Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst

Konzeption
für ein dezentrales
Brandenburgisches Landesmuseum
für Moderne Kunst
Januar 2015
Dezentrales Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst
Konzeptentwurf
Markus Derling, Ulrike Kremeier, Dr. Martin Roeder, Sabine Wenzke
Gründung eines dezentralen Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst
Kulturpolitische Zielstellung
Bezugspunkt für die vorliegende Konzeption ist die „Kulturpolitische Strategie 2012“ des Landes
Brandenburg, hierbei insbesondere das Kapitel 7 – „Bildende Kunst“. Dort wird unterstrichen,
dass ein Schwerpunkt der Landesförderung im Bereich Bildende Kunst weiterhin auf den
beiden großen Kunstmuseen des Landes in Frankfurt (Oder) und in Cottbus liegen wird. Eine
enge inhaltliche Kooperation zwischen dem dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus und
dem Museum Junge Kunst in Frankfurt (Oder) wird angestrebt.
Gemeinsame Projekte und eine planvolle, präzise Abstimmung der Programme dieser beiden
bedeutenden Sammlungen sollen dazu beitragen, das internationale Profil der beiden Häuser
zu entwickeln. Die Ausstellungstätigkeit soll noch stärker auf publikumswirksame und über das
Land hinausreichende Projekte ausgerichtet werden. Dies wird zugleich die touristische
Attraktivität der Standtorte erhöhen und zu einer Belebung des Brandenburg-Tourismus
beitragen. Die Kulturpolitische Strategie richtet ein besonderes Augenmerk auf solche Projekte
und Initiativen, die auf Vernetzung und überregionale Wirkung zielen. Leitgedanke ist dabei
auch, Kunst und Kultur als positive Identitätsmerkmale einer Region imagebildend und
kommunikationswirksam zu positionieren.
Kooperation, Vernetzung, überregionale Ausstrahlung sind drei Zielaspekte, an denen sich
die Konzeption für das Brandenburgische Landesmuseum für Moderne Kunst ausrichtet, wobei
der Kooperationsgedanke folgerichtig zur Gründung eines gemeinsamen Museums der beiden
Städte Frankfurt (Oder) und Cottbus weiterentwickelt wird. Der Vernetzungsgedanke und die
Erkundung von inhaltlichen und wirtschaftlichen Synergien begründen zugleich den Ansatz, das
Kunstarchiv Beeskow, respektive seinen Bestand, mit in die folgenden Überlegungen
einzubeziehen.
Anders als andere Bundesländer verfügt das Land Brandenburg über wesentliche und
umfangreiche Kunstsammlungen, deren epochaler Schwerpunkt auf Kunst aus der DDR liegt.
Während bundesweit viele Landeseinrichtungen auf ihre mehr oder weniger spektakulären
Kunstbestände der klassischen Moderne oder gar früherer Epochen setzen und darüber hinaus
PR-wirksame Identitätsmodelle von Kunst- und Kulturlandschaften ableiten, üben sich die in
Brandenburg ansässigen Kunstmuseen in bescheidener Zurückhaltung in der Arbeit mit und an
ihren Sammlungen.
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Dezentrales Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst
Konzeptentwurf
Die Schaffung eines dezentralen Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst mit
zwei räumlich getrennten, aber institutionell zusammengehörenden Sammlungen spiegelt nicht
nur die kulturelle und künstlerische Identitätsgeschichte eines Flächenlandes, sondern ist
ebenso die probate Basis für das fachliche und breitenwirksame Sammeln, Bewahren,
Erforschen, Ausstellen und Vermitteln im Dienste der Gesellschaft.
1.
Die Sammlungen des MJK und des dkw.
a. Entstehung und Charakteristika der Museen und ihrer Sammlungen
Museum Junge Kunst (MJK), Frankfurt (Oder)
Das MJK, 1965 als „Galerie Junge Kunst“ des Bezirkes Frankfurt (Oder) gegründet, ging
1990 unter der Bezeichnung Museum Junge Kunst in städtische Verwaltung über. Die
Sammlung umfasst heute ca. 11.200 Werke aus den Bereichen Malerei, Zeichnung,
Druckgrafik, Objekte, Installationen und Skulpturen sowie polnische Grafik. So sind im
Bestand neben expressiven und sachlichen Formenfindungen, neoveristische, postimpressionistische, aber auch surrealistische und informelle Arbeiten ebenso wie
Reflexionen über die Pop-Art und Strategien der Postmoderne zu finden.
In etwa 7% des Sammlungsbestandes stammen aus dem Produktionszeitraum vor
1945. Ca. 8 % der Sammlungswerke sind nach 1990 datiert. Ca. 85% der Exponate
sind zwischen 1950 und 1989 entstanden. Etwa die Hälfte davon sind Kunstwerke, die
vor Mitte der 1970er Jahre produziert wurden. Darüber hinaus umfasst die Sammlung
ca. 800 Arbeiten des sog. „Bildnerischen Volkskunstschaffens“, also Laienkunst, die im
Zeitraum 1970 – 1989 entstanden sind.
dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus
1977 gegründet, firmierte das heutige dkw. bis 1991 unter der Bezirksverwaltung als
„Staatliche
Kunstsammlungen
Cottbus“,
bis
2006
als
„Brandenburgische
Kunstsammlungen Cottbus“. Mit dem Umzug in ein neues Domizil wurde der Name
„Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus“ etabliert. Im Jahr 2004 wurde das seit der
Wende unter Landesverwaltung stehende dkw. neben dem Staatstheater Cottbus, in die
Trägerschaft der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus überführt.
