Haushaltsrede 2015 der BfB / Redner: Franz Apfel Franz Apfel zum Haushaltsplan 2016 - es gilt das gesprochene Wort 17.12.2015 Frau Stadtverordnetenvorsteherin Heimann, meine Damen und Herren, der Haushalt für das Jahr 2016 hat ein Ziel: er mußte ausgeglichen sein, damit die CDU/GLB-Koalition mit einem ausgeglichenen Haushalt 2016 in den Kommunalwahlkampf gehen kann. Herr Steinert hat in seiner Stellungnahme schon das Richtige gesagt: es wird einen Nachtragshaushalt geben. Und ich füge hinzu, dieser Nachtragshaushalt wird nur dann positiv bleiben können, wenn die Gewerbesteuer weiter so sprudelt wie bisher. Ansonsten gibt es ja nicht viel zum Glänzen: die CDU-Dauer-Patienten lassen grüßen: es gibt keinerlei Fortschritt bei den Themen Bürgerhaussanierung, Dalberger-Hof und Wappensaal-Nutzung, beim Thema Nahversorger für die Innenstadt - und der Bensheimer Marktplatz in seinem Zustand ist ein Problem mit vielen Baustellen. Diese Koalition hat auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger diesen Haushalt ausgeglichen- ich betone vorerst. Die Koalition hat dabei einen großen Bogen um das Thema Gewerbesteuererhöhung gemacht. Sie haben die kleinen Leute über Gebühr belastet, sozial völlig unausgewogen haben Sie die Grundsteuer B um 50 % im letzten Jahr auf 480 Punkte angehoben. Sie haben ein mangelndes Gespür für soziale Ausgewogenheit. Damit liegen wir jetzt in Bensheim weit vor unserer Nachbarstadt Heppenheim, die bekanntlich eine Schutzschirmkommune ist. Und wir liegen auch weit über dem Prozentsatz, den die Landesregierung für Kommunen 2015 vorgab. Die Wohn-Nebenkosten steigen und steigen. Wohnen in Bensheim wird zusehends zum Luxus. Das ist CDU/GLB-Politik pur. SchwarzGrün verschärft die soziale Schieflage. Und da freuen sie sich natürlich, dass Bensheim von der IHK bescheinigt bekommt, dass Bensheim eine gute Wohnanschrift für Führungskräfte ist. Diese Medaille hat aber auch eine unschöne zweite Seite ! Sie haben an einem weiteren Punkt eine politische Entscheidung gegen alle Oppositionsfraktionen getroffen: sie haben die Parkgebühren deutlich erhöht, freie Parkplätze in der Innenstadt gibt es nicht mehr. Das ist ein Schlag gegen die Innenstadt. Es ist absurd, dass die CDU sehenden Auges die Parkgebühren deutlich erhöht und das in einer Situation wo auf dem Fachmarktgelände hunderte Parkplätze kostenlos angeboten werden. Ihre Entscheidung zur Erhöhung der Parkgebühren für die Innenstadt war ein großer Fehler, dessen Auswirkungen wir erst in den nächsten ca. 1 bis 2 Jahren feststellen werden. Meine Damen und Herren, kurz zu den nackten Zahlen: der Ergebnishaushalt schließt mit einem knappen Überschuss ab. Der Finanzhalshalt hat ein Defizit von 2,67 Mio Euro. Das ist kein Pappenstiel – die Verschuldung unserer Stadt wächst in 2016 auch unter BGM Richter planmäßig weiter, auch wenn wir das keine Netto-Neuverschuldung nennen dürfen, in der Sache ist das das Gleiche. Und dann kommen die immer noch extrem hohen Kassenkredite von 25,2 Mio Euro. Die amerikanische Zentralbank hat die Leitzinsen nach 7 Jahren erhöht und wird das in kleinen Schritten weiter tun. Europa wird zeitverzögert folgen. Das Thema Verschuldung und das Thema Darlehenszinsen kann Mitte/Ende der vor uns liegenden Wahlperiode zu einem großen und unerfreulichen Thema werden. Diesen Haushalt wird die BfB-Fraktion ablehnen. Und wir hoffen, dass wir beim Nachtragshaushalt 2016 ein wichtiges Wort mitzureden haben und natürlich auch bei der sozial ausgewogenen Korrektur des Haushaltssicherungskonzeptes. Meine Damen und Herren, dieses Haushaltssicherungskonzept ist auf Luft gebaut ! Spätestens im Jahr 2018 wird der mit Abstand zweitgrößte Gewerbesteuerzahler Bensheim verlassen. Und der Finanzdezernent meint allen Ernstes, das mit einer Erhöhung der Gewerbesteuer auf 375 % eine Mehreinnahme im Jahr 2018 von