Auslandsaufenthalt in Palermo SS 15

Freiformulierter Bericht über Erasmus- Auslandsaufenthalt in Palermo SS 15
(von Veronika Rings, [email protected])
„Wenn du in Sizilien ankommst weinst du zweimal: Bei deiner Ankunft und bei deiner Abreise.“
Dieses sizilianische Sprichwort beschreibt ungefähr das verrückte Leben, das sich in Palermo abspielt:
es ist die Stadt der Gegensätze. Es gibt so viel zu entdecken und man erlebt so viel Positives wie
Negatives. Auf jeden Fall wird es in dieser chaotischen Stadt nie langweilig und man wird in jedem
Fall herzlich aufgenommen!
Meine Vorbereitung
1. Sprache:
Ich habe an der Uni einen Sprachkurs mit dem Level A 1.1 gemacht und zusätzlich noch einen
Sprachkurs an einer privaten Sprachschule in Düsseldorf gemacht, sodass ich das
Sprachniveau B1 hatte, bevor ich den Auslandsaufenthalt begonnen habe.
2. Infos:
Von einer ehemaligen Erasmusstudentin, die auch in Palermo war, habe ich viele wichtige
Infos zur Stadt, zur Uni und zum Leben vor Ort bekommen. Ich würde auch jedem
weiterempfehlen sich vorher mit einem ehemaligen Erasmus- Studenten zu treffen und
Fragen zu stellen. Kontakte kann man durch Frau Sandmann im Internationalen Büro
bekommen. Im Voraus kann man aber auch Prof. Florena, die Erasmus- Koordinatorin für
Medizinstudenten in Palermo (E-Mail: [email protected]) anschreiben, falls man
Hilfe mit den zu belegenden Kursen benötigt. Herr Orthofer (E-Mail:
[email protected]) arbeitet im internationalen Büro in Palermo, spricht Deutsch und
hilft bei organisatorischen Fragen.
3. Erasmus- Gruppen bei Facebook:
Die offizielle lautet „ESN- Palermo“ und organisiert viele Veranstaltungen, Ausflüge und
Willkommenstreffen. Über ESN habe ich auch einen Tutor zugewiesen bekommen, der mir
mit der Organisation der Wohnung und in den ersten Tagen geholfen hat.
„ETU- Palermo“ ist die inoffizielle Studentengruppe, die auch viel für internationale
Studenten anbietet.
4. Reise:
Ich bin mit Ryanair von Düsseldorf- Weeze günstig direkt nach Palermo geflogen. Man kann
aber auch nach Catania oder Trapani fliegen und dann mit dem Bus nach Palermo fahren.
Zudem habe ich im Reiseführer vorher einiges über Land& Leben auf Sizilien gelesen und
hatte so einen ersten Eindruck.
5. Wohnen:
Eine Wohnung findet man in Palermo sehr schnell und unkompliziert. Ich habe für die erste
Woche in einem sehr zentralen und empfehlenswerten Hostel (Hotel Regina,
[email protected], 21 Euro die Nacht) gewohnt und mir von dort aus Wohnungen
angeschaut. Auf dem Campus gibt es ein Büro, das bei der Wohnungssuche hilft (Casa Unipa,
E- Mail: [email protected]). Aber auch über www.subito.it oder die ESN- Gruppe oder
über die vielen Aushänge in der Stadt lässt sich eine Wohnung finden. Die Mieten liegen ca.
bei 200 Euro und man sollte darauf achten, dass es Internet gibt und eine Waschmaschine.
Ich habe mir zwei Sizilianerinnen in der WG gewohnt und so habe ich nicht nur Italienisch
geübt, sondern auch die italienische Küche und Kultur kennengelernt. Auf keinen Fall sollte
man eine Wohnung von Davide Rivituso mieten, diese sind oft runtergekommen und
schmuddelig.
Zudem gibt es häufig keinen Mietvertrag und die Vermieter schauen öfter mal vorbei ohne
sich anzukündigen, das ist dort ganz normal.
Studium an der Uni Palermo
1. Kontakte:
Herr Orthofer (E-Mail s.o.) ist der deutschsprachige Ansprechpartner im Erasmus- Büro
Palermo und bei ihm muss man sich immatrikulieren (nicht wundern, er ist etwas
speziell). Sein Büro ist an der Piazza Marina. Die Öffnungszeiten sind Mo- Fr 10-12 Uhr
Prof. Florena (E-Mail s.o.) hilft bei allem was Stundenplanfragen und Learning Agreement
angeht und ist sehr engagiert.
Ihr Büro ist auf dem Campus des Poliklinikums in der Pathologie.
Prof. Almasio (E- Mail: [email protected]) ist für die Organisation von Praktika in
den Kliniken zuständig und empfängt Studenten immer um 9 Uhr morgens in seinem
Büro in der Klinik für Innere Medizin.
2. Mein Studium:
Da ich in Düsseldorf im Modellstudiengang studiere und der Stundenplan der Uni
Palermo die Kurse, die ich brauchte nicht im SS angeboten hat, habe ich nur Praxisblöcke
und Famulaturen absolviert, was eine gute Alternative war.
Mit einem Schreiben von Prof. Almasio habe ich mich in der jeweiligen Klinik bei dem
leitenden Prof. vorgestellt und bin dann auf eine Station geschickt worden. Kittel,
Stethoskop, und OP- Klamotten sind selbst mitzubringen.
