Windenergie – Ein heißes Thema Mehr als 100 Besucher kamen zum „Expertengespräch Windkaft“ Leer. Die Kraft des Windes bewegt nicht nur Propellerflügel, auch die Menschen. Mehr als 100 Besucher aus dem gesamten Landkreis kamen am Dienstagabend (24.11.2015) zum „Expertengespräch Windkraft“ ins Hotel Ostfriesenhof in Leer. Eingeladen hatte die Friedrich-Naumann-Stiftung. Gegen Ende ging es sogar heiß her. Insbesondere der Landkreis Leer bekam in der anschließenden Diskussion sein Fett weg: „Der Landkreis ist ein moderner Diktator“, lautete ein Vorwurf aus dem Publikum. Auch die Presse habe nicht immer objektiv berichtet, wenn kritische Stimmen zur Windkraft laut wurden. Betont sachlich argumentierten die geladenen drei Fachleute. Deutliche Aussagen hatten aber auch sie im Gepäck. Alle drei lehnen Windkraft zwar nicht rundweg ab, aber sie stehen ihr doch sehr kritisch gegenüber. Matthias Elsner vom Verbund „Vernunftkraft Niedersachsen“ beleuchtete Windkraft vor allem aus volkswirtschaftlicher Sicht. Er räumte gleich mit der Vorstellung aus, dass Windkraft der bestimmende Stromlieferant in Deutschland sei: „Windkraft macht nur etwas mehr als 8 Prozent aus.“ Demgegenüber ständen horrende Kosten von bisher rund 34 Milliarden Euro. Und diese Summe würde noch steigen. Ohnehin, so Elsner, sei eine Energieform wie Windkraft nicht in der Lage, die Stromversorgung in Deutschland zu sichern. In Phasen, wenn kein Wind wehe, müsse Strom von anderen Energielieferanten hinzugekauft werden, während in Spitzenzeiten Strom aus Windenergie entsorgt werden müsse, weil nicht genügend Speicherkapazitäten vorhanden seien. „Ohne konventionelle Energie geht es nicht“, stelle er klar. Professor Dr. Lothar Meyer - ebenfalls „Vernunftkraft Niedersachsen“ – legte den Schwerpunkt seiner Argumentation auf den gesundheitlichen Aspekt von Windkraftanlagen. Er teilt keinesfalls die Auffassung, dass der sogenannte Infraschall gesundheitlich unbedenklich sei: „Diese tiefen Töne werden vom Menschen wahrgenommen.“ Schlafstörungen könnten die Folge sein: „Ich kenne selbst einen Fall.“ Kritik äußerte Meyer auch an der TA Lärm. Sie berücksichtige nicht, dass sich die Reichweite der Geräusche von Windanlagen durch unterschiedliche Luftschichten verlängern. Auch in einer Entfernung mehr als 1000 Metern seien sie mitunter klar zu vernehmen. Der dritte Windkraft-Experte war der energiepolitische Sprecher der niedersächsischen Landtagsfraktion, Dr. Gero Hocker aus Achim. Er sprach sich für ein „Innehalten“ bei der energiepolitischen Wende aus. „Wir haben gegenwärtig weder die Technologie, um Strom massenhaft zu speichern, noch die Leitungen um ihn dorthin zu transportieren, wo er benötigt wird.“ Auf Windkraft künftig zu verzichten wollen aber weder er noch die beiden Experten von „Vernunftkraft“. Sie sprachen sich für einen vernünftigen Mix aus. Ob dies in Niedersachen der Fall sein wird, da hat Hocker allerdings Bedenken: „Die Zielplanungen der Landregierung orientieren sich an den Herstellern von Windkraftanlagen.“ Bei der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde mehrfach der Landkreis Leer angegriffen. Ohne zeitlichen Druck forciere er ein Raumordnungsprogramm, das Vorrangflächen für Windkraft ausweise und dabei zu geringe Abstandsflächen zu Wohngebieten zulasse, wurde mehrfach moniert. FDP-Kreistagsmitglied Arnold Venema trat hingegen friedenstiftend auf. Er plädierte für eine Steuerungsfunktion des Landkreises , ohne dabei Gemeinden und Menschen außen vor zu lassen: „Wenn alle einbezogen werden, haben wir bislang immer eine befriedigende Lösung gefunden.“ Zur Person Eingeladen hatte die FDP nahe Friedrich-Naumann-Stiftung. Vorträge hielten Professor Dr. Lothar Meyer und Matthias Elsner von der „Vernunftkraft Niedersachsen“. Es handelt sich um einen Verbund von Bürgerinitiativen, die der Energiewende und der Windkraft kritisch gegenüberstehen. Dritter Experte war Dr. Gero Hocker , energiepolitischer Sprecher der niedersächsischen Landtagsfraktion. Gwendolyn Stoye-Mingers aus Leer moderierte die Veranstaltung.
© Copyright 2024 ExpyDoc