gmuender_tagespost_2015_11_09 Der Windpark schmilzt zu Inseln

Der Windpark schmilzt zu Inseln
Mögliches Gebiet zwischen Plüderhausen und Welzheim deutlich verkleinert
Der erste zusammenhängende Windpark des Rems-Murr-Kreises sollte zwischen
Plüderhausen und Welzheim entstehen. Von den Plänen übriggeblieben sind lediglich zwei
Inseln. Nun soll schleunigst ein neues Gutachten her.
Anja Müller
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Statt einer verbundenene Fläche vom Bereich nordöstlich Plüderhausens nach
Norden bleiben von der für Windkraftanlagen möglichen Fläche WN 29 nur
zwei Inseln. Rechts in der Grafik ein weiteres Vorranggebiet für Windkraft bei
Alfdorf. (Grafik: Ricarda Pinzke/Quelle:Regionalverband Stuttgart)
Plüderhausen/Lorch. Bis zu acht Windräder sollten in einem Windpark im Schwäbischen
Wald, unter anderem auf dem Hohbergkopf zwischen Plüderhausen und Welzheim, entstehen.
So zumindest sahen die Pläne aus, die das Investoren-Dreiergespann aus Stadtwerken
Stuttgart, Stadtwerken Heidenheim und Windenergie Baden-Württemberg GmbH (WEBW)
2013 für das Gebiet hatte. Nun hat der Regionalverband Stuttgart Ende September Standorte
gestrichen. Stark verkleinert wurde der Standort WN 29, so heißt das Gebiet im Welzheimer
Wald, weil der nördliche Rems-Murr-Kreis aus Sicht der Regionalversammlung sonst zu stark
belastet sei.
Konkret heißt das – dass nichts konkret ist. Die Standorte, wie sie bisher geplant gewesen
seien, sind „nicht möglich“, sagt Markus Schnabel, Geschäftsführer bei der WEBW, die für
die Projektplanung zuständig ist. Die sei nun „zurück auf Null“. Die Ergebnisse der
Windmessung, die das Konsortium bis zum Frühjahr über ein Jahr lang betrieben hat,
müssen nun neu berechnet werden. Schnabel erklärt das Vorgehen dabei. „Irgendwo in
der Mitte“ eines möglichen Gebiets für Windkraft stehe der in diesem Fall 2014
gepflanzte Messmast, anhand dessen Ergebnissen die Wirtschaftlichkeit für den
gesamten Bereich berechnet werde. „Mit jedem Kilometer wird die Ungenauigkeit
größer.“
WN 29 wäre laut dieser Ergebnisse „wirtschaftlich gewesen“, sagt Schnabel. Doch nun sei
erst ein neues Parklayout nötig, um die Wirtschaftlichkeit neu berechnen zu können. Dabei
seien neben der so genannten Windhöffigkeit, also der Eignung zum Windenergiestandort
aufgrund vorhandener Windstärke, der Artenschutz ebenso zu berücksichtigen wie
biologische und geologische Untersuchungen. Die Neuberechnung „kann schon ein paar
Monate dauern“. Den drei Investoren sei daran gelegen, so schnell wie möglich zu
Ergebnissen zu kommen, um eine Vergütung auf Grundlage des Erneuerbare-EnergienGesetztes für die Einspeisung für Strom aus Windkraft zu bekommen. Dass WN 29 „geteilt
und verkleinert“ wurde, dahinter stecke „sicher viel Politik“, sagt Schnabel. Er nehme beim
Thema Windkraft diese Stimmung wahr: „Ich bin dafür, aber nicht vor meiner
Haustür.“
Schaffer: Steigende Chancen, „dass nix draus wird“
Andreas Schaffer als Bürgermeister von Plüderhausen will keine Windkraft, genauer gesagt,
nicht mehr. Als der Regionalverband vor drei Jahren die entsprechenden Gebiete ausgewiesen
habe, habe der Plüderhäuser Gemeinderat sich für die möglichen Windkraftstandorte im
benachbarten Schwäbischen Wald auf dem Hohberg und bei Eselshalden ausgesprochen. Und
zwar nach dem Motto, dass jeder etwas zur Energiewende beizutragen habe, sagt Schaffer.
Die habe sich mittlerweile entwickelt, hin zu der Erkenntnis „Windkraft kann
Atomkraft nicht ersetzen.“ Und: „Mittlerweile sehe ich keinen Sinn darin, hier einen
Windpark aufzubauen.“ Die Chancen seien gestiegen, „dass nix draus wird“, sagt Schaffer.
Zumindest aber hofft er das für Plüderhausen.
Von der Lorcher Stadtverwaltung war am Montag keine Stellungnahme dazu zu bekommen,
wie die Situation in Sachen Windkraft beurteilt wird.Weitmars wäre am ehesten vom
möglichen Standort auf dem Hohbergkopf betroffen.
Aus 96 werden 41
Der Regionalverband Stuttgart stellt unter www.www.region-stuttgart.org/mobil/wind die
Vorranggebiete für Windkraftanlagen dar, für die die Regionalversammlung Ende September
ein Gesamtkonzept beschlossen hat. 2012 hatte der Regionalverband begonnen, Flächen für
Windkraftstandorte auszuweisen. Ursprünglich gab es 96 mögliche Standorte. In diesem
September hatte der Planungsausschuss empfohlen, 44 weiterzuverfolgen, bei 41 stimmte die
Regionalversammlung zu.
© Gmünder Tagespost 09.11.2015 19:18:12