DATEN UND FAKTEN VERZEHR VON FLEISCHERZEUGNISSEN INTERESSENVERTRETUNG SERVICE ORGANISATIONEN PRO-KOPF-VERZEHR 2014 IN KG Wurst und sonstige Fleischerzeugnisse Brühwurst 7,0 Schinken 4,8 Fleischpastete/ Rouladen 0,4 Braten 0,2 Aspik/Sülze 0,8 29,5 kg Rohwurst 5,2 Speck 0,7 Aufschnitt 0,9 Kochwurst 2,6 Bratwurst 2,7 Würstchen 4,2 DFV 2015 41 Verzehr von Fleischerzeugnissen 29,5 Kilogramm panel den gesamten Außer-Haus-Verzehr nicht abbildet, geht der DFV bei seinen Schätzungen davon aus, dass sich der Ge- Mit dem Fleischverzehr insgesamt ist samtmarkt für beide Warengruppen, je- 2014 auch der Konsum von Wurstwaren doch mit einem leichten Übergewicht von und sonstigen Fleischerzeugnissen, wie Fleisch, zurückentwickelt hat. Schinken oder Pasteten, leicht zurückgegangen. Von der insgesamt zum Verzehr zur Verfügung stehenden Fleischmenge ging nach Den Versorgungsbilanzen der Bundes- den Berechnungen des DFV geringfügig anstalt für Landwirtschaft und Ernährung mehr als die Hälfte in die Verarbeitung zu (BLE) und dem Statistischen Bundesamt Fleischerzeugnissen. Zusammen genom- Destatis zufolge, ist die insgesamt für den men wurden danach im letzten Jahr 2,393 Verzehr von Frischfleisch oder von Fleisch- Millionen Tonnen Fleischerzeugnisse ver- verarbeitungsprodukten zur Verfügung zehrt, das entspricht pro Kopf der Bevölke- stehende Menge im letzten Jahr um 0,3 Pro- rung 29,5 Kilogramm im Durchschnitt. zent auf 4,891 Millionen Tonnen gesunken. Das Verbraucherpanel der GfK-Panelservices weist einen Rückgang der Nachfrage der 1.500 Wurstsorten in Deutschland privaten Haushalte in Deutschland nach Fleischwaren und Wurst von 1,5 Prozent In Deutschland gibt es mit regionalen und nach Fleisch einschließlich Geflügel Schwerpunkten über 1.500 verschiedene von 1,7 Prozent aus. Da das Haushalts- Wurstsorten und sonstige Fleischerzeug- VERZEHR VON FLEISCHERZEUGNISSEN nisse, die sich in Herstellung, Zusammen- Brühwürste am beliebtesten setzung, Aussehen und Geschmack unterscheiden. Ständig kommen neue Kreationen Unterstellt man, dass die Vorlieben nach hinzu. Die Garanten dieser weltweit einzig- bestimmten Würsten oder Fleischerzeug- artigen Vielfalt sind die handwerklichen nissen beim gesamten Wurstverzehr genau- Fleischereien mit ihren betriebsindividuel- so sind, wie die Struktur der Einkaufsmengen der privaten Haushalte in Deutschland, len und regionalen Spezialitäten. dann stehen traditionell die Brühwurste 42 Es besteht eine starke emotionale Bindung an der Spitze der Beliebtheitsskala. Von den der Bevölkerung in den Regionen zu ihren 29,5 Kilogramm Wurst- und Fleischwaren- traditionellen Fleischerzeugnissen. Regio- verzehr insgesamt entfielen im letzten Jahr nale Fleisch- und Wurstspezialitäten sind 7,0 Kilogramm auf Brühwürste. Die belieb- über die Landesgrenzen hinaus imageprä- testen Sorten sind die Fleischwurst oder gend für bestimmte Gegenden oder Land- Lyoner, gefolgt von Sorten wie Schinken- striche. Beispiele sind der Schwarzwälder oder Jagdwurst, Bierschinken und Fleisch- Schinken, das Frankfurter Würstchen, der oder Leberkäs. Regional betrachtet, ist der Pfälzer Saumagen oder die oberhessische Verzehr an Brühwurst am höchsten in Süd- Ahle Worscht. Fast jede Region in Deutsch- deutschland. land hat ihre traditionellen Originale, die bei der dortigen Bevölkerung, Kennern oder Technologisch gesehen zählen zur Brüh- Wurstliebhabern Kultstatus besitzen. Einige wurst auch die Würstchen. Rechnet man Bezeichnungen solcher Produkte, wie die den Verzehr von Frankfurtern, Wienern, Nürnberger und Thüringer Rostbratwurst Rinds- oder Bockwürstchen noch hinzu, oder der Holsteiner Katenschinken, sind als dann konzentrierte sich auch 2014 ein