aachen gebaut. Anfang
2016 soll er für Regelleistung oder
auch den klassischen Stromhandel an der Börse genutzt werden.
Zurzeit sind Lithium-IonenSpeicher das Maß aller Dinge –
kein anderer wieder aufladbarer
Energiespeicher kann mit ihnen
mithalten. „Sie sind der beste
Kompromiss aus Leistungsfähigkeit, Energiedichte, Zuverlässigkeit und Kosten“, erklärt Olaf Wollersheim vom KIT. Andere Technologien bedienen eher Nischenmärkte.
„Das kann sich ändern, wenn es
Fortschritte bei den Redox-FlowBatterien gibt.“ Ihr Nachteil seien
die hohen Kosten. Bisher würden
sie daher nur in Kleinserie produziert. Die guten alten Bleibatterien
sieht Wollersheim nur in der Anwendung als unterbrechungsfreie
Stromversorgung.
ANGELA SCHMID
14
LASERTECHNIK
Messe-News
Forschung: Oberflächen in
Rekordzeit strukturiert
Mit einem für die High-SpeedLaserstrukturierung modular
aufgebauten Lasersystem hat
das Fraunhofer-Institut für
Werkstoff- und Strahlentechnik
(IWS) in Dresden nach eigenen
Angaben einen Weltrekord erzielt. Bei der Mikrostrukturierung einer Polymeroberfläche
konnten nach Angaben der Forscher erstmals effektive Strukturierungsgeschwindigkeiten von
0,7 m²/min erzielt werden. Auf
Metallsubstrat erreichte das
Verfahren 0,36 m²/min. Eingesetzt wurde dazu die Technik
der direkten Laserinterferenzstrukturierung (DLIP).
ciu
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Mal schnell ein neues
Produkt lasern
Produktion: Gebündeltes Licht
ist als flexibles Werkzeug aus der
Fertigung nicht mehr wegzudenken.
Passend zum „International Year of
Light“ zeigen die Anwendungen, die
kommende Woche auf der Messe
„Laser World of Photonics“ in München zu sehen sind, wie eng Innovation in industriellen Prozessen heute
mit dem intelligenten Einsatz von
Lichtstrahlen verbunden ist.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ciu
Messtechnik: Gekühlte
Wärmebildkamera zeigt
Temperaturverteilung
Die Wärmebildkamera Flir
A6700sc soll Forscher und Entwickler dabei unterstützen,
Wärmeverteilung, Temperaturschwankungen und Verluste bei
Geräten und Prozessen zu
visualisieren und exakt zu messen. Das hat der Hersteller Flir
Systems mit Sitz in Frankfurt im
Vorfeld der Messe „Laser World
of Photonics“ in München angekündigt.
ciu
Sonderschau: Photons in
Production
Produktionseinsatz: Mit dem
Laserstrahl werden individuelle
Oberflächenstrukturen erzeugt.
Foto: iwb/TUM
Laser-Live-Demonstrationen
sowie Exponate und zukunftsweisende Lösungsansätze für
Aufgaben in der Produktion finden Besucher der Laser World
of Photonics, vom 22. bis 25. Juni in München, gebündelt auf
der Sonderschau „Photons in
Production“. In Halle 2, Stand
524, zeigen das Institut für
Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (iwb) der
TU München sowie das Bayrische Laserzentrum Erlangen
(blz) Beispiele aus verschiedenen Einsatzbereichen.
ciu
Produktion: Femtosekundenlaser für den
Dauereinsatz
Zur Strukturierung und Perforation von Leder im Automotiveund Consumer-Bereich setzt
Jenoptik aus Jena seit Kurzem
Femtosekundenpulse ein. Als
weitere Anwendung sieht das
Unternehmen das Mikroschneiden. Lösungen dafür zeigt Jenoptik kommende Woche auf der
Laser-Messe in München. ciu
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ciu
[email protected]
Mit steigendem Umweltbewusstsein – vor
allem in Europa – wird ein effizienter Ressourceneinsatz immer wichtiger. Die Zulieferindustrie nutzt die unterschiedlichsten Lasersysteme dazu inzwischen in fast
allen Stufen der Fertigung. Ein Beispiel
dafür ist der Leichtbau in der Automobilbranche. Ohne Laser sei eine Verarbeitung der Materialien oder Materialkombis, die hierzu nötig sind, praktisch undenkbar, sagt Gerhard Hein, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Laser im
Branchenverband VDMA, im Vorfeld der
„Laser World of Photonics“. Die Fachmesse findet vom 22. bis 25. Juni in München statt.
Der Weltmarkt für Lasersysteme zur
Materialbearbeitung wächst kontinuierlich und hat 2014 mit 8,6 Mrd. € ein neues
Rekordumsatzvolumen erreicht. Insbesondere die Nachfrage nach Systemen für
die Hochleistungs- und Feinbearbeitung
legte weiter zu. Zu den Anwendungen gehören neben Laserschneiden und
-schweißen sowie der Oberflächenbearbeitung inzwischen mehr und mehr auch
additive Fertigungsverfahren.
Bei dem auch kurz als 3-D-Druck bezeichneten Verfahren bauen Laser Bauteile auf Basis von 3-D-Konstruktionsdaten
Schicht für Schicht aus verschiedenen
Materialien auf. Weil bei der generativen
Technik der teure, zeitintensive Werkzeugbau entfällt, wird die Herstellung
einzelner Bauteile oder kleinster Serien
bezahlbar.
Weitere Vorteile der additiven Verfahren sind die Möglichkeit zur Fertigung
hoch komplexer Geometrien, die Integration zusätzlicher Funktionen in ein Bauteil und eine Gewichtsreduktion. Neben
Forschungsinstituten und Unternehmen
zeigen in München auch Maschinenhersteller die breite Palette der Einsatzmöglichkeiten des 3-D-Drucks. Trumpf aus
Ditzingen demonstriert z. B. das additive
Laserauftragsschweißen zur Reparatur
und Veredlung von Oberflächen und führt
anhand von Musterbauteilen vor, welches
Potenzial diese Anwendung in der Praxis
besitzt. SLM Solutions bringt ihre kom-
Branchenmesse für
Lasertechnik
Die Messe „Laser World of Photonics“ in
München ist internationaler Treffpunkt
der Laser- und Photonikbranche.
- Die Messe findet zweijährig statt: in
diesem Jahr vom 22. bis 25. Juni 2015
- Begleitet wird die Veranstaltung von einem Fachkongress, zu dem die Messe
München Chemie-Nobelpreisträger
Stefan W. Hell aus Göttingen erwartet.
- Besondere Highlights gibt es 2015 zum
„internationalen Jahr des Lichts“. ciu
Bearbeitungsvielfalt: Mit dem Laser lassen sich flexibel vielfältige
pakte Laserstrahlschmelzanlage SLM 125 Strukturen und Formen erzeugen.
mit nach München, die besonders für Neue Verfahren versprechen eine
Forschungs- und Entwicklungsabteilun- lokal begrenzte Temperaturerhögen sowie für die Produktion kleinerer hung. Foto: Messe München International
Werkstücke ausgelegt wurde.
Während die Fachwelt noch darüber
debattiert, wie stark die additive Fertigung konventionelle Verfahren verdrän- machen Laser den Weg frei zu immer
gen oder ergänzen kann, haben Laserver- neuen Anwendungen: Sie ebnen den Weg
fahren ihr Potenzial in der industriellen zu flexiblen Displays, dreidimensionalen
Fertigung längst nachgewiesen. In ver- Schaltungen und betriebssicheren Hochschiedenen Branchen lösen sie konven- voltbatterien. Sie machen Smartphones
tionelle Verfahren ab. Laser härten, zu kompakten Alleskönnern, was die Nutschweißen, löten, schneiden, bohren, be- zer begeistert. Und sollte einmal ein Geschriften und strukturieren Metalle, rät defekt sein, stellt die exakte BeschrifKunststoffe, Gläser, Keramiken, Kristalle tung mit gebündeltem Licht trotz der
und vieles mehr. Dabei bestechen sie fortschreitenden Miniaturisierung die
durch Präzision und Geschwindigkeit. Rückverfolgbarkeit elektronischer KomDarüber hinaus bearbeiten sie selbst har- ponenten sicher.
Ob rückstandsloses Bohren von Mikrote Oberflächen ohne Verschleiß. Zudem
lässt sich der Wärmeeintrag in das bear- löchern in Leiterplatten, präzises Schneiden immer dünnerer Wafer, Abtragen von
beitete Material exakt steuern.
Dieser dosierte Wärmeeintrag ebnet Material oder die zunehmende Funktiden Weg zur Nutzung neuer Materialien onsintegration: Laserlicht ist in Elektround neuer Designs – ob bei flexiblen Displays, die zunächst auf
Glas aufgebaut und dann ohne
Anwendungen von Lasertechnik
thermische Belastung per Laser
davon abgelöst werden, oder bei in der Produktion sind vielfältig
der Industrialisierung des Leichtbaus mit faserverstärkten Kunststoffen im Automobil- und im Flugzeug- nikfabriken unverzichtbar. Denn im Rinbau. Laser sind das Mittel der Wahl, um gen um Bauraum und leichtere Geräte
mit Kohlenstofffasern verstärkte Bauteile gehen Hersteller von Handys und Notezu schweißen, zu schneiden und zu boh- books dazu über, Schaltungen und Anren. Bei diesem Material sind „kalte“ Pro- tennen direkt in Kunststoff-Gehäuseteile
zesse gefragt, da die Fasern Wärme leiten. zu integrieren. Auch das Strukturieren vor
Hitze würde entlang der Fasern ins Bau- der Metallisierung übernehmen Laser.
Weil die empfindlichen, auf 100 µm
teil kriechen und ihre Verbindung zum
dünnem Polymer aufgebauten Displays
Kunststoff schwächen.
Der Schlüssel zur hoch präzisen, schä- in Fabriken kaum handhabbar sind, setdigungsarmen Materialbearbeitung sind zen Hersteller auf Trägerschichten aus
Ultrakurzpuls-Laser (siehe Beitrag Seite Glas. Darauf werden Displays Schicht für
15). Mit einer Pulsdauer von 400 Femto- Schicht aufgebaut: der Polymerfilm, Sili-15
sekunden (10 s) bis hin zu wenigen Pi- zium-Schaltkreise, dann Funktions-12
kosekunden (10 s) ermöglichen sie ei- schichten und die Versiegelung. Abgelöst
nen nahezu kalten Materialabtrag.
wird das angetrocknete Polymer samt
Als Enabler-Technologie spielen Laser Aufbau dann mit kurzwelligen Lichtpulauch in der Elektronikindustrie eine Rol- sen. UV-Pulse, die per Excimer-Laser
le. Die präzise berührungslose Laserbear- durch das Glas auf den Polymer geschickt
beitung verschiedener Materialien ist werden, verdampfen dabei nur die Atomdort Schrittmacher der Miniaturisierung lagen, die am Glas kleben. Die Funktionsund Qualitätsgarant, wo Bauteilstruktu- schichten werden nicht in Mitleidenren nur per Mikroskop erkennbar sind.
schaft gezogen. Das Verfahren ist auch für
Wo Mechanik an Grenzen stößt, spielen großflächige Oled-Lichtfelder anwendLaser ihre Vorteile aus. Und da die Vielfalt bar. Dadurch werden Displays um die
an Strahlquellen stetig zunimmt, können Hälfte leichter und um ein Drittel dünner.
Nutzer Leistungen, Wellenlängen und Das schafft Raum für neue Funktionen in
Pulsdauern immer exakter dosieren. So Smartphone & Co. HANS SCHÜRMANN
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
LASERTECHNIK
15
Lichtblitze lassen Material verdampfen
Produktion: Feinste Strukturen ohne Werkzeugverschleiß
in harte Materialien einzuarbeiten, das leisten Ultrakurzpulslaser. Noch ist die Technik jung. Doch das Potenzial scheint groß.
Denn: Die Pulse von wenigen Pikosekunden Dauer reduzieren
die thermischen Bauteilbelastungen. Bei der Mikrobearbeitung wurde bereits ein Durchbruch erzielt.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ciu
Wenn Laserforscher von ultrakurzen Pulsen sprechen, dann geht es
-12
um Pikosekunden (10 s) oder
-15
Femtosekunden (10 s). Diese
kurze Zeit reicht aus, um Materialien mit hoher lokaler Energie bei
bis zu 6000 °C zu verdampfen.
Gleichzeitig ist sie so gering, dass
die thermische Belastung für die
Materialstruktur gering bleibt.
Pionier in der industriellen Anwendung ist der Automobilzulieferer Bosch. Dort werden mit dem
Verfahren präzise Löcher unterschiedlicher Größe in Benzineinspritzdüsen gebohrt. Die Technik,
die zusammen mit dem Maschinenhersteller Trumpf, der Universität Jena und dem Fraunhofer IOF
entwickelt wurde, erhielt 2013 den
Deutschen Zukunftspreis.
Noch steht die Technologie am
Anfang einer breiten industriellen
Nutzung. „Die Lasersysteme sind
zwar robuster geworden, aber für
die Erschließung weiterer Anwendungsfelder besteht nach wie vor
Forschungsbedarf“, sagt Jörg Baier, Experte beim Projektträger VDI
Technologiezentrum, Düsseldorf.
ten Eigenschaften, der Entwicklung entsprechender Komponenten und Systemtechnik sowie Bearbeitungsprozessen gelingen.
Für Bernd Lange gibt es da noch
viel zu tun. Er ist Technischer Vor-
stand (CTO) der LPKF Laser & Electronics AG in Garbsen
bei Hannover, die sich in einem
Verbundprojekt zur Optimierung
der Verfahren zum Schneiden und
Strukturieren mit Ultrakurzpulslaser in der Elektronikfertigung engagiert hat. Um die neuen Laser in
dieser Anwendung effektiv nutzen
zu können, sei es wichtig, jeden
einzelnen Laserpuls präzise und
reproduzierbar mittels sogenannter Scanner auf dem jeweiligen
Werkstück zu positionieren, verdeutlicht Lange.
Die hohe Pulswiederholrate mit
einigen Tausend bis zu einigen
Millionen Schuss pro Sekunde
stellt sehr hohe Ansprüche an die
Geschwindigkeit und Präzision
der elektromechanischen Ablenkeinheiten. Als Lösung wurde im
Verbundprojekt Scanline eine
Steuerungsarchitektur entwickelt,
mit der sowohl der Laser als auch
mehrere Ablenkeinheiten untereinander synchronisiert werden.
Damit soll es künftig möglich
sein, verschiedene Ablenksysteme zu kombinieren und ihre je-
weiligen Vorteile auszunutzen. So
sollen künftig Schleppfehler, die
bei mechanischen Scannern während schneller Bewegungen auftreten können, durch zusätzliche
kleine, dafür aber schnellere Ablenkungen durch elektrooptische
Kristalle kompensiert werden.
Jetzt sind die Praktiker gefragt.
„Die Firmen integrieren das gewonnene Know-how in ihre Verfahren“, sagt Laserexperte Baier.
Mit weiteren Anwendungen rechnet er in spätestens zwei Jahren.
HANS SCHÜRMANN
„Die Lasersysteme sind
zwar robuster
geworden, aber für die
Erschließung weiterer
Anwendungsfelder
besteht nach wie vor
Forschungsbedarf.“
Jörg Baier, Laserexperte beim
VDI Technologiezentrum
Deutsche Unternehmen sind auf
dem Gebiet der Ultrakurzpulslaser
Technologie- und Weltmarktführer. Um diese Position auszubauen, haben Unternehmen und Institute im Rahmen einer vom
BMBF geförderten Forschungsinitiative in zehn Verbundprojekten
die Ultrakurzpulslaser für die
hochpräzise Bearbeitung weiterentwickelt. Die Ergebnisse stellen
sie kommende Woche auf der
Messe „Laser World of Photonics“
in München vor. Die Forschungsschwerpunkte der zehn Verbünde
reichen von Ultrakurzpuls-Strahlquellen über Komponenten und
Systemtechnik bis hin zur Prozessund Anlagentechnik für spezielle
Anwendungen in der Photovoltaik, dem Leichtbau, der Elektronikindustrie sowie der Medizin.
„Eine besonders wichtige Rolle
fällt dabei den durch die Verbundforschung initiierten Kooperationen zwischen Strahlquellenentwicklern und Anwendern zu“, sagt
Baier, der die Verbundprojekte betreut. Denn: Eine hohe Produktivität könne nur im Zusammenspiel
aus der Entwicklung robuster, leistungsstarker und zuverlässiger Laserquellen mit maßgeschneider-
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16
TECHNIK & WIRTSCHAFT
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Produktpiraten 4.0 erfordern Gegenwehr
Industrie: Immer mehr Unternehmen reden über Produktkopien und entsprechende Gegenmaßnahmen. Das ist auch
nötig, denn die Produktpiraten werden immer dreister. Das
wurde vorige Woche auf einer Veranstaltung von Maschinenbauunternehmen in Frankfurt deutlich.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ciu
ihre Einzelteile zerlegt.“ Es habe
In der Entwicklung der Produktpi- eine Nacht-und-Nebel-Aktion geraterie sieht Ulrich Demuth eine geben, bei der der Siemens-ProtoAnalogie zum industriellen Fort- typ auseinander genommen wurschritt und zur Industrie 4.0. „Die de. Die Blaupausen hätten den
Piraterie 1.0 war der ganz normale Plagiatoren nicht genügt.
Diebstahl. Piraterie 2.0 ist für mich
Solche Machenschaften mit indie Nachahmung – etwa das Ko- novativen technologischen Mitpieren einer Rolex. Piraterie 3.0 ist teln zu verhindern, ist für die Mader Know-how-Diebstahl. Und Pi- schinenbauer hierzulande daher
raterie 4.0 ist das illegale Abschöp- bittere Notwendigkeit. Denn das
fen von Produktdaten über das In- Auseinandernehmen, Analysieren
ternet“, sagt der Fachmann für ge- und Nachbauen ihrer Maschinen
werblichen Rechtsschutz beim und Komponenten ist laut einer
Messtechnikanbieter Wika aus VDMA-Studie mit 72 % der häuKlingenberg.
figste Weg, mit dem Konkurrenten
erstellen oder Manipulationen an
Aktuell sei man beim Know- fehlendes Know-how ergattern.
how-Klau, wobei die Plagiate bzw.
Die Umsatzverluste durch ein Geräten vorzunehmen.“ Für UnFälschungen qualitativ sehr hoch- solches Reverse Engineering und ternehmen sei wichtig, die techniwertig würden, berichtete Demuth die anderen Formen der Produkt- sche Grundlage und die Auswirvorige Woche auf dem Anwender- piraterie kumulieren sich dem- kungen zu kennen. Denn mehr
tag Produktpiraterie beim Maschi- nach auf 7,9 Mrd. € pro Jahr. Ein oder weniger seien alle betroffen,
nenbauverband VDMA in Frank- Verlust von 70 000 Arbeitsplätzen die eingekaufte IT-Komponenten
oder Mikrocontroller in eingebetfurt. Umso dringlicher werde es, sei dadurch zu befürchten.
mit ausgeklügelten technischen
Die Bedrohungen beim Reverse teten Systemen einsetzen.
Eine solche IT-Infrastruktur
Lösungen die eigene Produktion Engineering konkretisierte Bartol
vor unlauterer Konkurrenz zu Filipovic, Leiter des Bereichs Pro- kann dem Reverse Engineering
nach Einschätzung von
schützen.
Filipovic ebenso ausDie
Bedrohungen
„Beim Reverse Engineering werden mit
gesetzt sein wie selbst
durch Kopierer, Fälscher
entwickelte Produkte.
und Datendiebe für die
technischen Mitteln aus Produkten und
Das erfordere geeignedeutschen MaschinenGeräten Informationen extrahiert und
te Gegenmaßnahmen.
und Anlagenbauer hat
dann
verwendet,
um
Produktnachbauten
Die
Software-Vernach Angaben des Branschlüsselung reiche als
chenverbandes seit einibzw. -fälschungen zu erstellen.“
Schutz gegen Angriffe
gen Jahren erheblich zuBartol Filipovic, Leiter Produktschutz, Fraunhofer AISEC auf Maschinencodes
genommen. Aus wirtnicht aus. Idealerweise
schaftlicher Sicht sei es
der Branche wichtig, aktiv gegen duktschutz und Industrial Securi- sei der Software-Schlüssel in einer
den geistigen Diebstahl von Pro- ty am Fraunhofer-Institut für An- speziell geschützten Hardware abgewandte und Integrierte Sicher- zulegen, die weder ausgelesen
duktentwicklungen vorzugehen.
Wie dreist Hightech-Produkte heit, Garching: „Beim Reverse En- noch manipuliert werden kann.
Eine andere Lösung zum Plagiinzwischen
kopiert
werden, gineering werden mit technischen
machte Demuth deutlich: „Der Mitteln aus Produkten und Gerä- atschutz ist die Rückverfolgbarkeit
Shanghai Transrapid war eine Sie- ten Informationen extrahiert und von Produkten (Track & Trace).
mens-Produktion. Er wurde von dann verwendet, um Produkt- Wie Mario Giese, Leiter des Komden Chinesen zwecks Nachbau in nachbauten bzw. -fälschungen zu petenzzentrums für Beschrif-
Code im Innenring: Per Laser können Produkte wie dieses Lager markiert werden. Damit stellen Hersteller die Rückverfolgbarkeit sicher.
Foto: Schaeffler
tungstechnik und Data-MatrixCode bei Schaeffler in Herzogenaurach berichtete, werden in seinem Unternehmen bereits Millionen von Teilen mit einer Laserdirektmarkierung versehen.
Dazu mussten sowohl technische als auch organisatorische
Hürden überwunden werden. Ein
jährlicher Umsatzschaden in Höhe vieler Millionen Euro sei für
Schaeffler jedoch Motivation genug, um wirksame Maßnahmen
gegen Produktfälschungen zu ergreifen.
„Wir müssen technisch sehr viel
nachrüsten, um auf dem Markt gegen die Fälschungen vorgehen zu
können“, räumte Giese ein. Dies
geschehe bei Schaeffler im Rahmen der Initiative „Sicherheitstechnologie für Originalprodukte“, in deren Zentrum die verschlüsselte Kennzeichnung aller
weltweit hergestellten Einzelteile
stehe.
Ergänzt werde diese physikalische Sicherung durch die Organisation eines Track-&-Trace-Systems, mit dem sich nicht nur die
Produkte, sondern auch ihre Sta-
tionen von der Fabrik bis zu den
Endabnehmern verfolgen lassen.
Auch die drahtlose Identifikationstechnologie RFID kann dem
Produktschutz dienen. Leopold
von Keudell, Leiter Patentmanagement bei Weber Maschinenbau in
Breidenbach, kennt die Möglichkeiten, die sich im Kundenservice
durch die Aggregation und Speicherung von Betriebsdaten ergeben. Dadurch lassen sich nach seiner Ansicht auch Plagiate wirksam
vom Ersatzteilmarkt drängen. „Die
Maschinensicherheit wird durch
den RFID-Chip verbessert – nicht
zuletzt durch den Schutz vor gefälschten Komponenten“, betonte
von Keudell.
Für die Messer, die in den Weber-Maschinen zur Lebensmittelbearbeitung eingesetzt werden,
würden mittels integrierter RFIDChips Sicherheitsvorkehrungen
gegen Fälschungen getroffen, das
diene der Funktionsfähigkeit der
gesamten Maschine. Denn wenn
sich ein nicht perfekt ausgewuchtetes Fremdmesser einschleiche,
könne großer Schaden entstehen.
U. W. SCHAMARI
Produktion: Die Umsetzung von Industrie 4.0 in Produkten, Prozessen und
Geschäftsmodellen nahm auf
dem VDI Kongress Automation
2015 in Baden-Baden konkrete
Formen an.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, kf
Internettechnologien halten bereits jetzt Einzug in Fabriken, ohne
dass Nutzen, Chancen und Risiken vollständig vorhersagbar, geschweige denn abschließend bewertbar wären, sagte Kurt Bettenhausen auf dem VDI Kongress Automation 2015.
„Daher dürfen wir nicht nur die
neue Welt der Möglichkeiten betrachten, sondern müssen die (...)
berechtigten Sorgen ernst nehmen und Antworten finden“,
meint der Vorsitzende der VDI/
VDE Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik (GMA).
IT-Sicherheit und belastbare gesetzliche
Rahmenbedingungen
nennen Bettenhausen und die Autoren des neuen VDI Thesenpapiers „Automation 2025“ als größte Hürden für die Automatisierungstechnik. „Wenn Wertschöpfungsketten, Produkte und Dienstleistungen miteinander hochgradig vernetzt werden, müssen nicht
nur für kritische Infrastrukturen
Lösungen für die IT-Sicherheit geschaffen werden“, sagt Bettenhausen. Bereits heute sind die weltweiten Händlernetze der Firma
mit ERP-Systemen (SAP) und
MES-Fertigungssteuerungssystemen (eine Eigenentwicklung Namens TRIS) verknüpft, sodass Bestellungen innerhalb von 60 Tagen
weltweit geliefert werden können.
Neue Wertschöpfungsnetzwerke
machen weder vor Branchennoch vor Landesgrenzen halt. Daher ist es notwendig, für die vernetzte Produktion und ihre individualisierten Produkte internatio-
nal stabile juristische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
zu schaffen.
Bei John Deere in Mannheim
sind die Auswirkungen globaler
Wertschöpfungsnetzwerke bereits
sichtbar, sagte Keynoteredner
Bernhard Haas. In der größten Fabrik des US-Konzerns außerhalb
Nordamerikas fertigten fast 3800
Mitarbeiter 34 000 Traktoren im
vergangenen Jahr.
Mit seiner IT-gestützten Strategie „Design Anywhere & Build
Anywhere“ standardisiert John
Deere Prozesse und reduziert die
Komplexität. Laut Aussage von
Produktions-Vizepräsident Haas
ist die Anzahl von Basistraktoren
zwischen 2002 und 2012 von 52
auf 78 gestiegen. Die Anzahl von
Kundenoptionen ist aber von 254
auf mehr als 1200 gewachsen.
Bereits heute sind die weltweiten Händlernetze der Firma mit
den ERP (Enterprise-ResourcePlanning)-Systemen und den MES
Foto: VDI
Automatisierer benötigen globale Lösungen
„Fragen des bewertbaren Nutzens, der
Datensicherheit, des
Know-how-Schutzes,
der Robustheit und
des Investitionsschutzes müssen
beantwortet
werden.“
Kurt Bettenhausen, Vorsitzender der VDI/VDE GMA
(Manufacturing Execution Systeme)-Fertigungssteuerungssystemen verknüpft, sodass Bestellungen innerhalb von 60 Tagen weltweit geliefert werden können.
Die Einführung von Industrie
4.0 verspricht eine Auflösung der
starren Referenz- und Prozessstrukturen und einen Entfall von
Schnittstellen durch Cloud-Lösungen. Die ersten Ergebnisse in
der Produktion in Mannheim sind
bereits in der Zahnradfertigung
umgesetzt. In der automatisierten
Rahmenmontage sind die Auswirkungen noch deutlicher. Die Integration von 3-D-Scannern und ein
Vergleich der gescannten Bauteile
mit dem virtuellen 3-D-Modelle
sichern Produktqualität und vereinfachen die Montage.
Haas berichtet von einer deutlichen Reduzierung des Umlaufbestands, einer 60-%-Reduzierung
der Fläche und einer Reduzierung
der Montagewerker von 17 auf
vier.
KEN FOUHY
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK & WIRTSCHAFT
Schrittmacher für die Mobilität
Automobil: Wer die Mobilität von
morgen ins Visier nimmt, sollte über
die Motorhaube hinausblicken, empfahl Bosch-Geschäftsführer Rolf
Bulander beim 62. Motorpressekolloquium auf dem firmeneigenen
Testgelände in Boxberg. Sein Unternehmen befinde sich derzeit im
Wandel vom reinen Automobilzulieferer zum Systemlieferanten für die
komplette Mobilität von morgen.
VDI nachrichten, Boxberg, 19. 6. 15, mah
Nach außen hin deutlich wird das gewandelte Rollenverständnis des Automobilzulieferers durch die Umbenennung des
traditionsreichen Unternehmensbereichs
„Kraftfahrzeugtechnik“, der nun als „Mobility Solutions“ firmiert. Mit 33,3 Mrd. €
Umsatz, 126 Fertigungs- und 59 Entwicklungsstandorten weltweit sowie rund
205 000 Mitarbeitern trug er im vergangenen Jahr 68 % zum Gesamtumsatz der Die Benzin-Direkteinspritzung nimmt auch in Zukunft im Portfolio des Automobilzulieferers Bosch einen hohen Stellenwert ein. Gegenüber konventioneller MotorentechBosch-Gruppe bei.
„Verbrennungsmotoren werden auch nik bringt sie nach Herstellerangaben bis zu 15 % Kraftstoffeinsparung. Detailoptimierunim kommenden Jahrzehnt noch eine gen sollen den Verbrennungsprozess noch effizienter gestalten. Foto: Bosch
wichtige Rolle spielen“, prophezeite Bulander. Restriktive Emissionsgesetze wie
davon zehn für Plug-in-Hybride der
Euro 6, China 4 oder das amerikanische
Bosch-Geschäftsführer Dirk Hoheisel erOberklasse“, so Bulander. „Für die MittelLow Emission Vehicle (LEV) Gesetz würläuterte: „Hochautomatisiert fahrende
klasse arbeiten wir an einem kostengünsden für weitere Verringerung von VerAutos müssen nämlich auch bei Ausfall
tigen Einstiegshybrid, für den ein Großsebrauch und Schadstoffausstoß sorgen.
einer Komponente weiter funktionieren,
rienauftrag vorliegt.“
Der davon ausgehende Entwicklungswas durch redundante Auslegung sicherWas am oberen Ende der Leistungsskadruck führt auch bei Bosch zu weiteren
heitsrelevanter Systeme wie Bremsen und
la möglich ist, zeigt die Zusammenarbeit
Detailoptimierungen, um den VerbrenLenkung gewährleistet wird.“ Nach ihrer
mit Porsche beim Plug-in-Hybrid-Sportnungsprozess effizienter zu gestalten. So
Umrüstung können die beiden Tesla nun
wagen 918 Spyder, zu dem Bosch die Leiswerde etwa bei Benzin-Direkteinspritautonom von Autobahnauffahrt bis Autotungselektronik, das Batteriepack und
zern der Einspritzdruck in absehbarer
bahnabfahrt fahren.
den an der Vorderachse verbauten E-MoZeit von 200 bar auf 350 bar steigen.
Der Absatz von Radar- und VideosensoViel versprechen sich die Ingenieure tor zuliefert, der seinen Teil zur Systemren wird sich bei Bosch im laufenden Jahr
leistung von 652 kW und einem maximadavon, dabei mit per Laserbohrung statt
wie schon 2014 verdoppeln: Ohne leislen Drehmoment von 1280 Nm beiträgt.
per Erodieren hergestellten konischen
tungsstarke Kameras und Radarsysteme,
Auch beim Zukunftsthema autonomes
Spritzlöchern zu arbeiten (s. auch S. 15).
die 3-D-Daten liefern, Fahrspuren und
Fahren, das die Branche derzeit elektriIm Ergebnis führt das zu einem exakteren
vorausfahrende Autos erkennen, kommt
siert wie kein zweites, will Bosch SchrittStrahlbild und feinerer Kraftstoffzerstäuwohl bald kein Autobauer mehr aus.
macher sein. Automatisiertes Fahren im
bung. Auch die Partikelanzahl im Abgas
Die Rolle der Sensorik als Enabler für
öffentlichen Straßenverkehr testen die
könne so weiter reduziert werden, betonFahrerassistenzfunktionen spiegelt sich
Schwaben bereits seit Anfang 2013. Den
te Bulander. Dies gelte v. a. bei hohen
auch in den Absatzzahlen des Zulieferers:
aktuellen Entwicklungsstand demonsLastpunkten und in dynamischem MoIm Vorjahr wurden von Bosch erstmals
torbetrieb.
mehr als 50 Mio. Sensoren für FahreBei großen und schweren Fahrrassistenzsysteme ausgeliefert. „In
zeugen stoße die Optimierung von
diesem Jahr bringen wir eine Reihe
„Die
Elektrifizierung
steht
nicht
in
Verbrennungsmotoren mit der Abneuer Assistenzsysteme in die Serie,
senkung des CO2-Ausstoßes auf Konkurrenz zum Verbrennungsmotor,
für ferngesteuertes Einparken eben95 g/km ab 2021 aber an ihre Gren- sondern ergänzt ihn.“
so wie für Staufahrten, Ausweichen
zen. Nach Einschätzung von Bosch
und Linksabbiegen“, versprach Buwird sich dann bei SUVs, leistungs- Rolf Bulander, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender
lander. „Bis 2020 wollen wir das austarken Oberklassefahrzeugen oder des Unternehmensbereichs Bosch Mobility Solutions
tomatisierte Fahren auf der AutoSportwagen die Hybridisierung auf
bahn realisieren.“
breiter Front durchsetzen.
