2/15 · Slampoetin Lara Stoll · KEN im Literaturhaus · Shakespeare

2/15
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INTERVIEW
··Slampoetin Lara Stoll
BERICHTE
··KEN im Literaturhaus
REZENSION
··Shakespeare reloaded
KOLUMNE
··Lehrer – diese merkwürdigen Wesen
Info-Magazin der Kantonsschule Enge Zürich
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kenzeichen 2/15
EDITORIAL
Die Sprachfähigkeit macht wieder einmal Schlagzeilen – die angehenden
Polizisten könnten kein Deutsch, die angehenden Primarlehrer hätten zu
geringe Kenntnisse in Französisch. Und umgehend ertönt der Ruf nach
besserer Ausbildung. Dieser ist etwa so klug wie jener eines Autofahrers,
dessen Fahrzeug wegen Zylinderkopfschadens am Strassenrand stehen
geblieben ist und der händewirbelnd nach mehr Benzin verlangt. Nun,
vielleicht hinkt der Vergleich ein bisschen, doch offenbar ist eine banale
Tatsache noch nicht ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen:
Zwar ist das Ausbildungssystem wichtig für den Bildungserfolg, ebenso
entscheidend aber ist die Haltung der Lernenden. Und an dieser Haltung
krankt es oft – sich mit Disziplin und Leidensfähigkeit längere Zeit um
denselben Punkt zu drehen (leider eine wichtige Voraussetzung für
den Erfolg in den meisten Fächern!) ist in unserer handysüchtigen
Turboklickgesellschaft einfach nicht mehr schick.
Eine schriftliche Hausarbeit von lästigen Fehlern befreien? Keine Zeit –
WhatsApp und Instagram sind tausendmal spannender. Ein Werbeplakat
auf Rechtschreibung prüfen? Himmelherrgott, ein Werber schleppt doch
keine kleinbürgerliche Fussschelle namens Duden mit sich rum. Ein teures
Wirtshausschild korrekt beschriften? So eine Frage! Mit grundsätzlicher
Grossschreibung kommt doch die Empfangswärme viel besser zum
Ausdruck: «Herzlich Willkommen!» (Fehler erkannt?) Einen Zeitungsartikel
vor der Abgabe nochmals durchlesen? Sapperlot, wofür verdient denn
der Redaktor sein Geld? Kurz und schlecht: Das Um-den-Punkt-Drehen
ist anstrengend, gehört offenbar nicht mehr ins digitale Zeitalter und
verursacht manchmal gar Kopfschmerzen, und darum lässt man es sein
oder überlässt es lieber einem anderen. Diese fehlende Haltung ist ein
Grundübel in unserer Gesellschaft, und um dieses müsste man sich
kümmern, bevor man das Bildungssystem weiter ausbaut.
Und noch etwas, was nicht zum Sermon gehört, mir aber ein wichtiges
Anliegen ist: Ich möchte mich herzlich bei meinem langjährigen Mitarbeiter,
Bildredaktor und Produzent Andreas Haag bedanken – die vorliegende ist
die letzte Ausgabe, die er mitgestaltet hat. Während sieben Jahre hat er
das kenzeichen produziert und mit seinen Bildern bereichert, hat sich um
die fotografische Weiterbildung der Journalist/innen gekümmert und sich
geduldig darum bemüht, dass die Verfasser/innen von Artikeln auch noch
die Bilder in geeigneter Druckqualität ein- bzw. nachgereicht haben. Ich
werde seine Mitarbeit vermissen und mich anstrengen, seine Aufgaben
von nun an selber zu erfüllen.
Eine anregende Lektüre wünscht
Urs Bigler
Info-Magazin der Kantonsschule Enge Zürich
Nr.2, September 2015; www.ken.ch/kenzeichen
Herausgeber: KEN-Media ([email protected])
Auflage: 1250 Exemplare
Redaktion: Urs Bigler, Andreas Haag
Layout: Markus Kachel; Druck: Bader+Niederöst AG
Impressum
Kantonsschule Enge
Redaktion kenzeichen
Steinentischstrasse 10
8002 Zürich
Titelbild : Urs Bigler
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INHALT
REK TOR AT
Liebe Schülerinnen und Schüler der ersten Klassen
EDITORIAL
Urs Bigler
REK TOR AT
Christoph Wittmer, Rektor
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REZENSION
Herzschmerz auf der Bühne
Loïc Das (H2a)
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Shakespeare reloaded: R&J an der Kanti Enge5
Lilo Shann, Hans Spuhler
BERICHTE
KEN zu Gast im Literaturhaus Zürich7
Theresa Strobel (W3d)
LX2020 con destino a Madrid
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Japanisch kulinarisch
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Ruth Caspar (Spanisch)
Urs Helfenstein (Japanisch)
Rencontre littéraire avec David Foenkinos,
auteur du roman Charlotte
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Albert Camus – digital an der KEN
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Fêter les écrivains
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Martine Grosjean
Denis Ferster und Catarina Meier (N3a)
INTERVIEW
Sprachgenuss – Slampoetin Lara Stoll
an der KEN14
Clio Huber (W4d)
Prävention an der KEN – feelOken
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Was für ein Studium darf es denn sein?
16
Fabiano Vanetta (H2b)
Nadine Scherer (H2b)
KOLUMNE
Lehrer – diese merkwürdigen Wesen
Benjamin Baumgartner (H2a)
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BUCHTIPP
Mord im Freudenberg
Pietro Tomasini
(Geschichte, Geschäftsleiter International Project Aid)
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WOR TSCHAT Z
Suchend19
Brigitta Grimm (W3b)
TERMINE
September bis November 2015
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Herzlich willkommen an der Kantons­schule Enge! Es ist schön, dass
ihr unsere Schule gewählt und die Aufnahmeprüfung bestanden habt!
Wir hoffen, dass ihr euch rasch einlebt und an der Enge wohl fühlt!
Zur Qualität von Unterricht wird oft geforscht und geschrieben.
Seit ihrem Erscheinen im Jahr 2009 berufen sich dabei viele Autoren auf die Studie Visible Learning von John Hattie, die von den
einen als «Bibel der Schulforschung» bezeichnet, von anderen aber
wegen methodischer Fehler kritisiert wird. Hattie bezeichnet «wirkungsmächtige Einflussgrössen» für Unterricht; Beispiele seiner
Befunde finden sich auf der Website www.visiblelearning.de. Da
wird gefragt: «Was schadet?» Die Antworten: «Sitzenbleiben, Fernsehen und Sommerferien». Und weiter: «Was hilft nicht und schadet
nicht? – Offener Unterricht, jahrgangsübergreifender Unterricht,
Team Teaching. Was hilft ein wenig? – Klassengrösse, finanzielle
Ausstattung, Hausaufgaben. Was hilft ein wenig mehr? – Zusatzangebote für leistungsstarke Schüler/innen, kooperatives Lernen,
direkte Instruktion. Was hilft besonders gut? – Lernstrategien,
Lehrerfeedback, Unterrichtsqualität.» Zum Stichwort «Unterrichtsqualität» nennt Hattie die folgenden «Wirkgrössen»: «Kognitive Aktivierung» (hohe Erwartungen, anspruchsvolle Aufgaben), «Klarheit
und Strukturiertheit», «effiziente Klassenführung», «lernförderliches, motivierendes Klima» (Respekt und Wertschätzung, positive
Fehlerkultur) und «Sicherung des Gelernten».
Die Mittelschulen des Kantons Zürich werden alle sechs Jahre einer
externen Untersuchung unterzogen, in der die Qualität und das Profil der Schule überprüft werden. Im vergangenen Herbst führte deshalb ein Team an drei aufeinanderfolgenden Tagen Gespräche mit
einer Vielzahl von Schülerinnen und Schülern, mit Lehrpersonen,
Mitarbeitern von Verwaltung und Betrieb, Eltern und der Schulleitung. Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt wird den Bericht der
Evaluation im Herbst veröffentlichen. Einige zentrale Befunde seien
an dieser Stelle bereits erwähnt:
Die Enge wird als «Haus der Kulturen» beschrieben, das einen fruchtbaren Boden für Lehren und Lernen bietet: «Die Kantonsschule Enge
ist eine offene und innovative Schule, an der sich sämtliche Akteure
mit Respekt und grosser Dialogbereitschaft begegnen. Die Vielfalt
des Fächerangebots und die Heterogenität der sozialen Herkunft
der Lernenden werden als Chance gesehen, forschendes Lernen zu
ermöglichen.» Das Team attestiert der KEN eine sinnvolle Balance
von hohen Ansprüchen («an dieser Schule kann man viel lernen»)
und Unterstützung für den Einzelnen: «An der Schule ist eine Kultur
des sorgfältigen Hinschauens und des Aktivierens erkennbar, welche der individuellen Entwicklung der Lernenden und Lehrpersonen
ausreichend Raum lässt und dadurch gute Voraussetzungen für die
Erfüllung der hohen Leistungserwartung schafft». Ausserdem sei die
Schul- und Unterrichtskultur mit ihrer «Grundhaltung von Bewahrung für die Zukunft (humanistisches Bildungsverständnis in Verbindung mit Praxisanteil) und Weiterentwickeln exzellent für die Bewältigung der kommenden Aufgaben vorbereitet.» Das Evaluationsteam
empfiehlt uns, «den festgestellten Spirit des ‚Never stop exploring‘
bei Lehrpersonen und Lernenden zu pflegen».
Es freut uns, dass die externen Besucher unsere Schule so beschreiben, wie wir sie selber haben wollen. Wir wissen aber um die Brü-
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chigkeit einer «Kultur», da sie auf beständige Pflege
und auf den Beitrag jedes Einzelnen und jeder neuen
Schülergeneration angewiesen ist. Wir wissen auch um
die Tatsache, dass nie für alle gleiche Bedingungen
gelten können, dass unerfüllte Ansprüche, Überwindung von Hindernissen, Scheitern und Konflikte zu
einem Schulleben gehören. So werdet ihr bei eurem
Start an unserer Schule die Enge bestimmt nicht nur
im oben geschilderten «Idealzustand» kennen lernen.
