Klettern in Südfrankreich, Ein- und Mehrseillängen vom Feinsten im

Klettern in Südfrankreich, Ein- und Mehrseillängen vom Feinsten im Oktober 2015
Wenige Tage vor der Abfahrt erfuhren wir, dass einer
unserer Tourenleiter, der Roland, wegen einer
Verletzung nicht mitgehen konnte. Wir dachten uns,
wie wird das Robert als einziger Leiter nur schaffen?
Trotz allem fuhren wir am Abreisetag – zwei Stunden
später als geplant – ab. Aufgrund des angesagten
Regens hätte es sowieso keinen Sinn gemacht gleich
los zu klettern. Nach einer achtstündigen Autofahrt
kamen wir endlich in dem provenzalischen Dörfchen
Orpierre, das sich an bis zu 180 Meter hohen Felsen
schmiegt, an. Wir rangierten das Auto durch die sehr
schmalen Gässchen vor die Pension und packten unsere Sachen bei strömenden Regen ins Haus.
Ob mit französischem Rotwein oder Tee, die gemeinsamen abendlichen Besprechungen über den
jeweiligen Sektor, in den es am nächsten Tag gehen sollte, wer mit wem eine Mehrseillängentour
macht oder welche Gruppe Einseillängenrouten klettert, verliefen immer sehr konstruktiv.
Da die über 500 Kletterrouten sehr gut abgesichert sind, Hakenabstände oft wie von der Halle
gewohnt „in Baguettelänge“, konnte man sich auch in etwas schwierigere Abenteuer wagen. Die
Aufwärmroute im Schwierigkeitsgrad 4c+ war
nicht so einfach wie gedacht, weil sie doch
sehr abgespeckt war. In der geplanten 6a
Mehrseillängenroute, in der ich mich an einer
Exe hochziehen und auch auf einem
Bohrhaken stehen musste, erwies sich im
Nachhinein als eine 6c, so stellten Robert und
ich es in der Nachbesprechung fest. Die für
mich schönste Route war die 6Seillängenroute „La princesse des astres“,
welche durchgehend mit 5c ausgeschrieben
ist. Als ich dann in der dritten Seillänge in
einem spektakulären 6a-Überhang baumelte, um mich auszuruhen, musste ich meine Kamera aus
der Tasche ziehen, um ein paar andere Seilpartner von uns abzulichten, die in den anderen
wunderschönen Routen kletterten. In den Sportklettersektoren sind Linien in allen
Schwierigkeitsgraden vorhanden, so konnten wir nach Bedarf auch als gesamte Gruppe
zusammenbleiben.
Nach dem Klettern stand eine Erfrischung mit kühlem Bier in der einheimischen Bar an. Zum
Überwinden des Tiefpunktes gab es auch einen Kaffee.
Wer noch nicht genug hatte, war anschließend mit dem Rennrad
auf den vielen aussichtsreichen einsamen Passstraßen und Tälern
unterwegs, oder mit dem Mountainbike auf schwindelerregenden
Trails.
Jeden Abend wurden wir von zwei anderen Teilnehmern mit
gutem Essen verwöhnt. Abwechselnd gab es Gulasch,
Geschnetzeltes mit selbst gemachten Spätzle, Chili con carne,
Spaghetti Napoli, ein veganes Linsengericht sowie
Kürbissuppe und
Lachs mit
Rosmarinkartoffeln,
dazu immer ein guter
Salat und nicht zu
vergessen die leckeren Nachspeisen wie beispielsweise die
karamellisierten Birnen. Am letzten Abend kam dann als
Krönung das leckere, typisch französische Menü von unserem
Vermieter mit gebratenem Schafskäse, Salat, Lasagne mit
und ohne Fleisch.
Die Ausflüge kamen auch nicht zu kurz. So erkundeten wir die Stadt Sisteron – das Tor zur Provence –
mit ihrer mächtigen Festung. Da gab es sogar Lavendeleis. In einer sehr verwinkelten Seitengasse
entdeckten wir einen Kletterladen, in den man nur mit Anklopfen rein kam. Zufällig ist der
Ladenbesitzer auch der Erfinder der Panikexe, die musste natürlich mit. Schade dass wir unsere
Ausrüstung nicht dabei hatten, denn die Felsschlucht mit den riesigen Felsscheiben am Rande von
Sisteron war doch sehr beeindruckend.
Am Abreisetag verabschiedeten wir uns dann am Parkplatz vor der Dorfkirche. Alle Teilnehmer, Tina,
Helena, Carmen, Timo, Roland, Albert, Klaus, Ulrich, Toni und ich waren uns einig, dass unser
Tourenleiter Robert seine Aufgaben sehr gut gemeistert hat. Es war eine sehr schöne Woche mit
einer homogenen Gruppe. Wir freuen uns schon auf die nächste Kletterausfahrt.
Borut