geographische Herkunftsangabe geschützt. Drittel des deutschen Wurst- und Fleischwarenverzehrs allein auf die Brühwurst. Eine derart hohe Präferenz für eine einzelne Gruppe ist einmalig in Europa. EINKAUFSMENGEN PRIVATER HAUSHALTE AN FLEISCHWAREN UND WURST (Mengenanteil in %) Brühwurst Rohwurst Kochwurst Würstchen Bratwurst Schinken Aufschnitt Speck Aspikwaren / Sülzen Braten Fleischpasteten / Rouladen 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2013 2014 22,5 17,5 11,8 11,3 4,1 12,6 8,2 4,2 3,1 1,1 0,7 24,7 18,0 10,4 12,4 4,3 12,9 8,4 4,1 3,0 1,0 0,8 22,3 16,0 11,1 13,2 8,8 12,3 7,8 3,8 2,9 0,9 0,9 23,3 16,8 10,5 13,8 9,3 13,4 5,2 3,0 2,9 0,9 0,9 23,1 17,7 9,2 13,1 8,5 16,5 3,5 3,1 3,0 0,7 1,6 24,1 17,8 8,9 14,0 8,7 16,6 2,8 2,3 3,0 0,6 1,2 24,1 17,9 9,0 13,6 8,9 16,2 3,1 2,5 2,8 0,8 1,1 24,2 17,9 9,0 13,7 8,9 15,7 3,0 2,4 3,0 0,9 1,3 Quelle: AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels; DFV eigene Berechnung DATEN UND FAKTEN INTERESSENVERTRETUNG SERVICE ORGANISATIONEN Der zweithöchste Pro-Kopf-Verzehr war im Zeitablauf nur wenig verändert. Die Prä- mit 5,2 Kilogramm erneut bei Rohwürsten ferenzen sind deutlich und die Nachfrage- wie Salami oder Mettwurst festzustellen, strukturen überwiegend dauerhaft geprägt. gefolgt von Schinken mit 4,8 Kilogramm. Diese Interpretation beruht auf Analysen Die Salami war im letzten Jahr die belieb- AMI Agrarmarkt-Informationsgesellschaft teste Wurstsorte bei den Einkäufen für zu- auf der Grundlage der Aufzeichnungen hause, kurz danach kommt der Koch- von 13.000 Privathaushalten in Deutschland, schinken, gefolgt von Fleischwurst, rohem die von der GfK-Panelservices, Nürnberg, Schinken und Leberwurst. ausgewertet werden. Der Schinkenverzehr verteilt sich zu 2,6 Kilo- Dementsprechend sind die auf Brüh- oder gramm auf gekochten und zu 2,2 Kilo- Rohwürste entfallenden Anteile an den gramm auf rohen Schinken. Nicht zuletzt Einkaufsmengen der Privathaushalte in aufgrund des deutlichen Preisgefälles zu Deutschland in den letzten beiden Jahr- rohem Schinken und seinen vielfältigen Ver- zehnten im Wesentlichen unverändert ge- wendungsmöglichkeiten in der Küche wird blieben. Langfristige Verlagerungen der Kochschinken etwas stärker nachgefragt. Nachfrage zeigen sich bei Schinken, Würstchen und Bratwurst, die im Zeitablauf Auf Würstchen entfielen im letzten Jahr in der Verbrauchergunst gestiegen sind. 4,2 Kilogramm und auf Bratwürste 2,7 Kilo- Tendenziell verloren haben dagegen Koch- gramm der Verzehrs von Fleischerzeug- würste und Speck. nissen. Bei einem Produktgewicht von 80 Gramm hat damit jeder Bundesbürger Die deutlichste längerfristige Veränderung im Durchschnitt pro Woche ein Würstchen ist bei der Bratwurst zu beobachten, deren verspeist oder alle vierzehn Tage eine Brat- Anteil an den Einkaufsmengen sich von wurst. 4,3 Prozent im Jahre 1990 auf 8,9 Prozent im letzten Jahr mehr als verdoppelt hat. Gerade bei Bratwurst dürfte der Außer-Haus- Nachfragestruktur fest geprägt Verzehr die Haushaltseinkäufe noch bei weitem toppen. Nicht nur auf Volksfesten, auch beim Imbiss oder der Essensauswahl Bei den Einkäufen der deutschen Privat- in Kantinen nimmt die Bratwurst eine Spit- haushalte hat sich an der Vorliebe für ein- zenposition ein. Stände mit Rostbratwurst zelne Wurst- oder Fleischwarengruppen sind in Thüringen oder Nürnberg fester ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSFORMEN VON FLEISCHERZEUGNISSEN (Anteile an den Einkäufen privater Haushalte in %) Angebotsform 1990 1995 2000 2005 2010 2013 2014 lose vorverpackt Konserven 61,0 30,4 8,6 60,0 33,3 6,7 51,6 43,2 5,2 32,4 62,3 5,3 30,3 64,1 5,6 29,7 65,1 5,1 18,9 66,1 5,0 Quelle: AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels; DFV