Aber wir sind sicher, dass ihr hier eine sehr gute Basis für euer Lernen und für euren eigenen Beitrag zur
Schulkultur vorfindet. Wir wollen euch beste Bedingungen für euren Weg zur Maturität und zum Abschluss
der HMS bieten.
Bildung ist das wichtigste Gut unserer Gesellschaft.
Wir besitzen in unserem Land keine Rohstoffe, aber
ausgezeichnete Bildungsinstitutionen. Unsere Gesellschaft honoriert Bildung vergleichsweise gut; in vielen
Ländern haben junge Menschen heute keine Zukunftsperspektiven. Es ist ein Privileg, sich mit Literatur,
Mathematik, Gesellschafts- und Naturwissenschaften
beschäftigen, mehrere Sprachen lernen, sich sportlich
und ästhetisch bilden zu können und gleichzeitig auf
einen erfüllenden Beruf hoffen zu dürfen. Die Gesellschaft und die Forschung sind heute in hohem Masse
auf Dialog angewiesen, auf Menschen, die in ihrer Bildung verwurzelt und fähig sind, von ihrem Standpunkt
aus Brücken zu bauen.
Euch steht die Welt offen! Wenn ihr einmal Ärztinnen,
Ingenieure, Soziologinnen oder Lehrer werdet, in der
Welt der Kultur, Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft
arbeitet, überall werdet ihr das Rüstzeug eurer eigenen Bildung mitbringen – nicht nur prüfungshalber
aufgezwungen sollen dann euer Wissen und eure Fertigkeiten sein, sondern durch Neugier und eigene Interessen erworben und verstetigt. Diese Art von Bildung
will eine Mittelschule ermöglichen.
Was wir von euch erwarten: Nicht weniger und nicht
mehr, als dass ihr diese Chance nutzt! Bringt euch ein!
Gestaltet den Unterricht und die Schule mit! Strengt
euch auch dort an, wo euch ein Fach nicht besonders
liegt! Übernehmt Verantwortung für die Gemeinschaft!
Beteiligt euch in der Schülerorganisation, im Theater,
im Chor, in der internationalen Zusammenarbeit, in
der Business Academy, im KENZEICHEN! So werdet ihr
erkennen, wie inspirierend es sein kann, sich in einer
offenen Lerngemeinschaft zu bewegen, und ihr werdet
die gute Schulkultur der Enge weiterentwickeln. Wir
wünschen euch dafür das Allerbeste!
Zum Schluss: Obgleich Sommerferien nach John Hatties Untersuchung schaden können, da sie das Gelernte für längere Zeit in den Hintergrund rücken, werden
wir sie nicht abschaffen, denn eine Schule und ihre
Angehörigen sind auch auf Phasen der Erholung angewiesen.
Christoph Wittmer, Rektor
kenzeichen 2/15
REZENSION
Herzschmerz auf
der Bühne
Ich betrete die Aula und bin gespannt, was die Theatergruppe dieses Jahr zu bieten hat. Der Stoff ist ein
bekannter: Es geht um die Liebe zweier Jugendlicher,
die das Pech haben, zwei verfeindeten Familien anzugehören, sich trotzdem sehr nahe kommen und wegen
Hahnenkämpfe in eine missliche Situation geraten, um
am Schluss im Jenseits zu landen.
Die Aula ist völlig dunkel, und ich nehme in der ersten
Reihe Platz. Mir fällt der Aufbau auf – nicht wie üblich
wird die Aufführung nicht auf, sondern mehrheitlich
vor der Bühne stattfinden. Als die Monta-Gang (Annika Schneider, Sophia Osorio, Künsang Kündetsang)
und die Capu-Gang (Yasemin Akman, Danai Rossalidis)
diesen Aufbau betreten und sich gegenseitig provozieren, erahne ich allmählich, was die Theatergruppe in
diese Aufführung investiert hat: Jeder Schritt, jedes
Wort, jede Tanzbewegung wirkt sicher und ist mit Liebe
zum Detail einstudiert worden. Auch legen die Verantwortlichen offensichtlich mit dem Bühnenbild und den
Videoeinlagen grossen Wert darauf, der Aufführung einen professionellen Anstrich zu geben.
Schnell geht die Zeit vorbei. Auf der Bühne wird gedichtet, gekämpft, geliebt, gelärmt, geflirtet, geschimpft, getanzt, getötet – und ich bin jede Sekunde
hellwach dabei. Das hat natürlich auch seinen Grund
in der schauspielerischen Leistungen von Schülern, die
mich besonders überzeugen, nämlich jene von Djordje
Milovankic (Romeo), Andri Erdin (Mercutio) und Jérémy Donath (Tybalt) und Barbora Schnetzler (Lorenza,
einer intellektuellen Kifferin).
Wenn auch der Wandel von Romeo ein bisschen überzeichnet ist, kann ich der Adaption von Jean-Michel
Räber, dem Autor des Stücks, viel abgewinnen. Als
witzige Einfälle empfinde ich zum Beispiel, dass die
Schauspieler auf ihren Handys immer wieder die neusten Push-Nachrichten empfangen, Lorenza mit einer
Maturitätsarbeit beschäftigt ist und Paris (Denis Ferster) als verwöhnter Geldsohn dargestellt wird.
Als ich die Aula verlasse, habe ich den Eindruck, tolles
Theater erlebt zu haben. Die Regisseure Daniel Hajdu
und Sandro Paproth haben es offenbar wie das letzte
Jahr mit ihrem Team geschafft, ein Stück auf hohem
und professionellem Niveau zu inszenieren.
Loïc Das (H2a)
Fotos: Giorgio Zambrino
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Shakespeare reloaded:
R&J an der Kanti Enge
Romeo und Julia – eine Zusammenfassung
Wer kennt sie nicht, Shakespeares Geschichte
der tragischen Liebe zwischen Romeo, dem Sohn
der Montagues, und Julia, der Tochter der Capulets. Beide Familien leben in Verona, beide sind
gleich hoch angesehen bei Fürst und Volk und
beide haben gleich viele Besitztümer. Ohne das
Wissen ihrer Eltern vermählen sich die Verliebten.
Sie empfinden wahre und grosse Liebe füreinander und hoffen, dass durch eine Heirat der lange
andauernde Streit der beiden Veroneser Familien
beigelegt werden kann. Mercutio, Romeos Freund,
wird von Julias Vetter, Tybalt, getötet. Romeo
übt Vergeltung und tötet Tybalt. Um seiner Strafe
zu entgehen, flüchtet Romeo nach Mantua und
hofft, dass sich die Dinge beruhigen. Zuhause in
Verona wird Julia gezwungen, den Grafen Paris
zu ehelichen. Um der Hochzeit zu entfliehen,
erhält sie von Bruder Lorenzo einen Trank, der
sie in einen tiefen, todesähnlichen Schlaf befördert. Danach überstürzen sich die Ereignisse,
wobei das Schicksal, unglückliche Umstände
und Zufälle ihre verheerenden Rollen spielen.
Lilo Shann, Hans Spuhler
Fast scheint es, als habe William Shakespeare persönlich
sein Drama Romeo und Julia für das Junge Theater KEN in
der Aula der Kantonsschule Enge noch einmal neu inszeniert,
rund 418 Jahre nach der Premiere der Urfassung im Globe
Theatre zu London. Diesmal mit den heute möglichen technischen Effekten.
Die Kunst der Neubearbeitung
Jedenfalls lebt das, was die Zuschauer in den drei öffentlichen
und drei schulinternen Aufführungen zwischen dem 12. und 16.
April 2015 zu sehen und zu hören bekamen, ganz aus dem Geist
des grossen Elisabethanischen Theaters, von dem das englische Publikum im ausgehenden 16. Jahrhundert ergriffen war.
Es wurde mit einer Leidenschaft und einem Phantasiereichtum
gespielt, dass sich die Bretter bogen und die Stimmungen überschlugen. Schon zu Shakespeares Zeiten galt nämlich nicht die
Erfindung einer Geschichte, sondern die originelle Bearbeitung
einer bereits bestehenden Vorlage als wahrhaft originell. Das
trifft in besonderem Mass auch auf die Geschichte von Romeo
und Julia zu. Shakespeare bediente sich für den Plot bei einem
3000 Verse starken epischen Gedicht des inzwischen fast vergessenen Arthur Brooke, und dieser wiederum hatte sich vom
italienischen Schriftstellerkollegen Matteo Bandello inspirieren
lassen. Jean-Michel Räber, Hausautor des Jungen Theaters, und
Daniel Hajdu, Leiter des Theaterprojekts und Regisseur, finden
sich also in kongenialer Gesellschaft, wenn sie dem alten Stoff
eine zeitgemässe Form verpassen.
Der Globe als Vorbild
Und das tun sie. Es beginnt damit, dass sie die Aula zu einem
Theaterraum umbauen, wie er dem Globe entspricht. Der Orchestergraben wird zur Bühne und bildet eine zentrale Spielachse, die Zuschauer sitzen beidseits auf Rampen, zum einen auf
der klassischen Aula-Theaterrampe, zum andern auf der zu einer
zweiten Rampe umfunktionierten Aulabühne. Im Bühnenboden
drin, ganz wie einst, verstecken sich sodann allerlei Überraschungen: Es entsteigen ihm plötzlich Spielleute, im letzten
Bild versinkt in ihm die Gruft mit den beiden Opfern der Tragödie …
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kenzeichen 2/15
Bild : Urs Bigler
KEN-Theaterverein: jetzt beitreten!
Komödiantische Einlagen unterhalten
Die Inszenierung ist auf vier Bereichen aufgebaut: der
starken physischen Bühnenpräsenz der jungen Schauspieler, dem gesprochenen Wort, der Musik und der bravourösen Leistung der Hauptdarsteller. Die Zuschauer sitzen
betroffen, aber durch die komödiantischen Einlagen der
Bürgerinnengruppe auch amüsiert auf ihren Plätzen. Das
Publikum wird in ein Wechselbad der Gefühle getaucht.
