Rat und Hilfe bei COPD - KKH Kaufmännische Krankenkasse

Rat und Hilfe bei COPD
Wichtige Informationen zur Erkrankung
Ein Service Ihres Versorgungsteams
Inhalt
Was ist eine COPD?
4
Welche Untersuchungen sind notwendig?
6
Wie eine COPD verlaufen kann 8
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 11
Wie Sie gut mit COPD leben können 14
Den Alltag leichter gestalten
16
Glossar Lungenfunktionsprüfung
18
Wie wär’s mit einem kleinen Quiz? 19
Zum Schluss … 19
Sämtliche medizinischen Informationen und Empfehlungen sind neutral und basieren maßgeblich auf der für die Chronisch
obstruktive Lungenerkrankung geltenden DMP-Richtlinie, der evidenzbasierte Leitlinien zugrunde liegen. Unsere Broschüre wurde
für Sie von einem Team aus Ärzten, Krankenschwestern, Apothekern und Ernährungswissenschaftlern verfasst.
Um unsere Broschüren schneller und einfacher lesbar zu machen, unterscheiden wir nicht zwischen „weiblicher“ und „männlicher“
Schreibweise.
2
Befreit atmen können …
Liebe Leser,
mit einer chronischen Atemwegserkrankung können Sie aktiv und genussvoll leben.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Lunge zu unterstützen.
Genug Luft und das jederzeit – mit den richtigen Maßnahmen können Sie Beschwerden
vorbeugen bzw. lernen, frühzeitig zu reagieren. Lesen Sie auf den nächsten Seiten
inwieweit Ihnen hierbei zum Beispiel Ihre medikamentöse Therapie hilft.
Geben Sie Ihrem Körper das, was er braucht. Dies kann mehr Bewegung sein und
das richtige Medikament zur rechten Zeit. Anderen Menschen zu begegnen, sich auszutauschen – auch das tut den meisten immer mal wieder gut. Und es kann auch
dabei helfen, mit Gefühlen wie Angst, Hilflosigkeit oder Nie­dergeschlagenheit besser
zurecht zu kommen. Entwickeln Sie für den Umgang mit aufkommenden Emotionen
am besten Ihre eigene, ganz persönliche Strategie.
In dieser Broschüre finden Sie viele wertvolle Informationen rund um die COPD und
wie Sie bestmöglich mit Ihrer Erkrankung leben können. Wenn Sie Fragen haben, rufen
Sie uns gerne an oder kontaktieren Sie direkt Ihren Arzt.
Ihr KKH Versorgungsteam
3
Was ist eine COPD?
COPD ist eine chronische Erkrankung der Lunge, die durch dauerhaft verengte und
entzündete Atemwege entsteht.
Wie kommt es zu einer COPD?
COPD
Eine COPD (Chronische Lungenerkrankung) entwickelt
sich fast immer aus einer chronischen Bronchitis.
Wirken jedoch weiterhin Schadstoffe auf die Lunge
ein, kann es zu einer dauerhaften Verengung
(Obstruktion) der Atemwege kommen. Dann sprechen Mediziner von einer COPD. Die Verengung der
Atemwege hat zur Folge, dass weniger sauerstoffreiche Einatemluft in die Lunge gelangt und Luftnot
entsteht.
Chronische Bronchitis
Eine chronische Bronchitis (Entzündung der Atemwege) ist gekennzeichnet durch Veränderungen an
den Atemwegen, die zu einer vermehrten Schleimproduktion führen. Zusätzlich werden die Flimmerhärchen der Bronchialschleimhaut gelähmt, sodass
der vermehrt produzierte Schleim nicht oder nur
vermindert abtransportiert werden kann.
Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation
liegt eine chronische Bronchitis vor, wenn Husten
und Auswurf über wenigstens je drei Monate in mindestens zwei aufeinander folgenden Jahren besteht.
Bis zu diesem Stadium kann sich eine chronische
Bronchitis normalerweise noch zurückbilden, wenn
chronische Entzündungsreize wie z. B. Zigarettenrauch ausgeschaltet werden.
Die Abkürzung „COPD“ setzt sich zusammen aus:
C = chronisch
O = obstruktiv (verengt)
P = pulmonale (Lunge)
D = Disease (Erkrankung)
Ursachen
Die mit Abstand wichtigste und vor allem vermeidbare Ursache ist das Rauchen. Deutlich seltener sind
berufsbedingtes Einatmen von Staub, die allgemei­
ne Luftverschmutzung oder auch eine erbliche
Belastung der Grund.
http://www.medizinfo.de/immunsystem/
bronchitis/chronisch.shtml
Luftröhre
Nasenhöhle
Kehldeckel
Luftröhre
Lungengewebe
mit kleinsten
Bronchien
Rippen
Hauptbronchus
Bronchien
Herz
Zwerchfell
4
Muskelfasern
Schleim
BronchialSchleimhaut
Normale Bronchiole
Verengte Bronchiole
Wie äußert sich eine COPD?
Das Emphysem
Die Sauerstoffaufnahme in der Lunge ist bei einer
COPD durch die chronisch verengten Atemwege
zumeist eingeschränkt. Das bedeutet, Sie be­kommen
in bestimmten Situationen schneller Luftnot (Dys­
pnoe). Anfangs nur bei schwerer körperlicher Be­­
lastung, wenn Sie z. B. bergauf gehen, schnell laufen
oder schwere Sachen tragen. Später kann dies auch
bei leichteren Belastungen auftreten. Schreitet die
Krankheit dann noch weiter voran, kommt es auch
in Ruhephasen zur Luftnot.
Relativ häufig geht mit einer COPD ein Lungenemphysem einher. Dieses entsteht, wenn Wände der
kleinen Lungenbläschen (Alveolen) durch Schadstoffe zerstört wurden und sie sich deshalb in große
„Blasen“ verwandelt haben.
Da der Sauerstoffaustausch nun nicht mehr über
die Wände der kleinen Bläschen erfolgen kann – es
einfach an Fläche fehlt – wird der Austausch massiv
eingeschränkt und kann die Luftnot weiter verstärken.
Die typischen Symptome einer COPD:
„AHA“
Atemnot:
zu Beginn nur unter körperlicher Belastung, später
auch in Ruhephasen
Husten:
geht meist mit Auswurf einher und tritt häufig
morgens auf
Auswurf:
Schleim
Bei einer COPD ist Ihre Atemmuskulatur besonders
gefordert, weil sie regelmäßig gegen einen erhöhten Atemwegswiderstand anarbeiten muss. Unterstützt wird sie dabei von der Atemhilfsmuskulatur.
