Über Gott und die Welt Selber Schuld! Von Schuld und Schuldgefühlen Teil 2 (Aus dem gleichnamigen Buch von Univ-Doz. Dr. Raphael Bonelli – Leiter der Neuropsychiatrischen Forschungsgruppe in Wien) Schuldgefühle sind für das menschliche Zusammenleben notwendig, auch wenn sie unangenehm sind. Da sind sie dem Schmerz ähnlich: Der Schmerz ist ein gesunder Mechanismus, der den Sinn hat, auf etwas aufmerksam zu machen, was dem Körper schadet. Dieses Warnsignal ermöglicht es, die Aufmerksamkeit auf den Schadensfall zu lenken und bewusste Heilungsprozesse einzuleiten, Schadensquellen auszuschalten und dem verletzten Körperteil Schonung zukommen zu lassen. Das gesunde Schuld gefühl ist analog dazu ein Schmerzempfinden der Seele, das Schaden an-zeigt: eigenen und/oder fremden Schaden. Der Schmerz ermöglicht ein Hinschauen auf die betroffene Stelle und damit die Einleitung eines Heilungsprozesses. Analog dazu ermöglicht Entschuldigung gegenüber dem anderen die Heilung der Beziehungswunde, die durch das Unrecht entstanden ist. Es gibt manche Menschen, die einen Schmerz empfinden, obwohl kein Schaden da ist. Analog dazu können auch Menschen unzutreffende Schuld gefühle haben. Krankhafte Schuldgefühle bedürfen einer psychotherapeu-tischen Therapie und gehören nicht in den Beichtstuhl. Aber es gibt eben auch Personen, die zu wenig Schmerz empfinden – das ist ein ganz gefähr licher Zustand, weil sie dann den Heilungsprozess nicht einleiten können. Analog dazu machen generell fehlende Schuldgefühle den Menschen zum Ungeheuer, wie die Geschichte eindrucksvoll beweist. Schuldbewusstsein, Schuldgefühle, Gewissensbisse und ein „schlechtes Gewissen“ sind an und für sich Zeichen für psychische Gesundheit. Schuldbewusstsein ist ein kreatives Potential: Es für denkbar und möglich zu halten, etwas falsch gemacht zu haben, öffnet neue Handlungshorizonte, die Chance, sich zu ändern. Fehlendes Schuldbewusstsein dagegen bedeutet nicht etwa das Fehlen von Schuld, sondern die Verdrängung der Schuld aus dem Bewusstsein, die jetzt im Unterbewusstsein ein Eigenleben führt. Es ist eine überwältigende Möglichkeit, in der Beichte unsere Fehler einzugestehen und wieder gut zu machen. Die Schuldannahme bewirkt einen Freiheitsgewinn und macht durch laufende Kurskorrektur ein geglücktes Leben möglich. Der innere Motor dafür ist die Wende des Herzen – weg von der Selbstbeweihräucherung hin zum Du, und damit zu einem sinnvollen und geglückten Leben.
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