Es kann sich ein Lachen nicht verkneifen, wenn Anne, das
Au-pair-Mädchen aus Bratislava (Shakespeares Amme), mit
Julia als deren Vertraute über «das erste Mal» diskutiert
oder wenn die Gruppe der Bürgerinnen mit ihren schrägen
Witzen die Zuschauer erfreut.
Elmar Ledergerber meldet sich zu Wort
Einen Effekt besonderer Art erzielt die Videoeinspielung
der Verhängung des Ausnahmezustandes über die ausser
Rand und Band geratene Stadt, realitätsnah gesprochen
von keinem Geringeren als dem Zürcher Alt-Stadtpräsidenten Elmar Ledergerber. Da sind aber auch die harten und
gewalttätigen Szenen mit Romeo und seinen Leuten (allen
voran der ausdrucksstarke Mercutio) im Kampf gegen die
Bande der Capulets. Die Musikeinlagen – mal poppig (It’s
party time!), mal ernst (Dies irae aus Mozarts Requiem) in
der bühnentechnisch meisterhaften Sterbeszene – sind
mit grosser Sensibilität ausgewählt worden und tragen
hervorragend zur Akzentuierung der entsprechenden
Handlungsmomente bei.
Ein umfangreiches Programmheft, wiederum fesselnd verfasst von Sandro Paproth, der auch in der Regie mitgewirkt
und die Musikauswahl besorgt hat, leuchtet den theatergeschichtlichen Hintergrund intensiv und nuanciert aus
und wird über den Tag hinaus Bestand haben und an diese
starke Inszenierung erinnern.
Von Herzen gratulieren wir den jungen Akteuren, den Machern des Theaterstücks sowie allen Beteiligten hinter der
Bühne zur grossartigen Leistung.
Lilo Shann, Hans Spuhler
(Verein der Freunde und Förderer Junges Theater KEN)
Unter dem Namen Verein der Freunde und
Förderer Junges Theater KEN hat sich im November 2014 ein Forum gebildet mit dem Ziel, die
jungen Theaterschaffenden ideell und materiell
tatkräftig zu unterstützen. Der Verein zählt
inzwischen schon rund drei Dutzend Mitglieder
(darunter viele aktive und ehemalige Lehrer/
innen) und hat am 19. Juni 2015 an der KEN die
erste Mitgliederversammlung durchgeführt. Lilo
Shann, Thomas Limacher und Hans Spuhler bilden
den Vorstand. Für den bescheidenen Jahresbeitrag von Fr. 30.– (Schüler und Studenten Fr.
15.–) erwarten die Mitglieder folgende Vorteile:
·· Aktuelle Newsletter über das KEN-Theater
·· Freier Zugang zu den Theaterproduktionen
·· Reservierte Plätze und direkte Kontakte zu den
Theaterschaffenden bei den Aufführungen
·· Jährliche Mitgliederversammlung mit Spezial­
event (Kurzproduktionen, Lesungen u.a.)
·· Vermehrte Kontakte unter kulturinteressierten Ehemaligen und Aktiven
Ausdrücklich willkommen sind auch Eltern
und Freunde der Theaterschaffenden.
Alle Theaterinfos findet man auf der vereinseigenen Website www.jungestheaterken.ch (mit Statuten und Anmeldemaske) oder auf der Website der
Schule www.ken.ch. Ein Blick darauf lohnt sich.
Hans Spuhler
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KEN zu Gast im
Literaturhaus Zürich
Ein Glück, sind die Fenster offen! Ich sitze hier nämlich
oberhalb der Limmat in einem kleinen, stickigen Raum,
der sich mehr und mehr mit Gästen füllt. Auf dem Programm steht der Zukunftsteppich, eine Veranstaltung
des Literaturhauses, die immer am zweiten Montag im
Monat stattfindet. Die Geladenen dieses Anlasses sind
immer Schriftsteller, deren Werke besprochen werden.
Heute sind gleich mehrere Autorinnen zu Gast, die
vielleicht ja in Zukunft (daher der Name) noch Karriere
als Schriftstellerinnen machen werden. Die Gesprächspartner der Moderatorinnen an diesem Abend sind die
Gewinnerinnen des Literaturwettbewerbs Die KEN
schreibt. Schon bald werden die Fenster geschlossen
und das Werkstattgespräch beginnt.
Katarina Holländer und Ulrike Ulrich, die zwei Moderatorinnen, eröffnen den Abend mit einigen allgemeinen
Erläuterungen, bevor sie auf die Autoren eingehen. Im
ersten Teil sind die zweit- und drittplatzierten Texte im
Gespräch, im zweiten Teil des Abends sind es dann die
erstplatzierten. Die einleitenden Fragen beziehen sich
darauf, wie und wo die Schülerinnen ihre Texte verfassen. Wieder einmal wird klar, wie unterschiedlich Menschen ticken, aber auch, wie viele Gemeinsamkeiten sie
haben können. Das Wo ist total unterschiedlich: «ausschliesslich im eigenen Zimmer», «unterwegs», «überall» – so lauten in etwa die Antworten. Doch bei dem
Wie sind sich alle einig. Eigentlich schreiben sie lieber
von Hand, wenn sich auch für diesen Wettbe­werb alle
der Einfachheit halber auf den Computer beschränkt haben. Längere Zeit wird auch über die Aufgabenstellung,
d.h. das Brunnenmotiv, diskutiert, und es kommt zum
Ausdruck, dass die Gewinnerinnen ein anderes Motiv
bevorzugt hätten. Herr Aeschbach nimmt dies sportlich
zur Kenntnis und zeigt sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen. In der anschliessenden Pause wird das eben
Gehörte bei einem Apéro rekapituliert und mit eigenen
Meinungen ergänzt. Im zweiten Teil des Abends liegt
nun das Hauptaugenmerk auf den beiden Gewinnerinnen bzw. ihren Texten. Leider ist eine der beiden heute
krank, doch ihre Geschichte wird trotzdem präsentiert
und besprochen. Beatrice Stoll, eine der zahlreich anwesenden Lehrpersonen der KEN, liest aus Und immer
wieder ein Engel von Tonja Selina Bardill vor. Man spürt
ihre Begeisterung, ihre Freude für den Text. Sie geniesst
ihn förmlich. Diese Sieger-Kurzgeschichte erhält viel
Lob, auch vom Chef-Kritiker, Michael Aeschbach. Der
Sieger-Text in der Kategorie «3./4. Klasse» ist der einzige
in einer Fremdsprache (hier: Englisch). Geschrieben ist
er von Amanda Jenny. Auch für ihn hält sich die Begeisterung kaum in Grenzen. Manch einer könnte sich die
Geschichte sogar verfilmt vorstellen.
In dieser positiven Stimmung geht der kurzweilige
Abend dann zu Ende. Der Saal leert sich schnell, und die
Fenster werden wieder geöffnet für etwas frische Luft.
Theresa Strobel (W3d)
Fotos: Theresa Strobel, Urs Bigler
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kenzeichen 2/15
LX2020 con destino a Madrid
Am folgenden Tag wartet wieder etwas ganz anderes auf uns:
La Neomudéjar. Mit diesem Namen assoziiere ich eine Weiterentwicklung der arabischen Kunst und Architektur. In Tat und
Wahrheit geht es dabei um eine alte Eisenbahnwerkstatt, die ein
Zentrum für avantgardistische Kunst beherbergt, Raum bietet für
Neues, Schräges. Die Künstler können sich nach Lust und Laune verwirklichen. Etwas misstrauisch und verloren betrete ich
die grosse, etwas heruntergekommen wirkende Halle und denke: «Aha, typisch moderne Kunst, ein wenig dreckig und rostig.
Oder doch nicht?» «Du musst dich eben darauf einlassen!», sage
ich mir. Das ist vermutlich der treffende Leitsatz. Eintauchen, wirken lassen, teilhaben, die eigene Fantasie walten lassen, damit ich
sehen kann, was alle diese eher lieblosen Räume zu bieten haben.
Da gibt es Videoclips, Streetart, offene Künstlerateliers und vieles
mehr. Was mich besonders fasziniert, ist eigentlich etwas Simples.
Der Raum ist an sich dunkel. Von der Decke hängen verschieden
Fotos: Ruth Casper
Die Reise sollte unvergesslich werden: Die beinahe komplette
Fachschaft Spanisch weilte vom 7.–9. Mai (Donnerstag – Samstag)
in Madrid und bildete sich weiter. Als Einzige hätte ich Valencia
bevorzugt, doch bereut habe die Wahl der Gruppe nicht, im Gegenteil. Jenseits des bekannten Trampelpfades entlang der Plaza
Mayor, der Puerta del Sol, des Prado Museums etc. entdeckten
wir das andere, das versteckte, das neuere Madrid. Das von Clara Dürig und Susana Gómez zusammengestellte Programm war
sehr vielfältig und abwechslungsreich. Altes und neues Madrid,
Stadtentwicklung, alte und neue, vor allem alternative Kunst, aber
auch Theater gehörten dazu. Von diesen kleinen Juwelen möchte
ich einige herausgreifen.
Die erste Sehenswürdigkeit, die ich erwähnen möchte, ist die Umgebung des Flusses Manzanares. Von einer ursprünglich ländlichen Gegend wurde sie zur Industriezone, in der sich Arbeiter
ansiedelten. Ein unangenehmer Geruch lag jeweils in der Luft,
und die Stadtautobahn führte entlang des Flusses. Dort ging niemand hin. Inzwischen hat sich das hässliche Entlein zum stolzen
Schwan gemausert. Das hauptsächlich, weil die verkehrsreiche
Strasse mit viel Aufwand und beträchtlichen finanziellen Mitteln
in den Untergrund verlegt wurde. Das gab Luft und Raum für ein
neu gestaltetes, grosszügiges Naherholungsgebiet,
das sowohl von Madrilenen wie von Auswärtigen
rege für lange Spaziergänge, als Joggingstrecke oder
zum Velofahren genutzt
wird. Die schön angelegte Uferpromenade führt
vorbei am Stadion des
Fussballclubs Atlético de
Madrid, vorbei an modernen Brücken, bis hin zum ehemaligen
Schlachthof, dem Matadero. Es ist nicht von ungefähr, dass sich
der volksnähere Fussballclub der Stadt im Gegensatz zum königlichen Real Madrid dort niederliess und sich auch der Schlachthof
dort befand. Die eine moderne Brücke, der Puente de Arganzuela, besticht durch ihre einzigartige Architektur, die andere durch
ihre Decke, auf der Mosaiksteinbilder von Einwohnern aus der
Nachbarschaft zu bewundern sind. Unser Ziel ist der umgebaute
Schlachthof. Er wurde zu einem Begegnungszentrum für Kultur
und alternative Kunst. Restaurants und Marktstände laden zum
Verweilen ein. Es ist ein Ort, wo man lebt und leben lässt.