Der Sammlungsbestand, der sich von Beginn an in drei Abteilungen gliedert (Bildende
Kunst, Fotografie, Plakatkunst) umfasst aktuell ca. 30.000 Werke.
Die Sammlung beinhaltet ein breites Spektrum von Werken der Malerei, Fotografie,
Plakatkunst, Zeichnung, Druckgrafik und Künstlerbücher, sowie Skulpturen seit Beginn
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Konzeptentwurf
des 20. Jahrhunderts. Hierbei entstammen ca. 15% der Arbeiten aus der Zeit zwischen
1900 und 1949, 75% der Werke sind zwischen 1950 und 1989 entstanden, ca. 10% der
Exponate sind dem Produktionszeitraum 1990 bis heute zuzuordnen.
Eine Besonderheit des dkw. ist die Abteilung Fotografie; es handelt sich hierbei um die
einzige in der DDR begründete Museumssammlung fotografischer Werke.
Beginnend mit (spät)expressionistischen Werken sowie mit Arbeiten, die der Neuen
Sachlichkeit zuzurechnen sind, bilden neoveristische und expressive Tendenzen sowie
unterschiedliche Formen von Realismusrepräsentationen der gegenständlichen Malerei
und der Fotografie Artikulationsschwerpunkte der Sammlung.
b. Bezugspunkte und Unterschiede
Die quantitativen und inhaltlichen Schwerpunkte der Sammlungen von MJK und dkw.
liegen auf Kunst aus der DDR. Jede Sammlung für sich vereint Künstlerpersönlichkeiten
und Werke von lokaler, regionaler und überregionaler Bedeutung. Doch unterscheiden
sie sich in ihrer Entstehungsgeschichte und ihrem jeweiligen Fokus. So stehen nicht nur
unterschiedliche Künstler im Zentrum des Interesses der jeweiligen Sammlungen und
sind entsprechend quantitativ unterschiedlich vertreten, vielmehr sind dadurch auch
ästhetische Tendenzen und formale Aspekte unterschiedlich in die Sammlungen
eingeschrieben. Die Sammlung des MJK beinhaltet wesentliche Werke aus den frühen
Jahren der DDR (zeitlicher Schwerpunkt 1950er und 1960er Jahre), die qualitative und
quantitative Gewichtung die Sammlung des dkw. hingegen spiegelt deutlicher den
Zeitraum ab Mitte der 1960er bis Ende der 1980er Jahre. Während das MJK seit dem
Fall der Mauer sein Augenmerk auf die postkommunistischen Werdegänge und Werke
der Künstler der ehemaligen DDR gelegt hat, zielte das dkw. auf eine Einbindung
internationaler Kunstgrössen in den Sammlungsbestand, und legte somit den
Grundstein für eine Neubewertung der Kunstgeschichten von Ost und West auf
Augenhöhe.
Daher
böte
die
Komplementarität
eines
Gesamtbestandes
Brandenburgisches
Landesmuseum für Moderne Kunst nicht nur einen umfassenden Überblick über die
künstlerischen Tendenzen der Kunst aus der DDR, sondern ebenfalls Einblicke in die
offizielle, aber auch die weniger offizielle (bis dissidentische) Kunstproduktion der DDR.
2.
Die Gründung eines dezentralen Landesmuseums für Moderne Kunst
Mit den Beständen des MJK und des dkw. verfügt das Land Brandenburg über die
wichtigsten, umfangreichsten Sammlungen an Kunst aus der DDR und somit über ein
Alleinstellungsmerkmal im Bereich der Bildenden Kunst. Die Sammlungen beider Museen
ergänzen sich. Es bietet sich die einzigartige Chance einer umfassenden kritischen
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Konzeptentwurf
Revision zweier Sammlungen, die verschiedene Facetten einer perspektivisch differenziert
zu schreibenden Kunstgeschichte beinhalten. Zusammengeführt unter dem gemeinsamen
Dach der Stiftung, unter einer künstlerischen Leitung können die Potentiale der
Sammlungen besser und effizienter erschlossen werden. Beide Standorte würden gestärkt,
sie würden deutlich an Publikumswirksamkeit und überregional wahrnehmbarem Profil
gewinnen.
Vielfach bezieht sich die Kunstproduktion der DDR auf expressionistische sowie veristische
Kunst des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts. Sowohl stilistisch als auch thematisch und
inhaltlich lassen sich Entwicklungslinien, deren Anfänge in der Kunst der Zeit ab dem
Ersten Weltkrieg liegen, bis in die Kunst der 1980er Jahre der DDR nachvollziehen. Auch
25 Jahre nach dem Ende der DDR ist die über vier Jahrzehnte entstandene künstlerische
Bildproduktion jenes kulturellen und politischen Kontextes noch nicht adäquat reflektiert und
kunsthistorisch
aufgearbeitet.
heruntergebrochen,
respektive
Bis
auf
dato
oft
Aspekte
auf
einer
rein
soziologische
staatlich
Begriffe
gelenkten,
rein
propagandistischen Bildsprache reduziert, fehlen bis heute methodische und diskursive
Ansätze einer an der Kunst ausgerichteten Aufarbeitung. Vor diesem Hintergrund gilt es,
ikonographische Entwicklungen und Facetten bildender Kunst der DDR ebenso zu
erforschen wie die kunsthistorischen Referenzsysteme.
