VETERINÄR – UND GESUNDHEITSMANAGEMENT ANDREAS GR USS STEINBERG 9 D-94137 BAYER BACH TEL EFON: +49 (0)8536-1226 WEBSITE: WWW.PIGPORTA L.DE vgm-magazin A U S G A B E 3 / 0 8 CIRCO - Infektionen PCV2 Infektionen werden schon seit 1988 diagnostiziert, PMWS bereits zum ersten Mal 1991 in Kanada. Durch das porcine Circovirus (PCV2) allein oder in Kombination mit anderen Erregern (PCVAD) kommt es augenscheinlich zum Kümmern (PMWS: postweaning multisystemic wasting syndrome), zu Lungenentzündungen (porcine respiratory disease complex:PRDC), Ferkelzittern (CT: congenital tremor) Typ AII, Repro- duktions-störungen, Durchfall und Haut- sowie Nierenveränderungen (PDNS:Porcine Dermatitis and Nephropathy Syndrome ). IN DIESER AUSGABE: CIR COVIRUS– INFEKTIONEN; MIT NEUSTEN BERICHTEN VOM IPVS WELT KONGRESS FÜR SCH WEINEKRANKHEITEN IN DURBAN/ SÜDAFRIKA 2008 Was zum Ausbruch der PCV2-assoziierten Erkrankung führt, ist noch immer nicht genau bekannt. Einige Forscher konnten nachweisen, dass Infektionen und Impfungen sowie zootechnische Eingriffe (Kastration, Eiseninjektion, Ohrenmarken einziehen) als Stressoren zeitgleich mit akuten Circovirusinfektionen zum Ausbruch der Krankheitssymptome führen können. Circovirusinfektionen treten mittlerweile kaum noch im Merial und Intervet) wird diskutiert, welcher Impfstoff der bessere sei und wann und wie geimpft werden sollte. Laut den serologischen Untersuchungen von Robert Desrosiers (Boehringer Ingelheim Canada, Saint-Hyacinthe, Quebec, Canada) korrelierten die Antikörpertiter mit dem Impfzeitpunkt der Ferkel. Lebensalter der Ferkel zum Zeitpunkt der Impfung 26 d Titerhöhe 58 Tage nach der Impfung 1:680 40 d 1:985 52 d 1:2571 Saugferkelalter auf, sondern eher im Flatdeck und der Mast. Seit der Zulassung von Impfstoffen gegen PCV2 (Boehringer, Fort Dodge, Andere Untersuchungen, bei denen die Muttertiere geimpft wurden, zeigten PCV2-spezifische Immunzellen im Kolostrum bis über den 5. Tag nach der Geburt, so dass dadurch Hohe wirtschaftliche Verluste die Immunzellen auf die Saugferkel übertragen wurden. Kann man M.hyo und PRRS-Impfungen wegfallen lassen? Aufgrund der zusätzlichen Kosten werden Überlegungen dahingehend angestrengt welche anderen Impfungen, wie gegen Mycoplasmen und PRRS man eventuell wegfallen lassen könne. Aber gerade PCVAD (Porcine circovirus associated disease) kann sich als Komplex von Co-Infektionen in manchen Herden manifestieren. Dies bezieht sich unter anderem auf Durchfallgeschehen durch Salmonellen, die durch PCV2 begüns- tigt werden können (T. Opriessing,1 M. Roof,2 S.M. Layton,2 D.M. Madson,1 and P.G. Halbur1; 1Department of Veterinary Diagnostic and Production Animal Medicine, College of Veterinary Medicine, Iowa State;2008), wie auch Lungenerkrankungen durch Mycoplasma hyo. und PRRS-Geschehen, die ebenfalls durch PCV2 gefördert werden können. SEITE 2 PCV2 - Circovirus Die häufigsten Ko-Erreger der Circoviruserkrankung sind PRRSViren, die nach neueren Untersuchungen in gut 50 Prozent der Fälle nachzuweisen sind. Bereits auf Platz zwei folgt mit 35,5 Prozent der Fälle M.hyo, eine