Ein Schlüsselthema der Mobilität
Im Jahr 2020 könnten dann weltweit
trierten in Boxberg zwei umgerüstete Tesvon morgen, das schon heute immer
bereits 9,5 Mio. Hybridfahrzeuge von den
la Model S, in die in 1400 Arbeitsstunden
mehr Ingenieure beschäftigt: 2000 EntBändern rollen. „Die Elektrifizierung
jeweils 50 neue Bosch-Komponenten einwickler arbeiteten bei Bosch an solchen
steht nicht in Konkurrenz zum Verbrengebaut und 1300 m Kabel verlegt wurden.
Funktionen, 700 mehr als noch vor zwei
nungsmotor, sondern ergänzt ihn“, so
Beide Erprobungsfahrzeuge verfügen
Jahren. Der Erwerb der Firma ZF LenksysBulander. Und unterstrich bei dieser Geüber den elektromechanischen Bremsteme, die mit ihrer Kompetenz in Sachen
legenheit: „Mit Elektrifizierung steht dem
kraftverstärker iBooster, der mittelfristig
Elektrolenkung einen wichtigen techniVerbrenner die beste Zeit noch bevor“.
das Prinzip der vakuumbasierten Bremsschen Baustein für automatisiertes FahEntsprechend mehrspurig ist die Zukraftverstärkung ablösen könnte. Erreicht
ren mitbringt, füge sich nahtlos in diese
kunftsstrategie des Unternehmen angewerden soll das über einen integrierten
Strategie ein, so der Vorstand.
legt: Die individuelle Mobilität der ZuElektromotor, der über ein zweistufiges
Aus Sicht des Zulieferers ist das verkunft wird nach Worten Bulanders durch
Getriebe die Dosierung der Bremskraft sinetzte Fahren bereits über die Pilotphase
drei große Entwicklungspfade bestimmt:
tuationsgerecht steuert.
hinaus. Bosch entwickle völlig neue LöElektrifizierung, Automatisierung und
Hinzu kommt die kompakte Stereo-Visungen für den urbanen Verkehr, berichVernetzung. Bis 2020 sei eine Halbierung
deokamera (SVC). Sie vermisst und ertete der Vorstand. Als Basis dafür dienten
der Batteriekosten bei Verdoppelung der
kennt Fahrspuren, Verkehrszeichen, Freiz. B. mikromechanische Sensoren, wie sie
Reichweite zu erwarten. Die Zahl der Laflächen und Abstände im Winkel von verauch im ESP verbaut seien. „Wir machen
desäulen werde weltweit auf etwa 3 Mio.
tikal 25 Grad und horizontal 45 Grad. Die
sie internetfähig und bringen sie in Parkwachsen. Das wären zehn Mal mehr als
beiden Bildsensoren haben eine Auflöflächen unter“, kündigte Bulander an.
2013. Bis 2025 besäßen 15 % aller Neusung von je 1,2 Megapixel. So liefert die
„Dort erkennen sie dann die Belegungsfahrzeuge einen elektrifizierten Antrieb,
SVC z. B. die Basis für Systeme wie die audichte, sodass im Internet eine Echtzeitprognostizierte er.
tomatische Notbremsung bis 80 km/h
Parkkarte verfügbar wird. Die Suche nach
Eine Entwicklung, die von Systemzulieoder Baustellenassistenten.
einer Parklücke, die heute in Städten etwa
ferern wie Bosch getragen und vorangeStromversorgung und zentrale Steuer30 % des Gesamtverkehrsaufkommens
trieben wird. „Schon jetzt haben wir dreigeräte solcher Systeme sind jeweils dopausmacht, kann dadurch erheblich verßig Serienaufträge zur Elektrifizierung,
pelt ausgelegt. Aus gutem Grund, wie
kürzt werden.“ HANS W. MAYER/MAH
17
Verkehrs-News
Elektromobilität:
Wasserstofftankstellen
sollen Schub geben
Die Bundesregierung will dem
Ausbau der Elektromobilität
neuen Schwung verleihen. Zwischen 2016 und 2018 fließen
161 Mio. € in die Brennstoffzellentechnologie. Zudem soll das
Netz an Wasserstofftankstellen
ausgebaut werden. Ende des
Jahres soll es demnach 50 Wasserstofftankstellen in den Metropolregionen und entlang der
Hauptautobahnen geben. Bis
2023 sollen mithilfe der Industrie weitere 350 Tankstellen hinzukommen. Darüber hinaus
werde Deutschland „um eine
weitergehende Förderung der
E-Mobilität nicht herumkommen, obwohl wir schon Einiges
gemacht haben“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
diese Woche auf der Nationalen
Konferenz Elektromobilität in
Berlin.
dpa/mah
Speichertechnik: Daimler
und EnBW kooperieren
Der Automobilhersteller Daimler geht mit dem Energieversorger EnBW neue Wege in Sachen
Energiewende. Unter Rückgriff
auf Wetterdaten erkennt die
jetzt vorgestellte Online-Plattform Energy Base, wann selbst
erzeugter Photovoltaik-Strom
rentabel ins Verteilnetz eingespeist werden kann, für den Eigenverbrauch genutzt oder für
seinen späteren Einsatz zwischengespeichert werden sollte,
etwa im haushaltseigenen
E-Auto.
mah
Material: Innovationspreis
für Pkw-Stahlkolben
Stahlhart: Bis zu 4 % weniger
Kraftstoffverbrauch infolge geringerer Reibung versprechen Stahlkolben für Diesel-Pkw. Foto: KSPG
Der von der KS Kolbenschmidt
GmbH in Neckarsulm mit dem
Kooperationspartner Hirschvogel entwickelte Stahlkolben für
Pkw-Dieselmotoren ist mit dem
Stahl-Innovationspreis 2015
ausgezeichnet worden. Zum
weltweit ersten Mal im Großserien-Pkw-Bereich eingesetzt
wird der prämierte Kolben nach
Herstellerangaben in V6-Dieselmotoren der Mercedes-E-Klasse. Die hohe Festigkeit von Stahl
erlaube konstruktiv eine viel
kleinere Dimensionierung von
Kolbenhöhe und Wandstärke im
Vergleich zu Kolben aus Aluminium, heißt es beim Zulieferer.
So konnte u. a. die Kompressionshöhe des Kolbens um rund
30 % reduziert werden.
mah
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
[email protected]
18
LUFT- UND RAUMFAHRT
Luft- und Raumfahrt
Bei den Triebwerken gibt es
noch Verbesserungspotenziale
Rosetta-Mission:
Landeaggregat nach
sieben Monaten wieder
auf Sendung
Luftfahrt: Die A380 war zuletzt
das Sorgenkind des Flugzeugbauers
Airbus. Einkaufsvorstand Klaus Richter spricht im Interview über mögliche technische Änderungen am Riesenflieger und erklärt, unter welchen Bedingungen eine neue Montagelinie für die A320er-Familie in
Hamburg gebaut würde.
Nach dem Winterschlaf: Das
Landeaggregat Philae der Rosetta-Mission schickte diese Woche
Signale zur Erde. Foto: ESA
Triebwerke: Joint-Venture
der Luftfahrtzulieferer
Die beiden Luftfahrtzulieferer
Rolls-Royce und Liebherr-Aerospace haben vereinbart, ein
50:50-Joint-Venture zu gründen,
um Kapazitäten für die Produktion von Leistungsgetrieben für
Flugzeuge aufzubauen. Konkret
wollen die Unternehmen gemeinsam die Fertigungstechnologien für das sogenannte Ultrafan-Triebwerksdesign entwickeln, dessen Markteinführung
Rolls-Royce für 2025 plant. Die
Neugründung soll in Friedrichshafen sitzen. Zunächst sollen
die Komponenten in LiebherrWerken gefertigt werden, später
will das Joint Venture eine eigenständige Produktion prüfen.
Rolls-Royce will weiterhin die
Designdefinition sowie die
Triebwerkstests leiten.
har
VDI nachrichten, Paris, 19. 6. 15
[email protected]
VDI nachrichten, Paris, 19. 6. 15, har
VDI nachrichten: Herr Richter, immer wieder wird ein Ende des A380-Programms diskutiert. Was würde das für
Airbus in Deutschland bedeuten?
Klaus Richter: Ich hoffe, zu dieser
Frage kommen wir gar nicht. Wir haben
einige Kinderkrankheiten kurieren müssen, die Flügelrisse und die undichten
Türen zum Beispiel. Aber jetzt haben wir
ein stabiles Flugzeug auf dem Markt. Die
A380 ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit in Hamburg; sie hat ihre ganz
eigene Infrastruktur.
Angesichts der Konkurrenz der 777-x
von Boeing und Ihrer eigenen
A350–1000 dürften sich für den A380
immer weniger Airlines entscheiden.
Ja, das Flugzeug ist – so wie es ist – nicht
mehr so leicht am Markt zu positionieren.
Was müsste sich an der A380 ändern?
Wir gucken uns bei allen Flugzeugtypen
immer dieselben drei Dinge an. Da ist
Airbus: „Die Entwicklungskosten des A380 reinzuholen wird schwierig“, so Deutschlandchef Richter.Foto: Airbus/ P. Pigeyre
werksgeneration ist schließlich Ende der
90er-Jahre entwickelt worden.
Über wie viel Potenzial sprechen Sie?
Bei der A330 haben diese drei Hebel zusammen 14 % ausgemacht – bezogen auf
den Spritverbrauch. Ähnliches würde
auch für die Lärmentwicklung gelten. Der
Triebwerkslärm steigt im Wesentlichen
direkt mit dem Mantelstrom. Je mehr Luft
am Kerntriebwerk vorbei fließt, desto leiser das Triebwerk. Wir würden also beim
A380 den Mantelstrom, die sogenannte
Bypass-Ratio, erhöhen.
„Ich gehe davon aus, dass wir
die Raten steigern. Dann brauchen wir eine zusätzliche Linie
für die Endmontage. Die würde
nach Hamburg kommen.“
Foto: Airbus
Die Rosetta-Mission, bei der
zum ersten Mal ein Raumfahrzeug auf einem Kometen gelandet ist, geht weiter. In der Nacht
von Samstag auf Sonntag (MEZ)
liefen nach sieben Monaten
Funkstille Signale des Landeaggregates Philae im European
Space Observation Centre der
Europäischen Raumfahrtorganisation ESA in Darmstadt ein.
Im November war Philae aufgrund des schwachen Batterieladezustands in eine Art künstlichen Winterschlaf gegangen.
Philaes Landung auf dem Kometen Tschuryumov-Gerasimenko war nicht reibungslos
verlaufen. Nachdem zwei von
drei Landemechanismen versagt hatten, war der Lander an
einer anderen Stelle als der geplanten zum Stehen gekommen. Das könnte sich nun als
Vorteil erweisen. Denn hätte
sich Philae mittlerweile unter
dauerhafter Sonneneinstrahlung wahrscheinlich längst zu
stark erhitzt, kann er nun möglicherweise Messungen anstellen, wenn der Komet der Sonne
am nächsten ist. Zu diesem
Zeitpunkt ist auch die Temperatur an der Oberfläche am
höchsten, viel Material sublimiert und kann in den zahlreichen Experimenten an Bord
von Philae analysiert werden.
Wie viele der Experimente
durchgeführt werden können,
hängt nun davon ab, ob Philae
genug Sonnenenergie tanken
kann, damit sich die Batterien
aufladen.
har
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Bliebe Zeit für eine Neuentwicklung?
Nein, ein ganz neues entwickeln geht sicher nicht.
Also kommt nur ein bestehendes infrage. Welches?
Eine Option ist das Triebwerk
Klaus Richter, Deutschlandchef und
der A350 XWB (Trent XWB
Einkaufsvorstand bei Airbus
von Rolls-Royce, Anm. d.
Red.). Das ist naheliegend,
wenn Sie sehen, welche Schubklassen
erstens die Aerodynamik. Zum Beispiel
überhaupt auf dem Markt sind. Das ist für
könnte man die A380 wahrscheinlich mit
uns auch insofern interessant, als wir den
Sharklets (Flügelendscheiben, Anm. d.
Triebwerkshersteller, Rolls-Royce, in
Red.) ausstatten. Wobei (lacht), Sharklet
Deutschland haben. Rolls-Royce wäre der
ist gut: Das wäre in dem Fall von der Grönatürliche Partner.
ße her eher ein kleines Hochhaus.
Was wären die anderen Änderungen?
Wir haben in all unseren Flugzeugen versucht, ein oder zwei Reihen zu gewinnen.
Und ein oder zwei Sitzreihen bei der
zweigeschossigen A380 machen schnell
30 bis 40 Sitzplätze aus.
Und drittens?
Der dritte Block sind die Motoren. Da gibt
es noch Potenzial, die heutige Trieb-
Welche Produktionsraten planen Sie?
Wir wollen langfristig jährlich 25 bis 30
Flugzeuge weltweit produzieren. Jeweils
eine Endlinie befindet sich in Toulouse
und in Finkenwerder.
Ein Jobgarant in Hamburg ist die Endmontage der A320er-Familie, bei der
die Raten steigen ...
Fest steht, dass wir ab Anfang 2017 die
Produktion von derzeit 44 auf 50 Flugzeuge im Monat hochfahren. Solche Änderungen müssen aufgrund der Zuliefersituation immer zwei Jahre im Voraus feststehen. Da einige Teile in der Serienfertigung länger als ein Jahr benötigen, die
Landefahrwerke und Triebwerke zum
Beispiel, sind einige Zulieferer bei unseren zukünftigen Produktionsraten sogar
schon angekommen.
Im Raum steht die Rate von 63 Fliegern
pro Monat.
Darüber werden wir jetzt noch nicht entscheiden. Raten von 60+ werden erst für
die Zeit ab 2020 untersucht. Aber wir reden schon mit den Triebwerksherstellern,
wie wir den riesigen Auftragsbestand am
elegantesten abarbeiten können.
Das klingt einigermaßen definitiv.
Ich gehe wegen des gewaltigen Orderbuchs davon aus, dass wir die Raten auf
deutlich über 50 Flugzeuge im Monat
steigern. Passiert das, wird es für Hamburg interessant. Dann brauchen wir eine
zusätzliche Linie für die Endmontage.
Und die würde nach Hamburg kommen.
Was würde das Airbus kosten?
Einen kleinen dreistelligen Millionenbetrag wahrscheinlich, wobei das zu diesem
frühen Zeitpunkt schwer zu beziffern ist.
Schließlich steht noch überhaupt nicht
fest, welche Raten wir 2020 fertigen.
IESTYN HARTBRICH
Langfassung des
Gesprächs
- vdi-nachrichten.com/airbus
Die Paris Air Show hat abseits der großen Zwei viel zu bieten
VDI nachrichten, Paris, 19. 6. 15, har
Luftfahrt: Zum 51. Mal hat am
15. Juni der Pariser Aérosalon seine Pforten geöffnet. Bis zum 21.
Juni präsentieren sich dort die
großen Hersteller und Zulieferer
dem Fachpublikum und der Öffentlichkeit. 2260 Aussteller aus 49
Ländern haben sich angemeldet
und 120 Flugzeuge mitgebracht.
Während Airbus und Boeing im
Rahmen der Messe traditionell
neue Vertragsabschlüsse verkünden und sich damit ins Rampenlicht drängen, liegt in diesem Jahr
das Augenmerk auch auf den Regionalflugzeugherstellern.
Einer der Stars der Ausstellung
ist der neue Regionaljet CS100 des
kanadischen Herstellers Bombardier. Das Flugzeug ist von Rumpf
und Reichweite ein Mittelstreckenflugzeug, jedoch für kleinere
Passagierzahlen ausgelegt. Es
kann 100 bis 150 Passagiere befördern und soll bei bis zu 20 % weniger Treibstoffverbrauch auch erheblich leiser fliegen. Bisher sind
240 Bestellungen eingegangen, zu
den ersten Kunden gehört die
Lufthansatochter Swiss.
Mit dem 5-Mrd.-$-Projekt will
Bombardier das Mittelstreckenoligopol der Marktführer Airbus und
Boeing brechen und den Anschluss an die Regionalflugzeuge
EMB 170/190 des brasilianischen
Herstellers Embraer schaffen. Sie
sind seit über zehn Jahren im Einsatz, über 1000 wurden gebaut.
Ebenfalls in dieses Segment fällt
der Sukhoi Superjet SSJ 100. Der
russische Hersteller des 100-Sitzers hat nach eigener Angabe bisher knapp 60 Flugzeuge ausgeliefert und erhofft sich weitere Bestellungen.
STEFAN BITTERLE
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
LUFT- UND RAUMFAHRT
19
Formgedächtnis gegen Fluglärm
Luftfahrt: Die Lärmbelastung an Flughäfen ließe sich durch
langsamere und steilere Anflüge senken. Doch dabei drohen an
den Tragflächen Strömungsabrisse. Hier helfen Vortex-Generatoren, die aber im Dauereinsatz auf den Kerosinverbrauch
schlagen. Kaiserslauterner Leichtbauforscher und ein badischer Flugzeugbauer wollen sie darum versenkbar gestalten.
VDI nachrichten, Kaiserslautern, 19. 6. 15, har
Vortex-Generatoren bzw. Turbulatoren sind im Flugzeugbau seit
Jahrzehnten etabliert. Auf Tragflächen kleiner Segel- und Motorflugzeuge erzeugen sie Luftwirbel,
um bei langsamem Flug Strömungsabrisse hinauszuzögern.
In den Wirbeln strömt die Luft
schneller und mit höherer kinetischer Energie in den bei niedriger
Fluggeschwindigkeit trägen oder
gar zurückströmenden Luftstrom
am Flügel. So wird eine Ablösung
dieser Grenzschicht vom Flügelprofil hinausgezögert. Der Effekt:
Piloten können Landebahnen
langsamer und steiler anfliegen.
Langsamere, steilere Anflüge
gelten als wirksames Mittel, um
die Lärmbelastung an Großflughäfen zu reduzieren. Allerdings steht
dem Einsatz von Vortex-Generatoren bei Passagierflugzeugen im
Wege, dass die Luftverwirbelung
sich bei normaler Fluggeschwindigkeit negativ auf den Kerosinverbrauch auswirkt. Ein im „Zen-
tralen Innovationsprogramm Mittelstand“ des Bundeswirtschaftsministeriums gefördertes Projekt
des Instituts für Verbundwerkstoffe (IVW) Kaiserslautern und der
Bruchsaler DG Flugzeugbau will
diesen Zielkonflikt nun lösen.
„Wir entwickeln aktive VortexGeneratoren, die nur bei Bedarf
Auswölbungen bilden und sich
während des Fluges in der Tragfläche versenken lassen“, sagt IVWForscher Moritz Hübler. Weil dafür
Die flächigen Elemente
passen sich der
Verformung der
Tragflächen an.
aus Gewichts-, Komplexitäts- und
Kostengründen weder mechanische Lösungen, noch eine elektromotorische Aktuatorik infrage
kommen, geht das Team einen
neuen Weg: Als Aktuator dient ei-
Ausfahrbar: Die VortexGeneratoren (rot) auf Nickel-Titan-Basis entfalten
nur unter Strom ihre strömungsmechanische Wirkung. Foto: DG Flugzeugbau
ne Formgedächtnislegierung auf
Nickel-Titan-Basis, die sich unter
Strom verformt und in ihre ursprüngliche Form zurückkehrt,
sobald kein Strom mehr fließt. Die
gewählte Legierung entfaltet dabei
laut Hübler über 500 MPa Zugspannung und Dehnungen im hohen einstelligen Prozentbereich.
Um diese Materialdynamik zu
nutzen, ohne mit den Leichtbauanforderungen und den Bauraumbeschränkungen des Flugzeugbaus in Konflikt zu geraten, betten
die Ingenieure die Legierung direkt in faserverstärkten Kunststoff
ein. Quasi nebenbei ist so auch gewährleistet, dass sich komplexe
Geometrien realisieren lassen.
Zunächst werden die Forscher
die beweglichen Turbulatoren an
Segelflugzeugen der DG Flugzeugbau erproben. „Das Mehrgewicht
ist schon im Prototypenstadium
auf wenige Kilogramm begrenzt“,
erklärt DG-Entwicklungsleiter Jelmer Wassenaar. Bei Segelflugzeugen spiele das aber keine Rolle –
sie werden oft mit Wassertanks beschwert, um schneller fliegen zu
können. Auch der bauliche Aufwand ist laut Wassenaar trotz vieler über die Tragfläche verteilter
Turbulatoren gering. Die flächigen
Wölbe-Elemente passen sich in
die Flügel ein, werden jeweils von
dünnen Stromkabeln mit Strom
versorgt und bringen die nötige
Flexibilität mit, um sich beim Flug
den üblichen Verformungen der
Tragflächen anzupassen.
„Weil wir die Elemente sehr
dünn auslegen können, genügen
geringe Heizströme zur Verformung“, berichtet Hübler. Deshalb
brauche es in den Segelflugzeugen
auch nur wenig Batteriekapazität,
um das System zu betreiben. Exakte Werte können und wollen die
Entwickler noch nicht liefern.
Erst stehen nun Funktionstests
im Windkanal an, ehe die aktiven
Turbulatoren im Flugversuch am
Segelflugzeug erprobt und die aufwendige Zertifizierung gestartet
werden kann. Wassenaar und
Hübler können sich vorstellen,
dass es langfristig nicht bei Freizeitfliegern bleibt. „Im Sinne geringen Kerosinverbrauches brauchen große Passagierflugzeuge
unterwegs aerodynamisch optimierte Tragflächen. Dagegen sind
im Sinne geringer Lärmbelastung
beim Landeanflug turbulente
Strömungen auf den Tragflächen
gefragt“, so Hübler. P. TRECHOW
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TECHNIK & WIRTSCHAFT
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Elektronik-News
Datenanalysen führen zu
Internet der Dinge: Dell
eröffnet IoT-Labor
Erkenntnissen. Auch kleine
und mittlere Unternehmen
können und wollen davon
profitieren. Foto: dpa/Gaetan Bally
Dell hat sein erstes dediziertes
Labor für das Internet der Dinge (IoT) in Europa vorgestellt.
Die Einrichtung im irischen Limerick ist einer der Bausteine
der neuen IoT-Abteilung von
Dell und zielt auf die Zusammenführung von End-to-EndIT-Lösungen, IoT-Hardware,
Software und Services ab. Das
erste Produkt seines neuen Labors hat Dell bereits angekündigt: ein Gateway, das Kunden
bei der Entwicklung und
schnellen Realisierung von IoTLösungen unterstützt. dell/jdb
Unternehmen: Microsoft
und Dropbox arbeiten
zusammen
Microsoft und der Onlinespeicherdienst Dropbox arbeiten
künftig zusammen. Das haben
beide Firmen am Dienstag dieser Woche überraschend angekündigt. Demnach sollen Benutzer des Microsoft-Büroprogramms Office ihre Dokumente
direkt in dem Onlinespeicher
von Dropbox ablegen können.
Im Gegenzug kündigte Dropbox
an, künftig eine App für Microsofts mobiles Betriebssystem
Windows Phone auf den Markt
zu bringen.
dpa/jdb
Internet: Das Warten auf
Services hat ein Ende
Mittelstand soll Schätze aus
großen Datenbergen heben
Datenmanagement: Kleine und
mittelständische Unternehmen
(KMU) aus Baden-Württemberg können ab sofort beim Smart Data Solution Center Baden-Württemberg
(SDSC-BW) kostenlos eine Potenzialanalyse vornehmen. Damit finden
sie heraus, ob sie Big bzw. Smart
Data nutzen können, um zu Innovationen zu gelangen.
VDI nachrichten, Stuttgart, 19. 6. 15, pek
Unnötige Wartezeiten, z. B. in
Arztpraxen, soll die neue App
verhindern, die drei Studenten
entwickelt haben. Foto: Klaus Rose/dpa
Mit einer App, die untätiges
Warten beim Arzt oder beim
Friseur überflüssig machen soll,
haben drei Informatikstudenten
des Hasso-Plattner-Instituts am
Sonntag 5000 € Preisgeld gewonnen. Carl Ambroselli (21),
Markus Petrykowski (23) und
Stephan Schultz (22) erhielten
den Hauptpreis auf dem dreitägigen Berliner „Hack and Wear
Hackathon“ der Unternehmen
Salesforce und Accenture. „Viele
hassen es, lange herumzusitzen, bis sie für den Haarschnitt
oder die Untersuchung beim
Arzt an der Reihe sind“, erläutert Ambroselli. Die neue App
„IntelliQ“ ist ein intelligentes
System, mit dem sich Kunden
digital in die Warteschlange eines nahe gelegenen Anbieters
von Produkten oder Dienstleistungen einloggen können. Sobald klar ist, wann er an die Reihe kommen wird, erhält der
Kunde eine Nachricht auf sein
mobiles Gerät und erkennt, wie
viel Zeit noch bis dahin vergeht,
und kann sich auf den Weg machen.
rtr/jdb
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
[email protected]
Viele Mittelständler schrecken vor Big
Data, also großen Datenvolumina, zurück, weil sie glauben, dass sie diese nicht
verarbeiten können. „In Wahrheit kommt
es aber auf Smart Data an“, weiß Andreas
Wierse vom Smart Data Solution Center
Baden-Württemberg, kurz SDSC-BW genannt.
Wierse, Geschäftsführer der Firma Sicos BW, die zum Verbund des SDSC gehört, erklärt: „Auch relativ kleine Datenmengen – Small Data – können ausreichend sein, um Gewinn zu erbringen, auf
die Kombination mit weiteren externen
Daten kommt es an.“ Maßgeblich sei vor
allem, dass genau die Informationen gefunden würden, die Antworten auf relevante Fragestellungen gäben, und dass
diese effektiv und zukunftsorientiert eingesetzt würden.
Um in kurzer Zeit herauszufinden, welche externen Daten denn nützlich sind,
ist zunächst ein Rechner mit einem großen Arbeitsspeicher (RAM) nötig. In diesem RAM wird gerechnet, denn das Laden der Daten von Festplatten wäre viel
zu zeitaufwendig. „Dieses In-MemoryComputing ermöglicht es, die hierin geladenen Daten rasch in verschiedenen Dimensionen zu modellieren und aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten“,
erläutert Wierse.
Ein solches In-Memory-Computing ermöglichen die Rechner des weiteren Teilhabers von SDSC-BW, nämlich des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) mit
seinem Rechenzentrum Steinbuch Centre for Computing (SCC) sowie dem KITLehrstuhl für Pervasive Computing Systems. „Auf diesen großen Rechnern können die Kunden des SDSC-BW entsprechend vorbereitete oder selbst entwickelte Algorithmen ausführen lassen“, erklärt
Wierse. Sinn dieser kostenlosen Rechenoperationen ist es, das Potenzial eines
Kunden hinsichtlich Smart Data zu analy-
sieren. „Bei zwei Interessenten wurde dieses Potenzial bereits entdeckt.“ Wierse
nennt einen „süddeutschen Verlag, der
Web- und Social-Media-Analyse machen
will“, und ein „IT-Unternehmen, das bereits Business Intelligence anbietet und
sein Angebot als Dienstleister in Richtung
Smart Data weiterentwickeln möchte“.
Diese Interessenten möchten ihr Business optimieren oder ausweiten.
Das SDSC sei ein herstellerunabhängiger „Solution Enabler“, der strikte Neutralität wahre, versichert der Geschäftsführer der Sicos BW. „Wir verkaufen nichts,
sondern bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei garantieren wir die Vertraulichkeit der
Kundendaten.“ Vielmehr agiere das SDSC
Weil die Verknüpfung unterschiedlicher Informationen den Wert von Smart
Data ausmacht, sind nach Angaben von
Wierse die Erfahrungen der Projektpartner vom KIT von besonderer Bedeutung.
„Hier steht uns ein kompetentes Netzwerk neutraler Partner zur Verfügung, die
sowohl die Perspektive von Forschungsinstitutionen über kleine Dienstleister bis
hin zu größeren Unternehmen kennen
als auch im Anschluss an die kostenlose
Pilotphase umfangreiche Projekte schultern können.“
Auch extreme Spezialisten und Nischenanbieter können dieses Angebot
nutzen, ohne auf halber Strecke Schiffbruch zu erleiden.
Ein häufig anzutreffendes Hindernis, mit dem Mittelständler
„Auch relativ kleine Datenmengen
nach Ansicht Wierses zu kämpfen
haben, ist die sprachliche Kluft
können ausreichen, um Gewinn zu
zwischen der IT-Abteilung und der
erbringen, auf die Kombination mit
Geschäftsführung. „Die Fachabweiteren Daten kommt es an.“
teilungen sprechen oft eine andere Sprache als die IT-Techniker“,
Andreas Wierse, Geschäftsführer von Sicos BW
weiß Wierse aus eigener Erfahrung. „Aber wir verstehen beides.“
mit Unterstützung des baden-württemDenn die Sicos BW und die Projektleitung
bergischen Ministeriums für Wissenbeim KIT brächten die entsprechenden
schaft, Forschung und Kunst in Stuttgart.
Voraussetzungen mit. „Ich bin WissenDas Wissenschaftsministerium will die
schaftler mit Informatikwissen, aber auch
regionale Wirtschaft fördern, indem es
Unternehmer“, charakterisiert sich AnBig Data auch für KMU nutzbar macht.
dreas Wierse. Diese Allround-Kompetenz
Seit Anfang 2015 besteht das Projekt, und
will er in den Dienst der Potenzialanalyse
die Informationen dazu findet man seit
für die kleinen und mittelständischen
März auf der Webseite des SDSC.
Unternehmen stellen.
M. MATZER
Big Data
Big Data zeichnet sich durch vier
Haupteigenschaften aus, die von
Experten als die vier Vs definiert
werden:
- Volume: Big Data sind Massendaten im Tera- und Petabyte-Bereich.
Mittelständlern reichen aber oftmals bereits dreistellige GigabyteZahlen aus, etwa aus Kunden-,
Stamm- und Transaktionsdaten,
um mit Data Mining Entdeckungen machen zu können.
- Variety: Das Aufkommen an Datentypen ist häufig unvorhersehbar und sehr vielfältig. Von unstrukturierten Social-MediaTexten wie Twitter oder Facebook
über halbstrukturierte Daten wie
Logfiles bis hin zu strukturierten
Daten aus Datenbanken ist alles
vorhanden.
- Velocity: Big Data läuft nicht nur
in großen Volumina auf, sondern
auch mit relativ hoher Geschwindigkeit. Ein intelligenter Stromzähler etwa sendet alle 15 min seinen Status. Bei vielen Stromzählern kommen schnell viele Daten
zusammen.
- Veracity: Es ist nicht selbstverständlich, dass Massendaten vollständig, konsistent und wahrheitsgemäß sind. Sie können auch manipuliert und bösartig sein. Das
kann beispielsweise bei einer Denial-of-Service-Attacke (DoS) der
Fall sein, die einen Server in die
Knie zwingen soll.
mima
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK & WIRTSCHAFT
„Dumme“ Terminals finden
zurück auf den Schreibtisch
Informationstechnologie:
Bis zur Einführung des PCs standen
auf den Schreibtischen „dumme“
Terminals. Die anschließende Leistungssteigerung bei PCs und Workstations drängte dann die plattenlosen Thin-Clients in einen Nischenmarkt. Doch der Trend schlägt um.
Tablets und Smartphones im Business-Einsatz erfordern eine neue
Infrastruktur – und hier können die
virtuellen Desktops ihre Vorzüge voll
zur Geltung bringen.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, pek
Foto: Dell
Gegenüber herkömmlichen Computern,
die auf den Schreibtischen in vielen Büros stehen, bieten virtuelle Desktop-Infrastrukturen (VDI) in der Business-ITWelt viele Vorteile. „Jede Anwendung,
über jedes Netz, zu jeder Zeit und auf jedes Gerät“, so lautet heute das Motto des
Softwarehauses Citrix. Es beschreibt sehr
gut, was sich hinter VDI verbirgt und welche Vorzüge es bietet. „Jede gehostete Infrastruktur verschafft den IT-Verantwortlichen erhebliche Vorteile beim Datenmanagement, bei der Datensicherheit,
der Kollaboration und der Administration“, erläutert Jeff McNaught, zuständig
für Cloud-basierte Infrastrukturen bei
Dell. Das Unternehmen ist einer der bedeutenden Anbieter von Thin-Clients –
also den Festplattenlosen Endgeräten, die
bei VDI den normalen PC ersetzen.
Virtuelle Desktop-Umgebungen haben
eine lange Geschichte hinter sich. Es begann mit den Terminal-Anbindungen der
Mainframes in den 1970er-Jahren. Mitte
der 1990er-Jahre erschienen dann die ersten Desktop-Virtualisierungen, die mit
der heutigen Form vergleichbar sind. Pionier war Citrix mit WinFrame. Dabei handelte es sich um ein auf
Multi-User-Nutzung erweitertes Windows. Später erwarb Microsoft die Lizenzrechte daran und integrierte es in Windows NT 4.0.
Diese Technologie ist noch
immer die Basis für Microsofts Remote Desktop Services.
Trotz dieser oft zitierten
Vorzüge von VDI und den
seit Jahrzehnten anhaltenden Vertriebsbemühungen
konnte sich diese IT-Infrastruktur bislang
kaum auf breiter Basis durchsetzen.