Die Bestände von MJK und dkw. bieten eine exzellente Grundlage für die Erarbeitung jener
Diskursgrundlagen. Universitätsübergreifende, DFG-geförderte Forschungsprojekte mit den
Universitäten in Potsdam, Cottbus, Berlin und Frankfurt (Oder) sollten dazu entwickelt
werden. Nach Abschluss der Bestandsforschung kann ein weiterer Bestandsaufbau noch
zielgerichteter erfolgen. Lücken der Sammlungen können geschlossen werden.
Die Ausstellungsprogramme an beiden Standorten und die darauf bezogene pädagogische
Vermittlungsarbeit sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit könnten miteinander
verzahnt werden und größere Wirkung innerhalb der beiden Städte und darüber hinaus
entfalten. Ausstellungsprojekte können so attraktiv angelegt werden, dass sie auch auf
Interesse in anderen Kunstmuseen stoßen und dort in Kooperationsausstellungen gezeigt
werden.
Das dezentrale Brandenburgische Landesmuseum für Moderne Kunst kann mit seinen
bedeutenden Sammlungen an DDR-Kunst weitaus größere Strahlkraft entfalten als zwei
Einzelmuseen.
Ziel muss es deshalb
sein,
die Sammlungsbestände nicht
nur
kunstwissenschaftlich und kulturhistorisch zu erforschen, sondern sie den Besuchern aus
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Konzeptentwurf
Brandenburg, Deutschland und Europa näher zu bringen. Es werden größere touristische
Potentiale erschlossen – ganz im Sinne der kulturpolitischen Strategie des Landes.
3.
Von der Kooperation zur Fusion
In Vorbereitung einer Fusion ist zunächst eine einjährige Kooperationsphase geplant. Die
jeweiligen Bestände werden offengelegt. Gemeinsame Bestandssichtungen schaffen die
Grundlagen für künftige gemeinsame Reflexions- und Handlungsebenen. In einem
weiteren, möglichst kurzfristig anzulegenden Schritt wird der schnelle Zugriff der
Partnerinstitutionen auf beide Sammlungen etabliert. Diese Übereinkunft bietet die
Möglichkeit das jeweils hauseigene Profil zu schärfen, aber gleichzeitig zu erweitern, indem
Werke der jeweils anderen Sammlung in hausinterne, aber auch externe Ausstellungen
einbezogen werden können.
Die Ausstellungsplanungen beider Museen für 2015 liegen bereits vor. Gleichwohl
bestehen Spielräume für gemeinsame Projekte bzw. eine geringfügige Adaption der
Ausstellungsplanung. So könnte die im MJK unter dem Titel „DDR expressiv – die 80er
Jahre“ geplante Ausstellung aus dem Bestand, statt diese wie bislang vorgesehen, nach
der Unterbrechung im Oktober wieder aufzubauen, durch eine Ausstellung gleichen
Themas aus Beständen des dkw. beantwortet werden. Dies würde auf geeignete Weise
den Kooperationsgedanken auch inhaltlich widerspiegeln und wäre mit geringem
finanziellen Aufwand zu realisieren. Im Jahr 2016 könnte dann eine Ausstellung, die sich
wiederum zum gleichen Thema aus den Beständen des MJK speist im dkw. gezeigt
werden.
Ab dem Jahr 2016 sind gemeinsam erarbeitete und zeitlich verknüpfte Ausstellungen sowie
eine Abstimmung der Gesamtaktivitäten vorgesehen.
Im
Zeitraum
der
Personalstruktur,
Kooperation
für
die
sind
praktikable
wirtschaftlichen
und
Lösungen
inhaltlichen
für
eine
Planungen
zukünftige
und
die
Ablauforganisation zwischen den Standorten zu entwickeln. Die Kooperationsphase bietet
die Möglichkeit eines behutsamen Aufeinanderzugehens unter Einbeziehung der
Mitarbeiter/innen beider Museen. So kann die schrittweise institutionelle Zusammenführung
inhaltlich und strukturell vorbereitet, kommuniziert und vollzogen werden. Eine Taskforce
für das Change Management wird die Zusammenführung sensibel steuern.