eigene Berechnung 43 VERZEHR VON FLEISCHERZEUGNISSEN Bestandteil des Landschafts- oder Stadtbildes. Die Bratwürste haben in ihrer geografischen Heimat Kultstatus und einen Vorverpackte Fleischerzeugnisse wieder stärker gefragt vergleichbar hohen Stellenwert, wie in Ber- Der langfristige Trend zu SB-verpackten lin oder in rheinischen Großstädten die Fleischerzeugnissen hat 2014 wieder neuen Curry-Wurst. Auftrieb erhalten. Insgesamt haben die Privathaushalte in Deutschland 66,1 Pro- Würstchen stehen sowohl bei den Ein- zent der Fleisch- und Wurstwaren in vor- käufen der privaten Haushalte als auch im verpackter Form eingekauft, im Vorjahr Außer-Haus-Bereich ebenfalls dauerhaft waren es noch 65,1 Prozent der gesamten hoch im Kurs. Die Nachfrage nach Würst- Einkaufsmenge. chen ist in den zurückliegenden Jahren 44 langsam aber stetig gestiegen, was nicht zu- Die Haushaltnachfrage nach Fleischwaren letzt auf die gewachsene Angebotsvielfalt und Wurst hat sich in den letzten beiden von Würstchen im Lebensmittelhandel zu- Jahrzehnten zunehmend auf vorverpackte rückzuführen ist. Daneben sind Frankfur- Fleischerzeugnisse verlagert. Das Einkaufs- ter oder Wiener feste Größen beim Imbiss, verhalten stand in direktem Zusammenhang in Gaststätten und in der Gemeinschafts- mit der Strukturentwicklung im Lebens- verpflegung. mitteleinzelhandel und der ungebremsten, flächendeckenden Verbreitung von Dis- Auch 2014 zeigt sich ein nur leicht ver- countern mit ihren SB-Angeboten. Vor vier ändertes Einkaufsverhalten für den Verzehr Jahren schien zumindest der Discount- zuhause. Einer etwas gesunkenen Bedeu- trend an seine Grenzen gestoßen zu sein. tung von Schinken, gemischtem Aufschnitt Die Nachfrage nach vergleichsweise preis- und Speck stehen etwas höhere Anteile günstigeren vorverpackten Fleischerzeug- von Aspikwaren und Sülzen, Fleischpaste- nissen erhielt allerdings wieder neuen Auf- ten und Rouladen, kalten Braten, Würst- trieb infolge der inzwischen wieder spür- chen und Brühwurst gegenüber. bar gestiegenen Verkaufspreise von Fleisch- FLEISCHWAREN UND WURST NACH ABGABEFORMEN 2014 Einkaufsmengen privater Haushalte an Fleischwaren und Wurst Brühwurst Rohwurst Kochwurst Würstchen Bratwurst Schinken Aufschnitt Speck Aspikwaren / Sülzen Braten Fleischpasteten / Rouladen Insgesamt (in %) lose vorverpackt Konserven 30,9 26,7 41,8 18,7 25,8 20,2 73,7 14,8 42,6 47,2 22,8 28,9 66,3 73,1 49,7 61,9 73,9 79,6 26,3 85,2 38,2 52,8 75,2 66,1 2,8 0,2 8,5 19,5 0,3 0,2 – – 19,2 – 2,1 5,0 Quelle: AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels; DFV eigene Berechnung DATEN UND FAKTEN INTERESSENVERTRETUNG SERVICE ORGANISATIONEN waren und Wurst. Im zurückliegenden Jahr war dann trotz hoher Preisstabilität ein weiterer Marktanteilsgewinn von vorverpackten Fleischerzeugnissen festzustellen. Die Gewinner waren aber wie schon im letzten Jahr nicht mehr die Discounter, sondern die SB-Warenhäuser und Lebensmittel-Vollsortimenter wie Super- und Verbrauchermärkte. Marktanteile verloren haben dagegen Metzgereien, was auch auf deren verringerte Anzahl zurückzuführen ist, und die restlichen Einkaufsstätten. Insgesamt hat sich der SB-Anteil an den Haushaltseinkäufen seit 1990 mehr als verdoppelt, der Anteil von loser Bedienungsware dagegen mehr als halbiert. Dominant sind lose Fleischerzeugnisse im Bereich Aufschnitt oder Braten, relativ stark vertreten ist die Bedienungsware bei Aspikwaren und Sülzen, sowie bei Kochwurst und Brühwurst. Würstchen waren lange Zeit eine Domäne der Konserven. Mittlerweile werden Würstchen dreimal so häufig in Folienverpackung eingekauft als in Dose oder Glas. 45
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