sage und schreibe über 2,5 Mio Euro zu erzielen wäre. Also in dem Jahr, indem SAP spätestens wegzieht. Da befinden sie sich eher im Wolkenkuckucksland oder anders ausgedrückt: diese Koalition hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht und schreibt Phantasiezahlen in dieses Konzept. Der unsoziale Kurs dieser Koalition zeigt sich auch in diesem Konzept. Es geht um die Erhöhung der KITA-Gebühren und um die deutliche Erhöhung der Wasserkosten über die Konzessionsabgabe beim GGEW und damit ein erneutes Drehen an den Wohnnebenkosten nach oben. Wir haben ganz bewusst angeboten, eine gemeinsame Runde bei dem HHSicherungskonzept zu vereinbaren und da wären wir konstruktiv dabei. Wir haben auch viele Einsparungen in einer gemeinsamen Runde für 2015 vereinbart und die Verwaltungsvorlagen haben wir dazu mitgetragen. Nach der Kommunalwahl werden die Karten neu gemischt. Und da wollen wir sozial ausgewogene Korrekturen erreichen, dann übernehmen wir auch Verantwortung. Meine Damen und Herren, die Bensheimer Innenstadt braucht einen neuen Anlauf für eine zukunftsfähige Innenstadt. Wir schlagen eine neue Zukunftswerkstatt zur Stärkung der Innenstadt vor. Bensheim hat insgesamt immer noch eine gut strukturierte Innenstadt und es muß unser gemeinsames Anliegen sein, die Aufgaben, die Möglichkeiten und die Chancen unserer Innenstadt in einem großen gemeinsamen Prozess mit den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt neu zu definieren. Die Verhältnisse haben sich grundlegend geändert: immer mehr Käufe werden über das Internet abgeschlossen, wenige Meter vor der Innenstadt ist das Fachmarktzentrum mit vielen Hundert kostenlosen Parkplätzen entstanden. Viele Menschen z. B. aus der Weststadt müssen jetzt nicht mehr in die Innenstadt, der DM-Drogeriemarkt – ein Frequenzbringer sonders gleichen findet man im Fachmarktzentrum. Da müssen wir neu nachdenken, neu definieren – wie können wir das Herz von Bensheim in die Zukunft retten. Wir brauchen auch eine direkte Anbindung der Fußgängerzone an das Stadtbussystem. Bei dem Thema Neumarktzentrum haben wir einen konkreten Vorschlag gemacht. Ein privater Investor soll in Absprache mit dem Magistrat den Fachmarkt übernehmen und die Stadt bzw. die MEGB übernimmt den Rest der Parkplätze in der Tiefgarage. Aber diese Koalition und in diesem Fall, Sie Herr Bürgermeister Richter, wollten mit dem Kopf durch die Wand, Ihr Projekt scheiterte, ich füge hinzu, zum Glück ! Die MEGB ist noch nicht einmal dazu in der Lage, die Kapitaleinlage der Stadt zurückzuzahlen obwohl Stubenwald I weitgehend verkauft ist. Das zu dem Thema Erfolgsmodell MEGB. Und diese MEGB sollte den Neumarkt kaufen, alleine der Gedanke stößt bei uns auf großen Wiederstand. Für finanzielle Abenteuer dieser Art sind wir nicht zu haben. Und jetzt ist die MEGB im Gespräch, das Haus am Markt abzureißen und dort ein neues Gebäude für H & M dort hinzustellen. Das kritisieren wir. Das ist nicht die Aufgabe der MEGB. Mit einem privaten Investor ist das was anderes, da sind wir bereit vieles abzuwägen. Aber dazu bedarf es Lösungen für das Winzerfest, für die Andienung des Lieferverkehrs und für die dann fehlenden Räume für Vereine und Initiativen. Ein schwieriges Thema. Meine Damen und Herren, nach der Kommunalwahl wollen wir unbedingt eine Lösung für das Bürgerhaus. Wir setzen uns dafür ein, dass das Bürgerhaus nach dem vorliegenden Konzept für die nächsten 25 Jahre zukunftsfähig gemacht wird. Bensheim braucht das Bürgerhaus- und wir wollen auf keinen Fall, dass die zugesagten Zuschüsse zum Teil verfallen. Wir kritisieren, dass die CDU/GLBKoalition und die SPD Bürgermeister Richter zum Teil in den Rücken gefallen ist und eine Negativ-Koalition gebildet hat. Wir wollen die Umsetzung der Ergebnisse aus dem Bürgerentscheid – das ist für uns ein Wählerauftragt. Und wir sind da zuverlässig