Frühe Pflege für Ihr Grünland

Grünland
Frühe Pflege für
Ihr Grünland
S
ind keine starken Nachtfröste angesagt und Ihre Grünlandbestände nicht mehr reifbedeckt,
können Sie mit der Narbenpflege loslegen. Die erste Pflegemaßnahme im
Frühjahr ist der wichtigste Schritt, um
leistungsfähige Bestände zu etablieren.
Entscheidend ist, dass Sie diese angepasst an die Witterung und Nutzungsrichtung auf Ihrem Standort durchführen.
Bis Mitte Januar hat es durch Auswinterungen kaum Narbenschäden gegeben. Sie traten eher durch starke Niederschläge und dadurch bedingte lokale
Überschwemmungen auf. Im Nordosten blieben die starken Fröste der letzten Wochen dagegen nicht ohne Folgen.
Um die entstandenen Narbenlücken zu
schließen und Ihre Grasbestände zu
verbessern, bieten sich daher folgende
Maßnahmen an: Striegeln, Abschleppen, Über- und Nachsaat sowie Walzen.
fläche. Für eine narbenschonende, effektive Durchlüftung sollte der untere
Teil des Striegelzinkens senkrecht zum
Boden stehen. Der Druck der Zinken ist
dabei so eingestellt, dass erwünschte
Gräser sich nicht aus der Narbe lösen.
Wenn Sie mit dem Striegel bzw. der
Schleppe eine Über- oder Nachsaat
kombinieren, achten Sie auf eine gleichmäßige Verteilung der Saat. Hierfür
müssen Sie den Samen im Striegelbereich bzw. hinter der Schleppe einbringen, nicht davor. Eine Säeinheit in der
Fronthydraulik des Schleppers ist daher
Fotos: Höner
Die richtige Frühjahrskur hängt vom jeweiligen Bestand ab.
Wichtig: Bis zum Schossen muss alles gelaufen sein. Tipps
dazu von Dr. Edgar Techow, LWK Schleswig-Holstein.
Bringen Sie Ihre Grünlandnarbe frühzeitig
mit Nachsäen und Walzen in Schuss.
Gut gelüftet!Durch Striegeln und
Schleppen können Sie
• Narbenunebenheiten, z. B. verursacht
durch Maulwürfe, Beweidung und Fahrzeuge beseitigen,
• Stallmist und Gülle optimal verteilen
und einarbeiten,
• die Narbe durchlüften und die Bestockung der Gräser anregen, sowie
• abgestorbene Altpflanzen und flach
wurzelnde Ungräser (Jährige und Gemeine Rispe) und -kräuter ausreißen.
Berücksichtigen Sie beim Einsatz der
Schleppe, dass diese zwar sehr gut ein­
ebnet und verteilt, die Narbe jedoch
schlecht lüftet. Der Striegel ebnet dagegen nur mit entsprechend vorgelagerter
Schiene gut ein, durchlüftet die Narbe
aber deutlich besser. Durch die federnde
Wirkung der Zinken arbeitet der Grünlandstriegel auch bei leichten Boden­
unebenheiten immer an der Bodenober-
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Das Nachsägerät
verteilt das
Saatgut hinter
dem Striegel. Es
sorgt so für eine
optimale Verteilung der Saat.
völlig ungeeignet. Abgeschleppte Bo­
denunebenheiten bleiben dann ohne
Saatgutbedeckung – gerade an den Stellen, an denen sich neue Pflanzen etablieren sollen. Ebenfalls vorteilhaft für
Keimung und Auflauf ist ein leichtes
Einarbeiten der Saat.
Der alternative Einsatz einer Drilloder Spezialmaschine auf nicht verfilten Narben verbessert den Nachsaaterfolg übrigens nicht. Im Frühjahr ist der
richtige Zeitpunkt der Maßnahme
(Bestockung der Narbe) entscheidend.
Das Saatgut lässt sich auch mit der
Gülle ausbringen. Das Problem ist hierbei aber die Verteilgenauigkeit bzw. das
Einmischen des Saatgutes in die Gülle
(Aufschwimmen des Saatgutes).
Erfolgreich nachgesät:Damit Ihre
Über- bzw. Nachsaat gelingt, ist nicht
die Saatgutmenge in kg/ha wichtig,
sondern die Anzahl Keimpflanzen pro
m2. Wie in anderen Kulturen ist das
Tausendkorngewicht (TKG) der verwendeten Arten und Sorten zu berücksichtigen. Mit einer Aussaatmenge von
20 kg/ha Deutschem Weidelgras bringen Sie 450 bis 850 keimfähige Körner
pro m2 aus. Der Einfluss des TKG und
der Saatmenge auf die Anzahl an
Keimpflanzen/m2 lässt sich aus der
Übersicht 1 ablesen. Wichtig ist vor allem das Verhältnis von diploiden zu tetraploiden Sorten in der Mischung.
Mit 900 bis 1 000 Keimpflanzen/m2
erzielt man eine dichte Narbe bei einer
Neuansaat. Somit sollten 25 % einer
Neuansaatmenge (7 bis 8 kg/ha) für die
regelmäßige Übersaat ausreichen. Bei
sehr lückigen Beständen können Sie die
Menge entsprechend erhöhen.