Hauptgründe dafür waren mangelnde
Bandbreite, Lizenzrechtsprobleme bei
den Anwendungen sowie viele negative
Schlagzeilen über gescheiterte Projekte.
Die Anbieter argumentieren immer
noch damit, dass der Einsatz von ThinClients billiger sei als der vergleichbarer
PCs. Doch inzwischen gibt es genügend
Musterrechnungen, wonach eine VDI-Lösung zwischen 500 € und 1100 € pro Arbeitsplatz kostet. Gartner-Analyst Gunnar
Berger kennt sogar Fälle, bei denen allein
der Anteil an Speicherkosten bei mehr als
900 € liegt. Auch McNaught räumt ein,
dass Kostenvorteile nur ganz selten eine
virtuelle Desktop-Struktur rechtfertigen.
Folglich sind die bisherigen Anwendungen überwiegend einfache Lösungen
in Callcentern, Schulen, Hochschulen,
Krankenhäusern und Behörden. Die USArmee meldete z. B. vor Kurzem, dass sie
ihre 50 000 PCs im Pentagon komplett auf
VDI umstelle. Inzwischen wurden bereits
18 000 herkömmlicher Computer durch
Thin-Clients ersetzt.
Der IT-Chef der US-Armee, Thomas Sasala, nennt als Grund für dieses Megaprojekt ebenfalls keine Kostenvorteile, sondern beruft sich vor allem auf eine
schnellere Administration. Seiner Meinung nach lassen sich Sicherheits-Patches bei allen 18 000 Clients über Nacht
installieren – was sonst einige Wochen in
Anspruch genommen hat.
Sein Projekt fügt sich in den neuen
Trend, wonach der Einsatz von VDI steil
nach oben zeigt. Sowohl Gartner als auch
IDC raten den IT-Chefs dringend, sich
umgehend mit VDI zu befassen und entsprechende Projekte anzuschieben. „Die
Zeit der Ausreden ist vorbei – Speicher,
Bandbreite, Grafik und die Probleme mit
der Individualisierung der Benutzeroberflächen gehören der Vergangenheit an“,
meint Gartner-Analyst Mark Lockwood.
Entsprechend hochgesteckt sind die
Marktprognosen. Laut dem Electronics
Telecommunications Research Institute
wird der globale VDI-Markt innerhalb der
nächsten drei Jahre durchschnittlich um
30 % auf 115,2 Mrd. $ anwachsen.
Auslöser für diese Trendwende ist die
rasante Zunahme von mobilen Endgeräten im Geschäftseinsatz. Nur mit VDI ist
es möglich, dass man seine Arbeit unterbrechungslos vom Thin-Client aufs Tablet
oder Smartphone „mitnehmen“ kann. Ergänzend kommt noch hinzu, dass bei VDI
keine Daten auf den Endgeräten gespeichert sind, das heißt, der Verlust eines
dieser mobilen Endgeräte verursacht keinen Daten-GAU.
„Das moderne Arbeitsumfeld ist eine
Kombination von Smartphone, Tablet
und Workstation. Die notwendigen Anwendungen sind Linux-, Windows-, iOSoder Android-basiert und das Umfeld
kann ein Café, ein Hotel, ein Konferenzsaal – oder ab und zu auch mal ein richti-
21
Energiespiegel
Erdöl: Norwegens Statoil
streicht bis zu 1500 Jobs
Der norwegische Öl- und Gasriese Statoil verschärft seinen Sparkurs und will bis zu
1500 weitere Stellen streichen.
Bis Ende 2016 will das staatlich
kontrollierte Unternehmen außerdem 525 Berater entlassen,
wie Statoil in Oslo mitteilte. Der
Konzern leidet wie seine Wettbewerber unter dem Verfall des
Ölpreises. Nach über zehn Jahren Gewinn schreibt Statoil seit
dem dritten Quartal 2014 rote
Zahlen. Weltweit hat Statoil etwa 23 000 Mitarbeiter. dpa/kur
Erdgas: Putin setzt mit
Erdogan Planung von
Turkish Stream fort
Kremlchef Wladimir Putin und
der türkische Präsident Recep
Tayyip Erdogan haben die Planung des großen Pipeline-Projekts Turkish Stream fortgesetzt.
Mit Turkish Stream will Russland ab Ende 2016 jährlich bis
3
zu 63 Mrd. m Gas durch das
Schwarze Meer in die Türkei
und dann weiter über Griechenland nach Südosteuropa
liefern. Die Ukraine als Transitland in die EU wäre damit umgangen. Noch hat Griechenland
aber nicht zugestimmt. dpa/kur
Tastatur und Bildschirm, dazu ein einfacher Rechner
für die Anbindung an Netzwerk – mehr braucht man
heute nicht mehr für einen Arbeitsplatzrechner.
Erdöl: Großer Ölfund
in Mexiko
Foto: Panthermedia/Andriy Popov
„Man muss sich das wie bei einem
Smartphone vorstellen. Da sind auch diverse Anwendungen bereits vorinstalliert,
doch das volle Potenzial lässt sich erst mit
individuellen Apps ausschöpfen“, sagt
Templeton über die neue Plattform. Gehostet werden kann CWC praktisch auf
jeder Cloud-Plattform. Einige große Anbieter stehen
hierfür schon bereit.
Dazu gehören unter anderen Hewlett-Packard und
„Kostenvorteile rechtfertigen
IBMs Cloud-Tochter Softnur ganz selten eine virtuelle
layer. IBM hat bereits signaDesktop-Struktur.“
lisiert, dass man CWC auch
als Teil des eigenen PortfoJeff McNaught, zuständig für Cloudlios anbieten will. „Unsere
basierte Infrastrukturen bei Dell
Kunden und Partner erwarten von uns, dass wir sie bei
der Vereinfachung und Verbesserung des IT-Manageges Büro sein“, sagte Citrix-CEO Mark
ments unterstützen, und CWC ist ein
Templetons in seiner Keynote auf dem
wichtiges Tool, um diese Forderung zu erjüngsten Kunden-Event in Orlando. Citrix
füllen“, sagt Jim Comfort, General Manaund VMware sind die beiden führenden
ger für die IBM-Cloud.
Softwareanbieter auf diesem Gebiet.
Parallel zu den neuen Programmen von
Kürzlich präsentierte Citrix in Orlando
Citrix gab es in Orlando auch ergänzende
eine Fülle an Neuheiten, allen voran die
Produkte der Partner. So stellte Dell bei„Citrix Workspace Cloud“, kurz CWC. Daspielsweise verschiedene VDI-Appliances
bei handelt es sich weniger um eine fertivor, die sich vor allem an kleine und mittge Lösung, sondern mehr um eine Cloudlere Unternehmen richten. Hierzu gehöbasierte Plattform, über die unterschiedren auch eine verbesserte Software (Wyse
liche Applikationen bereitgestellt werden
Device Manager 5.5 und Foglight for Virkönnen. „CWC ist ein Blueprint, der inditualization 8.2) sowie neue Systeme zum
viduell mit Leben gefüllt werden muss“,
Infrastruktur-Monitoring, die speziell für
sagte Templeton über das neue Produkt.
auf Citrix optimiert wurden.
Das bedeutet konkret, dass man eine
Das rasant ansteigende Marktinteresse
Benutzeroberfläche schaffen kann, auf
an VDI hat für Citrix und VMware aber
der Anwendungen aus dem eigenen Reauch unangenehme Nebeneffekte, denn
chenzentrum, von Public-Cloud-Provies drängen immer mehr Konkurrenten in
dern oder von Drittanbietern nahtlos verdieses Geschäft. So arbeiten Amazon,
eint sind.
Dell, Microsoft und Red Hat derzeit fieDamit aber nicht jedes Mal mit einer
berhaft an neuen leistungsfähigen VDIleeren Oberfläche gestartet werden muss,
Lösungen, mit denen sie die Vormachtist seitens Citrix bereits eine Reihe an
stellung des Duopols angreifen wollen.
Standardapplikationen
vorinstalliert.
HARALD WEISS
Der mexikanische Ölkonzern
Pemex hat im Südosten des
Landes große neue Reserven
entdeckt. In den Feldern vor der
Küste der Bundesstaaten Tabasco und Campeche im Golf von
Mexiko könnten täglich mindestens 200 000 Barrel (etwa
31,8 Mio. l) Erdöl und
3
4,8 Mio. m Erdgas gefördert
werden, sagte Generaldirektor
Emilio Lozoya am Mittwoch auf
einer Tagung der Ölindustrie in
Guadalajara. Das sei der wichtigste Fund seit fünf Jahren. Die
Förderung soll in etwa 16 Monaten beginnen.
dpa/kur
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
[email protected]
Rohölpreis Brent
Dollar
Barrel
15. Juni 2015
64,09 Dollar
70
65
60
55
50
45
40
März
April
Grafik: VDI nachrichten 25/2015
Mai
Juni
Quelle: HB/Börse.de
Die Futures-Notierungen sind
am Dienstag nach mehreren
Tagen Verlusten an der Rohstoffbörse ICE in London wieder leicht
gestiegen. Experten rechnen
aber erst wieder mit deutlicheren Ausschlägen, wenn sich die
gegenwärtige Angebotsschwemme vermindert oder die Nachfrage stärker anzieht.
dpa/rb
22
TECHNIK & WIRTSCHAFT
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Kommunen greifen bei der Anbindung ans
schnelle Internet zur Selbsthilfe
Kommunikationsnetze:
Beim Breitbandausbau werfen
Vertreter ländlicher Regionen
Politik und Wirtschaft Versagen vor. Sie wollen nicht länger auf Netzbetreiber warten
und starten eigene Projekte.
Einige davon will die Bundesregierung nun fördern.
VDI nachrichten, Berlin, 19. 6. 15, rb
Er könne sich an eine Zeit ohne
Handys erinnern und auch daran,
dass Telefone einst eine Wählscheibe hatten. Damals habe nicht
jeder Haushalt einen eigenen Anschluss besessen, deshalb sei
mancher zum Telefonieren zu den
Nachbarn gegangen. Als er das seiner jugendlichen Tochter erzählte,
habe die ihn daraufhin verwundert gefragt: „Papa, wie seid ihr damals eigentlich ins Internet gekommen?“
Diese Geschichte erzählte Rainer Bomba, Staatssekretär im
Bundesministerium für Verkehr
und digitale Infrastruktur (BMVI),
zur Auftaktveranstaltung des Projekts Moro-digital letzte Woche in
Berlin. Mit dem „Modellvorhaben
der Raumordnung, digitale Infrastrukturen als regionaler Entwicklungsfaktor“ möchte das Ministerium den Breitbandausbau auf
dem Land vorantreiben.
Bombas Anekdote verdeutlicht,
wie selbstverständlich ein Zugang
zum Netz heutzutage erscheint.
Fehlt er jedoch, wachsen die Probleme, davon können besonders
Menschen auf dem Land berichten: „Im ländlichen Raum sind im
Durchschnitt lediglich 23,3 % der
Haushalte mit Breitband versorgt“, berichtete Klaus Ritgen,
Referent beim Deutschen Landkreistag.
Strukturschwache Regionen bewegen sich deshalb oft in einem
Teufelskreis: Fehlt der Breitbandanschluss, siedeln sich keine neuen Unternehmen an und vorhandene wandern ab. Arbeitsplätze
gehen verloren und das demografische Ungleichgewicht verschärft
sich. In der Folge sinken die Steuereinnahmen und das Gebiet wird
noch strukturschwächer.
„Unsere Stärke liegt im ländlichen Raum, denn wir ziehen unsere Wirtschaftskraft aus diesen
Regionen, weil dort viele Mittelständler angesiedelt sind“, mahnte daher Ritgen. Dabei kommt einem schnellen Netzzugang eine
entscheidende Bedeutung zu.
„Das Internet ist zum zentralen
Bereich der Wirtschaft herangewachsen“,
betonte
Wilhelm
Eschweiler, Vizepräsident der
Bundesnetzagentur. Breitbanddefizite können die Zukunft gefährden: „Industrie 4.0 braucht Breitband“, heißt es in der Initialstudie
zum Projekt. Deshalb warnte
Eschweiler: „Wenn infrastrukturelle Voraussetzungen fehlen, werden sich die darauf basierenden
Angebote anderswo entwickeln.“
„Im Grundgesetz steht, dass
überall gleichwertige Lebensverhältnisse herrschen müssen“, erinnerte Ritgen. Deshalb hatte die
Bundesregierung im Koalitionsvertrag festgelegt, die Breitband-
Das Projekt
- Das Bundministerium
für Verkehr und Infrastruktur will den Breitbandausbau fördern
und sucht dazu Modellregionen.
- Bewerben können sich
strukturschwache ländliche Regionen mit Unterversorgung.
- Mit jeweils 80 000 € wird
die Planung von Leuchtturmprojekten unterstützt.
- Projektskizzen müssen
bis zum 10. Juli eingereicht werden.
usi
- www.moro-digital.de
Buddeln für Bauern: Da der Breitbandmarkt im ländlichen Raum noch immer versagt, beauftragen Gemeinden Zweckverbände mit der Ausschreibung für Bau und Betrieb von Netzen. Foto: Caro/R. Seeberg
versorgung bis 2018 flächendeckend auf eine Geschwindigkeit
von 50 Mbit/s auszuweiten.
Fachleute bezweifeln jedoch,
dass dieses Ziel erreicht wird –
auch Nico Grove, Leiter des Instituts für Infrastrukturökonomie
und -management. „Wir haben
den ländlichen Raum jahrelang
stark vernachlässigt“, das werde
besonders im Vergleich zu anderen Ländern deutlich.
Grove kritisierte alle, die auf eine bandbreitenhungrige „KillerApplikation“ warten, bevor sie den
Ausbau vorantreiben: „Die gibt es
nicht! Erst die Bandbreite, dann
das Vergnügen.“ Ritgen ging noch
weiter und sprach sogar von
Marktversagen. Das liege in der
Ökonomie der Netzinfrastruktur
begründet, denn öffentliche Infrastruktur über den Markt zu errichten, sei generell schwierig: „Sehen
Sie sich Schiene und Straße an, da
funktioniert der Markt bis heute
nicht.“
Ähnlich sah dies auch Richard
Krause, Leiter des Breitbandkompetenzzentrums Schleswig-Holstein: „Wir müssen der Unterver-
sorgung Herr werden, die der
Markt uns beschert hat.“
Auf Unternehmen wollen sich
viele Kommunen beim Bandbreitenausbau nicht mehr verlassen,
sie nehmen das selbst in die Hand.
In mehreren Landkreisen engagieren sich Kommunen, so auch in
Schleswig-Holstein, dessen Vertreter Krause das Verfahren so schilderte: „Gemeinden und Städte
„Wir haben den ländlichen Raum jahrelang
stark vernachlässigt.“
Nico Grove, Leiter des Instituts
für Infrastrukturökonomie und
-management
gründen einen Zweckverband und
machen eine EU-Ausschreibung,
um einen Betreiber zu finden, der
das Netz plant, baut und betreibt.“
Das Netz selbst bleibt jedoch im
Besitz der Kommune.
Auch der Landkreis AltmarkSalzwedel favorisiert dieses Modell und gründete einen Zweckverband. „Der Breitbandmarkt
versagt im ländlichen Raum, aber
es ist eine öffentliche Aufgabe wie
die Trinkwasserversorgung“, erklärte Axel Schulz, für technische
Infrastruktur im Altmarkkreis
Salzwedel zuständig. Er hofft, mit
Breitband durch Telearbeitsplätze
Jobs in der strukturschwachen Region zu halten.
Infrastrukturexperte Grove hält
Zweckverbände für ein geeignetes
Modell. Gegenüber den VDI nachrichten betonte er aber: „Wichtig
ist, dass sie sich nicht in den Betrieb ihres Netzes verstricken, sondern sich einen Betreiber suchen.“
Mit dem Moro-Projekt bekommen Kommunen und Landkreise
für ihre Projekte Unterstützung
vom BMVI. Leuchtturmprojekte
werden mit rund 80 000 € gefördert. Damit kommt man beim
Bandbreitenausbau nicht weit,
deshalb dienen diese Mittel vorrangig der Planung. Für den Ausbau selbst stelle der Bund
1,1 Mrd. € zur Verfügung, sagte
Staatssekretär Bomba. Hinzu sollen Teile der Erlöse der derzeit in
Mainz laufenden Frequenzversteigerung kommen. UWE SIEVERS
Kabelnetzbetreiber fordern Rückhalt in der Politik
Breitband: Kritisch sieht Thomas Braun, Präsident des Verbandes der Kabelnetzbetreiber (Anga), die Rolle der Politik
beim Netzausbau. Auf der Branchenmesse Angacom forderte
er: „Investitionen in Netze müssen auch belohnt werden.“
VDI nachrichten, Köln, 19. 6. 15, jdb
NRWs Ministerpräsidentin Hannelore Kraft war erste Adressatin,
als Thomas Braun zur Eröffnung
der Branchenmesse Angacom der
Politik die Leviten las. „Die schöne
neue Medienwelt gibt es nur, weil
es breitbandige Netze gibt“, sagte
der Präsident des Verbandes der
Kabelnetzbetreiber (Anga). Und
diese Netze gebe es nur, weil Unternehmen wie die Kabelnetzbetreiber frühzeitig auf eigene Kosten und eigenes Risiko in diese
Netze investiert hätten. Doch anstatt durch geeignete Rahmenbe-
dingungen diese Risiken möglichst gering zu halten, so Braun,
„legt uns die Politik vielfach Steine
in den Weg“. Das beginne bei Auflagen der Kommunen und ende
bei der Diskussion um die Netzneutralität.
Braun konnte sich der Aufmerksamkeit der Politik sicher sein,
denn bereits zum zweiten Mal fanden die Eröffnung der Angacom
und die des Medienforums NRW
in Kooperation statt. Die Ministerpräsidentin hatte also gleich nach
Braun Gelegenheit, ihre Sicht der
Dinge darzulegen. Auch für Kraft
gehört eine breitbandige Netzanbindung mittlerweile zur Daseinsvorsorge. Sie will dies in NRW bis
2018 flächendeckend realisiert haben und setzt dazu auch auf die
Erlöse aus der derzeit stattfindenden Versteigerung weiterer Frequenzen an die Mobilfunkbetreiber. Zudem stünden für die Kom-
NRW gibt Kommunen
60 Mio. € für Breitband
im ländlichen Raum
munen 60 Mio. € für den Ausbau
im ländlichen Raum bereit.
Gleichzeitig kritisierte sie bestehende Gesetze des Bundes. So sei
die Regelung zur so genannten
Störerhaftung in WLAN-Netzen
noch zu kompliziert und behindere diese Variante des Netzausbaus.
„Breitband trifft Inhalt“ lautete
das Motto der diesjährigen Angacom und da bewegen sich die ehemaligen TV-Kabelanbieter auf bekanntem Terrain. Denn auch der
stetig wachsende Bandbreitenbedarf bei der Versorgung der Haushalte mit Internet wird durch Bewegtbildinhalte getrieben. So
stellte Manuel Cubero, Vorstandsvorsitzender von Kabel Deutschland und Mitglied der Geschäftsführung von Vodafone Deutschland, klar: „60 % bis 70 % des Traffics kommen vom Videostreaming
– ohne Video gäbe es kein Breitband.“ Vodafone sieht sich nach
dem Kauf von Kabel Deutschland
als konvergentes Telekommunika-
tionsunternehmen, als Anbieter
von Kabelfernsehen, Festnetz und
Mobilfunk aus einer Hand.
Wettbewerber Unitymedia verfolgt einen etwas anderen Ansatz,
um möglichst viele Menschen mit
seinen Breitbandangeboten zu erreichen: Auf der Angacom verkündete der Deutschland-Chef von
Unitymedia, Lutz Schüler, den
Start eines öffentlichen WLAN-Angebots in bis zu 100 Städten. Außerdem biete man Ladenbesitzern, Cafe- und Restaurantbetreibern die Möglichkeit, ihre Räume
mit WLAN-Hotspots auszurüsten.
Unitymedia übernimmt hier auch
die von Ministerpräsidentin Kraft
kritisierte Störerhaftung, um die
rechtlichen Hürden für den
WLAN-Anbieter möglichst gering
zu halten.
jdb
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK & WIRTSCHAFT
Gene Editing macht die
Arzneiforschung effizienter
Gentechnik: Eine molekulare Schere, mit
der sich einzelne Gene wie in einem Textdokument ausschneiden und neu platzieren lassen,
beschleunigt nicht nur die Pharmaforschung.
Das Multifunktionswerkzeug ist so exakt, dass
damit auch menschliche Embryonen nach Maß
geschaffen werden könnten. Genau das wollen
chinesische Forscher nun erprobt haben.
VDI nachrichten, Berlin, 19. 6. 15, ber
Foto: David Ausserhofer/MDC
Es ist ein rasanter Siegeszug in der Gentechnik und eine brisante Gratwanderung. Vor knapp drei Jahren beschrieben
Emmanuelle Charpentier, heute am
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, und Jennifer
Doudna von der University of California
in Berkeley, USA, ein neues Werkzeug in
der Molekularbiologie.
Crispr-Cas9, so die sperrige Bezeichnung, ist eine Art molekulare Sonde mit
anhängender Schere, die die DNA punktgenau schneiden kann. Wie bei einem
Textdokument lässt sich damit das Erbgut
redigieren. Man kann Gene ausschneiden, verändern und neue genetische Informationen einfügen. Das funktioniert
nicht nur bei Bakterien, denen das Multifunktionswerkzeug entlehnt ist. Diese
wehren damit zum Beispiel Viren ab. Mithilfe des Cas-Enzyms trennen sie exakt jene Viren-Gene aus ihrem Genom heraus,
die zuvor von Crispr, einem Molekülkomplex aus RNA, als fremd erkannt wurde.
Der Clou: RNA ist als komplementäres
Schwestermolekül der DNA von Natur
aus auf hoch spezifische Erkennung getrimmt. Das ist der Grund für die universelle Zielgenauigkeit des Genskalpells,
das Erbinformation, egal ob bei Mikrobe,
Mais, Maus oder Mensch, viel präziser als
andere Methoden erkennt und schneidet.
Die Biotechbranche ist begeistert.
„Durch neue Technologien wie CrisprCas ist das gezielte Einsetzen oder Entfernen bestimmter Genabschnitte wesentlich einfacher geworden. Dies ermöglicht
langfristig sowohl neue Therapieoptionen als auch Anwendungen in der Pflanzenzüchtung“, sagt Ernst-Ludwig Winnacker. Der ehemalige Präsident der Deutschen
Forschungsgemeinschaft
berät heute den Pharmakonzern Bayer. Denkbar
seien nicht nur eine effiziente Behandlung oder
Vorbeugung von Erbkrankheiten,
sondern
auch neue Therapieansätze im Kampf gegen Erkrankungen wie Aids und
Krebs oder auch Einsätze
im Agrarsektor.
Die Biotechnologie profitiert schon
jetzt vom hochpräzisen Genskalpell. Beispiel Tiermodell. In der Regel an Mäusen
simulieren Pharmaforscher Erbgutveränderungen, die eine wichtige Rolle für die
Entwicklung neuer Medikamente spielen.
Dabei werden die Mäuse gentechnisch so
verändert, dass sie als Modell für
menschliche Erkrankungen dienen.
Dauerte es früher bis zu einem Jahr, bevor ein Tiermodell stand, „schaffen wir
das heute, dank der Crispr-Cas-Technologie, in einem Fünftel der Zeit“, sagt Lorenz Mayr, Vizepräsident beim schwedisch-britischen Pharmakonzern AstraZeneca. Der Zeitgewinn zahlt sich durch
einen frühen Markteintritt und beim Patentschutz aus.
23
Technik-News
3-D-Druck: Paste für
Feinschmecker gewinnt
Start-up-Award
In der richtigen Konsistenz lassen sich Lebensmittel wie Marzipan, Karamell, Leberpaste
oder Kartoffelpüree per
3-D-Druck zu schmackhaften
Kunstwerken verwandeln. Die
Idee des Unternehmens
print2taste aus Freising wurde
diese Woche mit dem Start-upAward der Messe FabCon 3D in
Erfurt ausgezeichnet. Den zweiten Platz belegte Trinckle aus
Berlin mit einer Software, die
3-D-Druck ohne CAD-Kenntnisse ermöglicht. Mit einem
Computerprogramm für das
Einkaufsmanagement von additiv gefertigten Produkten kam
Additively aus Zürich auf Rang
drei. Insgesamt wurden Preisgelder von 5000 € vergeben. ciu
Stahl: Fortschritt bei
Produktion von
Weißblechdosen
An menschlichen Embryonen haben kürzlich chinesische Forscher die Genschere bereits eingesetzt. Die Versuche wurden aber bald abgebrochen. Bild: PantherMedia/Sebastian Kaulitzki
Auch gentherapeutische Eingriffe erleichtert die neue Methode und macht sie
effizienter. Denn das neue Multifunktionswerkzeug lässt sich so klein machen,
dass es in sogenannte AAV-Viren passt.
Diese Genfähren sind relativ klein, haben
aber den großen Vorteil, dass sie für den
menschlichen Organismus harmlos sind.
Mit ihrer Hilfe kann die Genschere ins Innere von kranken Organen gelangen, um
dort Zellen zu reparieren.
Im Versuch mit Mäusen haben US-Forscher am Broad-Institute in Cambridge,
Massachusetts, die Wirksamkeit einer solchen Gentherapie demonstriert. Sie
packten die Crispr-Cas-Schere in die
Genfähren hinein und spritzten diese in
die Leber von Mäusen. Dort sollte das
Skalpell bestimmte Zielgene ausschalten.
Eine Woche nach der Injektion waren
bereits 40 % der Zielgene in der Leber der
Tiere verändert. Da diese Gene den Cholesterinhaushalt regulierten, veränderte
sich entsprechend auch der Cholesterin-
auch gezielte genetische Veränderungen
von Ei- und Samenzellen des Menschen
möglich sind, Manipulationen, die einen
Tabubruch darstellen, weil sie vererbbar
sind. Solche Eingriffe sind zwar in vielen
Ländern, so auch Deutschland, gesetzlich
verboten, doch „ein weltweites Verbot
gibt es nicht“, so Rajewsky, der ein Moratorium in der Genforschung fordert. Womöglich kommen die mahnenden Worte
zu spät.
Kürzlich sorgte eine Veröffentlichung
chinesischer Forscher weltweit für Aufsehen. Wie die Gruppe um Junjiu Huang
von der Provinzuniversität Sun Yat-sen in
Guangzhou berichtet, haben sie menschliche Embryonen mithilfe der Crispr-CasTechnik genetisch manipuliert. Der Eingriff wurde an 54 Embryonen durchgeführt, die bei Versuchen der künstlichen
Befruchtung nicht eingesetzt und deshalb für Forschungszwecke eingefroren
wurden.
Dabei handelte es sich um nicht lebensfähige Keime, die jeweils von zwei männlichen
Samenzellen
befruchtet
„Langfristiges Ziel ist es, die
worden waren. Solche Embryonen mit drei statt wie
Crispr-Cas-Technik auch für die
normal zwei ChromosomenGentherapie beim Menschen
sätzen sterben in einem früzur Behandlung schwerer
hen Stadium ihrer Entwicklung ab. Sie dienten den chiErkrankungen einzusetzen.“
nesischen Forschern als
Klaus Rajewsky, Krebsforscher am MaxTestfall für die neue Technik.
Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
Mit unerwartetem Ausgang.
Denn nur in rund der Hälfte
der Fälle konnte die genetispiegel im Blut der Tiere. „Wir sind besche Zielregion ersetzt werden und das
geistert über die Aussichten, die das neue
auch nur in jeweils einem Teil der emWerkzeug für die Gentherapie verheißt.
bryonalen Zellen.
Es arbeitet exakt und zuverlässig und ist
Spezifität und Zuverlässigkeit der neugleichzeitig klein genug, sodass man es in
en Technik müsse noch deutlich verbesViren vom Typ AAV packen kann. Das
sert werden, bevor an eine klinische Anmacht es zu einem hervorragenden Kanwendung zu denken ist, so das Fazit der
didaten für die Gentherapie“, ist Studienchinesischen Forscher, die ihre spektakuleiterin Fei Ann Ran überzeugt.
lären Ergebnisse in einem wenig ein„Langfristiges Ziel ist, die Crispr-Casschlägigen Blatt veröffentlicht haben.
Technik auch für die Gentherapie beim
Für Zweifel unter Forschern sorgt auch
Menschen zur Behandlung schwerer Erdie Tatsache, dass sich die Gutachter des
krankungen einzusetzen“, sagt Klaus RaBlattes offenkundig nicht einen Tag Zeit
jewsky vom Max-Delbrück-Centrum für
für die Prüfung der eingereichten Arbeit
Molekulare Medizin in Berlin. Dem Gengenommen haben, wie aus den Datumsforscher war es vor kurzem gelungen, das
angaben für Einreichen und Akzeptieren
Verfahren noch effizienter zu machen.
der Veröffentlichung hervorgeht.
Zugleich warnte er davor, dass damit
SILVIA VON DER WEIDEN
Gleich mehrere Innovationen
stecken laut Wirtschaftsvereinigung Stahl in der neu entwickelten Aerosoldose SteeloCare.
Sie vereine Maschinen-Knowhow, gehobene Verschlusstechnik sowie eine besondere Stahlsorte, heißt es über den Gewinner des Stahl-Innovationspreises 2015, der vorige Woche gekürt wurde. Das Stahlmaterial
ist beidseitig folienlaminiert
und erleichtert die Bedruckung.
Realisiert wurde das Produkt in
einer Gemeinschaftsentwicklung der Unternehmen Lanico
Maschinenbau Otto Niemsch
aus Braunschweig und Schuler
Pressen aus Göppingen.
ciu
Metalle: Gießereitechnik
im Großformat
trifft auf Metallurgie
Walzwerk steuern: Auf der Messe Gifa in Düsseldorf lässt sich
das mit einem echten Leitstand
simulieren. Foto:Messe Düsseldorf/ctillmann
Bis zum 20. Juni ist auf der
Messe Düsseldorf die „Bright
World of Metals“ zu sehen, die
die vier Fachmessen Gifa, Metec, Thermprocess und
Newcast vereint. Highlights
sind unter anderem ein 50 t
schwerer Induktionsofen vom
Dortmunder Hersteller ABP sowie ein Steuerstand, von dem
aus Besucher eine Walzwerkanlage zur Produktion von Grobblechgerüsten bedienen können. Per Joystick lassen sich in
einer Simulation damit in Halle
10 auf dem Stand der SMS
Group aus Düsseldorf Prozesse
im Walzwerk steuern. Einige
Hersteller von Gießereimaschinen zeigen komplette Anlagen
mit bis zu 10 m Höhe. ciu
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ciu
[email protected]
24
TECHNIK & WIRTSCHAFT
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Gefährliches Asbest-Vermächtnis
Fortschritte in der Analytik haben diese Probleme aber mittlerweile gelöst. „Seit 2010 gewinnen
wir somit Erkenntnisse, um dieses
Problem umfassend beurteilen zu
können“, sagt der GVSS-Mann.
„Darum kommt das Thema erst
jetzt auf den Tisch.“
Schadstoffsanierung:
Durch weiterentwickelte Analyseverfahren kann Asbest seit
einigen Jahren auch bei Produkten mit geringem Faseranteil nachgewiesen werden. So
zeigt sich, dass asbesthaltige
Fliesenkleber, Putze und
Spachtelmassen weit verbreitet und gefährlicher sind als
bisher gedacht. Zu diesem
Thema wurde nun ein Diskussionspapier vorgestellt.
Wegen Analyseproblemen
wurde Gefahrenpotenzial
lange nicht erkannt
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, kur
Am Donnerstag dieser Woche
stellten der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und der Gesamtverband für Schadstoffsanierung
(GVSS) ein Diskussionspapier zur
Erkennung, Erkundung und Sanierung von Putzen, Spachtelmassen und Fliesenklebern vor.
Eigentlich sollte kein besonders
Gesundheitsrisiko bestehen, wenn
ein Fliesenleger Fliesen von der
Wand stemmt, ein Handwerker
Gipskartonwände bei der Sanierung demontiert oder ein Mieter
ein Loch in die Wand bohrt. Doch
im Diskussionspapier finden sich
Untersuchungen, die zeigen, dass
von diesen bisher als ungefährlich
eingestuften
Asbestprodukten
teils erhebliche Gefahren ausgehen: Das Abschlagen von Fliesen
auf asbesthaltigem Kleber etwa
3
setzt bis zu 77 000 Fasern/m frei,
3
bis zu 1 Mio. Fasern/m , wenn der
Fliesenkleber abgeschliffen wird.
Asbesthaltige Produkte finden
sich laut den Autoren des Papiers
in einem Viertel aller Gebäude in
Westdeutschland, die vor 1995 errichtet wurden. In Ostdeutschland
spielt Asbest dagegen kaum eine
Für eine Asbestsanierung muss ein Schutzanzug getragen werden. Wenn aber nicht bekannt ist, dass Asbest in der Wand ist,
wird noch ohne Schutz gearbeitet. Foto: Arcadis Deutschland/Martin Kessel
Rolle. Der Baustoff wurde in
Deutschland zwar 1993 verboten,
Restbestände seien aber bis 1995
verbaut worden.
