Anna Faroqhi: „Meine Lebensfreude habe ich nie verloren“

Diagnose Eierstockkrebs
Lebenssprung
„Meine Lebensfreude habe ich nie verloren“
Anna Faroqhi
ist Autorin, Regisseurin und
Comic-Zeichnerin in Berlin. Sie
realisiert Filmprojekte, gibt
Vorlesungen und Kurse. Darüber
hinaus engagiert sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann Haim
Peretz für Film- und Comicprojekte, die sie gemeinsam mit
Berliner Schülern realisieren.
Im Jahr 2012 erkrankt Anna Faroqhi im Alter von 44
Jahren an Eierstockkrebs. Trotz vieler Ängste während
der intensiven Therapiezeit, hat sie ihren eigenen Weg
gefunden, mit der Krankheit umzugehen und sich an den
kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen. Heute ist Anna
Faroqhi gesund. Mit ihrem behandelnden Arzt Prof.
Sehouli sprach sie nun über ihre Krebserkrankung und die
Zeit der Therapie.
Eine Krebserkrankung ist für die meisten Betroffenen
ein drastischer Einschnitt in ihr Leben. Was hat Sie am
meisten eingeschränkt?
Frau Faroqhi, ich freue mich, Sie heute wieder voller
Lebensfreude zu treffen. Vor drei Monaten haben wir
Ihren Port entfernt. Wie geht es Ihnen heute damit?
Das bedeutet für Sie aber keinen Verlust Ihrer
Lebensqualität?
Der Port war immer ein Fremdkörper für mich. Ich habe
ihn drei Jahre lang getragen und habe trotz alledem lange
gezögert, ihn entfernen zu lassen. Jetzt bin ich froh darüber,
denn so konnte ich mich von meiner Krankheit verabschieden. Es war ein bewusster Schritt hin zu einem gesunden
Leben. Mein letzter Check-up-Termin war ein tolles Erlebnis
– bei mir ist alles in Ordnung.
Sie haben eine intensive Therapiezeit durchgemacht.
Wann hatten Sie das Gefühl, dass Ihre Kraft und Ihre
Lebensfreude zurückkehren?
Meine Lebensfreude habe ich nie verloren. Doch meine
Kraft kehrt erst jetzt, nachdem mein Port entfernt wurde,
wieder zurück. Ich habe endlich das Gefühl, wieder der
Mensch zu sein, der ich vorher war.
Am schlimmsten war für mich die Angst, die so oft präsent
war. Was würde mit mir passieren? Werde ich überleben?
Außerdem machte mir die intensive Therapie sehr zu
schaffen. Ich habe mich permanent schwach gefühlt und
war körperlich stark eingeschränkt.
Richtig, denn was man hat, hat man. Man kann mit allem
leben. Das habe ich auch bei meiner Mutter erlebt, die vor
vielen Jahren an Eierstockkrebs starb. Sie konnte sich bis zum
Schluss selbst an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen.
So habe auch ich es empfunden – selbst in schweren Zeiten.
Wie wichtig waren und sind für Sie die Gesprächsbereit­
schaft und die Art der Kommunikation mit den Ärzten
und anderen Menschen, die Sie therapeutisch begleitet
haben?
Für mich ist das absolut entscheidend. Es ist für mich
wichtig, dass mein Arzt mir zugewandt ist, wir gleichberechtigte Positionen einnehmen und auf Augenhöhe kommunizieren. Eine Geste, die mir besonders viel bedeutet
hat, war, dass Sie mir bei der Diagnosemitteilung die Hand
gehalten haben.
www.eierstockkrebszentrale.de
Roche Pharma AG
Emil-Barell-Straße 1
D-79639 Grenzach-Wyhlen
Telefon +49 (0)7624 14-0
Telefax +49 (0)7624 1019
Sitz der Gesellschaft:
Grenzach-Wyhlen
Registergericht:
Freiburg HRB 410096
Aufsichtsratsvorsitzender:
Dr. Severin Schwan
Vorstand:
Dr. Hagen Pfundner
Diagnose Eierstockkrebs
Lebenssprung
Heißt das für Sie auch, dass Sie mit Ihrem Arzt auch über
Dinge sprechen können, die nichts mit der Erkrankung zu
tun haben?