Im Ergebnis existiert das Brandenburgische Landesmuseum für Moderne Kunst dezentral
an den Standorten der Sammlungen, Frankfurt (Oder) und Cottbus. Das Landesmuseum ist
ein Betriebsteil der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus neben dem Betriebsteil
Staatstheater. Es gibt eine gemeinsame künstlerische Leitung für beide Standorte. Das
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derzeitige Personal wird weiterhin am jeweiligen Standort eingesetzt. Das am Standort
Frankfurt (Oder) ausschließlich für das MJK eingesetzte Personal wird in die Stiftung
übergeleitet (Einzelheiten der Überleitung sind zu regeln). Für Personal, das derzeit für das
MJK und das Museum Viadrina tätig ist, werden Verrechnungen vorzunehmen sein. Da das
MJK über keine eigenen Immobilien oder Räume verfügt, erhält die Stiftung ein
Nutzungsrecht
für
die
durch
die
Mitarbeiter/innen
genutzten
Büroräume,
die
Ausstellungsräume (Rathaushalle und Packhof) sowie für das provisorische Depot des
MJK. Regelungen zu Betriebs- und Sachkosten sind gleichfalls zu treffen. Möglichkeiten
einer bargeldlosen „Verrechnung“ von Sachleistungen werden als einfachste Lösung
gesehen (Einzelheiten sind zu regeln).
4.
Organisatorische und rechtliche Fragestellungen, Vermögen, Auswirkungen
a. Rechtliche Voraussetzungen
Das dkw. wie das MJK sind keine eigenständigen Rechtspersönlichkeiten; ersteres ist ein
Betriebsteil der BKC, letzteres ist eine Einrichtung des Eigenbetriebes „Kulturbetriebe
FFO“, der seinerseits nur durch die Gebietskörperschaft Stadt FFO vertreten wird. Jegliche
geschäftliche Vereinbarung zwischen dkw. und MJK – sei es in Richtung vertiefter Kooperation oder Fusion – bedarf insofern der Zustimmung der jeweils übergeordneten Körperschaften (Stiftung oder Stadt). Für die Phase einer vertieften Kooperation bedarf es jedoch
zunächst keiner zusätzlichen vertraglichen Regelungen auf der übergeordneten Ebene.
Lediglich die Wirtschaftsplanung betreffende Fragen (Bedarfs- und Finanzierungsaspekte)
bedürfen der Beratung durch den Stiftungsrat bzw. den zuständigen Ausschuss der Stadtverordnetenversammlung der Stadt FFO. Voraussetzung ist allerdings die Verständigung
und Sanktionierung durch Beschlüsse und Vereinbarung zu einer gemeinsamen künstlerischen Leitung. Hier müssen in Bezug auf den Standort Frankfurt (Oder) die Kompetenzen
zwischen Künstlerischer Leitung und Werkleitung Eigenbetrieb beschrieben werden.
Fusion bedeutet Übergang des MJK in die Rechtsträgerschaft der Stiftung BKC – als weiterer Museumsstandort neben dem dkw. unter dem Dach der Stiftung BKC. Voraussetzung
hierfür ist eine vertragliche Vereinbarung (Abkommen) zwischen dem Kultureigenbetrieb
bzw. der Stadt Frankfurt (Oder) selbst und der BKC, die jeweils von der Stadt bzw. dem
Stiftungsrat bestätigt werden muss.
b. Organisatorische Fragen
Ziel des Abkommens ist die Übernahme der Verantwortung für den Betrieb des MJK durch
die BKC auf der Grundlage der hier vorgelegten inhaltlichen Konzeption für ein LMMK und
zu den durch das Abkommen selbst geregelten finanziellen und organisatorischen BedinSeite 7
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gungen. Dabei spielen auch Regelungen zur Deckung des Personalbedarfs des LMMK insbesondere am Standort MJK (einschließlich des festzulegenden Personalübergangs) eine
wichtige Rolle. Da derzeit das MJK integraler Bestandteil des Teilbetriebs Museen des
Eigenbetriebs KULTURBETRIEBE ist, muss eine Art „Entflechtung“ sowohl in Bezug auf die
Vermögenswerte (Sammlung) als auch das unmittelbar zuzuordnende Personal erfolgen.
Darüber hinaus ist die verbindliche Sicherung der dem Konzept zugrunde liegenden
dezentralen örtlichen Verankerung erforderlich.
c. Vermögen
Die Sammlungsgegenstände des MJK befinden sich im Eigentum der Stadt Frankfurt (Oder) und sollten, auch im Sinne einer Gleichstellung zum dkw., der Stiftung übereignet werden. Da zum heutigen Zeitpunkt keine separaten Gebäude in Frankfurt (Oder) dem
MJK zugeordnet sind, kann im Rahmen der Finanzierungsvereinbarung die Nutzungsüberlassung aller betriebsnotwendigen Räumlichkeiten vereinbart werden.
d. Auswirkungen auf die beteiligten Einrichtungen (MJK, dkw.) bzw. deren
Rechtsvertreter
Zunächst bedarf es einer Erweiterung des Stiftungsauftrages der BKC um den Betrieb
eines LMMK, seinerseits bestehend aus den Sammlungen des MJK und des dkw.,
eventuell auch zusätzlich aus dem Bestand des Kunstarchivs Beeskow (siehe auch
Abschnitt 10.). Die Satzung der BKC wäre durch Stiftungsratsbeschluss entsprechend zu
ändern. Dies bedarf wiederum der Zustimmung der obersten für Kultur zuständigen Landesbehörde, die nur im Einvernehmen mit der obersten für Finanzen zuständigen
Landesbehörde erfolgen kann.