„Rein fachlich ist Asbest in Fliesenklebern kein neues Thema“,
sagte Christoph Hohlweck, Vorstandsvorsitzender des GVSS. Das
sei schon seit dem Erscheinen des
Ersatzstoffkatalogs 1983 bekannt.
„Fliesenkleber und Spachtelmassen galten bisher als relativ ungefährlich“, so Hohlweck. Sie zählen
zu den stark gebundenen Asbestprodukten, die Fasern nicht so
einfach freisetzen. Erst bei Sanierungs-, Renovierungs- oder Abbrucharbeiten, werden die Fasern
mit dem Staub in die Luft gewirbelt. Laut Diskussionspapier kön-
nen so auch Produkte mit einem
Asbestgehalt von weniger als 0,1 %
gefährlich werden, für die noch
keine Vorschriften existieren.
Dieses Gefahrenpotenzial sei
bisher unterschätzt worden, sagt
Hohlweck, auch weil sich der
Nachweis der Fasern lange
schwierig gestaltete. „In der Matrix
mineralischer Baustoffe wird Asbest bei geringeren Konzentrationen mit der Standardanalyse oft
nicht zuverlässig identifiziert“, erklärt der Experte. Das heißt, wenn
zum Beispiel viel Gips in der Probe
ist, gibt die Analyse fälschlicherweise Entwarnung. Auch Testverfahren für die Atemluft seien wegen zu viel Baustaubs nicht auswertbar gewesen.
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung registrierte in den
letzten drei Jahren jährlich rund
1500 Todesfälle im Zusammenhang mit Asbest und 3700 neue
Fälle von Asbestose oder Mesotheliom. Dabei handelt es sich aber
nur um anerkannte Fälle aus dem
Arbeitsleben. Experten schätzen
die Zahl der insgesamt Betroffenen deutlich höher ein. Die Zeit
vom Einatmen der Faser bis zum
Ausbruch einer Krankheit kann bis
zu 40 Jahre betragen.
Während Asbestzement mit bloßem Auge gut zu identifizieren ist,
erkennt man Putze, Spachtelmassen und Fliesenkleber mit Asbest
kaum. „Die kann man augenscheinlich von Produkten ohne
Asbest nicht unterscheiden“, so
Hohlweck. Handwerker und Hausbewohner können also bisher wegen mangelnder Kenntnis den
schädlichen Fasern ausgesetzt
sein. Das Diskussionspapier soll
diesen Umstand aufklären.
„Außerdem ist es die frühzeitige
Öffentlichkeitsinformation zur Erarbeitung einer eigenständigen
VDI-Richtlinie in der Reihe 6202
Gebäudeschadstoffe“, sagt Martin
Kessel, vom Ingenieurunternehmen Arcadis Deutschland. Er ist
einer der Autoren des Papiers und
Entwicklungsingenieur
(m/w)
Karlsruhe
ID: 2611038
Technische(-n)
Vertriebsingenieur(-in)
Nordhausen
ID: 10189524
Leiter (m/w)
Technik und Produktmanagement)
Köln
ID: 10189534
Procurement Professional
(m/w)
Herbrechtingen
ID: 2609973
Techniker(in) für Betriebsund Prozesstechnik
Pforzheim
ID: 10189518
Produktmethodiker (m/w)
für Anbauteile
Regensburg
ID: 2611043
Entwickler Meterware
GEHALTSTEST FÜR
INGENIEURE.
(m/w)
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ID: 2560658
Experte im Bereich
Dampf- und Drucktechnik (m/w)
Ravensburg
ID: 2613367
Senior Systems Engineer
(f/m)
Martinsried (bei München)
ID: 10189490
Projektingenieur (w/m)
Ver- und Entsorgung
Hürth bei Köln
ID: 2613812
Sicherheitsingenieur
(m/w)
Großenbrode
ID: 2602815
Applikations-Spezialist/-in
Bildverarbeitung
Hannover
ID: 10189545
Ingenieur (m/w)
TGA / Versorgungstechnik
Bonn
ID: 10189533
Asset Manager (m/w)
Netznutzungsstrategie
München
ID: 2615593
setzt sich für die Aufhebung der
„Unschuldsvermutung“ bei Asbest
ein: „In Deutschland gilt im Moment etwas vereinfacht und zugespitzt: Solange kein Asbest nachgewiesen ist, sind keine Schutzmaßnahmen zu ergreifen.“ In der
Schweiz sei das umgekehrt: „Wenn
nicht belegt ist, dass kein Asbest
vorhanden ist, dann muss mit entsprechenden Schutzmaßnahmen
vorgegangen werden“, so Kessel.
Die Bestimmung ist Teil einer
Anleitung der Schweizerischen
Unfallversicherungsanstalt
für
Fliesenleger im Umgang mit asbesthaltigem Kleber. So können
etwa die neuen Fliesen einfach
über die anderen geklebt werden.
Solange Asbest in der Wand bleibt,
ist er nicht gefährlich.
Das Beispiel zeigt, dass es auch
einfache Lösungen für den Umgang mit Asbest gibt. „Wenn Asbest bei Planung und Ausführung
früh einbezogen wird, trägt der
Mehraufwand die Baubeteiligten
auch nicht aus der Kurve.“ Die Situation sei zwar erschreckend,
stelle die Bauwelt aber nicht auf
den Kopf. „Die Technik zum sicheren Umgang mit Asbest ist schon
lange vorhanden“, sagt Hohlweck.
FABIAN KURMANN
Trügerisch: Fliesenkleber
mit Asbest ist mit bloßem
Auge nicht identifizierbar.
Foto: Arcadis Deutschland/Martin Kessel
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VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK & WIRTSCHAFT
25
Die deutsche Kraftwerksbranche kann aufatmen. Hierzulande halten die Kraftwerke die künftigen EU-Vorgaben überwiegend bereits ein. Foto: PantherMedia/Erich Teister
Schärfere Vorgaben für Kohlekraftwerke
in Deutschland kein Problem
Umwelt: Den Stand der Technik
zur Schadstoffminimierung bei Kohlekraftwerken definiert die EU neu.
Einige deutsche Kraftwerke müssen
nachrüsten. Umweltverbände kritisieren, zu oft habe man sich nicht
am technisch Machbaren, sondern
am politisch Gewollten orientiert.
VDI nachrichten, Sevilla, 19. 6. 15, ber
Rund 70 Kraftwerksfachleute diskutierten
Anfang Juni sieben Tage lang in Sevilla in
Südspanien darüber, mit welchen besten
verfügbaren Techniken (BVT) Großfeuerungsanlagen wie Kohlekraftwerke etwa
ab dem Jahr 2021 Schadstoffemissionen
begrenzen könnten. In ihrer BVT-Schlussfolgerung legen sie auch fest, welche
Bandbreite an Emissionen die Kraftwerke
im Betrieb einhalten müssen. Die Fachleute vertraten alle EU-Staaten, die Industrie sowie Umweltverbände.
Die deutsche Kraftwerksbranche kann
aufatmen, meint Rolf Beckers vom Umweltbundesamt (UBA). „Ihre Kraftwerke
halten die künftigen EU-Vorgaben überwiegend schon heute ein.“ Betreiber in
Ost- und Südeuropa sowie Großbritannien aber müssen jetzt ältere Kraftwerke
nachrüsten. Diese dürfen künftig deutlich weniger Quecksilber (Hg), Staub,
Schwefeloxid (SOx) und Stickstoffoxid
(NOx) ausstoßen.
Uneins waren sich die Experten, welche Emissionsminderung mit BVT mindestens erreicht werden müsse, wie niedrig also die Obergrenze der Emissionsbandbreiten sein soll – etwa beim Ausstoß von NOx bei großen Braunkohlekraftwerken. So sollen diese Kraftwerke
zwar maximal 175 mg NOx/m³ im Jahresmittel emittieren dürfen, das ging aber allen Ländern, in denen Braunkohle verfeuert wird, zu weit.
„Mit dem Einbau hocheffizienter Sprühdüsen und zusätzlicher Lochblechebenen
im Wäscher lassen sich hohe
SOx-Frachten auf unter
200 mg/m³ senken.“
Christian Tebert, Umwelttechnikingenieur beim Institut Ökopol, Hamburg
„Das Gros der betroffenen Kraftwerke
setzt im Schnitt bei Ausschöpfung feuerungstechnischer Möglichkeiten 180 mg
NOx/m³ bis 200 mg NOx/m³ frei“, erklärt
Beckers. Eine Absenkung dieser Freisetzungen um wenige mg/m³ durch nachträglichen Einbau einer NOx-Abgasreinigungstechnik, z. B. einer katalytischen
Entstickungsanlage (SCR), sei angesichts
hoher Investitionskosten unverhältnismäßig. Beim Neubau einer Anlage sei der
Einsatz einer NOx-Abgasreinigungsanlage hingegen unstrittig, meint Beckers.
„Doch weder neue noch bestehende
Kohlekraftwerke müssen mehr als 100 mg
NOx/m³ im Jahresmittel freisetzen“, sagt
Christian Tebert vom Institut Ökopol. Der
Umwelttechnikingenieur beriet in Sevilla
etwa das Europäische Umweltbüro (EEB)
und begründete dessen Vorschläge mit
konkreten Beispielanlagen.
Er verweist auf das Braunkohlekraftwerk Oak Grove in Texas, das im Mittel
nicht mehr als 60 mg NOx/m³ emittiert:
„Es nutzt eine SCR-Anlage, wie sie heute
in Steinkohlekraftwerken üblich ist.“
Auch in anderen Fällen einigten sich
die Fachleute nicht auf technisch machbare, sondern politisch gewollte BVTEmissionsobergrenzen, betont Tebert.
„Viele Vertreter der EU-Staaten hatten
wohl die Vorgabe, auch im nächsten Jahrzehnt Energie aus fossilen Kraftwerken
auf Kosten der Luftreinhaltung so billig
wie möglich zu halten.“ Zwei Beispiele:
Steinkohlekraftwerke sollen bis zu
15 mg Staub, 150 mg NOx und 130 mg SOx
pro m³ Abluft freisetzen dürfen. Das ist
zwar weniger als bisher, doch Block 6 des
Steinkohlekraftwerks in Mannheim-Neckerau zum Beispiel emittiert im Jahresmittel bereits heute weniger als 3 mg
Staub, 85 mg NOx und 70 mg SOx pro m³.
Tschechien erreichte mit der Indigenous
Fuel Initiative Ausnahmen für schwefelreiche Braunkohle. Zwar soll kein Braunkohlekraftwerk künftig mit mehr als
130 mg SOx/m³ die Umwelt belasten. Verfeuert es aber heimische schwefelreiche
Kohle, werden bis zu 320 mg zulässig
sein, wenn gleichzeitig mehr als 97 % des
Schwefels aus dem Rauchgas entfernt
wird.
„Mit dem Einbau hocheffizienter Sprühdüsen und zusätzlicher Lochblechebenen im Wäscher lassen sich aber selbst
hohe SOx-Frachten auf unter 200 mg/m³
senken“, sagt Tebert und verweist auf das
Kraftwerk Boxberg in der Lausitz. Zudem
sei die als Ausnahme beschriebene Verbrennung heimischer Kohle bei Braunkohle nicht ungewöhnlich, sondern der
Regelfall.
Neu ist, dass es in der EU erstmals
Obergrenzen für Emissionen von Quecksilber geben wird. In fünf Jahren soll im
Jahresmittel kein Steinkohlekraftwerk
mehr als 4 µg Hg/m³, kein Braunkohlekraftwerk mehr 7 µg Hg/m³ emittieren.
„Die meisten deutschen Kraftwerke
halten diese Werte wohl bereits heute
ein“, weiß Tebert. Denn die 4- bzw.
7-µg-Grenze könne bereits meist durch
Mitnahmeeffekte der Entstickung, Entschwefelung und der Entstaubung eingehalten werden. Fachleute sprechen vom
Co-Benefit.
Umweltschützer hätten sich auch hier
anspruchsvollere Werte gewünscht. Es
freut Tebert daher, dass in der BVTSchlussfolgerung erwähnt wird, dass HgEmissionen mit in der EU noch selten
eingesetzten
quecksilberspezifischen
Techniken auf unter 1 µg/m³ abgesenkt
werden können.
Die Arbeit an dieser BVT-Schlussfolgerung ist noch nicht beendet. Die Fachleute in Sevilla schafften es nicht, alles zu behandeln. Offene Punkte sollen in den
nächsten Monaten abgearbeitet werden.
Ein Beispiel ist das Monitoring der HgEmissionen. Die EU-Kommission will bei
großen Kohlekraftwerken zwar kontinuierlich messen lassen, doch davon absehen, wenn der Grenzwert nachweislich
eingehalten wird. Umweltverbände wollen hingegen immer kontinuierlich messen lassen, um sicher zu sein, dass die
Quecksilbergrenzwerte auch wirklich eingehalten werden.
Nach Klärung solcher offenen Punkte
stimmen die EU-Staaten darüber ab. Das
soll 2016 geschehen, sodass die neuen
Vorgaben wohl nicht vor 2017 im Amtsblatt der EU erscheinen werden.
Die neuen Emissionsbandbreiten müssen dann von allen Neuanlagen und vier
Jahre später von allen bestehenden Anlagen eingehalten werden. Die Bundesregierung wird die Vorgaben in die Großfeuerungsanlagenverordnung und dem
47. Anhang der Abwasserverordnung
übernehmen. Man dürfe gespannt sein,
„ob die Bundesregierung sich an den
BVT-Obergrenzen orientiert oder Vorreiter bleiben will und schärfere Werte festlegt“, sagt Tebert.
RALPH H. AHRENS
Weniger Quecksilber im Rauchgas? Das ist bezahlbar!
Jedes Kohlekraftwerk könne weniger als
1 µg Quecksilber (Hg) pro m³ Luft emittieren, meinen Greenpeace und das Europäische Umweltbüro (EEB). Für vier
Techniken haben sie die jeweils anfallenden Kosten ermittelt. Die Mehrkosten halten sie für vernachlässigbar. „Der
Strompreis müsste sich nur um weniger
als 1 % erhöhen“, meint GreenpeaceKraftwerksexperte Andree Böhling.
- 1. Zugabe von Aktivkohle vor einem
Staubfilter: Nach Angaben der USUmweltagentur EPA lassen sich so bis
zu 96 % Hg aus dem Rauchgas entfernen. Die Aktivkohle kann mit Bromsalzen dotiert sein. In den USA setzen
rund 100 Anlagen diese im Flugstromverfahren ein. In Deutschland verwenden viele Müllverbrennungsanlagen und fast alle Biomasseheizkraftwerke diese Technik.
Stromentstehungskosten steigen um
weniger als 1 %.
Nachteil: Die Filterasche wird quecksilberhaltig.
- 2. Membranmodule im Rauchgas: Eine US-Firma bietet Membranmodule
mit Aktivkohle an, die in eine Matrix
aus Fluorpolymer eingebettet ist. Sie
filtern Hg aus dem Rauchgas. Ein USSteinkohlekraftwerk nutzt diese Module seit Juni 2014. Die Hg-Emissionen liegen unterhalb von 1 µg/m³.
Stromentstehungskosten erhöhen
sich um mehr als 1 %.
Nachteil: Zur Nachrüstung des Wäschers muss Platz vorhanden sein,
Langzeiterfahrungen fehlen.
- 3. Zugabe von Bromsalzen zur Kohle:
Bromsalze fördern bei Halogenmangel der Kohle die Umwandlung von
metallischem zu ionischem Quecksil0
2+
ber (Hg zu Hg ), das sich um 90 %
und mehr im Rauchgaswäscher abscheidet. Über 80 US-Kohlekraftwerke
setzen dieses Hilfsmittel ein.
Stromentstehungskosten steigen um
etwa 0,2 %.
Nachteile: Waschwasser und REAGips enthalten mehr Hg.
- 4. Entstickungskatalysatoren: Diese
Katalysatoren fördern die Umwand0
2+
lung von Hg zu Hg . Spezielle Metallzusätze können diese Oxidation
beschleunigen – wie im Block 5 des
Eon Kraftwerks Staudinger. Die HgEmissionen lagen dort 2010 und 2011
im Jahresmittelwert unter 1,5 µg/m³.
Greenpeace verweist zudem auf eine
Fallstudie von Vattenfall, nach welcher
der Einbau eines solchen Katalysators
im Kraftwerk Schwarze Pumpe rund
65 Mio. € kosten würde – bei jährlichen Betriebskosten von 4,6 Mio. €.
Stromentstehungskosten können bis
zu 4 % steigen – wenn Katalysatoren
umgerüstet oder eingebaut werden.
Nachteile: Waschwasser und REAGips enthalten mehr Hg.
Aus dem Waschwasser lässt sich Hg mit
Fällungsmitteln abscheiden. Das erhöht
die Stromentstehungskosten um weitere 0,02 ct/kWh. Ein höherer Hg-Gehalt
im REA-Gips kann durch spezielle Hydrozyklonen vermieden werden, bei geringen zusätzlichen Kosten.
rha
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Mobil fernsehen
Digitalradio für unterwegs
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, jdb
Foto: Philips
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, jdb
Der mobile DVD-Player PD9025 von Philips verfügt über einen eingebauten
DVB-T-Tuner zum Empfang des digitalen terrestrischen Fernsehens. Mit dem
drehbaren 23-cm-LCD-Bildschirm können mit einer Akkuladung bis zu 5 h lang
TV, Filme und Fotos geschaut oder Musik
gehört werden. Netzteil und Autoadapter
werden mitgeliefert. Das Gerät ist mit
den gängigsten DVD- und CD-Formaten
kompatibel. Der Bildschirm lässt sich für
die Einstellung des optimalen Betrachtungswinkels um 180° schwenken. UVP:
199,99 €.
jdb
Knister- und störungsfrei Radio zu
hören ist dank Digitaltechnik kein
Problem: Das kompakte DAB 5.1
von Dual macht den Empfang des
digitalen Radios auch unterwegs
möglich. Da, wo es noch keine
DAB-Abdeckung gibt, kann der
Winzling normales UKW empfangen. Ein automatischer Suchlauf
unterstützt beim Auffinden verfügbarer digitaler Radiosender. Je zehn
Speicherplätze stehen für DAB und
UKW zur Verfügung. Der empfohlene
Verkaufspreis beträgt 69,99 €.
jdb
Technik macht den
Urlaub zum Erlebnis
Warmduscher im
Garten
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, kur
Foto: Radbag
Sicherheit für besorgte
Urlauber
Selbst wenn die Sonne heiß auf die
Haut brennt, ist das Abduschen mit
eiskaltem Wasser nicht für jeden
Kreislauf erträglich. Die Solar-Gartendusche von Deuba nutzt Sonnenenergie, um 20 l Duschwasser in ihrem
Tank auf bis zu 60 °C zu erwärmen.
Über eine Mischbatterie wird die persönliche Wohlfühltemperatur für eine
angenehme Erfrischung eingestellt.
Wer eine richtige Abkühlung braucht,
stellt den verchromten Hebel einfach
auf kalt. Über einen Wasserhahn im
unteren Teil kann jederzeit kaltes
Nass entnommen werden, so dass
auch einer Wasserschlacht nichts im
Weg steht. Die Wasserzufuhr erfolgt
über einen handelsüblichen Gartenschlauchanschluss. Da die Dusche
wetterbeständig ist, kann sie auch bei
Regen und Gewitter draußen bleiben.
Der 2,15 m hohe Zylinder wird am
massiven Metallfuß mit Schrauben
und Dübeln am Boden befestigt. Zum
Aufbau sind laut Hersteller nur wenige Minuten notwendig. Warmduscher
zahlen ab 85,95 €.
kur
Mückenstiche ade
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, pek
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, kur
Wer sich am Urlaubsort gerne ab und zu versichern
möchte, dass zu Hause noch alles da steht, wo es
soll, kann das mit Home von Withings tun. Der
knapp 9 cm hohe Zylinder hat eine Kamera mit
5 Megapixel und erfasst mit seinem Weitwinkel 135°.
Bei Geräuschen oder Bewegungen springt die Kamera an, dank Nachtsichtmodus auch im Dunkeln.
Zum Betrieb ist ein Gerät mit iOS von Apple notwendig, auf dem dann die Alarmnachrichten eingehen.
Außerdem kann man über Home aus der Ferne mit
den Daheimgebliebenen kommunizieren. Zwei Mikrofone und ein eingebauter Lautsprecher machen
es möglich. Besorgte Urlauber zahlen 199,95 €. kur
Foto: Withings
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, kur
Kühle Bowlen sind im
Sommer eine fruchtige Erfrischung. Das Schöpfen
mit der Kelle endet aber
nicht selten mit klebrigen
Fingern, im schlimmsten
Fall sogar mit ruinierten
Kleidern. Die Melonenzapfanlage löst dieses Problem. Mit dem mitgelieferten Werkzeug wird ein
Loch in eine ausgehöhlte
Melone geschnitten, der
Zapfhahn wird eingesetzt.
Nach Einfüllen der Bowle
kann die Erfrischung auch
schon fließen. Einziger
Nachteil ist, dass keine
Fruchtstückchen durch
den Zapfhahn passen. Alternativ können auch Kürbisse verwendet werden. Vertrieben wird das Set über den Webshop von Radbag.
Freunde der fruchtigen Zapfanlagen kostet der Spaß
27,95 €.
kur
Foto: Panther Media/Igor Yaruta
Sommer: Barfuß am Strand
entlanggehen oder die Zehen
von Grashalmen kitzeln lassen: Die schönsten Wochen im
Jahr verbringt man gerne im
Freien in der Sonne. Egal ob
zu Hause die Gartensaison
gefeiert wird oder Erholung in
der Ferne auf Campingplätzen, in den Bergen oder am
Strand ansteht – damit der
Sommer noch schöner wird,
gibt es das ein oder andere
praktische Helferlein aus der
Welt der Technik.
kur
Fruchtige Zapfanlage
Foto: Dual
Foto: Deuba
TECHNIK BOULEVARD
Egal ob zu Hause oder im
Urlaub – Mücken machen
keinen Unterschied, wo und
wann sie einen stechen.
Das Ergebnis des Mückenstichs sind oft große, rote
Quaddeln und Juckreiz,
der über Stunden anhalten
kann. Dem tritt der Stichheiler von Bite Away entgegen, der etwa die Ausmaße eines großen Kugelschreibers hat: Vorne an
der Spitze hat er eine kleine Metallplatte, die sich
erwärmt. Für 2 s bis 3 s ist das unangenehm
heiß, wenn man sie auf den Mückenstich und
dann auf einen der beiden Auslöser drückt –
Kinder- und Erwachsenenversion unterscheiden
sich durch die Länge der Behandlung. Die Hitze
ist notwendig, denn sie zerstört die Eiweißmoleküle im Insektengift. Die Folge: Der Insektenstich juckt nicht mehr, die Schwellung geht
zurück, Linderung tritt ein. Bemerkung des
Autors dieser Zeilen: Es wirkt! Kein Juckreiz,
keine Schwellung. Auch auf ältere Mückenstiche
anwendbar. Preis inkl. 2-AA-Batterien: 25 €. pek
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VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK BOULEVARD
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Britischer
Rundumschutz
Foto: Aquapac
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, rb
Sand ist etwas sehr Feines – allerdings nicht für E-Books oder kleine
Tablet-PCs. Lesefreunde mit ihren
elektronischen Begleitern werden
am Strand diese Tücken kennen.
Doch die britische Firma Aquapac,
Pionier für wasserdichte Verpackungen von Smartphone,
MP3-Playern und mehr, verspricht
auch hier Abhilfe. Ein Beutel für rund 33 € schützt die Kindles, Tolinos und Sonys –
auch im Wasser bis zu 5 m Tiefe. Oberhalb des Meeresspiegels lassen sich die Touchscreens durch die Folie bedienen. Auch andere Funktionen wie Empfang oder Sprechen und Hören sollen nicht beeinträchtigt sein, versprechen die Briten.
rb
- www.aquapac.de
Grillen mit dem iPhone
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, rb
Foto: Idevices
Zunächst das kleine Thermometer ins Steak, die Lammkoteletts oder das zu grillende
Huhn pieksen. Dann die kleine
iGrill-Anzeige mit dem AppleSmartphone über Bluetooth
verbinden und ... die Dinge geschehen lassen. Vielleicht ein
Gläschen Bier oder eine kurze
Unterhaltung mit Freunden,
während beim Grillen das kleine Gerät vieles unter Kontrolle
behält. Über eine App auf dem
iPhone oder iPad lassen sich
auch in bis zu 45 m Entfernung die Grill-Fortschritte beäugen. Das Gerät von iDevices kostet –
je nach Anbieter – zwischen 40 € und 60 €.
rb
- http://idevicesinc.com
Limitierte Eismaschine
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, rb
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Foto: Unold
Ein sommerliches Schmuckstück der besonderen Art ist die Eismaschine des Hockenheimer Hausgerätespezialisten Unold. Nur
1100-mal wird die Sonderedition in limitierter Auflage aus robustem Edelstahl-Mosaik-Gehäuse verkauft. Doch das 150-W-Modell
ist nicht fürs Regal, sondern gerade
für den harten Sommeralltag gedacht:
Ein vollautomatischer, selbstkühlender Kompressor erzeugt kontinuierlich Kälte – im Gefrierbereich zwischen –18 °C bis ca. –35 °C. Das Volumen reicht für 1,5 l Eiskreationen. Im
vorgekühlten Zustand lässt sich Sahneeiscreme in nur ca. 30 min herstellen. Praktisch: Die Öffnung oben,
über die sich auch Nüsse und andere
Zutaten hinzufügen lassen. Kostenpunkt für das Schätzchen, nebst ein
paar leckeren Rezepten: rund 280 €
(UVP inkl. MwSt.)
rb
- www.unold.de
Mobile Waschmaschine für die Schnellwäsche
Foto: Scrubba
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, pek
Der Scrubba-Waschbeutel ist die kleine
„Waschmaschine“ für unterwegs. Ideal für
Outdoor, Camping und Freizeit. Dank der eingebauten Noppen, dem Sichtfenster, den Füllmarken und dem Rollverschluss ist der Scrubba einfach zu handhaben und wäscht zudem
schnell, wassersparend und effizient. Einfach
Wäsche und Wasser (3 l bis 6 l) einfüllen, den
Waschbeutel zusammenrollen und verschließen, die Luft per Ventil aus dem Beutel ablassen und 30 s bis 3 min rubbeln. Anschließend
die Wäsche auswaschen und aufhängen – fertig. Für Temperaturen bis max. 50 °C geeignet.
Preis: 60 €.
pek
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28
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Gründerzeit
Gründungsfinanzierung:
Deutsche Börse startet
„Venture Network“
Die Deutsche Börse hat eine
Online-Plattform für junge
Wachstumsfirmen eröffnet und
erhofft sich dadurch mehr Börsengänge. Im „Venture Network“ sollen Start-ups und
Geldgeber zusammengebracht
werden. Die Plattform sei wichtig, damit Investoren aufstrebende Firmen besser identifizieren können, hieß es aus dem
Bundeswirtschaftsministerium.
„Derzeit gibt es ein großes
klaffendes Loch bei der Wachstumsfinanzierung“, betonte
auch Deutsche-Börse-Vize-Chef
Andreas Preuß. Wenn diese Lücke geschlossen werde, könne
das auch zu einer steigenden
Zahl von Börsengängen und einer Belebung des Handels beitragen. Zum Start der Plattform,
die für Nutzer kostenlos ist, haben sich 27 Start-ups und 42 Investoren registriert. Darunter
sind der Limousinen-Vermittler
Blacklane, an dem Daimler beteiligt ist, die Rocket-InternetTochter Home24, die OnlineBrillenfirma MisterSpex und der
Online-Kreditanbieter Kreditech.
Zu den Investoren gehören
Accel Partners, Earlybird und
der halbstaatliche HightechGründerfonds (HTGF).
Die Plattform richtet sich an
europäische Firmen, die bereits
erste unternehmerische Erfolge
aufweisen und Kapital für weiteres Wachstum benötigen. Kriterien für die Aufnahme sind
unter anderem Umsatzwachstum, Firmenwert und Profitabilität.
rtr
- venture-network.com
Gründungsfinanzierung:
IT-Start-ups benötigen im
Schnitt 2,5 Mio. €
Die große Mehrheit der IT- und
Internet-Start-ups in Deutschland ist in den kommenden
zwei Jahren auf frisches Kapital
angewiesen. Nur rund jeder
fünfte Gründer (21 %) geht davon aus, dass er keinen weiteren Finanzierungsbedarf hat,
zwei Drittel (65 %) wissen dagegen bereits genau, wie viel Geld
sie benötigen. Mehr als die
Hälfte von ihnen (54 %) möchte
mehr als 1 Mio. € einsammeln,
jedes fünfte Start-up (22 %)
mindestens 3 Mio. € und 5 %
brauchen sogar mehr als
10 Mio. €. Im Durchschnitt beträgt der Finanzierungsbedarf
2,5 Mio. € innerhalb von zwei
Jahren. Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter
mehr als 200 Unternehmensgründern.
sta
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
[email protected]
Finanzierung: Mit dem
Verkauf ihrer Firmen werden aus Gründern manchmal Multi-Millionäre.
Anstatt sich zur Ruhe zu
setzen, machen sich viele
von ihnen auf die Suche
nach neuen unternehmerischen Chancen. Häufig
wechseln sie dafür die
Seite und beteiligen sich
als Geldgeber an Start-ups.
Foto: PantherMedia/Sven Hoppe
TECHNIK
& FINANZEN
Themenschwerpunkt
Gründungsfinanzierung
Damit aus einer Geschäftsidee ein Unternehmen erwachsen kann, braucht es
Startkapital. Wir stellen mögliche Quellen vor. -Seiten 28 bis 29
Aus Gründern
werden
Gründerväter
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, sta
Eine missliche Geschichte, dieser schnelle Aufstieg und Fall des sozialen Netzwerks StudiVZ. Der Holtzbrinck-Verlag
hat Anfang 2007 satte 85 Mio. € für das
Start-up bezahlt – um es zum globalen
Herausforderer für Facebook aufzubauen. Bekanntlich kam es anders. Die VZGruppe mit allen ihren Derivaten versank
in Bedeutungslosigkeit.
Doch das seinerzeit an das Team überwiesene Geld arbeitet weiter. Sowohl die
beiden Gründer Ehssan Dariani und Dennis Bemmann als auch Geschäftsführer
Michael Brehm haben Teile ihrer Vermögen in eine ganze Reihe jeweils unterschiedlicher Start-ups investiert; darunter der seit Gründung 2007 auf über
6 Mio. Mitglieder gewachsene OnlineShopping-Club brands4friends, der 2010
für 150 Mio. € an Ebay ging.
Dass sich Gründer nach dem Ausstieg
aus ihren Firmen weiterhin unternehmerisch engagieren, ist keine Ausnahme. So
hat laut aktueller Ausgabe des Deutschen
Start-up Monitors fast jeder zweite befragte Gründer (48,6 %) bereits mehr als
ein Unternehmen gegründet. In den
Städten Berlin, Hamburg, München und
in der Metropolregion RheinRuhr ist der
Anteil der Seriengründer sogar noch höher. In den Städten gibt zudem jeder vierte Gründer an, sein Start-up ausschließlich über Eigenmittel finanziert zu haben.
Für die Studie haben Gründerforscher
der Hochschule für Wirtschaft und Recht
Berlin 903 schnell wachsende, innovative
Technologie-Start-ups befragt.
Inzwischen gibt es einen harten Kern
von knapp drei Dutzend Investoren, die
ihr Geld mit Aufbau und Verkauf von
Start-ups machen. Allen voran die Samwer-Brüder mit ihrer börsennotierten Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet, in
die sie kurz vor dem IPO Beteiligungen an
über 50 Start-ups aus ihrer „Global Founders Capital“ eingegliedert haben.
Hinter Team Europe Ventures stehen
mit Lukasz Gadowski, Kolja Hebenstreit
und Markus Fuhrmann ebenfalls Gründer, die erfolgreiche Start-ups aufgebaut
und sich dann als Business Angels an
frisch gegründeten Unternehmen beteiligt haben. Von ihren zwei Dutzend Beteiligungen haben sie zehn erfolgreich zum
Exit begleitet – und Kasse gemacht. Das
Digitaler Treffpunkt für Gründer, Engel und Jobsuchende
Um aus dem Nichts Werte zu schaffen, brauchen Start-ups Wachstumskapital und fitte
Mitarbeiter. Beides finden sie auf der AngelList unter angel.co
- Aktuell sind über 20 000 Jobs bei 8584
Start-ups gelistet.
- Auf AngelList bilden akkreditierte Business
Angels oder VC-Gesellschaften Syndikate.
Viele davon sind erfolgreiche Seriengründer und ausgewiesene „Trüffelschweine“,
die in Deals als Lead-Investoren antreten
und Investoren aus den USA und dem Rest
der Welt zu Co-Investments einladen. Bei
erfolgreichen Exits teilt sich der Gewinn in
80 % für die große Schar der Co-Investoren, 15 % für den Lead-Investor und 5 %
für die Plattform. Dafür zahlen die Co-Investoren je nach Deal bis zu 25 % der Investitionssumme als Gebühr an den LeadInvestor und 5 % an AngelList.