und berechenbar. Wir haben uns von Anfang an für den Erhalt und die Sanierung des Bürgerhauses ausgesprochen. Meine Damen und Herren, Bensheim braucht nichts so wichtig wie bezahlbarer Wohnraum. Das ist eines der größten Probleme, das viele Menschen in unserer Stadt bewegt. Die fehlenden Sozialwohnungen sind dabei nur ein Baustein, ein Baustein, auf den wir aber Einfluss haben. Über viele Jahre ist dieser Bereich in Bensheim unter schwarz/grün ausgetrocknet worden, viele Wohnungen sind aus der Sozialbindung herausgefallen. Bei der städtischen Wohnungsstelle liegen 316 Wohnungen mit steigender Tendenz vor. Hinter der Zahl von 316 stehen allerdings 730 Personen. Wir begrüßen die Entwicklung auf dem Meerbachsportplatz. Das tragen wir mit. Für die Verkehrsprobleme müssen noch tragbare Lösungen gefunden werden. Und wir wollen im Bereich der bestehenden DRK-Unterkunft Sozialwohnungen oder zumindest Wohnungen mit Mietpreisbindungen, die sich am Preis für Sozialwohnungen orientieren. Hier haben wir ein Gelände auf das wir Einfluss nehmen können, ganz konkret und das wollen wir nutzen. Deshalb auch unser Antrag dazu. Dieser Bereich – und ich zähle für die BfBFraktion allgemein den Bereich der bezahlbaren Wohnungen dazu – gehört mit zu den wichtigsten Bereichen der neuen Wahlperiode. Meine Damen und Herren, die BfB-Fraktion steht zu ihrer Verantwortung für die Unterbringung der Flüchtlinge in Bensheim. Das haben wir bei dem Beschluss in der Wilhelmstraße dokumentiert – auch gegen Wiederstand. Und wir stehen zu der Erstaufnahmeeinrichtung. Für die Menschen, die hier bleiben dürfen hatten wir konkrete Vorschläge in einem Antrag zusammengefasst. Und in einem anderen Antrag haben wir darauf hingewiesen, dass es sozialer, Vereins- und Firmenstrukturen bedarf um die Situation für alle gut zu gestalten. Wir wissen aber auch, es fehlt an allen Ecken und Enden: an der sozialen Betreuung, an Wohnraum für Flüchtlinge und an Arbeitsplätzen. Auch das Berufsbildungszentrum kann hier eine stärkere Rolle spielen. Bensheim hat viele Möglichkeiten, es war von Anfang an unser Bestreben, diese Möglichkeiten zu nutzen. Die zusätzlichen Stellen im Bereich für Flüchtlinge tragen wir mit. Dem Stellenplan stimmen wir zu. Meine Damen und Herren, wir sehen aber auch, dass durch die aktuelle Entwicklung Problembereiche westlich der Autobahn geschaffen werden. Im Bierdorf kamen über 100 Flüchtlinge unter. In diesem Bereich wird auch ein großes Verwaltungsgebäude von einem Investor umgebaut. Und eine weitere Halle, so hört man, soll umgebaut werden. Gerade gegenüber im Bereich des früheren OBI-Geländes „An den Stadtwiesen“ soll der Bebauungsplan so geändert werden, das da auch weitere Flüchtlings- und Sozialwohnungen entstehen werden. Da deutet sich eine starke Ballung in diesem Bereich an. Wir sollten nicht sehendes Auges eine Entwicklung forcieren, die nach Ausgrenzung und nicht nach Integration aussieht. Das sah auch der Ortsbeirat West in seiner Sitzung am 30.11.2015 so. Dort wurde u. a. beschlossen: Vor dem Hintergrund, dass über den Beschlussgegenstand bereits in Kürze in der STVV abgestimmt werden soll, gaben die Mitglieder des Ortsbeirates für die dortige Abstimmung zu bedenken, dass in dem Bereich der Planfläche eine Konzentration von Wohnungsmöglichkeiten für Flüchtlinge ( ehem. Bierdorf gegenüber ) befürchtet wird.