NACHBETRACHTUNG(EN) Sie ist schon wieder unglaubliche 4 Wochen vorbei: die 21. Leipziger Auktion für Bildende Kunst – diesmal wieder, ihrem Namen gemäß, in Leipzig über die Bühne gegangen. Und das mehr als zufriedenstellend: 70% Zuschläge, dabei mit 660 Euro für ein Blatt von Beerkast (d.i. Manfred Kastner) auch ein überaus bemerkenswertes Resultat (um das marktschreierische Wort „Auktionsrekord“ nicht zu benutzen). Kastner war natürlich ein ebenso eigenwilliger wie eigenständiger Künstler, im Grunde Autodidakt, da nie an einer Kunsthochschule. Doch Erlerntes zählt nichts gegen Geschaffenes – und das war bei Beerkast, wie er sich als Maler nannte bemerkenswert. Und somit ein Dorn im Auge der Bezirksleitung des VBK Rostock, die deshalb auch seinen Antrag auf Mitgliedschaft im Verband torpedierte. Seine Bürgen waren übrigens Otto Möhwald und Thomas Ranft. Der Hallenser Maler sollte über jeden Zweifel erhaben sein, er hat sich nie von Modernität blenden lassen, sondern immer nur künstlerische Qualität gewertschätzt. Nicht anders Niemeyer-Holstein, der nicht nur für die gesamte junge Künstlerschaft im Norden der DDR ein Vorbild war. Beerkast und er hatten sich über Kastners Restaurierungsarbeit kennen und schätzen gelernt. Der „Käpt’n“ besaß Bilder von Beerkast und ließ sich von ihm porträtieren. Folgerichtig, dass Hans-Peter Schulz beide gemeinsam in der 69. Verkaufsausstellung der Galerie am Sachsenplatz vom 28.04. bis zum 22.05 1979 präsentierte. Das Galeriegespräch fand damals am 11.05. unter Leitung von Hella Markus statt. Wer sich intensiver mit Manfred Kastner beschäftigen will, dem empfehle ich den sehr lesenswerten Artikel „Der Stralsunder Maler M.K. und der Bezirksverband bildender Künstler Rostock in den siebziger Jahren“ von Beatrice Vierneisel. Ungewollt aber aufs intensivste verknüpfen sich hier Zeitereignisse mit der Durbacher Ausstellung „Getrennte Welten. Künstlerischer Eigensinn in Ost und West“ – sehr erfreulich, dass man einen zweiten Präsentationsort gefunden hat: im Herbst wird die Schau in der Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg zu sehen sein. Auch einen Ort in den neuen Bundesländern hätte ich mir gewünscht, so wie die Sammlung Seiz in Cottbus und in Reutlingen gezeigt wurde bzw. noch gezeigt wird. Sie trägt den Titel „Weltenwechsel“ und ist – bei freiem Eintritt – noch bis zum 12. Juli im Städtischen Kunstmuseum Spendhaus, dem Kunstverein, der Kreissparkasse und im Rathaus in Reutlingen zu sehen. In der Sonderveröffentlichung des Reutlinger General-Anzeigers ist ein längeres Interview mit Hartwig Ebersbach veröffentlicht. Das dient mir als Überleitung zum Plural in meinem Betreff: NACHBETRACHTUNG(EN). HARTWIG EBERSBACH feierte am 17.5. seinen 75. Geburtstag und in der Kunststadt Leipzig gab und gibt es nicht die kleinste Ausstellung für ihn. Analoges gilt für WOLFGANG E. BIEDERMANN - er hätte am 5.4. dieses Jublläum feiern können und auch hier fand sich kein Hinweis, nirgendwo. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: das soll weder Klage geschweige denn Vorwurf sein! Vielmehr Bestätigung der Idee, die mir schon seit Jahren durch den Kopf geht: ein Ort für dauerhafte Präsentation Leipziger Kunst des 20. Jahrhunderts, verbunden mit der Möglichkeit auf besondere Jublläen einzugehen. Das sind ja am Ende nicht nur die runden Geburtstage, da jährt sich im Herbst z.B. die inzwischen als legendär empfundene 7. Kunstausstellung des Bezirkes Leipzig. Sicher kann man das zu Beginn auch virtuell starten - wenn man es kann! Mir ist das, trotz meines Informatikstudiums, nicht gegeben. Aber ich habe mich ja auch noch mit Lochkarten am R 300-Rechner herum zu plagen