- Generell zugelassen sind Start-ups aus den
USA und UK. Teams aus anderen Ländern
bewerben sich via [email protected].
- Unter angel.co/germany sind aktuell 2293
deutsche Start-ups und 5607 Investoren
gelistet.
pt
so gewonnene Geld reinvestieren sie über
ihr Team Europe wieder in Start-ups.
Auch hinter der German Startups
Group, die aktuell mit ihrem geplanten
Börsengang für Schlagzeilen sorgt (s. Artikel rechts), stehen zwei Seriengründer.
Christoph Gerlinger und Nikolas Samios
haben selbst Start-ups in der Gaming-,
Medien und Beraterbranche aufgebaut,
ehe sie auf die Geldgeberseite wechselten. In ihrem Beteiligungsportfolio finden
sich illustre Namen wie Soundcloud, Delivery Hero oder Mister Spex. Erst im Februar hatte die German Startups Group die
Beteiligung an gleich fünf weiteren Startups bekannt gegeben – drei davon aus
dem FinTech-Bereich. FinTech-Startups
sind laut Gerlinger mit disruptiven Produkten, Prozessen und Geschäftsmodellen auf bestem Wege, Banken und vielen
anderen herkömmlichen Finanzdienstleistern das Geschäft streitig zu machen.
Zumindest in der Finanzierung junger
Unternehmen spielen Banken schon
heute eine untergeordnete Rolle. So gab
im Start-up Monitor des Bundesverbands
Deutscher Start-ups nur jeder zehnte
Gründer an, zur Finanzierung Bankdarlehen genutzt zu haben. Damit liegen die
Banken auf einem Niveau mit Inkubatoren. Weit wichtiger sind Business Angel,
die 28 % der Befragten finanzierten. 21 %
vertrauten sich Venture Capital Gesellschaften an. Interessant ist dabei, dass
sechs von zehn Gründern angeben, die
Finanzierung über eigene, bereits bestehende Kontakte eingefädelt zu haben,
weitere 39 % konnten dafür auf Kontakte
befreundeter Gründer bauen. Innerhalb
der Gründerszene entwickeln sich also eigene Finanzierungsnetzwerke.
Dass sich zu Geld gekommene Gründer
für nachwachsende Start-ups engagieren,
ist in den USA schon lange üblich. Beispiele sind PayPal-Gründer Peter Thiel
oder Seriengründer Michael Baum, der
mit Founder.org weltweit Seed-Invest-
Finanzprodukte
nach Maß
Das unberechenbare
Internet
Mit den richtigen Zertifikaten
haben Börsianer selbst bei sinkenden Kursen Grund zur
Freude. -Seite 31
Welches typische Problem der Internetkonzerne den Twitter-Chef
seinen Job gekostet hat, weiß Stefan Wolff. -Seite 31
Foto: Miguletz
Foto: imago/joker
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
29
Finanzierer geht an die Börse
Gründungsfinanzierung: Die Beteiligungsgesellschaft
German Startups Group strebt an die Frankfurter Börse (Entry
Standard). Der Emissionserlös soll insbesondere für den Erwerb
von Anteilen an Start-ups verwendet werden.
Viele Gründer, die ihr Unternehmen
verkauft haben, schieben mit dem eingenommenen Geld und ihrer Erfahrung
neue Unternehmen an. In Deutschland
nimmt dieser Trend gerade richtig
Fahrt auf. Foto: Johannes Eisele/dpa
ments in Technologie-Start-ups eingeht.
Auch Naval Ravikant gehört dazu. Er hat
nicht nur mehrere Start-ups aufgebaut
und verkauft, sondern sich auch an fast
80 jungen Firmen beteiligt; darunter jeweils millionenschwere Erstrundenfinanzierungen in seinerzeit noch unbekannte
Start-ups wie Twitter und Uber.
Ravikant hat 2010 die Plattform AngelList ins Leben gerufen, die Start-ups mit
Business Angels zusammenbringt. Ziel ist
es u. a., Gründern einen Überblick über
die Fülle von Investoren zu verschaffen. Für Start-ups ist die
Vermittlung von Kapital über 60 % der Gründer
die Webseite kostenlos. Allein haben ihre Finanzie2014 haben 243 Start-ups über
AngelList Beteiligungskapital rung über bereits
eingeworben.
bestehende Kontakte
Unter den Investoren, die eingefädelt, 39 %
sich über die Plattform an
Start-ups beteiligen, finden konnten auf Kontakte
sich viele Bekannte. Etwa Jerry befreundeter Start-ups
Yang, der es als Gründer von Ya- bauen. Innerhalb der
hoo zu einem Milliardenvermögen gebracht hat. Oder Szene entwickeln sich
Uber-Gründer Garrett Camp, also eigene Finanzieder zuvor weitere Start-ups auf- rungsnetzwerke.
gebaut und verkauft hat. Geschätztes Vermögen: 5,3 Mrd. $.
AngelList zieht viele solcher Seriengründer an, die nach dem Verkauf ihrer Startups auf der Suche nach unternehmerischen Chancen geblieben sind.
Dieser Stein kommt hierzulande gerade erst ins Rollen. Doch es gibt Anzeichen, dass sich die Fälle mehren könnten.
Fast täglich wurden zuletzt zwei- und gar
dreistellige Mio.-Deals bekannt, in deren
Mittelpunkt Start-ups aus Deutschland
standen. Etwa die Microsoft-Übernahme
von 6Wunderkinder für kolportierte
200 Mio. $ oder Apples Übernahme des
Münchener Augmented-Reality-Spezialisten Metaio. Gut möglich, dass dieses
Geld die Basis für eine deutsche AngelList
legt.
PETER TRECHOW
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, sta
Die German Startups Group beteiligt sich über Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen an Startups insbesondere im deutschsprachigen Raum. Ihr Fokus liegt auf
Firmen, deren Produkte oder Geschäftsmodelle eine disruptive Innovation aufweisen und eine hohe
Skalierbarkeit erwarten lassen. Mit
dem geplanten Börsengang, der
innerhalb der nächsten vier Wochen erwartet wird, will sie institutionellen Investoren und risikobereiten Privatanlegern den Zugang
zur Asset-Klasse „Deutsche Startups“ eröffnen.
Bereits im dritten Jahr nach
Gründung ist die German Startups
Group der zweitaktivste VentureCapital-Investor im Tech-Segment
in Deutschland (Quelle: CB Insights). Seit 2012 konnte die Gesellschaft ihr Portfolio kontinuierlich ausbauen und hält mittlerweile Beteiligungen an 40 operativ tätigen Unternehmen. Bis zu 100 Beteiligungen sollen es werden. Die
Berliner arbeiten seit ihrem ersten
vollen Geschäftsjahr profitabel
und erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2014 einen Jahresüberschuss von gut 1,4 Mio. €. In der
Zeit vom 1. Juli 2012 bis 31. März
2015 erzielten sie eine Brutto-Rendite von 30,5 % p.a. auf das durchschnittlich investierte Kapital. Die
Gesellschaft konnte bereits zwei
erfolgreiche Exits verzeichnen:
den Verkauf der Anteile an dem
AdTech-Unternehmen Fyber und
am Online-Shop Amorelie.
Im Fokus stehen vor allem
Firmen mit Web-basierten
Geschäftsmodellen
Anders als typische VC-Fonds mit
begrenzter Laufzeit und Investmentperioden kann die German
Startups Group ihre Portfoliounternehmen langfristig begleiten.
Das bisher eingesetzte Geld
stammt im Wesentlichen vom
Gründer Christoph Gerlinger. Der
Serial Entrepreneur hat unter anderem die Frogster Interactive
Pictures aufgebaut und an die
Börse geführt. Die Investitionen
der German Startups Group erfolgen unabhängig von den Reifegraden der Unternehmen, sodass
sich in ihrem Portfolio Anteile an
Unternehmen aus der Seed Stage
(15 %), der Early Stage (34 %) und
der Growth Stage (51 %) befinden. Der Schwerpunkt liegt auf
Beteiligungen an Internet-Unternehmen.
Das Portfolio der Gesellschaft
enthält nach eigenen Angaben einige sehr erfolgreiche Start-ups. In
der Growth Stage seien dies etwa
Delivery Hero, MisterSpex oder
SoundCloud, in der Early Stage
Phase beispielsweise Book-a-Tiger, Junique oder TV Smiles sowie
in der Seed Stage CRX Markets, Remerge oder WunderCar.
Vergangene Woche hat der Finanzierer eine Mehrheitsbeteiligung an der Exozet Berlin erworben. Ziel ist es, Synergiepotenziale
zu heben: Anderen Firmen aus
dem Portfolio könnten nun Webseiten, Online Shops und Apps aus
dem eigenen Hause angeboten
werden.
In Zukunft will die German
Startups Group verstärkt Mehrheitsbeteiligungen erwerben. sta
- german-startups.com
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30
TECHNIK & FINANZEN
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Finanzen
Mobiles Bezahlen:
Deutsche fürchten
Datenklau
Die Angst vor dem Klau sensibler Bankdaten hält viele Deutsche von Geldgeschäften per
Smartphone ab. Generell sehen
88 % der Deutschen die Gefahr,
dass bei mobilen Bezahlverfahren Daten gehackt und missbraucht werden. Das ist ein Ergebnis einer repräsentativen
Befragung von 1020 Erwachsenen im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Fast
genauso viele (85 %) meinen, es
gebe ein wachsendes Risiko,
dass ihr Handy gestohlen werde
und dann mit Bezahldaten kriminelle Geschäfte gemacht
würden. Die neuen technischen
Möglichkeiten setzen sich der
Erhebung zufolge in Deutschland insgesamt nur schleppend
durch: Drei Viertel der Menschen hierzulande haben demnach noch nie bargeldlos mobil
bezahlt. 40 % gaben an, das
auch künftig nicht tun zu wollen.
dpa/cb
Das beste Händchen
bei der Geldanlage haben die 40- bis 60-Jährigen – so das Ergebnis
einer Studie.
Foto: Panther Media/Andriy Popov
Generationenstudie Geldanlage
Finanzen: Wie legt welche Generation ihr Geld an und welche
Altersgruppe ist die erfolgreichste?
Die DAB Bank hat die Depots ihrer
Kunden ausgewertet.
Rating: Daumen runter
für Deutsche Bank und
Commerzbank
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, cb
Die Generation der 40- bis 60-Jährigen investierte in den vergangenen beiden Jahren am erfolgreichsten in Wertpapiere.
Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Depotauswertung der DAB Bank, in deren
Rahmen das Geldinstitut rund eine halbe
Million Privatanlegerdepots analysiert
hat. Die Einteilung der Anleger erfolgte in
drei Altersklassen: Jüngere Erwachsene
im Alter von 18 bis 39 Jahren, die mittlere
Generation (40 bis 60 Jahre) sowie die Generation 60plus.
Die 18- bis 39-Jährigen erzielten im
Zeitraum vom 1. Januar 2013 bis 31. De-
Die US-Ratingagentur Standard
& Poor’s (S&P) hat die Einstufung der Deutschen Bank, der
Commerzbank und zahlreicher
weiterer Institute in Europa gesenkt. Sie werden nun um eine
oder zwei Noten schlechter bewertet. Als Grund nannte die
Agentur, Europas Regierungen
seien nicht mehr bereit, die
Geldhäuser im Krisenfall umfassend zu stützen. Einen entsprechenden Rundumschlag
hatte Mitte Mai schon die Ratingagentur Fitch vorgenommen. Die Deutsche Bank wurde
um zwei Stufen auf „BBB+“ herabgesetzt. Bei der Commerzbank und bei der Royal Bank of
Scotland ging es mit der gleichen Note jeweils nur um eine
Stufe runter. Auch bei österreichischen Banken senkte S&P
zum Teil den Daumen. dpa/cb
Depotzusammensetzung
der DAB-Anleger nach Altersklassen
Anlageform
Immobilien: Staat ist
Kostentreiber
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
[email protected]
49,3 %
51,6 %
58,2 %
Fonds
39,1 %
37,2 %
27,6 %
Anleihen
6,8 %
6,5 %
Zertifikate
3,2 %
3,0 %
9,8 %
2,4 %
Optionsscheine
0,8 %
0,8 %
0,6 %
Genussscheine
0,6 %
0,5 %
1,0 %
Gold
0,3 %
0,3 %
0,4 %
Betrachtet wird das Jahr 2014.
Durch Rundungsfehler ergeben die Prozentzahlen addiert nicht genau 100 %.
Quelle: DAB Bank
Die Studie
- Die DAB Bank AG ist eine börsennotierte Direktbank der
französischen BNP Paribas mit
Sitz in München.
- Zu ihren Kunden zählt das Kreditinstitut vor allem erfahrene
und wertpapieraffine Anleger.
- Die in der Studie genannten Ergebnisse ergeben so ein Bild
für das Anlageverhalten dieser
Gruppe. Etwa 500 000 von ihren Kunden hat die DAB Bank
dafür in die Depots geschaut.
Diese Gruppe und die Studie
sind nicht repräsentativ für die
Gesamtbevölkerung.
cb
höchsten Fondsanteil, die Generation
60plus kam auf lediglich 27,6 %. Abermals
lagen die 40- bis 60-Jährigen mit 37,2 % in
der Mitte. Anders als allgemein angenommen ist die ältere Generation bereit,
durch den verstärkten Einsatz von Einzelaktien ein höheres Risiko in Kauf zu nehmen, während die Jüngeren auf die vermeintlich sicherere Variante der breiter
gestreuten Investmentfonds setzen. Andererseits sind die Älteren zurückhaltender bei Optionsscheinen (0,6 %) als die
junge und die mittlere Generation (jeweils 0,8 %). Bei Anleihen (9,8 %), Genussscheinen (1,0 %) und physischem
Gold (0,4 %) hielten die Senioren den
höchsten Anteil in ihren Depots. Bei den
Zertifikaten hatten wiederum die Jungen
mit 3,2 % die Nase vorn.
cb
Heute wissen, wo das Finanzamt morgen hinschaut
Foto: Caro/Westermann
Die Immobilienwirtschaft sieht
in staatlichen Auflagen zum Klimaschutz und teurem Bauland
die Kostentreiber für steigende
Wohnungsmieten. „Der Staat
und nicht die Immobilienwirtschaft macht das Bauen und damit auch das Wohnen teurer“,
sagt die Vizepräsidentin des
Spitzenverbands ZIA, Bärbel
Schomberg. Als Sofortmaßnahmen forderte der Zentrale Immobilien Ausschuss, die geplante Verschärfung der Energieeinsparverordnung zu stoppen, die Steuerabschreibung
von Neubauten von 2 % auf 4 %
zu erhöhen und Baugenehmigungsverfahren zu beschleunigen. Die Dachorganisation von
24 Immobilienverbänden hat
aber nur wenig Zuversicht, mit
diesen Forderungen in der Politik Gehör zu finden.
rtr/cb
18 bis 39 Jahre 40 bis 60 Jahre 60plus
Aktien
zember 2014 eine durchschnittliche Jahresrendite von 8,8 %. Exakt denselben
Wertzuwachs verzeichneten die Anleger
der Altersgruppe 60plus. Die Top-Performance in der Generationsstudie erreichten die Privatanleger mittleren Alters. Im
Untersuchungszeitraum konnten die 40bis 60-Jährigen eine jährliche Rendite von
10,1 % erzielen. Ein Spitzenwert, der
deutlich über den Zinsen für Tages- oder
Festgeldkonten liegt.
Die Studie umfasst neben der Performance auch die Tradingaktivität der Altersklassen. Dabei lässt sich aus der Analyse ableiten, dass die Ältesten gleichzeitig die aktivsten Trader sind. Im steigenden Börsenjahr 2013 hatte die Generation
60plus mit durchschnittlich 9,5 Trades
die Nase vorne. Die mittlere Generation
lag mit 6,7 Trades knapp unter dem Gesamtdurchschnitt. Die 18- bis 39-Jährigen
tätigten dagegen im Schnitt nur 5,2 Käufe
bzw. Verkäufe in ihren Depots. Bemerkenswert: Im volatilen Marktumfeld 2014
nahmen die Tradingaktivitäten in allen
drei Altersklassen zu. Unangefochten an
der Spitze lagen auch hier die 60plus-Anleger (10,2 Trades) vor der mittleren Generation (7,3 Trades) und den Jüngeren
(5,8 Trades).
Bei der Zusammensetzung des Depots
zahlte sich ein Mix aus allen Wertpapieren aus. Größere Differenzen gab es beim
Anteil von Aktien und Investmentfonds.
Während 2014 der Aktienanteil der über
60-Jährigen 58,2 % am Gesamtdepot betrug, lag der Anteil der 18- bis 39-Jährigen
bei 49,3 %. Die mittlere Generation nahm
mit 51,6 % den Platz in der Mitte ein. Bei
den Fonds ergab sich ein umgekehrtes
Bild: Die Jüngeren hatten mit 39,1 % den
Steuertipp
des Monats
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, cb
Steuern: Ja, ein Blick in die steuerliche Zukunft ist möglich – allerdings bislang nur in NordrheinWestfalen. Um in NRW zu wissen,
wo die Finanzbeamten genauer
hinschauen, bedarf es weder hellseherischer Fähigkeiten noch einer Glaskugel, es reicht der Blick
ins Internet: Die Oberfinanzdirektion (OFD) NRW veröffentlicht auf
ihrer Homepage für verschiedene
Steuerarten sogenannte Prüffelder. Das sind die Bereiche in den
Steuererklärungen, die besonders
genau durchleuchtet werden.
So nennt die OFD NRW für 2015
seit Jahresbeginn als eines der beiden landesweiten zentralen Prüffelder die „Vermietung und Verpachtung im Erstjahr“. Hinzu
kommt eine (nicht immer vollständige) Liste dezentraler Prüffelder, die von einzelnen Finanzämter festgelegt und gemeldet werden. Die OFD gibt die Informationen auch an die Steuerberaterkammern weiter.
Was sich in Zeiten von NSA, Wikileaks & Co. nach spektakulärer
Enthüllung anhört, hat einen ba-
nalen praktischen Hintergrund. Es
geht meist um Themen, deren
Rechtslage schwierig ist und die
sich in der Vergangenheit als besonders fehleranfällig erwiesen
haben. Die Finanzbehörden hoffen, dass ihre Arbeit vereinfacht
wird, wenn die Steuerpflichtigen
wissen, wo auf jeden Fall hingeschaut wird, und gleich alle erforderlichen Daten, Angaben und
Unterlagen beibringen – und die
Finanzbehörden hoffen auf Mehreinnahmen.
Die behördliche Offenheit bietet
Ihnen aber ebenfalls zwei Chancen: Zum einen können Sie in den
fraglichen Bereichen steuerschädliche Fehler eher vermeiden, zum
anderen bei genauer Vorbereitung
Regelungen entdecken, die für Sie
vorteilhaft sind.
Auch aus anderen Bundesländern lohnt sich der Blick nach
NRW – denn was an Rhein und
Ruhr als schwierig gilt, dürfte an
der Isar oder der Alster kaum einfacher sein. Es darf vermutet werden, dass sich Finanzbehörden
andernorts an der NRW-Offensive
orientieren. THOMAS GROSSER
Thomas Grosser ist Steuerberater in
der Kanzlei AHW Steuerberater
Wirtschaftsprüfer Rechtsanwälte,
Köln.
- http://www.ofd.nrw.de/die_ofd_nrw/
aktuelles/prueffelder_2015.php
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK & FINANZEN
Finanzprodukte nach Maß
Finanzen: Zertifikate gibt es für jeden Anlegertyp und jede
Marktphase. Mit ihnen können Börsianer auch bei Seitwärtstrends Rendite machen. Wie die flexiblen Alleskönner funktionieren – und wo die Risiken liegen.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, cb
Rund 90 Mrd. € beträgt das Gesamtvolumen des deutschen Zertifikatemarkts. Offensichtlich gibt es viele Anleger, die von
den strukturierten Produkten überzeugt
sind. Dabei bergen sie ein Emittentenrisiko in sich. Denn Zertifikate sind Schuldverschreibungen. Gerät der Anbieter in
Schieflage, ist mitunter das gesamte Anlagekapital futsch. Die Auswahl eines soliden Anbieters ist also wichtig.
Dem Risiko stehen auch Vorteile gegenüber. Die Anbieter – allen voran Deutsche
Bank, Helaba, DZ Bank, Commerzbank,
Hypo Vereinsbank und LBBW – betonen
stets: „Mit Zertifikaten lassen sich in jeder
Zertifikate bergen ein Emittentenrisiko in sich. Gerät
der Anbieter in Schieflage,
ist mitunter das gesamte
Anlagekapital futsch
Marktphase attraktive Renditen erzielen.“
Diese Vielseitigkeit liegt an ihrer veränderbaren Struktur. Allgemein gehören
Zertifikate zu den abgeleiteten Finanzprodukten (Derivaten). Ihr Preis leitet
sich von den Preisen anderer Vermögensgegenstände, Handelsgüter oder Referenzgrößen ab. Basiswerte sind z. B. Aktien, Aktienindizes, Fonds, Rohstoffe,
Währungen oder Zinsen.
Für jede Börsenphase gibt es das passende Produkt. In Erwartung steigender
Kurse bieten sich Indexpapiere an; rechnet ein Anleger mit seitwärts tendierenden Kursen, sind Discount- oder Bonuszertifikate geeignet; und geht ein Anleger
Ein Indexzertifikat ist quasi die Mutter aller Zertifikate. Das Papier bildet exakt die
Wertentwicklung eines Index ab. Steigt
z. B. der Dax um 1 %, steigt auch das Zertifikat um 1 %. Nachteil: Es gibt keinerlei
Schutz. Rauscht der Index in den Keller,
vollzieht das Zertifikat die Bewegung eins
zu eins mit.
Bonuszertifikate eignen sich für Anleger,
die innerhalb einer bestimmten Zeit keine größeren Kursschwankungen des Basiswertes erwarten und am Ende dieser
Laufzeit einen vorher festgelegten Bonus
erhalten möchten (Grafik). Der Bonus ist
dem Anleger sicher, solange der Kurs des
Basiswerts nach unten eine vorher festgelegte Bonusschwelle nicht berührt. Verletzt der Kurs während der Laufzeit die
Schwellen, verfällt der Bonus und das
Zertifikat partizipiert eins zu eins an der
Kursentwicklung des Basiswerts. Gegenüber dem direkten Kauf des Basiswerts
Der Anleger kauft ein Zertifikat zu 100 € mit
Laufzeit von zwei Jahren. Am Ende werden
durch den Bonus 130 € ausgezahlt, wenn
die Schwelle von 50 € während der Laufzeit
nicht verletzt wurde. Der Anleger macht
dann also 30 % Gewinn. Notiert der Kurs
des Basiswertes am Ende der Laufzeit oberhalb von 130 €, profitiert der Anleger in voller Höhe von der Kursentwicklung des Basiswerts. Berührt der Kurs während der
Laufzeit die Bonusschwellen, verfällt der
Bonus und das Zertifikat partizipiert 1 zu 1
an der Kursentwicklung des Basiswerts.
BonusZertifikat
Ertrag %
30
0
0 Kauf des BonusZertifikats zu 100 €
-50
Basiswert
50 100 130 Kurs in €
BonusBonusschwelle schwelle
Grafik: VDI nachrichten 25/2015, Gudrun Schmidt
Quelle: Stefan Terliesner
Discountzertifikate
Ertrag %
10
Cap
DiscountZertifikat
Basiswert
Verlust
%
50
55
Kauf Cap
des
DiscountZertifikats
62 Kurs
Kurs in €
des Basiswerts am
Tag des
Zertifikatekaufs
Grafik: VDI nachrichten 25/2015, Gudrun Schmidt
Quelle: Stefan Terliesner
Parkettnotizen
Stefan Wolff
arbeitet als
Finanzjournalist
u. a. für das
ARD-Börsenstudio.
Foto: Miguletz
von fallenden Kursen aus, sind Papiere
mit Kapitalschutz interessant. Wobei die
Übergänge fließend sind. So können Discountzertifikate bis zu einem gewissen
Grad auch in fallenden Märkten sinnvoll
sein; und Bonuspapiere in leicht steigenden wie leicht fallenden Märkten. Entscheidend ist, dass der Anleger eine Meinung hat, wie sich die Märkte bzw. ein Basiswert in Zukunft entwickelt.
Bei der Auswahl wichtige Punkte sind:
Anlageziel, Risikoneigung und Zeithorizont. So kristallisieren sich aus der Flut an
Zertifikaten einige heraus, die für den Anleger infrage kommen. Damit sind Zertifikate quasi der Maßanzug für Anleger. Im
Folgenden werden drei Typen vorgestellt:
Bonuszertifikate
31
Der Anleger kauft ein Zertifikat (Laufzeit: ein
Jahr) zu 50 € statt zum aktuellen Kurs/Basiswert (62 €). Der Cap des Zertifikats liegt bei
55 €. Notiert der Basiswert nach einem Jahr
oberhalb des Cap, so erhält er 55 €. Es genügt
also eine Seitwärtsbewegung, um eine Maximalrendite von 10 % zu erzielen. Fällt der Basiswert unter den Cap, wandert der Basiswert
(z. B. die Aktie) ins Depot des Anlegers. Solange der Kurs des Basiswerts über 50 € liegt, hätte der Anleger dennoch einen Gewinn erzielt.
Nur wenn der Basiswert bis zum Laufzeitende
unter 50 € fällt, läge der Anleger im Minus. Einen Verlust erleidet er nur, sofern er den Basiswert zu diesem niedrigen Kurs verkauft.
Unberechenbares Internet
VDI nachrichten, Frankfurt, 19. 6. 15, cb
Mit Zertifikaten können Börsianer auch bei
Kursen, die sich seitwärts bewegen, absahnen.
Foto: imago/joker
bietet ein Bonuszertifikat einen Risikopuffer nach unten und unbegrenzte Gewinnchancen nach oben. Im Gegenzug
für das Mehr an Sicherheit erhält der
Emittent des Zertifikats eine Prämie, z. B.,
wenn der Basiswert eine Aktie ist, die Dividenden. Neben der Wahl des Basiswerts
kommt es beim Kauf des Papiers vor allem auf die Wahl der Bonusschwelle an.
Sie sollte nicht zu nah am Kaufpreis des
Bonuszertifikats liegen.
Discountzertifikate sind in Erwartung
stagnierender, aber auch leicht fallender
Kurse interessant. Das Besondere dieser
Papiere: Anleger kaufen mit Rabatt. Der
Basiswert wird zu einem niedrigeren als
dem aktuellen Börsenpreis gekauft. Der
Rabatt wirkt wie ein Sicherheitspuffer gegen Kursverluste. Ein Verlust tritt nur ein,
wenn der Kurs des Basiswerts unter den
Kaufpreis des Discount-Zertifikats fällt.
Vor allem, wenn sich der Basiswert seitwärts entwickelt oder leicht fällt, können
Anleger so dennoch eine positive Rendite
erzielen. Das Mehr an Sicherheit hat wieder einen Preis: Die Papiere sind mit einem „Deckel“ (Cap) ausgestattet (Grafik).
Dazu Verbraucherschützer Niels Nauhauser: „Discountzertifikate reduzieren das
Verlustrisiko, aber auch die Chance auf
einen größeren Gewinn.“
Weit verbreitet sind auch Kapitalschutzzertifikate. Anleger setzten damit meist
auf die langfristige Entwicklung am Aktienmarkt. Das Risiko ist gering, da die
Rückzahlung eines bestimmten Betrages
garantiert ist. Zum Emissionszeitpunkt
liegt diese Garantiesumme meist bei
100 %. Man ist also „dabei“, wenn es an
der Börse nach oben geht, gleichzeitig
gibt es kein Risiko nach unten. Kostenlos
ist der Schutz nicht. Je nach Produkt wird
entweder eine Partizipationsrate festgesetzt, die die maximale Rendite beschränkt, oder es wird eine Managementgebühr erhoben.
Fazit: Zertifikate gibt es für jeden Anlegertyp. Indes sind Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen. Puffer und Garantien nutzen nichts, wenn der Emittent
pleite geht.
STEFAN TERLIESNER
Auch wenn es viele Spatzen
schon von den Dächern gezwitschert haben wollen, so war der
Rücktritt von Twitter-Chef Dick
Costolo doch eine Überraschung. Und irgendwie auch
nicht: Die Geschäftszahlen für
das zurückliegende Quartal waren so schlecht, dass ein Neustart unausweichlich schien.
Keine Branche ist schnelllebiger als das Internet. Was gestern
noch Erfolg versprach, ist heute
schon ein Ladenhüter. Die Probleme von Twitter sind nicht
neu. Auch Facebook hatte damit zu kämpfen, dass das Netzwerk zwar ungeheuer beliebt
war, es aber keine Gewinne erwirtschafte, weil sich die mobilen Nutzer nicht von der Werbung einfingen ließen.
Außerdem droht der Kurznachrichtendienst Twitter uncool zu werden. Wenn die Eltern
sich auf Facebook und Twitter
tummeln, geht die Jugend zu
Instagram oder sonst wo hin.
Das ist der Lauf der Dinge. Wer
telefoniert schon noch mit einem Blackberry (der mal das
Maß aller Dinge war)? Die coolen Kids ganz sicher nicht.
Auch wenn das Internet an der
Börse einige Enttäuschungen
produzierte, setzen viele Anleger weiterhin darauf. Allerdings
zeigen sie sich dabei oft höchst
konservativ. Zalando z. B. ist in
erster Linie ein Konsumwert
und erst zweitrangig eine Internet-Aktie. Trotzdem sind die Papiere stärker gefragt als die von
Rocket Internet, also von jenem
„Internet-Inkubator“, der Zalando erst börsenreif machte.
Rocket Internet hat erst kürzlich
für das vergangene Jahr Millionenverluste bekannt geben
müssen. Doch an den Roten
Zahlen allein liegt die schwache
Nachfrage nicht. Eher schreckt
viele Investoren ab, dass sich
Rocket Internet in einem relativ
schwach regulierten Börsensegment tummelt.
Mit ähnlichen Vorbehalten
dürfte auch die German Startups Group zu kämpfen haben.
Das Beteiligungsunternehmen
macht kleine Internet-Firmen
fit für den Markt und strebt in
den Entry Standard der Deutschen Börse, also in das wenig
regulierte Wachstumssegment.
Für Anleger mögen diese Firmen undurchschaubar erscheinen, für das Business sind sie
unschätzbar wertvoll. Wer sonst
sollte die Gründerszene aufmischen und dazu beitragen, dass
das neue Silicon Valley in Berlin
entsteht? Banken sind es sicher
nicht.
STEFAN WOLFF
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
MANAGEMENT
& KARRIERE
Seitenhieb
Energy Vibes
statt Kaffee
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ws
Früher war das so: Morgens
trank man Kaffee. Sonst kam
der Kreislauf nicht in Schwung.
Die Dosierung stimmte erst,
wenn das Gebräu die Konsistenz von Bitumen erlangt hatte.
Mittags, nach dem Essen,
ruhte der Geist – und der Körper drängte mit Macht in die
Horizontale. Aufrecht hielt uns
alleine ein doppelter Espresso.
Am Nachmittag wurde die
nahende Narkolepsie dann mit
reichlich Cola nebst Traubenzucker weggespült.
Abends wollte sich – oh Wunder! – der ersehnte Schlaf dann
nicht einstellen. Zum Glück gab
es Johanniskraut. Es half, den
rasenden Puls einzufangen.
Künftig wird das bequemer.
Und gesünder. Das jedenfalls
verspricht die Firma Thync. Dahinter stehen Stanford-, Harvard- und MIT-Neurowissenschaftler. Sie haben ein Wearable entwickelt, das man sich an
die Stirn klemmt und per
Smartphone bedient. Stromstöße in bestimmte Areale des
Hirns sollen wahlweise einen
„Kickstart“ in den Tag oder eine
„Beruhigung der Gedanken“
initiieren.
Mich erinnert das fatal an eine Folge von „Raumschiff Enterprise“: Darin war die gesamte Crew einem ähnlichen Tool
verfallen – und nicht mehr Herr
seiner Sinne. Eine fremde
Macht hatte die Menschheit per
Gedankenmanipulation versklaven wollen. Verhindert hat
das ausgerechnet ein humanoider Roboter. Nur er konnte sich
den sedierenden Wellen des
Wearables entziehen.
Was lehrt uns das? Keine Ahnung! Ob Thync mir hilft? Das
beste wird sein, ich ergebe mich
dessen „Energy Vibes“ und drücke den „boost my Brain“-Button. Dann schießt mir die Antwort sicher durch den Kopf. sta
Diese Woche
Studie: Meister seltener
ohne Job als Akademiker
Akademiker sind weiterhin selten von Erwerbslosigkeit betroffen: Ihre entsprechende Quote
lag im Jahresdurchschnitt 2013
bei 2,5 %. Noch besser schneiden inzwischen Techniker und
Meister ab. Sie waren 2013 mit
einer Quote von 2 % sogar noch
seltener erwerbslos als Akademiker, so eine aktuelle Studie
des Instituts für Arbeitsmarktund Berufsforschung (IAB). ps
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
[email protected]
Foto: imago/Sebastian Wels
32
Markus Rehm: Weitenjäger
mit Handicap
Als er 14 Jahre alt war, kostete ihn ein
Unfall den rechten Unterschenkel. Jetzt
ist er Deutscher Meister im Weitsprung.