Tatsache, die bisher kaum berücksichtigt wurde, aber von großer Wichtigkeit für Impfstrategien ist. Versuche aus Holland (G.J. Wellenberg¹, F.T. Bouwkamp¹, P.J. v.d. Wolf¹, M. J. Mombarg2, A.L.W. de Gee¹ ¹Animal Health Service, Deventer, The Netherlands, 2Fort Dodge Animal Health, Naarden, The Netherlands) bestätigten, dass in den meisten Fällen eine PVC2 Infektion mit Mycoplasma hyo. und Pasteurelle multocida kombiniert auftraten. Mykoplasmen sind die wichtigsten Wegbereiter für virale und bakteriel- le Atemwegserreger. Auf diese Impfung zu verzichten würde bedeuten, aggressiven Erregern wie zum Beispiel Pasteurella multocida, Actinobacillus pleuropneumoniae, Circovirus und PRRS-Virus Tür und Tor zu öffnen. Um kurzfristig Geld zu sparen experimentiert so mancher Schweinehalter mit der M. hyo sowie PRRS Impfung und riskiert letztendlich weit höhere Verluste als die Kosten für eine Bestandsimpfung gegen PCV2, M.Hyo und PRRS ausmachen würden. Auch muss beachtet werden, dass laut Untersuchungen ein Öl in Wasser Adjuvants eines M. hyo Impfstoffes dazu beitragen kann das PCV2-Geschehen zu verstärken. Es sollten somit Impfsoffe mit wässrigen Lösungsmitteln eingesetzt werden. CIRCO-Impfung: Zu den Circo-Impfstoffen kann gesagt werden, dass sich alle verfügbaren Impfstoffe der Firmen Boehringer, Fort Dodge, Merial und Intervet in der Wirkung sehr ähneln. Probleme bereiten die Zulassungsbestimmungen, die es bisher nicht erlauben, dass jeder Impfstoff ohne Ausnahmegenehmigung den Sauen und Ferkeln verimpft werden darf. Der Impfstoff der Firma Boehringer ist laut Beipackzettel für Schweine ab dem 14. Lebenstag zulässig, was die Zuchtsauen damit einschließt. Er ist damit der zurzeit einzige Impfstoff gegen PCV2, mit dem ohne Ausnahmegenehmigung Sauen sowie Ferkel geimpft werden dürfen. Eine Bestandssanierung ist aber nur dadurch zu erreichen, in dem PDNS bei Mastschweinen Erhabene bis flächenförmige Hautrötungen mit Erhabenheiten, deren Mitte schwarz gefärbt ist. Meist an der Hinterhand, aber auch wie auf den Bildern zu sehen über den Körper verteilt. Aber immer mit Hauptzentrum an den Hinterläufen. VG M-MAGAZIN AUS GABE 3/08 SEITE PCV2/PDNS/PCVAD/PRDC In Japan konnte eine signifikante Reduzierung an circobedingten klinischen Erscheinungsbildern sowie eine Reduzierung der Sterblichkeit und der Kümmerer ab der 6. Lebenswoche beobachtet werden (Mali Miyashita1, Kenji Sauen und Ferkel geimpft werden. Bisherige Feldergebnisse: Eine süddeutsche Erzeugergemeinschaft hat 6.000 gegen Circo geimpfte Ferkel in einem Aufzuchtbetrieb ausgewertet. Dabei wurde festgestellt, dass der Verlust von 5% auf 1,5 % sank, obwohl die Ferkel aus verschiedenen Betrieben kamen. Die Ferkel wurden zuvor beim Erzeuger mit 21 Tagen geimpft und mit 4 Wochen abgesetzt. Oda2, Takeshi Yamaguchi1; 1Boehringer Ingelheim Vetmedica Japan Co., Ltd., Kawanishi, Japan; 2Research Institute for Animal Science in Biochemistry and Toxicology, Kanagawa, Japan). Versuche von François Cardinal (Les Consultants Avi-Porc, 1320 boul. Jean de Brébeuf, Drummondville, Québec, Canada, J2B 