Am Abend steht das Microtheater auf dem Programm. Wir befinden uns in einem ehemaligen Freudenhaus. Eine Treppe führt in
den Keller hinunter, wo sich ein Flur auftut, an dessen Längsseite
sich die ehemaligen Zimmer der Prostituierten befinden, die zu
klitzekleinen Theatersälen für 15 Zuschauer/innen umfunktioniert wurden. Und in jedem dieser Zimmer finden Produktionen
von je 10 Minuten statt. Das Publikum sitzt
dicht an dicht an den Wänden. Die Nähe
zu den zwei Schauspieler/innen führt dazu,
dass ich mich als Zuschauerin als Teil des
Geschehens fühle. Das ist nicht nur sehr
spannend, sondern auch originell.
farbige, beleuchtete Wollfäden in Reihen von der Decke. Dazu
läuft Musik, die durch leichte Vibration die Fäden beinahe unmerklich in Schwingung versetzen. Auf einem Bildschirm werden
die Bewegungen aufgezeichnet, die je nach Farbe der Fäden und
wahrscheinlich auch deren Gewicht eine andere Kurve beschreiben. Den meditativen Spaziergang durch den Raum und dessen
elektronische Aufzeichnung dank diesen Fäden finde ich sehr eindrücklich.
LX2033 con destino a Zúrich. Aus der Traum. Kurz war der Aufenthalt, doch intensiv. Wir denken an Madrid zurück, an all die
wunderschönen Erlebnisse, an das andere Madrid, das uns seine Geheimnisse abseits der Touristenströme gelüftet hat. All dies
wird der KEN und unseren Schüler/innen in irgendeiner Form
zugutekommen. Deshalb und für den Zusammenhalt der Fachschaft sind solche Weiterbildungsreisen wichtig. In diesem Sinn
freuen wir uns alle auf die nächste Reise. Und im Namen aller
Beteiligten sei an dieser Stelle gesagt: ein ganz herzliches Dankeschön den beiden Initiantinnen, Clara Dürig
und Susana Gómez, für ein unvergessliches
Erlebnis!
Ruth Caspar (Spanisch)
9
K
U
L
J A PA N I S C H
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Ob japanisches Essen die Lernfähigkeit der
Japanischlernenden unterstützt, konnte
bisher wissenschaftlich nicht
nachgewiesen werden. Die
Frage erübrigt sich, was
das japanische Kochen
angeht. Schliesslich
müssen dafür die
geläufigsten
Anweisungen
und Zutaten auf
Japanisch erlernt
werden, damit am
Schluss auch etwas Ess- und Ansehbares
entsteht. Am 12. Mai 2015 wagten sich
die Japanischschüler/innen der KEN nach
Zürich West, um bei ihrem Sensei unter
fachkundiger Anleitung der japanischen
Kochmeisterin Kurisutiin-san einen
Fünfgänger aufs Tablett zu zaubern. Als
grösste Herausforderung stellte sich
schliesslich nicht das Kochen heraus,
sondern die Kommunikation über das Smart
Panel und das Finden der richtigen Etage.
Der Sensei hielt seine Schüler/innen
fläschchenweise mit Oronamin C und
Lipovitan D bei Laune – beides japanische
Versionen von Red Bull, denen aus
unerfindlichen Gründen die Zulassung in
der Schweiz bisher verweigert geblieben
ist. Solchermassen aufgeputscht,
bewiesen sie eine geschickte
Hand beim Kochen und die
kulinarischen Resultate (siehe
Fotos) durften sich sehen
und essen lassen. Der
Sensei übte sich derweilen
im Fotografieren,
in einer auch nicht
ganz unjapanischen
Fertigkeit. Zum Dessert
gab es Quarktorte
mit japanischem
Pflaumenschnaps
(Umeshu). Dazu spielten
alle zusammen «Rucksack
packen» auf Japanisch. Als der Sensei
schliesslich zum Schlager «Shimauta» von
The Boom anstimmte, gab es kein Halten
mehr, nicht etwa aufgrund seiner [doch eher
fragwürdigen] Gesangskünste, sondern weil
sich alle gegenseitig das Mikrofon aus der
Hand rissen. Um keine Probleme mit der
Schulleitung zu kriegen, warf der Lehrer
seine Schüler schliesslich um 22.00 Uhr
hinaus, jedoch nur mit dem Versprechen, bald
wieder eine Karaokeparty steigen zu lassen.
Urs Helfenstein (Japanisch)
Fotos: Urs Helfenstein
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kenzeichen 2/15
Rencontre littéraire avec David Foenkinos,
auteur du roman Charlotte
Charlotte de David Foenkinos: un roman passionnant écrit avec une phrase par ligne.
La biographie de Charlotte Salomon, une artiste juive allemande, née en 1917 à Berlin.
Persécutée par le nazisme, obligée de fuir dans le sud de la France, déportée en 43.
Elle a dessiné l’histoire de toute sa vie dans son œuvre Leben? Oder Theater?
Quatre classes de la KEN ont lu le roman et admiré les aquarelles de Charlotte.
L’auteur est venu spécialement de Paris leur parler de son écriture et de sa passion.
Deux magnifiques rencontres: celle de Charlotte et celle de David Foenkinos.
Pour ne pas oublier …
Le roman Charlotte
Martine Grosjean (Französisch)
La forme et le lexique étaient simples à comprendre.
Les émotions et les souffrances sont sensibles.
Une phrase par ligne: une sensation stylistique qui nous raconte la tragédie.
Un héritage artistique qui marque une époque.
Le lien entre réalité et fiction est fascinant.
Une fascination remarquable pour une artiste morte trop jeune.
Mais sa spiritualité est encore vivante dans le livre de Foenkinos.
Il parle avec plaisir de son amour, elle représente son bonheur.
Il porte ses oeuvres, son image et son nom dans son coeur.
La passion de Foenkinos pour Charlotte est vraiment ressentie.
«Génie» est le mot avec lequel David Foenkinos a décrit Charlotte.
N3c
Photos: Samuel Schütz
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La rencontre avec l’auteur
David Foenkinos voit Charlotte comme une héroïne qu’il admire de tout son coeur.
Il nous a laissé pénétrer dans les coulisses des sentiments d’un auteur.
Quelle chance d’avoir pu rencontrer l’auteur de la merveilleuse Charlotte!
Foenkinos a répondu à toutes nos questions, parfois même avec beaucoup d’humour.
En parlant de son travail d’écriture, il nous a donné des conseils encourageants.
David Foenkinos: un auteur qui sait danser avec les mots.
Ambition et passion habitent cet auteur, à la fois sérieux et désinvolte.
L’idée que le père de Foenkinos n’a jamais lu ce livre nous a rendus tristes.
Un événement «super cool», très drôle et informatif.
Une expérience vivante avec un air «charlottesque» qui entourait Foenkinos.
N3a
Le personnage de Charlotte
Après le suicide de sa mère Charlotte se sent seule. Avec sa belle-mère Paula,
elle découvre sa culture juive et redécouvre la musique.
En grandissant elle développe son talent artistique. Elle réussit à entrer
aux Beaux-Arts, malgré les lois antijuives.
Charlotte aime Alfred d’un amour obsessionnel. Alfred lui donne de l’espoir en
l’encourageant à peindre.
Charlotte est extrêmement talentueuse en peinture. Elle est amoureuse
d’Alfred et elle est obsédée par sa pensée.
La dépression dans son environnement est contagieuse pour Charlotte.
Le mensonge sur la mort de sa mère la bouleverse.
Charlotte surmonte les coups du destin en peignant et racontant son histoire.
Elle est très forte émotionnellement, isolée dans son exil.
Dans la dernière partie, Charlotte tombe amoureuse et enceinte d’un réfugié
autrichien. Elle est rattrapée par son destin à Auschwitz, séparée de tous ceux
qu’elle aime.
W3i
Vie? Ou théâtre?
Vie? Ou théâtre? est une autobiographie picturale dessinée par Charlotte.
Les images montrent les différents événements de la vie de Charlotte Salomon.
Et elles rendent visibles toutes ses émotions.
L’œuvre montre les grands chagrins de Charlotte.
Des chagrins, auxquels tout le monde peut s’identifier.
Image après image – moment après moment.
Les images sont expressives.
Charlotte se limite aux couleurs jaune, bleu et rouge.
Un choix? Ou faute de disponibilité des autres couleurs?
Pour souligner encore l’expressivité des images, elle y ajoute un côté
lyrique et musical.
C’est toute sa vie, dessinée dans sa perspective.
Elle a voulu assimiler tous les événements de sa vie.
Pour découvrir si elle a vraiment vécu et existé.
Et en même temps, cette œuvre lui donnait la force de survivre.
Elle raconte sa tragédie.
Vie? Ou théâtre? était sa guérison.
N3d
Projet littéraire organisé par Martine Grosjean, Anne Bovet,
Sandra Droz, Lita Hubatka, Yvan Léger
12
kenzeichen 2/15
Albert Camus –
digital an der KEN
Dieses Jahr war eine Ausstellung über den berühm­
ten Schriftsteller und Nobelpreisträger Albert
Camus angesagt. Nachdem sie bereits 2013 in
Frankreich und weltweit in den französischen Kulturzentren zu bewundern gewesen war, wurde sie in
der Schweiz und auch an der KEN gezeigt. Betreut
wurde sie von Yvan Léger, Sandra Droz und Annette Ehrlich sowie von einigen ihrer Schüler/innen
der Klassen N3a, N3b und W3b.
