Arbeiten um zu leben – leben um zu arbeiten?

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„Arbeiten um zu leben – leben um zu arbeiten?“
A
Annäherung an die Fragestellung des Rahmenthemas
Das in jedem Schuljahr neu festgelegte Rahmenthema zur Prüfungsaufgabe 3 bestimmt, in welchen
thematischen Rahmen die Aufgabenstellung eingebettet sein wird. Eine Mindmap gibt bereits
wichtige Aspekte vor, die du bei der Bearbeitung des Rahmenthemas berücksichtigen sollst. Sie
dient als Ausgangspunkt für eigene Überlegungen und Recherchen. Die Informationsbeschaffung kannst du also zielgerichtet angehen.
Das Rahmenthema im Schuljahr 2015/16 lautet: „Arbeiten um zu leben – leben um zu
arbeiten?“ Im Mittelpunkt steht hier also die durchaus philosophische Frage danach, wie du dir
dein zukünftiges Arbeitsleben vorstellst.
Willst du leben um zu arbeiten oder arbeiten um zu leben?
Kann man die Bereiche überhaupt voneinander trennen?
Welche Modelle für den Umgang mit Arbeit kennst du aus
deiner Umgebung, bei deinen Eltern, bei Bekannten und
Verwandten? Was spricht dich dabei an und was stößt
dich ab?
Inwiefern wählst du deinen Beruf danach aus, welche Rolle
die Arbeit später in deinem Leben spielen soll?
Sicher hast du im EWG-Unterricht schon einige gesellschaftliche, aber auch persönliche Aspekte
zum Thema „Arbeit“ kennengelernt und dir viele Gedanken zu deiner Berufswahl gemacht. Auf
dieses Vorwissen kannst und sollst du nun aufbauen.
Folgende Fragestellungen bzw. Denkrichtungen solltest du während der Arbeit mit dem
Rahmenthema im Blick behalten:
• Welchen Stellenwert hat Arbeit in unserer Gesellschaft? Sind wir eine reine Leistungsgesellschaft, in der der Job ein Statussymbol ist? Definieren wir uns nur über unseren Beruf? Wie
fühlen sich Menschen, wenn sie ihre Arbeit verlieren?
• Mit Arbeit sichern wir unsere Existenz. Viele Menschen sind aber gezwungen, einen
Zweit- oder Drittjob anzunehmen, weil sie nicht genug verdienen, um sich und ihre Familie
ernähren zu können. Kann der Mindestlohn hier Abhilfe schaffen?
• Welche Rolle spielt die Arbeit für unser Glück und unsere Zufriedenheit? Wie stark beeinflusst sie unser Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein? Ist Berufsfindung gleichzeitig auch
Selbstfindung?
• Was ist, wenn Arbeit zur Belastung wird, wenn sie regelrecht krank macht oder die
Beziehung zu Familie oder Partner negativ beeinflusst oder gefährdet?
• Wie gelingt eine ausgewogene Work-Life-Balance? Inwiefern kann man dies selbst aktiv
gestalten und wo unterliegt man den Rahmenbedingungen, die das Arbeitsleben vorgibt?
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„ARBEITEN UM ZU LEBEN – LEBEN UM ZU ARBEITEN?“
M 1: Erste Gedanken zum Thema
A
Seit Jahrtausenden hat die Frage: „Leben wir, um zu arbeiten oder arbeiten wir, um zu leben?“
die Menschen bewegt und viele schlaue Köpfe, Gelehrte und Philosophen haben sich dazu
geäußert. Vielleicht geht es aber auch bei dieser Frage letztendlich um die Suche nach einem
goldenen Mittelweg. Es mag durchaus Menschen geben, denen das generelle, quasi hauptberufliche Nichtstun gefällt und erstrebenswert erscheint. Eine Zeitlang kann das vielleicht ganz
reizvoll sein oder klingen, aber es sind die Allerwenigsten, die so denken. Die Mehrheit der
Menschen möchte nicht untätig sein, sondern sehnt sich nach dem Gefühl, zu etwas nutze zu
sein und gebraucht zu werden.
Ich kenne Menschen, die haben ihre Kinder nicht aufwachsen sehen, weil sie immer beschäftigt
waren, weil sie alles ihrer beruflichen Arbeit, ihrer Karriere untergeordnet haben, aber glücklich
sind sie dabei nicht geworden, und als sie sich endlich auf ihre Partnerin/ihren Partner bzw. ihre
Kinder besannen, stellten sie fest, dass diese zwar noch anwesend waren, aber sich innerlich
von ihnen bereits getrennt hatten. Wie kann der goldene Mittelweg aussehen? Dazu hat mir
eine kluge Frau vor vielen Jahren einmal Folgendes gesagt:
„Willst Du glücklich und zufrieden in Deinem Leben werden, dann drittel Dein Leben:
Nutze ein Drittel der Zeit Deines Lebens, um zu arbeiten, schenke ein Drittel der Zeit Deines
Lebens Deiner Partnerin/Deinem Partner und Deinen Kindern und Freunden und verwende dies
Drittel auch dazu, um anderen Menschen zu helfen, und das letzte Drittel der Zeit Deines
Lebens ist für Dich bestimmt, damit Du Zeit hast, Dich zu erholen, Deinen Hobbys nachzugehen, die Seele baumeln zu lassen, neue Kraft zu schöpfen.“
Werner Forneberg; www.das-eselskind.com/2010/11/wir-arbeiten-um-zu-leben-und-wir-leben.html
B
Mein Leitmotiv: Wer nicht rackert,
verdummt!
Angela Merkel
C
Wer nicht aus Liebe zur Sache arbeitet,
sondern nur des Geldes willen, der bekommt
gar nichts: Weder Geld noch Glück.
Charles M. Schwab
D
Arbeit ist das halbe Leben.
E
Glückliche Menschen gehen in
ihrer Arbeit auf, aber niemals unter.
Rudolf Scheid
F
Von Arbeit stirbt kein Mensch, aber von
Ledig- und Müßiggehen kommen die
Leute um Leib und Leben; denn der
Mensch ist zum Arbeiten geboren wie der
Martin Luther
Vogel zum Fliegen.