Sie zieht Ihre Rippen z. B. beim Einatmen zusätzlich
hoch und erweitert so den Brustkorb. Diese zusätzliche Muskelarbeit ist für den Körper anstrengend
und verbraucht entsprechend mehr Energie und
kann so zur Gewichtsabnahme führen.
Weitere Anzeichen einer COPD sind pfeifende,
zischende (Giemen) oder brummende Geräusche
beim Atmen sowie ein Engegefühl in der Brust.
Ist die Krankheit weiter fortgeschritten, können
Leistungsabfall, starke Gewichtsabnahme (Verlust
von Muskelmasse), eine blaurote Verfärbung der
Lippen sowie stärkere Luftnot hinzukommen.
Da sich diese Krankheitszeichen über einen
längeren Zeitraum langsam entwickeln, wird die
Erkrankung zu Beginn häufig übersehen.
normale Lungenbläschen
Lungenbläschen beim Lungenemphysem
Falls Sie rauchen, sind wir sicherlich nicht
die Ersten, die Ihnen empfehlen jetzt
damit ­aufzuhören. Aber es ist das Wichtigste, was Sie tun können, damit sich Ihre
Krankheit nicht weiter verschlimmert.
Gehen Sie es an!
Ihr Arzt und wir, Ihre KKH, unterstützen Sie
mit wertvollen Tipps und praktischen Hilfe­
stellungen (lesen Sie mehr dazu auf den
Seiten 14 und 16).
5
Welche Untersuchungen sind notwendig?
Es gibt verschiedene Untersuchungen, um eine COPD festzustellen und andere
Erkrankungen auszuschließen.
Berichten Sie über andere mögliche Krankheits­
zeichen, wie z. B.:
óó
óó
Fühlen Sie sich vermehrt müde oder bemerken
Sie häufiger Abgeschlagenheit?
Haben Sie ungewollt Gewicht verloren?
Wenn ja, wie viel kg und in welchem Zeitraum?
Wichtige Anhaltspunkte können auch sein:
óó
Ob es sich um eine Chronisch obstruktive oder ggf.
eine andere Lungenerkrankung handelt, findet Ihr
Arzt durch eine gründliche Befragung zu Ihrer Krankengeschichte und einige Untersuchungen heraus.
óó
1. Ihre Krankengeschichte
óó
Damit Ihr Arzt Ihre Beschwerden richtig einordnen
kann, ist es für ihn hilfreich, wenn Sie im Gespräch
die folgenden Punkte beachten.
Geben Sie Ihre Beschwerden genau an:
óó
óó
óó
6
Wie oft husten Sie am Tag?
Wie häufig haben Sie Auswurf? Wie ist dieser
beschaffen, z. B. Menge, Zähigkeit und Farbe?
Leiden Sie an Atemnot – in Ruhe oder wenn Sie
sich körperlich belasten?
óó
Wie viele akute Verschlechterungen (Exazerbationen) sind im letzten Jahr aufgetreten?
Rauchen Sie? Wenn ja, wie sind Ihre Rauchgewohnheiten? Wenn nein, rauchen Sie passiv mit,
weil Ihr Partner raucht?
Welchen Umweltbedingungen sind Sie am
Arbeitsplatz ausgesetzt (Dämpfe, Stäube)?
Leiden Sie an weiteren Begleiterkrankungen?
Wenn ja, an welchen?
Sicherlich haben Sie auch Fragen an Ihren Arzt.
Nehmen Sie diese für Ihren nächsten Kontrollter­
min einfach mit.
2. Mögliche körperliche Untersuchungen
Nachdem Ihr Arzt Ihre Beschwerden durch Ihre
Krankengeschichte besser kennt, zieht er bestimmte Untersuchungen in Betracht.
Zu den Untersuchungen können gehören:
óó Körperliche Untersuchung (z. B. Abhören von
Herz und Lunge mit dem Stethoskop, Prüfung
Ihres Hautzustandes auf blaurote Verfärbungen
durch Sauerstoffmangel oder Schwellungen
durch Wassereinlagerungen)
óó Lungenfunktionsprüfungen (Spirometrie, Ganzkörperplethysmographie) werden durchgeführt,
um die Diagnose zu sichern und dann alle 6 bis 12
Monate; siehe Glossar auf Seite 18
óó Blutuntersuchung (u. a. Messung des Sauerstoffund Kohlendioxidgehalts, Blutbild)
óó Röntgenaufnahme der Lunge
óó Untersuchungen des Herzens und der Herzfunktion (EKG und Herzultraschall) aufgrund der
Belastung des Herzens durch die COPD
Nicht bei jedem Patienten ist jede Untersuchung
auch notwendig. Ihr Arzt wird Ihnen erläutern,
welche Untersuchung er bei Ihnen für geboten hält.
3. Die Zusammenarbeit mit einem
Lungenfacharzt (Pneumologe)
Damit Sie optimal versorgt werden, arbeiten Ärzte
aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen.
Die Koordination hierfür übernimmt in der Regel Ihr
Hausarzt. Er ist Ihr wichtigster Ansprechpartner und
„Lotse“.
Beispielsweise in den folgenden Fällen wird Ihr
koordinierender Hausarzt eine Überweisung an
einen Lungenfacharzt erwägen. Wenn …
óó trotz intensivierter Behandlung keine Besserung
zu erkennen ist,
óó eine Dauertherapie mit Kortisontabletten erforderlich wird,
óó eine Notfallbehandlung erforderlichen war,
óó schwere Begleitkrankheiten auftreten,
óó der Verdacht auf eine berufliche Ursache der
COPD besteht,
óó der Verdacht auf eine nicht mehr ausreichende
Atemfunktion besteht und geprüft werden soll,
ob eine Langzeitsauerstofftherapie bzw. unterstützende häusliche Beatmung erforderlich wird.
Bei besonders schweren Krankheitsverläufen kann
eine Einweisung in ein Krankenhaus notwendig
werden.
7
Wie eine COPD verlaufen kann
Ihre COPD kann sich jahrelang auf einem stabilen Niveau halten, ohne sich zu ver­
schlimmern. Ändern kann sich dies durch akute Infekte. Dann heißt es: Richtig handeln!
Die akute Verschlechterung der COPD wird auch
Exazerbation genannt. Die Hauptursachen für eine
Exazerbation sind Atemwegsinfekte, die besonders
in der kalten Jahreszeit zu Beschwerden führen.
Auch Luftverunreinigungen (z. B. Smog), Unfälle
oder Begleiterkrankungen, wie Herzkrankheiten
können zu einer Verschlechterung beitragen.