gehabt. Vielleicht finde ich mal jemand, der mir eine entsprechende Seite einrichtet. Doch irgendwann bedarf es natürlich der realen Örtlichkeit: Kunst MUSS man mit eignen Augen im Original sehen. Seit dem Verlust der Räume im FregeHaus denke ich natürlich über die Frage der permanenten Präsentation Leipziger Kunst nach und merke immer mehr, daß das allein nicht zu stemmen ist. Vielleicht sehe ich das aber auch alles zu nostalgisch und mache mir das Interesse an der lokalen Tradition nur vor? Vielleicht interessiert sich ja gar niemand für eine Kunstausstellung, die vor 50 Jahren stattgefunden hat. Dabei war sie der sichtbare Beginn der Dominanz der Leipziger Malerei, manifestiert wenige Jahre später mit der Studio-Ausstellung „Junge Maler aus Leipzig im Gespräch“ in der Nationalgalerie. Besser bekannt als „Sachlichkeit kontra Sinnlichkeit“; drei Jahre später folgte „Neuerdings Karl-Marx-Stadt“ und präsentierte all jene Ex-Leipziger-Studenten, die formal nach anderen, nach neuen Formen suchten. Nur einer war weder in der einen noch in der anderen Ausstellung vertreten: WOLFGANG E. BIEDERMANN – einmal gehörte er formal nicht dazu, das andere Mal territorial. Er gehörte aber 1993 zu dem Quartett, die ich, damals noch als Galerie ARTeFACT, in einer gemeinsamen Ausstellung mit der Galerie am Sachsenplatz unter dem Titel „KUNST AUS SACHSEN“ in der Außenstelle Berlin des Wirtschafsministeriums zeigte. Günter Rexrodt, der damalige Wirtschaftsminister, der die Ausstellung eröffnete und ein Bild für seine Räume erwerben wollte, strebte zielgerichtet auf die Biedermann-Bilder zu, zuckte aber bei dem Preis von 27.000 DM zurück und entschied sich dann für die Arbeit „Meerestraum VII“ von Stefan Plenkers. Davor konnte man Rexrodt Mitte der 90er Jahre noch oft in Interviews sehen. Meine beiden anderen Künstler waren damals übrigens Michael Morgner und Reinhard Minkewitz. Von Letzterem stammte ja das Highlight der Frühjahrsauktion: der „Römische Torso“, eines seiner überaus raren Ölbilder. Auch die drei Lots von Biedermann konnten wir zuschlagen, wie eigentlich beständig in den Auktionen seine Unikate ihre Liebhaber finden. Das Schöne diesmal daran war, dass es ganz neue Interessenten gewesen sind, die diese Arbeiten erworben haben. Sie ist schon wieder unglaubliche 4 Wochen vorbei: die 21. Leipziger Auktion für Bildende Kunst – diesmal wieder, ihrem Namen gemäß, in Leipzig über die Bühne gegangen. Und das mehr als zufriedenstellend: 70% Zuschläge, dabei mit 660 Euro für ein Blatt von Beerkast (d.i. Manfred Kastner) auch ein überaus bemerkenswertes Resultat (um das marktschreierische Wort „Auktionsrekord“ nicht zu benutzen). Kastner war natürlich ein ebenso eigenwilliger wie eigenständiger Künstler, im Grunde Autodidakt, da nie an einer Kunsthochschule. Doch Erlerntes zählt nichts gegen Geschaffenes – und das war bei Beerkast, wie er sich als Maler nannte, bemerkenswert. Und somit ein Dorn im Auge der Bezirksleitung des VBK Rostock, die deshalb auch seinen Antrag auf Mitgliedschaft im Verband torpedierte. Seine Bürgen waren übrigens Otto Möhwald und Thomas Ranft. Der Hallenser Maler sollte über jeden Zweifel erhaben sein, er hat sich nie von Modernität blenden lassen, sondern immer nur künstlerische Qualität gewertschätzt. Nicht anders Niemeyer-Holstein, der nicht nur für die gesamte junge Künstlerschaft im Norden der DDR ein Vorbild war. Beerkast und er hatten sich über Kastners Restaurierungsarbeit kennen und schätzen gelernt. Der „Käpt’n“ besaß Bilder von Beerkast und ließ sich von ihm porträtieren. Folgerichtig, dass Hans-Peter Schulz beide gemeinsam in der 69. Verkaufsausstellung der Galerie am Sachsenplatz