Weniger Hospitalisationen wegen Herzinsuffizienz

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1. Juli 2015
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Anämische Patienten mit Herzschwäche profitieren von
Eisen-Supplementation
Weniger Hospitalisationen wegen Herzinsuffizienz
ZÜRICH - Viele Herzinsuffizienz-Patienten haben eine Anämie. «Neue Studien
zeigen, mit einer Eisensubstitution können die Lebensqualität dieser
Patienten verbessert und die Hospitalisationsrate gesenkt deutlich werden»,
erklärte Professor Dr. Georg Noll von der Herzklinik Hirslanden an der Iron
Academy in Zürich.
Herzschwäche hat viele Gründe, häufigste Ursachen sind die koronare und
hypertensive HerzKrankheit. Die Patienten sind meist multimorbide, haben zur
Herzinsuffizienz oft auch Angina Pectoris, Diabetes, Depression oder Gicht.
«Entsprechend herabgesetzt ist die Lebensqualität dieser Patienten», erläuterte Prof.
Noll. Für das Management ist die Kontrolle der Risikofaktoren zentral. Die Behandlung
umfasst Lebens-stilmassnahmen und Medikamente wie ACE-Hemmer, Betablocker und
Aldosteron-Rezeptor-Antagonisten. «Die Adhärenz ist bei Herzschwäche besonders
wichtig», unterstrich der Kardiologe. Die Patienten sollten in der Sprechstunde deshalb
gefragt werden, wie sie die Medikamente vertragen. Der Nutzen einer
Flüssigkeitsrestriktion ist nicht belegt. Keine Evidenz besteht gar für die bei
Herzinsuffizienz oft postulierte salzarme Diät. «Salzexzesse sollten aber auf alle Fälle
vermieden werden», sagte Prof. Noll.
Neue Studien sprechen für Eisen-Supplementation
Vermehrt in den Fokus gerückt ist das Eisen. Viele Patienten mit Herzschwäche haben
eine Anämie. «Erklärbar ist dies mit zwei Mechanismen», führte er aus. So führt die
Aktivierung des Renin-Angiotensin-Systems bei Herzinsuffizienz zu einer Zunahme des
Plasmavolumens, die wiederum zu einer Hämodiluti-on und tiefem Hb-Wert führt. Der
inflammatorische Zustand bei Pati-enten mit Herzschwäche anderseits führt zu einer
Reduktion der Sekretion von Erythropoietin und einer verminderten Empfindlichkeit
des Knochenmarks auf Erythropoietin, was beides eine Anämie begünstigt.
«Erythropoietin per se führt aber bei Herzinsuffizienz-Patienten nicht zu einer
Verbesserung und sollte diesen Patienten auch nicht verabreicht werden», betonte
Prof. Noll.
Anders verhält es sich mit dem Eisen. Neue kleinere Studien zeigten, dass mit einer
Eisen-Supplementation das Hämoglobin ansteigt und die Herzinsuffizienz-Patienten
weniger symptomatisch werden und sich die körperliche Leistungsfähigkeit verbessert.
Auch die Auswurffraktion wird grösser, der BNP sinkt und die Nierenfunktion
verbessert sich.
Positive Effekte durch Ausdauertraining
Diese Daten wurden in zwei grösseren Studien noch in einem grösseren Kontext
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Diese Daten wurden in zwei grösseren Studien noch in einem grösseren Kontext
weiter untersucht, die Resultate im New England Journal und im European Heart
Journal publiziert. Die FAIR-HF-Studie mit 450 Teilnehmern bestätigte, dass sich bei
den Herzinsuffizienz-Patienten, die intravenös Eisen bekamen, die Lebensqualität,
NYHAKlasse und auch die Nierenfunktion gegenüber Placebo signifikant verbesserte. Im
6-Minuten-Gehtest konnten die Patienten zudem nach der Eisenbehandlung eine
deutlich längere Strecke zurücklegen. «Sie schnitten sogar klar besser ab als Patienten
mit pulmonaler Hypertonie nach einer Behandlung mit Endothelinantagonisten»,
erläuterte Prof. Noll.
Ähnliche Resultate lieferte die CONFIRM-HF-Studie mit 300 Patienten. Diese zeigte
überdies, dass die Patienten, die Eisen-Carboxymaltose (Ferinject®) injiziert
bekommen hatten, 60 % weniger häufig wegen Herzinsuffizienz hospitalisiert werden
mussten. Wie Prof. Noll ausführte, empfehlen die Guidelines heute denn auch bei
Patienten mit Herzinsuffizienz, ein Blutbild zu machen und Eisen nötigenfalls zu
substituieren.
Für stabile Patienten wird neu auch regelmässige Bewegung empfohlen. Die Patienten
profitieren von einem regelmässigen Training insbesondere hinsichtlich Lebensqualität
und Leistungsfähigkeit. Eine kürzlich publizierte Metaana-lyse kam zudem zum
Schluss, dass die Hospitalisationsrate durch regelmässiges Ausdauertraining um etwa
28 % gesenkt wird. «Patienten mit Herzinsuffizienz absolvieren am besten öfters
kurze Trainingseinheiten anstelle von seltenen und langen», empfahl der Kardiologe. CB
© Hospital Tribune
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