-Seite 34
Weniger Geld für den Chef,
mehr für die Angestellten
Gehälter: Der US-Unternehmer
Dan Price will sein Gehalt deckeln
und das der Mitarbeiter erhöhen.
Damit hat er eine Welle der Kritik
ausgelöst. In den USA verdienen
CEOs inzwischen im Schnitt mehr
als 300 mal so viel wie ihre Angestellten. Am unteren Ende der
Gehaltsskala kämpfen Beschäftigte für eine Anhebung des Mindestlohns.
Dan Price will sein Gehalt
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, has
Der 30-jährige Dan Price ist CEO der Kreditkarten-Abrechnungs-Firma
Gravity
Payments in Seattle. Sein Jahresgehalt beträgt eigenen Angaben zufolge 1 Mio. $.
Doch das will er jetzt kräftig kürzen. Mit
dem Geld, das dabei eingespart wird, soll
innerhalb von drei Jahren ein Mindestgehalt von 70 000 $ im Jahr für alle 120 Mitarbeiter eingeführt werden. Derzeit liegt
der Durchschnittslohn in seiner Firma
bei 48 000 $. Rund 70 Mitarbeiter werden
von der drastischen Lohnerhöhung profitieren.
Price gründete sein Unternehmen erst
im vorigen Jahr und trotz des beachtlichen unternehmerischen und finanziel-
„Price glaubt, dass glücklichere
Mitarbeiter auch produktiver sind –
doch dafür gibt es keinerlei Beweise.“
Patrick Rogers, Wirtschaftsprofessor
an der North Carolina State University
len Erfolges lebt er weiterhin recht bescheiden. Er fährt einen zwölf Jahre alten
Audi und wohnt in einer Dreizimmerwohnung zur Miete. „Die CEO-Gehälter
sind im Vergleich zum Verdienst der normalen Mitarbeiter unverschämt hoch. Ich
will mein Gehalt mit den Mitarbeitern teilen, damit diese ein glücklicheres Leben
führen können“, gab er als Begründung
für seinen ungewöhnlichen Schritt an.
Hierfür gab es viel Lob von den Mitarbeitern, den Gewerkschaften und auch in
den sozialen Medien.
Doch es gab auch viel Kritik aus Arbeitgeberkreisen und der Politik. Als erster
meldete sich der Wirtschaftsprofessor Patrick Rogers von der North Carolina State
University zu Wort. „Price glaubt, dass
glücklichere Mitarbeiter auch produktiver sind – doch dafür gibt es keinerlei Be-
weise. Also treibt er nur die Kosten hoch
ohne dass es einen Gegenwert gibt“, lautete seine Kritik.
Der rechtskonservative Radio-Kommentator Rush Limbaugh sah in diesem
Schritt eine politische Dimension. „Das
ist Sozialismus pur, und das hat noch nie
funktioniert. Deshalb wird die Firma
schon bald pleite sein und dann als Misserfolgs-Muster in den MBA-Schulen Einzug halten“, war seine Prognose.
Nach weiteren Attacken ging Price in
die Offensive. „Verrückt ist die GehaltsStruktur der amerikanischen Firmenchefs, die sich nur danach richtet, was andere CEOs verdienen. Das treibt die Gehälter rasant nach oben, ohne dass diesen Steigerungen irgendwelche zusätzlichen Leistungen oder Wertschöpfungen
gegenüberstehen“, war sein scharfer
Kommentar.
Der Venture-Finanzier Howard Anderson stimmte Price zu. „CEO-Gehälter sind
schon lange von der persönlichen Leistung entkoppelt“, sagte er über die amerikanischen Spitzeneinkommen. Gemäß
einer Untersuchung des Economic Policy
Instituts verdienen die CEOs im Durchschnitt 300 mal so viel wie ihre Mitarbeiter. Laut einer Untersuchung von Equilar
betrug das CEO-Durchschnittsgehalt im
vorigen Jahr 14,3 Mio. $, das waren 5 %
mehr als in 2013.
Den Spitzenplatz bei den Chef-Gehältern nimmt laut Equilar der MicrosoftChef Satya Nadella ein. Die Summe seiner
Vergütungen addierte sich im vorigen
Jahr auf 84,3 Mio. $. Auf den obersten
Plätzen finden sich dann noch unter anderen Robert Iger (Disney, 34 Mio. $),
Marc Benioff (Salesforce, 31 Mio. $) und
David Cote (Honeywell, 26 Mio. $).
Neben diesen exorbitant hohen CEOGehältern gibt es auch eine Reihe von
bekannten Firmenchefs, die nur 1 $ pro
Jahr erhalten. Hierzu gehören OracleChef Larry Ellison sowie die beiden Google-Chefs Larry Page und Sergey Brin.
mit den Beschäftigten teilen,
damit diese ein glücklicheres
Leben führen können.
Foto: M.R. Williams/Leif
Doch auch wenn das Grundgehalt nur
1 $ ausmacht, so verdienen diese CEOs
stattliche Summen. Beispielsweise hat
Ellison im vorigen Jahr 65 Mio. $ an Aktienoptionen erhalten. Auch die beiden
Google-Chefs müssen nicht von 1 $ leben. Sie erhalten zwar keine Boni und
andere Zuwendungen, aber sie haben jeder rund 28 % aller Googleaktien, was eine erträgliche Dividende abwirft. Jeder
wird auf ein Vermögen von knapp
30 Mrd. $ geschätzt.
Das alles ist die Gehaltsspitze. Am unteren Ende der Skala befinden sich vor allem die vielen Beschäftigten in den Service-intensiven Branchen wie Hotels, Gesundheitswesen, Gaststätten, Restaurants
und Nahverkehr. Das US-Arbeitsministerium geht davon aus, dass rund 1 Mio.
Amerikaner nur den Mindeststundenlohn von 7,25 $ erhalten. Einige Staaten
schreiben höhere Sätze vor, am höchsten
ist er mit 9 $ in Massachusetts. Seit einigen Wochen sind aber die aktuellen Mindestsätze massiv in der Kritik. In vielen
Städten demonstrierten jüngst Arbeiter
und Angestellte für eine Anhebung auf
15 $ pro Stunde, von der 42 % aller US-Arbeitnehmer profitieren würden. Die
meisten Amerikaner stehen einer solchen
Anhebung positiv gegenüber.
Das National Employment Law Project
hat eine Umfrage durchgeführt, in der
sich 63 % aller Amerikaner für eine Anhebung auf 15 $ innerhalb der nächsten fünf
Jahre ausgesprochen haben. Selbst die
Gouverneure in konservativen Staaten
befürworten eine solche Erhöhung. Auf
oberster politischer Ebene wird bereits
nach einem Kompromiss gesucht.
HARALD WEISS
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Foto: MH3 Beratung
Foto: RUB
An der Ruhr-Uni sollten die Ingenieure mit den Geisteswissenschaftlern enge Bande knüpfen.
-Seite 35
Karrieretelefon:
Was Leser wissen wollten
Foto: TÜV Rheinland
Universitäts-Jubiläum:
Studium statt Stahl
33
Im Juni beantworteten Andy Fuchs
(li.), Referent TÜV Rheinland, und
Marcus Holzheimer, MH3 Beratung,
Karrierefragen. -Seite 36
Einwanderer aus Asien machen
den US-Bürgern Konkurrenz
Zuwanderung: Lange Zeit wanderten überwiegend arme Menschen in
die USA ein – sehr zum Verdruss wohlhabender weißer US-Bürger. Das hat
sich inzwischen geändert: Das Qualifikationsniveau der Immigranten ist
gestiegen, vor allem Asiaten erobern sich einen Platz an den Elite-Hochschulen der USA. Ökonomen halten die Angst vieler US-Bürger vor Zuwanderung
für unbegründet. Einwanderer würden das Wachstum befeuern
Foto: imago
Serie
Migration
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, has
Ungeachtet aller Wahlkampfdebatten
über legale und illegale Einwanderung
strömen weiterhin Zuwanderer in großer
Zahl in die USA. Von den knapp 320 Mio.
Einwohnern sind nach Regierungsangaben rund 41 Mio. Immigranten, davon
sind etwa 11 Mio. illegal im Land. Jährlich
kommen rund 1 Mio. legale Einwanderer
hinzu. Außerdem werden jährlich rund
140 000 zeitlich befristete Arbeitsvisa
(H-1B) ausgestellt. Trotzdem wird vor jeder Wahl leidenschaftlich über die Einwanderungspolitik diskutiert.
Im Zentrum dieser Debatte stehen vor
allem die illegalen Einwanderer aus Mexiko und der Karibik. Präsident Obama hat
eine Amnestie für 5000 illegale Immigranten erlassen, die aber nicht die Zustimmung im Kongress bekam und nur per
„Executive Order“ Gesetz werden konnte.
Rechtskräftig ist das Gesetz noch nicht,
weil dagegen eine Klage läuft.
Weit verbreitet ist die Auffassung, dass
es für illegale Zuwanderer keine Amnestie
geben sollte. Sinnvoller seien eine Überprüfung der Vergangenheit, ein Bußgeld,
der Nachweis, dass man für sich und die
Familie sorgen kann, die Bereitschaft zum
Militärdienst, ausreichende Englischkenntnisse sowie minimale Kenntnisse in
der amerikanischen Geschichte und im
Rechtssystem.
Asiaten sind in den USA die
am schnellsten wachsende
Bevölkerungsgruppe
Kritiker wehren sich gegen den Vorwurf
kultureller oder religiöser Ressentiments.
„Es geht uns bei der Ablehnung der heutigen Einwanderungspolitik nicht um ethnische Belange, es geht auch nicht darum, dass wir ein Land mit einer homogenen weißen Bevölkerung schaffen wollen
– nein, es geht uns vielmehr darum, dass
wir unser Amerika schützen wollen und
dass wir das besondere Experiment unserer Wirtschaftsordnung und unserer Demokratie verteidigen müssen“, sagt Roy
Beck, Chef der Bürgerbewegung „The Case against Immigration“.
Im Kern geht es doch um ethnische
Probleme, aber auch um Angst vor dem
Verlust des Arbeitsplatzes oder oder um
die Befürchtung, dass die Neuen nur die
Sozialkassen belasten werden. Denn die
Akzeptanz von Zuwanderung und die
Unterstützung der Einwanderer ist für
viele Bürger der mittleren und oberen
Einkommensschichten gleichbedeutend
mit Umverteilung, gegen die sie sich wehren.
So kommt der Harvard-Professor Edward Glaeser in einer empirischen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Amerikaner deutlich weniger teilen wollen als Europäer. Seiner Ansicht nach liegt das vor
allem an der hohen ethnischen Divergenz
in den USA. „Ethnische Animositäten
sind in den USA die Ursache dafür, dass
die wohlhabenden (meist weißen) Bürger
ihr Einkommen nicht mit den armen
(meist schwarzen) Bürgern teilen wollen“, schreibt er in einem Untersuchungsbericht. Das sei auch der Grund,
weshalb viele US-Bürger Zuwanderung
ablehnen.
Seine Studie stammt aus dem Jahr
2001, doch inzwischen haben sich die
Vorzeichen geändert. Viele Zuwanderer,
die in den vergangenen Jahren aus politischen Gründen aus Afrika in die USA geflohen sind, haben eine exzellente Ausbildung. Sie waren in ihren Heimatländern
Ärzte, Rechtsanwälte oder Hochschullehrer. Noch schützen sich die USA vor dieser Arbeitsmarktkonkurrenz, indem sie
Die Debatte über Zuwanderung ist eines der beherrschenden Themen der Innendiese Flüchtlinge nicht anerkennen – zupolitik in den USA. Foto: imago/imagebroker
mal vielfach keine Original-Dokumente
vorgelegt werden können.
An den Hochschulen treffen etablierte
US-Bürger bereits jetzt auf neue auslänDaewon High School in Seoul damit, dass Die meisten Untersuchungen in den USA
dische Konkurrenten. Anders als in
jedes Jahr 15 % bis 20 % ihrer Absolventen über den wirtschaftlichen Einfluss und
Europa, sind in den USA das Niveau der
einen Studienplatz an einem Spitzen- die Bedeutung von Ausländern zeigen
ganz deutlich, dass diese einen positiven
Hochschulen und die Karrierechancen
College in den USA erhalten.
von Absolventen extrem unterschiedlich.
Asiaten sind in den USA die am Effekt haben. So kommt eine UntersuWer seinen Abschluss bei einer der zehn
schnellsten wachsende Bevölkerungs- chung des Center for Immigration zu
besten Universitäten macht, hat prakgruppe. Regierungsangaben zufolge stieg dem Ergebnis, dass aufgrund der legalen
tisch eine lebenslange Garantie für einen
deren Anteil zwischen 1990 und 2011 von und illegalen Zuwanderer das amerikaniTop-Job in der Tasche. Entsprechend
3 % auf 5,1 %. Sie sind sehr lernwillig und sche BIP jährlich um 11 % wächst. Auch
hoch ist der Andrang. Am schlechtesten
deshalb ist ihr Anteil bei höheren Schul- das liberale National Bureau of Economic
sind die Chancen in Stanford, wo im voriabschlüssen und bei den Studenten deut- Research und das konservative American
Enterprise Institute kommen zu ähnligen Jahr nur 5 % aller
chen Resultaten.
Bewerber angenommen
„Es
geht
uns
bei
der
Ablehnung
der
heuDanach verbessern alle ausländischen
wurden. Die höchste Ratigen
Einwanderungspolitik
(...)
darum,
Arbeitnehmer die Beschäftigungssituatite gab es bei der Duke
on deutlich – und zwar unabhängig von
University,
die
mit
dass wir unser Amerika schützen wollen
der Qualifikationen der Immigranten.
10,7 % die einzige der
und
dass
wir
das
besondere
Experiment
„Eine gut funktionierende Volkswirtschaft
Top-Ten-Hochschulen
unserer Wirtschaftsordnung und unserer
benötigt Arbeitskräfte in allen Bereichen
war, die mehr als 10 %
und auf allen Positionen“, sagt deren
der Bewerber akzeptierDemokratie verteidigen müssen.“
Analyst Ramesh Ponnuru. Hier sind es vor
te.
Roy Beck, Chef der US-Bürgerbewegung
allem die gut ausgebildeten ArbeitnehAn diese geringen Auf„The Case against Immigration“
mer in den Ingenieur- und Naturwissennahmequoten
haben
schaften sowie in der Informatik, die eisich die wohlhabenden
Amerikaner schon lange gewöhnt. Doch
lich größer als ihr Anteil an der Bevölke- nen besonders wichtigen Beitrag zur USwas ihnen jetzt Verdruss bereitet, ist die
rung. Am New Yorker Hunter College Wirtschaft leisten. „Zuwanderer mit eizunehmende Konkurrenz durch auslänkommen bereits mehr als die Hälfte der nem Hochschulabschluss in Technologie,
dische Bewerber – vor allem aus Korea
Studenten aus Asien, am California Insti- Ingenieurwesen oder Mathematik bewirund China, wo es an vielen Gymnasien
tute of Technology sind es mehr als 42 % ken stets einen Schub an neuen Arbeitsplätzen für alle US-Bürger“, sagt Profesganz spezielle Förderkurse für die Aufund in Berkeley immerhin noch 30 %.
nahmeprüfungen an den amerikanischen
Aus wirtschaftlichen Gründen ist die sor Giovanni Peri von der University of
HARALD WEISS
Edel-Universitäten gibt. So rühmt sich die
Angst vor Zuwanderung unbegründet. California Davis.
34
MANAGEMENT & KARRIERE
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Weitenjäger mit Handicap
Leichtathletik: Markus
Rehm ist ein Ausnahmespringer. Und das nicht nur wegen
seiner Acht-Meter-Sätze.
Wenn der Orthopädiemechaniker-Meister Ende Juli bei den
deutschen Meisterschaften an
den Start geht, wird die Diskussion über Beinprothesen
im Sport erneut hochkochen.
Serie:
Geförderte Ingenieure
Foto: Deutsche Sporthilfe
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ws
Für Markus Rehm muss es ein Gefühl wie Fliegen gewesen sein. Bei
den Deutschen LeichtathletikMeisterschaften 2014 in Ulm katapultierte sich der Weitspringer auf
die persönliche Bestweite von
8,24 m und damit 29 cm über seine bisherige Bestleistung hinaus.
Weltrekord! Weltrekord? Den hält
doch der US-Amerikaner Mike Powell mit 8,95 m. Aber nicht bei den
Behinderten.
Es ist der 10. August 2003. Der
14-jährige Markus Rehm verliert
beim Wakeboarden auf dem Main
die Zugleine, beim Auftauchen gerät sein rechtes Bein in die Schiffsschraube eines Bootes. Der leidenschaftliche Wellenreiter verliert
nach drei Tagen des Hoffens und
Bangens seinen rechten Unterschenkel. „Sechs Wochen verbrachte ich im Krankenhaus, fünf
Wochen in der Reha, dann unternahm ich die ersten Gehversuche,
nach einem halben Jahr habe ich
wieder mit Sport angefangen.“ Die
Bemühungen, sich wie mit einem
natürlichen Bein zu bewegen, seien ein schleichender Prozess –
und ein dauerhafter. „Daran arbeite ich auch heute noch.“
Und das äußerst erfolgreich.
Markus Rehm scheint mit seiner
Weite Sätze will Markus Rehm auch künftig machen – egal, zu welchen Ergebnissen die Untersuchungen zur Effektivität der Sprungprothese
kommen. Foto: imago/Sebastian Wels
Behinderung weniger Probleme
zu haben als andere. Lieber als
über seine Behinderung würde er
über seine Erfolge reden, seine
Goldmedaille bei den Paralympics
2012 im Weitsprung, den dritten
Platz in der 4 x 100 m Staffel oder
über die Weltrekorde. „Ich habe
kein Problem, wenn ich darauf angesprochen werde. Es ist nur schade, wenn man an ,Markus Rehm’
immer ein ,aber’ anhängt: Aber
das ist doch der mit der Prothese.“
Denn ohne das Thema Prothese
scheint es in den Medien nicht zu
gehen. Meist schwingt ein deftiger
Schuss Skepsis mit: Geht bei der
Karbonprothese alles mit rechten
Dingen zu?
Schließlich hatten Biomechaniker ermittelt, dass Markus Rehm
kurz vor dem Absprung deutlich
langsamer ist als andere Springer
mit vergleichbaren Weiten, er
beim Absprung aber eine höhere
Vertikalgeschwindigkeit erreicht,
die ihn inzwischen sogar auf die
neue Weltrekordweite von 8,29 m
trug. Die Folge: Rehm darf weiterhin gegen Nichtbehinderte antreten, aber seine Leistungen werden
getrennt gewertet. Nachgewiesen
sind Vorteile aufgrund der Prothese allerdings nicht.
Der 1,85 m lange Athlet vom
TSV Bayer 04 Leverkusen will aus
der Technik keinen Vorteil ziehen,
andererseits ist der Schützling der
ehemaligen Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius auf sie angewiesen. „Ich kann die Behinderung
nicht wegzaubern. Ich trainiere
genauso hart wie andere Hochleistungssportler.“
„Vorteil der Prothese ist nicht nachgewiesen“
wegungstechnik her perfekt in der Lage,
- Gert-Peter Brüggemann, Leiter des Inmit energierückstellender Karbonprostituts für Biomechanik und Orthopädie
these zurechtzukommen. Trotz fehlenan der Deutschen Sporthochschule
der Muskulatur setzt er die Prothese äuKöln, über Markus Rehm und die Disßerst effektiv ein. Da steckt hartes Traikussion um die Sprungprothese: „Was
ning hinter.“
den Weitsprung mit Prothese betrifft,
- „Man sollte zurückhalgibt es keine publizierten
tend mit Äußerungen
biomechanischen Daten.
über einen möglichen
Es liegen noch nicht einVor- oder Nachteil des
mal präzise InformatioWeitsprungs mit Prothenen über das energetisen sein, solange kein
sche Verhalten des gebiomechanischer Beleg
sunden menschlichen
zu dieser Frage vorliegt.
Sprunggelenks beim AbIn der Vergangenheit hasprung zum Weitsprung
ben sich Repräsentanten
vor. Deshalb könnte die
des Verbandes zuweilen
Prothese ein Vorteil, aber Gert-Peter Brüggemann:
„Markus Rehm setzt trotz
etwas voreilig zum Thegenauso gut ein Handifehlender Muskulatur die
ma Weitsprung mit Procap sein.
Prothese äußerst effektiv ein.
- „Markus Rehm ist von
thesen bzw. zu der Leisseinen physischen Kom- Da steckt hartes Training hintung von Markus Rehm
ponenten und seiner Be- ter.“ Foto: DSHS Köln
geäußert.“
ws
Würde die Konkurrenz mit der
gleichen Karbonprothese ähnliche
Weiten erzielen, könnte das auf
Wettbewerbsverzerrung hindeuten, „aber der Zweitplatzierte auf
der Weltrangliste der Behinderten
liegt einen guten Meter hinter
mir“, betont Rehm.
„Mein Beruf ist hoch
technisch und wird es wohl
immer stärker werden“
Wenn er gemeinsam mit Steffi
Nerius an etwas tüftele, dann an
Anlauf und Sprungtechnik, nicht
an der technischen Verfeinerung
der Prothese. Und das, obwohl
Markus Rehm ein Händchen dafür
hat – sogar ein staatlich zertifiziertes. Als Jahrgangsbester absolvierte der heute 26-Jährige seine Meisterprüfung zum Orthopädiemechaniker. Rehm hat sich – was läge
näher – auf Beinprothetik spezialisiert. Die Doppelbelastung Ausbildung/Sport habe ihn damals körperlich stark belastet. Ohne die
Deutsche Sporthilfe wäre der
Stress noch größer gewesen. Dank
ihrer Unterstützung ließ sich
Rehm auf das Abenteuer Spitzensport ein. „Dadurch konnte ich
halbtags arbeiten und brauchte
keine Existenzängste zu haben.“
Denn halbe Sachen macht der
leidenschaftliche
Wakeboarder
nicht. „Ich bin kein Typ, der sagt:
Hauptsache durchkommen. Ich
will alles besonders gut machen.“
Das galt für Markus Rehm schon
in jungen Jahren, als er akribisch
an Modellflugzeugen bastelte.
„Werkeln, löten – das macht mir
heute noch Spaß, allerdings fehlt
mir die Zeit dazu.“
Ursprünglich wollte er „irgendwas mit Elektrotechnik machen“,
dann kamen der Unfall und das
Interesse an Prothesen. „Mein Beruf ist aber auch hoch technisch
und wird es wohl immer stärker
werden.“ So sei die Entwicklung
bei elektronischen Kniegelenken
fortgeschritten, biete aber noch
reichlich Spielraum für Kreatives.
Ein Studium will Rehm nicht ausschließen, der Meisterbrief biete
ihm da alle Möglichkeiten.
Überhaupt schaut der Göppinger lieber nach vorne als sich in
Rückblenden mit dem Was-wärewenn zu beschäftigen. Und er
schaut nicht nur auf sich. Als eine
Art Botschafter der körperlich Behinderten geht Markus Rehm in
Krankenhäuser und spricht Amputierten Mut zu. Als er 2014 zum
Behindertensportler des Jahres gewählt wurde, sagte er die Feierlichkeiten nach Absprache mit
dem Deutschen Behindertensportverband ab, um sich vor der
Kamera mit TV-Moderator Stefan
Raab beim Turmspringen zu messen. „Das sollte kein Affront gegen
die Auszeichnung gewesen sein.
Ich hielt den Fernsehauftritt für eine gute Gelegenheit, für den Behindertensport zu werben. Die Reaktionen von Behinderten wie
Nichtbehinderten haben das bestätigt.“
Sollte die Wissenschaft nach intensiver Prüfung zu dem Urteil gelangen, die Beinprothese verschaffe behinderten Sportlern einen Vorteil, werde er sich nicht dagegen sträuben, so Markus Rehm.
„Ich bin stolz darauf, paralympischer Athlet zu sein – und das werde ich auch immer bleiben.“
Dass Markus Rehm bei den
Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Behinderten vom 21.
bis 23. Juni in Berlin ganz oben auf
dem Siegertreppchen steht, dürfte
außer Frage stehen.
WOLFGANG SCHMITZ
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
MANAGEMENT & KARRIERE
Studium statt Stahl
Britische Uni
mit Schwerpunkt
Wehrtechnik
50 Jahre Universität Bochum:
Die Gründungsväter der ersten Universität im Ruhrgebiet setzten ein Zeichen, dem viele Städte folgten: Die
Campus-Universität sollte die Ingenieurwissenschaften näher an die
Geisteswissenschaften rücken. Eine
Annäherung im Schritttempo.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ws
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ws
Die größte Arbeitgeberin
in Bochum
- Als erste in der Bundesrepublik gegründete Universität nahm die
Ruhr-Universität Bochum 1965 ihren Lehrbetrieb auf.
- Mit 5600 Mitarbeitern ist die RUB
die größte Arbeitgeberin in Bochum.
- Von den insgesamt 42 718 Studierenden waren im Wintersemester
2014/15 mit 25 643 die meisten in
den Geisteswissenschaften eingeschrieben.
- In den drei ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Maschinenbau sowie Elektrotechnik
und Informationstechnik waren es
7358 Studierende.
ws
Rektor Elmar Weiler vor dem Audimax der Ruhr-Universität Bochum. Der Schriftzug
„How Love Could Be“ des britischen Künstlers Tim Etchells steht für die Zukunft Bochums,
das leuchtende Rot symbolisiert die Leidenschaft für Lernen, Lehren und Forschen. Foto: RUB
schaftlicher Überlieferung“. Diese Integration sowie der komplette Neubau einer
Campus-Universität war deutschlandweit
ein Novum.
Der politische Wille, die Jugend des Ruhrgebiets in großer gesellschaftlicher Breite
akademisch zu bilden, um alle Bildungsreserven zu nutzen, wurde Wirklichkeit. Der
Anteil der Studierenden aus Arbeiter- und
Angestelltenfamilien war in den Gründungsjahren mehr als doppelt so hoch wie
an anderen Universitäten. Die große Zahl
der aus der näheren Umgebung nach Querenburg fahrenden Studenten hatte zur Folge, dass das Leben eher dem RuhrgebietsArbeitsalltag glich als einem typischen Studentenleben fern der Heimat: Anfahrt, Lernen, Heimfahrt. Der wissenshungrige Ruhrpott-Nachwuchs musste nicht mehr an die
aus allen Nähten platzenden Universitäten
nach Köln, Münster oder
Bonn.
Die wissenschaftliche
Ballung in der riesigen Bochumer „Betonburg“ interpretierten einige Medien als gesellschaftliche
Isolation, die zwangsläufig zu Depressionen führen müsse. Der Freitod einiger Studenten nährte
diese These und mündete
in den Ruf der „Selbstmord-Uni“. Mitte der
70er-Jahre schrieb „Die
Zeit“: „Festgefroren auf der grünen Woge
der Ruhrberge droht die Ruhr Universität
Bochum. 13 Gebäude mit Balkons, die niemand betritt. Fenster, die niemand wäscht.
Professoren, die keiner kennt. 19 600 Studenten, die niemand tröstet.“
Das politische Leben indes blühte. Der
damalige Asta-Vorsitzende Roland Ermrich
schildert die Stimmung: „Der studentische
Alltag ab 1969 war von Machtkämpfen und
Auseinandersetzungen der linken K-Gruppen geprägt. Doch damit wurde man dem
realen studentischen Leben an der RUB in
keiner Weise gerecht. Hier herrschte mehr
die Mentalität des Ruhrgebietsmenschen,
die von Pragmatismus geprägt ist.“ Und
dennoch waren die „neuen“ Kinder des
Ruhrpotts anders als ihre Eltern. Die Querenburger Kneipiers taten sich entsprechend schwer mit der jungen Kundschaft.
Roland Ermrich: „In einer Kneipe waren
lange Haare nicht willkommen.“
Den Fortschritt konnten aber auch die
Wirte nicht aufhalten. Das Rektorat der
Ruhr-Universität lockte renommierte Wissenschaftler von weither nach Bochum. Unter ihnen Wilfried Krätzig, ab 1970 Professor
für Konstruktiven Ingenieurbau und Leiter
Foto: privat
Die Ruhr-Universität Bochum ist mehr als
eine Hochschule. Sie ist ein wesentliches
Kapitel deutscher Bildungsgeschichte. Die
im Stadtteil Querenburg angesiedelte Universität steht vor allem für Aufbruch und
Strukturwandel im Ruhrgebiet.
Während des Festakts zum 50. Geburtstag
der Ruhr-Universität adelte Bundespräsident Joachim Gauck sie vor wenigen Tagen
mit dem Titel „Motor des Wandels“. NRWMinisterpräsidentin Hannelore Kraft beschrieb die RUB als „Wissensschmiede, die
die Stahlschmieden abgelöst hat“.
Die erste deutsche Universitätsgründung
nach dem ersten Weltkrieg war ein Politikum. Die Stahl- und und Kohlekrise ab 1957
drängte zum Handeln, neue Konzepte waren gefragt. Und die sollten akademischen
Köpfen entstammen.
Sowohl der wilhelminische Staat als auch
die Nationalsozialisten hatten eine Universität im Ruhrgebiet abgelehnt. In der „Waffenschmiede des Reiches“ sollte hart malocht werden, aufmüpfige Studenten sollten
Arbeitern keine politischen Flausen in die
Köpfe setzen. Die Gründung der RUB war
insofern sowohl das Signal für mehr Bildungsgerechtigkeit in einer fundamental
demokratischen Gesellschaft als auch für
eine wirtschaftlichen Neuorientierung.
Leitgedanke war die „Universitas“. Die
Einheit der Wissenschaften sollte auf dem
Campus mit eng beieinander liegenden Fakultäten Ausdruck finden. Erstmals wurden
die Ingenieurwissenschaften in Deutschland aus den Enklaven der Technischen
Hochschulen herausgeholt und in den Kanon anderer Disziplinen integriert.
In seinen Planungen umriss der nordrhein-westfälische Kultusminister Werner
Schütz 1960 seine konzeptionellen Vorstellungen für eine „Universität neuen Typs“:
Der Bedarf an Diplomingenieuren sei zwar
„anhaltend“, rechtfertige aber noch keine
weitere Technische Hochschule. Der Christdemokrat wünschte sich stattdessen eine
technische Fakultät, die „eingebettet“ werden müsse „in die Ebene allgemein wissen-
35
des Lehrstuhls für Statik und Dynamik. „Die
Ingenieurprofessoren sahen ihre Aufgabe
darin, Bildung auf möglichst hohem Niveau
zu vermitteln“, erzählt Krätzig. „Deshalb hat
man mich aus Berkeley, einer der besten
Universitäten der Welt, nach Deutschland
zurückgeholt. In Berkeley hatte die Einheit
von Geistes- und Ingenieurwissenschaften
große Tradition.“
Vor dem industriellen Hintergrund und
dem sich anbahnenden Strukturwandel
wollten die Gründer die technischen Wissenschaften an die klassischen universitären Disziplinen heranrücken. Krätzig: „In
Bochum musste ich aber erkennen, dass die
Wissenschaften trotz aller Absichtsbekundungen nebeneinander und nicht miteinander lebten.“
Das sieht Ulrich Suerbaum in der Rückblende ähnlich. Der Philologe wurde 1963
„In Bochum lebten die Wissenschaften trotz aller Absichtsbekundungen nebeneinander und
nicht miteinander.“
Wilfried Krätzig, ehemals Professor für
Konstruktiven Ingenieurbau an der RuhrUniversität Bochum
als erster Professor an die noch nicht existente RUB berufen. „Maschinenbau blieb
Maschinenbau“ und damit für alle Geisteswissenschaftler ein fremdes Wesen.
Mit der Einbettung in andere Fachbereiche wollte man die Ingenieurwissenschaften breiter aufstellen, sie nicht abwerten,
denn ihrem Gewicht für die Region war
man sich bewusst. Krätzig: „Die Ingenieurwissenschaften hatten im Ruhrgebiet einen
exzellenten Ruf, weil man um ihre Bedeutung für den Aufbau Deutschlands im Allgemeinen und für den des Ruhrgebiets im Besonderen wusste. Bauingenieure spielten
dabei naturgemäß ein dominante Rolle.
Man brachte die Ingenieurwissenschaften
aber noch nicht so sehr wie heute mit Zukunftsfragen in Verbindung.“
Vielleicht ist diese gering ausgeprägte
Weitsicht ein wesentlicher Grund für die
mangelhafte Kooperation der Disziplinen in
den ersten Jahrzehnten. Rektor Elmar Weiler sieht seine Universität im interdisziplinären Dialog inzwischen viel weiter als
noch vor 50 Jahren: „In einem vergleichsweise kurzen Zeitraum hat sich die RUB zu
einer internationalen Forschungsuniversität entwickelt.“
WOLFGANG SCHMITZ
Hochschule: In Großbritannien wird nach jahrzehntelanger
Pause erstmals wieder eine neue
Universität eingerichtet. Wie
schon der Name „New Model Institute for Technology & Engineering“ (NMITE) besagt, wird es eine
rein technische Universität, die in
Hereford aufgebaut wird.