Es müssen zugleich Regelungen zur Vertretung der Stadt Frankfurt (Oder) im Stiftungsrat
getroffen werden. Der Stiftungsrat wird mit zwei Vertretern der Verwaltung und einem
Stadtverordneten aufgestockt (analog Stadt Cottbus). Spätestens an diesem Punkt wird
eine Gesetzesänderung (KultStG) erforderlich, da auf dieser Ebene die maßgeblichen Regelungen für die Stiftung und das operative Geschäft des Stiftungsrates getroffen werden
(Rechtsaufsicht, Mitglieder des Stiftungsrats, Verfahren im Stiftungsrat, qualifizierte Mehrheiten, Veto-Regelungen, Finanzierungsbeteiligung, Umgang mit den der Stiftung zu überlassenden bzw. überlassenen Vermögen). Jegliche Änderung auf dieser Ebene zieht dann
rechtstechnisch eine entsprechende Änderung der Satzung der BKC und der Geschäftsordnung des Stiftungsrates nach sich.
Ohne den Sitz der Stiftung in Frage zu stellen, sollte im Namen der Stiftung der Ortsbezug
Cottbus entfallen.
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Dezentrales Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst
Konzeptentwurf
Schließlich muss die Stadt Frankfurt (Oder) in das Finanzierungsabkommen BKC eingebunden werden. Dieses Abkommen legt aktuell die Finanzierungsanteile von Land, Stadt
Cottbus und FAG fest bzw. regelt unentgeltliche Überlassungen.
e. Auswirkungen auf die Finanzierung der Stiftung
Die Finanzierungsbeiträge der Stadt Frankfurt (Oder) für das MJK und der Stiftung BKC für
das dkw. müssen nachhaltig gesichert und fortgeschrieben werden (Tarifsteigerungen/Kostenentwicklung). Zusätzlich bedarf es einer Erhöhung der Finanzierungsanteile des
Landes an der BKC, um der Stiftung die gemeinsame Inwertsetzung der Sammlungsteile
und die Wahrnehmung der zusätzlichen Aufgaben zu ermöglichen. Dies betrifft unter anderem zusätzliche logistische und organisatorische Aufwendungen im Zuge der gemeinsamen
Bewirtschaftung der Sammlungen, den auftragsgemäßen kontinuierlichen Ausbau der
Sammlungen, die Schaffung eines Zentraldepots für das LMMK (mittelfristig erforderlich),
die Sicherung des Bestandes und konservatorische Leistungen zum Erhalt des Stiftungsvermögens sowie zusätzliche Aufwendungen für die überregionale Presse/ÖA/MarketingArbeit.
Der konkrete Finanzierungsbedarf ist im Abschnitt 8 dargestellt.
5.
Struktur und organisatorischer Aufbau
a. Personalstruktur
Das dezentrale Brandenburgische Landesmuseum für Moderne Kunst operiert an zwei
Standorten mit einer gemeinsamen künstlerischen Leitung, die von der aktuellen Direktorin
des dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus bekleidet wird.
Aus dem MJK werden insgesamt 5 VZE in das Landesmuseum – und somit in die BKC –
überführt: 2 wissenschaftliche Mitarbeiter/innen, 1 Depotmeister, 1 Ausstellungstechniker, 1
Sekretariat/SB. Darin enthalten ist eine Stelle, die durch das Ausscheiden der Leiterin
Städtische Museen Junge Kunst und Viadrina im November 2014 entstanden ist. Die
Besetzung der Stelle mit neuem Zuschnitt – keine Direktionsstelle, sondern die Position
einer wissenschaftlichen Mitarbeit - ist für das Jahr 2015 vorgesehen. Die Aufgaben der
Stelle und eine mögliche Befristung sind noch abzustimmen und festzulegen.
Das dkw. verfügt aktuell über 9 Vollzeitstellen: 1 Direktorin, 1 Sekretärin, 1 Kustodin
Fotografie/stellvertretende Direktorin, 1 Kustode Bildende Kunst, 1 wissenschaftliche
Mitarbeiterin/Kustodin
Plakatkunst,
2
Museumspädagoginnen,
1
technischer
Ausstellungsassistent, 1 (haus-)technischer Mitarbeiter mit Verwaltungsaufgaben.
1 Volontärin sowie 1 Sachbearbeiterin für die Digitalisierung der Sammlung sind temporär
beschäftigt. Drittmittelfinanzierte Volontariate sollten zukünftig regelmäßig und zwischen
beiden Standorten wechselnd eingerichtet werden. Für die Digitalisierung beider
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Konzeptentwurf
Sammlungen wird eine aus Sondermitteln finanzierte Stelle an beiden Standorten
insgesamt für etwa fünf Jahre benötigt (drei Jahre dkw./zwei Jahre MJK).
Im
Zuge
der
Fusion
müssen
zwei
Stellen
neu
geschaffen
werden:
1
VZÄ
Museumspädagogik für den Standort Frankfurt (Oder), 1 VZÄ Assistenz der Direktorin für
beide Standorte.
Nachfolgend die Organigramme der derzeitigen Strukturen in Cottbus und Frankfurt (Oder).