óó
óó
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Eine Verschlimmerung der Erkrankung
(Exazerbation) erkennen Sie an den
folgenden Anzeichen:
verstärkte Atemnot
vermehrter Husten
mehr abgehusteter Schleim (Auswurf)
zunehmende Auswurfzähigkeit
gelbgrünliche Verfärbung des abgehusteten
Schleims
allgemeine Krankheitszeichen wie Müdigkeit,
Abgeschlagenheit und/oder Fieber
Leistungsminderung
zunehmender Verbrauch an Notfallspray
Falls Sie bemerken, dass die Anzeichen einer
Exazerbation länger als 24 Stunden bestehen,
gehen Sie bitte zum Arzt, damit diese recht­
zeitig behandelt wird!
Wie wird eine Exazerbation behandelt?
Ist es trotz vorbeugender Maßnahmen zu einer
Exazerbation gekommen, besteht die Gefahr, dass
sich die Lungenfunktion erheblich weiterverschlechtert. Eine rechtzeitige und wirksame Behandlung ist
daher besonders wichtig.
Kortison und bei Bakterien Antibiotika
In diesem Fall wird Ihr Arzt Ihre Medikamente
anpassen, indem er Ihnen z. B. Glukokortikoide
(Kortison) verordnet. Dies kann in Tablettenform
oder über die Vene (intravenös) verabreicht werden.
Anders als bei einem grippalen Infekt, der durch
Viren ausgelöst wird, wird eine Infektion durch
Bakterien mit Antibiotika behandelt. Denn Antibiotika können Bakterien bekämpfen. Gegen Viren
helfen sie nicht.
Woher weiß Ihr Arzt, ob Viren oder Bakterien hinter
einer Exazerbation stecken? Ein wichtiger Anhaltspunkt ist z. B. die Art des Auswurfs. Daher möchte
er von Ihnen sicherlich wissen, ob sich der Schleim
in der Farbe (z. B. gelblich grün) oder in der Konsistenz (z. B. zäh) verändert hat.
Antibiotika nicht früher absetzen
Hat Ihr Arzt Ihnen ein Antibiotikum verschrieben,
nehmen Sie es bitte in jedem Fall für die gesamte
verordnete Dauer ein. Auch dann, wenn sich die Auswurfmenge bereits deutlich verringert und der
Auswurf seine gelbgrüne Färbung verloren hat.
Denn Vorsicht: Wenn Sie ein Antibiotikum zu früh
absetzen, besteht das Risiko, dass Bakterienstämme
überleben. Diese können dann zukünftig unempfindlich gegen das Antibiotikum sein (Resistenz).
Diese (aber auch ähnliche) Antibiotika wirken dann
bei einer erneuten bakteriellen Infektion nicht mehr.
8
Akute schwere Atemnot – sorgen Sie vor!
Trotz aller Bemühungen können bei einer COPD
auch Notfälle auftreten. Daher ist es wichtig, dass
Sie gut darauf vorbereitet sind. Unser COPD-Maßnahmenplan unterstützt Sie dabei.
So nutzen Sie Ihren COPD-Maßnahmenplan
­optimal:
1. Tragen Sie die fehlenden Daten gemeinsam
mit Ihrem Arzt ein (z. B. Medikamente).
2.Führen Sie den Plan stets bei sich!
3. Notieren Sie die Telefonnummer Ihres Arztes
und des Notarztes (112) in direkter Nähe oder
auf Ihrem Telefon.
Auf diese Weise sind Sie auf den Fall der Fälle gut
vorbereitet und wissen genau, wie Sie sich selbst
helfen können. Und auch Angehörige oder Freunde
sehen so auf einen Blick, was zu tun ist.
Sofortmaßnahmen für akute (schwere) Atemnot
1. Wenden Sie Ihr kurzwirksames Spray an (Bedarfsspray!, s. Seite 11),
ggf. nach Absprache mit Ihrem Arzt weitere Medikamente.
2.Warten Sie ca. 5 bis 10 min. und nehmen Sie eine atemwegserleichternde Körperhaltung ein. Atmen Sie zusätzlich mit der Lippenbremse (s. Seite 13).
Keine Verbesserung Ihrer Atemnot oder eine weitere Verschlechterung:
3. Wenden Sie nochmals Ihr kurzwirksames Spray an (Bedarfsspray!),
ggf. nach Absprache mit Ihrem Arzt weitere Medikamente.
4.Warten Sie ca. 10 bis 15 min. und nehmen Sie eine atemwegserleichternde Körperhaltung ein. Atmen Sie zusätzlich mit der
Lippenbremse (s. Seite 13).
5. Keine Verbesserung Ihrer Atemnot oder eine weitere Verschlechterung: Notarzt über 112 anrufen.
9
Wie sich eine COPD weiter
auswirken kann
Eine COPD kann über die Jahre hinweg weitere körperliche und auch seelische Folgen mit sich bringen.
Steuern Sie rechtzeitig entgegen, dann können Sie
den damit verbundenen Einschränkungen aktiv
zuvorkommen.
Was passiert im Körper?
Zunächst kommt es unter Belastung zu Luftnot.
Die dadurch unzureichende Sauerstoffaufnahme
in der Lunge führt dazu, dass sich die kleinen Blutgefäße der Lunge verengen. Um trotzdem ausreichend Blut durch die engen Lungengefäße zu transportieren, muss das Herz nun Mehrarbeit leisten.
Und diese dauerhafte Mehrbelastung des Herzens
kann zu einer Herzschwäche führen.
Wie reagieren viele Menschen mit COPD?
Die Atemnot und auch die Folgeerkrankungen, wie
eine Herzschwäche, führen bei vielen Menschen
zur Verunsicherung und sie beginnen, sich automatisch zu schonen. Anstatt sich damit etwas Gutes
zu tun, erreichen Sie damit unwissentlich jedoch
das Gegenteil: die gesundheitlichen Folgen nehmen
noch zu. Denn wer nicht mehr körperlich aktiv ist,
dessen Muskeln bilden sich zurück, auch die der
Atemmuskulatur, und nach und nach sinkt die gesamte Leistungsfähigkeit. Weil Sie sich nun nicht
mehr dazu imstande fühlen, verzichten Sie auf
gewohnte Aktivitäten mit Freunden und der Familie.
Sie sind mehr und mehr allein, fühlen sich verlassen
und finden nicht mehr aus der Isolation heraus.
Wie können Sie am besten reagieren?
Es ist möglich, den beschriebenen Folgen einer COPD
(siehe auch untenstehende Zeichnung) aktiv zuvorzukommen. Aktivsein ist Balsam für Körper und
Seele und hilft Ihnen in vielen Lebenssituationen,
gut für sich zu sorgen. Worauf es dabei ankommt,
finden Sie auf den Seiten 14–16.