Das Sortiment von Mischungen für
eine Grünlandnachsaat hat sich in den
letzten Jahren erweitert und ist dadurch unübersichtlicher geworden.
Häufig finden sich aber immer noch
Mischungen, die überwiegend aus Deut-
Übers. 1: Ansaat mit Deutsch
Weidelgras-Mischungen
TKG*
in g
Anteil tetraploider
Sorten
(in %)
Verfahren
Über-, Nachsaat
Neuansaat
Aussaatstärke (kg/ha)
5
10
15
20
30
40
2,0
0
213 425 638 850 1 275 1 700
2,4
30
177 354 531 708 1 063 1 417
2,8
50
151 304 455 607
911
1 214
3,1
70
137 274 411 548
823
1 097
3,5
100
121 243 364 486
729
971
Nach einer Über- bzw. Nachsaat mit einer Aussaatstärke
von 15 kg/ha stehen 360
bis 630 Keimpflanzen/m2.
Berücksichtigen Sie beim
Berechnen der Saatgut­
menge das TKG. Je höher
das TKG, desto geringer die
Anzahl an Keimpflanzen/m2.
*) Annahme: mittleres TKG von diploiden Sorten 2,0 g;
tetraploide Sorten 3,5 g
Keimfähigkeit 85 %; TKG-Angaben sind Durchschnittswerte der „Beschreibenden Sortenliste“.
Quelle: LWK Schleswig-Holstein
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Grünland
So gelingt Ihre
Nachsaat
Foto: Höner
Diploide oder tetraploide
Sorten des Deutschen
Weidelgras – welche
gehören in die Mischung?
1. F ür die Nachsaat eignen sich vor
allem konkurrenzstarke Arten, da
die Wüchsigkeit der Altnarbe nicht
zu unterschätzen ist. Von den Gräsern ist das Deutsche Weidelgras
allen anderen deutlich überlegen.
Sie sollten es bei der Frühjahrsnachsaat auf intensiv genutzten
Standorten ohne weitere Mischungspartner säen.
In einigen Regionen empfiehlt
sich standortbedingt der Einsatz
von Wiesenschwingel. Wegen seiner langsamen Jugendentwicklung
kann er sich in einer Frühjahrsnachsaat schwerer durchsetzen.
Auch andere Gräserarten haben
dieses Problem.
2. D
iploide Sorten des Deutschen
Weidelgrases bilden im Vergleich
zu tetraploiden eine dichtere
Narbe. In der Winterhärte und damit der Ausdauer unterscheiden
sie sich aber nicht, sodass die Leistung das entscheidende Maß bei
der Sortenwahl ist.
3. I n den Leistungsmerkmalen wie
Ertrag, Winterhärte und Rostanfälligkeit findet man beim Deutschen Weidelgras erhebliche Sortenunterschiede. Vom Bundessortenamt sind 150 Sorten zugelassen.
Diese werden in den einzelnen
Bundesländern regional geprüft
und entsprechend für die jeweiligen Standorte empfohlen. Nutzen
Sie diese regionalen Leistungsprüfungen als Grundlage für Ihre Sortenwahl!
4. B
ei Nachsaaten auf moorigen
und anmoorigen Böden und in Höhenlagen sollten Sie die Sonderprüfungen an entsprechenden
Standorten berücksichtigen. Auf
Niederungsstandorten greifen Sie
am besten zu Nachsaat-Mischungen, die zum überwiegenden Teil
„Moor-Sorten“ enthalten.
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Profilwalzen sorgen bei Über- und Nachsaaten für optimalen Bodenschluss.
schem Weidelgras bestehen, wenn es
sich um Ansaatmischungen handelt, die
für die Reparatur von Dauer- bzw.
Wechselgrünlandflächen
bestimmt
sind. Bevorzugte Partner sind Wiesenschwingel, -lieschgras (Timotee) und
-rispe. Welche Zusammensetzung der
Mischung die richtige ist, ergibt sich aus
Standort, Nutzung, Art und Aussaat­
termin.
Für den Erfolg der jetzt im Frühjahr
anstehenden Nachsaaten zur Narbenverbesserung ist die Herkunft der verwendeten Mischung wichtig. Beim Bezug von „Qualitäts-Standard-Mischungen“ können Sie sicher sein, dass Sorten
und Arten verwendet werden, die in
Ihre Region passen. Jeder Mischer hat
die empfohlenen „Qualitäts-StandardMischungen“ im Sortiment. Sollten Sie
auf „Firmenmischungen“ zurückgreifen, seien Sie kritisch bezüglich der Sorten- und Artenzusammensetzung! Vergleichen Sie diese mit den Ergebnissen
aus den Landessortenversuchen. Es
zählt bei der Mischungswahl nicht der
Sortenumfang, sondern ihre Leistung.
