Interview mit Professor Herth zum heutigen Welt-COPD Tag Herr Professor Herth ist ärztlicher Direktor und Leiter der Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin an der Thoraxklinik in Heidelberg. Zum Welt-COPD Tag konnten wir mit Herrn Professor Herth über die Erkrankung COPD, sowie über das wichtige Thema zunehmender Antibiotikaresistenzen bei Atemwegsinfekten sprechen. Herr Professor Herth, heute ist Welt-COPD Tag. Bitte beschreiben Sie das Krankheitsbild, sowie typische Symptome der Erkrankung. F.H: Bei der Chronisch Obstruktiven Bronchitis (COPD) handelt es sich um eine Lungenerkrankung, bei der die Atemwege entzündet und dauerhaft verengt sind. Bei den meisten Patienten ist die Erkrankung auf das Rauchen zurückzuführen. Üblicherweise leiden Patienten mit COPD an Husten mit Auswurf und unter deutlicher Atemnot bei Belastung. Man geht davon aus, dass in Deutschland ca. jeder 20. Erwachsene über 40 Jahre an einer COPD erkrankt ist. Dennoch ist die Erkrankung vielen Menschen in der Bevölkerung nicht bekannt. Wir möchten den Welt COPD-Tag nutzen, um auf die Erkrankung aufmerksam zu machen. Wir möchten auch über das Thema Antibiotika-Einsatz bei Patienten mit COPD mit Ihnen sprechen. Immer wieder gibt es Berichte in den Medien, die auf die Gefahr von zu häufigen und möglicherweise unnötigen Antibiotika-Gaben bei Infekten der Atemwege hinweisen. Konkret wird auf die Gefahr der Resistenzentwicklung gegenüber bestimmten Keimen hingewiesen. Wann ist es richtig, Antibiotika bei Patienten mit COPD einzusetzen und wann sollte man darauf verzichten? F.H: In Studien konnte gezeigt werden, dass bisher bei 85% aller Patienten mit einer COPD bei einer Exazerbation Antibiotika eingesetzt werden. RNZ: Was ist unter einer Exazerbation zu verstehen? F.H: So bezeichnet man eine Verschlechterung der Erkrankung mit einer Zunahme der Atemnot, sowie einer Zunahme von Husten und Schleimproduktion über die normalen Symptome hinausgehend. Das hört sich aber so an als ob man da unbedingt ein Antibiotikum nehmen müsste. F.H: In über 50% der Fälle sind Viren die Auslöser der Verschlechterung der Erkrankung. Gegen diese sind Antibiotika aber wirkungslos. Sie haben dann keinen positiven Effekt, vielmehr können sie dazu führen, dass sich gegen die eingesetzten Antibiotika eine Resistenz entwickelt, das heißt, dass die Antibiotika wirkungslos werden. Wie kann man denn eine Verschlechterung, d.h. Exazerbation der COPD anders behandeln? F.H: In vielen Fällen, wenn eine Lungenentzündung ausgeschlossen ist und kein Fieber besteht, sollte nur eine kurzfristige Gabe, dh 5 Tage, von Kortisontabletten und keine Antibiotikagabe erfolgen. Dazu ist es aber erforderlich, dass der Patient zuvor durch einen Arzt gründlich untersucht wird“ Was muss sich verbessern, damit zukünftig Patienten keine unnötigen Antibiotikagaben bekommen? F.H: Hier bedarf es dringend zusätzlicher Forschung, um eine klare Antwort zu finden, wann tatsächlich eine Antibiotikagabe notwendig ist und wann nicht. Deshalb beteiligt sich unsere Klinik an einer großangelegten Studie, die vom Bundesamt für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit der CAPNETZ STIFTUNG durchgeführt wird. Teilnehmen sollen alle Patienten mit COPD, die eine mäßige Verschlechterung erleiden, und bei denen auf die Einnahme von Antibiotika verzichtet werden kann. Interessenten können sich in unserem Pneumologischen Studienzentrum telefonisch unter 06221-396-8214 oder per Email an [email protected] melden.
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