Statement Norbert Wolf zum VW-Skandal

28. September 2015
Wie geht die Steyler Bank als ethisch-nachhaltiger Investor mit ihren VW-Investments um?
Ein Statement von Norbert Wolf, Geschäftsführer der Steyler Ethik Bank:
"Als der Skandal um diese manipulierten Abgaswerte bei VW in der vergangenen Woche bekannt wurde, hat sich
unser Steyler Fair und Nachhaltig-Aktienfonds von seinen VW-Aktien getrennt. Ein solch anlassbezogener Verkauf
von Aktien hat immer zugleich zwei Gründe: finanztechnisch, um die Verluste zu begrenzen, und ethisch, da wir als
älteste ethische Bank Deutschlands unseren Kunden versprechen, nur in wirklich nachhaltige Unternehmen zu
investieren. (Volkswagen hatte bislang hervorragende Nachhaltigkeitsratings und das Fehlverhalten in Form von
vorsätzlichen Manipulationen war nicht erkennbar.)
VW hat die manipulierten Abgaswerte als „grünes“ Marketinginstrument eingesetzt und dafür gegen jegliche Regeln
von Unternehmensethik und Compliance verstoßen und sogar noch wissentlich eine höhere CO2-Belastung in Kauf
genommen. Somit ist VW kein Klassenbester mehr in puncto Umweltmanagement und Guter Unternehmensführung
und verstößt zudem gegen das Steyler Ausschlusskriterium „kontroverses Umweltverhalten“ – drei gute Gründe für
ein Divestment.
Wie gehen wir nach der Trennung weiter mit Volkswagen um? Wir werden uns in unserem Ethik-Anlagerat noch
einmal umfassend mit den Vorgängen auseinandersetzen, um zu einer fundierten Bewertung zu gelangen. Sicherlich
wird Volkswagen bis auf Weiteres aus dem Anlage-Universum des Steyler Fair und Nachhaltig - Aktien
ausgeschlossen bleiben.
Eine Besonderheit der Steyler Fonds ist übrigens, dass wir uns nicht allein auf Nachhaltigkeitsratings und
Medienberichte verlassen. Zusätzlich greifen wir auf das Urteil von Ethik-Scouts zurück, um eigene Informationen
über Unternehmen zu erhalten, bei denen Warnsignale aufgetreten sind. Bei den Ethik-Scouts handelt es sich um ein
Netzwerk aus rund 100 Steyler Missionsschwestern und Missionaren, die in 70 Ländern zuhause sind. Sie überprüfen
vor Ort, ob Botschaft und Handeln übereinstimmen. Werden die Unternehmen überall ihrer Verantwortung für
Umwelt und Gesellschaft gerecht? Auch im Fall von VW bitten wir die Ethik-Scouts um ihre Mithilfe. VW hat seine
Produktionsstätten in insgesamt 13 Ländern: Deutschland, Portugal, Spanien, Polen, Slowakei, USA, Kanada,
Argentinien, Brasilien, Mexiko, Südafrika, China und Indien. Aktuell sind alle Ethik-Scouts in diesen Ländern
aufgerufen, der Steyler Ethik Bank noch weitere Informationen zu VW zu liefern. Nur am Rande wurde in den
vergangenen Tagen ja z.B. über Zwangsarbeiter in Brasilien in den 70er-Jahren berichtet. Die Steyler Bank will
diesen Themen mit Vor-Ort-Informationen noch mehr auf den Grund gehen und wird eingehende Berichte diese dem
Ethik-Anlagerat vorlegen, der das ethische Anlageuniversum der Steyler Ethik Bank festlegt. Die hoffentlich bald
eintreffenden Rückmeldungen aus den o.g. Ländern werden dem Ethik-Anlagerat in seiner Sitzung Ende Oktober
eine breite Entscheidungsgrundlage geben, um den VW-Konzern und sein Verhalten in den drei Kategorien Umwelt,
Soziales und Governance (gemessen an den ESG-Kriterien) sehr umfassend und über den Manipulationsfall in den
USA hinausgehend zu beurteilen."