Bei der Standortwahl spielte eine wichtige Rolle, dass in der westlichen Mitte des Landes zu wenige
Studienplätze zur Verfügung stehen. Die meisten technischen
Universitäten in Großbritannien
sind deutlich überbelegt. Das geht
auf den starken Zustrom ausländischer Studenten zurück.
Bei den Studiengebühren wird
sich NMITE nicht von allen anderen britischen Universitäten unterscheiden. Jedes Studienjahr
kostet 9000 £ oder knapp 12 000 €
an Studiengebühren.
Der Studienbeginn ist für 2017
geplant. Erwartet werden im ersten Semester 300 Studenten, langfristig sollen es 5000 Studenten
sein. Aufbauhilfe leisten die beiden etablierten Hochschulen von
Warwick und Bristol.
Das Leistungsangebot der neuen Universität konzentriert sich
auf fünf Fachgebiete: Wehrtechnik, Cyber-Technik, Landmaschinentechnik, industrielle Produktionstechniken und erneuerbare
Energien. Schwerpunkt liegt auf
der Forschung.
Bei Cyber-Techniken ist die
GCHQ, die Abhörzentrale der britischen Regierung, ein wichtiger
Partner. Im Bereich Wehrtechnik
soll es enge Kooperationen mit
dem Rüstungsunternehmen Qinetiq geben, dem mit Abstand größten Unternehmen für Auftragsforschung auf den britischen Inseln.
PETER ODRICH
Europa
lernt online
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ws
Hochschule: Moocs erfreuen
sich in Europa wachsender Beliebtheit. Wie die Deutsche Universitätszeitung „duz“ auf Basis einer Studie des Dachverbandes der
Fernuniversitäten EADTU berichtet, bieten europäische Bildungsinstitutionen inzwischen mehr
Online-Programme auf Hochschulniveau an als US-amerikanische Einrichtungen.
Während in Europa die Quote
der Hochschulen, die Moocs anbieten, zwischen 2013 und 2014
von 58 % auf fast 72 % angestiegen
sei, verzeichneten die USA eine
leicht rückläufige Entwicklung.
Die Quote fiel dort laut Studie von
14,3 % auf 13,6 % zurück.
Ein Grund für die Zurückhaltung in den USA seien die Finanzen. Im Gegensatz zu den staatlichen Hochschulen in Deutschland
fehle es der großen Mehrheit der
US-Universitäten an finanziellem
Spielraum. In Europa gelten
Moocs als wichtige Ergänzung der
Hochschulbildung, in den USA gehe es vor allem darum, neue Studierende anzulocken.
duz/ws
36
MANAGEMENT & KARRIERE
Die Woche in Kürze
Studie: 2015 wird ein
starkes Streikjahr
So viel wurde in Deutschland
schon lange nicht mehr gestreikt: Laut einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der
deutschen Wirtschaft (IW) sind
in diesem Jahr schon rund
500 000 Arbeitstage durch
Streiks oder Warnstreiks ausgefallen. Das sind dreimal so viele
Ausfalltage wie 2014 – der
höchste Wert seit 1993. Damals
waren im Gesamtjahr 593 000
Ausfalltage registriert worden.
Für die hohen Zahlen in diesem Jahr haben in erster Linie
die Großgewerkschaften IG Metall mit Warnstreiks in der Metallindustrie und Verdi mit dem
Arbeitskampf in den Kitas gesorgt, wie IW-Tarifexperte Hagen Lesch erläuterte. Die gefühlten Dauerstreiks der Lufthansa-Piloten und der BahnLokführer fielen wegen der geringen Zahl der Streikenden
nicht so ins Gewicht.
dpa/ps
Organisation: VW denkt
über Konzernfamilien nach
Im stark gewachsenen VWReich sollen die zwölf einzelnen
Marken noch bis zum Spätsommer genauer entlang ihrer Gemeinsamkeiten bei Technologien und Absatzregionen sortiert werden. Im Gespräch sind
drei weitere Fahrzeugfamilien,
die wie die jüngst schon beschlossene Einheit für die
schweren Nutzfahrzeuge um
MAN und Scania dezentraler arbeiten sollen. Das verlautete am
Montag aus Konzernkreisen.
Demnach läuft es auf eine Familie für die Massenmarken
VW-Pkw, Skoda und Seat hinaus. Während Audi weiter für
Lamborghini und die DucatiMotorräder zuständig bleibt,
könnte Porsche die Luxustöchter Bentley und Bugatti anführen.
dpa/ps
Osram: Arbeitnehmer
für Ausgliederung
Die Arbeitnehmervertreter im
Osram-Aufsichtsrat haben der
Ausgliederung des Lampengeschäfts zugestimmt. Es habe
seit Bekanntwerden der Pläne
einen intensiven Dialog gegeben, sagte der Vize-Aufsichtsratschef und Sprecher der bayerischen IG Metall, Michael
Knuth. Daraus entstanden sei
ein Eckpunktepapier, das den
sozialen Rahmen für die Ausgliederung setze. „Damit haben
wir eine sinnvolle und faire
Grundlage aus Arbeitnehmersicht geschaffen, die es nun gilt,
weiter auszugestalten“, so
Knuth. Unter anderem haben
sich beide Seiten darauf geeinigt, die Regelungen zu Gehältern und Löhnen beizubehalten, die Tarifbindung des neuen
Unternehmens und bestehende
Betriebsvereinbarungen zu erhalten. Dennoch werde der Prozess weiter kritisch und eng begleitet werden.
dpa/ps
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
[email protected]
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Wiedereinsteiger sollten
ihre Kenntnisse auffrischen
Karrieretelefon: Am 11. Juni standen Andy Fuchs, Referent Personalmarketing TÜV Rheinland, sowie Marcus Holzheimer von der MH3 Beratung unseren Lesern Rede und Antwort. In den Gesprächen ging es u. a. um beruflichen Wiedereinstieg, Gehaltsgespräche und die Wahl des Arbeitgebers.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ps
Ich habe in den letzten fünf Jahren meinen schwerkranken Schwiegervater gepflegt. Nun ist er leider verstorben und
ich möchte wieder ins Berufsleben einsteigen. Auf welche Punkte sollte ich dabei achten?
Zum einen ist es sehr wichtig, dass Sie Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten updaten und
auf den neuesten Stand bringen. In Ihrem
Bereich hat sich viel getan und der potenzielle Arbeitgeber muss erkennen können,
dass Sie als Wiedereinsteiger motiviert sind
und den heutigen Anforderungen an die Tätigkeit gerecht werden. Zum anderen sollten Sie das Thema „Pflege bis zum Tod“
möglichst kurz und (soweit möglich) ohne
Emotionen darstellen. Der Fokus sollte auf
der Zukunft und Ihrer Einstellung im Unternehmen liegen.
Ich leite seit drei Jahren kommissarisch eine Abteilung. Auch mein Arbeitsumfang
hat sich seit den letzten Gehaltsgesprächen massiv erhöht. Nun soll ich auch offiziell Abteilungsleiter werden und meinen
neuen Gehaltswunsch äußern. Was ist
realistisch?
Neben dem Blick in die Gehaltsreports
des VDI und der VDI nachrichten ist es sinnvoll, das persönliche Netzwerk zu befragen.
Auch ist ein Gespräch mit der Personalabteilung hilfreich, um Anhaltspunkte und
Tipps zu bekommen.
Statt selbst eine Zahl zu nennen, können
Sie auch den Vorgesetzten fragen, was üblich ist beziehungsweise, was er im Budget
vorgesehen hat. Sehr häufig nennen Verantwortliche den Betrag, da oftmals wenig
Spielraum besteht.
Doch viele Mitarbeitende (und Bewerbende) fragen nicht. Grundsätzlich gilt es,
im Vorfeld ein eigenes Limit zu definieren,
damit die Verhandlung ein Ziel hat.
Nachdem ich meine Masterarbeit erfolgreich abgeschlossen hatte, machte ich
erst einmal einen Monat Urlaub. Jetzt versuche ich, eine Festanstellung zu bekommen, was sich jedoch als schwierig erweist. Woran kann das liegen?
Leider kommt es häufig vor, dass Absolventen sehr kurzfristig und (wenn überhaupt) ohne Strategie planen. Schon während der Masterarbeit hätten Sie prüfen sol-
Karriereberatung
der VDI nachrichten
- Die VDI nachrichten bieten ihren Lesern eine kostenlose telefonische Karriereberatung.
Personalverantwortliche aus Unternehmen
und Experten aus Beratungsunternehmen
stehen Rede und Antwort.
- Die nächste Telefonaktion findet am Donnerstag, den 9. Juli, von 14 Uhr bis 18 Uhr
statt.
- Die Namen der Experten und die Telefonnummern, unter denen sie zu erreichen
sind, veröffentlichen wir in Ausgabe 27/28,
die am 3. Juli erscheint.
ps
Klimmzüge: Wer aufsteigen will,
braucht Energie, Ausdauer und guten
Rat. Letzteren gibt es in unserer
Karriereberatung. Foto: PantherMedia/T. Sczigiol
len, ob das betreuende Unternehmen einen
Vertrag anbietet bzw. ob Sie selbst dort bleiben möchten.
Ist das nicht der Fall, sollte schon während der Masterarbeit in die Bewerbungsphase eingestiegen werden. Hier hätten Sie
den geplanten Urlaub kommunizieren und
den möglichen Arbeitsbeginn nach hinten
verlegen können. Je nach Unternehmen
und Tätigkeit wartet ein Unternehmen auch
schon mal sechs Monate. Um es deutlich zu
sagen: Der von Ihnen beschrittene Weg war
grob fahrlässig. Er passt auch nicht wirklich
zum Bild des typischen Ingenieurs, der auf
Sicherheit bedacht ist.
Was Sie jetzt tun können? Neben Bewerbungen auf Stellenanzeigen sollten Sie sich
ganz bewusst und zeitnah Ihr Netzwerk aktivieren und auf Initiativansprachen setzen.
Treffen Sie dabei auf einen Abteilungsleiter,
der einen akuten Bedarf hat, wird die Stelle
vielleicht gar nicht ausgeschrieben. Die Einstellung kann in ein paar Tagen über die
Bühne gehen.
Ich bin Absolvent und bewerbe mich gerade bei Unternehmen. Jetzt frage ich mich,
wie wichtig der erste Job ist. Sollte ich
auch außerhalb meines Wunschbereiches
suchen, um dann später in den Bereich zu
wechseln, den ich eigentlich anstrebe?
Auf keinen Fall. Der erste Job ist richtungsweisend. Es empfiehlt sich zwei, besser noch drei Jahre im Unternehmen zu
bleiben. Die Berufserfahrung auf der ersten
Station nach dem Studium beeinflusst
maßgeblich die weitere Karriere. Ist man
erstmal in einer anderen Richtung unterwegs, wird es sehr schwer, noch einen
Wechsel vorzunehmen. Also überlegen Sie
sich gut, wo und in welchem Bereich Sie Ihren Einstieg wählen. Funktion und Tätigkeitsbereich sollten bei der Wahl ganz klar
Vorrang vor dem Gehalt haben.
Ich bewerbe mich um eine Stelle und habe jetzt zwei Möglichkeiten: Firma A ist
ein großes, namhaftes Automobilunternehmen. Der Tätigkeitsbereich ist eingeschränkt, aber es gibt gute Entwicklungsmöglichkeiten. Firma B ist ein kleiner
Sportwagenhersteller mit Sitz im Ausland. Das Tätigkeitsfeld ist sehr spannend
und abwechslungsreich. Leider gibt es keine Entwicklungsmöglichkeiten. Was soll
ich tun? Mein Herz schlägt für Firma B,
aber wegen fehlender Entwicklungsmöglichkeiten würde ich nach drei Jahren zu
einem großen Unternehmen wechseln.
Ihr Wunsch, zu Firma B zu gehen, ist
nachvollziehbar. Man kann Auslandserfahrung sammeln, die Tätigkeiten sind spannend, das Produkt emotional. Aber wenn
das Thema „Weiterentwicklung“ so wichtig
ist, dass Firma B nur ein Sprungbrett sein
soll, würde ich Ihnen eher zum Einstieg bei
Firma A raten. Von vornherein zu wissen,
dass man bei einem Unternehmen nur maximal drei Jahre bleiben möchte, ist keine
gute Grundlage. Und der Sprung von einem
Kleinserienhersteller zu einem großen Konzern aus dem Automobilbereich kann sich
aufgrund der unterschiedlichen Strukturen
als sehr schwierig erweisen.
ps
Marcus Holzheimer ist Gründer
der MH3 Beratung in Düsseldorf.
Foto: MH3 Beratung
Andy Fuchs arbeitet als Referent
Personalmarketing beim TÜV
Rheinland. Foto: TÜV Rheinland
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
MANAGEMENT & KARRIERE
37
Planer für die Netze von morgen
Energiewende: Elektronische
Wächter im Netz, die die Spannung
regeln; überschüssiger Strom, der in
synthetisches Erdgas umgewandelt
wird: Netzplaner erzeugen intelligenten Strom. Mit Softwaretools
simulieren sie Lastszenarien und
steuern die Spannung im Netz durch
Intelligenz statt Kupfer. Einer dieser
Planer ist Frank Hühnergarth.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, cer
Deutschland baut seine Energieversorgung um. Kohle- und Kernkraftwerke
werden zunehmend durch Windkraft und
Solarenergie ersetzt. Das hat Folgen: Erneuerbare Energien sind instabil, weil der
Wind mal mehr bläst, die Sonne mal weniger scheint. Auch ändert sich die Entfernung von den Kraftwerken zu den Verbrauchern, sie kann länger oder kürzer
werden. Windräder sind im Norden wirtschaftlich und Photovoltaikanlagen im
Netzplaner Frank Hühnergarth: „Die Energiewende findet in den NiederspannungsSüden.
netzen und damit in unseren Vorgärten statt.“ Foto: Archiv
Demnächst kann es zu Versorgungsengpässen kommen, weil erneuerbare
Energien keine gesicherte Leistung liegent ist es, die überschüssige Energie in
„Netzplaner berechnen und entwickeln
fern. Außerdem kann Strom in Europa frei
Speicher umzuleiten, die Energieeinspeiunsere Stromnetze von morgen“, so Lugehandelt werden. Das zusammen erforsung zu begrenzen oder den Fermenter in
ther. Er schätzt, dass es einige Tausend
dert in der Elektrizitätsversorgung einen
einer Biogasanlage automatisch zu befülNetzplaner hierzulande gibt. „Tendenz
grundlegenden Strukturwandel: Es werlen. Dann wird kein Strom mehr, sondern
steigend durch die Energiewende.“ Arden Anlagen benötigt, die sich einschalGas erzeugt. „Ich muss mich mit elektribeitgeber sind alle an der Energieversorten, wenn Strom im Überfluss vorhanden
gung beteiligten Akteure: Energieversorist, und intelligente Energiesysteme.
„Die Systeme bestehen aus flexiblen
ger, Netzbetreiber, Stadtwerke, Behörden
Netzen mit Speichern “,
wie die Bundesnetzagensagt Matthias Luther
tur, Hersteller von SysStellenangebot
Laut
Verband
der
von der Friedrich-Aletemtechnik und Dienstxander-Universität Er- Elektrotechnik und
leister.
langen-Nürnberg, In- Elektronik (VDE)
Frank Hühnergarth ist
haber des Lehrstuhls
Netzplaner bei der SAG,
hängen
rund
1,5
Mio.
für Elektrische Energieeinem Dienstleister rund
systeme. Er bildet im Anlagen zur Erzeugung
um die energietechnische
Studiengang Elektro- regenerativer Energien
Infrastruktur. Der 50-jähtechnik Netzplaner aus.
rige Elektroingenieur aran
den
Stromnetzen
In diesem Berufsfeld arbeitet im Smart Grid SerDeutschlands
beiten zu 80 % Ingevice in Oberhausen, einieure, die anderen
nem Geschäftsbereich der
sind Informatiker oder Physiker. „NetzSAG. „Viele Netze haben sich längst von
planer müssen systemübergreifend denVersorgungs- zu Einsammelnetzen für reken, brauchen tiefes Wissen in Elektrogenerativen Strom gewandelt – eine
und Energie-Technik und ein energieFunktion, für die sie nie geplant und gewirtschaftliches Grundverständnis.“
baut wurden.“ Hühnergarth sorgt mit eiDazu gehört auch das Wissen darüber,
nem intelligenten Verteilungsnetzmanawie überschüssiger Strom aus den erneugementsystem für eine Optimierung der
erbaren Energien zunächst in Wasserstoff
Netze. Laut Verband der Elektrotechnik
oder in synthetisches Erdgas umgewanund Elektronik (VDE) hängen rund
delt und dieses Gas im Erdgasnetz gespei1,5 Mio. Anlagen zur Erzeugung regenechert wird. Ein anderes Thema sind derativer Energien an den Stromnetzen
zentrale Systemdienstleistungen. Scheint
Deutschlands. Das muss organisiert sein.
Vom Netzbetreiber, beispielsweise den
die Sonne in Bayern nur schwach, kommt
Stadtwerken, erhält Hühnergarth die
die Reserveleistung an Strom manchmal
Netzdaten, etwa Kabelverlegepläne, Veraus einem anderen europäischen Staat.
teilerstruktur, Anschlussleistung und
Hat man jedoch zukünftig mehr Speicher
technische Anlagendaten. „Mithilfe von
im Netz, kann die Reserve lokal bereitgeSoftwaretools erstelle ich ein Netzabbild
stellt werden.
und simuliere Lastszenarien mit echten
Netzdaten.“ Dass stärkere Kupferkabel
verlegt werden müssen, kann ein Ergebnis seiner Arbeit sein. Doch diese Lösung
ist die teuerste. Eine Alternative ist, Regler im Netz zu positionieren, die den
Stromfluss messen und Einspeisung regelbar machen. „Manchmal reicht es
schon, zwei, drei Einspeiser zu automatisieren.“ Die elektronischen Wächter
achten darauf, dass die Spannung nicht
zu hoch wird. Intelligenz statt Kupfer.
Ziel der Arbeit von Hühnergarth ist es,
dass der Netzbetreiber einerseits das
Spannungsband einhält, das per Norm
vorgeschrieben ist, und andererseits Anlagenüberlastung vermeidet. Wenn dem
Matthias Luther, Universität Erlannicht so ist, gibt es die Alternativen neuer
gen-Nürnberg: „Netzplaner müssen
Kabel, leistungsstärkerer Transformatosystemübergreifend denken.“ Foto: Archiv
ren oder intelligenter Netztechnik. Intelli-
Das Berufsprofil des
Netzplaners
- Ausbildung: Studium der
Elektrotechnik, Schwerpunkt
Energietechnik.
- Arbeitsmarkt: Es gibt einige
Tausend Netzplaner
- Perspektive: Steigende Nachfrage durch Energiewende.
- Verdienst: Einstiegsgehalt
rund 50 000 € bis 60 000 € im
Jahr.
pi
scher Energietechnik und Netzkomponenten auskennen, gewissenhaft und
sehr genau arbeiten“, sagt Hühnergarth.
Über Hochspannungstrassen soll
Windstrom aus dem Norden in die Industriezentren im Süden Deutschlands
transportiert werden. Die geplanten Trassen sind umstritten, haben aber die Netzplanung in den Blick der Öffentlichkeit
gerückt. Dass die Planung von Energienetzen damit einen hohen Stellenwert
bekommt, findet Hühnergart grundsätzlich positiv. Die Diskussion um die Hochspannungstrassen aber hält er für unnötig: „Denn in Wahrheit findet die Energiewende in den Niederspannungsnetzen
und damit in unseren Vorgärten statt.“
PETER ILG
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STELLENANGEBOTE · ingenieurkarriere.de
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VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
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VDI nachrichten · 19. Juni 2015
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40
STELLENANGEBOTE · ingenieurkarriere.de
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Ihre Fragen zum Thema
„Karriereberatung“ beantwortet
Dr.-Ing. E. h. Heiko Mell,
Personalberater und
Geschäftsführer der Heiko Mell &
Co GmbH, Rösrath.
# heiko-mell.de
KARRIEREBERATUNG
BEWERBUNG
Über meine hohe
Intelligenz reden?
2.761. Frage:
Wie viele Ihrer Leser fühle ich mich
durch Ihre Kolumne kompetent beraten und fast noch mehr bestens
unterhalten.
Ich bin aktiv auf der Suche nach einer neuen Anstellung. Sollte ich in
meiner Bewerbung angeben, dass
ich Mensa-Mitglied bin und damit
ziemlich explizit darauf hinweisen,
dass mein IQ vermutlich/laut Mensa-Test bei über 130 Punkten liegt?
Zwar habe ich auch einige „solidere“ Qualifikationen und Erfahrungen, aber die mit der Mensa-Mitgliedschaft verbundene Tatsache
ist aus meiner Sicht eine wesentliche Facette meiner Persönlichkeit
und – wohl relevanter – eine gewichtige Information hinsichtlich
meiner Stärken und Eignung für anspruchsvolle Tätigkeiten. Andererseits habe ich die Befürchtung, mit
dieser Angabe abzuschrecken, als
arrogant zu erscheinen oder sonst
noch was dergleichen. Bisher habe
ich zu dieser Frage nur ausweichende Antworten erhalten.
Antwort:
Zunächst für Uninformierte: Mensa ist nicht nur „Studentenkantine“ und „Altartisch“, sondern
eben auch ein weltweiter Verein
von hochbegabten Menschen. Es
gibt frei zugängliche IQ-Tests, mit
denen man feststellen kann, ob
das eigene Potenzial für eine Mitgliedschaft reicht. Gemessen an
der Weltbevölkerung ist die Zahl
der Mitglieder extrem klein.
Nähern wir uns dem Thema einmal so:
1. In der Welt der Industrie ist
hochqualifiziertes Fachwissen
über Intelligenz (was ist das überhaupt?), den Intelligenz-Quotienten und was man eventuell daraus
ableiten kann, nicht sehr verbreitet, vorsichtig gesagt. Begriffe wie
intelligent, klug, begabt, leistungsstark werden munter durcheinandergeworfen und laienhaft
interpretiert.
Hiermit hat auch zu tun, dass bei
allen Anforderungen, bei allen gesuchten Eigenschaften und Fähigkeiten in Stellenbeschreibungen
und in Stellenanzeigen nie „intelligent“ oder gar „hochintelligent“
gefordert wird, von einem genau
definierten IQ für eine bestimmte
Position ganz zu schweigen. Wir
brauchen und suchen auch Intelligenz, aber wir nennen sie niemals so. Wir helfen uns mit – nicht
identischen, aber in laienhafter
Sicht ähnlichen – Begriffen wie
„Prädikatsexamen“ o. Ä.
2. Was außer mir kaum jemand so
deutlich ausspricht: Für unsere
anspruchsvollsten Jobs, jenen im
Führungsbereich, brauchen wir
natürlich auch intelligente Menschen, aber: Wir nennen das auch
hier nicht so (siehe zu 1.) – und
wir brauchen Intelligenz praktisch
nur bis zu einer gewissen, nicht
exakt definierten und auch je
nach Position unterschiedlichen
Obergrenze. Ein darüber hinausgehendes Mehr an Intelligenz, sagen wir es so, macht ihre Träger
leicht unglücklich und stört damit.
Ich hänge das gern an diesem Beispiel auf: Manager müssen entscheidungsbereit und fähig sein,
darüber besteht allgemeiner Konsens. Was nun ist eine Entschei-
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dung? Sie ist nicht die Festlegung
auf diejenige Handlungsalternative, für die letztlich die meisten Argumente sprechen. Diese Festlegung könnte jeder entsprechend
programmierte Computer auch
treffen.
Nein, eine Entscheidung wird
dann fällig, wenn alle Argumente
dafür und dagegen ausgereizt und
wieder und wieder abgewogen
worden sind, wenn kein Aspekt
deutlich überwiegt, aber jetzt eine
Festlegung getroffen werden
muss. Das kann sogar bedeuten,
dass sich ein erfolgreicher Manager gegen die Mehrzahl der vorliegenden Argumente (Gutachten,
Meinungen, Vorschläge der Mitarbeiter) entscheidet – und damit
richtig liegt. Weil er vielleicht seinen Instinkten vertraut, auf seinen „Bauch“ hört etc.
Die Erfahrung lehrt, dass viele
hochintelligente Menschen solche
Art von Entscheidungen verweigern, weil, wie sie richtig erkennen, diese Festlegung auf dieser
Wissens und Informationsbasis
eigentlich gar nicht zu verantworten ist. Was stimmt, aber nicht
hilfreich ist, weil entschieden werden muss .
Die Konsequenz daraus ist: Zur
Entscheidungsfreude gehört ein
„Rest von Dummheit“, mit Betonung auf „Rest“.
Daher würden wir, müssten wir
den idealen Manager beschrei-
ben, zahlreiche Eigenschaften
und Fähigkeiten fordern, aber „so
intelligent zu sein, dass es für eine
Mensa-Mitgliedschaft reicht“, gehört nicht dazu. Und über kann
auch falsch qualifiziert sein.
3. Die klassischen Aufgaben im
Tagesgeschäft einer Führungskraft sind anspruchsvoll, vielseitig und fordern den dort tätigen
Menschen oft außerordentlich.
Aber während wir dabei auf vielen Gebieten Höchstwerte in der
Ausprägung voraussetzen – das
kann je nach Position die Durchsetzungsfähigkeit, die Motivationskraft, die Kreativität, die Kundenorientierung oder das Gespür
für Marktentwicklung sein, eventuell sogar die Fähigkeit zum
überzeugenden Auftreten in der
Öffentlichkeit –, sind die Standard-Herausforderungen im Tagesgeschäft sehr oft so, dass zu
ihrer Bewältigung besondere
Hochintelligenz tatsächlich nicht
erforderlich ist.
Das scheint übrigens, wenn ich
das von außen richtig sehe, beispielsweise in der Politik kaum
anders zu sein. Auch dort wirkt
vieles äußerst banal, zumindest
UNTERNEHMEN STELLEN AUS – UND INGENIEURE EIN.
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25.09. Darmstadt, darmstadtium
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01.10. Braunschweig, Stadthalle
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15.10. Nürnberg, Meistersingerhalle
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20.10. Köln, Maternushaus
22.10. Karlsruhe, Kongresszentrum
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VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
auf die als Wähler oder von der
Politik sonst wie Betroffenen.
Service für
Querleser:
Wir in der „freien Wirtschaft“ nun
setzen Kapital ein, finanzieren damit die Herstellung von Kaffeetassen oder Panzergetrieben oder
Autoreifen mit dem Ziel, eine
möglichst hohe Rendite des eingesetzten Kapitals zu erreichen
und den Aktienkurs hochzuhalten, unter der Belastung, mit
wachsender Konkurrenz aus China fertigzuwerden oder als überzogen eingestufte Forderungen
unseres Tarifpartners abzuwehren. Das fordert seinen Mann oder
seine Frau zu oft mehr als 100% –
aber sagen wir es so: Wären unsere Manager noch wesentlich intelligenter als sie es heute sind, wäre
noch mehr Erfolg auch nicht garantiert.
4. Nehmen wir einmal an, die Einser-Kandidaten im Studienexamen seien oft sehr intelligent.
Dann hätten wir ein gutes Beispiel
für meine Thesen Nr. 1 – 3. Man
kann in dieser Serie oft lesen, auf
welche besonderen Schwierigkeiten diese Menschen im industriellen Alltag überdurchschnittlich oft
stoßen (ich weiß, dass dieser Vergleich von Studienleistungen und
Intelligenz in die Nähe der Geschichte mit den Äpfeln und Birnen geht – aber was soll‘s: Obst
und damit nahe verwandt sind sie
beide).
5. Aus all dem folgt: Tun Sie es lieber nicht. Einmal steht Intelligenz
im Mensa-Sinn in keinem industriellen Anforderungsprofil und,
viel wichtiger, die anderen alle,
die Ihre Bewerbung lesen, die Ihre
künftigen Chefs wären und selbstverständlich auch Ihre späteren
Kollegen, die haben diese besonders hohe Intelligenz eher nicht,
eigentlich ganz gewiss nicht. Ich
fürchte, viele von denen gingen in
eine instinktive Abwehrhaltung,
läsen sie entsprechende Hinweise
in Ihrer Bewerbung. Außerdem
„riecht“ so ein Mensch (wie Sie)
nach Ärger. Das ist ein Vorurteil,
aber ein sehr gefestigtes.
Sagen wir es so: Wer schneller laufen kann als andere, läuft auch
schneller. Auch ich schreibe hier
so gut wie ich kann. Es wäre lächerlich zu behaupten, ich könnte
es viel besser, bremste mich aber
mit Rücksicht auf die Leser und
um die anderen Serienautoren
dieser Welt nicht zu schlecht aussehen zu lassen. Also wird, so die
erlaubte Vermutung, auch der
Mann mit seinen deutlich überdurchschnittlich ausgeprägten
- Auf überdurchschnittliche berufliche Leistungen darf, ja soll
man in Bewerbungen
angemessen hinweisen. Mit dem Hinweis
auf überdurchschnittlich hohe Intelligenz
jedoch wird man eher
Ablehnung provozieren.
kampf angesetzt ist. Verweigert er
die Leistung, weil er sich im Training unterfordert gefühlt hat, ist
er ohnehin nicht aus dem Holz
geschnitzt, aus dem wir unsere
Eliten formen.
ZEUGNIS
Zeitoffizier und
Dipl.-Ing. mit
vielen Aufgaben
2.762. Frage:
geistigen Gaben dieselben stets
ausspielen. Im Kontakt mit Kollegen, anderen Abteilungen und –
was der Himmel verhüten möge –
im Kontakt mit Chefs.
Es gibt noch ein sachliches, sehr
vernünftig klingendes Argument:
Entweder hat die hohe Intelligenz
(ganz korrekt müsste es wohl heißen der hohe IQ) nichts mit der
Eignung eines Bewerbers für eine
anspruchsvolle Industrieposition
zu tun – dann nützt auch der Hinweis darauf in der Bewerbung
nichts und kann unterbleiben.
Oder sie, die hohe Intelligenz, ist
doch relevant aus beruflicher
Sicht und verschiebt irgendwelche wesentlichen Fähigkeiten in
Richtung „+“ – dann muss sich
diese hohe Intelligenz ja in irgendwelchen Aspekten, Kriterien
oder Fakten niedergeschlagen haben, die wir bei der Bewerbungsanalyse „automatisch“ vor uns sehen. Ein solcher Bewerber hätte
ein zweifelsfrei glänzendes Abiturresultat, ein sehr kurzes, sehr
schnelles, mit ausgezeichnetem
Resultat abgelegtes Studium,
spräche vielleicht mehrere Sprachen und hätte in jedem Praktikum, bei jedem sonstigen Kontakt
mit der Arbeitswelt hochachtungsvolle Bewertungen erzielt.
Dann sehen und werten wir das –
und brauchen den Hinweis auf
den hohen IQ nicht.
Wie Sie es auch drehen und wenden: Haben und pflegen Sie Ihren
IC, aber gehen Sie nicht offensiv
mit ihm um. Liefern Sie lieber
stets die bessere Problemlösung,
das überzeugt deutlich mehr. Und
schreiben Sie mir nicht, Hochbegabte (was nicht identisch sein
muss mit einem Top-IQ) hätten
häufig wegen Unterforderung besonders schlechte Noten. Ich kenne die Theorie, sie überzeugt mich
nicht: Wer schnell laufen kann,
läuft schnell, sofern ein Wett-
Kontakt
- Wir gewähren größtmögliche Diskretion. Jeder Fall
wird so dargestellt, dass es
keine konkreten Hinweise
auf Sie als Fragesteller gibt.
Es werden keine Namen genannt.
Die Frage muss von allgemeinem Interesse sein und
erkennbar mit dem Werdegang eines Ingenieurs im
Zusammenhang stehen. Eine individuelle Beantwortung von Briefen ist nicht
vorgesehen. Rechtsauskünf-
STELLENANGEBOTE/RUBRIKEN
te dürfen wir nicht erteilen.
Autor und Verlag übernehmen keinerlei Haftung.
- Bitte richten Sie Ihre Fragen
an:
- VDI nachrichten Karriereberatung, Postfach 101054,
40001 Düsseldorf
- E-Mail:
karriereberatung
@vdi-nachrichten.com
- Internet:
ingenieurkarriere.de/
HeikoMell
Nach dem Abitur bin ich direkt zur
Bundeswehr gegangen, wurde
Zeitoffizier (Hauptmann), habe
während dieser Zeit Maschinenbau
studiert und zuletzt noch ein
Abendstudium zum MBA absolviert. Ich war bei der Bundeswehr
in sehr vielen verschiedenen Positionen tätig (sechs vor dem ersten
Studium und drei mit größerer Verantwortung danach, dazu gehörten auch zwei Auslandseinsätze).