4T6) er- gaben, dass ein PCV2 “one shot Impfstoff” bessere Ergebnisse brachte als ein “two shot Impfstoff”, der nur einmal verabreicht wurde. Bei zweimaliger Verabreichung des “two shot Impfstoffes” gab es keine Unterschiede zum “one shot Impfstoff”. Ergänzend fand Tom Gillepsie (Rensselaer Swine Services, Rensselaer, Indiana, USA ) heraus, dass eine Impfung mit dem „one shot Impfstoff“ beim Absetzen zu einer signifikanten Reduzierung der Sterblichkeit führte sowie die Fettparameter günstig beeinflusst. Laut Berichten aus Frankreich sind 55% der Ferkelerzeugerbetriebe der Meinung, dass ihre Ferkel bei der Geburt lebhafter sind, nachdem die Muttertiere gegen PCV2 geimpft wurden (C. Delisle 1, G. Delisle 2, N. Bridoux 3, J.C. Thibault 3, S. Longo 4, F. Joisel 3 1ESITPA, Ecole d’Ingénieur en Agriculture, Rouen, France, 2 Cabinet vétérinaire du Clair-Matin, Bourg en Bresse, France; Paper Durban 2008). Außerdem zeichnete sich in Beständen mit geimpften Muttertieren eine höhere Rate an lebendgeborenen Ferkeln pro Wurf ab sowie ein Anstieg der abgesetzten Ferkel. In den USA wurde der finanzielle Vorteil in geimpften Herden auf US$ 9,85 pro Schwein berechnet. In anderen Versuchen wurden nach dem Absetzen ebenfalls die Verluste drastisch gesenkt und begleitende Durchfalls- Geschehen im Flatdeck traten nicht mehr auf. Die Ergebnisse in der Mast (geringeres Auseinanderwachsen und weniger Verluste) lassen hoffen, dass zukünftig in PCV2 immunisierten Betrieben mit einem geringeren Medikamenteneinsatz zu rechnen ist, denn in Mastanlagen, die geimpfte und ungeimpfte Partien parallel einstallten, konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der geimpften Tiere festgestellt werden. Messungen an Schlatschweinen gleichen Alters ergaben bei ge- Ergebnisse nach der Impfung gegen PCV2 impften Tieren ein durchschnittliches Gewicht von 107,3 kg gegenüber 104,8 kg bei nicht geimpften Mastschweinen (Malachy Young1, Gail Cunningham2, Ernest Sanford2; 1Gowans Consulting, Wainwright, Alberta, Canada, 2Boehringer Ingelheim Canada Ltd, Vetmedica Division,Burlington, Ontario, Canada, Paper IPVS Durban S.A. 2008). In manchen Mastbetrieben, die unter einer Verlustrate von 5-7 % zu leiden hatten, wurde diese nach einer konsequenten Impfung beim Ferkelerzeuger hal- biert. Selbst wenn die Ferkel erst im Flatdeck oder gar mit 25 – 30 kg geimpft wurden reichte der Impfschutz aus, um gleiche Ergebnisse zu erzielen und die Todesrate zu halbieren. In der Endmast (80 – 100kg) konnte bei geimpften Tieren eine Verlustrate von 2-3% allein in dieser Phase nahezu auf Null gesenkt werden. Andere Mäster hatten während der gesamten Mastperiode nur noch 1,5 % Ausfälle bei nahezu keinem Medikamenteneinsatz. Allerdings wurden die Ferkel dieser Betriebe weiterhin gegen Mycoplasmen (two shot) und PRRS geimpft. So zeigten Versuche bei über 2.000 Mastschweinen, dass eine Simultanimpfung gegen Circo, Mycoplasmen und PRRS sehr gute Erfolge bringt. Allerdings kam es bei einigen Betrieben in der Endmast zu einem vereinzelten Auftreten von PDNS, was die Diskussion anregt, ob und wie der Impfstoff auch gegen die Nierenvariante PDNS wirkt. 