Ja, es geht um die Vielschichtigkeit der Beziehung, um eine
Basis jenseits der Eingleisigkeit des Lebens und um wirkliches Interesse, wirkliche Anteilnahme.
So sehe ich das auch. Der Arzt sollte einerseits profes­
sionell sein, andererseits ist es gut, für Signale von außen
offen zu sein. Der Kern muss Professionalität sein, der
Rest kommt dazu. Wichtig ist jedoch, dass der Arzt nicht
zu emotional reagiert. Vor diesem Hintergrund – wie
empfinden Sie Mitleid, im Vergleich zu Mitgefühl?
Mitleid habe ich im Laufe der Therapie häufiger erfahren.
Allerdings fand ich das sehr unangenehm und „klebrig“.
Dadurch ändert sich ja nichts.
Meine Patientinnen sind sehr unterschiedlich, was den
Umgang mit der Erkrankung und Therapie betrifft. Was
hat Ihnen dabei geholfen, die Strapazen zu überstehen?
Das war vor allem mein Lebenswille. Ich wollte für meine
Tochter, die zu dem Zeitpunkt noch klein war, überleben und
keinesfalls klein beigeben. Während der Therapie habe ich
viel gelesen, gefragt und hinterfragt, und Vieles als „interessant“ empfunden. Es half auch, mich selbst aus einer anderen Perspektive – von außen – zu betrachten. Ich habe kurz
nach der Diagnose angefangen, an einem Comic über meine
Erlebnisse zu arbeiten und diese damit auch zu verarbeiten.
Der Comic ist nun fertig.
beim Umgang mit einer Erkrankung. Ich habe im Laufe meiner Therapie sehr viele andere Patientinnen kennengelernt,
und damit viele verschiedene Einstellungen und Wege, damit
klarzukommen.
Dazu gehört in meinen Augen auch, bei den Patientinnen
Kompetenzen aufzubauen und Handlungsfähigkeit herzu­
stellen. Wie war das bei Ihnen?
Direkt nach der Operation war das Einzige, das für mich
möglich war, das Atmen; das bewusste Ein- und Ausströmen
meines Atems. Es hat mich beruhigt und mir ein Gefühl
der Kontrolle gegeben. Später kamen dann die Arbeit an
meinem Comic und die bewusste Auseinandersetzung mit
meiner Situation.
Sie haben im Verlauf der Therapie an einer klinischen
Studie teilgenommen. Warum?
Anfangs hatte ich Bedenken, an einer Studie teilzunehmen.
Ich änderte meine Meinung aber, nachdem ich mir eine
zweite Meinung eingeholt hatte. Heute weiß ich, dass meine
Vorurteile unbegründet waren, denn ich habe sehr positive
Erfahrungen gemacht.
Frau Faroqhi, es war schön, Sie wiederzusehen und mit
Ihnen über diese sehr persönlichen Themen zu sprechen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Viele Krebspatienten hören von ihren Mitmenschen
häufiger Sätze wie „Du musst kämpfen“, „Du musst
dieses oder jenes …“. Haben Sie das ebenfalls erlebt?
Allerdings. Aber niemand soll mir sagen, wie ich mich zu
verhalten habe. Jeder hat seine eigene Herangehensweise
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Dr. Hagen Pfundner
Prof. Dr. med. Jalid Sehouli
ist Direktor der Kliniken für
Gynäkologie (Virchow-Klinikum
und Klinikum Benjamin Franklin)
der Charité Berlin und Leiter des
Europäischen Kompetenzzentrums für Eierstockkrebs.