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Konzeptentwurf
Die Struktur des zukünftigen dezentralen Landesmuseums für Moderne Kunst:
b. Gemeinsame Programmstruktur
Ab dem Jahr 2016 präsentiert das Brandenburgische Landesmuseum für Moderne Kunst
ein bereits in der Konzeption abgestimmtes Ausstellungsprogramm für beide Standorte
sowie externe Ausstellungen, die sich aus beiden Sammlungen speisen. Dieses Programm
umfasst künftig ca. 20 – 25 Ausstellungen (dkw.: ca. 12 bis 14, MJK: ca. 8 bis 10, extern
ca. 2 bis 3).
Hierbei wird die Hälfte der Ausstellungen von den gemeinsam zu aktivierenden
Sammlungsbeständen ausgehen, mehrteilig und jeweils ortsspezifisch ausgerichtet sein.
Die jeweils ausgestellten Exponate werden durch und innerhalb der Ausstellungen
miteinander verknüpft, aber durch Beschilderungen etc. nach wie vor den Sammlungsteilen
dkw. bzw. MJK zuzuordnen sein. Ziel solcher Programmstrukturen ist es, sich aufeinander
beziehende Ausstellungen zu präsentieren, die wie unterschiedliche Kapitel einer
„Geschichte“ angelegt sind, aber ebenfalls autonom rezipiert werden können.
Die weiteren Ausstellungen reflektieren explizit die jeweiligen thematischen oder medialen
Besonderheiten der Sammlungsteile und ihrer Schwerpunkte (dkw.: Fotografie, MJK:
polnische Grafik etc.) bzw. beleuchten das Oeuvre relevanter Künstlerpersönlichkeiten.
Für
die
gemeinsame
Programmstruktur
sowie
die
sichtbare
Profilierung
des
Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst und seiner Sammlungen spielen
die externen Sammlungsausstellungen eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zur branchenSeite 11
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Konzeptentwurf
üblichen Ausleihe einzelner Werke kommunizieren Sammlungsausstellungen ebenfalls die
Institution und ihre Konzeption.
Jenseits der Ausstellungen ist auch in den Bereichen Museumspädagogik, kulturelle
Bildung und Veranstaltungen eine gemeinsame Arbeit angedacht. Denn als öffentliche
Einrichtung ist das Brandenburgische Landesmuseum für Moderne Kunst Teil einer
Bildungs- und Kulturlandschaft, dessen Auftrag nicht nur das Sammeln von Kunst ist,
sondern auch und vor allem deren Vermittlung. Insbesondere vor dem Hintergrund des
demografischen Wandels stellt der kunstpädagogische Bereich ein äußerst wichtiges
Instrumentarium der Publikumsbindung und der Produktion von Öffentlichkeit dar.
6.
Standortperspektiven Frankfurt (Oder)
Ziel für die Unterbringung des Teils des Landesmuseums am Standort Frankfurt (Oder)
sollte die Auswahl und Ertüchtigung einer eigenständigen Immobile sein. Hierzu ist es
denkbar, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude des ehemaligen „Lichtspieltheaters
der Jugend“ an der Heilbronner Straße vom derzeitigen privaten Eigentümer zu erwerben
und als Ausstellungsgebäude unter Beachtung der denkmalpflegerische Aspekte
umzubauen und umzunutzen. Neben der hervorragenden Lage im Stadtzentrum sprechen
für diese Idee die Entstehungszeit der jetzigen Baufassung (1954/55) und der damit
verbundene Baustil der Erweiterungsbauten. Die hierfür erforderliche Finanzierung sollte
zunächst außerhalb der Stiftung realisiert werden.
Da eine bauliche Erweiterung der Burg Beeskow nicht realisierbar scheint, stellen sich die
Fragen nach einem Zentraldepot für das dezentrale Brandenburgische Landesmuseum für
Moderne Kunst neu. Könnte die Konversion des „Lichtspieltheaters der Jugend“ mit EU-,
Landes- und Bundesfonds aussichtsreicher argumentiert werden, wenn die Idee des
Zentraldepots nunmehr für den Standort Frankfurt (Oder) aufgegriffen wird? Die Zukunft
des kunsthistorisch relevanten Bestandes des Kunstarchivs Beeskow ist nicht an den
Standort Beeskow geknüpft, zumal sich perspektivisch in jedem Fall eine Teilung des
Bestandes in künstlerisch/kunsthistorisch wichtige bzw. kulturhistorisch relevante Exponate
abzeichnet. Das ehemalige „Lichtspieltheater der Jugend“ böte nicht nur räumlich, sondern
auch symbolisch den perfekten Rahmen für das MJK / Brandenburgisches Landesmuseum
für Moderne Kunst.
Handlungsbedarf besteht in jedem Fall, da die Rathaushalle für das MJK voraussichtlich ab
Sommer 2016 mindestens für die Zeit der Gebäudesanierung (also bis voraussichtlich
Sommer 2018) nicht als Ausstellungsort zur Verfügung steht.
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Dezentrales Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst
7.
Konzeptentwurf
Finanzierung – Bedarfe und Ansätze
Die
nachfolgende
Tabelle
weist
die
Finanzierungs-
und
Kostenstruktur
(exkl.