Wie sollte dabei nun mein fälliges
Dienst-/Arbeitszeugnis aussehen?
Eine Tätigkeitsbeschreibung nach
der anderen von Anfang an oder
nur die letzten drei oder nur die aktuelle? Schlösse sich an jede Tätigkeitsbeschreibung eine Bewertung/
Beurteilung an? Oder gibt es eine
zusammenfassende Wertung?
Antwort:
Die Bundeswehr ist a) immer
noch eine große, „mitarbeiterstarke“ Organisation und b) im Bereich des öffentlichen Dienstes
angesiedelt. Mit allergrößter Sicherheit gibt es also eine Verwaltungsvorschrift mit ellenlanger
Nummer zum Thema „Zeugnisformulierung für ausscheidende
Offiziere“ – die eigentlich alle Ihre
Fragen beantworten müsste. Große Organisationen müssen so etwas einheitlich regeln – und sie
tun es nur zu gern.
Ich sehe seit vielen Jahren immer
wieder einmal solche Bundeswehr-Dienstzeugnisse, die ja ausschließlich zur Vorlage im Zivilbereich dienen. Dabei kann ich einen Wandel hin zum Positiven bestätigen: Man gibt sich heute sehr
viel Mühe, Zeugnisse in Aufbau
und Wortwahl jenen des nichtmilitärischen Bereiches anzupassen
und ist erfolgreich damit.
Im nichtmilitärischen Bereich (wir
verwenden weder diesen Begriff
ständig, noch sagen wir „zivil“.
Wir sehen uns einfach als Standard, als die „normale“ Welt, neben der es, wie man hört, auch
noch eine etwas exotisch wirkende andere gibt, mit der man aber
nur sehr selten in Berührung
kommt. Insbesondere die Generation unserer jüngeren Entscheidungsträger hat in der Regel nicht
mehr „gedient“, sie hat, wenn
überhaupt, Zivildienst geleistet.
Ich möchte nicht spekulieren, wie
viele davon noch wissen, was einen Ober von einem Oberstleutnant unterscheidet. Und dann
sind viele Personalmanager Frauen) lösen wir das in der Regel so:
- Im vorderen Teil des Zeugnisses,
das auch bei Ihren vierzehn
Dienstjahren mit 2 bis 2,5 Seiten
auskommen sollte, werden jeweils
mit Datum (Monat und Jahr reichen) alle verschiedenen dienstlichen „Verwendungen“ (ein Wort,
das es bei uns auch nicht gibt)
aufgelistet. Die weit zurückliegenden Tätigkeiten aus rangniederen
Positionen werden nur bezeichnet
oder ganz kurz (!) erläutert, die
letzten zwei bis drei Verwendungen werden etwas ausführlicher
(mit den wichtigsten Aufgaben in
Stichworten) dargestellt, die aktuelle/letzte am ausführlichsten.
Dann erfolgt eine (!) zusammenfassende Wertung/Beurteilung (in
der Vergangenheitsform, rückblickend aus der Sicht des letzten Arbeitstages) der üblichen Details zu
Eigenschaften und Fähigkeiten,
gekrönt durch die Zusammenfassung der Zufriedenheit des Arbeitgebers/Dienstherren („stets zu
unserer vollsten Zufriedenheit“
entspricht „sehr gut“):
Dann folgt der Hinweis, auf wessen Wunsch die Auflösung/Kündigung erfolgte („scheidet aus auf
eigenen Wunsch“), das sollte der
Arbeitgeber im Idealfall bedauern,
41
dann schließen gute Wünsche für
die Zukunft das Dokument ab.
Noch ein Wort zur Beruhigung: Sie
sind auf dem Sprung in eine andere, die „zivile“ Welt. In ihr ist
tatsächlich vieles nicht so wie bei
der Bundeswehr. Aus der Sicht
dieser neuen Welt, die sich selbstverständlich für den Standard
schlechthin hält (Sie sind der
Exot), ist wenig Vergleichbares
zwischen Ihrem bisherigen Umfeld und dem neuen. Kaum jemand im „Zivilbereich“ weiß etwas aus dem militärischen Sektor
– und kaum jemand interessiert
sich besonders dafür.
Man weiß Sie nicht so recht einzuordnen, weiß nicht, wie man Ihre
Führungserfahrung einsortieren
und bewerten soll und denkt normalerweise nicht daran, Sie 1:1
umzusetzen („erst mal schauen,
was der so draufhat und wie er
sich einfügt“). Bei all dem ist es
nicht so furchtbar wichtig, ob Ihr
Zeugnis, das ohnehin eine „völlig
andere Welt“ beschreibt, ein bisschen vom Industriestandard abweicht.
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42
TECHNIK & KULTUR
Jahrgang 69 ISSN 0042–1758
Herausgeber:
Dipl. Wirtsch.-Ing. Ralph Appel,
Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer,
Prof. Dr. Michael Rademacher
Herausgeberbeiratsmitglieder:
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Chefredakteur Ken Fouhy, B.Eng.
Chef vom Dienst Dipl.-Soz. Peter Steinmüller
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Iestyn Hartbrich, Markus Henrichs,
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VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Durch die Glühbirne ging
Emil Rathenau ein Licht auf
Industriegeschichte: Am 20. Juni 1915
verstarb im Alter von 76 Jahren Emil Rathenau.
Er hatte die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) gegründet. Der Maschinenbauingenieur hatte eine fast untrüglichen Nase
für Geschäftsideen. Als er 1881 bei einer
Ausstellung in Paris Edisons Glühlampe kennenlernte, witterte er das Potenzial, das in der
Elektrizität steckte.
VDI nachrichten, Berlin, 19. 6. 15, cer
Es war eine der größten Menschenansammlungen, die der Stadtteil Schöneweide im Südosten Berlins jemals erlebt
hatte. Die Beerdigung des Industriellen
Emil Rathenauvor genau 100 Jahren bewegte die ganze Stadt. Tausende kamen,
um dem am 20. Juni 1915 im Alter von 76
Jahren verstorbenen Unternehmensgründer der Allgemeinen ElektricitätsGesellschaft (AEG) das letzte Geleit zu geben. Der Sarg war in einer Halle des Kabelwerks Oberspree aufgebahrt worden,
natürlich einer Gründung des Industriellen mit etwa 8000 Beschäftigten. Der Weg
führte durch die heutige Rathenaustraße
zum Waldfriedhof Oberschöneweide in
der Wuhlheide. Dort hatte Emil Rathenau
1904 von dem Berliner Bildhauer Alfred
Messel eine Familiengrablege in strengen, sachlichen Formen errichten lassen.
Wer heute vor diesem Grab steht, vermisst jedoch jeglichen Hinweis auf Emil
Rathenau. Stattdessen erinnert eine große Platte an den Sohn, den von Rechtsradikalen 1922 ermordeten Industriellen
und Politiker Walther Rathenau. Für ihn
Werbung der AEG aus dem Jahr 1911: Die Bandbreite der Haushaltsprodukte war beachtlich. Foto: Electrolux Hausgeräte, Markenvertrieb AEG
henden 19. Jahrhunderts mit der Elektrifizierung und der Kaskade an neuen Erfindungen und Weiterentwicklungen bewegte sich Emil Rathenau wie ein Fisch
im Wasser. Es waren Gründer und Unternehmer wie Emil Rathenau, denen die
„Elektropolis“ Berlin, in der sich in wenigen Jahrzehnten Entwicklung, Fertigung
und Einsatz neuer Technologien fast
überschlugen, ihre Existenz verdankte.
Nach einem Maschinenbaustudium
am Polytechnikum in Hannover
Rathenau 1862 ein AufEs waren Unternehmer wie Emil Rathenau, schloss
baustudium an der ETH Zürich
denen „Elektropolis“ Berlin, in der sich in
als Diplomingenieur ab. Nach
einer Anstellung in der Lokowenigen Jahrzehnten Entwicklung, Fertivon August Borsig
gung und Einsatz neuer Technologien fast motivfabrik
ging er für zwei Jahre nach Engüberschlugen, ihre Existenz verdankte
land, um in den dortigen hochmodernen Maschinenfabriken
hat das Land Berlin ein Ehrengrab eingeden Stand der Technik zu studieren. 1865
richtet – eine Würdigung, die im Falle von
übernahm er zusammen mit einem
Emil Rathenau noch aussteht und höchst
Freund eine Maschinenfabrik in Berlin, in
überfällig ist.
der er erfolgreich transportable EinheitsEmil Rathenau, der 1838 in Berlin als
dampfmaschinen fertigen ließ. Der BeSohn in eine wohlhabende Kaufmannsfatrieb ging in der Gründerkrise 1873 in die
milie geboren wurde, war MaschinenbauBrüche.
ingenieur und Unternehmer. Aber eigentEs begann eine Zeit der Suche. Rathelich muss die Reihenfolge dieser Bezeichnau bereiste die Welt und studierte dabei
nungen umgekehrt lauten. Anders als der
vor Ort die rationellen FertigungsverfahZeitgenosse und größte Konkurrent Werren, die in den USA entwickelt wurden.
ner von Siemens war Rathenau weniger
Als er 1881 bei einer Ausstellung in Paris
Erfinder und Konstrukteur, als ein Mann
Edisons Glühlampe kennenlernte, wittermit einer fast untrüglichen Nase für Gete er das Potenzial, das in der Elektrizität
schäftsideen. In der Epoche des ausgesteckte. Er erwarb die Patente von Thomas Edison für den deutschen Markt und
gründete zunächst eine Studiengesellschaft, aus der 1883 die „Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrizität“ als Aktiengesellschaft hervorging.
1887 stockte Rathenau das Kapital der
Gesellschaft auf und löste sie von der Edison-Gesellschaft. Als Kapitaleigner des
Unternehmens, das offiziell als Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft firmierte,
stießen Siemens und Halske und die
Deutsche Bank hinzu. Rathenau und Siemens grenzten ihre jeweiligen Interessen
dabei vertraglich ab, was der Expansion
der Unternehmen zugute kam. Der Vertrag wurde 1894 aufgelöst, nachdem sich
die beiden Unternehmen wiederholt in
Preiskämpfe verstrickt hatten.
Emil Rathenau (undatiert) wurde
Zunächst war es der Bedarf des Reichs
1838 in Berlin in eine wohlhabende
an Kapazitäten bei der StromübertraKaufmannsfamilie geboren.
gung, mit dem die AEG wuchs. 1891 geFoto: Electrolux Hausgeräte, Markenvertrieb AEG
lang es der AEG, Strom, der in einem
Kraftwerk in Lauffen am Neckar erzeugt
wurde, über eine 175 km lange Freileitung nach Frankfurt zu übertragen, wo im
Rahmen einer elektrotechnischen Ausstellung 1000 Glühbirnen und ein künstlicher Wasserfall angetrieben wurden. Eine
Sensation – und der Beginn der allgemeinen Elektrifizierung des Reichs mit Wechselstrom.
Ab Mitte der 1890er-Jahre begründete
der Industrielle das große Fabrikkonglomerat im damals noch dörflichen Oberschöneweide am oberen Lauf der Spree.
Der Architekt Peter Behrens baute dort
die großen Hallen und Verwaltungsgebäude des Kabelwerks und Transformatorenwerks, die heute unter Denkmalschutz stehen.
Die Tätigkeit der Gesellschaft weitete
sich auf immer neue Geschäftsfelder aus.
Neben der Fertigung von Dampfturbinen,
Dieselmotoren, Kabeln und – in der Neuen Automobil-Gesellschaft (NAG) in
Oberschöneweide – sogar Automobilen
umfasste der AEG-Konzern auch Glühlampen-, Apparate- und Maschinenfabriken für Elektromotoren und Transformatoren. 1903 war Emil Rathenau zusammen mit Werner von Siemens an der
Gründung der Gesellschaft für drahtlose
Telegraphie m.b.H., System Telefunken
beteiligt. Kaiser Wilhelm II. hatte auf diesen Schritt gedrängt, damit sein Reich bei
der drahtlosen Nachrichtenübertragung
die Nase vorn behält.
1912 zog sich Emil Rathenau aus dem
Alltagsgeschäft zurück, vor 100 Jahren
starb er. Der Geist der Gründerjahre, für
den Rathenau so unvergleichbar stand,
ist in Oberschöneweide zwischen den
großen Kathedralen der Berliner Industriegeschichte noch immer zu spüren.
JOHANNES WENDLAND
AEG heute
- Viele werden sich an den WerbeSlogan der 70er-Jahre erinnern:
„AEG – Aus Erfahrung gut“ . Das
Elektronik-Traditionsunternehmen musste 1982 Insolvenz anmelden. Heute hat der schwedische Konzern Electrolux die
Rechte an der Marke AEG.
cer
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
TECHNIK & KULTUR
Vom Arbeitsmigranten zum
Mitbürger
43
Museen und Ausstellungen
Düsseldorf
4 Real & True 2. Wim Wenders
Landschaften. Fotografien. Bis
16. 8. 15, Stiftung Museum Kunstpalast, Kulturzentrum Ehrenhof,
Ehrenhof 4–5. Di–So 11 Uhr bis
18 Uhr, Do 11 Uhr bis 21 Uhr.
- smkp.de
Ausstellung: „Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland“: Unter dieser
Überschrift läuft bis zum 9. August in Bonn
eine historische Ausstellung mit mehr als
800 Exponaten. Mehr als 70 000 Besucher
haben sie sich bereits angesehen. Vom
7. Oktober bis 17. April nächsten Jahres ist
die Museumsschau in Leipzig zu sehen.
Foto: imago
Serie
Migration
VDI nachrichten, Bonn, 19. 6. 15, cer
„Immer bunter? Einwanderungsland
Deutschland?“ Nein, in ihrem offiziellen
Titel setzt die historische Rückschau im
Bonner „Haus der Geschichte“ keine Fragezeichen. Doch zeigt sie, wie umstritten
der Ausländerzustrom in den vergangenen 60 Jahren war. Wie es in Wirklichkeit
dazu kam, kann zugleich eine Lehre für
immer offene Zukunftsfragen sein.
„Deutschland ist kein Einwanderungsland“, hieß es 1983 im Koalitionsvertrag
von CDU/CSU und FDP für die Bildung
der Bundesregierung unter Helmut Kohl.
Damals gab es 4,6 Mio. Gastarbeiter nebst
zugezogenen Familienangehörigen. Acht
Jahre später, bei inzwischen 5,4 Mio. Zuwanderern, verkündete Kohls Parteifreund Heiner Geißler: „Wir sind ein Ein-
Kopftuchstreit: Die Aktivistin Emel
Zeynelabidin, Tochter einer Türkin
und eines Irakers, legte 2005 ihr
Kopftuch ab. Foto: Haus der Geschichte/A. Thünke
Arbeiterwohlfahrt, Caritas und
Diakonie riefen in den 1970er-Jahren zur Förderung von Gastarbeiterkindern auf. Foto: Historisches Museum Hannover
wanderungsland.“ Heute kann davon je- Diesen Ford Transit kaufte Sabri Güler
der Fünfte erzählen, von sich selbst, den 1980 für sein Lebensmittelgeschäft und
Eltern oder Großeltern. 667 000 Men- nutzte ihn auch für Reisen in die Türkei.
schen zogen nach Angaben des Statisti- Foto: Haus der Geschichte/Axel Thünker
schen Bundesamtes in den ersten sechs
Monaten 2014 in die Bundesrepublik.
Nach den USA ist Deutschland das benahmen. Nach 30 Jahren freigegebene
liebteste Ziel für Ausländer, die Arbeit in
Akten des britischen Nationalarchivs enteiner neuen Heimat suchen.
hüllen: Bundeskanzler Kohl hielt es im
Eine Statue am Eingang zur Bonner
Gespräch mit seiner Amtskollegin MargaAusstellung zeigt, wie vor 60 Jahren alles
ret Thatcher „für unmöglich, die Türken
anfing: Da wartet „Der Ausländer“ als
in ihrer gegenwärtigen Zahl zu assimilieMann mit Hut, hochgeschlagenem Jaren“. Wie ein Echo klingt ein Zitat des türckenkragen und gesenktem Blick, einen
kischen Staatspräsidenten Recep ErdoKoffer vor sich, ein Reisender wie bestellt
gan, das die Ausstellung als Wandinschrift
und noch nicht abgeholt. Auch andere
präsentiert: „Assimilation ist ein VerbreObjekte stehen für eine ganze Geschichchen gegen die Menschlichkeit.“
te: ein Moped Zündapp Sport CombinetLange hielt die deutsche Politik das
te etwa, das die deutschen ArbeitgeberPhantombild vom „Gastarbeiter“ auf Zeit
verbände 1964 dem einmillionsten Gasthoch – während die Wirtschaft schon wearbeiter bei seiner Ankunft in Köln
gen der Einarbeitungskosten auf Weiterschenkten; oder der blau lackierte Ford
beschäftigung und Zuwanderung in die
Transit mit Dachgepäckträger und eingeStammbelegschaft drängte. Ein leitender
bauten Schlafplätzen, die sich etwa FamiVW-Manager stellte bereits 1964 klar:
lie Güler 1980 für den jährlichen Heimat„Der Betrieb hat selbstverständlich Inteurlaub anschaffte. Hingegen ist es für die
resse daran, auch Italiener, die sich bei
Enkel heute ganz selbstverständlich, bis
der Arbeit bewährt haben, als DauerarIstanbul zu fliegen. Überhaupt erscheint
beitskräfte zu behalten.“ „Einwanderer“
es ihnen fremd, wie die Großvätergeneration
sich
in
Deutschland einlebte: zu- „Der Betrieb hat Interesse daran,
nächst in „Gemeinschaftsun- auch Italiener ... als Dauerarbeitskräfte
terkünften“ mit Mehrbettzim- zu behalten.“
mern und einem kleinen
Spind für jeden, oft in Holzba- Leitender VW-Manager im Jahr 1964
racken auf Firmengelände, nahe am Arbeitsplatz. Die Ausstellung zeigt
im Sinne der Ausstellung sind nicht nur
einen beklemmenden Nachbau.
Arbeitsmigranten mit ausländischem
Zudem zeigen historische FernsehbilPass. Dazu zählen auch deutschstämmige
der und Schnappschüsse den Alltag, etwa
Aussiedler und Spätaussiedler aus Osteuvom Montageband für den VW Käfer in
ropa und Russlands. Das sind seit Ende
Wolfsburg oder der Freizeit im italienides Zweiten Weltkrieges mehr als 4,5 Mio.
schen Fußballverein. Ein Schulkind hält
Menschen wie Fußballweltmeister Lukas
auf einer Demo ein Plakat hoch: „Ich
(geb. Lukasz Józef) Podolski. Oft schlugen
kann nicht richtig Griechisch, ich kann
und schlagen ihnen Angst und Vorurteile
nicht richtig Deutsch.“ Die Klage stammt
entgegen. Symptomatisch dafür ist etwa
(schon) aus den 80er-Jahren.
ein plakativer Magazin-Titel von 1991:
Die Geschichte lehrt, dass anscheinend
„Treck aus dem Osten. Millionen Rußbrandaktuelle Probleme oft „nur“ Neuland-Deutsche kommen.“ Die Probleme
auflagen altbekannter Herausforderunihrer Eingliederung waren nicht neu. Die
gen sind. So zitiert das Begleitbuch einen
Ausstellung verweist auf die „Ruhrpolen“,
Beamten im italienischen Außenministedie Ende des 19. Jahrhunderts den „Pott“
rium, der vor Jahrzehnten klarstellte:
zum Kochen brachten. Das waren meist
Wenn die Bundesrepublik weiter in den
preußische Staatsangehörige polnischer
Süden der europäischen Partnerländer
Sprache und Kultur. Ihr Beispiel zeigt,
exportieren wolle, dann müsse sie etwas
dass soziale Integration keine Frage des
gegen die dortige Arbeitslosigkeit tun, alPasses ist.
HERMANN HORSTKOTTE
so Gastarbeiter beschäftigen. Zumeist
waren es un- oder angelernte Schwerarbeiter, die seit Mitte der 50er-Jahre etwa
Einwanderungsland Deutschland
unter Tage oder auf dem Bau gefragt waren. Anfang der 70er arbeiteten 40 % der
im Rückblick
männlichen Ausländer in der Eisen- und
Metallindustrie. Seitdem zu Dotcom-Zei- Immer bunter. Einwanderungsland Deutschten mit der „Greencard“ IT-Spezialisten
land. Bis 9. 8. 15, Haus der Geschichte, Museaus dem Ausland angelockt werden sollumsmeile, Willy-Brandt-Allee 14. Di–Fr 9 Uhr
ten, liegt der Fokus auf Fachkräften.
bis 19 Uhr, Sa/So 10 Uhr bis 18 Uhr.
Indes wurden die Eingeladenen schon
- Vom 7. 10. 15 bis 17. 4. 16 ist die Museums1983 wieder ausgeladen: mit einer gesetzschau in Leipzig zu sehen.
lichen Rückkehrerprämie von mehr als
- hdg.de/bonn
10 000 DM, die gut 100 000 Arbeitnehmer
Essen
Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike
und Frühmittelalter an Rhein und
Ruhr. Bis 23. 8. 15, Ruhr Museum,
Unesco-Welterbe Zollverein, Gelsenkirchener Straße 181. Täglich
10 Uhr bis 18 Uhr.
- ruhrmuseum.de
Friedrichshafen
Gustav Mesmer – Mit dem Fahrrad
fliegen. Bis 28. 6. 15, Zeppelin-Museum, Seestr. 22. Täglich 9 Uhr bis
17 Uhr.
- zeppelin-museum.de
Hagen
Früh übt sich. Handwerk zum Spielen. Ein Blick in die Kinderzimmer
der vergangenen 150 Jahre. Bis
31. 10 15, LWL-Freilichtmuseum,
Mäckingerbach. Di–So 9 Uhr
bis 17.30 Uhr.
- lwl-freilichtmuseum-hagen.de
München
Harter Stoff Carbon – das Material
der Zukunft. Bis 12. 7. 15.
Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Zukunft
der Erde. Bis 31. 1. 16, Deutsches
Museum, Museumsinsel 1.
Transsib. Bis 30. 8. 15, Verkehrszentrum des Deutschen Museums, Am
Bavariapark 5. Alle Ausstellungen
täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr.
- deutsches-museum.de
Oberhausen
Green City – Geformte Landschaft –
Vernetzte Natur – Das Ruhrgebiet in
der Kunst. Bis 13. 9. 15, Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, KonradAdenauer-Allee 46. Di–So 11 Uhr bis
18 Uhr.
- ludwiggalerie.de
Der schöne Schein. Kunst-Replikate. Bis 1. 11. 15, Gasometer Oberhausen, Arenastr. 1. Di–So 10 Uhr
bis 18 Uhr.
- gasometer.de
Paderborn
Computergeschichte. Heinz-Nixdorf-Forum, Fürstenallee 7. Di–Fr
9 Uhr bis 18 Uhr, Sa/So 10 Uhr bis
18 Uhr.
- hnf.de
Leipzig
Leipzig beeinDRUCKT. 500 Jahre
Druck- und Verlagsstandort. Bis
4. 10. 15, Museum für Druckkunst,
Nonnenstraße 38. Mo–Fr 10 Uhr bis
17 Uhr, So 11 Uhr bis 17 Uhr.
- druckkunst-museum.de
Speyer
Titanic – die Ausstellung. Bis
28. 6. 15, Historisches Museum der
Pfalz Speyer, Domplatz 4. Täglich
10 Uhr bis 18 Uhr.
- titanic-dieausstellung.de
Völklingen
Die Röchlings und die Völklinger
Hütte. Bis 1. 11. 15, Völklinger
Hütte, Rathausstraße 75–79.
Täglich 10 Uhr bis 18 Uhr.
- voelklinger-huette.org
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15
[email protected]
44
AUS DEM VDI
VDI nachrichten · 19. Juni 2015 · Nr. 25/26
Aktuelles
Jubiläum: VDI Stuttgart
eröffnet Elektroladesäule
Fünfte Nacht der Technik
lockt 5000 Besucher
Die Nacht der Technik feierte
am vergangenen Freitag mit
neuen Buslinien, einem neuen
Reservierungssystem und mit
der neuen Station Bergisch
Gladbach ihr fünfjähriges Bestehen. Insgesamt kamen rund
5000 Besucher zwischen sieben
und siebzig Jahren. Männer
und Frauen, Familien und
Gruppen von Studierenden
machten sich auf, bei 56 teilnehmenden Unternehmen
hinter die Kulissen der technischen Anwendungen zu schauen.
Bereits ab 16 Uhr füllten sich
die Shuttlezentralen, die die
Kölner Bezirksvereine von VDI
und VDE am Kölner Neumarkt
und in Bergisch Gladbach eingerichtet hatten. Über 3000
Plätze hatten sich die Besucher
bereits im Vorverkauf gesichert.
Die Restplätze aus dem Vorverkauf waren binnen weniger Minuten vergeben. Weitere 10 000
Führungsplätze standen für
den Abend zur Verfügung.
Los ging es zum Flughafen
Köln-Bonn, ins RWE-Innovationszentrum am Kraftwerksstandort Niederaußem oder ins
Simulationszentrum der Uniklinik Köln. Auch im Technologie-Park Bergisch Gladbach
waren schon vorab die Führungen zwischen 18 und 20
Uhr ausverkauft. Begeistert
freuten sich Unternehmen wie
Miltenyi Biotec oder Oevermann Networks über das große
Interesse an ihren technischen
Entwicklungen.
Die nächste Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen
von technischen Anwendungen zu erfahren, bekommen
Technikfans am 16. 6. 17. Dann
geht die Kölner Nacht der
Technik in der ganzen Region
in ihre sechste Runde.
vdi
VDI-Veranstaltungen im Netz
Allgemeine und regionale Veranstaltungen
des VDI können Sie
im Veranstaltungskalender recherchieren. Die Suchfunktion
finden Sie am Ende der Seite.
- vdi.de/veranstaltungen
Januar 2015:
Rules Quiz FSG
Wagen vollständig im CAD
aufgebaut. Veränderungen
kaum noch möglich,
da Fertigung beginnt.
Registrierung für
Rennen in
Hockenheim
und Spanien.
Foto: Ignition Racing Team electric
Januar 2015:
Beginn externer
Fertigung
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Mai 2015: Roll-out
Der Bolide „IR15 eXcess“
wird Öffentlichkeit
vorgestellt.
Foto: Ignition Racing Team electric
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Foto: Ignition Racing Team electric
Formelemente
des Monocoques
werden hergestellt.
August 2014:
Konzeptfindung
Erste Ideen für den Boliden
der Saison 2015
werden erarbeitet.
Foto: FSG/Botzkowski
Im Rahmen der Feierlichkeiten
zum 40-jährigen Bestehen des
VDI-Hauses in Stuttgart haben
am 13. Juni Uwe Michael, Programmausschussvorsitzender
der ELIV (Electronics in Vehicles) und Leiter Entwicklung
Elektrik/Elektronik bei Porsche, sowie Wolfgang Frech
vom VDI Wissensforum eine
Ladesäule für Elektrofahrzeuge
am Gebäude eröffnet. Egal ob
Besucher des VDI oder Anwohner – die Tankstelle darf ab sofort von jedem genutzt werden.
Im Namen der Großveranstaltung ELIV hat das VDI Wissensforum mit einer Spende den
Bau der Ladesäule unterstützt.
vdi
Dezember 2014:
Packagefreeze
Februar 2015:
Beginn interner
Fertigung und
Workshops
April 2015:
Beginn
der Montage
Wie schweiße,
klebe und
laminiere ich?
Zusammenbau der
verschiedenen
Komponenten.
August 2015:
Die Rennen
FSG in Hockenheim und
FSS in Spanien.
Formula Student: Der kurvenreiche Weg eines Boliden bis zum Rennen
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ps
Wettbewerb: In knapp fünf Wochen gehen wieder die selbst gebauten Rennwagen in der Formula Student Germany (FSG) an den Start. Auf
dem Hockenheimring zeigt sich dann,
welches Uni-Team die beste Konstruktion auf die Strecke bringt. Die Arbeiten an den neuen Boliden haben bereits im August 2014 begonnen. Von
der Konzeption über die Fertigung bis
hin zu Präsentation und finalem
Wettbewerb vergeht ein Jahr. In dieser Zeit werkeln die Studenten neben
dem Unialltag an ihrem Hobby. Die
Grafik zeigt die aktuelle Rennsaison
des Ignition Racing Team electric der
Hochschule Osnabrück. In der Renn-
woche vom 28. 7. bis 2. 8. will das
Team mit seinem Boliden „IR15 eXcess“ angreifen. Im VDI-Blog berichtet es über den aktuellen Stand seiner Vorbereitung.
PHILIPP BUSSE
- blog.vdi.de (Rubrik „Unterwegs“)
Ein Astronaut zum Anfassen
Tag der Technik: Um den Nachwuchs für Technik zu begeistern, veranstalteten Vereine, Verbände und Unternehmen bundesweit am 12. und 13. Juni den Tag der Technik. In Düsseldorf
zog Astronaut Alexander Gerst Hunderte Kinder in seinen Bann
und im brandenburgischen Senftenberg beantwortete Mediziner Dietrich Grönemeyer viele Fragen.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 6. 15, ps
„Sechs Minuten nach dem Raketenstart ist man schon im Weltraum und nach ca. sechs Stunden
ist das Raumschiff an der Raumstation eingeparkt.“ In der Handwerkskammer (HWK) Düsseldorf
erzählte Alexander Gerst den staunenden Kindern von seiner faszinierenden Mission auf der Weltraumstation ISS. „Bevor es mit unserer Mission aber richtig losging,
musste ich Russisch lernen, Arbeiten im Raumanzug verrichten und
lernen, wie man Wunden näht.“
Mit großen Augen bestaunte das
junge Publikum Fotos des Astronauten aus dem Weltall. Gerst erzählte von den kleinen Schwierigkeiten des Alltags in der Schwerelosigkeit, von seinen Telefonaten
mit der Familie auf der Erde und
vom samstäglichen Putzdienst in
der Raumstation.
Burkhardt Weiß, Moderator der
ARD-Sendung „Kopfball“, führte
anschließend gemeinsam mit den
Kindern durch eine Technik-Show.
Als er die Kinder fragte: „Wer will
alles Astronaut werden?“, schnellten viele Hände entschlossen in
die Höhe. In der HWK ermöglichten zudem Dutzende Vereine, Ver-
bände, Unternehmen und Hochschulen einen Blick in die Welt der
Technik. Angehende Rennfahrer
konnten im Simulator ihre Fahrkünste unter Beweis stellen. Beim
Kartenspiel Blackjack konnte man
versuchen, einen Roboter zu
schlagen. Außerdem wurde vorgeführt, wie Eisenbahnschienen zusammengeschweißt werden.
Auch im brandenburgischen
Senftenberg wurde der Tag der
Technik gefeiert. Die vom VDI-Bezirksverein Berlin-Brandenburg
organisierte Veranstaltung lockte
über 2000 Besucher auf den Campus der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). Geboten wurde ein
interessantes Programm, zu dem
etwa der Roboterwettbewerb
„Spurt“ des VDIni-Clubs Lausitz
und viele Experimente zum Forschen und Basteln für Kinder ab
vier Jahren gehörten.
Auch „Löwenzähnchens Kinderbauwagen“, das Projekt „InfoSphere“ der RWTH Aachen sowie Vorträge und Workshops zur
Raketentechnik und Laborführungen der BTU erlaubten einen Blick
hinter die Kulissen. Eines der
Highlights in Senftenberg war der
Alexander Gerst erzählte bei seinem Auftritt in Düsseldorf Kindern von
seiner Mission auf der Weltraumstation ISS. Foto: VDI
Auftritt des Mediziners Dietrich
Grönemeyer, Bruder von Herbert
Grönemeyer, der den Kindern die
Frage „Wie kommen die Pommes
in den Magen?“ beantwortete. Zudem kochte der beliebte Spreewaldkoch Peter Franke mit dem
jungen Publikum.
Beim Tag der Technik
wurde das Jubiläum des
VDIni-Clubs Lausitz gefeiert
Nachdem die Veranstaltung des
VDI Berlin-Brandenburg in den
vergangenen Jahren in Berlin
stattfand, „haben wir uns dieses
Jahr ganz bewusst dafür entschieden, den Tag der Technik in Brandenburg zu begehen“, so Burghilde Wieneke-Toutaoui, Vorsitzende
des VDI Berlin-Brandenburg. Den
Ausschlag habe das fünfjährige Jubiläum des VDIni-Clubs Lausitz
gegeben, das gleichzeitig gefeiert
wurde.
An die Adresse des VDIni-Clubs
sagte VDI-Direktor Ralph Appel:
„Ich bin stolz und dankbar, dass
Sie sich in der Region so engagiert
um den technischen Nachwuchs
bemühen.“
Das parallel stattfindende Programm der Kinderuni, die ihr
zehnjähriges Jubiläum feierte, und
das Kinderfest der Stadt Senftenberg komplettierten die Veranstaltung. Gleichzeitig lud auch die
BTU zum Tag der offenen Tür ein.
HANNA BÜDDICKER/
DETLEF UNTERMANN