Dr. phil. Rainer Wilkening · Fachpsychologe für Psychotherapie FSP Hertistrasse 5 · 7270 Davos Platz · Tel. 081 420 1988 Mail: [email protected] Internet: www.psychotherapie-davos.ch Niedriges Selbstwertgefühl überwinden Soziale Ängste entstehen durch die Überzeugung, von anderen wegen des eigenen Verhaltens oder bestimmter Symptome abgelehnt zu werden. Diese Überzeugungen entstehen vor dem Hintergrund von allgemeineren Einstellungen, die eine Person im Laufe ihres Lebens über sich selbst und andere Menschen entwickelt hat. Sie äußern sich in konkreten Situationen in Form von negativen automatischen Gedanken und sind häufig nicht bewusst. Die negativen Überzeugungen sind wie eine Brille, durch die hindurch das Verhalten anderer als Ablehnung und das eigene Verhalten als Blamage interpretiert wird. Die Aufmerksamkeit wird selektiv auf solche Aspekte gerichtet, die zu dieser Überzeugung passen – Überzeugungen die damit unvereinbar sind, werden herausgefiltert. Viele Personen mit Sozialen Phobien F40.10 erwarten auch deshalb eine Ablehnung, weil sie ein niedriges Selbstwertgefühl haben. Ein niedriges Selbstwertgefühl äussert sich in • einer verzerrten Selbstwahrnehmung, • einer verzerrten Interpretation der Reaktionen anderer und • überhöhten Ansprüche an das eigene Verhalten in sozialen Situationen. Verzerrte Selbstwahrnehmung. Aufgrund eines niedrigen Selbstwertgefühls achten Sie besonders auf solche Aspekte des Selbst, die Ihnen nicht gefallen, z. B. Charaktereigenschaften, Aussehen oder persönliche Schwächen. In sozialen Situationen konzentrieren Sie sich also auf das, was Sie falsch gemacht haben, und ignorieren das, was Sie richtig gemacht haben. Zudem nehmen Sie an, dass andere Sie in der gleichen Art und Weise wahrnehmen. Verzerrte Interpretation der Situation. Ein niedriges Selbstwertgefühl bewirkt auch, dass Sie Fehler auf eigenes Versagen zurückführen und die Schlussfolgerung ziehen, dass Sie als ganze Person nichts wert sind. Positive Aspekte werden abgewertet, so dass die Selbstkritik immer mehr überwiegt. Überhöhte Ansprüche an sich selbst. Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl haben oft den Eindruck, dass sie ihren eigenen Ansprüchen nicht genügen. Sie erwarten z. B. von sich, mit allen Problemen des Lebens fertig werden zu können, keine Schwächen zu zeigen, die Gefühle immer im Griff zu haben, der Mittelpunkt jeder Party zu sein, niemals ängstlich zu wirken und von jedem gemocht und geschätzt zu werden. Die Erwartungen sind unrealistisch hoch und führen dazu, dass die Personen fortlaufend unter Spannung und Versagensangst leiden. Veränderung eines niedrigen Selbstwertgefühls. Eine verzerrte Selbstwahrnehmung und Interpretation sozialer Situationen oder unrealistisch hohe Ansprüche äussern sich in konkreten Situationen als automatische Gedanken. 1. In einem ersten Schritt werden diese automatischen Gedanken durch Selbstbeobachtung bewusst gemacht. 2. In einem zweiten Schritt werden die in den automatischen Gedanken enthaltenen Bewertungsmuster und Überzeugungen analysiert, die das negative Selbstwertgefühl hervorrufen. 3. In einem dritten Schritt werden durch Übungen und Verhaltensexperimente neue Erfahrungen gesammelt, die Sie dazu anregen, sich auch die positiven Aspekte Ihrer Persönlichkeit bewusst zu machen und realistischere Bewertungsstandards zu entwickeln. 4. In einem vierten Schritt lernen Sie, diese „selbstbewussteren“ und realistischeren Überzeugungen im Alltag gezielt aufzubauen und zu festigen. © Rainer Wilkening, Juli 2015 / modifiziert nach Stangier, Heidenreich, Peitz: Soziale Phobien. Weinheim: Beltz PVU, 2009
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