Landeszuschuss MJK) beider Einrichtungen zum Stand Januar 2015 dar. In der farblich
markierten Spalte bildet sie den Bedarf bei Fusion zu einem Landesmuseum ab, incl. der
im vorliegenden Entwurf benannten und zur Aufgabenerfüllung unabdingbaren zusätzlichen
Personal- und Sachkosten.
Stand 2015
Nr.
Aufwand / Ausgaben
Sachausgaben Ausstellungen inkl.
1. Museumspädagogik (kulturspezifische
Kosten)
Fusion
MJK
dkw.
Summe
(fiktiv)
Finanzbedarf
LMMK
Euro
Euro
Euro
Euro
51.000
156.820
207.820
207.820
156.000
310.710
466.710
466.710
3. Personalausgaben
267.200
533.350
800.550
800.550
4. Summe
474.200
1.000.880
1.475.080
1.475.080
2.
Sachausgaben Bewirtschaftung und
Wartung, Wachschutz
zusätzlicher Bedarf
5. Reisekosten (ca. 500 €/ Monat)
6.000
6. Stelle Volontariat (1/2 EG 13/1 TVL)
16.700
Stelle Museumspädagogik, Standort
Frankfurt (O)(EG 11/2, TVL)
47.100
7.
8. Stelle Assistenz (EG 8/2 TVL)
9.
37.600
SB Digitalisierung, 5 Jahre befristet (EG
8/2 TVL)
37.600
10. Öffentlichkeitsarbeit/ Marketing
50.000
11 Mehrbedarf
195.000
Erlöse, Erträge / Einnahmen
12
(Entgelte, Verkaufserlöse, sonstige
Erträge)
13 Differenz Ausgaben - Einnahmen
14.100
60.000
74.100
74.100
460.100
940.880
1.400.980
1.595.980
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8.
Konzeptentwurf
Zeitleiste
Fertigstellung des Konzeptes
Januar 2015
Grundsätzliche Entscheidung mit dem Land herbeiführen
Feb./März 2015
Kommunikation des Vorhabens in den Städten
April 2015
Vereinbarung zur Kooperation
Mai 2015
Beschlussfassung SVV Frankfurt (Oder) / zur Fusion
II./III. Quartal 2015
Klärung Finanzierung / Zuschuss Stadt Frankfurt (Oder)
III. Quartal 2015
Klärung Finanzierung / Zuschuss Land
III. Quartal 2015
Vorbereitung der Fusion:
- Abkommen zwischen Frankfurt (O) und der Stiftung zum
Übergang der Rechtsträgerschaft
III./ IV. Quartal
2015
- Gesetzesänderung
- Änderung Satzung
- Einbindung der Stadt Frankfurt (O) in das Abkommen über die
Finanzierung
- Änderung der Geschäftsordnung der Stiftung
- Regelungen Personalübergang aus MJK an Stiftung
Fusion
9.
Zum 01.01.2016
Exkurs Kunstarchiv Beeskow: Möglichkeiten einer erweiterten Kooperation / Fusion
a. Charakteristik des Bestandes
Das Kunstarchiv Beeskow versteht sich als Dokumentationsstelle bildender Kunst der DDR.
In seinem Bestand sind heute rund 23.000 Objekte, vor allem Gemälde, Druckgrafiken,
Zeichnungen und Aquarelle, aber auch Fotografien, Plastiken, Kunstgewerbe und
Medaillen. Sie gehörten vor 1989 den Parteien, Massenorganisationen und Staatsorganen
der DDR. Viele Werke entstanden im Auftrag, andere wurden angekauft oder sind
Schenkungen.
Weder die Bestandsgenese noch die Werke des Kunstarchivs Beeskow sind mit den Kriterien einer Museumssammlung zu bemessen, vielmehr handelt es sich um eine äußerst
heterogene Ansammlung von Artefakten, die zunächst einmal auf ihre künstlerischen bzw.
rein kulturhistorische Relevanz überprüft und entsprechend inventarisiert werden sollten.
Damit verknüpft (und in Folge) bietet sich an, das in zwei Kategorien – eine kunsthistorische und eine kulturhistorische – geteilte Konvolut als Forschungsgegenstand zu erschließen. Exemplarisch, geradezu symptomatisch lassen sich anhand dieses Bestandes und
unter Einbeziehung der beiden Museumssammlungen des künftigen Brandenburgischen
Landesmuseums für Moderne Kunst kunst- und kulturhistorische Fragen der KunstprodukSeite 14
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Konzeptentwurf
tion der DDR ebenso wie ihres Kunstsystems und dessen gesellschaftspolitischer Funktion
und Bedeutung aufarbeiten.
b. Strukturelle Aspekte
Das Kunstarchiv Beeskow wird seit 2001 vom Amt für Bildung, Kultur und Sport des Landkreises Oder-Spree bewirtschaftet. Grundlage hierfür ist ein Verwaltungsabkommen zwischen den Ländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin. Auch das
Kunstarchiv Beeskow ist folglich keine eigenständige juristische Person. Zunächst wäre
insofern eine Klärung staatsvertraglicher Fragen zwischen den drei Ländern herbeizuführen, die das Kunstarchiv gemeinschaftlich betreiben. In der Folge wären die gleichen
verwaltungsmäßigen Schritte zu durchlaufen, die bereits für die Fusion des MJK mit dem
dkw. skizziert wurden. Verantwortlicher Vertragspartner wäre hierbei der Landkreis OderSpree. Sollte die Planung für ein Depot im Schloss Beeskow umgesetzt werden, wäre die
Stadt Beeskow als Inhaber der Immobilie ebenfalls zu beteiligen.