vom 28.04. bis zum 22.05 1979 präsentierte. Das Galeriegespräch fand damals am 11.05. unter Leitung von Hella Markus statt. Wer sich intensiver mit Manfred Kastner beschäftigen will, dem empfehle ich den sehr lesenswerten Artikel „Der Stralsunder Maler M.K. und der Bezirksverband bildender Künstler Rostock in den siebziger Jahren“ von Beatrice Vierneisel. Ungewollt aber aufs intensivste verknüpfen sich hier Zeitereignisse mit der Durbacher Ausstellung „Getrennte Welten. Künstlerischer Eigensinn in Ost und West“ – sehr erfreulich, dass man einen zweiten Präsentationsort gefunden hat: im Herbst wird die Schau in der Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg zu sehen sein. Auch einen Ort in den neuen Bundesländern hätte ich mir gewünscht, so wie die Sammlung Seiz in Cottbus und in Reutlingen gezeigt würde bzw. noch gezeigt wird. Sie trägt den Titel „Weltenwechsel“ und ist – bei freiem Eintritt – noch bis zum 12. Juli im Städtischen Kunstmuseum Spendhaus, dem Kunstverein, der Kreissparkasse und im Rathaus in Reutlingen zu sehen. In der Sonderveröffentlichung des Reutlinger General-Anzeigers ist ein längeres Interview mit Hartwig Ebersbach veröffentlicht. Das dient mir als Überleitung zum Plural in meinem Betreff: NACHBETRACHTUNGEN. HARTWIG EBERSBACH feierte am 17.5. seinen 75. Geburtstag und in der Kunststadt Leipzig gab und gibt es nicht die kleinste Ausstellung für ihn. Analoges gilt für WOLFGANG E. BIEDERMANN hätte am 5.4. dieses Jublläum feiern können und auch hier fand sich kein Hinweis, nirgendwo. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: das soll weder Klage geschweige denn Vorwurf sein! Vielmehr Bestätigung der Idee, die mir schon seit Jahren durch den Kopf geht: ein Ort für dauerhafte Präsentation Leipziger Kunst des 20. Jahrhunderts, verbunden mit der Möglichkeit auf besondere Jublläen einzugehen. Das sind ja am Ende nicht nur die runden Geburtstage, da jährt sich im Herbst z.B. die inzwischen als legendär empfundene 7. Kunstausstellung des Bezirkes Leipzig. Der sichtbare Beginn der Dominanz der Leipziger Malerei, manifestiert wenige Jahre später mit der StudioAusstellung „Junge Maler aus Leipzig im Gespräch“ in der Nationalgalerie. Besser bekannt als „Sachlichkeit kontra Sinnlichkeit“; 3 Jahre später folgte „Neuerdings KarlMarx-Stadt“ und präsentierte all jene Ex-Leipziger-Studenten, die formal nach anderem, nach neuen Formen suchten. Nur einer war weder in der einen noch in der anderen Ausstellung vertreten: WOLFGANG E. BIEDERMANN – einmal gehörte er formal nicht dazu, das andere Mal territorial. Er gehörte aber 1993 zu dem Quartett, die ich, damals noch als Galerie ARTeFACT, in einer gemeinsamen Ausstellung mit der Galerie am Sachsenplatz unter dem Titel „KUNST AUS SACHSEN“ in der Außenstelle Berlin des Wirtschafsministeriums zeigte. Günter Rexrodt, der damalige Wirtschaftsminister, der die Ausstellung eröffnete und ein Bild für seine Räume erwerben wollte, strebte zielgerichtet auf die Biedermann-Bilder zu, zuckte aber bei dem Preis von 27.000 DM zurück und entschied sich dann für eine Arbeit „Meerestraum VII“ von Stefan Plenkers. Davor konnte man Rexrodt Mitte der 90er Jahre noch oft in Interviews sehen. Meine beiden anderen Künstler waren übrigens Michael Morgner und Reinhard Minkewitz. Von Letzterem stammte ja das Highlight der Frühjahrsauktion: der „Römische Torso“, eines seiner überaus raren Ölbilder. Auch die drei Lots von Biedermann konnten wir zuschlagen, wie eigentlich beständig in den Auktionen seine Unikate ihre Liebhaber finden. Das Schöne daran war, dass es ganz neue Interessenten gewesen sind, die diese Arbeiten erworben haben.
© Copyright 2024 ExpyDoc