Nutzen Sie die vielen wertvollen Tipps, und Sie
erhalten oder gewinnen Lebensfreude und Lebens­
qualität wieder zurück.
Luftnot bei Belastung
Leistungsabfall mit Auswirkung
auf Herz/Kreislauf/
Muskulatur
Sinkene Lebensqualität
Depression
Soziale Isolation
Körperliche Schonung
10
Abnehmen der
körperlichen
Leistungsfähigkeit
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Für die COPD-Therapie kommt ein Stufenplan zum Einsatz. Je nach Schweregrad
werden bestimmte Medikamente empfohlen, die sich in großen Studien bewährt haben.
Grundsätzlich stehen nichtmedikamentöse und
medi­kamentöse Therapien Behandlungsver­fah­ren zur Verfügung. Bei Medikamenten wird ­zwischen
Dauermedikation und Bedarfsmedikation unterschieden. Sie können ein Fortschreiten der ­Erkrankung
aufhalten, ermöglichen weitestgehen­de Beschwerdefreiheit und verbessern akute Ver­­schlechterungen.
Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass sie wie
vom Arzt verordnet eingenommen werden.
Auch sie werden inhaliert. Ipratropiumbromid ist z. B.
der Wirkstoff für ein kurzwirksames, Tiotropiumbromid für ein langwirksames Anticholinergikum.
Als Nebenwirkung kann gelegentlich ein bitterer
Geschmack und/oder Mundtrockenheit auftreten.
Selten kommt es zum Husten nach der Inhalation.
Kurzwirksame Anticholinergika werden auch als
Bedarfsmedikamente eingesetzt, ggf. in Kombina­tion
mit Beta-2-Mimetika. Sie wirken jedoch nicht so
schnell wie Beta-2-Mimetika.
1. Medikamentöse Behandlung
Theophyllin ist ein weiterer Wirkstoff, der die Atemwege erweitert. Es wirkt aber schwächer als Beta2-Mimetika oder Anticholinergika. Zur vorbeugenden Dauertherapie gibt es Kapseln, Tabletten und
Tropfen. Letztere kommen nur in Notfallsituationen
bei Schluckbeschwerden zum Einsatz. Theophyllin
zeigt viele Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und es darf nicht überdosiert werden. Daher
kommt es nur in begründeten Einzelfällen zum
Einsatz. Zu den Nebenwirkungen zählen Herzrasen,
­Übelkeit und Erbrechen, Unruhe, Kopfschmerzen
und Zittern. Sollten Sie während der Einnahme von
Theophyllin solche Beschwerden bei sich feststellen, ist eine umgehende Kontaktaufnahme mit
Ihrem behandelnden Arzt zu empfehlen. Um erns­
tere Nebenwirkungen zu vermeiden und Überdosierungen festzustellen, sollte regelmäßig der Wert
des Theophyllinspiegels im Blut bestimmt werden.
Fragen Sie Ihren Arzt, wie häufig dies notwendig ist.
Atemwegserweiternde Beta-2-Sympathomimetika
(Beta-Mimetika) werden inhaliert und erweitern
die Atemwege durch Entspannen der ­verkrampften
Bronchialmuskulatur. Seltener werden sie als Tablette eingenommen. Es wird zwischen kurz- und langwirksamen Beta-Mimetika unterschieden.
Kurzwirksame und schnell wirkende Beta-Mime­
tika dienen als akute Notfall- oder Bedarfsmedika­
mente. Dazu gehören z. B. die Wirkstoffe Salbuta­
mol, Terbutalin und Fenoterol. Sie helfen schnell bei
Brustenge oder Luftnot und können bedarfsweise
vor einer Belastung, wie Sport eingesetzt werden.
Ihre Wirkung hält für wenige Stunden an.
Langwirkende Beta-Mimetika werden als vorbeugende Dauermedikamente eingesetzt. Sie wirken
für etwa 12 Stunden. Dazu gehören z. B. die Substanzen Salmeterol und Formoterol.
Nebenwirkungen von kurz- und langwirksamen BetaMimetika können Herzrasen, Zittern der Hände und
innere Unruhe sein. Diese treten insbesondere dann
auf, wenn Sie wegen Atemnot zu häufig Ihr schnell
wirkendes Beta-Mime­tikum einsetzen. Sollten Sie
die beschriebenen Beschwerden bei sich feststellen,
wenden Sie ­sich an Ihren behandelnden Arzt.
Gewappnet für den Notfall:
Führen Sie Ihren Inhalator mit Ihrem
Bedarfsmedikament (z. B. Beta-Mimetikum)
immer bei sich, damit Sie es im Notfall zur
Hand haben!
Anticholinergika (kurz- und langwirksam) erweitern
ebenfalls die Atemwege und reduzieren hier zusätzlich die Schleimbildung. Außerdem verbessern sie die
Leistungsfähigkeit und verringern Exazerbationen.
11
Das Therapieprinzip
Empfohlen wird eine Stufentherapie, die sich nach
dem Schweregrad der Symptome richtet. Von Stufe
zu Stufe werden mehr Medikamente eingenommen.
So nehmen Patienten der Stufe III auch die Medikamente der Stufen I und II ein. Viele der Präparate
werden inhaliert.
Stufe I
Bedarfsmedikation
Inhalation von kurzwirksamen,
atemwegserweiternden Mitteln
(Beta-2-Mimetika, z. B. Salbutamol,
und/oder Anticholinergika, z. B.
Ipratropiumbromid)
Stufe II
wie Stufe I plus Dauertherapie
ein oder mehrere langwirksame
atemwegserweiternde Mittel
(Beta-Mimetika, z. B. Formoterol,
und/oder Anticholinergika, z. B.
Tiotropiumbromid)
Stufe III
Wie Stufe II plus inhalatives Korti­
son (bei wiederholten akuten
Verschlechterungen oder wenn
Zeichen eines Asthma bronchiale
bestehen)
Stufe IV
Wie Stufe III plus evtl. LangzeitSauerstoff-Therapie
Therapie mit Glukokortikoiden (Kortison)
Der Einsatz von Kortison vermindert die chronische
Entzündungsreaktion in den Bronchien. Kommt es
bei schwerer oder sehr schwerer COPD zu häufigen
Exazerbationen (Verschlimmerungen der COPD),
wird Kortison auch dauerhaft zur Inhalation eingesetzt (inhalative Glukokortikoide). Der Wirkstoff
gelangt durch die Inhalation direkt in die Lunge
und nur zu sehr geringen Anteilen ins Blut. Das
reduziert die Nebenwirkungen deutlich, die dann
auch vorwiegend lokal auftreten. Am häufigsten
sind Heiserkeit und ein Pilzbefall (Soor) der Mundschleimhaut. Spülen Sie Ihren Mund daher nach
jeder Anwendung aus oder inhalieren Sie das Medikament vor einer Mahlzeit. Inhalative Glukokortikoide können mit einer Dosierhilfe (Spacer) verwendet
werden. Das verringert die Gefahr einer Pilzinfek­
tion im Mund und erleichtert eine korrekte Inhala­
tion des Wirkstoffs.
