Newsletter Spielraum-Lebensraum Juni 2016 Wiegestube Spielgruppe Kinderstube Liebe Eltern, liebe Freunde und Interessierte Ich möchte mich mit den Worten von Max Feigenwinter an Sie wenden- er war über viele Jahre Didaktiklehrer am Seminar in Sargans und hat dieses Jahr den Kulturpreis der Talgemeinschaft Sarganserland und Walensee erhalten. Fragen ir lernen Französisch, damit wir unsere Landsleute und ihre Kultur verstehen; W wir lernen Englisch, weil das die wirtschaftlichen Verhältnisse erfordern; wir lernen Grammatik, Interpunktion und Orthographie, weil dies zur Allgemeinbildung gehört. Wo aber lernen wir mit jenen sprechen, die uns ganz nahe stehen; wo und wie lernen wir sagen, dass wir uns angegriffen und verletzt, niedergeschlagen und einsam fühlen; müde oder verzweifelt, traurig oder glücklich sind; wo lernen wir sagen, was wir wünschen und brauchen; wo lernen wir, welche Form wann angemessen, welche Zeichen wann gesetzt und wie wir etwas sagen müssen, damit unser Gegenüber zuhört und versteht und versucht zu sagen, was ihm wichtig ist; und wo lernen wir zuhören und verstehen, was unser Gegenüber sagt oder sagen will und annehmen, dass es manchmal richtig ist zu schweigen und zu warten, bis sich alles beruhigt hat? Diese Zeilen berühren mich. Ich erlebe nämlich, dass in unseren Wiegestuben bereits die ganz kleinen Kinder in ihrem Spiel eine Ahnung und Gespür fürs andere besitzen. Sie rollen aufeinander zu, betrachten sich gegenseitig, berühren sich vielleicht sogar, geben und nehmen sich Dinge aus der Hand, beobachten das Tun des andern. Dazwischen suchen sie den Blickkontakt zu uns Erwachsenen, eine kurze Bestätigung dass sie sich wahrgenommen und gesehen fühlen. Das ist Sozialisation im besten Sinne. So entsteht Empathie und hier machen sie die Erfahrung, dass ihre Bedürfnisse wahrgenommen werden. Die erste Umgebung des Säuglings ist der Erwachsene. Aus diesem Grund ist es von Bedeutung wie unsere Interaktion aussieht. Nach und nach bildet das Kleinkind ein Bild von sich selbst in der Widerspiegelung beim Zusammensein mit uns Erwachsenen. Es lernt also nicht nur das Gegenüber besser kennen sondern vor allem auch sich selbst. Auf diesem Weg wird auch sein Selbstwertgefühl gebildet. Unter Selbstwertgefühl verstehen wir: Ich weiss wer ich bin, wie ich fühle und für was ich stehe. Der Dänische Pädagoge Jesper Juul hält das Selbstwertgefühl für das „Lebenselexier“ für gelingende Beziehungen. Aber was heisst das? Jesper Juul: Junge Eltern können jede Menge Selbstvertrauen haben in Bezug auf ihre praktischen Leistungen, beim Sport, in den Künsten, in Diskussionen, bei Computerspielen - und bei alledem doch zu wenig Selbstvertrauen als Eltern. Selbstvertrauen hat mit Können und Leistung zu tun - mit dem was wir machen können und gut machen. Selbstwertgefühl hängt damit zusammen, wer wird sind und wie wir dazu stehen, wer wir sind. Selbstwertgefühl hängt nahezu vollständig vom Elternhaus ab. Wenn unsere Eltern in unserer Kindheit Interesse für unsere Gedanken und Empathie für unsere Gefühle zeigen, unseren Reaktionen und unserem Verhalten mit Neugier begegnen, wissen wir, bis wir das Erwachsenenalter erreicht haben, eine Menge über uns. Und wir verfügen über ein realistisches Selbstbild. Wer gerne noch etwas mehr darüber erfahren möchte, findet ein interessantes Interview mit Jesper Juul hier: http://familylab.de/files/Artikel_PDFs/Presse_2016/Newsletter_06_2016/Leitwoelfe_sei n_-_Warum_Eltern_die_Fuehrung_ihrer_Kinder_uebernehmen_sollten.pdf Alle Wiegestubeleiterinnen haben schon erlebt, wie bei den schon etwas grösseren Kindern wundersame Dinge geschehen: ein Kind tröstet das andere, indem es ihm ein Lieblingsspielzeug bringt oder ein Konflikt wird ohne unser Dazutun auf kreative Weise von den Kindern selbst gelöst. Das Basteln, im Kreis sitzen und angeleitet werden darf also ruhig noch etwas warten! Apropos Wiegestubegruppen: Wussten Sie, dass wir zur Zeit 13 Gruppen pro Woche führen? Das ist eine ganz und gar erstaunliche Zahl und als ich letzte Woche die Gelegenheit erhielt, anlässlich des internationalen Kleinkindkongresses in Basel unsere Arbeit kurz vorzustellen, wurde die Wiegestube als „Blüte aus der Schweiz“ angekündigt. Ich finde dies ist ein wunderschöner Vergleich; ich würde aber sagen, dass sich diese Blüte aus vielen kleinen Blüten zusammensetzt, nämlich aus all den Kindern und ihren dazugehörenden Familien. Der Verein Spielraum- Lebensraum hat mit der Sandbank an einem Wettbewerb mitgemacht, wo Ideen, welche das Zusammenleben in der Region bereichern, mit einem Preisgeld belohnt werden. Wie es heute leider üblich ist, muss der Gewinner unter anderem auch mit Stimmen über ein Online-Voting herausragen. Wenn Sie uns also eine Freude bereiten wollen und die Sandbank in dieser Form unterstützen möchten, dann geben Sie uns bis Mitte Juni ihre Stimme unter www.sgkb.ch/150jahre/sandbank Wir danken Ihnen ganz herzlich und sind gespannt, wie die Jury entscheidet. Wir halten Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden... Ich wünsche Ihnen viele schöne Begegnungen und Freude in Ihrem Alltag. Eine Annäherung an die Welt des Kindes erfordert Empathie, die Wertschätzung der Wahrnehmung und Gefühle der Kinder und ein Interesse daran, die Sicht der Kinder auf ihre Welt zu verstehen. Friederike Heinzel Liebe Grüsse Jeannette Berger
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