In der Klinik musste ich mich dann selbst zu Recht finden und ich habe einfach die Ärzte
angesprochen und die meisten waren wirklich freundlich und haben mir etwas gezeigt
oder erklärt. Wenn man Glück hat, darf man mal eine Visite machen, ansonsten ist aber
nur Zuschauen angesagt. Eine regelmäßige Anwesenheit wird von niemandem
überprüft, man muss also selber schauen, wie oft man hingeht bzw. wieviel man lernen
will.
Obwohl die Ärzte zum größten Teil gut ausgebildet sind, sind die Kliniken sehr veraltet
und mit der Hygiene und der Organisation nehmen es die Sizilianer nicht so genau. Also
muss man flexibel sein und mit allem rechnen. Auch mit streunenden Hunden im
Krankenhausflur.
Zudem habe ich einen kostenlosen Sprachkurs an der Uni Palermo gemacht. Anmelden
kann man sich unter [email protected].
Leben in Palermo
1. Lebenshaltungskosten: waren ungefähr so hoch wie in Deutschland. Obst und
Gemüse sind günstiger, Milchprodukte teurer.
2. Kontoeröffnung: ist nicht nötig, da man hier super mit der Visakarte bezahlen und
Geld abheben kann.
3. Öffentliche Verkehrsmittel: Innerhalb der Stadt gibt es Linienbusse, auf diese ist aber
kein Verlass. Es gibt keine richtigen Buspläne und manchmal wartet man auch mal
eine Stunde auf den Bus. Zu Fuß ist man also in jedem Fall schneller. Linienbustickets
bekommt man in den Tabakläden, sie kosten 1, 50 Euro pro Stück. Der Flughafenbus
und auch die Puhlmannbusse in andere Städte (vom Hbf aus) fahren pünktlich ab
und sind gut organisiert. Tickets gibt´s direkt beim Fahrer. Auch die Züge kann man
gut benutzen. Tickets am Hbf am Automaten oder am Schalter. Insgesamt sind die
Verkehrsmittel nicht sehr teuer.
4. Handy: ich hatte eine Prepaid- Karte von Wind und habe monatlich 9 Euro für 300
frei Sms, 300 Minuten telefonieren und 2 Giga Internet bezahlt. Über die Anbieter
TIM oder Vodafone findet man aber auch günstige Angebote.
Tipps für die Freizeitgestaltung
In Palermo gibt es super viele schöne Orte, die sehenswert sind. Neben den zahlreichen kleinen und
großen Kirchen empfehle ich
1. Sehenswürdigkeiten: Normannenpalast, Kathedrale, Lo Spasimo, Vuccieria, BalleròMarkt, Piazza di Vergogna, Teatro Massimo, Politeama, Monte Pelligrino, Castello lo
Zisa, Villa Giulia, Foro Italico, Mondello/ Capo Gallo ( Strand, etwas außerhalb)
2. Essen/ Trinken: Nautoskopio ( Strandbar), Trattoria Zia Pina, Cioccolateria Lorenzo,
Antica Focacceria San Francesco, Pasticceria Cappello, Mod Café, Ferro di Cavallo,
Ristaurante al Maccheronai, Vesper Café, U Siciliano, Brioscià, für den Apperitivo (
Getränk und kostenlos kleine Häppchen täglich von 19-21): Campagneria, Via
Chiavettieri
3. Die Touristeninfo in der Via Maqueda ist super organisiert und informiert über
Konzerte, Veranstaltungen, Ausflüge und andere Angebote (www.karasicilia.it )
Auf Sizilien lohnt sich ein Ausflug nach: Lo Zingero (Naturreservoir), Castellamare di Golfo, San Vito lo
Capo, Siracusa, Favignana (Insel), Agrigento mit dem Tempeldorf, Scala die Turchi, Catania, Etna
(Vulkan), Taomina, Trapani, Cefalú, Ragusa.
Fazit
Palermo als Erasmus- Stadt ist super wenn man Meer, Sonne, gute Laune, vielfältige Kultur, gutes
Essen, aufgeschlossene Sizilianer und Natur mag.
Man muss sich aber bewusst sein, dass man im Studium nicht viel dazulernt und auch sehr geduldig
mit allen offiziellen Einrichtungen und öffentlichen Verkehrsmitteln sein muss.
Die sizilianischen Uhren ticken viel langsamer und die sizilianische Mentalität ist ganz anders als die
der übrigen Italiener und erst recht der organisierten Deutschen.
Dafür sind sie sehr spontan, herzlich und lustig, sodass man viele schön, unerwartete Erfahrungen
macht und leicht Freundschaften schließen kann.
Als Mädchen sollte man sich auf die aufdringlichen Anmachen der Sizilianer gefasst machen.
Außerdem gibt es viel Armut, Müll, Verkehrschaos, Lärm, Korruption und man muss immer auf seine
Sachen aufpassen, wie in jeder Großstadt.
In jedem Fall lohnt es sich sein Erspartes in viele Ausflüge zu investieren, die Insel hat so viele
wunderschöne Orte und Naturparks.
Zudem ist es eigentlich nicht so wichtig wo man sein Auslandssemester macht, sondern dass man
sich auf ein Abenteuer in einem anderen Land mit einer neuen Sprache einlässt, denn man lernt so
viel über sich selbst, wird selbstständiger und selbstbewusster, lernt viele interessante Leute kennen
und wird von so vielen neuen Eindrücken inspiriert. Ich kann diese Erfahrung nur weiterempfehlen!