Insgesamt waren es etwa ein Dutzend Leute, die
sich darum bemühten, die Biographie von Albert
Camus, sein Werk und Schaffen einem interessierten Publikum näherzubringen.
Die innovative Ausstellung trug den Stempel des
21. Jh. und war digital – der klassische Erklärungsmonolog eines Museumsführers blieb dem Besucher erspart. Dank speziellen Apps und QR-Codes
auf den Plakaten konnte man mit dem Handy oder
Tablet (das auch von der Schule zur Verfügung gestellt wurde) auf eine Datenbank zugreifen und sich
mit Texten, Videos, Tondokumenten etc. über den
Künstler informieren. Jeder mochte sich so nach
Lust und Laune und in eigenem Tempo Wissen
aneignen. Es wurde geknipst, gelesen, vor Staunen
ausgerufen und gelacht.
Dafür, dass die Ausstellung ein Erfolg wurde, sorgten vor allem auch die Schüler/innen, die das Projekt mitgestalteten. Im Vorfeld recherchierten sie,
lasen Texte und organisierten die PR, was mitunter
zu angeregten Diskussionen führte. Eröffnet wurde
die Ausstellung in Anwesenheit der französischen
Generalkonsulin in Zürich, Frau Sylvaine Carta-Le
Vert, und eines begeisterungsfähigen Publikums,
das dank effizienter Mund-zu-Mund-Propaganda
und Flyern zahlreich erschienen war.
Das Projekt wurde im offiziellen Programm der
Woche der französischen Sprache und Frankophonie
aufgenommen. In diesem Rahmen interviewte uns
der Journalist Jacques Pêcheur und veröffentlichte
in der französischen Fachzeitschrift Le Français
dans le monde einen lobenden Artikel über das Projekt. Allgemein war dieses ein grosser Erfolg, auch
für uns Schüler, die wir Praxis im Projektmanagement kultureller Veranstaltungen erhielten und
einen so bedeutungsvollen Autor wie Camus mehr
als 500 Schüler/innen näherbringen durften.
Denis Ferster und Catarina Meier (N3a)
Fotos: Samuel Schütz
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Fêter les écrivains
En classe de langue, langue et littérature ont partie liée.
Au Lycée cantonal Enge de Zurich, c’est Camus qu’on
a choisi pour illustrer ce lien et surtout pour le faire
partager. Car c’est une exposition qu’un groupe d’une
dizaine d’élèves a choisi de monter et surtout de montrer. Point de départ: l’exposition numérique interactive
mise à disposition par l’Institut français (Paris): «Albert
Camus 1913-2013». Monter l’exposition: au groupe de
trouver le budget, de déterminer l’espace et de réaliser
l’accrochage, de traduire les documents, de préparer les
tablettes pour l’activation des QR Code des panneaux
de l’exposition à l’occasion des visites.
Montrer l’exposition: au groupe de communication de
s’occuper du tract, de l’affiche, de la page Facebook, du
contact avec les autres établissements, de l’organisation du l’agenda des visites. À l’ensemble du groupe de
prendre en charge l’animation des visites: plus de 500
élèves des lycées de Zurich se sont déjà inscrits pour visiter l’exposition. Une visite qui ne se fait pas sans filet
puisque chaque élève se verra remettre le guide conçu
par l’Alliance française de Paris pour les niveaux A2B1. Un ensemble d’activités, de repérages et d’informations, de descriptions de photos, de lecture commentée
de citations, de compréhension de documents. Une visite qui sera aussi l’occasion de faire partager un choix
qui, pour le groupe, tient à «ses origines », à «sa personnalité», «son rayonnement», aux thèmes de son œuvre
– «l’absurde dans Le Mythe de Sisyphe», «le terrorisme
dans Les Justes» – que les élèves ont étudiée.
Text aus: «Le français dans le monde, n°399»
INTERVIEW
Sprachgenuss – Slampoetin
Lara Stoll an der KEN
Seit mehr als acht Jahren trifft man Lara Stoll regelmässig an
Slams im deutsch­sprachigen Raum an. An einem verregneten
Donnerstagmorgen schaffte es die 27-Jährige, die Lachmuskeln
des KEN-Publikums auf genüssliche Weise zu strapazieren.
Nach der Vorstellung nahm Clio Huber (W4d) die Gelegenheit
wahr, der Künstlerin einige Fragen zu stellen.
Der Auftritt heute in der Aula der KEN –
wie hast du ihn erlebt?
Das Publikum habe ich als sehr lebendig
und lässig empfunden. Ich glaube, dass die
Show sehr gut gelaufen ist. Als ich hierherkam, deutete allerdings wenig darauf
hin: Ich fand meine Ansprechperson nicht
sogleich, und zudem liess mich der Akku
meines Handys im Stich. Das Durcheinander war für mich perfekt.
Deine Faszination für den Poetry Slam
– hast du sie schon in der Kinderwiege
entwickelt?
Früher spielte ich Laientheater. Eines Tages
las ich in der Zeitung einen Artikel über
Gabriel Vetter, einen Slampoeten. Dieser faszinierte mich dermassen, dass ich
beschloss, einen seiner Slam-Auftritte zu
besuchen. Ich war begeistert, dass man mit
so «wenig» einen ganzen Abend gestalten kann. Es kommen viele Leute auf die
Bühne, lesen ihre Gedanken vor und gehen
wieder. Ein Slam – ein Fest. Ich realisierte,
dass diese Art von Kunst etwas für mich
ist, und fing an, mich für das nächste Mal
vorzubereiten. Ich wollte teilnehmen.
Hast du denn schon früher gerne Texte
geschrieben?
Ja, denn es fiel mir schon immer leicht zu
schreiben – doch meistens tat ich es für
die Schule. Als Elfjährige kommt man
auch nicht wirklich auf die Idee, einfach
mal loszuschreiben, ausser natürlich,
man hat ein Tagebuch vor sich. Egal in
welchem Zusammenhang, ich schrieb
immer gerne.
Wie kommst du auf deine ziemlich ausgefallenen Ideen: Duden vermisst, KlammerDrama, Das Besteck und ich? Hast du eine
Quelle der Inspiration?
Beispielsweise entstehen sie während meiner häufigen Konzertgänge. Dabei schenke ich meine Aufmerksamkeit der Bühne,
höre Musik und lasse meine Gedanken
frei herumschwirren. Oder oft verlangt
ein Bühnenauftritt, dass ein neuer Text
nun schlichtweg her muss.
Kannst du unter Druck arbeiten?
Ich muss. Da ist ein weisses Word-Dokument vor mir, und ich weiss, dass ich es
ausfüllen muss. So fange ich einfach mal
an und irgendwann kommt mir dann
schon irgendetwas in den Sinn.
Wie sehr nimmt dich ein Bühnenauftritt
in Anspruch?
Zu einem solchen gehört keine grosse
Vorbereitung mehr,
da ich mit geschriebenen Texten auftrete.
Schliesslich beherrsche
ich die Texte, wenn ich
sie schon dreimal auf
der Bühne vorgetragen
habe. Auch bin ich vor
Publikum viel konzentrierter und die Stellen
prägen sich noch besser
im Kopf ein.
An dem Lied, das ich
heute vorgetragen
habe, könnte ich etwas
feilen – ich glaube, das
könnte oder sollte ich
tatsächlich mehr üben.
Während der Lektüre
deiner Texte, die ich im
Internet gefunden hatte, musste ich vor allem
lachen. Doch verfolgst
du mit deinen Texten
kenzeichen 2/15
auch die Absicht, Leute zum Nachdenken
zu bringen bzw. ernstere Themen anzuschneiden?
Früher konnte ich mir gut vorstellen,
einen seriösen Text zu verfassen, doch
mittlerweile denke ich anders. Denn
der Begriff des «Slams» steht für Texte,
die unterhalten. Bei ernsteren Worten
schwingt die Moralkeule gerne mit, was
mir als Zuschauerin gar nicht gefallen
würde.
Ich könnte auch von realen, persönlichen
Geschehnissen erzählen, doch dies will
ich nicht.
Möchtest du nichts zu Privates berichten?
Meine Texte enthalten durchaus viel
Autobiographisches – sogar die verrücktesten Erzählungen tun dies!
Hättest du ein Beispiel?
Selber bin ich Studentin und jammere,
dass ich zu wenig Geld habe. Doch mein
Getränk vom Starbucks benötige ich unbedingt. Darüber mache ich beispielsweise in
einem Text einen Witz. Ganz allgemein: Es
versteckt sich sehr viel von meinem Leben
in meinen Texten.
Existieren für dich absolute Tabu-Themen? Wenn ja, welche?
Von meiner Seite aus gibt es keine Tabus,
doch aus Rücksicht gegenüber meinem
Publikum würde ich solche respektieren.
Doch ehrlich gesagt, hoffe ich, dass ich
Bilder: Urs Bigler
14
15
meinen Hang zur Rücksicht mit zunehmendem Alter ablegen kann: Seit jeher
wünsche ich mir, dass keine Tabu-Themen
existieren und man alles (auch in der Öffentlichkeit) erwähnen und thematisieren
darf bzw. kann.
Mein Geld verdiene ich momentan durch
meine Auftritte – würde ich nun plötzlich völlig radikal werden, verlöre ich
wahrscheinlich einen Grossteil meines
Publikums. Daher werde ich diese Schiene
kaum verfolgen, bevor ich nicht ein zweites, fixes Standbein habe.
Aber insgeheim habe ich den Wunsch, die
Meinungen etwas mehr zu spalten. Die
Texte sollten nicht nur lustig und unterhaltend, sondern auch etwas provozierend
sein. Und genau Letzteres mache ich
momentan ja nicht wirklich.
Wie sind die Reaktionen, die du jeweils
erhältst?
Zu 95% reagieren die Leute erheitert und
geben positives Feedback.