12
Bei akuter Verschlechterung
Bei einer akuten Verschlechterung (Exazerbation)
ist ggf. eine 10- bis 14-tägige Einnahme von Kortison
in Tablettenform erforderlich, bei der dieses über
die Blutbahn im Körper bis zu den Bronchien verteilt wird (systemische Glukokortikoide). Sie erhalten von Ihrem Arzt einen genauen Plan, wie Sie
Kortisontabletten einnehmen sollten. In besonderen Situationen werden auch schleimlösende Medikamente, sogenannte Sekreto- und Mukolytika, z. B.
N-Acetylcystein, eingesetzt.
Therapie mit Sauerstoff
Ist die COPD stark ausgeprägt, kann eine LangzeitSauerstofftherapie erforderlich sein.
Die Inhalationstechnik – entscheidend für
die Wirkung!
Wie gut Sie die Inhalationstechnik beherrschen, entscheidet darüber, ob der gesamte Wirkstoff in Ihren
Bronchien wirken kann. Denn schon kleinste Fehler
können zur Folge haben, dass sich größere Mengen
im Mund oder im Hals absetzen und die Bronchien
gar nicht mehr erreichen. Nehmen Sie sich deshalb
viel Zeit, die Technik genau zu erlernen. Und fragen
Sie unbedingt auch Ihren Arzt oder Apotheker, ob
Sie es richtig machen; führen Sie ihnen Ihre Technik dafür ganz einfach vor. Dies ist gerade vor dem
ersten Einsatz sehr wichtig, und auch, wenn Sie eine
neue Inhalationstechnik anwenden wollen. Da sich
mit der Zeit sehr leicht Fehler einschleichen können
und die Wirkung unbemerkt nachlässt, ­bitten Sie
sie auch nach einigen Wochen noch einmal, Ihre
Technik zu kontrollieren.
Fragen Sie Ihren Arzt z. B.:
óó Wie entferne ich vor dem Gebrauch Schutzkappen oder Hüllen?
óó Wie halte ich das Gerät korrekt?
óó Schüttele ich das Gerät vor Gebrauch?
óó Reinige ich das Gerät? Wenn ja, wie?
óó Muss ich das Gerät vor Feuchtigkeit ­schützen?
óó Wann und wie fülle ich das Gerät nach?
óó Woran erkenne ich, wann das Gerät nach­
gefüllt oder ersetzt werden muss?
Wie Sie Ihren Inhalierapparat richtig bedienen,
können Sie der Packungsbeilage entnehmen. Abbildungen zeigen anschaulich, worauf es ankommt.
Schauen Sie auch einmal in das Internet. Hier gibt
es verschiedene sehr gute Anleitungen unter:
www.atemwegsliga.de/richtig-inhalieren.html und
www.youtube.com/user/Atemwegsliga/videos
2.Ergänzende Behandlung
Die physikalische Therapie kann bei einer COPD die
medikamentöse Behandlung ergänzen. Besprechen
Sie mit Ihrem Arzt, ob für Sie z. B. eine Atemtherapie im Rahmen von Krankengymnastik infrage
kommt. Im Zusammenhang damit verordnet er
Ihnen gegebenenfalls auch Massagen, die das
Abhusten erleichtern können.
Die Atemtherapie beinhaltet verschiedene Atemübungen, die die Belüftung der Lungen und damit
die Sauerstoffversorgung verbessern.
Auf diese Weise beugen Sie Infektionen der Atemwege vor, die Ihre Erkrankung verschlimmern (Exazerbationen). Zur Atemtherapie gehört auch das
Üben von speziellen Atemtechniken.
Atemtechniken können Sie auch in einer Schulung
erlernen (siehe auch Seite 15), z. B. den sogenannten
Kutschersitz oder die Lippenbremse (siehe unten).
Sie können sie in Situationen akuter Atemnot
anwenden. Das richtige Atemverhalten ist wichtig,
weil Sie damit Ihre Luftnot verringern können und
es Ihnen das Angstgefühl nimmt. Ihr Selbstvertrauen wächst und Ihre Leistungsfähigkeit steigt.
Sie lernen also, sich selbst zu helfen. Unter www.
atemwegsliga.de – Suchbegriff „Atembeschwer­
den“ – veranschaulicht ein Video die ver­schiedenen
Atemtechniken, wie z. B. die Lippenbremse.
Schulungen, Atemtherapie im Zusammen­hang
mit Krankengymnastik und ggf. Massa­gen können
Ihnen vom Arzt verordnet werden.
Atemtechniken bei akuter Atemnot
Kutschersitz: Stützen Sie sich mit den Armen auf Ihren Oberschenkeln
oder auf einer Tischplatte ab, so kann die Atemhilfsmuskulatur den
ganzen Brustkorb bei der Ausatmung unterstützen. Atmen Sie ruhig
und gleichmäßig.
Auch die Towarthaltung und das Abstützen im Stehen gegen einen
Stuhl oder eine Mauer sind atemerleichternde Körperstellungen, die
Atemnot vermindern können.
Lippenbremse: Atmen Sie so langsam wie möglich gegen den Druck
Ihrer locker geschlossenen Lippen aus. Dabei blähen sich die Wangen
etwas auf. Bei dieser Technik wird der Atemstrom etwas abgebremst,
und die Bronchien bleiben geöffnet.
13
Wie Sie gut mit COPD leben können
Mit einer guten Portion Engagement in eigener Sache, gewinnen Sie deutlich mehr
Lebensqualität.
Sie haben es in der Hand, Ihr Leben so zu gestalten, dass Sie mit Ihrer COPD gut zurechtkommen.
Beherzigen Sie die zehn folgenden Tipps. Damit
sind Sie auf einem guten Weg und können Ihre
Lebensqualität und auch Ihre Lebenserwartung
ganz entscheidend steigern.
1. Denken Sie regelmäßig an
Ihre Medikamente
Die richtige Einnahme Ihrer Medikamente
ist ganz entscheidend, damit sich Ihre Beschwerden
nicht verschlechtern.
3. Geben Sie Infektionen
keine Chance
óó
óó
óó
óó
óó
Darauf kommt es an:
óó Setzen Sie Ihre Medikamente nicht ab,
óó unterbrechen Sie die Einnahme nicht vorübergehend und
óó ändern Sie nicht die Dosis,
ohne darüber mit Ihrem Arzt gesprochen zu haben.