Wann Walzen?Im Anschluss an eine
erfolgte Nach- bzw. Übersaat bietet sich
ein Walzgang an, um die Saat anzudrücken. Dieser bringt folgende Vorteile:
• Böden, die zum Hochfrieren neigen
(Hoch-, Niedermoor), lassen sich so me-
chanisch und oberflächlich verdichten.
• Das Verdichten verbessert die Wärmeund Wasserleitfähigkeit der Böden.
• Er sorgt für eine ebene Bodenoberfläche (inkl. Einwalzen kleiner Steine) und
damit für eine intakte Narbe beim Mähen und Werben.
• Er regt die Bestockung der Gräser an
und fördert die Narbendurchwurzelung.
Wenn eine dieser Wirkungen erreicht
werden soll, ist das Walzen sinnvoll.
Aber nicht immer: Auf den meisten
Standorten schadet es heute mehr als es
nutzt, weil die Böden oft durch die Bewirtschaftung bereits stark verdichtet
sind. Auch Narben auf moorigen und
anmoorigen Böden sind aufgrund des
häufig starken Mineralisierungsgrades
im Oberboden nach milden Wintern
nicht immer hochgefroren. So sind auch
diese Standorte nicht grundsätzlich zu
walzen. Von einem Einsatz auf schweren Standorten ist wegen der Verdichtungsgefahr ebenfalls abzuraten.
Die beste Wirkung erreichen Sie auf
leicht feuchtem Boden, das heißt, wenn
dieser noch formbar, aber nicht zu nass
ist (Stiefelabdruck zu sehen). Enthält er
zu viel Wasser, besteht die Gefahr von
Verdichtung. Ist der Boden zu trocken,
bleibt der Walzgang wirkungslos.
Wie wirkungsvoll das Walzen ist,
hängt auch von der eingesetzten Wal­
zenart und der Überfahrtgeschwindig-
Schnell gelesen
• Starten Sie mit den Pflegearbeiten auf Ihrem Grünland frühzeitig.
Damit legen Sie die Basis für leistungsstarkes Grünfutter.
• Walzen ist nicht auf allen Standorten sinnvoll.
• Der optimale Zeitraum zum Striegeln, Walzen und Nachsäen endet,
wenn die Gräser zu Schossen beginnen.
• Regionale Leistungsprüfungen helfen Ihnen, die richtigen Sorten
für Ihre Über- und Nachsaaten zu finden.
mechanischen Pflegearbeiten sollten Sie
bis zu einer Bestandeshöhe von 10 bis
15 cm beenden. Das heißt: Sobald die
Gräser zu Schossen beginnen, muss die
Narbenpflege abgeschlossen sein. Denn
zu spät gestriegelte und gewalzte Bestände reagieren in der Regel mit Ertragsverlusten.
Schleppen, Striegeln und Walzen wirken sich positiv auf die Bestockung der
Gräser und damit auf die Verbesserung
der Narbendichte aus. Geht der Bestand
aber aus der Bestockung in das Schossen
über, wird die Narbendichte kaum noch
gefördert. Der Abschluss der Pflege-
sem Termin jedoch nicht erfolgen
konnten, sollten Sie diese dann nur
noch im Ausnahmefall durchführen.
Kommen Sie mit der Saat zu spät,
kann das junge, noch schwach entwickelte Gras bei erstem Wassermangel
im Mai vertrocknen. Früh gesäte und
damit besser entwickelte Nachsaaten
überstehen diese Trockenperioden. Außerdem nimmt die Konkurrenz der Altnarbe im Schossen zu, sodass sich die
Nachsaat nicht durchsetzen kann.
Übers. 2: Pflege-Fahrplan für Ihr Grünland
Grafik: Driemer
Zeitfenster für Narbenpflege:Alle
maßnahmen ist somit nicht an einem
Datum festzumachen, sondern an der
Entwicklung des Bestandes. Auch die
Temperatursumme hilft wenig.
Bei einer normalen Frühjahrsentwicklung ist die Narbenpflege nur bis
Anfang April zweckmäßig (siehe Übersicht 2). Standortunterschiede und die
Jahreswitterung beeinflussen jedoch
die Entwicklung der Bestände und sind
bei der Entscheidung zu berücksichtigen. Wenn die Maßnahmen bis zu die-
Walzen
Quelle: Dr. Techow
keit ab. Während auf aufgefrorenen
Moorstandorten Glattwalzen mit einem Gewicht von 700 bis 1 000 kg/m
Arbeitsbreite bei einer Geschwindigkeit
von 4 km/h überzeugen, reichen beim
Einwalzen kleiner Steine geringere Gewichte mit höherer Geschwindigkeit.
Um den Bodenschluss nach einer Übersaat sicherzustellen, wählen Sie Profilwalzen wie Güttler-, Cambridge- oder
Prismenwalzen. Eine Kombination mit
Striegel und Nachsaat ist dabei sinnvoll.
Schleppen-Striegeln
Nachsaat
Nachmähen-Putzen
Feb. März Apr. Mai Juni
optimaler Zeitraum
Juli Aug. Sept. Okt. Nov.
im Bedarfsfall
Von Anfang März bis Anfang April ist der optimale Zeitraum zum Walzen, Striegeln,
Schleppen und Nachsäen.
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