Doch ich erlebe manchmal auch Auftritte, bei denen das, was ich mache, etwas
unpassend erscheint. Da frage ich mich,
was sich der Veranstalter gedacht hat, als
er mich engagiert hat.
An gewissen Geburtstags- oder FirmenFesten bemerke ich schon beim Betreten
des Raumes: «O.k., das wird jetzt nichts!»
Mittlerweile weiss ich mich dann auch darauf einzustellen und komme damit klar,
mache mir aber meine Gedanken.
An einer Jungbürgerfeier hatte ich beispielsweise einige schwierige Augenblicke:
Kurz vor meinem Auftritt gab es GratisBier, es lief tolle Musik und alle waren am
Tanzen. Plötzlich wurde dann die Musik
abgestellt und es wurde mitgeteilt, dass
man nun mir, der Slampoetin, zuhören
solle – du kannst dir vorstellen, wie gross
ihre Lust darauf war. Nun ja, ich war in
einer dummen Situation, da hätte ich
eigentlich sagen müssen: «Nein danke, ich
glaube, ich gehe wieder.»
Eine weitere unangenehme Erfahrung
hatte ich an einem Firmenanlass mit sehr
vielen Ausländern – ich frage mich heute
noch, was ihr Chef sich dabei gedacht
hatte. Sie fingen voll an zu haten und
nannten mich Schlampe.
Bist du heute noch vor den Aufführungen
aufgeregt?
Auch heute bin ich manchmal aufgeregt,
dabei kommt es aber immer auf meine
Tagesverfassung an. Ich versuche einfach,
viel Energie auszustrahlen, und freue mich
auf das Publikum. Nervöser bin ich, wenn
ich vor jungen Leuten auftrete, da mein
Zielpublikum Leute über 50 Jahren sind.
Wie kann man das «Slammen» erlernen?
Welche Tipps hast du?
Man braucht die Lust dazu. Das Talent
kann sich immer noch entwickeln. Und
ansonsten sollte man eine lebendige
Fantasie besitzen und Spass am Bühnenauftritt haben. Ein Tipp wäre einfach:
vor allem viel schreiben und Freude am
Ausprobieren entwickeln! So findet man
am besten heraus, was man eigentlich
wirklich machen will und was einen einzigartig macht.
Was willst du noch erreichen, welche Ziele
oder Träume hast du?
Tatsächlich würde ich gerne eine PunkBand gründen bzw. in einer spielen. Dafür
müsste ich wohl aber erst mein GitarrenRepertoire erweitern bzw. verbessern –
was ich ohnehin vorhabe. Dann wünsche
ich mir auch, einen Langspielfilm zu
realisieren. Ansonsten will ich mich einfach weiter austoben. Ich bin guter Dinge
und habe da auch ein paar neue Projekte
vor mir.
Wie schaffst du es als Thurgauerin, so
schnell, deutlich und dialektfrei Deutsch
zu sprechen? Hast du dies trainiert?
Nein, denn einerseits spreche ich die
Dinge durch das Adrenalin auch viel intensiver aus, andererseits ist es mir schon
immer leicht gefallen, Deutsch zu reden,
da ich an der Grenze zu Deutschland aufgewachsen bin und deutsche Radiosender
gehört und Moderatoren als Kind auch
gerne imitiert habe.
Eventuell schicke ich den Text zuerst
jemandem, damit er ihn gegenliest, wenn
ich unsicher bin. Das Aufsagen der Texte
übe ich alleine zuhause, bis ich aufhöre,
über irgendwelche Passagen zu stolpern,
nicht mehr von Übergängen überrascht
werde und weiss, was ich wie betonen
möchte.
Heute war es für mich aber sehr schlimm,
meine Stimme war total im Eimer und ich
musste stets um Laute kämpfen! Ich hoffe,
man bemerkte es nicht!
Wie ist die Atmosphäre unter euch konkurrierenden Slam-Poeten?
Wir haben eigentlich alle ziemlich gute
Beziehungen zueinander. In unseren Kreisen geht es familiär zu und her – schliesslich wird der Gewinner-Whisky nämlich
gefeiert und geteilt. Ich muss allerdings
sagen, dass hier in der Schweiz gute Verlierer öfters vorkommen als beispielsweise
in Österreich oder in Deutschland. Dort
sind Verlierer gerne etwas angepisster,
wobei auch dies ziemlich schnell mit dem
Rest des Abends vergeht.
Hast du eigentlich eine «Deadline» in
deiner Slam-Karriere?
Ich werde Slams wohl so lange machen,
wie sie für mich Sinn ergeben, mir Spass
bereiten und ich mich auch nicht «ausgeschöpft» fühle. Momentan sind mir
im Leben aber andere Projekte wichtiger
geworden: Ich studiere Film und schliesse
bald mit dem Bachelor ab. Zudem realisiere ich viele Videoprojekte und möchte
auch eines Tages einen Spielfilm machen.
Der Poetry-Slam ist so ein bisschen zum
Nebenjob geworden, wobei ich immer
noch sehr Spass daran habe.
Clio Huber (W4d)
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Prävention an der
KEN – feelOken
kenzeichen 2/15
Was für ein Studium
darf es denn sein?
Während der Aufnahmeprüfungen Mitte März absolvierten alle Schüler und Schülerinnen der ersten Klassen ein
Alternativprogramm mit dem Namen feelOken. Fabiano
Vanetta (H2b) erkundigte sich bei Patrick Bernasconi,
worum es sich dabei handelt.
Wie kann man als Schüler oder Schülerin von diesem
Tag profitieren bzw. welche Module werden angeboten?
Der feelOken-Tag wird in zwei Halbtage aufgeteilt. An
einem ist das Modul fix, am anderen können die Teilnehmer/innen aus verschiedenen Modulen jene auswählen,
die sie interessieren. Konkret heissen diese: « Alkohol:
sofort, jetzt und überall?», «Stress lass nach – und
komm nicht wieder», «Entspannen – gewusst wie», «Konflikte im Cyberspace», «Tägliche Datenspur».
Im zweiten Halbtagesprogramm geht es um Bewegung,
Ernährung und nachhaltigen Umgang mit dem eigenen
Körper. Im Projekt «Gorilla» darf man sich aus fünf
Sportangeboten eines auswählen. Diese lauten: «Ultimate-Frisbee», «Breakdance», «Capueira» oder «Jonglieren
mit Footbags». Wichtig ist es, einmal nicht von Lehrpersonen unterrichtet zu werden, sondern von einem jungen
Freestylesportler-Team, dessen Engagement von einer
Stiftung finanziert wird.
Ich kann sagen, dass ich viele zufriedene Gesichter gesehen habe an diesem Tag, was uns von der Kontaktgruppe
bestätigt, dass der Tag auch dieses Jahr wieder erfolgreich über die Bühne gegangen ist.
Bringen Sie als Sportlehrer gewisse Qualitäten mit, um
einen solchen Tag zu organisieren?
Man schaut, dass in der Kontaktgruppe alle Fachschaften
vertreten sind. Als Sportlehrer bringe ich die Ansichten
unserer Fachschaft ein und bin es gewöhnt, grössere Anlässe auf die Beine zu stellen. Darum habe ich sicherlich
eine gewisse Affinität für das Organisieren von Veranstaltungen.
Fabiano Vanetta (H2b)
Foto: z vg
Was kann man sich unter dem feelOken-Projekt vorstellen?
Grundsätzlich ist feelOken eine Präventionsveranstaltung
der Kontaktgruppe. Diese ist Anlaufstelle für Schüler/in­
nen und Lehrpersonen, wenn sie persönliche oder schulische Probleme haben. Die Kontaktgruppe erfüllt auch
Präventionsaufträge, die vom Amt vorgeschrieben sind.
Hierzu gehört zum Beispiel die Prävention im Zusammenhang mit Alkohol oder AIDS.
Frau Messerli ist seit April 2014 die Studien- und Laufbahnberaterin der Kantonsschulen Enge und Freudenberg. Sie
hält jeweils am Montagnachmittag im
Zimmer 013/014 Sprechstunde und berät
Schüler/innen der KEN und der KFR im
Hinblick auf ihre berufliche Zukunft.
Wer eine solche Beratung in Anspruch
nehmen möchte, kann sich via Mail an
[email protected] oder online
auf www.bizoerlikon.zh.ch mittels Kontakt-Formular anmelden. Nadine Scherer
(H2b) nahm die Gelegenheit wahr, Frau
Messerli kennenzulernen und einen ersten Eindruck von der neuen Studien- und
Laufbahnberatung zu gewinnen.
Frau Messerli, helfen Sie konkret mit bei der Suche nach einer
(Lehr-)Stelle oder stehen Sie den Schülern und Schülerinnen einfach mit Rat zur Seite?
Die Studienberatung können Schülerinnen und Schüler sämtlicher
Kantonsschulen des Kantons Zürich, Studenten von universitären
17
Hochschulen und von Fachhochschulen beanspruchen, vor allem natürlich, wenn es um Laufbahnberatungen im akademischen Bereich geht. Der Berufswahlprozess für duale Ausbildungen (Lehre) ist
in erster Linie Gegenstand der allgemeinen Berufs-,
Studien- und Laufbahnberatung. Kommen Gymnasiasten bzw. Gymnasiastinnen zu uns in die Studienberatung, werden sie selbstverständlich umfassend
unterstützt. Je nach Bedarf werden zusätzlich andere
Einrichtungen empfohlen. Lehrstellen müssen dann
aber von den Interessenten selber gesucht werden;
eine solche zu finden liegt in ihrer Verantwortung.
Weder die Studienberatung noch die allgemeine Berufsberatung vermitteln direkt Lehrstellen.
Wie oft kommt es vor, dass Gymnasiasten und Gymnasiastinnen ihre Laufbahn abbrechen und stattdessen mit Ihrer Unterstützung eine Lehrstelle suchen?
Nicht selten kommen Schülerinnen und Schüler der
Kantonsschulen vor oder beim Verlassen der Kantonsschulen in die Beratung. Genaue Zahlen kann ich
nicht angeben. Die Studienberatung unterstützt die
Ratsuchenden dabei, eine Anschlusslösung zu finden,
im Vordergrund stehen natürlich immer die individuellen Bedürfnisse.