2. Vermeiden Sie Tabakrauch
Rauchen ist die Hauptursache für die
Entstehung einer COPD. Der erste und wichtigste
Schritt ist deshalb, mit dem Rauchen aufzuhören.
Falls Ihnen das schwerfällt, können Sie sich Unterstützung holen. Neue Studiendaten hierzu sind
vielversprechend, denn sie zeigen, dass die Aussicht
auf Erfolg dann größer ist, als wenn Sie es allein
versuchen. Die ideale Entwöhnung besteht demnach aus Nikotin-Ersatzpräparaten, gegebenenfalls
anderen Medikamenten und individueller Beratung.
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt die für Sie beste
Möglichkeit, mit dem Rauchen aufzuhören. Lesen
Sie auf Seite 16, wie Ihre KKH Sie unterstützt.
Übrigens: Auch Passivrauchen ist schädlich für Ihre
Lunge.
óó
óó
Lassen Sie sich jährlich gegen Grippe und
auch einmal gegen Pneumokokken impfen. Die
Impfung gegen Pneumokokken kann Sie vor Erregern der Lungenentzündung schützen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob eine Wiederholungsimpfung erforderlich ist.
Meiden Sie in der Erkältungszeit möglichst größere Menschenansammlungen.
Waschen Sie sich mehrmals täglich gründlich die
Hände.
Verzichten Sie auf das Händeschütteln.
Halten Sie nach Möglichkeit Abstand von Personen mit Erkältungszeichen (optimal sind 2 m).
Lüften Sie geschlossene Räume drei- bis viermal
täglich für jeweils 10 Minuten.
Erholen Sie sich von Ihren Infektionen und gehen
Sie erst wieder zur Arbeit, wenn Sie auskuriert
sind.
4. Essen und trinken Sie
ausreichend
Eine gesunde Ernährung ist insbesondere bei
chronischen Erkrankungen wichtig. Wenn Sie das
Atmen sehr anstrengt und Sie untergewichtig sind,
ist hochkalorische und eiweißreiche Kost sinnvoll.
Bei Übergewicht sollten Sie auf zusätzliche Kalorien
verzichten. Wenn Sie eine Nierenerkrankung haben,
fragen Sie bitte Ihren Arzt, wieviel Eiweiß Sie täglich zu sich nehmen dürfen. Vitaminreich sollte das,
was Sie essen ohnehin sein. Denn das stärkt Ihr
Immunsystem. In manchen Fällen bieten sich mehrere kleinere Mahlzeiten an, denn das Essen großer
Nahrungsmengen auf einmal kann den Körper zusätzlich belasten. Die notwendige Energiezufuhr
sollte optimal auf Ihren Gesundheitszustand und
Ihre Bedürfnisse abgestimmt sein.
Gern senden wir Ihnen zum Thema „Ernährung
bei COPD“ eine Information der Atemwegsliga zu.
Bitte kontaktieren Sie uns unter Tel.: 0351 6523661701.
14
5. Achten Sie auf Ihr Gewicht
Ein optimales Gewicht ist sehr wichtig, um
Ihre Beschwerden zu reduzieren. Eine ­starke
COPD kann zu Untergewicht und Erschöpfung der
Atemmuskulatur führen. Andererseits können Übergewicht oder Fetteinlagerungen am Bauch das Atmen,
besonders nachts im Liegen, erschweren. Ihr Arzt
und Ihre KKH werden Sie gern beraten, wenn Sie Rat
und Hilfe benötigen, um Ihr ideales Gewicht zu
erreichen bzw. zu halten.
6. Gehen Sie regelmäßig
zu Ihrem Arzt
Regelmäßige Arztbesuche (viertel- oder
halbjährlich) sind wichtig, auch wenn Sie keine
Beschwerden haben. Gibt es Fragen an Ihren Arzt,
bereiten Sie diese am besten vor. So können Sie den
Termin optimal nutzen. Demonstrieren Sie auch
Ihre Inhalationstechnik – denn wenn Sie diese gut
beherrschen, tragen Sie dazu bei, dass Ihre Medikamente optimal wirken.
7. Sorgen Sie für Ihr seelisches
­Gleichgewicht
Sorgen und Stress können auch zu Atemnot
führen. Lernen Sie, sich zu entspannen. Entweder
durch Bewegung, beispielsweise beim Yoga oder
Qigong, oder Sie probieren es mit Autogenem Trai­ning oder Progressiver Muskelentspannung – hierbei können Sie z. B. sitzen, wenn Ihnen flaches
Liegen schwer fällt. Für qualitätsgeprüfte Entspannungskurse übernimmt Ihre KKH in bestimmten
Fällen einen Kostenanteil (siehe Seite 16).
8. Schützen Sie Ihre Lunge
Vorbeugen ist die beste Behandlung.
Damit es gar nicht erst zu einer Verschlechterung
kommt, sollten Sie sich im Privat- und Berufs­leben
vor Schadstoffen schützen. Außer Tabakrauch
zählen hierzu Staub (aus Landwirtschaft, Straßenoder Bergbau) oder andere gefährliche inhalative
Schadstoffe.
9. Besuchen Sie Patienten­
schulungen
Es gibt spezielle Schulungen für COPD-Patienten
(z. B. COBRA: Chronisch obstruktive Bronchitis mit
und ohne Lungenemphysem – ambulante Schulung
für COPD-Patienten). Hier können Sie für den Um­gang mit Notfallsituationen bestimmte Körperhaltungen und Atemtechniken sowie das richtige
Abhusten erlernen. Besprechen Sie Ihren Schulungsbedarf am besten mit Ihrem Arzt. Er wird Ihnen
kompetent weiterhelfen und gemeinsam mit
Ihnen entscheiden, ob und an welcher Patientenschulung Sie teilnehmen können.
10. Kommen Sie in Bewegung
Sport verringert die Häufigkeit von Krank­heitssymptomen, insbesondere von Atemnot,
macht Sie belastbarer und steigert dadurch die
Lebensqualität. Stärken Sie deshalb die Kraft und
Ausdauer Ihrer Muskulatur, speziell auch der Atemmuskulatur. Hierfür sind Atemgymnastik und
körperliches Training die besten Mittel. Besprechen
Sie mit Ihrem Arzt, welche Art des Trainings sich
für Sie gut eignet, z. B. Walken (schnelles Gehen),
Krafttraining, Fitnessstudio … Es gibt zahlreiche
Alternativen. Wichtig ist, dass es Spaß macht und
Sie nicht ­überfordert. Dann ist es einfacher, dranzubleiben. Für Viele ist es auch hilfreich, sich mit
Gleichgesinn­ten zusammenzutun – sehr gut gelingt
dies in soge­nannten Lungensportgruppen. Beim
sogenannten Lungensport werden Sie auf Ihrem
persönlichen Leistungsniveau abgeholt. Sie steigern
durch das regelmäßige Training Ihre Muskelkraft
und Ihre Ausdauer und auch Ihre Beweglichkeit und
Koordina­tion verbessern sich. Gleichzeitig lernen Sie
unter Anleitung eine entspanntere und ökonomischere Atemtechnik. Ihre KKH unterstützt Sie dabei
(siehe Seite 16).