“ Zitat Ende. Wir brauchen eine stärkere Verteilung im Stadtgebiet, wir brauchen kleinere Einheiten, wir brauchen alles das was fehlt: Sprachkurse, Sozialarbeiter, Betreuung, Integration, kleinere Wohneinheiten verteilt, Praktikantenplätze und Arbeitsplätze. Um die Menschen, die hier bleiben dürfen, müssen wir uns stärker kümmern. Und da heißt für uns das Stichwort Integration und nicht Ausgrenzung westlich der Autobahn. Meine Damen und Herren, der Druck auf weiteren Flächenverbrauch wird in Bensheim weiter wachsen. Die Gleichung von schwarz-grün lautet: Wachstum durch Flächenverbrauch ! Da ist Standhaftigkeit gefragt. Die Anbindungsstraße von Auerbach nach Fehlheim kommt wieder auf die Tagesordnung. Das lehnen wir als BfBFraktion ab. Bensheim braucht auch Freizeit- und Erholungslandschaft, landwirtschaftliche Flächen und Naturflächen als Ausgleich. Für die Natur und für uns Menschen ist das wichtig. Meine Damen und Herren, die Erfolgsmeldungen zum Thema Radverkehr kommen jetzt wie ein Stakkato im BA. Das Thema Radverkehr war 4 ,5 Jahr das Stiefkind dieser Koalition. Den Hessentag haben sie nicht genutzt – da gingen viele Millionen in den Autoverkehr. Das ist die Politik in Bensheim, durch die GLB mitgetragen ! Dann kam die Kommunalwahl näher. Da gab es dann ein Radverkehrskonzept. Umgesetzt dazu wurde bisher so gut wie nichts. Und auch die Umgestaltung der Kreuzung Schwanheimer Straße/B 47/Am Rinnentor liegt auf Eis. Die Schwanheimer Straße braucht einen breiteren Radstreifen, da Unfallträchtig und die eigenen Koalitionäre im OB-West stimmten einem Antrag von mir im OB zu, wo sie den anwesenden zuständigen Dezernenten, Herrn Oyan, aufforderten stärker die Radwege auf geparkte Autos zu kontrollieren. Und das Fahrradparkhaus am Bahnhof ist eine gute Idee der Karl-Kübel-Schule – umgesetzt ist diese immer noch nicht. Und dann kürzen sie vier Elektro-Fahrräder am Rathaus von 4 auf 2 – aber die Riesen-Erfolgsmeldungen setzen sie ab... Herr Bürgermeister Richter, sie zogen gestern im BA eine positiven Zwischenbilanz ihrer einjährigen Arbeit. Sie begannen ihre Arbeit mit einer 50 %igen Erhöhung der Grundsteuer B. Sie setzten ihre Arbeit mit der deutlichen Erhöhung der Parkgebühren für die Innenstadt fort. Sie scheiterten beim Ankauf des Neumarktes. Der heute zu beschließende Haushalt 2016 weist planmäßig eine deutliche Erhöhung der Schulden aus und das trotz üppigster Gewerbesteuereinnahmen. Sie scheiterten bedauerlicherweise mir der Projektvorlage Bürgerhaussanierung an großen Teilen der CDU, GLB und SPD. Und im Bürgermeisterwahlkampf setzten sie sich für eine Seniorenanlage auf dem alten Hospitalgelände ein – mit viel Resonanz. Messen Sie sich selber an ihren Aussagen. Was wirklich besser wurde: sie informieren die Fraktionen deutlich besser als bisher. Sie versuchen die Stadtteile aufzuwerten. Das begrüßen wir ausdrücklich. Und Sie informieren über die Flüchtlingssituation – das war bisher vorbildlich. Das begrüßen wir. Aber, warum, haben Sie nicht die Anlieger im B-Plan An den Stadtwiesen zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Das erschließt sich mir nicht. Bürgerinformationsveranstaltungen sollten gerade dort durchgeführt werden, wo es brennt. Es gab ja auch eine Veranstaltung zum Hotel in der Wormser Straße, in der die unbegleiteten Jugendlichen unterkommen. Sie sorgen also zum Teil schon für ein besseres Klima. Dann kommt aber auch so ein Aussetzer wie in der letzten STVV. Herr Bürgermeister Richter, was ich sagen will – so positiv, wie sie das darstellen, war das erste Jahr beileibe nicht. Gerade bei den Sorgenkindern in der Innenstadt sind wir nicht vorangekommen, das war ein verlorenes Jahr für diesen Bereich. Meine Damen und Herren, die BfB-Fraktion lehnt diesen Haushalt ab. Wir haben stärkste Gewerbesteuereinnahmen und schaffen gerade mit ach und krach den Haushaltsausgleich. Und trotzdem nehmen die Schulden in 2016 weiter deutlich zu. Das ist nicht unsere Politik. Nach der Kommunalwahl wollen wir in einer offenen Atmosphäre die Bensheimer Kommunalpolitik mitgestalten. Der Nachtragshaushalt und das Haushaltssicherungskonzept, da wollen wir erste Maßstäbe einer sozial ausgewogenen Kommunalpolitik setzen und zeigen, dass eine andere Mehrheit besser für Bensheim ist. Daran arbeiten wir.
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