Wie sieht eine Beratung konkret aus?
Werden beispielsweise ausschliesslich Informationen
zu bestimmten Themen gesucht, läuft die Beratung
anders ab, als wenn ein Prozess, der sich über mehrere
Sitzungen erstreckt, begleitet wird. Allen Beratungen
ist allerdings gemein, dass ratsuchende und beratende
Person miteinander das Anliegen klären und das Vorgehen festlegen. Je nach Bedarf werden Testverfahren
als zusätzliche Hilfsmittel eingesetzt.
Worauf muss man achten, wenn man seine Bewerbung ins Kuvert steckt? Welches war bis jetzt der
grösste Fauxpas in Bezug auf eine Bewerbung, der Ihnen in Ihrer Karriere als Berufsberaterin begegnet ist?
Eine Bewerbung sollte inhaltlich korrekt, übersichtlich gestaltet, ohne Fehler verfasst und richtig adressiert sein. Leicht schleichen sich Tippfehler oder eine
nicht mehr gültige Mailadresse ein. Es lohnt sich immer, die ganze Bewerbung vor dem Versenden von einer Person des Vertrauens gegenlesen zu lassen.
Der grösste Fauxpas war, dass jemand das gleiche Bewerbungsschreiben mehrmals versandte, jeweils mit
leicht anderem Text. Dabei gerieten der geänderte Inhalt und die Adressen zweier Firmen durcheinander.
Wie viele Beratungen haben Sie ca. pro Woche?
Wie viele davon von Schülern bzw. Schülerinnen
der Enge?
Die Beratungszahlen hängen davon ab, wie viel anderes noch zu erledigen ist. Ich schätze jedoch, dass wir
durchschnittlich 12–15 Beratungen verzeichnen. Davon fallen 3–5 auf Schüler/innen der KEN oder KFR.
Können Sie einen Beruf bzw. eine Berufsrichtung
nennen, die besonders häufig gewählt wird? Kennen
Sie die Gründe dafür?
In der Beratung erkundigen sich die jungen Menschen
mehr nach Studiengängen als nach konkreten Berufen. Sie zeigen ein starkes Interesse für Medizin und
Wirtschaft. Die meistgewählten Studiengänge sind
wohl jene in Wirtschaft. In der Beratung hört man
als häufiges Argument für diese Entscheidung, dass
ein Wirtschaftsstudium beruflich vielseitig um- und
einsetzbar sei.
Welche Berufe haben Ihrer Ansicht nach Zukunft
und welche eher weniger?
Wir leben in einer hochtechnologisierten Dienstleistungsgesellschaft. Viele kunsthandwerkliche und
handwerkliche Berufe, die es früher gab, werden heute bei uns nicht mehr ausgeübt. Andererseits ergaben
sich neue Berufsbilder, und aus bestehenden entstanden mehrere neue. Wie sich der Arbeitsmarkt konkret
entwickeln wird, kann ich nicht voraussagen. Ich gehe
aber davon aus, dass dienstleistungsorientierte Tätigkeiten kaum abnehmen werden und die Entwicklung
der Technik ebenfalls weiter voranschreiten wird.
Berufsberaterin – was für eine Ausbildung setzt
diese Tätigkeit voraus?
Für die Studienberatung des Kantons Zürich wird
nach wie vor ein universitäres Studium mit anschliessender Weiterbildung vorausgesetzt. Anders als früher muss es heute nicht mehr zwingend ein Psychologiestudium sein.
Für die allgemeine Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung braucht es einen Bachelor FH oder Uni und
eine Weiterbildung bzw. eine Lehre mit einem Abschluss in höherer Berufsbildung und eine anschliessende Weiterbildung.
Was schätzen Sie besonders an der KEN?
Ich erlebe die KEN als eine Schule, die sich sehr für
die Anliegen ihrer Schülerinnen und Schüler einsetzt.
Persönlich habe ich mich von Anfang an willkommen
gefühlt. Ich schätze das wohlwollende Klima und insbesondere die grosse Akzeptanz der Studienberatung
sowie deren gute Einbettung in den Schulbetrieb sehr.
Nadine Scherer (H2b)
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kenzeichen 2/15
KOLUMNE
BUCHTIPP
Lehrer – diese
merkwürdigen Wesen
Mord im Freudenberg
«Ihr könnt euch nicht benehmen», sagt er und legt das Buch auf den Tisch.
Die Stunde hat begonnen. «Wahrscheinlich habt ihr die Aufgaben sowieso
nicht dabei!» Wir wissen natürlich alle, dass diese Behauptung auch stimmt
- fast stimmt. Nur Thomas hat seine Pflicht erfüllt. Vor ihm liegen die Blätter ausgefüllt, und er strahlt mal wieder, da er sich des Sonderlobes vom
Lehrer sicher ist. Aber auch dafür hat der Nörgler kein Auge. «Das ist wieder
mal typisch für eure Klasse!» Er trifft den Nagel auf den Kopf. Der Nörgler
fährt mit dem Unterricht fort, in Gedanken zieht er sich wohl zurück ins
Lehrerzimmer und rekapituliert den neusten Pausenklatsch.
Meine Motivation spiegelt in etwa die seine wider. Ich schaue aus dem Fenster und verliere mich in Gedanken. Was sind die Lehrer nur für merkwürdige
Wesen? Ich leiste mir den Spass, sie mir vorzustellen, zum Beispiel im Lehrerzimmer.
Sie sitzen in ihrer VIP-Lounge und futtern fleissig Croissants und nippen an
ihren Kaffeetassen. Dabei diskutieren sie über die Schüler oder die Klassen.
Da gibt es den einen Lehrer, der eine Klasse in Schutz nimmt. Er ist der Coole, immer trendig unterwegs, immer auf dem neusten Stand, und doch sieht
sein Outfit manchmal ein bisschen verkrampft aus, da er auch schon an der
oberen Altersgrenze kratzt. Er trägt seine Brille wie ein 20-Jähriger, eine
jugendlich wirkende Brille. Er hebt sich damit von seinen Kollegen ab, die
alle ein Nasenvelo tragen, aber seinen Hang zur Mode nicht teilen.
Dann gäbe es natürlich noch den Lehrer, der immer über die Klassen herzieht in solchen Gesprächen. Er sieht immer nur das Schlechte, warnt die
Schüler in jeder Stunde davor, dass, wenn sie nicht lernten und die Schule ernst nähmen, dies zu schlechten Noten, Arbeitslosigkeit, Hunger und
schliesslich zum Tod führen werde. Er hat den Kontakt mit den Jungen verloren. Der Lehrer hat vergessen, dass er früher auch jung war, und fordert
darum teilweise fast unmögliche Leistungen von seinen Schülern. Auch er
hat allerdings die Jugendlichen gerne, im Gegensatz zum Nörgler, der gerade mit einem Schüler ein ernstes Wörtchen redet.
Links vom Coolen sässe dann der Freak. Das ist die Person, die unglaublich
begeistert ist von ihrem Fach. Sie redet über nichts anderes, stellt es an erste Stelle und würde sogar mit ihm ausgehen, wenn es eine Person wäre. Der
Nachteil dabei ist, dass sie die anderen Fächer als minderwertig betrachtet.
Dies führt meistens dazu, dass sie einen Haufen Hausaufgaben gibt und
dabei vergisst, dass wir noch andere aufgabenverteilende Lehrpersonen
haben und zu Hause bereits ein majestätisch hoher Pflichtenberg auf uns
wartet. Doch auch sie spricht sich für die Klasse aus, ist immer optimistisch
und will im Grunde nur das Beste für ihre Schüler/innen.
Die Stunde ist fast zu Ende, und wir fangen schon heimlich an einzupacken. «Wieder einmal typisch für eure Klasse, dieses Zimmerfluchtverhalten
kannten wir früher nicht, die heutige Jugend hat einfach keinen Respekt
mehr», hört man vom Lehrerpult. Er fährt mit dem Zusammenfassen des
Stoffes fort. Gedanklich sind die meisten aber schon beim Essen, entweder
am See oder im McDonald‘s. Der Pausengong ertönt. Nun heisst es aufstehen, locker aufstuhlen und sich auf den Mittag freuen. «HALT!» Der Kommandoschrei übertönt alles. Wie das so bei jedem Lehrer ist, beendet auch
er diese Stunde, nicht der Gong.
Benjamin Baumgartner (H2a)
Der Schüler liegt am Ende der breiten
Treppe, gegenüber der Aula. Einige
Holzperlen werden neben ihm gefunden. Mord – offensichtlich.
Die Geschichte ist zum
Glück nicht Realität,
aber sie wurde vor einigen Jahren unter dem
Titel Holzperlen als
Maturitätsarbeit von
Nicole Nickerson geschrieben und ist nun
als Schulhausroman im
novum-Verlag erschienen. Nicole Nickerson
ging selber ins Freudenberg und siedelte ihren
Krimi auch gleich in
diesem Schulhaus an.
Die Geschichte spielt auf mehreren Ebenen, im Zentrum des Handlungsstranges stehen die Diebstähle und
schliesslich ein Mord, den es aufzuklären gilt. Etwas
Zickenkrieg, die Probleme der Hauptfigur mit dem eigenen Vater und am Rande auch eine Liebesgeschichte
ergänzen das Lesevergnügen.
Die Protagonisten des Romans sind die Schülerinnen
und Schüler im Freudenberg, von denen sich vor allem
Lynn als Detektivin versucht, sehr zum Missfallen ihres
Vaters, der als Polizeibeamter die Vorfälle im Freudenberg untersuchen muss. Das Buch liest sich leicht und
macht schon deshalb Spass, weil einem Leser aus unserer Schule die Schauplätze sehr vertraut sind. Gute Ferienlektüre für alle, die sich in der Anlage von Enge und
Freudenberg auskennen.