Die wichtigsten Maßnahmen sind:
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Medikamente richtig einnehmen
Rauchen aufgeben
Vor Infektionen schützen
Grippeschutzimpfung möglichst im Herbst
Gesunde, ausgewogene Ernährung
Körperliche Aktivität/Lungensport
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So unterstützt Sie Ihre KKH
Raucherentwöhnung:
Die KKH beteiligt sich an den Kosten für Raucher­
entwöhnungskurse. Den Zuschuss erhalten Sie,
wenn Sie regelmäßig an einem qualitätsgeprüf­­ten Raucherentwöhnungskurs teilnehmen. Auf ­
www.kkh.de/Rauchen finden Sie entsprechende
Kursangebote und Informationen zur Kostenübernahme. Auch Ihre Servicestelle hilft Ihnen gern
weiter.
Lungensport:
Die Teilnahme an einer Lungensportgruppe muss
durch den behandelnden Arzt verordnet und durch
die KKH bewilligt werden. Nach der Bewilligung
werden die Kosten, solange eine Überwachung
während der Übungen durch einen Arzt erforderlich ist, für maximal 120 Übungseinheiten in einem
Zeitraum von 36 Monaten übernommen.
Entspannungskurse:
Auf www.kkh.de/Prävention finden Sie entsprechende Kursangebote und Informatio­nen zur
Kostenübernahme. Auch hier hilft Ihre Servicestelle
Ihnen gern weiter.
Den Alltag leichter gestalten
Teilen Sie Ihre Kraft so ein, dass Sie alle alltäglichen Arbeiten erledigen können und
­außerdem genügend Zeit und Energie für Freizeitaktivitäten haben.
Benutzen Sie Hilfsmittel
Für viele Aktivitäten des täglichen Lebens gibt es
auch gute Hilfsmittel. Wenn Ihnen warme und
feuchte Luft im Badezimmer zusetzt, können Sie
beispielsweise einen Badewannensitz oder Duschstuhl benutzen. So fällt z. B. die Körperpflege
im Sitzen leichter. Die medizinische Notwendigkeit
für diese Anschaffung beurteilt Ihr Arzt. Eine aufrechte Haltung erleichtert das Atmen. Beim Anziehen der Schuhe kann daher ein langer Schuhlöffel
eine große Hilfe sein. Benutzen Sie zum Einkaufen
z. B. eine Einkaufstasche mit Rollen. Lebensmittel
und schwere Einkäufe, z. B. Getränkekisten, können
Sie sich ggf. auch liefern lassen.
Familienangehörige, Freunde und eine Selbsthilfegruppe (siehe auch Seite 17) können nicht nur bei
alltäglichen Dingen sehr viel Unterstützung und
Hilfe geben, sondern auch beim Renovieren oder
Möbelumstellen.
16
Gestalten Sie Ihren Alltag
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Im Haushalt hilft Ihnen ein Servierwagen, schweres Geschirr und das Essen an den Esstisch bzw.
zurück in die Küche zu bringen.
Halten Sie Ihren Wohnraum bzw. Arbeitsplatz frei
von Zigarettenrauch oder Stäuben und ­verzichten
Sie nach Möglichkeit auf Staubfänger wie Teppiche oder Vorhänge.
Regelmäßiges und richtiges Lüften ist z. B. sehr
wichtig. Achten Sie besonders im Winter darauf
(schützt auch vor Schimmelbildung). Empfohlen
wird drei- bis viermal täglich Stoßlüften bei weit
geöffnetem Fenster.
Planen Sie Ihren Tagesablauf in Abhängigkeit von
Ihrem Befinden. Das erleichtert es Ihnen, alle Auf­
gaben zu bewältigen.
Nehmen Sie sich nicht zu viel vor und wechseln Sie
zwischen leichten und schwereren Tätigkeiten ab.
Viele Arbeiten können Sie auch gut im Sitzen
verrichten.
Patienten- und Selbsthilfegruppen
Deutsche Atemwegsliga e. V.
Raiffeisenstraße 38, 33175 Bad Lippspringe
Telefon 05252 933615, Telefax 05252 933616
[email protected]
www.atemwegsliga.de
Deutsche Lungenstiftung e. V.
Reuterdamm 77, 30853 Langenhagen
Telefon 0511 2155110, Telefax 0511 2155113
[email protected]
www.lungenstiftung.de
Reisen mit COPD
Fragen, die sich ergeben, wenn Sie verreisen möchten, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Er berät
Sie, ob Flugreisen (geringer Sauerstoffdruck in der
Kabine!) möglich sind, ob Sie Wandertouren machen
oder mit der Bergbahn fahren können.
Er wird Ihnen auch sagen, wann Sie körperliche
Aktivität lieber vermeiden sollten, weil die Ozon­
belastung zu hoch sein könnte, und Ihnen weitere
Details nennen, die für Sie und Ihre Reise wichtig
sind. Auch Selbsthilfegruppen verfügen über exzellentes Informationsmaterial zu diesen und anderen
Themen. Anfordern können Sie dies direkt bei den
Gruppen über das Internet und telefonisch.
Die Seele unterstützen
Jede chronische Krankheit wirkt sich oftmals auch
auf den Alltag, das persönliche Umfeld und die Ge­­
fühle aus. Vielfach ist die soziale Umgebung, also
die Familie und der Bekannten- und Freundeskreis,
entscheidend dafür, wie es dem Einzelnen gelingt,
mit seiner Krankheit umzugehen und den Alltag
daran anzupassen. Nicht jeder kann sich ohne weiteres auf die Situation einstellen. Viele Betrof­fene
spüren Frustration, sind traurig oder fühlen sich
vom geselligen Leben abgeschnitten.
Deutsche Patientenliga Atemwegserkrankungen – DPLA e. V.
Adnet-Straße 14, 55276 Oppenheim
Telefon 06133 3543, Telefax 06133 5738327
[email protected]
www.pat-liga.de
Patientenorganisation
Lungenemphysem-COPD Deutschland
Lindstockstraße 30, 45527 Hattingen
Telefon 02324 999000
[email protected]
www.lungenemphysem-copd.de
Deutsche SauerstoffLiga LOT e. V.