Das Land Brandenburg hat sich im Verwaltungsabkommen „Kunstarchiv“ verpflichtet, die
organisatorischen Voraussetzungen für die Nutzung des Archivbestands zu schaffen. Das
gilt für die wissenschaftliche Erschließung, Information und Veröffentlichung ebenso wie für
die Sammlung, Archivierung und Auswertung sekundärer Materialien zum Thema „Kunst in
der DDR“. Auch kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen zum Themenbereich
können vom Archiv durchgeführt werden. Die Anlage einer musealen Sammlung zur Kunst
in der DDR, also die kontinuierliche Erweiterung des Archivbestands, ist explizit nicht
Zweck des Kunstarchivs Beeskow.
c. Möglichkeiten der Einbindung in die Stiftung
Es wären insofern für eine engere Zusammenarbeit/Fusion mit dem Kunstarchiv Beeskow
unter anderem Regelungen dahingehend zu treffen, dass das Kunstarchiv Beeskow als in
sich eigenständiger, historisch aussagekräftiger Bestandteil der Sammlung des LMMK zu
erhalten ist und nicht erweitert oder geteilt werden darf. Das Kunstarchiv Beeskow muss
auch zukünftig der Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit als ein in sich
geschlossener Teil des LMMK zugänglich gemacht werden.
Zugleich muss geregelt werden, dass die Stiftung für Ausstellungs- und Forschungszwecke
durchaus Teile des Archivs in Teil- oder Überblicksausstellungen einbinden und so Bezüge
zwischen den Sammlungen des MJK und des dkw. und dem Archiv herstellen und nachvollziehbar machen kann („interner Leihverkehr“).
Inzwischen liegt das vom Kuratorium des Archivs beauftragte Gutachten vor. Diesem ist zu
entnehmen, dass von den 23.000 Kunstwerken lediglich ca. 5.000 von höherem kunsthistoSeite 15
Dezentrales Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst
Konzeptentwurf
rischem Wert sind. Zum größten Teil sind die Bestände nicht inventarisiert. Die
systematische Erforschung des Bestandes wäre neben der Inventarisierung vorrangig der
Werke von kunsthistorischem Wert die wichtigste Aufgabe. Dies könnte parallel zur Erforschung der Bestände von MJK und dkw. (s.o.) erfolgen, um die Bestandserforschung einheitlich zu steuern und ein Ergebnis „aus einem Guss“ zu erhalten. Allein für die Beeskower
Bestände müssten temporär zwei zusätzliche Stellen geschaffen und durch das Land
finanziert werden. Eine Ausdehnung der für die Museen Junge Kunst und dkw. angedachten DFG-Projekte (s.o.) wäre denkbar. Damit würde das Land Brandenburg zugleich seiner
Verpflichtung gemäß Verwaltungsabkommen „Kunstarchiv“ zwischen den Ländern Brandenburg, Berlin und Mecklenburg Vorpommern nachkommen. Das Land Brandenburg
würde die entsprechenden Voraussetzungen schaffen, die Stiftung würde die Verpflichtungen erfüllen, die darin liegen, die Nutzung des Archivbestandes zu ermöglichen. Dies soll
für die wissenschaftliche Erschließung, Information und Veröffentlichung ebenso wie für die
Sammlung, Archivierung und Auswertung sekundärer Materialien zum Thema „Kunst der
DDR“ gelten. Auch kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen zum Themenbereich
können vom Archiv durchgeführt werden.
Organisatorische, rechtliche Fragen, mögliche zukünftige Strukturen und der Finanzbedarf
für diese Erweiterung sind nicht Gegenstand dieses Papieres und müssen nach grundsätzlicher Entscheidung zu einer beabsichtigten Einbindung in ein künftiges Landesmuseum
geklärt werden.
10. Schlussbemerkung
Das
Flächenland
Brandenburg
kann
bei
der
Gründung
eines
dezentralen
Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst, ob mit oder ohne das Archiv in
Beeskow, an bereits bestehende Modelle und Erfahrungen anknüpfen. Kultureinrichtungen
mit komplementären oder gar identischen Aufgaben näher zusammenzuführen hat hier,
wenn man so will, bereits Tradition. Beispiele sind der Theater- und Konzertverbund, die
Zusammenführung des Filmmuseums Potsdam mit der Hochschule für Film- und
Fernsehen, der Kammeroper Rheinsberg und der Musikakademie Schloss Rheinsberg, von
Kulturland Brandenburg e.V. mit dem Haus der Brandenburgischen Geschichte. Die
Gründung eines dezentrales Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst
würde diese Entwicklung fortsetzen, den beachtenswerten Beständen beider Museen
bundesweit die angemessene Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, den Bereich der
Bildenden Kunst
im Land erheblich
stärken und dessen Wahrnehmbarkeit für
Brandenburger und Besucher des Landes Brandenburg spürbar verbessern.
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