Dass eine so junge Autorin es schafft, mit einer Maturitätsarbeit einen Verlag zu finden, der ihr Werk herausgibt, ist beachtlich und könnte für weitere Schülerinnen
und Schüler ein motivierender Anstoss sein. Nicole Nickerson ist jedenfalls bereits daran, ihr zweites Werk zu
schreiben, diesmal sogar auf Englisch.
Holzperlen. Ein Schulhausroman. Von Nicole Nickerson. Das Buch ist beim novum- Verlag als Taschenbuch
oder als e-book erhältlich.
Pietro Tomasini (Geschichte, Geschäftsleiter International
Project Aid)
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WORTSCHATZ
Suchend
Die Durchsage weckt sie aus ihren Gedanken.
Sie schaut um sich. Fremde Gesichter, keines
gleicht dem anderen. Lange Nasen, grosse
Augen, schmale Lippen, Sommersprossen.
Sie ertappt einen jungen Mann dabei, wie er
sie ansieht. Er wendet seinen Blick rasch ab,
bückt sich und hebt seine Tasche auf seine
Knie. Was er wohl dachte, als er sie betrachtete? Er macht sich wohl bloss Gedanken über
ihr Aussehen. Auf die Persönlichkeit kann
man schlichtweg nicht von Gesichtszügen
und Kleidung schliessen. Oder doch? Was er
wohl von ihr hielt?
Na, junger Herr? Mögen Sie mich?
Er lacht und fährt sich mit seiner Hand
durch seine braunen Locken. Ein Freund eines Freundes einer Freundin. Sie lernte ihn
letzte Woche kennen. Beide betrunken, beide
auf der Suche nach etwas Neuem. Er bekam
schliesslich ihre Nummer von dieser Freundin und nun sitzen sie hier auf diesem Sofa in
seiner Wohnung an diesem Abend, halten je
das dritte Bier in der Hand.
Sie mag ihn. Sehr sogar. Er scheint anders zu
sein als die anderen. Ob er sie wohl auch mag?
Ob ihm ihre Haare gefallen? Die Kleider, die
sie trägt? Sie fragt sich, ob sie ihn wohl nicht
langweilt. Je mehr Fragen sie sich stellt und je
mehr Gedanken sie sich macht, desto nervöser wird sie.
Zuvor haben sie noch einen Joint geraucht.
Nicht, was sie sonst tun würde, aber immerhin will sie an diesem Abend locker und entspannt wirken. Dennoch weiss sie, dass es
irgendwie falsch ist, und eigentlich mag sie
es auch überhaupt nicht. Aber es gehört dazu
und wäre auch nicht das erste Mal, dass sie
es tun würde. Sei es mit Freunden oder mit
Jungen. Sie tut es, um ihnen zu gefallen.
Als sie so dort sitzen, den Rauch aus dem
Fenster blasend, bezeichnet er sie als die
coolste Sechzehnjährige, die er je getroffen
hat. Es scheint, als habe sie ihr Ziel erreicht.
Sie kichert und rückt näher an ihn heran, und
er legt seinen Arm um sie.
« ... die coolste Sechzehnjährige, die ich je getroffen habe ...»
Seine Worte hallen noch immer in ihrem
Kopf nach. Ist sie das wirklich? Ist Coolness,
was er will? Ist sie, was er will?
Sie betrachtet ihn noch einmal von der Seite,
sein Blick ist noch immer auf den Fernseher
gerichtet.
Na, du? Magst du mich?
Die eine stolpert über ihre eigenen Füsse und
krallt sich am Arm der anderen fest. Diese
Unter dem Motto «Sturm und Zwang» widmeten sich die Schüler/innen der Klassen W3c und W3b im Sommersemester einem
Schreibprojekt, in dem sie sich ganz praktisch mit den Prinzipien des
erzählenden Schreibens befassten. Sie gestalteten einen Plot, entschieden sich für eine Erzählperspektive, versuchten zu verdichten,
brauchten rhetorische Figuren, setzten erlebte (nicht: indirekte) Rede
ein, bemühten sich um erzählerische Leichtigkeit und … und …
Originelle, bisweilen witzige oder tiefsinnige Geschichten reichten sie
am Ende ein. Ein Beispiel, die Kurzgeschichte von Brigitta Grimm
(W3b), ist hier wiedergegeben.
beginnt so hysterisch zu lachen, dass sich
gleich die Hälfte ihres Getränkes über den
Boden ergiesst. Es ist laut und die Luft stickig, der Raum voll und die Gäste sind betrunken. Auch sie ist hier, schliesslich ist sie
gut mit einem der Organisatoren befreundet
und hat keinen Eintritt bezahlen müssen.
Auch sie ist schon betrunken, denn sie will ja
nicht die sein, die immer nüchtern ausgeht.
Trotzdem wäre sie an diesem Abend lieber
zuhause geblieben, hätte lieber einen Film
geschaut oder einfach ein bisschen Schlaf
nachgeholt. Der Bass dröhnt ihr laut entgegen, als sie mit ihrer Freundin die Tanzfläche betritt. Es geht nicht lange, da holen sie
sich bereits den ersten Drink. Dann ein Bier.
Sie tanzt und trinkt, immer mit dem dröhnenden Bass in ihren Ohren, während die
Silhouetten der Menschen um sie herum immer diffuser werden. Nicht, was sie sonst tun
würde, aber es gehört dazu und wäre auch
nicht das erste Mal, dass sie es tun würde.
Na, ihr? Mögt ihr mich?
Da dreht er sein Gesicht zu ihr hin und beginnt, sie zu küssen. Sie hat es bereits erwartet, doch es ist anders als das letzte Mal.
Er hält sie fest und merkt in seinem Rausch
nicht, dass er viel zu grob ist. Ist es das, was er
von ihr will? Soll sie sich dem jetzt so einfach
hingeben? Nicht, was sie sonst tun würde,
aber es gehört dazu ...
Völlig hin- und hergerissen hält sie inne und
versucht, sich aus seinem Griff zu winden,
doch er hält sie weiterhin fest und schaut sie
verdutzt an.
«Komm’ schon! Was soll das? Letztes Mal
hast du dich auch nicht so benommen.»
«…die coolste Sechzehnjährige, die…»
Sie kann nicht. Sie will nicht. «Du willst es
doch auch!»
Nein.
Auf ein Mal wird ihr alles zu viel. Sie erhebt
und verabschiedet sich, greift nach ihrer Tasche und rennt – rennt bis zum Bahnhof –, bis
sie schwer atmend innehält. Sie will nur noch
nach Hause.
Sie sitzt neben ihm und wieder hat er seinen
Arm um ihre Schultern gelegt. Allerdings ist
es nicht schwer zu erkennen, dass er an diesem Abend stark betrunken ist. Sogar sie, die
selbst an diesem Abend bereits viel getrunken
hat, bemerkt es. Sie kramt in ihrer Handtasche
und zieht eine Zigarette aus einem kleinen,
weissen Päckchen. Wenn ihre Eltern wüssten,
dass sie raucht ... Sie blickt über die Strasse
und beobachtet die, die noch immer anstehen,
um in den Club zu kommen, als sie merkt, wie
er plötzlich seine Hand auf ihren Oberschenkel legt. Sie lehnt sich an seine Schulter, um
ihm zu zeigen, dass sie seine Geste wahrgenommen hat. Es ist offensichtlich, worauf die
Tuchfühlung hinauslaufen wird. Er zieht sie
näher zu sich hin. Ihr ist kalt, doch die Kälte
tut ihr gut. Sie beginnt, alles wieder klarer zu
sehen: den Rauch, den sie in die Luft bläst, die
Formen, die daraus durch kleine Luftwirbel
entstehen, seine Hand, die noch immer auf
ihrem Oberschenkel liegt.
«… die coolste Sechzehnjährige, die ich je getroffen habe …»
Sie begutachtet diese Person, die ihr gegenübersteht. Sie kennt sie, aber weiss trotzdem
nicht, wer sie genau ist. Sie ist vieles und
gleichzeitig das meiste davon überhaupt nicht.
Sie lächelt, die Person lächelt zurück. Wer ist
sie? Sie hält sich die Hände vor das Gesicht.
Tränen steigen ihr in die Augen, als sie zurückdenkt, an das, was eben geschehen ist. Sie hätte
es niemals so weit kommen lassen sollen. Sie
lässt ihre Arme fallen und blickt noch einmal
in den Spiegel. Das Mädchen, das kifft – ist
sie das? Das Mädchen, das trinkt – ist sie das?
Das Mädchen, das zulässt, dass ein Junge sie
anfasst, nur um ihm zu gefallen – ist sie das?
Stumm betrachtet sie das Mädchen und
stumm betrachtet das Mädchen sie.
Na, du? Magst du mich?
Brigitta Grimm (W3b)
20
kenzeichen 2/15
TERMINE
September bis November 2015
SEPTEMBER
Knabenschiessen
Unterricht ab 12.15 Uhr eingestellt
Mo. 14.9.
Fr. 18.9.
14.15 Uhr
Gesamtkonvent
Unterricht ab 14.10 Uhr eingestellt
Sternwoche
N- und W- Klassen:
1. Klassen: Technikwoche KEN
2. Klassen: Arbeitswoche Schweiz
3. Klassen: Projektwoche KEN oder extern
4. Klassen: Arbeitswoche Ausland (W4i: Schweiz)
Mo. 28.9. – Fr. 2.10.
HMS:
1. Klassen: Kompetenzwoche KEN
2. Klassen: Arbeitswoche Ausland
3. Klassen HMS: Projektwoche KEN oder extern
OKTOBER
Mo. 5.10. – Fr. 16.10.
Herbstferien
Mo. 26.10. – Fr. 30.10.
Wirtschaftswoche N3a, N3b und N3c
NOVEMBER
Hausfest
Sa. 14.11.
Ausstellung «Expo Nano» in der Halle
Mi. 18.11. – So. 31.1.2016
Mo. 23.11.
13.30 Uhr
Gesamtkonvent
Achtung: Termine können im Laufe des Semesters ändern.
Massgebend ist der Terminkalender auf der KEN-Homepage: www.ken.ch.
Foto: Andreas Haag
Unterricht voraussichtlich ab 13.10 Uhr eingestellt