Frühlingstraße 1, 83435 Bad Reichenhall
Telefon 08651 762148, Telefax 08651 762149
Hotline 01805 970927 (14 ct/min.)
[email protected]
www.sauerstoffliga.de
Deutsche Emphysemgruppe e. V.
Steinbrecherstraße 9, 38106 Braunschweig
Telefon 0531 2349045
[email protected]
www.deutsche-emphysemgruppe.de
COPD-Deutschland e. V.
Fabrikstraße 33, 47119 Duisburg
Telefon 0203 7188742, Telefax 0203 7188743
www.copd-deutschland.de
Ihr Arzt kann Ihnen helfen, Ihre neue Lebenssitua­
tion anzunehmen und Ihnen ggf. auch professionelle Hilfe anbieten. Darüber hinaus gibt es Selbsthilfe­
gruppen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.
17
Glossar Lungenfunktionsprüfung
Bei der Spirometrie (kleine Lungenfunktionsprüfung)
werden die Luftmengen und die Luftgeschwindigkeit beim Ein- und Ausatmen gemessen, um eine
Aussage über die Funktionstüchtigkeit der Lunge
treffen zu können. Hohe Luftmengen und schnelle
Luftgeschwindigkeiten sprechen dabei für eine
gesunde Lunge. Es kann außerdem abgeschätzt
werden, ob eine ­Verengung der Atemwege vorliegt
und inwiefern diese behandelbar ist.
Die Einsekundenkapazität (FEV1) und die Vitalkapa­
zität (VK) sind die beiden wichtigsten Messungen:
Die Einsekundenkapazität (FEV1) ist die Luftmenge,
die nach maximaler Einatmung bei kräftigster Ausatmung in der ersten Sekunde ausgeatmet wird.
Die folgende Abbildung zeigt die Einsekundenkapazität eines Gesunden (FEV1 gesund) und eines
an COPD Erkrankten (FEV1 COPD). Der Ge­sunde hat eine FEV1 von 3,4 Litern, der an COPD
Erkrankte eine sehr viel geringere FEV1 von 0,8
Litern.
Volumen (Liter)
4
FEV1
(gesund)
2
1
Zeit (Sekunden)
1
2
3
Abnahme der FEV1 bei COPD
Vitalkapazität (VK) ist die Menge an Luft, die nach
maximaler Einatmung maximal ausgeatmet werden kann.
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Atemzugvolumen (AZV) ist die Menge an Luft, die
bei einem normalen Atemzug ein- und ausgeatmet
wird.
Inspiratorisches Reservevolumen (IRV) ist die
Menge an Luft, die nach normaler Einatmung noch
zusätzlich eingeatmet werden kann.
Exspiratorisches Reservevolumen (ERV) ist die
Menge an Luft, die nach normaler Ausatmung noch
zusätzlich ausgeatmet werden kann.
Inspiratorische Kapazität (IK) ist die Menge an Luft,
die nach normaler Ausatmung maximal eingeatmet
werden kann.
Weitere Lungenfunktionsmessungen:
Die Ganzkörperplethysmographie (große Lungenfunktion) ist die genaueste Lungenfunktionsprüfung. Durch diese lässt sich feststellen, welche
Luftmenge nach der Ausatmung noch in der Lunge
verbleibt. Zudem lässt sich Atemwegsweite bzw.
-verengung ermitteln, in dem der Atemwiderstand
ermittelt wird.
Der Bronchospasmolysetest wird im Rahmen einer
Spirometrie durchgeführt. Nach der ersten (Basis-)
Messung wird ein bronchien(atemwegs-) erweiterndes Medikament gegeben und dann erneut gemessen. Anhand der Ergebnisse kann bei unklarer Dia­gnose festgestellt werden, ob Asthma oder eine
COPD besteht.
3
FEV2
(COPD)
Außerdem können folgende Messungen durch­
geführt werden:
Mit der CO-Diffusionskapazität lässt sich prüfen,
ob der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid
in der Lunge reibungslos abläuft.
Wie wär’s mit einem kleinen Quiz?
1. Mit welcher Eselsbrücke lassen sich die hauptsächlichen Symptome der COPD leicht merken?
a) OHO (Ohrensausen, Heiserkeit, Ozonauswirkungen)
b) AHA (Atemnot, Husten, Auswurf)
c) SOS (Schnupfen, Ohrenentzündung, Sensibilität)
2. Welches ist die häufigste Ursache für eine Exazerbation (Verschlechterung der Krankheits-
symptome)?
a) Atemwegsinfekte
b) Luftbelastungen
c) Pollenflug
3. Welche Wirkung haben Beta-Mimetika?
a) Entzündungshemmende Wirkung
b) Atemwegserweiternde Wirkung
c) Antiallergische Wirkung
4. Was ist die Hauptursache für die Entstehung einer COPD?
a) Erkältung
b) Husten
c) Rauchen
5. Was bezeichnet eine atemerleichternde Selbsthilfetechnik bei Atemnot?
a) Fahrersitz
b) Kutschersitz
c) Vorsitz
Lösungen:1b, 2a, 3b, 4c, 5b
Zum Schluss
Wir hoffen, Ihnen mit dieser Broschüre einige Informationen gegeben und Mut gemacht zu haben.
Sie selbst können am meisten für Ihre Lebensqualität
tun. Wir wissen, wie schwierig es ist, eigenes Verhalten dauerhaft zu ändern, z. B. das Rauchen aufzugeben, für regelmäßige Bewegung zu sorgen oder auch
eine Entspannungstechnik zu erlernen und diese
regelmäßig anzuwenden.
Lassen Sie sich nicht entmutigen, auch wenn es
manchmal schwerfällt, die Eigeninitiative aufrechtzuerhalten. Mit Ihrem eigenen Willen und der Hilfe
anderer werden Sie Ihre Ziele bestimmt erreichen.
Bitten Sie Ihren Arzt, Ihre Familie, Freunde und Kollegen daher um Unterstützung!
Diese Broschüre soll Ihnen helfen, Ihre Erkrankung
und die Ziele ärztlicher Maßnahmen zu verstehen.
Sie ersetzt nicht den Arztbesuch. Wenn Sie Fragen
haben, nehmen Sie bitte direkt Kontakt mit Ihrem
Arzt auf oder rufen Sie uns einfach an. Wir stehen
Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Alles Gute für Sie und Ihre Gesundheit
wünscht Ihnen
Ihr KKH Versorgungsteam
19
F 7228 – 12/15
KKH Kaufmännische Krankenkasse
Hauptverwaltung
Karl-Wiechert-Allee 61
30625 Hannover
[email protected]
www.kkh.de