3 Veterinär – und Gesundheitsmanagement Andreas Gruss Steinberg 9 94137 Bayerbach Diagnose: 1. John Carr von der Murdoch University in Australien (vorher leitender Tierarzt der Garth Group in UK) konnte feststellen, dass bei PCV2 infizierten Tieren die Inguinal-Lypmphknoten gegenüber nicht infizierten Mastläufern und Mastschweinen vergrößert sind. So zeichnete sich ein InguinalLymphknoten eines PCV2 infizierten Tieres (Gewichtsklasse90 bis 110 kg) eine Länge von 66 mm und einer Breite von 35 mm auf. Telefon: +49 (0) 8536-1226 Fax: +49 (0) 8536-824 E-Mail: [email protected] Gesunde Sauen werfen vitale Ferkel, die zu frohwüchsigen Mastschweinen heranwachsen! Sie finden uns im Web: www.pig-portal.de 1: vergrößerter Lymphknoten 2: vergrößerte und wachsartige Niere 3: Hautpartie mit unregelmäßigen Hautlesionen, die ein schwarzes Zentrum aufweisen und typisch für PDNS sind. 2. Klinisches Bild 3. Virusnachweis SEITE Quellen: IPVS 2008, Durban S.A. Tom Gillepsie (Rensselaer Swine Services, Rensselaer, Indiana, USA 2008) Mauch C, Bilkei G: 53:69-74, 2004 Olvera A, Sibila M, Calsamiglia M, Segalés J, Domingo M: 117:75-80, 2004 Thomson JR, Higgins RJ, Smith WJ, Done SH: Pathol Clin Med. 49:430-437, 2002 Wellenberg G, De Jong et al. Holland: 2008 C. Delisle 1, G. Delisle 2, N. Bridoux 3, J.C. Thibault 3, S. Longo 4, F. Joisel 3 1ESITPA, Ecole d’Ingénieur en Agriculture, Rouen, France, 2 Cabinet vétérinaire du ClairMatin, Bourg en Bresse, France; Paper Durban 2008). Malachy Young et al. Vetmedica Division,Burlington, Ontario, Canada 2008). Kenji Research Institute for Animal Science in Biochemistry and Toxicology, Kanagawa, Japan 2008 T. Opriessing, Department of Veterinary Diagnostic and Production Animal Medicine, College of Veterinary Medicine, Iowa State;2008) 4 Therapie: Neben der Bestandsimpfung von Zuchtsauen (3-2 Wochen vor dem Geburtstermin) und Ferkeln (28.-52. Lebenstag) stehen Hygienemaßnahmen an erster Priorität. Hinzu kommen ein ausgewogenes, vitaminreiches Futter und optimale Stallwetterbedingungen. Es ist immer zu bedenken, dass Sekundärinfektionen, die auch von Bakterien ausgehen können, verhindert werden müssen (Unterbrechung der Infektionsketten!). Es erübrigt sich zu erwähnen, dass die Regeln über eine korrekte Anwendung von Impfstoffen unbedingt eingehalten werden müssen. Von Versuchen, aus Kostengründen Impfdosen zu halbieren, ist abzuraten, dies zeigten unlängst Versuche aus Frankreich. Wenn auch kurzzeitige Erfolge zu verbuchen sind, so reicht die Immunität kaum bis zur Endmast. Abschließend lässt sich sagen, dass die Impfung gegen Circoviren bedingte Krankheiten erfolgversprechend ist. Einmal in Bezug auf die Morbidität und die Mortalität sowie auf die Lebensmittelsicherheit im Besonderen, da der Medikamenteneinsatz drastisch gesenkt werden kann. Allerdings sollte nicht auf die M.hyo– und PRRS-Impfung verzichtet werden. Es beweist sich wieder einmal, dass Vorbeugen besser als Heilen ist. vgm-magazin 03/2008
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