Leserbrief Ärztliche Direktoren

26. Juni 2015
Leserbrief der Ärztlichen Direktoren Dr. Hendrik Faust (Klinikum Emden) und Dr. Egbert
Held (Ubbo-Emmius-Klinik Aurich/Norden) an die regionalen Tageszeitungen:
Emder Zeitung, Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesische Nachrichten und Ostfriesischer Kurier
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit einiger Verwunderung haben wir die Äußerungen in der örtlichen Presse, die bezüglich
des Regionalgespräches gemacht wurden, aufgenommen.
Besonders das gebetsmühlenartige Wiederholen der Aussage, man könne die drei Standorte
jeweils auf ein oder mehrere medizinische Gebiete spezialisieren und dann sei alles gerettet,
ist schlichtweg falsch und grob fahrlässig gegenüber den Menschen in der Region. Zuletzt
war das von Bürgermeisterin Barbara Schlag nach dem Regionalgespräch in der Presse zu
lesen.
Wir wollen diesen Leserbrief daher zum Anlass nehmen, noch einmal auf diese irrige
Annahme einzugehen.
Gerade aus ärztlicher Sicht wäre die Spezialisierung der einzelnen Kliniken mitnichten die
Lösung für die Probleme der Zukunft.
Und zwar aus folgenden Gründen:
Ärzte aus verschiedenen Bereichen arbeiten heute schon, aber in der Zukunft verstärkt in
interdisziplinären Teams zusammen. Wenn der eine Spezialist dann in Aurich ist und der
andere in Emden, ist eine optimale Versorgung einfach nicht gegeben.
Die Verteilung auf drei Standorte würde zu häufigen Verlegungen zwingen, was zum einen
zu einer enormen Belastung der Rettungsdienste führen würde. Die Rettungswagen würden
dann für Notfälle nicht zur Verfügung stehen. Zum anderen wären die häufigen Verlegungen
gerade den immer älter werdenden Patienten auch nicht zuzumuten.
Man hat vielleicht einzelne, spezialisierte Abteilungen, aber kleine Abteilungen wie
Gynäkologie oder die Geburtenstation müssten trotzdem geschlossen werden. Die geringe
Patientenzahl zwingt aus medizinischer Sicht gerade dazu.
Es wird kein modernes Pflegekonzept geben, das älteren Menschen Rechnung trägt und
auch keine patientengerechte Raumstruktur. Die Kliniken können sich keine moderne
Medizintechnik anschaffen. Beides ist schon aufgrund der alten Gebäudestruktur nicht
möglich. Daran ändern auch ein Anbau und eine teure Sanierung nichts.
Junge Ärzte und Fachpersonal haben wenig Interesse an den drei Kliniken, da nicht auf dem
neusten Stand gearbeitet werden kann. Und sie können sich ohne große Abteilungen nicht
entsprechend weiterbilden.
Wirklich schwierige Fälle kommen aufgrund der eng gefassten Spezialisierung dann nach
Oldenburg, da hier vor Ort Fachleute fehlen.
Mit drei Kliniken wird es weniger medizinische Kompetenz in der Region geben, nicht mehr.
Nur ein Zentralklinikum wird das Angebot erweitern, statt verkleinern.
Wir können hier nur noch einmal betonen: Es wurden bereits alle Alternativen zu dem Bau
eines Zentralklinikums geprüft. Beide beauftragten Gutachter, Bredehorst (s. Interview vom
20.04 2015 in der ON) und die BDO kommen zu dem Schluss, dass eine zentrale Klinik für die
Region die beste Lösung ist. Ein Umstand, den die Kritiker anscheinend gerne vergessen
würden. Aber nicht nur die Gutachter sondern auch die Vertreter der Krankenkassen, der
niedergelassenen Ärzte und der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft haben sich
beim Regionalgespräch in dieser Woche eindeutig für das Zentralklinikum ausgesprochen.
Eine Idee, die wir alle gemeinsam tragen, die über kommunale Tellerränder hinweg und die
fraktionsübergreifend von der Stadt Emden und dem Landkreis Aurich unterstützt wird.
Dr. med. Hendrik Faust
Dr. med. Egbert Held
Ärztlicher Direktor
Klinikum Emden
Ärztlicher Direktor
UEK Aurich-Norden